Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gleichrichter Feldgebundene Störungen eingrenzen


von Jan K. (keksstein)


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Hallo,

ein Instrumentenverstärker verstärkt > 70dB @ 50HZ, auf der selben 
Platine befindet sich in ca. 180mm Entfernung das Netzteil zur 
Versorgung der Schaltkreise. (Gleichrichter, Ringkerntrafo nochmal 50mm 
entfernt) Am Ausgang der Schaltung lassen sich bei der hohen Verstärkung 
Spikes von ca. 15mV PP mit dem Oszi messen in 10ms Abstand -> 
Netzfrequenz.

Die Platine selbst ist eigentlich ziemlich gut gestaltet, 
Spannungsregler und der Analoge verstärker haben Masseflächen bekommen 
und sind direkt an den Pins gegen Masse abgeblockt. Die Ladeströme der 
Siebkondensatoren sind von der Fläche fern gehalten.

Klemme ich 2 der 5 Versorgungsspannungen ab ist der Ausgang sauber, 
beide addieren sich wenn beide angeschlossen sind. In der einen Stufe 
sind es Spikes um die 2A die Durch die Gleichrichterdioden fließen, die 
andere Spannung ist die einzige nicht geregelte, das sind aber nur 
Spitzenströme von 60mA durch die Dioden.

Dadurch das es nur kurze Spitzen sind deutet alles auf Gleichrichter 
hin, Testweise wurde der Ringkerntrafo nochmal weiter von der Schaltung 
entfernt. Keine Besserung. Die Versorgungsspannungen sind sauber, mit 
dem Oszi kann ich da keinen Ripple messen. Die Spule von einem 24V 
Relais hat mir als improvisierte EMV-Testsonde am Oszi gedient, ich kann 
die Störung überall im Gerät feststellen, am stärksten in der Nähe von 
Trafo und Gleichrichter. Ein Radio auf Langwelle knattert in der Nähe.

Ich habe heute den ganzen Tag mit verschiedenen Cs die zusätzlich auf 
meine Platine gelötet wurden experimentiert. Weder die klassischen 4x 
100nF über den Dioden, jeweils 100nF von der AC-Seite zur Masse vom 
Siebkondensator noch Cs parallel zur Trafowicklung und zu den 
Ladekondensatoren machte einen wesentlichen Unterschied. Das Störungen 
in Gleichrichterdioden entstehen können war mir bewusst, ich dachte 
diese verbreiten sich über die Zuleitungen zum Trafo als Antenne. Dann 
hätten die 100nF Parallel zur Wicklung aber geholfen bzw. irgendwas 
geändert.

Hat jemand eine Idee wie sich diese Störungen verbreiten könnten und was 
ich dagegen tun kann? Gleichrichter sind DIL Bauformen von Reichelt, 
Hersteller "SEP"

https://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/A400/DB101-DB107_SEP.PDF

Im Datenblatt steht nichts zum Recovery verhalten. Ich vermute das 
könntee das Problem sein, mir fällt im Moment eigentlich nur noch ein 
ein paar schnellere Dioden (UF400x) zu versuchen oder ein Schirmblech 
zwischen dem Analogteil und dem Netzteil zu verwenden.

Danke!

Gruß,
Jan

von oszi40 (Gast)


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Jan K. schrieb:
> was ich dagegen tun kann?

1.Erst mal ein anderes / Labornetzteil anschließen um die Quelle zu 
lokalisieren/auszuschließen? Es könnte auch eine LED-Lampe od. ähnliches 
einstreuen?
2.Masseprobleme?

von Mark S. (voltwide)


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15mVpp nach 70dB Verstärkung entsprechen 5uVpp Eingangsstörung. Die kann 
man sich schnell mal einfangen, auch über magnetische Schleifen im 
Eingangskreis.

von Helge (Gast)


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Könnte das eine Erdschleife sein? Störungen von vor dem gleichrichter 
durch den Trafo auf GND? Dämpfungsperlen auf die Leitungen vom trafo zum 
gleichrichter probiert? Beispiel 
https://www.reichelt.de/daempfungsperle-3-5x7-5mm-dfp-7-5-p7112.html?&trstct=pol_2&nbc=1

von Gerald K. (geku)


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70dB sind scbon eine hohe Verstärkung und die Schaltung wird  daher sehr 
empfindlich. Bei 15mV Störungen am Ausgang, wie hoch sind die Störungen 
am Eingang?
Wie sieht die Spannungsversorvung des Instrumenverstärkers aus?
Wie kompakt ist die  Schaltung aufgebaut (SMD oder diskret) ?
Wie ist das zu messende Signal angeschaltet?

