Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Softwareprodukte für freiberufliche Tätigkeit


von Flotte Biene (Gast)


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Hi, im Internet findet man auf Seiten wie z.B. Gulp.de Projekte für 
freiberufliche Tätigkeiten. Hin- und wieder kann es vorkommen, dass 
spezielle Software benötigt wird - z.B. Produkte wie Matlab/Simulink, 
Siemens Step7, LabVIEW.

Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann 
"mitbringen" oder bekommt man vom Auftraggeber eine Lizenz oder einen 
Laptop mit installierter Software für die Aufgabe zu Verfügung gestellt? 
Oder kann man das pauschal nicht beantworten?

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Flotte Biene schrieb:
> Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann
> "mitbringen" oder bekommt man vom Auftraggeber eine Lizenz oder einen
> Laptop mit installierter Software für die Aufgabe zu Verfügung gestellt?

Also bei echten Freiberuflern/Selbstständigen erwartet man eigentlich 
,das sie alles mitbringen (könnten), respektive, das sie ein komplett 
entwickeltes Produkt (oder die zugehörige 
Werkstatt/Entwicklungsumgebung) mitbringen, das sie mit eigenen KnowHow 
erstellt haben. Auch dürfen die Tools dürfen gerne selbst entwickelt 
sein, bspw aus OpenSource Paketen wie Octave.

Die Lizenzkosten stellt man den Auftraggeber in Rechnung (Rubrik 
Arbeitsmittel). Oder legt sie anteilig auf den Stundensatz um. Bei 
höheren Kosten sollte man mal mit dem Steuerberater sprechen, wie man 
das als Investkosten abschreibt bzw abschreiben muß.

--
Aber natürlich gibt es auch Scheinselbstständige, denen alles gestellt 
werden muß. bei denen kommt man schnell in die Gefahr das der Zoll 
Sozialangaben nachfordert. Also macht man auch als Projektgeber um 
solche Scheinselbstständige einen großen Bogen.

Grad das KnowHow um die unterschiedlichen Spezialtools ist der große 
Vorteil eines externen. Also nutz man die projektfreie zeit, um sich 
bezüglich der tools und deren Lizensierungsmöglichkeiten upzudaten.

von Udo S. (urschmitt)


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keine Macht den Barbaren schrieb:
> Also bei echten Freiberuflern/Selbstständigen erwartet man eigentlich
> ,das sie alles mitbringen (könnten), respektive, das sie ein komplett
> entwickeltes Produkt (oder die zugehörige
> Werkstatt/Entwicklungsumgebung) mitbringen

Das ist Unsinn. Kein Unternehmen verlangt dass man spezielle 
Entwicklungsumgebungen oder Systeme mitbringt wie z.B. AWS Lizenz, IBM 
MQ, SAP, etc pp.
Im Gegenteil, allein aus Security Überlegungen kann es sein, dass der 
Freiberufler zwingend einen Firmennotebook kriegt auf dem alles für ihn 
notwendige drauf ist.
Niemend will sich eine potentielle Sicherheitslücke durch Fremdrechner 
im Firmennetz aufmachen.

Flotte Biene schrieb:
> Oder kann man das pauschal nicht beantworten?

So ist es. Produzierst du z.B. nur heisse Luft dann wird die Firma schon 
ein eigenes Office Paket von dir erwarten.

von Oliver S. (oliverso)


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Flotte Biene schrieb:
> Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann
> "mitbringen" oder bekommt man vom Auftraggeber eine Lizenz oder einen
> Laptop mit installierter Software für die Aufgabe zu Verfügung gestellt?
> Oder kann man das pauschal nicht beantworten?

Doch das kann man sehr gut pauschal beantworten: das steht in dem 
Vertrag, den du mit dem Auftraggeber abschließt. Und der kommt dadurch 
zustande, daß du dich mit dem Auftraggeber über alle Punkte darin vorab 
geeinigt hast.

Oliver

von Schlaumaier (Gast)


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Kommt auf den Auftrag an.

Normales Zeug muss der Freiberufler haben. Laptop / Entwicklungsumgebung 
etc.

Auftragsgemäßes Zeug bekommt man i.d.R. Leihweise gestellt. Das ist die 
Kostengünstigste + Legale !!!  Lösung für beide Parteien.

Dabei handelt es sich i.d.R. um Dinge o. Software die der Entwickler 
nach den Auftrag nicht mehr braucht. Diese Dinge werden aber auch i.d.R. 
im Vertrag aufgeführt.

Einfachstes Beispiel : Man soll eine Software zum Auslesen der Daten 
einer Hardware entwickeln. Dann bekommt man die Hardware damit man sein 
Werk testen kann, aber nicht den PC um sein Werk zu schreiben.

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Das ist Unsinn. Kein Unternehmen verlangt dass man spezielle
> Entwicklungsumgebungen oder Systeme mitbringt wie z.B. AWS Lizenz, IBM
> MQ, SAP, etc pp.

Doch, im enbedded bereich ist es üblich, das der freiberufler komplette 
pakete als Firmware  abliefert. Da bekommt der freiberufler ne Spec, 
darf mal die sensoren ausmessen und liefert dann den komplett 
entwickelten Regler als executable/Source per ftp/git. Da muss kein 
'fremdrechner' ins netz. Abgesehen davon das manche freiberufler-laptops 
besser gepflegt sind als die zur heimlichen Daddelkiste umfunktionierte 
'Möhre' des Azubis.

Permant vor ort beim Projektgeber zu arbeiten ist ohnehin ein Unding, 
das man als selbstständiger nur in dringende Fällen praktizieren sollte. 
Braucht man lediglich ein 'Codierschein' holt man sich die über 
Zeitarbeit/ANÜ rein.

von Max M. (Gast)


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keine Macht den Barbaren schrieb:
> Aber natürlich gibt es auch Scheinselbstständige, denen alles gestellt
> werden muß.

