Forum: HF, Funk und Felder Wie ist ein MMIC intern aufgebaut?


von D_Bohn (Gast)


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Hallo,
mich würde interessieren, wie ein MMIC intern beschaltet ist, wenn man 
das so allgemein sagen kann.
Weiß hier jemand näheres?

Im Anhang als Beispiel das Datenblatt vom MSA0786, leider wird dort die 
interne Beschaltung nicht gezeigt.

von Dieter D. (dieter_dosenkohl)


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Man hat einen Halbleiterkristall (Chip) auf dem Leiterbahnen, die je 
nach Geometrie auch Filter sein können, unterschiedliche Baugruppen 
(Transistoren, Laser, etc) miteinander verbinden. Monolithisch heißt 
alles ist auf einem Halbleiterkristall. Hybrid ist wenn man 
unterschiedliche Halbleiterkristalle verschaltet.

Im Prinzip ist es wie bei einer Platine. Nur eben im Chip.

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von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wäre was für Richard...

von Helmut -. (dc3yc)


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Da gibt's vom Mini-Circuits eine Application note (ERA-97-1), da steht 
einiges über den internen Aufbau der ERA-Serie drin. Das sind 2-4 GaAs 
Heterojunction Bipolar Transistors, wobei die Kollektoren 
zusammengeschaltet den Ausgang bilden. Ansonsten Emitterwiderstände und 
eine Basis-Vorspannung. Das ist alles. ERA 1-3 haben zwei hintereinander 
geschaltete Transistoren und ERA 4-6 haben als Ausgangsstufe drei 
parallel geschaltete Transis mit jeweils eigenem Emitterwiderstand.
Wobei: MMIC kann auch mehr enthalten, nicht nur Verstärker. Ist halt ein 
monolithisches Mikrowellen-IC.

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von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Bevor Avantek zu HP gehörte gab es noch Chip-Bilder im Datenblatt:

https://www.datasheetarchive.com/?q=Avantek*+MSA

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von Robert M. (r0bm)


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D_Bohn schrieb:
> Im Anhang als Beispiel das Datenblatt vom MSA0786, leider wird dort die
> interne Beschaltung nicht gezeigt.

Die MSA-Reihe verwendet Transistoren in Darlington-Konfiguration. Die 
verbauten Widerstände sind sowohl für Gegenkopplung als auch 
Arbeitspunkteinstellung zuständig.

https://blog.minicircuits.com/biasing-of-constant-current-mmic-amplifiers-e-g-era-series/

von F. Y. (rf_far)


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Das sind ein Paar MMIC-Beispiele, die Agilent MMIC verwendet die 
Kaskode-Konfiguartion.

von D_Bohn (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten!

Robert M. schrieb:
> Die MSA-Reihe verwendet Transistoren in Darlington-Konfiguration.

F. Y. schrieb:
> die Agilent MMIC verwendet die
> Kaskode-Konfiguartion.

Sehr interessant zu wissen mit der Darlington-Konfiguration und der 
Kaskode-Konfiguartion.


Könnte man so etwas hier auch diskret für den KW-Bereich selber 
nachbauen?
https://blog.minicircuits.com/biasing-of-constant-current-mmic-amplifiers-e-g-era-series/
https://i0.wp.com/blog.minicircuits.com/wp-content/uploads/2019/12/Amplifier38.jpg
Für z.B. 24dB Verstärkung (an 50 Ohm logischerweise) und ohne dass es 
schwingt?

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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D_Bohn schrieb:
> mich würde interessieren, wie ein MMIC intern beschaltet ist

Falls mit "MMIC" ein MMIC-Verstärker gemeint sein sollte: Ein 
wesentlicher Punkt dabei sind die Anpassnetzwerke. Hier gibt es einen 
kurzen Überblick über Methoden (Cripps-Matching, Load-Pull-Simulation) 
aus einem Hochschulkurs, inklusive praktische Ergebnisse und Messungen 
am Endresultat, für einen 0.13-µm GaAs-HEMT-Prozess:

https://apps.dtic.mil/sti/pdfs/ADA571906.pdf.

Ansonsten gibt es viele gute Bücher zum Thema HF- und 
Mikrowellenverstärker, insbesondere aus den letzten Jahren. Die 
Anforderungen an solche Baugruppen steigen schließlich ständig mit 
digitalen Modulationsverfahren von immer höherer spektraler Effizienz. 
Es lohnt sich, einmal in der Universitätsbibliothek vorbeizuschauen. Wo 
der Name Cripps gerade gefallen ist, siehe z.B.:

Cripps, Steve C.: RF Power Amplifiers for Wireless Communications. 2nd 
ed: Boston: Artech House (2006).

