Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Inverter OPV negative Versorgung


von Martin (Gast)


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Eine Newby-Frage zum OPV der als Inverter (1:1) geschalten ist:

Negatives Eingangssignal soll positiv werden. Wird an einem OPV (LM358) 
am Versorgungspin V- auch eine negative Spannung dann benötigt? V+ ist 
auf +5V.

Wenn ich es richtig verstanden habe dreht der OPV am Ausgang die 
Spannung in Richtung Eingangssignal (nur positiv) um dann an IN- seine 
0V zu bekommen. Dafür bräuchte er dann ja keine negative 
Versorgungsspannung?!

Das Eingangssignal wird im Normalfall nie positiv, könnte aber im 
Fehlerfalle passieren (dann muss der OPV allerdings nur überleben, keine 
Funktion dann mehr gefordert).


Danke,
Martin

: Verschoben durch Moderator
von Forist (Gast)


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Martin schrieb:
> Negatives Eingangssignal soll positiv werden.

Ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz. Was hat das mit 
Mikrocontroller oder sonstiger digitaler Elektronik zu tun?

Zu deinem Problem:
Baue deine Schaltung einfach in LTSpice nach. Dann kannst die vieles 
simulieren.

> (dann muss der OPV allerdings nur überleben, keine
> Funktion dann mehr gefordert)

Bei der Standardschaltung für den invertierenden Verstärker erfolgt die 
Steuerung über die Ströme, die zum invertierenden Eingang fließen. Der 
OP ist dabei durch den Spannungs-Strom-Umsetzer zwischen 
Schaltungseingang und Knotenpunkt recht gut geschützt. Bau die Schaltung 
nicht zu niederohmig auf.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Martin schrieb:
> Wenn ich es richtig verstanden habe dreht der OPV am Ausgang die
> Spannung in Richtung Eingangssignal (nur positiv) um dann an IN- seine
> 0V zu bekommen. Dafür bräuchte er dann ja keine negative
> Versorgungsspannung?!

Nein, brauchst du nicht. Beim LM358 ist es deshalb gewährleistet, da die 
Eingänge als "Common-mode voltage range" als Minimum V- erlauben.
Allerdings musst du berücksichtigen, dass bei einer Eingangsspannung von 
0V der Ausgang nicht sicher 0V hat - abhängig von der Last (die "Input 
offset voltage" ist hier nicht berücksichtigt).

von Klaus R. (klara)


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Dietrich L. schrieb:
> Nein, brauchst du nicht. Beim LM358 ist es deshalb gewährleistet, da die
> Eingänge als "Common-mode voltage range" als Minimum V- erlauben.

Und -V darf auch auf 0 V liegen. Eigentlich ist es nur wichtig das +V > 
-V ist und eine Mindestspannung gemäß Datenblatt eingehalten wird.

Jedoch ist es gerade für den Anfänger viel einfacher mit einer 
symmetrischen Spannungsvorsorgung zu arbeiten. Dann hast Du z.B. Deine 
+12 V für +V und -12 V für -V. GND liegt dann auf 0 V. Die 
Bezugsspannung 0 V erleichtert das Berechnen. Bei einer Invertierung von 
+1 V am Eingang liefert Dir der Ausgang bei einer Verstärkung von 1 eine 
Spannung von -1 V.

Oft möchte man nur mit einer Batterie als Versorgungsspannung arbeiten. 
Ist eben billiger, denkt man. Dann hätte man z.B. 9 V für +V und legt -V 
auf 0 V. In diesem Fall muß GND, das Potential der Bezungsspannung 
virtuell erzeugt werden. Ein Spannungsteiler liefert dann +V/2 also 4,5 
V. Am einfachsten läßt es sich jetzt mit Wechselstrom arbeiten. Dazu 
wird an Eingang und am Ausgang ein Kondensator eingesetzt, denn die 
Signalquelle am Eingang wird in der Regel auf 0 V aufgelegt und beim 
Ausgang ist es ebenso.
Die Gleichspannungsrechnung würde jetzt so aussehen +IN auf +4,5 V, -IN 
hat +5,5 V und der Ausgang liefert +3,5 V. Es ist eben alles relativ. 
Das sollte man sich ersparen, wenn man die Wahl hat.
mfg Klaus

von MaWin (Gast)


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Martin schrieb:
> Wird an einem OPV (LM358) am Versorgungspin V- auch eine negative
> Spannung dann benötigt?

