Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu APEX BA 1200 Endstufe


von Lutz W. (lutz_w)



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Hallo,
ich hätte zu dem angehängten Schaltbild mal eine Frage.
Und zwar seht ihr in der Bildmitte zwischen den beiden Ermittern der 
Treibertransistoren den Widerstand 47 Ohm 2 Watt. Nun ist diese 
Schaltungsart aber ziemlich selten. Die meisten Endstufen haben dort je 
einen Widerstand von ca. 100 bis 200 ohm, der jeweils an der 
Mittelschiene liegt. Oder aber einen Widerstand zwischen den Emittern 
und parallel dazu je einen halb so großen Widerstand an der 
Mittelschiene. Das gezeigte Schaltungsprinzip kann man im Netz kaum 
finden, geschweige denn, eine Erläuterung dazu. Auf einer russischen 
Forumseite hat einer mal gefragt, warum der 47 ohm Widerstand bei ihm so 
heiß wird und ob das normal wäre. Aber auch der hat keine Antwort 
bekommen. Hat schon mal jemand so etwas gebaut? Was würde passieren, 
wenn von den Emittern je ein 120 Ohm  Widerstand an die Mittelschiene 
gelegt würde?
Auch gefällt mir an diesem Schaltbild nicht, daß die Endtransistoren 
ohne jeden Basiswiderstand am Treiber hängen und dafür einen (an dieser 
Stelle) ziemlich großen Emitterwiderstand haben. 1 Ohm ist mir da 
zuviel. Üblicherweise sieht man dort 0,22 bis 0,47 Ohm. Ich nehme 2,2 
Ohm an die Basis und 0,33 Ohm als Emitterwiderstand. Als Plan schwebt 
mir vor, den 47 Ohm Widerstand durch 56 Ohm zu ersetzen. Vielleicht weiß 
ja jemand, wie das kalkuliert wird.
Noch kurz ne kleine Erklärung zu meinem Problem. Ich habe mich zu dieser 
Endstufe hingezogen gefühlt, weil ich hier einen "toten" PA Verstärker 
auf dem Tisch habe, der ein völlig intaktes Netzteil mit einem 1,3 kW 
Netztrafo hat. Nach den Sieb-Elkos steht eine symmetrische Spannung von 
+ / - 88 V zur Verfügung mit einer Abweichung von 0,1 V. Die meisten 
Endstufen arbeiten aber mit 65 bis 75 V. Deshalb soll es diese Schaltung 
werden...schon weil ich alle erforderlichen Teile in rauhen Mengen 
daliegen habe.

Würde mich freuen, wenn jemand über dieses Thema mit mir reden würde. In 
der Suchfunktion gibt es das Problem natürlich nicht.

Grüße und Danke im Voraus

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

hier (es gibt noch zwei andere tolle Bücher zum Thema, die ich gerade 
nicht auf dem Schirm habe)

http://milas.spb.ru/%7Ekmg/files/literature/Designing%20Audio%20Power%20Amplifiers.pdf

Figure 10.15 page 208, 14.10 page 292 wurde das als 3-fach-Stufe auch so 
gemacht wie mit dem 47 Ohm Widerstand da oben. Bestimmt wird da auch 
erklärt, wieso und wofür das gut ist.

Die Emitterwiderstände sind mit 1 Ohm relativ groß. Allerdings soll sich 
der Strom möglichst gleichmäßig auf die 9 Transistoren aufteilen, damit 
keiner zu viel Leistung umsetzen muß. Verkleinerst Du sie, wird der eine 
oder andere mehr Strom tragen müssen, was insbesondere bei der hohen 
Spannung zum zweiten Durchbruch führen kann, wie es vielleicht Deiner 
defekten Endstufe passiert ist, da sie vielleicht nicht genügend auf 
Sicherheit ausgelegt war. Außerdem geht es dabei noch um die thermische 
Stabilität und Exemplarstreuungen nebenbei. Warum da 1 Ohm eingebaut 
wurde, wird schon seinen Grund haben, auch wenn es experimentell 
ermittelt wurde.

Hier
https://sound-au.com/project117.htm
ist es so gemacht, wie Du dachtest, auch das scheint zu funktionieren, 
zumal sogar 135 V anliegen sollen. Ist wohl Geschmackssache wie De 
Dion-Hinterachsen oder Dijon-Senf.

Aber du kannst alles auf Deinem Experimentiertisch machen, Teile hast Du 
ja im Überfluß da und eine Schutzbrille auch. Ohne DC-Servo wird das 
richtig spannend...

Wer mag, kann natürlich den Verstärker mal durchrechnen.

mfG

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Lutz W. schrieb:
> Und zwar seht ihr in der Bildmitte zwischen den beiden Ermittern der
> Treibertransistoren den Widerstand 47 Ohm 2 Watt. Nun ist diese
> Schaltungsart aber ziemlich selten. Die meisten Endstufen haben dort je
> einen Widerstand von ca. 100 bis 200 ohm, der jeweils an der
> Mittelschiene liegt.

Dann hast Du wohl noch nicht allzu viele Schaltungen gesehen, Diese 
Verschaltung kenne ich seit Jahrzehnten. Sie hat den Vorteil dass die 
Endstufentransistoren auch mit neg Basisstrom (für die pos Halbwelle) 
resp pos Basisstrom (neg Halbwelle) ausgeräumt werden. Damit wird die 
Gefahr von crossover conduction reduziert. Wenn dieser Widerstand 
qualmt, ist etwas faul in der Schaltung.
Bei der angegebenen aberwitzigen Betriebsspannung würde ich auf keinen 
Fall an den Emitterwiderständen herumpfuschen, das wurde ja bereits 
erwähnt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die Betriebsspannung ist völlig normal für 'ne dickere Endstufe, sonst 
kriegt man bei 8 Ohm einfach nicht genug Strom durch die Pappen.

Die Emitterwiderstände ließen sich nur verkleinern, wenn man gematchte 
Transistoren (im Stromverstärker) verwendet. Ansonsten zieht sich der 
heißeste Transistor den meisten Strom, wird noch heißer, zieht noch mehr 
Strom und irgendwann platzt ihm der Arsch.

Das im Spannungsverstärker eingesetzte Transistorpaar (2SA1943/2SC5200) 
reicht übrigens alleine für 'ne 100Wrms Endstufe...

Der Vorteil dieser Schaltung mit dem nicht mit dem Ausgang gekoppelten 
Spannungsverstärker ist, daß Verzerrungen um den Nulldurchgang besser 
ausgeregelt werden sollten, weil der Stromverstärker immer das einzige 
wirksame Teil ist. Bei der Schaltungsvariante mit gekoppeltem 
Spannungsverstärker übernimmt dieser bei geringer Leistung einen Teil 
der Last und der Stromverstärker ist nicht alleine aktiv. Nachteil: Die 
Endstufe muss ständig die 2x 0,6V B-E-Spannung des Stromverstärkers 
ausregeln, daher gibts evtl. eine erhöhte Schwingneigung.

von MaWin (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Treibertransistoren den Widerstand 47 Ohm 2 Watt. Nun ist diese
> Schaltungsart aber ziemlich selten.

Nö.

>  Die meisten Endstufen haben dort je
> einen Widerstand von ca. 100 bis 200 ohm, der jeweils an der
> Mittelschiene liegt.

Das ist dasselbe, nur überflüssig aufwändig und schwächer dimensioniert.

Jeder Darlington (und die Ausgangsstufe bildet einen Darlington) 
arbeitet besser, wenn er bei sinkender Ansteuerung über einen Widerstand 
ausgeräumt wird.

Ob der nun zum Ausgang führt und über die Summe der gegenpoligen 
Endtransistoren bedient wird, oder nur zum gegenpoligen 
Treibertransistor führt, ist funktional egal.

