Hi, die Frage kam auf, was der Begriff "magic capacitor" zu bedeuten hätte. Da der diesbezügliche Thread geschlossen wurde, hier meine Antwort an alle diejenigen, die sich für Empfängertechnik, insbesondere Demodulation von AM-Signalen herkömmlicher Zweiseitenbandrundfunksender interessieren. Dazu möchte ich kurz und bündig vorausschicken: Die Wiedergewinnung der Niederfrequenz, die das zu Gehör bringende Signal, Sprache, Musik, Morsezeichen liefert, wird für gewöhnlich so erklärt, dass die hochfrequente Schwingung, die im Empfänger hinreichend verstärkt und umgesetzt wurde auf eine feste Frequenz, die sogenannte Zwischenfrequenz, meistens 455 kHz, mit Hilfe einer Diode gleichgerichtet wird. Dabei ist in der so entstehenden mit der Information, der Modulation schwankenden Gleichspannung, die Information wiedergewonnen. Das Prinzip der Gleichrichtung gilt aber hier genau so wie bei einem Gleichrichter für ein Netzteil: Die Gleichspannung enthält Anteile der gleichzurichtenden Wechselspannung. Das heißt also hier, 455 kHz. Will man also diesen Anteil so klein wie möglich halten, benötigt man noch eine Kapazität mit angepasster Lade/Entladezeitkonastante. Bei Detektorempfängern ist dieser Kondensator entbehrlich (Zitat Edi-m). Da aber bei Superhetempfängern vor allem die Empfindlichkeit über den Verstärkungsfaktor des Zwischenfrequenzverstärkers geregelt werden muss, um Übersteuerungen zu vermeiden, ist die Bereitstellung einer geeigneten Regelspannung nötig. Diese Regelspannung wird im einfachsten Falle ebenfalls von der über die Demodulatordiode gelieferten Gleichspannung abgeleitet. Hier kommt die Größe des Kondensators ins Spiel. Wird er zu groß gewählt, hat das Einfluss auf die Tonqualität, den Frequenzumfang der wiederzugewinnenden Niederfrequenz, ist er zu klein, ist die Regelung zu zappelig. Der Modulationsgrad wird ebenfalls als beeinflussende Größe genannt. Bei dynamischer Trägerwertanpassung, bei der in Modulationspausen die Sendeleistung reduziert wurde, konnte beobachtet werden, dass es zum Verreissen der Empfänger Oszillatorfrequenz eben durch die Änderung der Regelspannung kommen konnte, so dass es zu mit der Modulation schwankenden Pfeifstörungen und ähnlichen Effekten kommen konnte. Was man in diesem Zusammenhang mit einem geeigneten Demodulatorprinzip unter Verwendung des sogenannten "magischen Kondensators" alles erreichen kann, ist in diesem Beitrag sehr ausführlich beschrieben: http://www.valveradio.net/radio/low-distortion-am-detector.html Und Abbildung 4 in folgendem Beitrag: Für Detektorempfänger Vorspannungseinstellung der "Diode": http://www.valveradio.net/radio/high-sensitivity-am-detector.html Zitat: "...Sogar eine Germaniumdiode würde eine gewisse Vorwärtsspannung benötigen, um einen so niedrigen Rd zu erreichen, geschweige denn Schottky- oder Silizium-p-n-Dioden..." /Zitat Better detectors make better receivers - bessere Detektoren liefern bessere Empfänger - lautete die in der älteren Literatur erhobene Maxime. (Meinte natürlich die Entwicklung in Richtung Synchrondemodulator bei AM.) Soweit die Infos noch von mir. ciao gustav
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Karl B. schrieb: > Sogar eine Germaniumdiode würde eine gewisse Vorwärtsspannung > benötigen, um einen so niedrigen Rd zu erreichen Aus diesem Grunde haben ja die zeitgenössischen Crysta-Radio Bauer nach Möglichkeiten gesucht, das Problem der Dioden-Schwellenspannung mit "zero-Threashold Devices" zu optimieren. Die haben zwar keine wirkliche Null-Volt Schwellenspannung, sind aber diesbezüglich immer noch besser als eine Diode. Eine Variante davon verwendet das EPAD MOSFET Array ALD110900 oder den 3SK143 MOSFET. http://www.arrl.org/files/file/Technology/tis/info/pdf/culter.pdf
Hallo zusammen, hat jemand Erfahrungen mit diesem Aufbau. von Marc-Oni (Gast)16.08.2021 12:15 > Eine Variante davon verwendet das EPAD MOSFET Array > oder den 3SK143 MOSFET. Habe dazu folgendes gefunden.In einem anderen Forum. http://theradioboard.com/rb/download/file.php?id=2541&sid=c6f464ec1f820d291cdca91dbb53742f http://theradioboard.com/rb/viewtopic.php?t=6082
Marc-Oni schrieb: > Der hier zum Beispiel: > > http://www.creative-science.org.uk/epadmosfets.html Danke werde ich mir anschauen.