Nein. Der OpAmp sieht in der invertierenden Beschaltung maximal (oder 
minimal, wie man will) 0V am Eingang, und weil der LM358 ein single 
supply OpAmp ist dessen Eingang bis 0V (und knapp drunter) messen kann, 
reicht 0V (GND) als negative Versirgung.

Ein uA741 oder TL071 will aber mindestens -3V haben um 0V verarbeiten zu 
können.

> V+ ist auf +5V.

Dann liefert ein LM358 mit Glück 3.5V. Wenn dir das reicht...

Beitrag #7002299 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7002452 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Martin (Gast)


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In Ordnung, vielen Dank für die Inputs!

Für den Fehlerfall dass eine positive Spannung an IN- anliegt (während 
ich nur mit positiven Spannungen bzw. 0V an V+/V- arbeite), ist dies für 
den OPV bzw. den zukünftigen Rail-To-Rail ein gefährlicher Zustand?

Sonst brauch ich ja noch den Verpolschutz...

von Peter D. (peda)


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Martin schrieb:
> Dafür bräuchte er dann ja keine negative
> Versorgungsspannung?!

Jain.
Will man bis 0V messen, braucht man auch eine negative Versogung, da 
R2R-OPVs nie exakt an GND/VCC ran kommen. Ich nehme z.B. einen 
PWM-Ausgang des MC und erzeuge etwa -0,6V damit.

Auch sollte der OPV no Phase Reversal on the Output for Over−driven 
Input Signals haben, z.B. MC33202.

von Georg (Gast)


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MaWin schrieb:
> weil der LM358 ein single
> supply OpAmp ist dessen Eingang bis 0V (und knapp drunter) messen kann,
> reicht 0V (GND) als negative Versirgung.

Der Eingang ist ja auch nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass 
der Ausgang nicht bis herab zu 0 V einen (auch geringen) Ausgangsstrom 
liefern kann, das geht nur mit negativer Versorgungsspannung. Wenn es 
auf 0V -> 0V nicht so genau ankommt kann man natürlich V- auf GND legen. 
Ist dann halt ungefährer Murks.

Georg

von MaWin (Gast)


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Georg schrieb:
> Der Eingang ist ja auch nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass
> der Ausgang nicht bis herab zu 0 V einen (auch geringen) Ausgangsstrom
> liefern kann, das geht nur mit negativer Versorgungsspannung

Da in der invertierenden Schaltung vom Ausgang ein Spannungsteiler zum 
eine negative Spannung liefernden Eingang besteht, also immer ein pull 
down, wird der Ausgang von alleine auf 0V gezogen. Abgesehen von 
Leckströmen (1uV) muss der Ausgang also keinen Strom aufnehmen, sondern 
bei steigender Spannung nur Strom liefern.

Wer natürlich so blöd ist, und eine LED über Widerstand nach plus legt 
die 20mA zieht, bekommt beim LM358 den Ausgang nicht unter 0.7V.

Aber Blödheit wollen wir mal ausschliessen, oder ?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Martin schrieb:
> Wenn ich es richtig verstanden habe dreht dreht der OPV am Ausgang
> die Spannung in Richtung Eingangssignal (nur positiv)
In einer "normalen" OP-Verstärker-Schaltung (also nicht Komparator- oder 
Schwingschaltung) versucht dieser, die Spannung zwischen IN+ und IN+auf 
0 zu regeln.
> um dann an IN- seine 0V zu bekommen.
Das ist der Fall, wenn der IN+ auch auf 0V liegt. Allserdings müssen 
diese beiden Eingangsspannungen immmer im Gleichtaktbereich des OP 
liegen (input common mode voltage range).

Martin schrieb:
> Für den Fehlerfall dass eine positive Spannung an IN- anliegt (während
> ich nur mit positiven Spannungen bzw. 0V an V+/V- arbeite), ist dies für
> den OPV bzw. den zukünftigen Rail-To-Rail ein gefährlicher Zustand?
Nicht, wenn diese Spannung im erlaubten maximalen Spannungsbereich für 
diese Eingänge ist (siehe absolute maximum ratings).