Ich fürchte man wird ohne Schirmung nicht auskommen.


Bei SMD:

https://www.distrelec.at/de/abschirmgehaeuse-smd-rahmen-we-shc-6x16-5x16-5mm-wuerth-elektronik-36103166s/p/30121278?ext_cid=shgooaqatde-P-CSS-Shopping-MainCampaign&gclid=CjwKCAjwq7aGBhADEiwA6uGZp7udH2AuK668_wHQcant2B4yLLh58y_XEXsSrtW-9Ae31IMQRU-wVxoCCA4QAvD_BwE

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (keksstein)


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Danke!

Ich habe das Bild vom Aufbau vergessen, es handelt sich um einen Phono 
Vorverstärker der Röhren zur Tiefententzerrung benutzt. Nur das man sich 
einen Eindruck vermitteln kann wie das ganze Teil aufgebaut ist.

>1.Erst mal ein anderes / Labornetzteil anschließen um die Quelle zu
>lokalisieren/auszuschließen? Es könnte auch eine LED-Lampe od. ähnliches
>einstreuen?

Ja, das hatte ich versucht. Alle Geräte außer oszi und den Vorverstärker 
abgeschaltet, Deckel montiert (Metall zwecks Schirmung) Versorge ich die 
Heizung aus meinem labornetzteil ist die Störung schwächer. 
Anodenspannung kann ich nicht so einfach versuchen. Die Spannungen die 
stören sind Heizspannung Röhre und Anodenspannung Röhre. Das Signal 
taucht aber schon nach der Eingangsstufe rund um den 
Instrumentenverstärker auf, bei geringerer Verstärkung tut alles wie es 
soll. Die Verstärkung bestimmt nur der Instrumentenverstärker. Bei allen 
Tests sind die Eingänge kurzgeschlossen.

>2.Masseprobleme?

Weiß man natürlich nie, ich habe eine Durchgehende Fläche benutzt um 
Massestörungen so gut es geht auszuschließen. (Nur die Ausgangsbuchsen 
Liegen über eine Leitung an Masse in der Nähe der 8-beinigen OPVs.)


>15mVpp nach 70dB Verstärkung entsprechen 5uVpp Eingangsstörung. Die kann
>man sich schnell mal einfangen, auch über magnetische Schleifen im
>Eingangskreis.

Ich tippe auf die beiden 1.5uH Entstördrosseln am Eingang des 
Instrumentenverstärkers links. Könnte ich mal testweise brücken, der 
neigt dann aber laut TI zum schwingen.

Gruß,
Jan

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Geht PE durch die Platine durch? Die anbindung dürfte nur an den 
hinteren Schrauben sein, Eingänge vorne isoliert aufgebaut?

von Jan K. (keksstein)


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>Könnte das eine Erdschleife sein? Störungen von vor dem gleichrichter
>durch den Trafo auf GND? Dämpfungsperlen auf die Leitungen vom trafo zum
>gleichrichter probiert? Beispiel

Bisher nicht. Einige Ringkerne liegen hier rum, ich vermute aber die 
Störung ist nicht so hochfrequent. Wird versucht!

>70dB sind scbon eine hohe Verstärkung und die Schaltung wird  daher sehr
>empfindlich. Bei 15mV Störungen am Ausgang, wie hoch sind die Störungen
>am Eingang?
>Wie sieht die Spannungsversorvung des Instrumenverstärkers aus?
>Wie kompakt ist die  Schaltung aufgebaut (SMD oder diskret) ?
>Wie ist das zu messende Signal angeschaltet?
>
>Ich fürchte man wird ohne Schirmung nicht auskommen.

Ja, ich weiß. Es werden nur wenige uV benötigt um da was zu stören, das 
liegt weit abseits von allem was ich per Scope messen kann. Ich möchte 
mir als nächstes mit einem AC-mV Meter den Eingang anschauen, das kommt 
bis in den unteren uV Bereich. (Sennheiser RV-55. Uralt aber für sowas 
super) Ich war mir ziemlich sicher das Problem durch den hohen Abstand 
vom Netzteil zum Rest zu lösen, da habe ich mich verschätzt.