Die Definition eines Scheinselbstständigen hat damit rein gar nichts zu 
tun.
Ich bin selbstständig und arbeite teilweise mit Tools für die mein 
Auftraggeber mir eine Lizenz zur Verfügung stellt, teilweise sogar die 
HW dafür.
Für den gleichen AG bearbeite ich aber auch Projekte mit freien Tools 
oder Tools die ich mir gekauft habe.

Scheinselbstständigkeit zu definieren ist garnicht so leicht.
Jede Tätigkeit wird separat betrachtet.
Ich kann also für 2 AG scheinselbstständig sein und bei anderen 3 bin 
ich es nicht.
Eigener Marktauftritt, freie Entscheidung welchen Auftrag ich mache und 
welchen nicht sind z.B. solche Kriterien.
Ich kann in den Räumlichkeiten des Kunden arbeiten sogar in dessen 
Zeiterfassungssystem mitlaufen. Das können Kriterien für 
Scheinselbstständigkeit sein, müssen es aber nicht. Totales Chaos.
Aber das eine Gericht sagt: Im Namen des Kunden aufzutreten war in dem 
Markt ein Sachzwang, das andere Gericht sagt: 'Ach Frau Rechtsanwältin, 
kommen sie mir doch nicht mit Sachzwängen.'
Das ist oft selbst für die Anwälte vorher kaum absehbar.

Das ganze Gesetz ist totaler Mist.
Wenn ich meine Leistung selbst anbiete, kann ich Scheinselbstständig 
sein.
Die gleiche Leistung für einen Verleiher, der sich einen Großteil der 
Kohle dafür abgreift und es liegt keine Scheinselbsständigkeit vor.
Das hat nichts besser gemacht, nur viele Selbstständigkeiten zerstört 
weil die Auftraggeber Kopfscheu geworden sind.
Das Gesetz bietet aber AN die in die Selbstständigkeit gepresst wurden 
eine Handhabe gegenüber dem AG. Es wird aber eben auch so angewendet so 
das AN und AG beide angeschissen werden, obwohl sie beide mit den 
Bedingungen einverstanden sind.
Habe ich aber eine GmbH, bin dort der einzige Angestellte und mache 
genau das für meinen AG, das ich auch als Einzelunternehmer tun könnte, 
kann ich garnicht Scheinselbstständig sein.
Das war vielleicht mal gut gemeint, aber es ist Dreck und gehört 
abgeschafft.

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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typo , es war 'Codierschwein' gemeint.
https://www.kanbwana.de/2019/10/28/make-me-your-code-monkey/

von Udo S. (urschmitt)


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keine Macht den Barbaren schrieb:
> Doch, im enbedded bereich ist es üblich, das der freiberufler komplette
> pakete als Firmware  abliefert. Da bekommt der freiberufler ne Spec,
> darf mal die sensoren ausmessen und liefert dann den komplett
> entwickelten Regler als executable/Source per ftp/git.

Ok, du meinst eher jemanden der ein(e) (fast) fertige Komponente oder 
Produkt liefert.
Nachteil des Kunden: Er hat keine Kontrolle über die Software weil dann 
das copyright üblicherweise beim Subunternehmer verbleibt und ist bei 
späteren Modifikationen evt. angeschissen.
Aber bestimmt gerne vom Controlling genommen weil da die Kosten ja so 
schön transparent und kalkulierbar sind.

: Bearbeitet durch User
von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Max M. schrieb:
> Scheinselbstständigkeit zu definieren ist garnicht so leicht.

Doch ist es, da gibt es Checklisten für.

-Start Zitat:

"Je mehr der folgenden Fragen Sie mit Ja beantworten, desto mehr 
Indizien deuten auf eine scheinselbstständige Beschäftigung Ihres freien 
Mitarbeiters hin.


*    Stellen Sie ihm Arbeitsräume zur Verfügung?
*    Stellen Sie ihm Betriebsmittel wie etwa einen Computer oder ein 
Lieferfahrzeug?
*    Verfügt der Freelancer über keine eigene unternehmerische Struktur? 
(eigene Büroräume, eigene Webseite, eigene Werkzeuge, eigene Maschinen, 
…)
*    Ist der Freelancer per Vertrag verpflichtet, bestimmte EDV, 
Hardware oder Software zu benutzen? Und können Sie ihn dadurch besser 
kontrollieren?

-Ende Zitat_
Das sind schon mal vier Punkte die einen freiberufler zum 
Scheinselbstständigen machen, weil er eben keine eigenen Werkzeuge, 
Rechner, Lizenzen mitbringt.

https://www.impulse.de/recht-steuern/rechtsratgeber/scheinselbststaendigkeit/7404978.html

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Udo S. schrieb:
> keine Macht den Barbaren schrieb:
>> Doch, im enbedded bereich ist es üblich, das der freiberufler komplette
>> pakete als Firmware  abliefert. Da bekommt der freiberufler ne Spec,
>> darf mal die sensoren ausmessen und liefert dann den komplett
>> entwickelten Regler als executable/Source per ftp/git.
>
> Ok, du meinst eher jemanden der ein(e) (fast) fertige Komponente oder
> Produkt liefert.
> Nachteil des Kunden: Er hat keine Kontrolle über die Software weil dann
> das copyright üblicherweise beim Subunternehmer verbleibt und ist bei
> späteren Modifikationen evt. angeschissen.

