Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mosfet richtig auslegen


von Dominic S. (Firma: Privat) (dominics)


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Hallo Leute,

da ich bisher leider keine Erklärung gefunden habe, die bis in die 
düsteren Windungen, meiner Hirnregion vordringen konnte, muss ich auf 
eure Hilfe zählen.

Und zwar möchte ich mir einen OpenCollector Schalter für ca. 16V bauen. 
Dieser wird Hauptsächlich für Leds und kleine Glühlämpchen verwendet 
werden. Und angesteuert werden soll das ganze über einen Latch 
(sn74ls273 oder ähnlich).

Nun weis ich eigentlich folgendes:
Ids > 0.5A; Vgs(th) < 5V; Vgs(on) ~ 5V;

Somit würde ein Si2302CDS an sich erstmal in Frage kommen. Was mir noch 
fehlt, ist wie man die Gate Kapazität, bestimmt. Zudem welcher Strom 
daraus resultiert, bei einem 122Hz PWM Signal. Außerdem wie man den Gate 
Widerstand, so wie den Gate-Source-Widerstand richtig auslegt.

https://www.mouser.de/datasheet/2/427/si2302cds-1764899.pdf

Leider hören die meisten Erklärungen, welche man so finden. Nach der 
Feststellung von Ids und Vgs auf, maximal wird noch auf die Wärme 
Entwicklung, während der Mosfet Leitet, eingegangen.


Vielen Lieben Dank im Voraus für jede Hilfe!

Grüße Dominic

: Verschoben durch Moderator
von MaWin (Gast)


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Dominic S. schrieb:
> Nun weis ich eigentlich folgendes:
> Ids > 0.5A; Vgs(th) < 5V; Vgs(on) ~ 5V;

Falsch.

74LS273 liefert mit Glück 3.5V bei high.

Damit er dabei voll leitet, muss im Datenblatt ein RDSon für UGS unter 
3.5V hat, meist 2.8, 2.7 oder 2.5V.

Die UHS(th) unter der der MOSFET voll abschaltet (sperrt) wird dann bei 
ca. 0.9V liegen.

Da dein MOSFET nur 5yv 0.5A aushalzen muss, darf er rühig 
uberdimensioniert werden, 20V und 2A wie TSM2302

von Harald W. (wilhelms)


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Dominic S. schrieb:
> Hallo Leute,
>
> da ich bisher leider keine Erklärung gefunden habe, die bis in die
> düsteren Windungen, meiner Hirnregion vordringen konnte, muss ich auf
> eure Hilfe zählen.

Es gibt hier beim µC.net ein Tutorial, welches auf viele Deiner Fragen
Antworten hat. Siehe hier:
https://www.mikrocontroller.net/articles/FET

von Dominic S. (Firma: Privat) (dominics)


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Oh, tatsächlich.

Das der Latch nur 2.4-3.4 V liefert hatte ich so gar nicht gesehen 
gehabt. Danke das du mich auf diesen Fehler aufmerksam machst.

So wie ich das im Datenblatt des Si2302 verstehe, benötige ich bei 
Vds=Vds gerade einmal 0.85V um den Mosfet voll durchzuschalten.?
Mein Vgs liegt jedoch demnach bei ~3.3V und das Vds bei 16V. Ergo ich 
muss mein Vgs(th) ablesen.

Ich denke der Vgs zu Rds(on) Graph ist hierfür der richtige. Demnach 
erhalte ich bei Vgs 3V ein Rds(on) von ~0.05Ohm. Somit ich immernoch in 
einem guten Bereich mit dem Mosfet sein sollte.

Der Graph Id zu Rds(on) bestärkt mich aus meiner Sicht, das der Mosfet 
passend wäre. Bei einem Id von 2A und Vgs von etwa 3V, komme ich wieder 
auf ein Rds(on) von weniger als 0.05Ohm.

Ergo die Verlustleistung über den Mosfet sollte etwa 2A*0.05Ohm=0.1Watt 
sein. Ich denke das sollte ok sein.


Bitte weist mich auf jeden Fehler oder jede Falsche Annahme hin. Ich hab 
leider bisher wenig Ahnung, aber möchte das Thema in allen Tiefen 
verstehen.

von Dominic S. (Firma: Privat) (dominics)


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Uff, wer gescheit suchet der findet auch.

Danke! Ich werde mir den Artikel in den nächsten Tagen ausführlich 
durchlesen.

von Harald W. (wilhelms)


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Dominic S. schrieb:

> Bitte weist mich auf jeden Fehler oder jede Falsche Annahme hin.

Falsch ist auf jeden Fall Deine Annahme, das Du das Schaltverhalten
über die Treshholdspannung bestimmen willst.

von Jörg R. (solar77)


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Dominic S. schrieb:
> Oh, tatsächlich.
>
> Das der Latch nur 2.4-3.4 V liefert hatte ich so gar nicht gesehen
> gehabt. Danke das du mich auf diesen Fehler aufmerksam machst.
>
> So wie ich das im Datenblatt des Si2302 verstehe, benötige ich bei
> Vds=Vds gerade einmal 0.85V um den Mosfet voll durchzuschalten.?
> Mein Vgs liegt jedoch demnach bei ~3.3V und das Vds bei 16V. Ergo ich
> muss mein Vgs(th) ablesen.