47 Ohm bei ca. 2.8V macht unter 0.18W, statisch ist der Widerstand also 
ausreichend. Dynamisch wird es auch passen, es sei denn, die Endstufe 
schwingt hochfrequent.

von Lutz W. (lutz_w)


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Hallo und danke für die aufklärenden Antworten. Natürlich sind meine 
End- und Treibertransis ge-mached. Und daß die beiden Treiber allein 
schon eine Endstufe sind weiß ich auch. Ein wenig kenn ich mich schon 
aus, aber von 100 Endstufenschaltbildern haben nur 5 so ein 
Schaltungsprinzip. Daß bei dem Kollegen mit dem heißen 47er irgendwas 
schwingen könnte, habe ich auch schon vermutet.
Ich würde also eure Antworten so zusammenfassen:
An den Emitterwiderständen eher nicht rum fummeln.
Und wie sieht es mit den Basiswiderständen aus? Üblicherweise trifft man 
da statt der durchgehenden Basisschiene auf Widerstände von 2,2 bis 10 
Ohm. Ist es verkehrt solche vorzusehen? Die Endstufe soll nicht, wie es 
dauernd bei sowas gemacht wird, auf 1,2kW getrimmt werden. Deshalb 
gefiel mir auch die schon eingebaute Strombegrenzung, die die ganzen 
2000 im Netz zu findenden Schaltungen von 2kW und mehr schon mal gar 
nicht haben. Den Einsatzpunkt dieser Begrenzung würde ich mir selbst 
ausrechnen und anpassen. In den neuesten Schaltbildern des BA 1200 wurde 
der Ruhestromtransistor BD139 inzwischen durch einen Darlington ersetzt 
(BD 681 glaub ich) und 2 Potis für Bias und Offset eingefügt. Das ist 
auch nicht bei allen Projekten üblich. Natürlich habe ich Respekt vor 
dieser hohen Betriebsspannung. Bei 180 V wird es im Fehlerfall ganz 
schön krachen und qualmen.

Vielen Dank euch erstmal und schöne Restpfingsten
Grüße

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> 2 Potis für Bias und Offset [..]
> Das ist auch nicht bei allen Projekten üblich.
Doch, normalerweise ist das gerade bei Selbstbau-Vorlagen üblich. Wenn 
man so eine Endstufe repariert und z.B. alle Transistoren des 
Stromverstärkers tauschen muß, muß hinterher der Ruhestrom kontrolliert 
werden. Meistens passt der nämlich nicht mehr und bei "potilosen" 
Endstufen muß man dann erst einmal herumsuchen, ob noch andere Fehler 
vorliegen oder ob man den Ruhestrom nun durch die Anpassung weiterer 
Teile einstellen muß.

> Bei 180 V wird es im Fehlerfall ganz schön krachen und qualmen.
Im Schaltplan sinds 220V (+-110Vdc). Find ich übrigens für die 2SA1943 
und 2SC5200 ganz schön riskant, wenn ich mich recht erinnere vertragen 
die nur 230Vce.

Der Effekt bei Defekt ist aber weniger schlimm als Du meinst, da die 
defekte Endstufe sofort das Netzteil kurzschließt und damit dessen 
Schutzschaltung auslöst bzw. bei den großen Ringkerntrafos fliegt der 
16A-LSS im Sicherungskasten Deiner Bude. Der Stromverstärker ist 
leistungsstark genug, um den Trafo bis zum Auslösen des 16A LSS 
kurzzuschließen ohne Schaden zu nehmen (selbst schon bei einer TA2400 
gesehen). Evtl. platzen 2..3 Transistoren auf, aber groß qualmen können 
kleinere Endstufen besser. Da fließt nicht genug Strom um die 
Netzsicherung auszulösen, aber mehr als genug um alle möglichen Bauteile 
oder die Platine selbst abzufackeln.

Der Schaltplan der TA2400 ist übrigens wirklich etwas tricky, dort wird 
eine mit dem Ausgangssignal mitlaufende Betriebsspannung verwendet, 
damit ein vergleichsweise kleiner OpAmp-IC eine 1,2kW Endstufe steuern 
kann.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Von einem Schema, welches man nicht begriffen hat kann man lernen indem 
man es in eine Simulation gibt und die Werte variiert. APEX kann etwas 
und ist erfolgreich mit ihren Verstaerkern, da ist sicher etwas zu 
lernen

von Hoorst (Gast)


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Ben B. schrieb:
>> Bei 180 V wird es im Fehlerfall ganz schön krachen und qualmen.
> Im Schaltplan sinds 220V (+-110Vdc).

Hmm, wenn das noch etwas weiter aufbohrt, kann man sich den Trafo sparen 
;)

(duck und weg)

von Lutz W. (lutz_w)


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Hoorst schrieb:
> Ben B. schrieb:
>>> Bei 180 V wird es im Fehlerfall ganz schön krachen und qualmen.
>> Im Schaltplan sinds 220V (+-110Vdc).
>
> Hmm, wenn das noch etwas weiter aufbohrt, kann man sich den Trafo sparen

Ich glaube, das mit dem Trafo sparen liegt gar nicht in so entfernter 
Zukunft  :-)
Mein Netzteil hat aber "nur" +- 88Vdc. Es gibt aber nur selten 
Schaltpläne, die über 80V angegeben sind UND einfach gestrickt sind. Die 
verbrannten Platinen des Crest kann ich aber nicht nachfertigen, schon 
weil sie zweiseitig gedruckt waren. Sonst hätte ich das nur neu gemacht 
und fertig. Der Crest ist an Überhitzung durch Dreck und Staub 
gestorben. Wenn ich die defekten Teile alle neu gekauft hätte, hätt ich 
auch ne neue Endstufe bei Thomann dafür bekommen.

Grüße

von Lutz W. (lutz_w)


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Christian S. schrieb:
> Hallo,
>
> hier (es gibt noch zwei andere tolle Bücher zum Thema, die ich gerade
> nicht auf dem Schirm habe)
>
> 
http://milas.spb.ru/%7Ekmg/files/literature/Designing%20Audio%20Power%20Amplifiers.pdf
>
> Figure 10.15 page 208, 14.10 page 292 wurde das als 3-fach-Stufe auch so
> gemacht wie mit dem 47 Ohm Widerstand da oben. Bestimmt wird da auch
> erklärt, wieso und wofür das gut ist.


Vielen Dank, auch für die PDF. Kannte ich noch nicht.
Ist mir eine große Hilfe.

Grüße

von Lutz W. (lutz_w)


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Pandur S. schrieb:
> Von einem Schema, welches man nicht begriffen hat kann man lernen indem
> man es in eine Simulation gibt und die Werte variiert. APEX kann etwas
> und ist erfolgreich mit ihren Verstaerkern, da ist sicher etwas zu
> lernen

Ich behaupte, daß auch Crest Audio sehr gute Endstufen gebaut hat. Und 
da sahen die Ermitterwiderstände so aus wie im angehängten Bild.
Ansonsten war diese Antwort besonders hilfreich, vor allem der Hinweis 
auf die Simulation, die ja praktisch jeder Grundschüler zur Verfügung 
hat. Besonders Kfz-Elektriker wie ich machen ja sowas täglich ;-)

Grüße

von Hoorst (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Kfz-Elektriker

Solange du besser lötest als der Jürgen aus Kölle (und im Auto am besten 
gar nicht)... ;)

von Lutz W. (lutz_w)


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Hallo und danke,  daß ihr mir trotz meines offenbar etwas geringen 
>theoretischen< Wissens ein paar Tipps gebt.
Ich hab da noch ein Schaltbild entdeckt, in dem der Emitterwiderstand 
100 Ohm beträgt und parallel dazu ein 1uF liegt. Siehe Foto anbei. 
Dieser 1uF ist doch zur Schwingungsunterdrückung, oder sehe ich das 
falsch? Wenn ja...wieso findet man den dann nicht überall in solcherart 
Schaltungsprinzip? Kann es sein, daß der russische Kollege deshalb einen 
heißen Widerstand hatte, weil an dieser Stelle eben mal kein C in der 
Schaltung vorgesehen war? Obwohl ja im Crest so ein C auch nicht drin 
war....aber da gingen ja auch 2 R's an die Mittelschiene und von dort ja 
1 Ohm mit 47nF an Masse...mmmmh...

Ich danke euch schon mal.
Ich bin grade am fertigbestücken meiner selbstgemalten und 
selbstgeätzten Platine  :-)
Die 200 Löcher hab ich mitm Akkuschrauber gebohrt :-)

Grüße und schönes Wochenende

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Dieser 1uF ist doch zur Schwingungsunterdrückung

Nein.

Er macht die AC Quellimpedanz des level-shifters kleiner als die 100 
Ohm.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Lutz W. schrieb:
> Und zwar seht ihr in der Bildmitte zwischen den beiden Ermittern der
> Treibertransistoren den Widerstand 47 Ohm 2 Watt. Nun ist diese
> Schaltungsart aber ziemlich selten.