Klar hat er volle Kontrolle, weil die Sourcen + toolchain bestandteil 
der lieferung sind. Und die spec geschrieben und erst zahlt wenn die 
lieferung abgenohmen ist. Und seine rechte in sachen Gewährleistung 
kennt der Autraggeber aus.

von Abrissbirne (Gast)


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Flotte Biene schrieb:
> Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann
> "mitbringen" oder bekommt man vom Auftraggeber eine Lizenz oder einen
> Laptop mit installierter Software für die Aufgabe zu Verfügung gestellt?
> Oder kann man das pauschal nicht beantworten?

wenn du solche Fragen stellst würde ich an deiner Stelle das mit der 
"Selbsständigkeit" noch mal mehrmals überdenken

😉💋

von Dieter H. (kyblord)


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Abrissbirne schrieb:
> Flotte Biene schrieb:
>> Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann
>> "mitbringen" oder bekommt man vom Auftraggeber eine Lizenz oder einen
>> Laptop mit installierter Software für die Aufgabe zu Verfügung gestellt?
>> Oder kann man das pauschal nicht beantworten?
>
> wenn du solche Fragen stellst würde ich an deiner Stelle das mit der
> "Selbsständigkeit" noch mal mehrmals überdenken
>
> 😉💋

:-) Berechtigter Einwand. Das muss man sich mal vorstellen. Ich glaub 
die kriegen sich nicht mehr vor Lachen, wenn du ankommst und sagst ob 
die dir nicht mal Matlab geben könnten, weil das zu teuer ist.

von Schlaumaier (Gast)


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Dieter H. schrieb:
> sagst ob die dir nicht mal Matlab geben könnten, weil das zu teuer ist.

Das kommt drauf an.  Wenn ICH für so einen Firma entwickeln soll, dann 
müsste die es mir geben.

ABER. Es gilt der uralte Spruch. "Schuster bleib bei deinen Leisten". 
Einfach + Modern gesagt. Spezialisiere dich auf ein Gebiet der 
Entwicklung. Besorge dir dein Werkzeug dafür und das war's.  Mit den 
Visual-Studio kannst du schon gut Geld verdienen. Und die 
Anschaffungskosten halte sich in Grenzen.

Ich habe das Mathelab auch nicht. Ich kann nicht mal damit umgehen. 
WIESO auch. Habe ich nie gebraucht. Mein Spezialgebiet ist + war 
Angebotssoftware und manchmal Statistischer Analyse. Erstellung von 
Werbeprospekte und Kataloge.

Ist genug Arbeit gewesen.

Angebotssoftware womit Kunden meiner Kunden in der Lage sind schnell und 
einfach ein Angebot mit den Produkten meiner Kunden zu erstellen. 
Speziell auf die Branche und die Produkte der Firma zugeschnitten.

Einfach, Klein + Fein und auch auf "an der letzten Milchkanne" 
verwendbar, solange der Laptop Strom hat. ;)

von Dieter H. (kyblord)


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im notfall zieht man sich einfach die dinger mit torrent für den anfang. 
und wenn der laden läuft kann man ja eine lizenz kaufen

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Abrissbirne schrieb:
> Flotte Biene schrieb:
>> Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann
>> "mitbringen"
>
> wenn du solche Fragen stellst würde ich an deiner Stelle das mit der
> "Selbsständigkeit" noch mal mehrmals überdenken

Nicht nur 'überdenken' sondern konkret den Punkt Softwarekosten 
durchkalkulieren.

Weil, es sind da gleich zwei Punkte die dem neuen Freiberufler komplett 
unbekannt und die hält er auch noch für den selben:
1) was verlangt der Softwarehersteller für eine Lizenz
2.) was kostet micht das?

1) Ausser das matlab 'Sehr teuer' sein soll, wissen die wenigstens etwas 
über die tatsächliche Preisgestaltung. Das hängt auch daran, das man es 
für Mathllab keine vollständige Preislisten gibt, sondern man ein 
Angebot erfragen muß.

https://de.mathworks.com/store/link/products/home/ML
Beitrag "MATLAB jetzt preiswert für Privatanwender"

Das macht man einfach als Freiberufler, man kauft seine Arbeitsmittel 
selbst ein.

2) Der Angestellte bezahlt seine Software vom versteuerten Geld, für den 
Freiberufler ist das eine Betriebsausgabe. Der freiberufler zieht die 
Betriebsausgaben von seinen Einnahmen ab und erst der Rest wird 
versteuert. Hinzu kommt, das man die Mehrwertsteuer der Lizenz mit der 
Mehrwertsteuer für seinen Freiberuflerstundenlohn gegenrechnen kann. 
Somit kann die Software für einen Freiberufler preiswerter sein, als für 
dennicht gewerblichen Nutzer. Und dann kennt der Steuerberater noch ein 
paar Möglichkeiten, wie man bspw. durch 'Verlustvortrag' o.ä. die 
Softwarekosten nocht zu einem 'Stolperstein' geraten lässt.

Dazu kommen natürlich auch die nicht in Zahlen kalkulierbaren Punkte wie

> Ich glaub
> die kriegen sich nicht mehr vor Lachen, wenn du ankommst und sagst ob
> die dir nicht mal Matlab geben könnten, weil das zu teuer ist."


Also reputation als Software-kenner und -nutzer. Viele Nutzer setzen 
teueres Werkzeug, effizienter ein.

von ptt (Gast)


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Flotte Biene schrieb:
> Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann
> "mitbringen"

Ja logisch, auch ein Handwerker den du bestellst bringt doch sein 
Werkzeug mit - oder stellst du dem Maurer Kelle, Speismaschine etc. zur 
Verfügung?

von Abrissbirne (Gast)


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Schlaumaier schrieb:
> Das kommt drauf an.  Wenn ICH für so einen Firma entwickeln soll, dann
> müsste die es mir geben.

ja das geht, aber denkt daran:
diese SW-Werkzeuge sind oft sehr,sehr komplex und erfordern nicht nur 
eine entsprechende Schulung (in der Regel eine Woche mindestens) sondern 
auch monatelange/jahrelange praktische einarbeitung.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Als Selbstaendiger sollte man die Tools im Griff haben, und sich nicht 
erst einarbeiten muessen. Das kann je nachdem Monate dauern.

von Scheinselbständiger (Gast)


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keine Macht den Barbaren schrieb:
> Das sind schon mal vier Punkte die einen freiberufler zum
> Scheinselbstständigen machen, weil er eben keine eigenen Werkzeuge,
> Rechner, Lizenzen mitbringt.

Hier wurde ja schon einiges zu der Problematik geschrieben - aber vieles 
davon ist falsch.