Ich vermute langsam auch ich darf die Eingangsstufe ein wenig 
aufwendiger abschirmen. Mal sehen ob ich ein Weißblechgehäuse finde das 
man passend bearbeiten kann. verlötetes Platinenmaterial tut es 
vermutlich zum Testen auch.

Gruß,
Jan

von Jan K. (keksstein)


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>Geht PE durch die Platine durch? Die anbindung dürfte nur an den
>hinteren Schrauben sein, Eingänge vorne isoliert aufgebaut?

Das Halteblech liegt fest auf PE, per Zahnscheiben sind die 
Befestigungsbolzen fest mit PE verbunden. Dort gehen sie jeweils mit 
10nF Kerkos gegen Masse auf der leiterplatte, der Bolzen im Vordergrund 
verbindet zusätzlich per 100 Ohm widerstand PE mit Masse.

Die Eingänge & Ausgänge sind vom Blech isoliert.

Gruß,
Jan

: Bearbeitet durch User
von Gerald K. (geku)


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Jan K. schrieb:
> Ich vermute langsam auch ich darf die Eingangsstufe ein wenig
> aufwendiger abschirmen. Mal sehen ob ich ein Weißblechgehäuse finde das
> man passend bearbeiten kann. verlötetes Platinenmaterial tut es
> vermutlich zum Testen auch.

Ich würde vorher den Transformator abgesetzt betreiben, um magnetische 
Felder auszuschliesen. Dann macht es Sinn sich an die Abschirmung der 
elektrischen Felder heranzugehen.

von Jan K. (keksstein)


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>Ich würde vorher den Transformator abgesetzt betreiben, um magnetische
>Felder auszuschliesen. Dann macht es Sinn sich an die Abschirmung der
>elektrischen Felder heranzugehen.

Das habe ich schon versucht, hatte keinen Einfluss auf das Problem.

von oszi40 (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Ich fürchte man wird ohne Schirmung nicht auskommen.

5µV und hochohmig? Schirm und geeignete Masseführung wären schon mal 
nützlich. Allerdings sehe ich bisher noch keine Schaltung, um einen 
Überblick zu bekommen. Manche Röhre wird auch aus gutem Grund mit einer 
Gleichspannung geheizt?

von Gerald K. (geku)


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Jan K. schrieb:
> Das habe ich schon versucht, hatte keinen Einfluss auf das Problem.

Dann braucht man keine magnetische Abschirmung. Ringtransformatoren 
haben ein geringes magnetisches Streufeld. Es reicht eine elekrische 
Abschirmung durch eine Kupferfolie.

von Mark S. (voltwide)


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Also wenn ich diesen großräumigen Aufbau so sehe, mit Röhren, dicken 
fetten Folienkondensatoren und überall viele cm an Leitungslänge - 
wundert mich es nicht das sich das was einfängt. Mußt Du halt 
stufenweise eingrenzen. Ansonsten - mit einem NE5532/Kanal auf einer 
kleinen Printplatte und insgesamt einem Bruchteil des Volumens dürfte 
sich das Problem nicht stellen.

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (keksstein)


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>5µV und hochohmig? Schirm und geeignete Masseführung wären schon mal
>nützlich. Allerdings sehe ich bisher noch keine Schaltung, um einen
>Überblick zu bekommen. Manche Röhre wird auch aus gutem Grund mit einer
>Gleichspannung geheizt?

Nein, der Eingang ist beim Versuch kurzgeschlossen. Die Eingangsstufe 
ist praktisch das hier, der Entzerrungs OPV ist bei mir die Röhre.

https://calvins-audio-page.jimdofree.com/projekte-projects/phono-vinyl/calvin-platina-rp1-de/

>Dann braucht man keine magnetische Abschirmung. Ringtransformatoren
>haben ein geringes magnetisches Streufeld. Es reicht eine elekrische
>Abschirmung durch eine Kupferfolie.