Hallo Dominic,

Der Parameter Vgs(th) ist für Deine Anwendung unwichtig. Der Wert sagt 
aus ab welcher Spannung der Mosfet anfängt zu leiten, und zwar im 
uA-Bereich. Liegt Vgs unter dem im DB minimal angegebenen Wert für 
Vgs(th) sperrt der Mosfet.

Du möchtest den Mosfet im Schaltbetrieb verwenden, daher ist für Dich 
ein Wert aus einer Tabelle wichtig, nicht aus einem Diagramm. Der Wert 
heißt Rds(on), und der ist für den Si2302 schon für 2,5V Ugs 
spezifiziert. Daher passt der Mosfet für Dein Vorhaben.

Auch geeignet wäre z.B. der IRLML2502.


Evtl. kommt sogar ein ULN2803 in Frage, anstelle der Mosfets.

https://www.ti.com/lit/ds/symlink/uln2803a.pdf?ts=1644561492177&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Dominic S. schrieb:
> (sn74ls273 oder ähnlich).

Muss es denn wirklich ein antiquarer 74LS sein?

von MaWin (Gast)


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Dominic S. schrieb:
> So wie ich das im Datenblatt des Si2302 verstehe, benötige ich bei
> Vds=Vds gerade einmal 0.85V um den Mosfet voll durchzuschalten.?

Warum stellst du eine Frage, wenn dich die Antwort nicht interessiert, 
sondern du mit Borniertheit bei deiner falschen Auffassung bleibst ?

UGS(th) sagt NICHT wann ein MOSFET durchschaltet, sondern unter welcher 
Spannung er sperrt.

Welche UGS notwendig ist, um so einzuschalten, wie es die weiteren Daten 
sagen (z.B. IDmax) steht bei RDSon.

Und wenn dort nix unterhalb einer UGS Spannung steht, ist unterhalb der 
UGS Spannung nix garantiert.

Das Diagramm ID zu UGS ist für den analogen verhungernden Betrieb mit 
typischen Kurven. Die real benötigte UGS kann für die Kurven auch 1.4 
mal höher oder 0.7 mal so hoch sein, da UGS Auswirkungen meist um 1:2 
schwanken.

von Dominic S. (Firma: Privat) (dominics)


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Jörg R. schrieb:
> Du möchtest den Mosfet im Schaltbetrieb verwenden, daher ist für Dich
> ein Wert aus einer Tabelle wichtig, nicht aus einem Diagramm. Der Wert
> heißt Rds(on), und der ist für den Si2302 schon für 2,5V Ugs
> spezifiziert. Daher passt der Mosfet für Dein Vorhaben.

Vielen Dank für deine gute Erklärung! Das habe ich jetzt also endlich 
verstanden.

Achja der gute alte ULN2803, den habe ich in meinem letzten 
Bastelprojekt zuhauf verwendet. Das aktuelle Projekt wird quasi der 
große Bruder davon. (Was nicht heißt das der ULNx nicht trozdem ok 
wäre).

Grüße Dominic

von Dominic S. (Firma: Privat) (dominics)


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H. H. schrieb:
> Muss es denn wirklich ein antiquarer 74LS sein?

Nein nicht unbedingt. Ein modernerer Chip wäre ebenfalls völlig ok. Ich 
hab einfach in einer Tabelle, welche die 74x aufführt gesucht, welcher 
die passende Funktion hat. Das war der erste welcher mir zur Hand kahm.

Ich lasse mich gerne von einem anderen Chip überzeugen. Da ich diesen, 
als auch den Mosfet, später bestücken lassen möchte, werde ich das noch 
mit den Bauteilen meines Anbieters vergleichen müssen.

Im wesentlichen, möchte ich aktuell mal die Schaltung Konzeptionell 
planen und verstehen, wie ich die Bauteile aufeinander auslegen muss.

von H. H. (Gast)


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Dominic S. schrieb:
> Ein modernerer Chip wäre ebenfalls völlig ok.

Dann fasse 74HC ins Auge, oder für mehr Strom auch 74AC.

Und schau dir die '573 an, die sind meist fürs Layout besser.

von Praktiker (Gast)


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Hallo

Jörg R. schrieb:
> Der Parameter Vgs(th) ist für Deine Anwendung unwichtig. Der Wert sagt
> aus ab welcher Spannung der Mosfet anfängt zu leiten, und zwar im
> uA-Bereich.

Ähnliches liest man ja richtigerweise immer wieder -spweit so gut.

Nun frage ich mich länger:
Wofür in aller Welt ist überhaupt die Angabe Vgs(th) in der gelebten 
Praxis gut?
Irgendwie ist das doch ein akademischer Wert der höchstens für das erste 
Verständnis und beim lernen der Details (eventuell auch für gemeine 
Prüfungsfragen...) irgendeinen Belang hat?!