Was Du dort beschreibst, sind nicht vier Punkte, die 
Scheinselbstständigkeit definieren, sondern lediglich Indizien für das 
Vorliegen einer Scheinselbstständigkeit.
Ob es denn wirklich so kommt, entscheidet ein RV-Prüfer - und zwar 
völlig intransparent und ohne Begründung.
Auf die berühmten 5 Katalogkriterien konnte man sich vor Andrea Nahles 
noch einigermaßen berufen. Aber seitdem sie der RV quasi Narrenfreiheit 
eingeräumt hat, haben diese kaum noch Bedeutung.

Zum ist nicht "Der Selbstständige" scheinselbstständig, sondern jedes 
einzelne Arbeitsverhältnis wird einzeln betrachtet, wie Max ja schon 
ganz richtig beschrieben hat.

Wie willkürlich das Verhalten der RV ist, zeigt sich an vielen 1000 
Fällen, die auf Selbstständigenportalen heiss diskutiert werden.

Beispiele:

1) Ein Unternehmen kauft sich externes Fachwissen ein und möchte damit 
einerseits ein laufendes Projekt umsetzen und gleichzeitig die eigenen 
Mitarbeiter aufbauen.
Entscheidung der RV: Scheinselbstständig, weil der Freiberufler in engem 
Kontakt mit den Mitarbeitern des Unternehmens steht und die Tätigkeiten 
grundsätzlich auch von einem Arbeitnehmer ausgeführt werden könnten, 
wenn man denn einen qualifizierten MA einstellen würde.

2) Um Lastspitzen abzufangen soll ein Freelancer für 4 Monate das Team 
unterstützen. Das Softwareprojekt wird agil durchgeführt.
Entscheidung der RV: Scheinselbstständig, da der Freelancer durch die 
agile Arbeitsweise in tägliche Meetings und Entscheidungsprozesse 
eingebunden ist.

3) Ein selbstständiger Physiotherapeut wird von einem Krankenhaus 
beauftragt, zwei besonders schwergewichtige Patienten zu betreuen, weil 
im KH keine ausreichende Kompetenz gibt.
Entscheidung der RV: Scheinselbstständig, da der Therapeut seine 
Leistungen in den Räumen des Krankenhauses erbringt.
(Das sollte man sich übrigens auch mal aus Patientensicht durch den Kopf 
gehen lassen!)

Mir selber ist übrigens gerade auch passiert.
Als tech. Dienstleister in der Veranstaltungsbranche entwickle ich 
spezielle Steuerungen für Fernsehen und Multimediashows.
Seit Beginn der Pandemie fiel ein Auftrag nach dem anderen weg und es 
blieb am Ende ein einziges Produktionsunternehmen, welches mich mit der 
Entwicklung einer Steuerung beauftragt hat. Das ganze wäre ein ca. 
12-monatiges Projekt geworden und hätte mir den Hintern gerettet.
Die Produktion hat eine Statusfeststellung bei der RV durchführen 
lassen.
Fazit: Scheinselbstständig, da mein eigenes Unternehmen nicht 
wirtschaftlich ist und ich von diesem Auftrag existenziell abhängig 
wäre.
Eine Anstellung kam für den Auftraggeber nicht in Frage. Gelöst ist das 
Problem auch noch nicht, aber der Auftrag wurde erstmal zurückgezogen.

Während man also per Gesetz dafür gesorgt hat, dass Politiker, Beamte 
und Angestellte des Bundes sowie Großverdiener nicht in die gesetzliche 
RV einzahlen müssen und ihnen zutraut, sich selbst um eine sinnvolle 
Altersvorsorge zu kümmern, haben Selbstständige keinerlei Gesetz und 
keinerlei Grundlage, Ihre Altersvorsorge sicher zu planen.
Stattdessen sind sie der Willkür und Laune der gesetzlichen RV 
ausgesetzt und müssen stets damit rechnen, dass das Einkommen der 
letzten x Jahre rückwirkend sozialversicherungspflichtig wird.
Und mal abgesehen davon, dass das einen ziemlichen Batzen Geld ausmacht, 
hat man als Freelancer natürlich auch eine private Altersvorsorge, die 
bezahlt werden will - oder bereits wurde.

Um wieder zum Thema zurück zu kehren:
Ich würde sehr empfehlen, eigene Arbeitsmittel zumindest zu besitzen.
Außerdem sollte das Projekt schriftlich klar definiert sein und sich 
abgrenzen von den Tätigkeiten, die die eigenen Mitarbeiter des 
Unternehmen sonst so verrichten.
Noch besser: Lass Dich für das Projekt in Teilzeit anstellen.

Die Zeiten, eigenes Expertenwissen verkaufen zu können, sind vorbei.
Entweder Du BIST Arbeitnehmer oder Du BESCHÄFTIGST Arbeitnehmer. Alles 
dazwischen ist schlicht nicht mehr gewünscht.
Das wird auch mit der neuen Koalition nicht besser, denn die Architekten 
dieser Misere sitzen jetzt auf der Regierungsbank.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Scheinselbständiger schrieb:
> keine Macht den Barbaren schrieb:
>> Das sind schon mal vier Punkte die einen freiberufler zum
>> Scheinselbstständigen machen, weil er eben keine eigenen Werkzeuge,
>> Rechner, Lizenzen mitbringt.
>
> Hier wurde ja schon einiges zu der Problematik geschrieben - aber vieles
> davon ist falsch.
>
> Was Du dort beschreibst, sind nicht vier Punkte, die
> Scheinselbstständigkeit definieren, sondern lediglich Indizien für das
> Vorliegen einer Scheinselbstständigkeit.


Haarspalterei, dem Projektgeber ist es egal ob die Wahrscheinlichkeit, 
das er Strafe zahlen muß bei 100% oder 98% liegt, er wird sich für den 
mit 0% Grauzone entscheiden.

> Um wieder zum Thema zurück zu kehren:
> Ich würde sehr empfehlen, eigene Arbeitsmittel zumindest zu besitzen.

was heisst 'Zumindest zu besitzen'? klar kann man sich Arbeitsmittel 
auch leihen, mieten. Man muß sein Büro nicht besitzen, man kann es 
anmieten, aber besser nicht vom Projektgeber.