Ich probiere es mit Platinenmaterial, das lässt sich super zu einem 
Testgehäuse bauen

>Also wenn ich diesen großräumigen Aufbau so sehe, mit Röhren, dicken
>fetten Folienkondensatoren und überall viele cm an Leitungslänge -
>wundert mich es nicht das sich das was einfängt. Mußt Du halt
>stufenweise eingrenzen. Ansonsten - mit einem NE5532/Kanal auf einer
>kleinen Printplatte und insgesamt einem Bruchteil des Volumens dürfte
>sich das Problem nicht stellen

Der Hochempfindliche Teil ist nur um den INA, die Röhrenschaltung 
arbeitet schon mit Pegel. Muss der INA nicht so hoch verstärken 
(Verstärkung über alles 35dB) sieht das am Ausgang wie im Anhang aus.

Und mit OPV ist ja langweilig. :-)

: Bearbeitet durch User
von Gerald K. (geku)


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Mark S. schrieb:
> Also wenn ich diesen großräumigen Aufbau so sehe, mit Röhren, dicken
> fetten Folienkondensatoren und überall viele cm an Leitungslänge -
> wundert mich es nicht das sich das was einfängt. Mußt Du halt
> stufenweise eingrenzen.

Gerade der Vorverstärker wäre besser mit SMD Bauelemente aufgebaut 
worden. Widerstände an den Eingängen des Instrumentenverstärker 
möglichst kurz anschließen. Gelingt mit SMD Bauelemente am leichtesten.

Speziell die RG Widerstände und X3 sollten sehr kurze Verbindungen zum 
INA haben,
den Störungen an Pin 3 und 12 werden mit Leerlaufverstärmung ( Open 
Loop) des INA verstärkt.

: Bearbeitet durch User
von _ooo_ (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Ich probiere es mit Platinenmaterial, das lässt sich super zu einem
> Testgehäuse bauen

Vorsicht, die entstehenden Schlitze/Lücken sind alles andere
als bedeutungslos... wie bekämst Du die "verbunden" und "zu"?

Der Aufbau ist schon weitläufig, daran kannst Du aber nicht
sofort was ändern. Du könntest eine Kombination aus 10nF
Kerkos (1 über jede Diode) und einer Gleichtaktdrossel zw.
dem Ausgang der Brücke und der Glättung (Elko) versuchen.

Letztere (die CMC) ist eher Symptombekämpfung, noch besser
wäre, wenn man zw. Trafo und Brücke Gegentakt- (= faktisch
"Speicher-") Drosseln platzierte, wobei schon recht kleine
besser wären als keine (zusammen mit den 10nF Caps könnte
das Einschleifen einer CMC vielleicht vermieden werden...
[Einschleifen via Kabelbrücken, umständlich].

Gegentakt-L plus Caps über den Dioden wären gerade deshalb
mein erster Ansatz, auch wenn Gegentaktdrosseln viel mehr
Material brauchen. (Blechkern mit Luftspalt, Eisenpulverkern,
höhere Masse. Und deutlich mehr Kupfer als eine CMC. Einzig
denkbare Einsparung durch: "Beide Zweige (GND und +) auf
einem Kern" (vglb. (jedoch umgekehrt wie bei) einer CMC).

Denn sie "runden" jene Nachlade-Stromspitzen ab (=zugleich
gewisse passive PFC Funktion), und die Dioden schluckten,
was bei recht kleinen Drosseln evtl. übrig bliebe.

Hättest Du denn Speicherdrosseln zwecks Test?

von Gerald K. (geku)


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Gerald K. schrieb:
> Speziell die RG Widerstände und X3 sollten sehr kurze Verbindungen zum
> INA haben,
> den Störungen an Pin 3 und 12 werden mit Leerlaufverstärmung ( Open
> Loop) des INA verstärkt.

X5 nicht X3!

Wie weit ist diese Brücke und der Trimmer  von INA Anschlüssen 3 und 12 
entfernt?

Die Leitungen zwischen Pin 3 und 12 sollten eine möglichst kleine Fläche 
aufweisen!

von John (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Hat jemand eine Idee wie sich diese Störungen verbreiten könnten und was
> ich dagegen tun kann?

Du kannst mal testweise einen Widerstand (ca. 1Ω) in die AC-Leitung vor 
den Gleichrichter schalten. Das wird den Rippelstrom deutlich 
verringern.

von Gerald K. (geku)


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Ist über mehrere DIP-Schalter durch Pararallelschalten von Widerstände 
RGn die Verstärkung stufenweise einstellbar? (große Fläche empfindlicher 
Leitungen) Diese liegen von den INA Eingängen sehr weit weg. Der Schirm 
müsste sich über dieses Gebiet erstrecken.