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Mini-Circuits hat einen Schaltplan drin.

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von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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Matthias S. schrieb:
> Mini-Circuits hat einen Schaltplan drin.

Wie die Überschrift "simplified schematic and pin description" schon 
andeutet: Der Schaltplan hat mit der Realität nicht mehr zu tun, als 
dass er einen BJT in Darlington-Konfiguration zeigt. Ohne 
Anpassnetzwerke käme man damit nie breitbandig auf die 21 dB 
Rückflussdämpfung am Eingang.

von F. Y. (rf_far)


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D_Bohn schrieb:
> Könnte man so etwas hier auch diskret für den KW-Bereich selber
> nachbauen?

Neben der Verstärkung sind weitere Parameter wie Rauschmaß, 
1dB-Kompressionspunkt sowie Intermodulationsverzerrung wichtig.
Für den KW-Bereich - ich nehme an, es ist die Eingangsstufe direkt nach 
der Antenne damit gemeint - ein einzelner Transistor-Verstärker kann die 
Funktion mit genügend Verstärkung über die gesamte Kurzwellenbandbreite 
schaffen. Eine Verstärkung von 20 dB ist mit einem einzelnen Transistor 
möglich, der weniger Strom als eine MMIC verbraucht und meistens ein 
besseres Rauschmaß hat. Ich würde mit weniger Verstärkung arbeiten und 
die Filter (Preselection) optimieren. Gute KW-Empfänger haben gespreizte 
Frequenzbereiche mit verschiedenen Filtern, der (Vor)Verstärker ist ein 
FET-Verstärker. Am besten schaust du dir die Reparaturanleitungen von 
namenhaften Kurzwellenempfängern/Weltempfängern an, da sind nach der 
Antenne die Filter (Preselection), der Vorverstärker, der erste Mischer 
und der erste IF-Verstärker mit dem BPF, die die Verstärkung des ersten 
IF definieren. Selbstverständlich spielen die restlichen Stufen (2.IF, 
AGC, Detektor) bei dem Entwurf auch mit.

von D-Bohn (Gast)


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Danke für die Antworten und Erklärungen!

Mario H. schrieb:
> Ohne
> Anpassnetzwerke käme man damit nie breitbandig auf die 21 dB
> Rückflussdämpfung am Eingang.

Was ist in diesem Zusammenhang mit "Anpassnetzwerk" gemeint? Diese 
mäanderartigen Strukturen auf dem Waver?

Und was ist die "Rückflussdämpfung"? Hat ein normaler BiPo in 
Emitterschaltung eine schlechte HF-Rückflussdämpfung wegen der 
B-E-Kapazität?


F. Y. schrieb:
> Für den KW-Bereich - ich nehme an, es ist die Eingangsstufe direkt nach
> der Antenne damit gemeint -

Nein, ich hätte gerne eine einschleifbare 50-Ohm-Verstärker-Stufe zum 
Experimentieren, die ca. 24dB bringen soll. Könnte dafür natürlich 
einfach zwei passende MMICs kaskadieren, ein bisschen Basteln mit 
Transistoren wäre aber auch nicht verkehrt :-)

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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D-Bohn schrieb:
> Was ist in diesem Zusammenhang mit "Anpassnetzwerk" gemeint? Diese
> mäanderartigen Strukturen auf dem Waver?

Die sind Teile davon, namentlich die Induktivitäten. Siehe den Text 
dazu, und die Schaltpläne.

> Und was ist die "Rückflussdämpfung"?

Das steht z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Reflexionsfaktor. Der 
Konvention des Wikipedia-Artikels folgend hätte ich von -21 dB 
Rückflussdämpfung schreiben sollen. Aber das Vorzeichen ist letztlich 
Konvention.

> Hat ein normaler BiPo in
> Emitterschaltung eine schlechte HF-Rückflussdämpfung wegen der
> B-E-Kapazität?

Siehe als Beispiel das Datenblatt des BFP450 von Infineon, dort die Abb. 
14:

https://www.infineon.com/dgdl/Infineon-BFP450-DS-v02_00-EN.pdf?fileId=5546d462689a790c01690f034c5f3916.

Der Betrag der Eingangsimpedanz liegt unter 10 Ohm in der Nähe der 
reellen Achse. Das ist zunächst weder gut noch schlecht, sondern einfach 
eine Eigenschaft eines BJT. Wenn man möchte, dass die Stufe am Eingang 
eine Impedanz von 50 Ohm hat, muss man Maßnahmen ergreifen.