Der Widerstand R15 bewirkt, gegenüber anderer Lösungen, eine 
Verkleinerung der Zeitkonstanten bei fallenden Flanken, d.h. der 
gegenüberliegende komplementäre Pfad koppelt hier als Basisschaltung 
zurück.

von Lutz W. (lutz_w)


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Vielen Dank Mawin und Dieter,
mein Gott...auf was man alles aufpassen muss...
Und ich dachte immer, wenn man in den 80ern Endstufen mangels 
Verfügbarkeit selbst gebaut hat, kennt man deren Funktionsweise 
ausreichend ;-)

Aber ...meine Endstufen funktionieren noch :-)
Kennt hier bestimmt jeder, diese quasikomplementären mit den KD503 als 
Endtransis :-)

von Elliot (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Kennt hier bestimmt jeder, diese quasikomplementären mit den KD503 als
> Endtransis

Mein Beileid ist dir sicher.

Quasikomplementär und auch noch die KD503, schlimmer geht fast nicht. 
Die KD50x haben ganz miese Stromverstärkungskurven, da sind sogar die 
kleineren KD6xx deutlich besser gewesen. Siehe:

Beitrag "Re: 2N3055 Alternative für Lineares Netzteil"

Und über Quasikomplementär braucht man gar nicht weiter reden...

von Rainer V. (a_zip)


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Elliot schrieb:
> Mein Beileid ist dir sicher.

Na ja, dein Mitleid könnte ruhig ein wenig freundlicher ausfallen! 
Immerhin war das "Quasikomplementär" - wenn auch nicht lange - mal State 
of Art...
Gruß Rainer

von Mark S. (voltwide)


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Rainer V. schrieb:
> Immerhin war das "Quasikomplementär" - wenn auch nicht lange - mal State
Wir hatten ja damals nüscht Anderes!

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Das ist so ein immer wieder zu beobachtender "kleiner tick" vom elliot:

Man darf nur Endstufen benutzen, die höchstens 0,00001% Klirrfaktor 
aufweisen. Besser weniger.

Vor 40 Jahren mit Quasi-Komplemtärendstufen Musik gehört zu haben geht 
da nun mal gar nicht. Also wirklich!

Ehrlich wäre: Vor 40 Jahren gab es gar keine "Quellen" mit 
verzerrungsfreiem Signal. In den allermeisten Haushalten...

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Das ist so ein immer wieder zu beobachtender "kleiner tick" vom elliot:

Man darf nur Endstufen benutzen, die höchstens 0,00001% Klirrfaktor 
aufweisen. Besser weniger.

Vor 40 Jahren mit Quasi-Komplemtärendstufen Musik gehört zu haben geht 
da nun mal gar nicht. Also wirklich!

Ehrlich wäre: Vor 40 Jahren gab es gar keine "Quellen" mit 
verzerrungsfreiem Signal. In den allermeisten Haushalten...

Elliot schrieb:
> Und über Quasikomplementär braucht man gar nicht weiter reden...

Jajaaaa, die Leute sind damals reihenweise dran verstorben, an ihren 
Konsumgeräten mit quasi..., war eine echt schlimme Zeit damals. 
Furchtbar.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Man darf nur Endstufen benutzen, die höchstens 0,00001% Klirrfaktor
> aufweisen. Besser weniger.

Wie beim Dieselgabe aber nur in diesem Arbeitspunkt gemessen.

Es wäre auch ohne Quasikomplementär möglich gewesen, aber dann wären für 
den negativen Zweig mehr Transistoren parallel benötigt worden, als im 
positiven Zweig. Eine solche optische Unsymmetrie wäre aber den 
Audiophilen und Elliots nicht vermittelbar gewesen.

: Bearbeitet durch User
von Elliot (Gast)


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Dieter D. schrieb:
> Es wäre auch ohne Quasikomplementär möglich gewesen, aber dann wären für
> den negativen Zweig mehr Transistoren parallel benötigt worden, als im
> positiven Zweig. Eine solche optische Unsymmetrie wäre aber den
> Audiophilen und Elliots nicht vermittelbar gewesen.

Im Gegenteil, ich hatte mal (im Auftrag) so eine Endstufe entworfen, die 
wurde aber genau wegen der Unsymmetrie von AG abgelehnt.

Und im Übrigen geht es bei Quasikomplementär primär nicht um den 
Klirrfaktor, sondern um die dynamische Stabilität, also die Sicherheit 
vor schwingender Endstufe. Die ist bei quasikomplementär nämlich 
deutlich schwieriger zu erreichen als bei echt komplementär. Ich selbst 
habe vor Boxen gestanden, bei denen kurz nach Einschalten der Endstufe 
die Hochtonkalotten nach vorn rausgeklappt sind.

von Rainer V. (a_zip)


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Mark S. schrieb:
> Wir hatten ja damals nüscht Anderes!

Und da die "passenden" PNP-Leistungstransistoren damals doch 
grottenschlecht waren, hat sich Quasikomplementär einfach förmlich 
aufgedrängt...
Gruß Rainer

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Elliot schrieb:
> Im Gegenteil, ich hatte mal (im Auftrag) so eine Endstufe entworfen, die
> wurde aber genau wegen der Unsymmetrie von AG abgelehnt.

Bei Endstufen mit Ausgangselko, also unsymmetrischer Speisung, konnte 
das mit dem Quasikomplementär im Bezug auf die dynamische Stabilität 
niveliert werden, wenn der positive Part als Darlington, der negative 
Part als Sziklai-Paar (Komplementär-Darlington) realisiert wurde.

von Elliot (Gast)


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Dieter D.,

was du von mir zitiert hast, bezog sich auf die oben von dir genannte 
Unsymmetrie bezüglich der Anzahl Transistoren je Seite. Die Unsymmetrie 
von der du jetzt redest, bezieht sich aber auf Darlington <--> Sziklai. 
Was soll also mein Zitat an der Stelle?

Dieter D. schrieb:
> Bei Endstufen mit Ausgangselko, also unsymmetrischer Speisung, konnte
> das mit dem Quasikomplementär im Bezug auf die dynamische Stabilität
> niveliert werden, wenn der positive Part als Darlington, der negative
> Part als Sziklai-Paar (Komplementär-Darlington) realisiert wurde.

Das geht nicht und ist auch ein Widerspruch in sich. Die zwei vollkommen 
unterschiedlichen Schaltungen können sich weder statisch noch dynamisch 
"nivellieren".

von Sonnenschein (Gast)


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Dieter D. schrieb:

> Es wäre auch ohne Quasikomplementär möglich gewesen, aber dann wären für
> den negativen Zweig mehr Transistoren parallel benötigt worden, als im
> positiven Zweig. Eine solche optische Unsymmetrie wäre aber den
> Audiophilen und Elliots nicht vermittelbar gewesen.

Du warst an der Entwicklung des HSV920 (nix Fussball, 
Heim-Stereo-Verstärker 920) beteiligt? :-)

Man muß das ganze, Jahrzehnte lang andauernden Dilemma nicht heute noch 
beschönigen.
Permanenter Mangel an tatsächlich verfügbaren Komplementärtransistoren 
war eine DER Seuchen schlechthin.

Bis in den 80ern endlich SD135-140 aus eigener Produktion halbwegs 
zuverlässig zu bekommen waren hats oft sogar an brauchbaren (zuverlässig 
lieferbaren) Treibern gefehlt.
Resultat waren dann Erfindungen wie im HSV: Oben ein Siliziumtransistor 
SF127, unten 2xGermanium GC301 (Vcemax 30V)... Originelle Idee, aber 
eigentlich traurig...

von Mark S. (voltwide)


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Elliot schrieb:
> Die zwei vollkommen
> unterschiedlichen Schaltungen können sich weder statisch noch dynamisch
> "nivellieren".
Das sehe ich ebenso. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Entwickler 
als Motorola die ersten brauchbaren Komplementär-Leistungstransistoren 
auf den Markt brachte.

von Elliot (Gast)


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Sonnenschein schrieb:
> Permanenter Mangel an tatsächlich verfügbaren Komplementärtransistoren
> war eine DER Seuchen schlechthin.

Genau so ist es.

Mark S. schrieb:
> Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Entwickler
> als Motorola die ersten brauchbaren Komplementär-Leistungstransistoren
> auf den Markt brachte.