Wo braucht man in der Praxis(!) überhaupt diesen Wert ?
Viel wichtiger sind da doch z.B. die Ug vs. Id Diagramme und Angaben zu 
Rds(on) und auch die diversen Kapazitäten welche ja im Schaltbetrieb 
umgeladen werden müssen und stark zur Schaltfrequenz abhängigen 
Verlustleistung und Erwärmung beitragen

Aber nochmals

Wofür (warum)  Vgs(th) ?
Wo ist dieser Wert in der Praxis (!) wirklich wichtig (Eventuell im 
Analogen betrieb?)
Aber warum dann die Angabe bei als eindeutig für den Schaltbetrieb 
entwickelte Typen die teilweise gar nicht im analogen Bereich genutzt 
werden "dürfen" und die auch  deutliche Mehrheit bilden?

von H. H. (Gast)


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Praktiker schrieb:
> Wofür (warum)  Vgs(th) ?

Wurde schon geschrieben:


MaWin schrieb:
> UGS(th) sagt NICHT wann ein MOSFET durchschaltet, sondern unter welcher
> Spannung er sperrt.

von Praktiker (Gast)


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Hallo

Und das ist Praxisrelevant?

keine Spannung zu erzeugen ist do kein Problem - das Problem liegt doch 
eher darin die Gatespannung bei gleichzeitig hohen Strom (wegen der 
Kapazitäten die schnell und meist auch oft umgeladen werden müssen) zu 
erzeugen.

Daher nochmal:
Wann ist das in der Praxis(!) von Relevanz?
Habe noch nicht davon gelesen das es Probleme gibt die Sperrsspannung 
zu unterschreiten und im sicheren Sperrbetrieb zu gelangen - einfach 
auschalten und ein Pulldown (Pullup) Widerstand und alles ist klar - was 
interessiert da bezüglich der Praxis dann Vss(th) ?

Praktiker

von Harald W. (wilhelms)


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H. H. schrieb:

>> (sn74ls273 oder ähnlich).
>
> Muss es denn wirklich ein antiquarer 74LS sein?

M.E. macht es keinen Sinn, Neuentwicklungen auf der Basis von TTL-ICs
zu machen. Diese haben u.A. eine geringere Störfestigkeit. Gerade für
Anfänger würde ich eher Bausteine der 4000-er Reihe vorschlagen. Die
sind zwar inzwischen auch schon antiquarisch, haben aber eine deut-
lich höhere Störfestigkeit und auch sonst anwenderfreundlicher.
(Diese Antwort geht nicht an hhinz sondern an den TE)

von Jörg R. (solar77)


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Praktiker schrieb:
> Jörg R. schrieb:
>> Der Parameter Vgs(th) ist für Deine Anwendung unwichtig. Der Wert sagt
>> aus ab welcher Spannung der Mosfet anfängt zu leiten, und zwar im
>> uA-Bereich.
>
> Ähnliches liest man ja richtigerweise immer wieder -spweit so gut.
>
> Nun frage ich mich länger:
> Wofür in aller Welt ist überhaupt die Angabe Vgs(th) in der gelebten
> Praxis gut?

Mosfets werden ja nicht ausschließlich im Schaltbetrieb verwendet, 
sondern auch im Linearbetrieb. Daher sind nicht nur die Werte für den 
„Durchschaltwert“ wichtig. Für den Linearbetrieb gibt es allerdings 
spezielle Ausführungen, die z.B. in elektronischen Lasten verwendet 
werden.

Darüber hinaus ist es je nach Schaltungsauslegung erforderlich zu wissen 
wann der Mosfet sperrt.
Vielleicht ein schlechtes Beispiel, aber wenn der Mosfet z.B. von einem 
OPV angesteuert wird dessen Ausgang nicht bis runter auf 0V kommt (also 
kein R2R) soll der Mosfet ja trotzdem sicher sperren.

von MaWin (Gast)


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Praktiker schrieb:
> Und das ist Praxisrelevant?

Für ein Element, was ein- und ausschalten können soll, ist es relevant, 
zu wissen, welche Spannung man für 'aus' unterschreiten muss.

Für dich vermutlich nicht, du wirst mit Elektronik nicht mehr zu tun 
haben, als Knöpfchen von Streichelhandys zu drücken.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Praktiker schrieb:
> Wofür in aller Welt ist überhaupt die Angabe Vgs(th) in der gelebten
> Praxis gut?
> Irgendwie ist das doch ein akademischer Wert der höchstens für das erste

Neben den schon genannten technischen Gründen gibt es noch einen 
weiteren: der MOSFET muss in der parametrischen Suche der Distributoren 
auffindbar sein. Wenn der Hersteller statt der Angabe eines Vgs(th) 
korrekterweise nur auf einen Blick in die entsprechenden 
Kennliniendiagramme hinweisen sollte, könnte derjenige, der die 
Datenblattangaben in die Bauelementedatenbank anlegen soll, eben nichts 
eintragen. Und dann bliebe dieses Feld ggf. leer. Kunden, die mittels 
parametrischer Suche nach Vgs(th) sortieren, würden ggf. also solche 
MOSFETs nicht finden.

Letztendlich gibt es aber auch etliche andere Parameter, die streng 
genommen nicht als einzelne feste Werte genannt werden dürften.

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