>Außerdem sollte das Projekt schriftlich klar definiert sein und sich
>abgrenzen von den Tätigkeiten, die die eigenen Mitarbeiter des
>Unternehmen sonst so verrichten.
Nö, wenn du der einzige Creative/Ingenieur unter den Proleten dort bist, 
da sagt das nichts darüber aus wie 'selbstständig' du dort agierst. Und 
wenn Dir der Projektgeber genau angeweist wird, was du zu tun hast, dann 
spricht das auch wieder eher für Scheinselbsständigkeit statt für 
Freiberufler.

>Noch besser: Lass Dich für das Projekt in Teilzeit anstellen.
Dann biste aber nicht Freiberufler sondern  Angestellter. Und wenn die 
Frist kürzer ist als die Anwartsdauer für AlG und Co bringt der das eher 
nichts. Hinzu kommt, das befristete Arbeistverhältnisse nicht so leicht 
kündbar sind. Sollte sich der Projektgeber als übler Schlawiner 
herausstellen musste die die Frist, die bis zu 2 Jahren betragen kann, 
komplett 'Absitzen'.

>Die Zeiten, eigenes Expertenwissen verkaufen zu können, sind vorbei.
Nein, es gibt immer noch Experten deren Fachwissen und fähigkeit 
nachgefragt wird. Aber ja, es gibt (veraltetes) Expertenwissen, das auf 
dem Markt keinen Pfifferling mehr Wert ist. Ein Selbsständiger schult 
sich deshalb selbst weiter und hält seinen Lizenzpool auch uptodate.

>Entweder Du BIST Arbeitnehmer oder Du BESCHÄFTIGST Arbeitnehmer. Alles
>dazwischen ist schlicht nicht mehr gewünscht.

Mumpitz, klar gibt es Millionen Solo-Selbstständige, Gutachter, berater 
und Ingenieurbüros als GbR ohne feste Angestellte.

von Abrissbirne (Gast)


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Scheinselbständiger schrieb:
> Die Zeiten, eigenes Expertenwissen verkaufen zu können, sind vorbei.
> Entweder Du BIST Arbeitnehmer oder Du BESCHÄFTIGST Arbeitnehmer. Alles
> dazwischen ist schlicht nicht mehr gewünscht.

+1

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Abrissbirne schrieb:
> Scheinselbständiger schrieb:
>> Die Zeiten, eigenes Expertenwissen verkaufen zu können, sind vorbei.
>> Entweder Du BIST Arbeitnehmer oder Du BESCHÄFTIGST Arbeitnehmer. Alles
>> dazwischen ist schlicht nicht mehr gewünscht.
>
> +1

-1

von Schlaumaier (Gast)


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Abrissbirne schrieb:
> ja das geht, aber denkt daran:
> diese SW-Werkzeuge sind oft sehr,sehr komplex und erfordern nicht nur
> eine entsprechende Schulung (in der Regel eine Woche mindestens) sondern
> auch monatelange/jahrelange praktische einarbeitung.

Ich habe eine natürliche Begabung dafür. ABER, etwas Zeit brauche ich 
logisch auch. Und du kannst sicher dir sein. Bevor ich bei einen 
Sondierungsgespräch JA sage, ist das Programm im Kopf schon zu 90% 
fertig.
Und das bedeutet auch, das ich mich vorher schlau gemacht habe, was da 
für ein Aufwand auf mich zu kommt.

Und da es keine Firma (inkl. Mathelab) heutzutage auf den Markt es sich 
leisten kann ein Prg. > 50 Euro ohne Demo auf den Markt zu schmeißen, 
würde ich mir die Demo herunter ziehen und schauen wie ich damit umgehe.

GUTE Projektplanung ist nicht das selbe wie ein Pfund Butter kaufen. Da 
werden Sondierungsgespräche geführt. Was will der Kunde, in welchen 
Zeitraum, für welche Systeme etc.  Allein das hat bei mir schon locker 8 
Std. (mit Mittagessen) gedauert. So was führt man meistens mit den Chef 
+ den späteren Ansprechpartner. Die Kostenverhandlungen sind dabei meist 
schnell erledigt. Ich kalkuliere fair und das merken die Kunden.

In der nächsten Runde werden dann Design-Entwürfe gemacht. Und erst wenn 
die heilig gesprochen sind, gibt es Code dazu.

Merke : Code ist das was die anderen nicht sehen und nicht verstehen. 
Deshalb machen sie sich am Design wichtig.  Ich habe da schon mal 6 Std. 
nur an der Ausrichtung des Start-Menüs mit so Leuten zusammen gesessen. 
Da brauchst du Baldrian Fass weise.

Das bisschen Code schreiben ist hinterher meist schnell gemacht. 
Jedenfalls von mir, und bei meinen Jobs.

Und merke die eins. IMMER ein Protokoll bei so Gesprächen anfertigen 
lassen, und jeder bekommt ein Exemplar. Muss nicht schön sein, ich habe 
viele Protokolle gehabt die aussahen als wenn eine 8 Jährige die gemacht 
hat. ABER sie waren hinterher sehr wichtig. Weil nach 8 Std. keiner mehr 
weiß was besprochen wurde. !!!!  Also alles was notiert wurde auf den 
Kopierer und jeder bekommt sein Paket.

JAJA. Es gibt Pflichtenhefte.  Das Problem bei den  Teilen ist nur, das 
die Leute die die Schecks unterschreiben, 0 Phantasie haben. Und dann 
kommt der Spruch "Dann muss das eben geändert werden". Und hin und 
wieder antwortest du : "Dann wird das teurer" . Was die Bosse durch 
winken.

Ist ähnlich wie beim BER. Nur machst du als Coder weniger Fehler, weil 
du dafür haften musst  ;)

von Abrissbirne (Gast)


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Schlaumaier schrieb:
> Und merke die eins. IMMER ein Protokoll bei so Gesprächen anfertigen
> lassen, und jeder bekommt ein Exemplar.

damit bist du für diesen Kickback und selbstverständlich weitere 
Aufträge disqualifiziert ...