Oder mit einem Transistor wie hier: https://www.mikrocontroller.net/attachment/145673/Regenerative_Receiver.gif Beitrag "Re: verbessertes Ten-Tec Audion" (also wie mit Q1 ganz rechts)
Ein Logarithmischer Detektor wie der AD8307 sollte auch gute Dienste leisten. Und mit einer Doppeldiode EAA91 geht es erst recht ohne Schwellenspannung: http://www.jogis-roehrenbude.de/Detektor/Roehren-Detektor.htm
FrankB schrieb: > Ein Logarithmischer Detektor wie der AD8307 sollte auch gute Dienste > leisten. Falls es manche noch nicht gemerkt haben sollten: Es geht hier vornehmlich um AM-Detektoren für passive Detektorempfänger! Nicht um ZN414 oder andere Empfänger ICs und schon gar nicht um logarithmische Pegel-Detektoren wie den AD8307
Heli schrieb: > Es geht hier vornehmlich um AM-Detektoren für passive Detektorempfänger! In dem Fall sei gesagt, dass man auch mehrere Gleichrichter-Dioden parallel schalten kann. Am besten, man misst möglichst gleiche Germaniumdioden aus und schaltet die dann parallel. Die Verbesserung sollte deutlich hörbar sein, sonst stimmt etwas nicht. Angeblich kann man die Schwellenspannung für besseren Empfang auch weiter drücken, indem man die Gleichrichter-Diode beheizt (habe ich aber selber noch nie ausprobiert). Aber bitte nicht mit Strom beheizen, sonst schimpft Heli ;)
Dioden sind logarithmisch. Parallelschalten erhöht linear die Strombelastbarkeit und Eigenkapazität, die Schwellspannng kann man so nur inrelevant senken!
Karl B. schrieb: > Hier kommt die Größe des Kondensators ins Spiel. > Wird er zu groß gewählt, hat das Einfluss auf die Tonqualität, den > Frequenzumfang der wiederzugewinnenden Niederfrequenz, ist er zu klein, > ist die Regelung zu zappelig. Naja. Meistens hat man für die Regelspannung zusätzliche Siebglieder passender Zeitkonstante. Karl B. schrieb: > Bei dynamischer Trägerwertanpassung, bei der in Modulationspausen die > Sendeleistung reduziert wurde, konnte beobachtet werden, dass es zum > Verreissen der Empfänger Oszillatorfrequenz eben durch die Änderung der > Regelspannung kommen konnte, so dass es zu mit der Modulation > schwankenden Pfeifstörungen und ähnlichen Effekten kommen konnte. Kann, muß nicht. Die Schaltungen Fig.1 und 2 http://www.valveradio.net/radio/low-distortion-am-detector.html sind so aber auch rudimentär. Schaltung AM-Neunkreiser ganz einfach: https://nvhrbiblio.nl/schema/Jennen_9R4J.pdf Die Mischstufe wird nicht geregelt, weil dabei bei hohen Frequenzen (um die 30MHz) Verwerfungen auftreten. Dafür hat die Kiste ein ganz anderes Problem: die Anodenspannung des Oszillators wächst bei starken Sendern um etwa 30V, was ein sehr deutliches Weglaufen der Frequenz zur Folge hat. Etwas komplizierter: https://nvhrbiblio.nl/schema/Goldpfeil_6401Capri.pdf Hier hat man sich mit der Regelspannung etwas mehr Mühe gegeben und diese verzögert, so daß für kleinste Signale volle Empfindlichkeit vorliegt. Hier regelt man die Mischstufe mit, trotz einer langen Kurzwelle bis 26,4MHz. Eventuell ist das Problem bei der ECH81 aber auch nicht so gravierend. MfG Willi
Abdul K. schrieb: > Dioden sind logarithmisch. Parallelschalten erhöht linear die > Strombelastbarkeit und Eigenkapazität, die Schwellspannng kann man so > nur inrelevant senken! Dioden parallel schalten verdoppelt nicht den Effekt, bringt aber ein hörbar besseres Ergebnis in einem Detektor, wenn die Dioden zusammenpassen. Teste es!