Auch hier volle Zustimmung, nur daß bei mir "Motorola" durch "TESLA" 
ersetzt werden muss. Von den ebenfalls verfügbaren russischen KT8xx will 
ich lieber nicht reden. Die Dinger hatten grauenvolle Daten und die 
Rückseiten waren derart gekrümmt, daß an Wärmeanfuhr nicht zu denken 
war.

von Lutz W. (lutz_w)


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Wow, es gibt noch Leute,  die noch wissen, wie wir in der DDR um jeden 
halbwegs brauchbaren Transistor kämpfen mussten. Deshalb finde ich 
solche Äußerungen wie "der KD503 ist der letzte Dreck..." ziemlich 
arrogant und am Thema vorbei. Du hattest besseres als den KD503? Ja dann 
nimm das bessere aber mecker nicht an Leuten rum, die aus nichts 
irgendwas machen mussten...und es vor allem auch geschafft haben. Die 
Görlitzer PGH hat sogar die ersten Endstufen mit parallel geschalteten 
KD503 auf den Markt gebracht. Und die war keineswegs Müll. Im Gegensatz 
zu dem Chinamüll, der sich auf dem Markt jetzt rum treibt. Deshalb Danke 
an alle, die sich nicht so abfällig gegenüber der damals verfügbaren 
Technik  geäußert haben....und den Leuten, die was draus gemacht haben. 
Ich habe die Endstufe auf dem angehängten Bild gebaut und alle 
sächsischen Schuldiscos haben sie mir aus den Händen gerissen. Die 
liefen ohne Zwangskühlung und haben ihre 200W Sinus auch gebracht. 
Deshalb habe ich auch nie von einem Ausfall so einer Endstufe gehört. 
Daß man damals weder verzerrungsfreie Quellen hatte, noch Geräte, mit 
denen man irgendwie sowas messen konnte, stimmt exakt. Wir hatten damals 
ja nüscht :-) Aber mal ehrlich...bei einer Disco hat das keinen 
interessiert.
Danke für eure zahlreichen Antworten  ;-)
Grüße

von Pfuscher (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Deshalb Danke
> an alle, die sich nicht so abfällig gegenüber der damals verfügbaren
> Technik  geäußert haben...

Ach, warum. Ich baue heute noch quasikomplementäre 200W
an 4 Ohm Endstufen mit 3055 oder sogfar mal mit BU208 -
allerdings mit Baxandall-(Trans-) Diode parallel zum R_E
des unteren Treiber-Ts.

Für meine geschädigten und alten Ohren reichen die dabei
gemessenen 0,006%/1kHz und 0,02%/10kHz scheinbar - aber
auch mehrere Kumpels haben daran gar nichts auszusetzen.
(OK, 3 von 5 kennen den Begriff "quasi-Comp" nicht mal.)

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Elliot schrieb:
> was du von mir zitiert hast, bezog sich auf die oben von dir genannte ...

Das zitieren war nicht auf den Satz bezogen, sondern nur als Bezug zu 
dem Beitrag. Daher paßt es nicht so ganz und ist mißverständlich.

Der Unterschied ist mit der Methode (Sziklai) zwar nicht weg, aber 
geringer. Nivellieren heißt ja nicht, das dieser so gut wie weg wäre.

Sonnenschein schrieb:
> Du warst an der Entwicklung des HSV920

Da war ich sicher nicht beteiligt, hatte aber das eine oder andere 
interessiert mitgelesen. Die finanziellen Möglichkeiten beschränkten 
sich auf den Nachbau eines Verstärkers von Uher mit 6 Transistoren. Der 
läuft heute noch.

Im Osten blieb nur übrig mit den Teilen auszukommen die es gab. Da wurde 
solide gebaut, damit die Endstufe nicht so schnell kaputt geht. Der 
KD503 war nach Bekannten recht brauchbar. Nur gingen die schlechteren 
Chargen in den Verkauf an die heimischen Bastler und blieben so im 
Ostblock.

von MaWin (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> Na ja, dein Mitleid könnte ruhig ein wenig freundlicher ausfallen!
> Immerhin war das "Quasikomplementär" - wenn auch nicht lange - mal State
> of Art.

Na ja, Naim

Quasikomplementär muss nicht schlecht sein, die Leistungstransistoren 
sind auf die Art zumindest schon mal besser gepaart als NPN+PNP, aber 
KD503, uh, gruselig, sind ja wie 2N3055.

von MaWin (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> 200w-endstufe2_284313.jpg

Ohne SOA und Kurzschlussschutz ist das natürlich nur eine 
Prinzipschaltung, der fehlt das Lautsprecherschutzrelais, und C5 in 
Ermangelung einer Konstantstromquelle in der Gain-Stage ist unterste 
Schublade der Schaltungstechnik mit deutlichem Klirr und 
Aussteuerungsbegrenzung bei tieferen Frequenzen.

Lutz W. schrieb:
> und haben ihre 200W Sinus auch gebracht

Nach chinesischer p.m.p.o. Rechnung.

Die +/-32V reichen an 4 Ohm gerade mal für 100W wenn es bei Sinus 
bleiben soll. Grundrechenarten hat man in der DDR wohl nicht gelehrt, 
Selbstbetrug hingegen gefördert. Ein (pro Spannungsschiene) einzelner 
TO3 Transistor reicht auch nicht für 200W, nicht mal bei den heutigen 
besseren Gehäusen.

Aber lügt euch gerne weiter was vor, die klassischen Bastlerschaltungen 
im Westen 'Black Devil', 30V/3A Labornetzteil mit 24V/3A Netztrafo, 
waren auch nicht besser.

von Lutz W. (lutz_w)


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MaWin schrieb:
>> und haben ihre 200W Sinus auch gebracht
>
> Nach chinesischer p.m.p.o. Rechnung.
>
> Die +/-32V reichen an 4 Ohm gerade mal für 100W wenn es bei Sinus
> bleiben soll. Grundrechenarten hat man in der DDR wohl nicht gelehrt,
> Selbstbetrug hingegen gefördert.

Man kann auch Überheblichkeit raushängen lassen und dabei beweisen, daß 
wir im Osten immerhin lesen gelernt haben. Sicher hast du nur übersehen, 
daß diese Schaltung im Bild als Brücke gebaut wurde und dann natürlich 
die doppelte Ueff am Lastwiderstand anliegt. Aber kann ja mal passieren. 
Ossis haben ja ohnehin keine Ahnung. Und wenn in Dresden nicht die mp3 
erfunden worden wäre, würdest du sicher noch die wav. Dateien auf nem 
Stick speichern. Klar.
Nee, mit solchen arroganten Antworten brauch mir keiner kommen.

Zum Thema hab ich noch ein Schaltbild gefunden, in dem für die 
Endtransis doch Basiswiderstände benutzt werden. Nur im B+ Strang hab 
ich Zweifel, ob der Ersteller da keinen Fehler eingebaut hat. Ich hab 
das mal grün gepunktet, was ich eher für richtig halte.
Ist das korrekt oder steh ich auf der Leitung?

Grüße und Danke

von Bernd (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Und wenn in Dresden nicht die mp3
> erfunden worden wäre
Wie kommst Du den da drauf?

"Entwickelt wurde das Format MP3 ab 1982 unter der Leitung von 
Hans-Georg Musmann von einer Gruppe um Karlheinz Brandenburg am 
Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen sowie 
an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in 
Zusammenarbeit mit AT&T Bell Labs und Thomson."

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/MP3#Geschichte


Richtig ist, das es vom IIS eine Außenstelle in Dresden gibt.
An dem Standort befand sich vorher ein Teil des Zentralinstitut für 
Kybernetik und Informationsprozesse.

Quelle: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralinstitut_f%C3%BCr_Kybernetik_und_Informationsprozesse


Lutz W. schrieb:
> Wir hatten damals
> ja nüscht :-) Aber mal ehrlich...bei einer Disco hat das keinen
> interessiert.
"Alkohol war eines der wenigen Produkte, an denen es zu DDR-Zeiten im 
Konsumregal nicht mangelte."

Quelle: https://www.ddr-museum.de/de/blog/2017/alkohol-der-ddr

von Lutz W. (lutz_w)


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Hallo Bernd,


>Wie kommst Du den da drauf

Das kann ich dir kurz umreißen. Ich kenne einen mittlerweile alten Dr. 
der Physik, der dort in Dresden in den 80ern gearbeitet hat. Und der 
wusste zu berichten, daß es in der DDR üblich war, Entwicklungen, die 
man aus Devisen- und Ausstattungsmangel nicht selbst weiterführen 
konnte, einfach gegen einen Obolus aus der D-Mark Kasse an den 
Klassenfeind verschachert hat. Das wurde natürlich nicht öffentlich 
breit getreten. Aber es gibt dafür hunderte Beispiele. Ich denke da nur 
an die Spracherkennung und Ausgabe als Text auf dem Computer Bildschirm. 
Das wurde in der TU Dresden um 1985 erfunden, ist aber dann mangels 
Möglichkeiten an westliche Firmen abgetreten worden. Nur so als 
Beispiel.

