Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik [Drucksensor] Temperatur-kompensation


von Wasserstand (Gast)


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Moin moin :)

ich hab einen Differenzdrucksensor, mit dem ich den Wasserstand in einer 
Hydroponischen (Tiefwasserkultur) Anlage messen möchte.

Die Theorie ist einfach ... Schlauch (PTFE-Schlauch mit 2 Meter) an den 
Sensor, den Schlauch dann (möglichst gerade) in die Nährlösung.

Aus dem Druckunterschied sollte sich die Füllhöhe errechnen lassen.

In der Praxis leider nicht so einfach.

Da es sich um eine hydroponische Anlage zur Pflanzen-Zucht handelt, gibt 
es eine Beleuchtung, die die Luft im Schlauch erwärmt und damit den 
Druck beeinflusst.

Das konnte ich mittlerweile kompensieren (Volumen im Schlauch bleibt 
Konstant, der Druck ist direkt-proportional zur Luft-Temperatur) - 
trotzdem hab ich noch deutliche Abweichungen.

Die Dichte des Wassers ändert sich auch, wobei das nicht für die 
Änderungen verantwortlich sein dürfte. (zwischen 20°C und 80°C wären es 
um die 2,5% Fehler). Aber wenn ich die Messwerte graphisch darstelle, 
ändert sich der Druck mit steigender Wassertemperatur.

Ich sehe leider Abweichungen von 25% und ich komm nicht drauf, woran das 
liegen könnte.

Hat jemand eine Idee?

Oder kennt jemand ein Projekt, bei dem die Probleme schon gelöst wurden?

Vielen Dank!

von H. H. (Gast)


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Wasserstand schrieb:
> Oder kennt jemand ein Projekt, bei dem die Probleme schon gelöst wurden?

Millionenfach verbaut sind sind solche pneumatischen Füllstandsmesser 
für Tanks, aber alle mit Luftpumpe.

von STK500-Besitzer (Gast)


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H. H. schrieb:
> Millionenfach verbaut sind sind solche pneumatischen Füllstandsmesser
> für Tanks, aber alle mit Luftpumpe.

Vor allem, wenn die Tiefwasserkultur sowieso mit einer Luftpumpe yum 
Einperlen von Sauerstoff ausgeruestet ist.

Als Beispiel:
https://hydroplanner.com/static/6bca5d504be8433c2da91537b647ec89/5ca24/deep-water-culture-DE.webp

von Wasserstand (Gast)


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H. H. schrieb:
> Wasserstand schrieb:
>> Oder kennt jemand ein Projekt, bei dem die Probleme schon gelöst wurden?
>
> Millionenfach verbaut sind sind solche pneumatischen Füllstandsmesser
> für Tanks, aber alle mit Luftpumpe.

Ja genau, so ähnlich hatte ich mir das auch gedacht, aber mit dem 
Unterschied, dass der Tank erstmal leer ist, wenn man den Schlauch 
reinsteckt und sich der Luftdruck durch auffüllen des Tanks aufbaut, 
aber ohne zusätzliche "Entlüftung" des Schlauchs.

Ich glaub mein Problem ist, dass der Schlauch 2m lang ist.

Bestimmt wäre irgendeine Konstruktion aus einem PTFE- oder 
Plexiglas-Rohr mit eingebautem Differenzdrucksensor besser.

Oder gleich einen Unterwasser-Druck-Transducer für 45€ kaufen.

von Wolfgang (Gast)


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Wasserstand schrieb:
> Die Theorie ist einfach ... Schlauch (PTFE-Schlauch mit 2 Meter) an den
> Sensor, den Schlauch dann (möglichst gerade) in die Nährlösung.

So ganz hast du die Theorie anscheinend doch noch nicht verstanden, auch 
wenn du sie als "einfach" bezeichnest.
Ob der Schlauch gerade ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Der 
gemessene Differenzdruck entspricht der Höhe der Wassersäule zwischen 
Wasserpegel im Schlauch und Oberfläche, multipliziert mit der 
Dichtedifferenz zwischen Luft im Schlauch und Wasser. Für eine stabile 
Pegelmessung braucht man einen stabilen Bezugspunkt. Den bekommst du, 
wenn du mit einer Luftpumpe vor der Messung alles Wasser aus dem 
Schlauch verdrängst. Die Dichteänderung der Luft geht nur sehr 
untergeordnet mit dem Verhältnis Dichte(Luft)/Dichte(Wasser) ein. Bei 
Raumtemperatur liegt das bei 0,0012. Damit kommst du bei 
Temperaturänderungen zwischen 20°C und 80°C nie und nimmer auf 25%. Das 
verrät dir die allgemeine Gasgleichung.

von Michel (Gast)


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Wasserstand schrieb:
> Das konnte ich mittlerweile kompensieren (Volumen im Schlauch bleibt
> Konstant, der Druck ist direkt-proportional zur Luft-Temperatur) -
> trotzdem hab ich noch deutliche Abweichungen.