😉🤦‍♂️🤷‍♂️

von Max M. (Gast)


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keine Macht den Barbaren schrieb:
> Das sind schon mal vier Punkte die einen freiberufler zum
> Scheinselbstständigen machen, weil er eben keine eigenen Werkzeuge,
> Rechner, Lizenzen mitbringt.

Machen KÖNNEN.
Nicht MACHEN.

Es ist z.B. absolut üblich den Auftragnehmer zu verpflichten bestimmte 
HW / SW zu benutzen, damit die Ergebnisse auch vom Auftraggeber weiter 
zu bearbeiten sind.
Auch dem Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen ist üblich. Auch dafür 
gibt es viele gute Gründe.
Und welche große Unternehmerische Struktur habe ich wohl als 
Einzeunternehmer?
Das der Auftragnehmer dazu verpflichtet ist bestimmte Dinge zu tun, weil 
man neben diesen Aufgabenbereich ausgelagert hat, ist ebenso üblich.
Alles das KANN eine Scheinselbstständigkeit bedeuten, MUSS es aber 
nicht.
Und genau da entscheiden Gerichte ganz unterschiedlich.
Das eine sagt: 'Klar, in dem Bereich, war das garnicht anders möglich'
Das andere sagt: 'Der Bereich interessiert mich nicht die Bohne. Das IST 
Scheinselbstständigkeit'

Außerdem ist das schon ganz schön weltfremd geregelt.
Mein Auftragnehmer bezahlt mich, also macht er die Regeln.
Wennn ich was nicht übernehme das er braucht, zu den Bedingungen die er 
will, dann geht der zu jemand anderen und ich bin raus.
Also ob ich wirklich die Wahl hätte ...

Gründe ich jetzt aber eine GmbH und schliesse einen Vertrag mit den 
Auftraggeber, der alles das und noch viel mehr regelt, stelle mich 
selbst als einzigen MA an, dann bin ich zwar zu 100% durch den AG 
kontrollierbar und erpressbar, Arbeitslos wenn der mich schasst, aber 
nicht Scheinselbstständig. Denn die GmbH ist der Auftragnehmer und ich 
der Angestellter der GmbH und bis darauf das ich mir die GmbH ans Bein 
binde, mit allen Buchhaltungspflichten, die ihre Steuern zahlt und ich 
nochmal meine Steuern zahle, läuft es auf das Gleiche hinaus.
Und das ist eben Murks.
Die unternehmerische Freiheit besteht darin das ich auf eigenes Risiko 
jeden Vertrag eingehen kann der mir in den Kram passt.
Und ich kann das als Einzelunternehmer ohne GmbH, UG, GBR was auch immer 
tun.
Aber seit die SPD uns dieses Ei ins Nest gelegt hat, kann ich das eben 
nicht mehr und ich kenne einige Selbstständige die deswegen das Handtuch 
werfen mussten und heute wieder in Festanstellung arbeiten.
Andere haben sich zusammengetan und eine GmbH gegründet um dem zu 
entgehen, obwohl da jeder für sich alleine hinwurstelt.
Wieder andere müssen über Verleiher arbeiten und einen gro0en Teil ihrer 
Kohle dafür abdrücken, die sie sonst in ihr Unternehmen hätten stecken 
können.
Also dient dieses Gesetz den Verleihfirmen, die Kohle aus dem 
Wirtschaftskreislauf ziehen und durch kreative Buchführung wenig Steuern 
bezahlen.
Der Unternehmer, der jetzt auf eigenes Risiko und ohne Kündigungsschutz 
über das Hilfskonstrukt Verleiher arbeitet, kann das Geld nicht mehr in 
sein Unternehmen stecken und auch keine Arbeitsplätze mehr schaffen.
Die Zahl der Sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze hat das 
zumindest nicht erhöht. Vielen hat es aber die Selbstständigkeit 
gekostet.

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Abrissbirne schrieb:
> Schlaumaier schrieb:
>> Und merke die eins. IMMER ein Protokoll bei so Gesprächen anfertigen
>> lassen, und jeder bekommt ein Exemplar.
>
> damit bist du für diesen Kickback und selbstverständlich weitere
> Aufträge disqualifiziert ...

"Kickback" aka Bestechungsgeld gibt es in diesem Szenario ohnehin nicht. 
ohne muß man Codierschweinen neben dem gehalt noch ne extra Möhre 
zwischen die mahlzähne schieben, das sie mit Auftrag abarbeiten 
anfangen?!

von Zarte Brüste dürfen nicht geimpft werden (Gast)


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Flotte Biene schrieb:
> Hi, im Internet findet man auf Seiten wie z.B. Gulp.de Projekte
> für freiberufliche Tätigkeiten. Hin- und wieder kann es vorkommen, dass
> spezielle Software benötigt wird - z.B. Produkte wie Matlab/Simulink,
> Siemens Step7, LabVIEW.
> Muss man das jeweilige Softwareprodukt als Freiberufler dann
> "mitbringen" oder bekommt man vom Auftraggeber eine Lizenz oder einen
> Laptop mit installierter Software für die Aufgabe zu Verfügung gestellt?
> Oder kann man das pauschal nicht beantworten?

Ja und nein. Das kann man so pauschal nicht beantworten. Es kommt 
sicherlich darauf an wer du bist und wer dein Kunde isst. Aber allzuviel 
Gedanken würde ich mir nicht machen. Mein Chef hat mir den Urlaub noch 
immer schnell und zur vollsten Zufriedenheit genehmigt.
Im trivialsten Fall einer Kausalität würde ich eher zu einer nicht 
linearen Regressionsvorgehensweise tendieren. Denn: Sie schont deinen 
Beutel.

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Max M. schrieb:
> Und welche große Unternehmerische Struktur habe ich wohl als
> Einzeunternehmer?