Grüße

: Bearbeitet durch User
von R300 (Gast)


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Nu glar, gelle. Drääsdn is ja ooch prädesdiniert für Forschungsorbeiden 
zur Sproochergennung. Do muusde nu noch den Wiggbäädiaartigel 
umschreibn, damit do die Orbeit des anonymen Browessors noch hinreichend 
gewürdigt werden gann!

https://de.wikipedia.org/wiki/Spracherkennung

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Un där VauWeeh Golff wurdä ooch nich von nem idaljenschen Diseiner 
gezeechned, sondern gonz geheim  in Eisenoch. Wie iberhabt olles im 
Wesdänn, olles oreschenool Dee-Dee-Ärr...nu freilisch!

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Lutz W. schrieb:
> Ist das korrekt oder steh ich auf der Leitung?

Denke das ist jetzt korrekt. Früher bauten die Leute gerne Fehler in die 
Schaltpläne ein um den Nachbau zu erschweren.

von Lutz W. (lutz_w)



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Hallo liebe Fachleute,
ich will ja nicht nerven....aber kann jemand von Euch voraus sagen, was 
die Schaltung ganz vom Anfang machen würde, wenn vor jeder Basis der 
Endtransis ein 2,2 Ohm und an jedem Emitter statt 1 Ohm je ein 0,33 Ohm 
hängen würde? Wie gesagt, die 110V wie dort angegeben, hab ich nicht zur 
Verfügung. Sind nur 88V. Also Plus 88 und Minus 88. Die knallharte 
Parallelschaltung der Basen will mir nicht so recht gefallen.
Könnte mir jemand einen klitzekleinen Tipp geben, was da schlimmer wird 
oder nicht? Ich häng das Original Schema noch mal dran.

Vielen Dank für Eure Hilfe. Und ich denke, daß danach alles geklärt 
ist...versprochen ✌😊

Grüße

von Michael B. (laberkopp)


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Lutz W. schrieb:
> wenn vor jeder Basis der Endtransis ein 2,2 Ohm

Eher egal, vermutlich steigt der Klirrfaktor leicht an bei höherer 
Ausgangsleistung.

> und an jedem Emitter statt 1 Ohm je ein 0,33 Ohm hängen würde?

Schlechtere (also ungleichmässigere) Stromverteilung wenn man die 
Transistoren nicht nach gleicher UBE selektiert, und wenn man ihn nicht 
nachstellt deutlich höherer Ruhestrom mit Beschädigung der Transistoren.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Die knallharte Parallelschaltung der Basen will mir nicht so recht
> gefallen

Denkanstoss: Um eine scheinbar "gerechtere" Verteilung des Treiberstroms 
auf die parallel geschalteten Basis-Emitter-Strecken zu erreichen, 
müssten eingefügte Basiswiderstände viel grösser sein, als in die 
Emitterleitung eingeschleifte Widerstände.

Stichwort: Stromgegenkopplung durch Emitterwiderstand

von Helmut Hungerland (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> wenn vor jeder Basis der Endtransis ein 2,2 Ohm und an jedem Emitter
> statt 1 Ohm je ein 0,33 Ohm hängen würde?

Der 1 Ohm im Emitter erhöht ja bereits sinnvoll den Eingangswiderstand 
des Transistors, so dass ein Basiswiderstand überflüssig wird. Da alle 1 
Ohm Widerstände im Emitter quasi parallel geschaltet sind, ergibt sich 
sowieso nur noch ein Gesamtwiderstand von 0,1R.

So wie es im Schaltplan gezeichnet ist, würde ich es auch machen.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Micheal, Nichtverzweifelter und Helmut habe schon viele Punkte genannt. 
Da kann ich nur noch eine Kleinigkeit zur Liste hinzufügen. Durch den 
Basisvorwiderstand steigt auch der Einfluss der Basis-Emitterkapazität, 
sowie der Kollektor-Basiskapaztät. Die sich ergebende Zeitkonstante 
könnte ausreichen, dass die Endstufe unerwünscht zu schwingen anfängt.

von Zeno (Gast)


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Elliot schrieb:
> Und über Quasikomplementär braucht man gar nicht weiter reden...

Du bis ein Quatschkopp hoch 3. Zur damaligen Zeit, wir reden hier von 
Ende der 70'ziger bis Mitte der 80'ziger, gab es keine potenten 
Komplementärtransistoren und schon keine gepaarten - zumindest im 
Ostblock nicht und wenn es welche gab dann waren die unbezahlbar. Ein 
KU607 z.B., der lange nicht so potent ist wie ein KD503 kostete  damals 
um die 50M das Stück wenn ich mich recht entsinne, deshalb fielen für 
meine Wenigkeit Transistorenstufen größerer Leistung schlichtweg aus - 
ich war zu der Zeit Schüler bzw. Student. Ich mußte mich da mit deutlich 
weniger begnügen. Ich habe da für zu Hause mit GD24x gearbeitet, das 
waren noch Germaniumtöpfe, da bekam man so um die 8W heraus. Ich glaube 
da gab es sogar mal einen Bausatz für einen Stereoverstärker - MS101 
hieß der -, da waren 2xGD242 pro Kanal drin, natürlich quasikomplementär 
- wie sonst. Ich habe hier sogar noch ne alte Quasikomplementär rum 
fliegen und die tut es noch.
Wenn man mal 2 10'er übrig hatte dann hat sich als Student ASZ1015/1018 
gegönnt. Das waren Germaniumtöpfe die konnten 20W ab und natürlich ging 
auch damit nur Quasikomplementär.

Selbst der HiFi50 von RFT war in Quasikomplementärtechnik aufgebaut und 
auch der funktionierte einwandfrei. Ich habe selbst noch einen und der 
tut immer noch.

Gegen so eine Quasikomplementärenstufe gibt es eigentlich erst mal 
nichts einzuwenden. Nachteil dieser Schaltung ist halt, das man einen 
Auskoppelelko braucht, weshalb man mit der Frequenz nicht bis 0 herunter 
kommt.

von Zeno (Gast)


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Sonnenschein schrieb:
> Resultat waren dann Erfindungen wie im HSV: Oben ein Siliziumtransistor
> SF127, unten 2xGermanium GC301 (Vcemax 30V)... Originelle Idee, aber
> eigentlich traurig...
Ja traurig, aber es waren andere Zeiten, man wußte sich zu helfen und 
die Lösung hat in aller Regel lange, sehr lange funktioniert. Die 
HiFi50-Schaltung war ähnlich.

von Zeno (Gast)


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Elliot schrieb:
> Von den ebenfalls verfügbaren russischen KT8xx will
> ich lieber nicht reden. Die Dinger hatten grauenvolle Daten und die
> Rückseiten waren derart gekrümmt, daß an Wärmeanfuhr nicht zu denken
> war.

Ich weis ja nicht was Du als Rückseite bezeichnest, aber die Seite wo 
die Anschlüsse rauskommen ist eine relativ dicke Metallplatte und die 
ist auch ausreichend gerade - gerader als so manches TO3. Man brauchte 
halt für die KT's das passende Montagematerial (s. hier 
https://www.picclickimg.com/00/s/OTYwWDE2MDA=/z/ThEAAOSwm0Zal0aD/$/KT802A-2N3441-2N5050-2N5051-2N6263-Transistor-silicon-_1.jpg). 
Ohne diesen Ring, der allerdings zu jeden Transistor dazu gehörte, wird 
es natürlich Murks.
Und so schlecht waren die Daten 
(https://cdn.datasheetspdf.com/pdfhtml/0334/944447/page1.png) für die 
damalige Zeit nun auch nicht.

Mal nicht immer alles aus heutiger Sicht betrachten. Natürlich ist man 
heute weiter, wäre ja auch schlimm wenn es nicht so wäre.

von Zeno (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> und haben ihre 200W Sinus auch gebracht.

Aber nicht mit 2xKU607. KU607 sind eigentlich Schalttransistoren.