Sicher? Ist es nicht so, dass Nährlösung im Schlauch aufsteigt, wenn die 
Luft im Schlauch abgekühlt wird?
==> Volumen Gas != const

Wenn die Luft im Schlauch erwärmt wird, wird dann nicht irgendwann Luft 
aus dem Schlauch entweichen?
==> Stoffmenge != const

Oder habe ich den Aufbau komplett missverstanden?

von Gerd E. (robberknight)


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Wird der Drucksensor auch mit erwärmt? Die haben normal auch einen 
temperaturabhängigen Offset.

Ansonsten siehe:
Beitrag "Ein Füllstandmesser auf Einperlungsbasis"

von Wolfgang (Gast)


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Michel schrieb:
> Wenn die Luft im Schlauch erwärmt wird, wird dann nicht irgendwann Luft
> aus dem Schlauch entweichen?
> ==> Stoffmenge != const

Das würde sie nur beim ersten Temperaturzyklus tun, danach blubbert da 
nichts mehr raus.

Die Luft im Schlauch entweicht aber still und heimlich, indem sie sich 
in der Flüssigkeit löst. Da die Flüssigkeit im Schlauch von der 
allgemeinen Durchmischung stark abgekoppelt ist, erfolgt der Luftverlust 
über langsame Diffusion und ist auch noch von der Länge der 
Flüssigkeitssäule im Schlauch abhängig -> Langzeitdrift.

von Wasserstand (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Wird der Drucksensor auch mit erwärmt? Die haben normal auch einen
> temperaturabhängigen Offset.

Nicht wirklich, der liegt woanders, wo er kaum erwärmt wird.

Wolfgang schrieb:
> erfolgt der Luftverlust
> über langsame Diffusion und ist auch noch von der Länge der
> Flüssigkeitssäule im Schlauch abhängig -> Langzeitdrift.

Ohje ohje, da hab ich zu naiv gedacht!

Ich glaube, so wie ich mir das dachte, wird das niemals richtig 
funktionieren.

Vielen Dank für eure Erleuchtungen!

Wenn man sich überlegt, dass so ein Differenzdrucksensor auch schon fast 
soviel kostet, wie ein untertauchbarer Pressure-Transducer, dann sollte 
man wohl lieber gleich letzteres verwenden - insbesondere, weil ersteres 
für den Anwendungsfall wohl garnicht geeignet ist.

Allerdings müsste man den atmosphärischen Druck extra noch messen.

Der Thread mit dem Einperl-Füllstandssensor ist großartig! - aber auch 
recht aufwändig und so wichtig ist mir der Füllstand dann doch nicht.

Dachte, wäre ein nettes Plus, wenn man mit wenig Aufwand den Wasserstand 
messen könnte.

von Wolfgang (Gast)


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Wasserstand schrieb:
> Wenn man sich überlegt, dass so ein Differenzdrucksensor auch schon fast
> soviel kostet, wie ein untertauchbarer Pressure-Transducer, dann sollte
> man wohl lieber gleich letzteres verwenden - insbesondere, weil ersteres
> für den Anwendungsfall wohl garnicht geeignet ist.

Nein, die Messung mit einem Schlauch ist schon prima, weil du die ganze 
Instrumentierung in beliebiger Entfernung und im Trockenen stehen haben 
kannst. Einziger Nachteil ist der Aufwand mit Luftpumpe und meist 
Luftsteuerventilen. Der Aufbau von Gerhard O. wurde ja oben schon 
verlinkt.
Falls deine Flüssigkeitssäule nicht zu hoch ist, tut es vielleicht ein 
Sensor aus einem Blutdruckmessgerät.

Wasserstand schrieb:
> Allerdings müsste man den atmosphärischen Druck extra noch messen.

Und das muss ausreichend genau passieren. 1hPa entspricht grob 1cm 
Wassersäule. Falls dir 1cm Auflösung reicht, kannst du evtl. über 
Internet die Metar-Daten des nächsten Flughafens abrufen (1/2h 
Aktualisierung). Das spart den Referenzsensor.

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