Das Nebensprechen andere Kanäle wird dadurch auch verschlechtert, zumal 
die Frequenzen höher sind.

Wie sieht das Nebensprechen aus?

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Zum einen Dämpfungsperlen (oder Drosseln), um die 
Gleichrichter-Störungen klein zu halten. Zum anderen hätte ich bei 
diesem Aufbau versucht, die GND-Struktur zu verändern. Beispielsweise 
die vorderen und hinteren Schraubverbindungen probehalber isolieren. Es 
kann sein, daß Ströme nahe dem Gleichrichter ins Blech fließen und vorne 
neben den Eingängen wieder in die ground plane hinein.

von Jan K. (keksstein)


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>Vorsicht, die entstehenden Schlitze/Lücken sind alles andere
>als bedeutungslos... wie bekämst Du die "verbunden" und "zu"?

Zu nicht, nahe an die Leiterplatte aber schon. Und die hat ja die 
Massefläche, könnte das reichen für einen HF-Schirm?

>Gegentakt-L plus Caps über den Dioden wären gerade deshalb
>mein erster Ansatz, auch wenn Gegentaktdrosseln viel mehr
>Material brauchen. (Blechkern mit Luftspalt, Eisenpulverkern,
>höhere Masse. Und deutlich mehr Kupfer als eine CMC. Einzig
>denkbare Einsparung durch: "Beide Zweige (GND und +) auf
>einem Kern" (vglb. (jedoch umgekehrt wie bei) einer CMC).

Die Cs alleine haben zu wenig gebracht, die hatte ich wieder ausgelötet.
Deine Idee finde ich super, ich habe keine Gegentaktdrosseln aber 
passende Ferrit und Eisenkerne mit denen man es versuchen kann. Die 
Leitungen vom Trafo sind relativ lang und unter dem Halter der Platine 
nahe am Trafo befestigt, es wäre naheliegend das das wie eine Antenne 
wirkt. Ich wickele mal die gesamten zu langen Leitungen um jeweils einen 
Pulverkern.

>Wie weit ist diese Brücke und der Trimmer  von INA Anschlüssen 3 und 12
>entfernt?
>
>Die Leitungen zwischen Pin 3 und 12 sollten eine möglichst kleine Fläche
>aufweisen!

Der Trimmer hat nichts mehr mit dem INA zu tun, zumindest nicht mit den 
Eingängen. Er gehört zum Tiefpassfilter für die höhenentzerrung. Und ja, 
einer der DIP schalter ist für die Verstärkung gedacht. Bilder wo man 
die Schleife sieht im Anhang. R14 und R15 sind die Eingänge vom INA 
dazu, jeweils 3 Ohm. Unter dem INA ist die Massefläche, deshalb sind 
diese Widerstände so nahe am Verstärker, das die Streukapazität gegen 
Masse nichts zum schwingen bringt. Ich klemme mich mal mit meinem uV 
Meter auf die Versorgung, sie ist zwar mit der Massefläche von den 
Signalen getrennt, vielleicht kommt die Störung aber doch darüber. Die 
beiden Abblockkondensatoren C7/C8 sind schon nahe an der Schleife, 
vielleicht reicht das entstehende 0.xpF für ein Problem.

L3 & L4 wären auch so Kandidaten, die sind direkt an den Eingängen und 
ziemlich sicher gute Antennen.

>Das Nebensprechen andere Kanäle wird dadurch auch verschlechtert, zumal
>die Frequenzen höher sind.
>
>Wie sieht das Nebensprechen aus?

Bisher nicht vermessen, kann ich morgen ausprobieren. Der Abstand 
zwischen den Kanälen ist aber recht groß, würde mich wundern wenn es da 
eine Verkopplung gäbe.

>Zum einen Dämpfungsperlen (oder Drosseln), um die
>Gleichrichter-Störungen klein zu halten. Zum anderen hätte ich bei
>diesem Aufbau versucht, die GND-Struktur zu verändern. Beispielsweise
>die vorderen und hinteren Schraubverbindungen probehalber isolieren. Es
>kann sein, daß Ströme nahe dem Gleichrichter ins Blech fließen und vorne
>neben den Eingängen wieder in die ground plane hinein.