Karl B. schrieb: > Bei Detektorempfängern ist dieser Kondensator entbehrlich (Zitat Edi-m). Es gibt eben kaum etwas, das man nicht noch schlechter machen könnte. Wenn man den Kondensator weglässt, gerät über die Diodenkapazität ein Teil der HF auf die Kopfhörerzuleitung, wo sie keinerlei sinnvollen Effekt hat. Aber der Schwingkreis wird durch diesen Energieverlust bedämpft. Daraus folgt schlechtere Trennschärfe und weniger Spannung an der Diode, letztlich eine schlechtee Empfindlichkeit bzw. geringere Lautstärke. Falls noch ein verstärkendes Element im Spiel ist, wie etwa bei einem Audion, riskiert man durch solche "Vereinfachung" eine Schwingneigung, wenn die von der Kopfhörerleitung abgestrahlte HF auf die Antenne rückkoppelt.
Karl B. schrieb: > Bei dynamischer Trägerwertanpassung, bei der in Modulationspausen die > Sendeleistung reduziert wurde, konnte beobachtet werden, dass es zum > Verreissen der Empfänger Oszillatorfrequenz eben durch die Änderung der > Regelspannung kommen konnte, so dass es zu mit der Modulation > schwankenden Pfeifstörungen und ähnlichen Effekten kommen konnte. Dieser Konstrukteur, der das abgeliefert hat, ist sofort zu entlassen! Man braucht nicht einmal solche Massnahmen, die Propagandasender (heute: Werbesendungen) besonders laut erscheinen lassen, sondern normale bei Fernempfang auftretende Felstärkeänderungen reichen für die Verwendung einer Schwundregelung aus. Schon in den 1930er Jahren war es bei gewöhnlichen Rundfunkempfängern Stand der Technik derartige Feldstärkeänderungen ohne merkliche Frequenzverwerfung auszuregeln.
Karl B. schrieb: > Zitat: > "...Sogar eine Germaniumdiode würde eine gewisse Vorwärtsspannung > benötigen, um einen so niedrigen Rd zu erreichen, geschweige denn > Schottky- oder Silizium-p-n-Dioden... Na ja, will man das denn wirklich? Früher verwendete man eben hochohmige Kopfhörer um eine Leistungsanpassung an hochohmige Dioden zu erreichen. *) Zero-Bias-Dioden oder mit Vorstrom betriebene (Schottky-) Dioden haben nicht wirklich einen besseren Wirkungsgrad, aber sie sind schon bei kleinen Signalspannungen niederohmiger, was hauptsächlich dem Frequenzgang der NF zugute kommt. Bei Radar- oder Fensehempfängern ist das sicherlich wichtig, aber für ein paar kHz Audio und hochohmigen Schwingkreisen? *) P.S.: Ich habe vor längerem mal Kennlinien von solch einem typischen Detektorkristall aus (natürlichem) Bleiglanz, PbS, aufgenommen. Das ist natürlich eine fummelige Arbeit, bis man mal eine Stelle gefunden hat, bei der die Kennlinie so aussieht, wie es bei einer Diode sein sollte. Zum Vergleich habe ich dann noch Zero-Bias X-Band Diode von alpha Industries (jetzt Skyworks) gemessen, die mich immerhin um 30DM gekostet hat, und mich über die geringen Unterschiede gewundert.
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Hp M. schrieb: > Es gibt eben kaum etwas, das man nicht noch schlechter machen könnte. Wenn du wie Edi einen dicken Ausgangsübertrager in M65 Größe oder dicker ranhängst, hat der bei der betreffenden Impedanz genügend Eigenkapazität, mehrere hundert pF. Das sollte bei einem 16k-Kopfhörer auch der Fall sein. Bei 4k sind es vielleicht zu wenig. Wenn man C zu hoch macht, wird auch die NF bedämpft: Das ist ja grade das Prinzip des "Magic Capacitors", das zu verhindern (siehe erste Posts).
FrankB schrieb: >> Zero-Bias X-Band Diode > > Was ist das? Oben gibst du den Dioden-Fachmann und jetzt stellst so eine Frage? Zero-Bias-diode = Null Vorspannung Diode. Eine low barrier Schottky Diode mit sehr geriner Schwellenspannung als Detektor bis in den GHZ Bereich X ist das lateinische Zeichen für 10. Eine X-Band Diode ist also eine Schottky Diode, die für Frequenzen bis um die 10 GHZ tauglich ist. Das X-Band umfaßt in etwa den Bereich von 8 bis 12 GHz
Josef L. schrieb: > Wenn du wie Edi einen dicken Ausgangsübertrager in M65 Größe oder dicker > ranhängst Wer ist Edi?
Phrasenschieber schrieb: > Wer ist Edi? https://www.mikrocontroller.net/user/show/edi-mv Aber rein thematisch ist der Name hier doch Schall und Rauch - die Information, dass ein Ausgangsübertrager als Last bereits genügend Kapazität mitbringen kann ist hier wichtig. Allerdings keiner der Miniübertrager aus den ersten Transistorradios der 50/60er Jahre.
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