Das Thema Anpassung von Verstärkern ist allerdings etwas komplexer. Je 
nachdem, was man erreichen will (maximale Leistung an einer gegebenen 
Lastimpedanz, minimaler Rauschfaktor (vgl. die Abb. 15 in obigem 
Datenblatt), etc.) muss man unterschiedlich vorgehen. Wie gesagt, es 
lohnt sich, mal die Nase in Fachbücher zu stecken.

D-Bohn schrieb:
> F. Y. schrieb:
>> Für den KW-Bereich - ich nehme an, es ist die Eingangsstufe direkt nach
>> der Antenne damit gemeint -
>
> Nein, ich hätte gerne eine einschleifbare 50-Ohm-Verstärker-Stufe zum
> Experimentieren, die ca. 24dB bringen soll. Könnte dafür natürlich
> einfach zwei passende MMICs kaskadieren, ein bisschen Basteln mit
> Transistoren wäre aber auch nicht verkehrt :-)

Dafür braucht es allerdings keinen GHz-MMIC. Ein Verstärker mit hoher 
Bandbreite bringt auch seine Probleme mit sich, wenn man ihn nicht 
richtig einsetzt.

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von Ralph B. (rberres)


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Mario H. schrieb:
> Ohne
> Anpassnetzwerke käme man damit nie breitbandig auf die 21 dB
> Rückflussdämpfung am Eingang.

hallo Mario

Das würde mich aber jetzt doch interessieren.

Wie sieht denn ein Anpassnetzwerk aus der sagen wir mal ein ERA1 
breitbandig von wenigen hundert Kilohertz bis einige GHz an 50 Ohm 
anpasst?

Ralph Berres

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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Ralph B. schrieb:
> Wie sieht denn ein Anpassnetzwerk aus der sagen wir mal ein ERA1
> breitbandig von wenigen hundert Kilohertz bis einige GHz an 50 Ohm
> anpasst?

Das wird Dir nur Mini-Circuits sagen können. Oder Du machst einen auf 
und schaust Dir den Chip an. Kann sein, dass dabei resistive Netzwerke 
eine Rolle spielen, um so weit mit der unteren Grenzfrequenz herunter zu 
kommen und das Bode-Fano-Theorem zu schlagen -- zu Lasten des Gewinns 
und des Dynamikbereichs.

Wie auch immer, über Breitbandmatching ist mehr geschrieben worden, als 
man in einem Leben lesen könnte. Ein praktisches Beispiel hatte ich ja 
oben verlinkt. Und man findet z.B. in den IEEE-Journalen weitere 
praktische Beispiele zum Matching von MMICs, inkl. Simulation und 
Messungen. Simulationen und gute Modelle des Transistors spielen 
generell eine wichtige Rolle.

Hier ist ein altes Dokument mit ein paar Hinweisen zur Realisierung von 
konzentrierten monolithischen L und C in Abschnitt 8.5, und ein paar 
Bildern:

http://k5tra.net/TechFiles/Broadband.pdf.

von Robert M. (r0bm)


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Mario H. schrieb:
> Wie die Überschrift "simplified schematic and pin description" schon
> andeutet: Der Schaltplan hat mit der Realität nicht mehr zu tun, als
> dass er einen BJT in Darlington-Konfiguration zeigt. Ohne
> Anpassnetzwerke käme man damit nie breitbandig auf die 21 dB
> Rückflussdämpfung am Eingang.

Bei der älteren MSA- und MAR-Reihe werden die Anpassmaßnahmen nicht so 
aufwendig ausfallen müssen. Das angehängte Bsp. eines Low-Power 
Verstärkers benötigt nur wenige L/R Kompensationselemente um die 
Rückflußdämpfung bis zur Grenzfrequenz von 1,5GHz, sowohl am Eingang als 
auch am Ausgang, auf besser 20dB zu halten.

D_Bohn schrieb:
> Könnte man so etwas hier auch diskret für den KW-Bereich selber
> nachbauen?
> Für z.B. 24dB Verstärkung (an 50 Ohm logischerweise) und ohne dass es
> schwingt?

Wenn es nur um den KW-Bereich geht, reicht schon ein einzelner 
Transistor mit entsprechender Beschaltung. Ein Bsp. für einen 20dB 
Verstärker der bis in den UKW-Bereich arbeitet, stabil ist und ohne 
Induktivitäten auskommt, findest du hier:

Beitrag "Re: "Simpel" Downconverter 1,25m->2m."

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