Ich hatte die ganze Platine schon gelöst und neben das Gehäuse gestellt, 
das hat kaum (wenn überhaupt) Einfluss gehabt.

Gruß,
Jan

: Bearbeitet durch User
von Gerald K. (geku)


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> Die Leitungen zwischen Pin 3 und 12 sollten eine möglichst kleine Fläche
> aufweisen!

Zwischen Pin 3 und Pin 12 gibt es eine, in der Beilage rot 
eingezeichnete, große Fläche, die magnetische Felder einfängt.

Man könnte es beweisen, in dem man mit einer Spule, gespeist von einem 
Funktionsgenerator, über diese Fläche führt.

Das Problem bekommt man weg, wenn man diese Schleife möglichst klein 
hält.

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Haben die Elkos bei den Gleichrichtern star ground oder ground plane?

von HighPerformer (Gast)


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Hallo,

ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, hoffe aber trotzdem, dir 
ein wenig weiterhelfen zu können:

Es könnte sich um sogenanntes "Klingeln" (engl. ringing) handeln. Dabei 
handelt es sich um eine hochfrequente Störung, die aus einem parasitären 
Schwingkreis rund um den Gleichrichter und Kondensatoren resultiert.

Abhilfe schaffen hier sogenannte "Snubber"-Netzwerke, die über den 
Gleichrichterdioden angeordnet werden, um die Schwingung zu dämpfen.
Üblich sind RC-Kombinationen.

Je "härter" der Trafo, also je niedriger der Innenwiderstand, desto 
größer wird das Problem.

Keine Ahnung, aber ich hoffe ich habe zumindest das Thema getroffen. ;-)

Gruß

Marcus

von Jan K. (keksstein)


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Ich möchte mich zuerst bei allen nochmal bedanken, ich habe sehr viele 
gute Tipps bekommen und viele Sachen dabei genauer gelernt. Man braucht 
manchmal einen "schubs" in die richtige Richtung um solche Probleme 
einzugrenzen, ich hoffe das ich das jetzt kann. Es geht auf jeden Fall 
weiter mit dem Projekt und der Platine, ich hoffe mit den Maßnahmen die 
Störung beseitigen zu können.

>Zwischen Pin 3 und Pin 12 gibt es eine, in der Beilage rot
>eingezeichnete, große Fläche, die magnetische Felder einfängt.
>
>Man könnte es beweisen, in dem man mit einer Spule, gespeist von einem
>Funktionsgenerator, über diese Fläche führt.
>
>Das Problem bekommt man weg, wenn man diese Schleife möglichst klein
>hält.

Layout ist halt immer ein Kompromiss, die Idee war durch die Massefläche 
einen Schirm aufzubauen, der "Gegenpol" ist das geerdete Halteblech.
Das hat nicht geklappt wie gedacht, hätte ich Netzteil + Siebung doch 
von der Platine absetzen sollen.

Ich habe mir das ganze in Spice angeschaut, den Instrumentenverstärker 
mit 3x OP27 und den Bauteilwerten aus dem Datenblatt des INA103 
nachgebaut. Die Störung ist eine 1V 1kHz Spannungsquelle die über 10pF 
an einen der Eingangs OPVs an den Invertierenden Eingang führt. ob die 
Störung kapazitiv oder Induktiv (wie bei der Problemschaltung) 
einkoppelt sollte nicht so wichtig sein. Die Störung am Ausgang ist 
dabei völlig unabhängig von der Verstärkung des INA, das heißt dieser 
Punkt kann es nicht sein denn bei kleinerer Verstärkung (25dB statt 
60dB) im INA ist der Störabstand über 80dB @ 50Hz.
Der nächste Schritt ist den INA direkt am Eingang niederinduktiv 
kurzzuschließen, vielleicht ist die Störung dann weg. So kann ich es 
deutlich besser eingrenzen, mit dem empfohlenen Netzteil "Tuning" komme 
ich dann vielleicht auf einen guten SNR.

>Haben die Elkos bei den Gleichrichtern star ground oder ground plane?

Star Ground, der letzte Elko ist jeweils mit einer eigenen Leiterbahn an 
die Massefläche angeschlossen. Die Stromspitzen fließen nicht über die 
Fläche.