Die Volle, also Akquise, rechnungsstellung,presentation, 
angebotserstellung, geschäftskonto, geschäftshandy, eigene Steuernummer, 
Normenbibliothek, fachlektüre, Haftplflichtversicherung, Firmenprofil 
bei Xing,linked, ...

Und viele Scheinselbstständige scheuen selbst den geringen Aufwand ein 
zweites konto neben dem privaten zu führen.

> Auch dem Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen ist üblich. Auch dafür
> gibt es viele gute Gründe.

Eigentlich nicht und in Zeiten von Homeoffice immer weniger. und schon 
aus gründen der Wegzeitoptimimierung macht es mehr Sinn, gleich eine 
Wohnung mit Arbeitszimmer (steuerlich absetzbar) anzumieten, als darauf 
angewiesen zu sein irgendwo zwischen Service und Produktion an den 
Katzentisch gesetzt zu werden.

Wenn einer fix zur Firma dazugehören soll, dann wird er angestellt.

von Max M. (Gast)


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Schlaumaier schrieb:
> Besorge dir dein Werkzeug dafür und das war's.

Der eine will die Projekte in Eagle, der nächste in Altium, der andere 
nutzt noch Protel99, dem vierten ist das total egal, der bekommt es in 
Kicad und Nr. 5 besteht auf Mentor, das über VPN mit seiner DB arbeitet.
Dann gibt es die Target und Pulsonix Fraktion usw.

Und es gibt die Firmen, die ihre CAD in einem Sicherheitsbereich haben, 
der keine Verbindung zur Außnwelt hat.
Da bekommt man dann eine temporäre Sichereitsfreigabe und darf an deren 
IT hinter Türen mit Codeschloss arbeiten.
Wenn ich eine stundenweise Bezahlung aushandel, weil die die Aufgabe 
nicht klar abgrenzen könnne oder mich flexibel einsetzen wollen, ist es 
nicht unüblich das ich solange auch in deren Zeiterfassun mitlaufe.
Eigenes Werkzeug brauche ich da nicht und darf das oft nichtmal 
einsetzen.
Und wenn ich bezahlt werden will, dann mache ich was die wollen, dann 
wann die das wollen.
Und da jedes Arbeitsverhältniss für sich separat betrachtet wird, wäre 
ich dann nach allen Regeln Scheinselbstständig.
Da hilft das garnichts das ich eine eigene werkstatt mit Maschinen, 
Software, Website und andere Kunden habe mit denen das ganz anders 
läuft.
Und das führt eben dazu das solche Aufträge immer seltener kommen.
Da sitzen jetzt arme Schweine vom Verleiher, die eigentlich auch 
selbsständig sind aber nicht das Glück haben andere Kunden zu haben die 
da flexibler sind.

Spätestens wenn ich übers VPN in deren System arbeiten soll, weil da die 
Libs und die Lizenzen liegen, will ich einen Laptop von denen, den die 
selbst einrichten.
Der geht auch nicht bei mir ins lokale Netz und ich installiere da 
nichts drauf.
Ich werde nicht dafür verantwortlich sein wenn in deren IT was passiert.
So einen Helden hatten wir mal als freien MA.
Stöpselt seinen Notebook an unser Netz und Minuten später schrillt der 
Alarm diverser Virenchecker. Hat Tage gedauert bis alles wieder sauber 
war und die Backups eingespielt.
Erster Tag war auch der letzte.

Der Kunde bezahlt und der Kunde bestimmt.
Ich preise nur nur seine Forderungen ein und kann versuchen ihm den 
einfacheren Weg preislich attraktiver zu machen.
Ob er das macht ist alleine seine Entscheidung.
Wessen Brot ich esse dessen Lied ich singe.

von Schlaumaier (Gast)


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Max M. schrieb:
> Ich preise nur nur seine Forderungen ein und kann versuchen ihm den
> einfacheren Weg preislich attraktiver zu machen.

Naja. Ich bin halt der Meinung der Auftraggeber wie gute Arbeit für 
gutes Geld. Ich ich will gutes Geld für WENIG Arbeit.

Bei den heutigen Programmen :

Max M. schrieb:
> Der eine will die Projekte in Eagle, der nächste in Altium, der andere
> nutzt noch Protel99, dem vierten ist das total egal, der bekommt es in
> Kicad und Nr. 5 besteht auf Mentor, das über VPN mit seiner DB arbeitet.
> Dann gibt es die Target und Pulsonix Fraktion usw.

ist man einfach verpflichtet sich zu spezialisieren. Wie oben schon 
erwähnt selbst mit einer Begabung + Jahrzehnte Erfahrung wie ich sie 
habe, würde ich mich nicht an ohne weiteres an so "Trümmer" von Software 
setzen.

1-2 die man drauf hat. Wo man nicht über jeden Klick nachdenken muss. 
Das muss reichen. Und da andere genau so denken, haben kleiner Programme 
halt sehr wenig Chancen auf den Markt. Es gibt halt zu wenig Leute die 
mit so Entwicklungsumgebungen umgehen können.

Ich erinnere mich an die Y2K -Panik um 1.1.2000. Als alle nach 
Cobol-Codern geschrieben haben. Naja ich kann Cobol noch aber ich hatte 
damals ein prima Job und 2 Jahre meine Beförderung zum EDV-Chef. ;)

ABER was ich sagen will, das sind dann Ausnahmen. Weil es neue moderne 
Standards gibt. Davon muss man 1-2 RICHTIG BEHERRSCHEN und das sollte 
reichen um in der passenden Branche ein Job/Auftrag zu bekommen. Man 
muss halt nur neudeutsch gesagt "seine Netzwerke haben" oder altmodisch 
gesagt "Gute Beziehungen in der Branche haben".