MaWin schrieb:
> Grundrechenarten hat man in der DDR wohl nicht gelehrt, ...
Sei mal vorsichtig mit solcherlei Statements.

von Elliot (Gast)


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Zeno schrieb:
> Elliot schrieb:
>> Von den ebenfalls verfügbaren russischen KT8xx will
>> ich lieber nicht reden. Die Dinger hatten grauenvolle Daten und die
>> Rückseiten waren derart gekrümmt, daß an Wärmeanfuhr nicht zu denken
>> war.
>
> Ich weis ja nicht was Du als Rückseite bezeichnest, aber die Seite wo
> die Anschlüsse rauskommen ist eine relativ dicke Metallplatte und die
> ist auch ausreichend gerade - gerader als so manches TO3. Man brauchte
> halt für die KT's das passende Montagematerial (s. hier
> 
https://www.picclickimg.com/00/s/OTYwWDE2MDA=/z/ThEAAOSwm0Zal0aD/$/KT802A-2N3441-2N5050-2N5051-2N6263-Transistor-silicon-_1.jpg).

Man, wovon redest du eigentlich? Der Post handelte von 
KOMPLEMENTÄRTRANSISTOREN, also waren z.B. KT818/819 im TO220 gemeint. 
Aber Hauptsache wieder irgendwelchen Müll geschrieben.

Zu deinem Geschreibsel weiter oben bezüglich der super 
Quasikomplementär-Schaltungen sage ich jetzt nichts mehr, mein bisschen 
verbleibende Zeit ist mir dafür zu schade.

von Zeno (Gast)


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Elliot schrieb:
> Man, wovon redest du eigentlich? Der Post handelte von
> KOMPLEMENTÄRTRANSISTOREN, also waren z.B. KT818/819 im TO220 gemeint.
Dann mußt Du das dazu schreiben. Es wurde zuvor von 
Quasikomplementärenstufen geredet.
Die 818/819 waren so schlecht nun auch nicht und gekrümmt war da auch 
nichts. Die wurden bei uns massenhaft verbaut.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Elliot schrieb:
> Quasikomplementär-Schaltungen ...

Quasikomplementär-Schaltungen und dazu noch die Varianten mit 
komplementären Darlingtons waren die beste Kompromisslösungen, die 
damals mit vertretbaren Aufwand möglich waren.

Im Simulator und realen Aufbau ein paar Testsignalkurven verglichen, 
wäre allerdings nicht uninteressant.

von Lutz W. (lutz_w)


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Hallo und danke für die vielen Denkanstöße.
Mit Respekt sehe ich, daß es noch Elektronikfans gibt, die die damaligen 
Verhältnisse im Osten noch kennen.  Daß die großen Leistungstransistoren 
wirklich um die 50 Ostmark pro Stück gekostet haben, hat es uns nicht 
leicht gemacht. Anfang der 80er haben wir deshalb ernsthaft viele kleine 
Endstufen mit den GD242 &Co gebaut. Germaniumtransistoren sind ja nach 
heutiger Auffassung nun echt für kaum was zu gebrauchen. Aber die taten 
ihre Arbeit, und das sehr lange. Ich habe übrigens große Achtung vor den 
Entwicklern damals, die es möglich gemacht haben, mit den erhältlichen 
Materialien etwas auf die Beine zu stellen.

Ich habe jetzt, Dank eurer Hilfe, mein Defizit an 
Schaltungsprinzipkenntnis etwas aufbessern können.
Vielen Dank euch allen und ein schönes Wochenende

Grüße v Lutz

von Zeno (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Germaniumtransistoren sind ja nach
> heutiger Auffassung nun echt für kaum was zu gebrauchen.
Naja die heutigen Siliziumtransistoren sind heutzutage einfach besser. 
Dennoch werde ich meine Ge-Transistoren die ich habe nicht entsorgen. 
Damit wird wohl nichts Neues mehr gebaut, aber um mal ein altes 
Schätzchen zu reparieren sind sie allemal gut genug.

Obwohl vor gar nicht so langer Zeit habe ich mal ne Logitesterschaltung 
(die Älteren hier wissen bestimmt noch was das ist, wozu die gut ist und 
wie man damit umgeht) für ein spezielles (privates) Projekt mehrfach 
aufgebaut, da habe ich auch noch ein paar vorhandene GF's verbraten. Da 
hatte ich noch einen Batzen da und für diesen Zweck waren die, auf Grund 
der Ge-typischen Schwellspannung ideal geeignet. Warum soll man auch 
neues Zeug kaufen wenn man geeignete Bauelemente da hat, die haben ja 
auch mal Geld gekostet.

von Lutz W. (lutz_w)


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Zeno schrieb:

> Naja die heutigen Siliziumtransistoren sind heutzutage einfach besser.

Das ist ja auch richtig. Die sind schnell mal wegen der viel zu 
niedrigen oberen Grenzfrequenz einfach abgeraucht. Aber sie waren das 
einzige, was es im Laden gab. Ich gehörte nicht zu den Glückspilzen, die 
Westverwandte hatten und sich die "guten" Stücke organisieren konnten.
Und für die Reparatur eines Schätzchen braucht man schnell mal ein paar 
Exoten. Ich denke da an die Verstärker der HMV Reihe. Da passte auch 
nicht einfach alles. (ich meine damit nicht die Germanium Teile)

Grüße an alle, die die entbehrungsreiche Zeit miterlebt haben.

Lutz

von Zeno (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> die die entbehrungsreiche Zeit miterlebt haben.

Ja, man mußte sicher auf das eine oder andere verzichten, weil 
Schmalhans überall angesagt war und da wurde eben zuerst die Industrie 
versorgt. Das war bei Elektronik nicht anders wie in anderen Bereichen 
auch. Wenn was übrig war dann kam es in die Bastelläden. Ich kann mich 
noch erinnern als meine Eltern 1970 nach Gera gezogen sind, da gab es 2 
Elektronikläden, der eine gehörte zum Wismuthandel der andere war ein 
Industrieladen von KWH. Als ich das erste mal in diesen Läden war, das 
war für mich damals das Schlaraffenland - ich kannte so etwas vorher 
nicht. Allerdings wurde ich auch sehr schnell auf den Boden der Realität 
zurückgeholt, denn kaufen konnte ich nur das wenigste, weil es einfach 
zu teuer war. Markenhalbleiter wurden nur gekauft wenn es gar nicht 
anders ging, z.B. als ich einen Antennenverstärker für's ZDF gebaut 
habe. Da mußte es dann schon ein GF147(s) sein - Stückpreis wenn ich 
mich recht entsinne zwischen 12M und 15M. Das war damals ein Haufen Holz 
und wenn man nicht aufgepasst hat, hat man die auch schnell mal für 
umsonst ausgegeben. Schlecht waren die Bauelemente allerdings nicht, 
obwohl es auch damals Leute gab die meinten GF147 geht gar es muß schon 
der AF139 sein. Mußte es eben nicht der Verstärker funktionierte auch 
mit dem DDR-Typ hervorragend und wenn man sich mal die Datenblätter 
anschaut, dann stehen die den AF's nicht wirklich nach. Vom Rauschen 
waren die AF's wohl besser.

von MaWin (Gast)


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Zeno schrieb:
> Dennoch werde ich meine Ge-Transistoren die ich habe nicht entsorgen

Das machen dann halt deine Erben.

von Zeno (Gast)


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MaWin schrieb:
> Das machen dann halt deine Erben.
Wenn ich den Radieschen beim Wachsen zuschaue ist mir das dann auch so 
ziemlich Rille. Da wird wohl mein gesamter Elektronikkram über die 
Wupper gehen, egal ob neu oder alt.

von Lutz W. (lutz_w)


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Bei uns gab es auch genau 2 Elektronikläden, wo ab 15 Uhr die Leute bis 
auf die Straße Schlange standen. Vor allem, wenn eine "Lieferung" 
angekündigt war. Da wurde von den besser Betuchten dann aber auch alles 
gekauft, was mal wichtig sein könnte. Das einzige, was es immer gab, 
waren Widerstände und Elkos 😁
Ich erinnere mich, dass EINE stinknormale rote LED im Jahre 1982 
unglaubliche 2,40 Mark gekostet hat. Das kann man heute niemandem 
erzählen. Jetzt kosten 100 Stück 2 Euro....incl. Versandkosten 😊
Und was der wichtigste Punkt war...man musste sehr weise die Schaltungen 
aufbauen und extrem aufpassen, um keine Fehler zu machen. Wenn heut 
einem Bastler ein Projekt in Rauch aufgeht, baut er es eben nochmal auf 
und dann funzt es vielleicht. Damals war bei nur einem Fehler im Aufbau 
schon mal ein halber Monatslohn im Eimer 😉

Grüße v Lutz

von Lutz W. (lutz_w)


Angehängte Dateien:

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Hallo Zeno,
du sagtest:

Gegen so eine Quasikomplementärenstufe gibt es eigentlich erst mal 
nichts einzuwenden. Nachteil dieser Schaltung ist halt, das man einen 
Auskoppelelko braucht, weshalb man mit der Frequenz nicht bis 0 herunter 
kommt.