>Abhilfe schaffen hier sogenannte "Snubber"-Netzwerke, die über den
>Gleichrichterdioden angeordnet werden, um die Schwingung zu dämpfen.
>Üblich sind RC-Kombinationen.

Ich kenne sowohl 4 Cs über den Dioden, eine RC-kombination über der AC 
Seite oder einen einzelnen C an der AC-Seite. Nur die 4 Cs brachten eine 
unwesentliche Besserung.

>Je "härter" der Trafo, also je niedriger der Innenwiderstand, desto
>größer wird das Problem.

Ich habe den Trafo an einer RLC-Brücke vermessen und die Daten in Spice 
verwertet. Im störenden Kreis fließen Spitzen von kurz unter 2A, ich 
vermutete das die Zuleitungen vom Trafo (ca. 150mm Leitung) als Antenne 
wirken. Das finde ich morgen raus, wäre ein dummer logischer Fehler den 
ich beim Aufbau gemacht habe. Zum glück zu beheben. :-)

Gruß,
Jan

von HighPerformer (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Ich kenne sowohl 4 Cs über den Dioden, eine RC-kombination über der AC
> Seite oder einen einzelnen C an der AC-Seite. Nur die 4 Cs brachten eine
> unwesentliche Besserung.

Du brauchst eigentlich RC-Netzwerke, denn die Schwingung soll ja 
möglichst schnell abklingen, also die Dämpfung möglichst hoch sein.

Ich habe Dir ja die Tags "Snubber" und "Ringing" genannt. Da gibt es ein 
paar recht informative papers im Netz.

Aber wie gesagt, ich kann halt schlecht beurteilen, ob dein Problem 
überhaupt in dieser Richtung liegt.

Viele Grüße

Marcus

von Helge (Gast)


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Zugegeben wilde Vermutung: Die Sekundärwindungen des transformators sind 
außen. 10pF zum Gehäuse sind realistisch. Lassen sich da ein paar mm 
Abstand erzeugen?

von _ooo_ (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Ich wickele mal die gesamten zu langen Leitungen um jeweils einen
> Pulverkern.

Halt einzeln je um einen. Denn eine Doppelleitung ("Zwillingslitze")
aus Hin- und Rückleiter ergibt "nur" eine CMC, welche eben höchstens
nach dem Gleichrichter was bringt (und nur bzgl. Gleichtaktdämpfung -
CMC = auf Spitzen-/RMS-Wert ("Nadelform") des Stroms wenig Einfluß).

Um nen Kern zwar auszunutzen aber nicht zu sättigen, sein Datenblatt
bzgl. erlaubter "Amperewindungen" (Strom*Windungszahl ist ein fester
Wert, der nicht überschritten werden darf) konsultieren.

"Wild was wickeln" hat große Chancen auf geringe Wirkung, weil halt
entwender zu viele (Sättigung) oder zu wenige (kaum Induktivität)
Windungen für den Kern.

Deshalb nannte ich (parametrisch spezifizierte) "Fertig"-Drosseln,
da kann man diesbezüglich weniger falsch machen. "Nackte" Kerne und
selbst wickeln haben/hat dafür den Vorteil exakt hier:

John schrieb:
> Du kannst mal testweise einen Widerstand (ca. 1Ω) in die AC-Leitung vor
> den Gleichrichter schalten. Das wird den Rippelstrom deutlich
> verringern.

Natürlich, schon - aber hat nicht ganz so extrem viel Einfluß auf den
Spitzenwert, wie (und ohne gleich evtl. relevante Verluste -wie ein
R naturgemäß erzeugt- zuzulassen) an_ganz_genau_dieser_Stelle eine 
Speicherdrossel. [Bei mehreren Spannungsrails halt mehrere davon.]

Nimmt man hohen R in Kauf (incl. der Verluste) kann man die L der
Drossel sehr viel höher wählen - heißt, bei Deinen Experimenten mit
Pulverkernen könntest Du ziemlich dünnen Draht verwenden (so lange
er nicht glüht (oder zumindest der Lack schmilzt) ist alles ok, mal
etwas übertrieben dargestellt - sofern eben der Kern nicht sättigt).

Nackte Kerne sind da flexibler (so man mehrere Durchmesser Cu-Draht
vorrätig hat - obwohl, Verdopplung oder Verdreifachung (parallel)
geht ja auch... nur halt Halbierung etc. eher weniger).