Innerhalb einer Branche wird selten mit mehr als 1-2 dominanten 
Programmen gearbeitet. Und wenn man mal Fuß gefasst hat, kann man auch 
sich selbst solche Programme anschaffen.  Ist eh steuerlich absetzbar ;) 
Man muss halt nur Umsatz machen. ;)

von keine Macht den Barbaren (Gast)


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Max M. schrieb:
> Der Kunde bezahlt und der Kunde bestimmt.

sagt der Scheinselbstständige. Für den selbstständigen Ingenieur 
bestimmt immer noch die Physik das geschehen.
Und der Kunde zahlt den Ingenieur dafür das dieser die 
Physik/Naturgesetze/Sicherheitsvorschriften und die Interessen des 
Kunden zusammenbringt.

von Max M. (Gast)


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Schlaumaier schrieb:
> ist man einfach verpflichtet sich zu spezialisieren.

Nö, ich bin zu nichts verpflichtet, ausser zudem was ich vertraglich 
zusichere.
Du kannst Dich ja gerne spezialisieren und dann eben nur noch jeden 4ten 
Auftrag bekommen.
Ich mache was anfällt.
Ist alles kein Hexenwerk und mit ´jedem CAD kann man das tun, sonst gäbe 
es die schon lange nicht mehr.
Ich kann dem Kunden nicht vorschreiben was er will.
Er ist der Kunde ich bin der Auftragnehmer.
Er will eine Arbeit extern vergeben und ich will die haben.
Ich will die Lösung für sein Problem sein und nicht ein weiteres 
Problem.

Schlaumaier schrieb:
> Innerhalb einer Branche wird selten mit mehr als 1-2 dominanten
> Programmen gearbeitet.
Hm, nicht in der Schaltungsentwicklung.
Viele Kunden haben den Anspruch sich nicht von mir abhängig zu machen.
Die vergeben das nicht extern weil sie wollen, sondern weil sie müssen, 
weil sie gerade mehr haben als sie Packen können, jemand abgesprungen 
ist oder weil sich Projekte verzögern und Folgeprojekte nicht angefangen 
werden können.
Bin ich gut, schnell und zicke nicht rum, ist es angenehm mit mir zu 
arbeiten und weitere Aufträge kommen.
Aber trotzdem müssen deren Leute damit später weiterarbeiten können und 
da die eben alles 'Spezialisten' sind, die nur ein CAD können und sich 
mit Händen und Füssen dagegen wehren mehr als das zu lernen, lerne ich 
eben das CAD das die benutzen.

Schlaumaier schrieb:
> Das muss reichen. Und da andere genau so denken, haben kleiner Programme
> halt sehr wenig Chancen auf den Markt.

> Ich ich will gutes Geld für WENIG Arbeit.
Das ist sind zwei tolle Einstellungen. Bleib dabei.
Genau damit verdiene ich mein Geld, weil ich eben nicht so denke.
Mit 'Haben wir immer so gemacht. Reicht doch. Ich kenne nur das und das 
ist alles was man kennen muß'
Finde ich klasse.
Während andere noch darüber reden das das alles nicht geht und unmöglich 
ist, bin ich schon fertig und schreibe meine Rechnung.
Wer sagt, es gäbe nur diese 1-2 Tools und alle würden die benutzen und 
alle würden so denken. der weiß meist einfach nicht was es alles gibt, 
wer das alles benutzt und wie tatsächlich wonanders gedacht wird.
Filterblase mal anders.

von Schlaumaier (Gast)


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Max M. schrieb:
> Genau damit verdiene ich mein Geld, weil ich eben nicht so denke.

Naja ich bin sehr kurz vor der Rente. Ich muss das mir alles nicht mehr 
antun. Wenn ich es mache dann eh nur aus Langeweile.

von Noch einer (Gast)


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Max M. schrieb:
>> Ich ich will gutes Geld für WENIG Arbeit.
> Das ist sind zwei tolle Einstellungen. Bleib dabei.

Das wollen wohl alle, oder?

Nur ... wer zahlt denn viel Geld für wenig Arbeit?

von Dieter H. (kyblord)


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Noch einer schrieb:
> Max M. schrieb:
>>> Ich ich will gutes Geld für WENIG Arbeit.
>> Das ist sind zwei tolle Einstellungen. Bleib dabei.
>
> Das wollen wohl alle, oder?
>
> Nur ... wer zahlt denn viel Geld für wenig Arbeit?

Steuerzahler für den öd

von Senf D. (senfdazugeber)


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Noch einer schrieb:
> Nur ... wer zahlt denn viel Geld für wenig Arbeit?

Konzerne.

von Schlaumaier (Gast)


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Noch einer schrieb:
>> Nur ... wer zahlt denn viel Geld für wenig Arbeit?

Das ist eine völlig logische Art Geld zu verdienen ohne das der eine den 
anderen Bescheißt.

Das Zauberwort ist  FIX-Preis.

Wenn man sich auf einen Fix-Preis einigt der beide Parteien glücklich 
macht, kann die Regel durchaus funktionieren.

Wieso soll ein andere für meine Dummheit mehr zahlen. ?? Wenn ich zu 
blöd für ein Job bin, und den 100 Stunden abrechne, ist das unfair. Man 
bekommt zwar wenn man Glück hat, so mehr Geld aber wenn ein andere das 
mit bekommt und das passiert immer, bekommt man sehr selten Job nr. 2.

Bei einen FIX-Preis bekommt der Kunde was er will zu den Preis den er 
bezahlen will. Das heißt er weiß genau auf den Cent was die Show kostet. 
Gezahlt wir in 3/3. 1/3 zu Arbeitsbeginn, 1/3 bei der ersten Beta, und 
das letzte drittel wenn alles i.o. ist.

Wenn ich für ein Job 10.000 Euro bekomme und den in 100 Std. geschafft 
bekomme habe ich ein Stundenlohn von 100 Euro. Wenn ich daran 1000 Std. 
sitze nur  10 Euro/Std. .

Bin ich also gut, bekomme ich viel Geld für wenig Arbeit. Bin ich ein 
Trottel bekomme ich wenig Geld für die selbe Arbeit. ;)

So habe ich alle meine Auftragsprogrammierungen gemacht. Und nicht 
Verlust gemacht. Und ich musste nie nachweisen das ich X -Std. gebraucht 
habe.

Und alle waren glücklich. Und ich hatte/habe ein guten Ruf.

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