Das is so nicht ganz richtig. Es gibt auch heute noch die Quasi 
Endstufen. Hab mal ein Bild drangehängt. Und die scheinen gar nicht so 
schlecht zu sein. Die 2SC5200 werden heute nach Kilo verkauft und meiner 
Erfahrung nach kann man die viel leichter zu Pärchen zusammenstellen. 18 
von 20 Stück hatten bei mir einen hfe = 87. Das ist mit den zugehörigen 
Komplementären fast ausgeschlossen.
Und durch die symmetrische Betriebsspannung ist auch kein Auskoppelelko 
erforderlich. Das war damals  (als wir ja nüscht hatten) nur deshalb ein 
Problem, weil es keine Trafos mit 2x30V, keine Graezbrücken und keine 
großen Siebelkos gab 😊

Grüße

von Pfuscher (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> keine Graezbrücken und keine
> großen Siebelkos

Naja, die Graetzbrücke wirst Du auch für eine Rail nutzen
(es sei denn, Du hättest einen (etwas überdimensionierten
oder gleich dafür gedachten, anders aufgebauten USA-TYP-)
mit Mittelabgriff und würdest Mittelpunkt-gleichrichten).

2 Rails gehen immer noch mit 1xGraetz via Verwendung der
doppelten Mittelpunktgleichrichtung.


Und die Kapazität des Auskoppelelkos (der übrigens >= d.
gesamten Railspannung als Spannungsfestigkeit benötigt)
bestimmt die untere Grenzfrequenz - ziemlich groß (und
vor allem Ripplestrom-fest) mußte der also trotzdem sein,
und wurde oft genug als "Elkobank" (mehrere kleinere Cs
parallel) konzipiert... wie auch die Bänke modernerer
symmetrischer Versorgungen.

Nur wurde früher eher kaum so dermaßen auf "es kann gar
nicht genug Kapazität sein" gesetzt wie heute. (Besonders
im kommerziellen Pseudo-DIY Sektor ist das ja so.)

Gerade heute könnte man ein wenig platzsparender diese
angestrebten Kennwerte (hoher erlaubter Ripplestrom und
niedriger ESR wie ESL) erreichen, indem man eben einen
High-Ripple/Low-ESR Elko noch mit 1,2 FolKos verbrüdert.


Mein Post war einerseits Extrembeispiel: Man kann Quasi-
Amps eben auch aus Restbeständen von (zuvor mal für ganz
andere Zwecke angedachte) NPN Leistungs-Ts fabrizieren.

So einige Subwoofer-Amps für Kumpels, die günstig einen
(A)B-Amp (viele meiden - unbegründeterweise - sogar für
diesen Zweck immer noch Klasse D) entspr. hoher Leistung
wollten, entstanden aus "nicht-Audio-NPNs".


Wieso man aber (wenigstens heutzutage - wo sich Peter
Baxandalls Schriften längst verbreitet haben sollten?)
Quasi-Amps ohne besagte Trans-Diode bauen sollte, die
"alles fast auf komplementärniveau geraderücken kann",
erschließt sich mir dabei nicht, denn das ist einfach.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Bei Audio "mit der Frequenz auf 0 runter" macht sowieso keinen Sinn, 
dann brennen nur Sicherungen und Pappen durch. Unter 15 Hz macht keinen 
Sinn, bei PA im Freien hört man teils unter 30..40Hz nichts von, 
verbläst aber eine große Meine Leistung dafür.

von Pfuscher (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Bei Audio "mit der Frequenz auf 0 runter" macht sowieso keinen Sinn,
> dann brennen nur Sicherungen und Pappen durch.

Verstärker wie auch "Pappen" (bzw. deren angepappte
Spulen halt) auf die sich dabei über die Maßen stark
erhöhende Leistung bzw. Belastbarkeit anzupassen ist
zwar möglich, aber da es sich eben um Infraschall
handelt, wenig sinnvoll. Sogenannte "Baß-Shaker" sind
eine Möglichkeit, den Infraschall ohne Umweg über die
Luft auf den Körper zu übertragen, aber das habe ich
nur gelesen, nie ausprobiert.

Ben B. schrieb:
> bei PA im Freien hört man teils unter 30..40Hz nichts von,
> verbläst aber eine große Meine Leistung dafür.

Im Freien wäre die nötige Leistung eben unfaßbar hoch.

Wer nicht in die Kathedrale paßt, sollte beim Sound
der Orgel halt ein paar Kompromisse eingehen. Und auch
Kinogenuß im Freien hat gewisse Grenzen: Sogenannte
"über-lebensechte Wiedergabe" z.B. eines den Hörraum
überfliegenden Hubschraubers könnte tatsächlich fast
schon kostengünstiger realisiert werden, imdem man da
wirklich einen drüberfliegen lassen würde, als mittels
"Pappen". (Muß ja kein neuer sein, und nicht mal das
jeweilige Modell. Das Timing müßte sauber stimmen. ;)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hubschrauber sind kein Problem, so "knackige" Kickbässe wie z.B. beim 
Bell UH-1 (den wohl jeder kennt) kriegt man ohne weiteres hin. So'n Ding 
kriegt man mit einer guten PA lauter dargestellt, als er in der Realität 
ist.

Was Schwierigkeiten macht sind langgezogene elektronische Bässe in 
ruhigen Passagen eines Tracks. Indoor schaut man da beunruhigt, daß auch 
ja die Wände stehenbleiben und nicht zuviel Staub von der Decke rieselt, 
mit gleichen Einstellungen outdoor klingt wie ein Ausfall der 
Bass-Endstufen, manchmal wie eine Unterbrechung im Track, wie ein 
CD-Hänger... und das Schlimme ist, du kannst an deinen vielen kleinen 
bunten Reglern rumschrauben wie du willst - es wird nicht besser. Man 
kommt bis zu einem bestimmten Punkt runter und alles darunter fehlt. Und 
dieser Punkt ist nicht da, wo man ihn erwartet. Wer wissen will was ich 
meine: Blank&Jones - Urban Hymn ist ein gutes Beispiel dafür, bei dem 
Titel klingts wie ein Ausfall der Bass-PA.

Was ich aber auch nicht verstehe... die Endstufen mit unsymmetrischer 
Versorgungsspannung und Ausgangselko haben sowieso nicht genug Bumms um 
im Bassbereich mitreden zu können. Das hat man ja vor etlichen Jahren 
schon eingesehen... bei den einfachen IC-Endstufen hat man probiert, das 
zu umschiffen, indem man die Dinger als Brückenverstärker gebaut hat. 
Damit steigert sich die Leistung an geringer Spannung deutlich und die 
Dinger brauchen keine großen Elkos am Ausgang mehr. Genug Bumms für 
ordentlichen tiefen Bass haben sie meiner Meinung zwar immer noch nicht, 
aber das würde jeder PA-Techniker bejammern. Da "braucht" man auch im 
Wohnzimmer schon 2x150Wrms (entspricht 2x5 Megawatt PMPO) und 
entsprechend voluminöse Pappen mit stark negativen WAF, um das so 
hinzukriegen wie man sich das wünscht.

Naja egal. Aber selbst damit ist's sinnlos auf 0Hz runter zu wollen. 
Wenn eine Endstufe bei 10..15Hz ihre Nennleistung sauber erreicht, dann 
ist das schon eine verdammt gute Endstufe, vor allem auch ein gutes 
Netzteil und tiefer muß man wirklich nicht.

Das mit dem Netzteil ist übrigens ein Fehler, den ich bei meinen 
Selbstbau-Endstufen selbst gemacht habe. Wer sich wundert, daß seine 
Endstufe "irgendwie unten rum nicht sauber" klingt oder viel früher als 
erwartet ins Clipping gerät, sollte mal die Versorgungsspannung unter 
Nennleistung oszilloskopieren.

: Bearbeitet durch User
von Lutz W. (lutz_w)


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Hallo @Pfuscher,
ich meinte die schönen fertigen Gleichrichter, die einfach mit ner 
Schraube in der Mitte aufs Blech geschraubt wurden. Wir mussten diese 
riesigen DiodenDinger mit Gewindeansatz noch auf ein extra Blech 
Schrauben und das dann wieder mit Pertinaxstreifen gegen den Rest 
isolieren. Pertinax gabs aber auch wieder schlecht...da musste man 
wieder jemanden kennen, der jemanden kannte. Weils keine über-24V-Trafos 
gab, weshalb sehr viele Schaltungen mit 2x 34V angegeben waren, hab ich 
Anfang der 80er selbst welche gewickelt. Da musste man wieder einen VEB 
kennen, der den Cu Lackdraht im Lager hatte...Das war alles ein echter 
Stress. Das kann sich heut keiner mehr vorstellen.