Es geht viel, aber man sollte eben Bescheid wissen. Welche genauen
Kerne hast Du denn (Form, Größe, Material (stünde im Datenblatt...))?

Die genauen Abmessungen sowie sogar die Farbe der Beschichtung kann
evtl. bei der Identifikation helfen. Und auch, falls die exakte
Identifizierung nicht möglich sein sollte, diese Abmessungen und
"ungefähr" das Material könnten dann "ebenso ungefähr" sinnvolle
Windungszahlen zu nennen ermöglichen. Alles ist besser als "einfach
rumzuwickeln" wollte ich damit noch mal sagen.

von Jan K. (keksstein)


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Also: Führe ich die Anschlussleitung von meiner 40W Halogen Stehlampe 
(EL-Kern Trafo) am INA vorbei Koppel ich einen recht sauberen Sinus ins 
Signal, das ist auch zu erwarten. Das sind am Ausgang ca. 10mVeff. Die 
Störung liegt bei 6-7mVeff am Ausgang. Die Störung sind eher Nadeln als 
ein sauberer Sinus, am Magnetfeld vom Trafo liegt es nicht.

Schließe ich den Eingang vom INA kurz ist die Störung unverändert. 
Schließe ich den Ausgang vom INA (nach dem Widerstand vom RC-TP) kurz 
ist die Störung weg, der ganze weiträumige Bereich um die Röhren ist 
unschuldig.
Mit dem Oszi im AC 1mV/div Bereich sind die Versorgungsspannungen frei 
von den Spikes. Die Spannung sollte im uV Bereich sauber sein, Die 
Spannung für die INAs wird aus 2 Stufen mit dem LM317/337 
bereitgestellt, da hat Netzbrumm wenig Chancen.

Mit einer Relaisspule als "Schnüffelsonde" kann ich die störenden Pulse 
um den INA sehen. Am stärksten sind die Natürlich im Bereich 
Gleichrichter/Trafo. Ich habe alle Verbindungspunkte des Gehäuses mit 
Zahnscheiben elektrisch verbunden, das war nicht das Problem. davor war 
die einzige saubere Verbindung der Gehäuseteile der PE Anschluss in der 
Nähe des Eingangs.

>Du brauchst eigentlich RC-Netzwerke, denn die Schwingung soll ja
>möglichst schnell abklingen, also die Dämpfung möglichst hoch sein.

Über den Dioden wird das nicht zu machen sein, der Platz fehlt leider. 
:-(
Selbst die 4 Cs waren schon knapp. Ich schaue ob ich mehr dazu finde, 
danke.

>Zugegeben wilde Vermutung: Die Sekundärwindungen des transformators sind
>außen. 10pF zum Gehäuse sind realistisch. Lassen sich da ein paar mm
>Abstand erzeugen?

Ich kann ihn losschrauben und vielleicht 5mm bewegen. Das brachte aber 
leider nichts.

>Halt einzeln je um einen. Denn eine Doppelleitung ("Zwillingslitze")
>aus Hin- und Rückleiter ergibt "nur" eine CMC, welche eben höchstens
>nach dem Gleichrichter was bringt (und nur bzgl. Gleichtaktdämpfung -
>CMC = auf Spitzen-/RMS-Wert ("Nadelform") des Stroms wenig Einfluß).

Ich habe 2 22uH Funkentstördrosseln gefunden, diese Bauform:

https://www.digikey.de/product-detail/de/kemet/SBCP-47HY220B/399-20004-ND/9842505?utm_adgroup=Inductors%2C%20Coils%2C%20Chokes&utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_campaign=Shopping_Supplier_Kemet&utm_term=&productid=9842505&gclid=CjwKCAjw8cCGBhB6EiwAgORey_fF7_kxl1Ft9NV2u_OuggGTMKSUcfegXXOw0gTGxDXqfV_rfWlzxhoCh9AQAvD_BwE

In die Anodenspannungswicklung (einer der Störer) habe ich jeweils eine 
eingeschlieft, ohne Besserung. Mit meiner "Schnüffelsonde" sehe ich die 
HF auch besonders an den Anschlussleitungen zum Gleichrichter. Primär so 
gut wie nicht, der Trafo hat eine Schirmwicklung.

Gruß,
Jan

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