Martin schrieb:
> Eine Newby-Frage
Dazu auch noch'n Tipp: https://www.google.com/search?q=newbie

von Peter D. (peda)


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MaWin schrieb:
> Da in der invertierenden Schaltung vom Ausgang ein Spannungsteiler zum
> eine negative Spannung liefernden Eingang besteht

Die aber auch 0V betragen kann. Die Pulldown Wirkung ist also am 
schlechtesten, wenn man sie braucht.

Man kann aber auch den +Eingang leicht positiv setzen und den Offset vom 
ADC-Wert wieder abziehen.

von Martin (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Martin schrieb:
>> Wenn ich es richtig verstanden habe dreht dreht der OPV am Ausgang
>> die Spannung in Richtung Eingangssignal (nur positiv)
> In einer "normalen" OP-Verstärker-Schaltung (also nicht Komparator- oder
> Schwingschaltung) versucht dieser, die Spannung zwischen IN+ und IN+auf
> 0 zu regeln.
>> um dann an IN- seine 0V zu bekommen.
> Das ist der Fall, wenn der IN+ auch auf 0V liegt. Allserdings müssen
> diese beiden Eingangsspannungen immmer im Gleichtaktbereich des OP
> liegen (input common mode voltage range).
>
> Martin schrieb:
>> Für den Fehlerfall dass eine positive Spannung an IN- anliegt (während
>> ich nur mit positiven Spannungen bzw. 0V an V+/V- arbeite), ist dies für
>> den OPV bzw. den zukünftigen Rail-To-Rail ein gefährlicher Zustand?
> Nicht, wenn diese Spannung im erlaubten maximalen Spannungsbereich für
> diese Eingänge ist (siehe absolute maximum ratings).
>

Danke Lothar!

Habe gerade etwas mit dem AD80031 geliebäugelt:
https://www.mouser.de/datasheet/2/609/AD8031_8032-1502047.pdf

Zuerst hatte ich den LM358B im Auge, hätte gern aber Rail to rail um die 
volle V+ Range zu nutzen:
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm358ba.pdf

Dabei hab ich jedoch bemerkt dass der AD8031 sehr schnell limitiert ist 
bei der Differential Input Voltage: +/-3.4V.
Im Vergleich steht beim LM358: 32V (differentiell und auch Vi)

Spielt das denn überhaupt eine Rolle bei mir? Ich arbeite ja nicht mit 
einem AC-Signal, aber in dem Moment wo am OP ja an IN- ein Signal 
anliegt dass ungleich IN+ ist, wäre die differentielle Spannung beim 
AD8031 schnell überschritten bis der OP das ganze ausregelt (bei mir 
0V).

Oder spielt differentielle INput Voltage nur eine Rolle bei zwei 
unterschiedlichen AC-Signalen die nicht in Phase sind?


p.s. es kann sein dass an meinem IN- Eingang eine Spannung von +31V 
anliegen im Fehlerfalle.

von Martin (Gast)


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Die max. Input-Voltage Vi bezieht sich doch auf die supply Voltage Vs?

Im Datenblatt fast so zu lesen als ob der Input GENERELL bis zu +32V 
aushalten würde.

https://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm358ba.pdf

von MaWin (Gast)


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Martin schrieb:
> Die max. Input-Voltage Vi bezieht sich doch auf die supply Voltage
> Vs?

Das hängt vom OpAmp und dessen Herstellungstechnologie ab.

> Im Datenblatt fast so zu lesen als ob der Input GENERELL bis zu +32V
> aushalten würde.

Der LM358(LM324,LM321) gehört zu den wenigen OpAmps, die immer 32V am 
Eingang vertragen, wo sogar kein nennenswerter Strom in den Eingang 
fliesst, egal wie hoch dessen Versorgungsspannung ist oder ob sie sogar 
ausgeschaltet ist.

Man darf das aber nicht von allen OpAmps erwarten, CMOS OpAmps haben 
fast immer eine (Eingangsschutz)Diode von jedem Eingang und Ausgang nach 
VCC.

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