Grüße

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Das war alles ein echter Stress. Das kann sich heut keiner mehr
> vorstellen.

Na ja nuuuu...😉

Du musst das Trauma endlich überwinden...

(kleiner Scherz)

von Lutz W. (lutz_w)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Lutz W. schrieb:
>> Das war alles ein echter Stress. Das kann sich heut keiner mehr
>> vorstellen.
>
> Na ja nuuuu...😉
>
> Du musst das Trauma endlich überwinden...
>
> (kleiner Scherz)

🤣🤣🤣 ich arbeite hart daran 😂😂😂

....ähm....hatte ich erwähnt, daß wir als Dj in den 80ern so um die 1200 
Mark für eine Electro Voice EV15B Pappe hingelegt haben? 🤔 Und dabei war 
der Xmax eine Katastrophe ☝️😎

Grüße

von Zeno (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Das is so nicht ganz richtig. Es gibt auch heute noch die Quasi
> Endstufen. Hab mal ein Bild drangehängt. Und die scheinen gar nicht so
> schlecht zu sein.
Ja natürlich sind die nicht schlecht - warum auch. Durch die 
symmetrische Speisung liegt halt im Ruhezustand der Ausgang der Endstufe 
elektrisch gesehen auf 0V und damit kann man den Lautsprecher ohne 
Koppelkondensator anschließen.
Dennoch kommt auch die von Dir gezeigte Schaltung nicht bis auf 0Hz 
runter, dafür sorgt schon der 2,2µF Kondensator am Eingang.
Gegen eine Quasikomplementärendstufe mit symmetrischer Speisung, hat 
zumindest früher, auch der dann erhöhte Aufwand im Netzteil gesprochen. 
Da war ein Koppelkondensator einfach günstiger und bis etwa 20Hz, was 
wohl für die meisten unter uns bei weitem ausreichend ist, ist man ja 
trotzdem runter gekommen. Die nicht galvanische Kopplung, des meist 
relativ teuren Lautsprechers, hat auch noch im Fehlerfall Vorteile. 
Sollte nämlich mal ein Zweig durchlegieren oder (bei symetrischer 
Speisung) eine Spannung ausfallen, dann fließt ohne Kondensator ein 
satter Gleicvhstrom durch den Lautsprecher, was der definitiv nicht so 
toll findet.

von Zeno (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Das war damals  (als wir ja nüscht hatten) nur deshalb ein
> Problem, weil es keine Trafos mit 2x30V, keine Graezbrücken und keine
> großen Siebelkos gab 😊
Doch gab es schon, Du mußtest halt nur den Geldbeutel weiter öffnen.

von Lutz W. (lutz_w)


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Na gut...über die 20 Hz als f.u rege ich mich nicht auf. Ab dort pumpt 
die Pappe nur noch Luft hin und her, was erwiesenermaßen schlecht für 
die Hardware ist und hören tuts auch keiner. Ich bin zwar auch ein 
Bassfetischist aber meine aktive Weiche hat ohnehin einen 25Hz cut. 
Reicht mir 😎 Außerdem hab ich Maxiplatten die ohne den Cut zu einer 
geradezu gespenstischen Membranauslenkung führen. Das tut mir beim 
zugucken schon weh 🤣

Grüße

von Lutz W. (lutz_w)


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Zeno schrieb:
> Lutz W. schrieb:
>> Das war damals  (als wir ja nüscht hatten) nur deshalb ein
>> Problem, weil es keine Trafos mit 2x30V, keine Graezbrücken und keine
>> großen Siebelkos gab 😊
> Doch gab es schon, Du mußtest halt nur den Geldbeutel weiter öffnen.

Als Lehrling konnte ich den Geldbeutel bis sonstwohin öffnen...davon ist 
es nicht besser geworden 🤣

von Zeno (Gast)


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Lutz W. schrieb:
> Als Lehrling konnte ich den Geldbeutel bis sonstwohin öffnen...davon ist
> es nicht besser geworden

Alles richtig, aber dann kann man nicht sagen das es "nüscht" gab. 
Manches wurde halt einfach durch die Potenz des Geldbeutel begrenzt.

Allerdings sollte man sich auch davon lösen, das im damaligen Westen 
alles für einen Nuller zu haben war. Manche Sachen haben auch dort recht 
viel gekostet. Mein Vater durfte mal dienstlich in den Westen und sollte 
mir ein paar Kleinigkeiten mitbringen und so billig waren die dann auch 
nicht.

von Rainer V. (a_zip)


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Ich frage mich gerade, warum hier dauernd diese 0Hz auftauchen! Weder 
eine PA-Anlage noch die SuperDuper-HiFi-Homeanlage brauchen das. Und ob 
sie es könnten, ist doch auch kein Qualitätskriterium. Ich sehe vor dem 
inneren Auge, THD+N 0,001% bei 0Hz...geil...das da noch keine 
Werbeabteilung drauf gekommen ist :-)
Gruß Rainer

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Du darfst das alles nicht so bierernst nehmen, wir waren alle mehr oder 
minder Geschädigte von Frequenzgang-Schrieben a la "20...20000Hz" (beim 
Conrad immer! Alles...).

Es wurde uns quasi eingetrichtert. Sitzt halt so fest...

0Hz ist dann eben der heilige Gral. 😄

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Rainer V. schrieb:
> THD+N 0,001% bei 0Hz...geil...

🤔🤔🤔 ☝️☝️☝️ 😁😁😁

😎 Wir werden uns merken, woher diese Idee stammt! ✌😊😉

von Lutz W. (lutz_w)


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Dieter D. schrieb:
> Rainer V. schrieb:
>> THD+N 0,001% bei 0Hz...geil...
>
> 🤔🤔🤔 ☝️☝️☝️ 😁😁😁
>
> 😎 Wir werden uns merken, woher diese Idee stammt! ✌😊😉

Die hohe Schule wäre dann noch die Angabe des
SPL: 103 dB bei 0 Hz und 1W/m
😁😁😁😁😁

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Lutz W. schrieb:
> SPL: 103 dB bei 0 Hz und 1W/m

😎 Wir werden uns auch hier merken, woher diese Idee stammt! ✌😊😉

von Pfuscher (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> das da noch keine
> Werbeabteilung drauf gekommen ist :-)

Völlig richtig! :)

99% der Käufer können doch sowieso kaum (oder gar nicht)
zwischen sinnvoll und sinnfrei unterscheiden.

Davon leben schon lange Unmengen an schamlosen Betrügern.
(Also Verkäufern für Unnötiges bis Schadbringendes, und
zu Mondpreisen auch noch.)


Dieter D. schrieb:
> Quasikomplementär-Schaltungen und dazu noch die Varianten mit
> komplementären Darlingtons waren die beste Kompromisslösungen, die
> damals mit vertretbaren Aufwand möglich waren.

Damals war das definitiv so. Aber damals war z.B. auch
schon "der Mehraufwand eines TransDioden Leistungs-Ts"
relevant, was heute viel weniger der Fall ist.

Einzig NPN (/N-Ch) für Endstufen benutzen zu können ist
imho immer noch ein gewisser Vorteil für lineare Amps
höherer Leistung.

> Im Simulator und realen Aufbau ein paar Testsignalkurven verglichen,
> wäre allerdings nicht uninteressant.

Da stimme ich zu. Könnte und dürfte ich auf diesem PC
hier das nötige installieren würde ich das tun. Aber
ständigen Zugang zu diversen Meßmitteln habe ich leider
auch nicht...

Messung und Gegenüberstellung von bis auf die Endstufe
(und Anpassungen der Treiberstufe) gleichen Verstärkern
wäre schon mal äußerst interessant.

von Rainer V. (a_zip)


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Pfuscher schrieb:
> Aber damals war z.B. auch
> schon "der Mehraufwand eines TransDioden Leistungs-Ts"

...daher die wahnsinnig erfolgreichen japanischen "5-Transistor-Radios" 
damals. Dass 3 der Transistoren gar nicht angeschlossen waren, haben die 
meisten nicht gewußt...
Gruß Rainer

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