Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rauschen von Toroidkernen im kHz Bereich


von Matthias G. (matthias_g796)


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Hallo,
Ich habe ein Problem womit ich leider an diversen Suchen scheitere da 
die falschen Beiträge zu den Suchbegriffen auftauchen.
Ich möchte verstehen ob Ferritkerne, wenn ich sie als Transformatoren 
bewickelt in eine sehr rauscharme Schaltung einziehe ein Rauschen 
verursachen, das durch den Kern verursacht wird.
Leider findet man wenn man nach „noise Generation ferrite“ sucht nur 
Methoden Rauschen durch ferrite zu drücken

Grundsätzlich fügen ja Induktivitäten kein Rauschen hinzu sondern 
konvertieren es nur. Da solche Kerne ja aber auch Verluste haben, nehme 
ich an dass sie auch Rauschen. Ich würde dieses gern simulieren, wenn 
möglich auf den Materialparametern.

Kennt jemand gute Literatur zu dem Thema. Konkret geht es um einen 
rauscharmen Verstärker (450pV/sqrt(Hz) Eingangsrauschdichte 10-1000kHz 
Bandbreite). Diesen würde ich gerne per Trafo ein Noisematching und eine 
Potentialtrennung verpassen.
Als Material kommt das hier in Frage 
https://www.fair-rite.com/80-material-data-sheet/
Für Hinweise danke ich im Vorraus

Matthias

von ArnoR (Gast)


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Matthias G. schrieb:
> Ich möchte verstehen ob Ferritkerne, wenn ich sie als Transformatoren
> bewickelt in eine sehr rauscharme Schaltung einziehe ein Rauschen
> verursachen, das durch den Kern verursacht wird.

Ja das tun sie . Such mal nach "Barkhausen-Sprüngen"

von ArnoR (Gast)


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von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Ja das tun sie . Such mal nach "Barkhausen-Sprüngen"
Die erzeugen natürlich nur Signal-abhängiges Rauschen, kein konstantes 
Rauschen, wie z.B. das von Widerständen.

450pV/sqrt(Hz) entspricht ungefähr dem thermischen Rauschen eines 12 
Ω-Widerstands. Es wäre wenig sinnvoll, bei Quellen mit deutlich höheren 
Innenwiderständen bzw. Impedanzen ein solch geringes Eingangsrauschen 
anzustreben.

Gibt es bei dir auch einen Grenzwert für das Eingangsstromrauschen 
deines Vorverstärkers? Oder dessen Eingangsimpedanz?

Geht es dir bei dem Trafo auch um die Potentialtrennung? Wenn nicht:

Es gibt fertige Vorverstärker und Schaltungsvorschläge mit z. T. 
kleinerem Eingangsrauschen, allerdings muss immer damit gerechnet 
werden, dass die Rauschdichte bei tieferen Frequenzen erheblich höher 
ist.

von ArnoR (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> ArnoR schrieb:
>> Ja das tun sie . Such mal nach "Barkhausen-Sprüngen"
> Die erzeugen natürlich nur Signal-abhängiges Rauschen, kein konstantes
> Rauschen, wie z.B. das von Widerständen.

Bei der Anwendung wird es wohl um Signalübertragung gehen.

Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Geht es dir bei dem Trafo auch um die Potentialtrennung?

Matthias G. schrieb:
> Diesen würde ich gerne per Trafo ein Noisematching und eine
> Potentialtrennung verpassen.

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
>> Geht es dir bei dem Trafo auch um die Potentialtrennung?
>
> Matthias G. schrieb:
>> Diesen würde ich gerne per Trafo ein Noisematching und eine
>> Potentialtrennung verpassen.

Ups...

von Matthias G. (matthias_g796)


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Die Quelle ist ein induktiver Sensor mit ca. 100uH und < 1 Ohm 
Widerstand. Also sehr wenig Rauschen. Jedes bisschen Weniger Rauschen 
macht uns mehr SNR. Da der Jfet in der ersten Stufe nur unterhalb 15 kHz 
dominantes Stromrauschen hat (bei der Quelle oben) mich aber die 
Frequenzen darüber mehr interessieren konnte ich bisher das 
Stromrauschen ausklammern.

Die Signalpegel sind extrem klein am Trafo (< 4mV) und werden auf ca 
400mV verstärkt. Ich lese mir mal eure Links durch. Danke für den Input 
und beste Grüße

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Matthias G. schrieb:
> Da der Jfet in der ersten Stufe nur unterhalb 15 kHz
> dominantes Stromrauschen hat
FETs haben (praktisch) keine Eingangsströme, also können die 
Eingangsströme auch nicht (relevant) rauschen. Eingangsrauschstrom, z. 
B. von BJTs, würde sich im Zusammenhang mit der Quellimpedanz, also 
sowohl L als auch R, auswirken. Dabei wäre L in deinem Fall ab < 1,6 kHz 
dominant.

Bei allen Halbleitern steigt allerdings das Rauschen (Strom oder 
Spannung) bei tieferen Frequenzen an. (Das müsste das Schrotrauschen 
sein). Bei FET liegt dieser Übergang üblicherweise bei höheren 
Frequenzen als bei BJTs.

Matthias G. schrieb:
> Eingangsrauschdichte 10-1000kHz
Du schriebst ab 10 Hz, aber meintest du ab 10 kHz?

von Hannes (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Matthias G. schrieb:
>> Eingangsrauschdichte 10-1000kHz
> Du schriebst ab 10 Hz, aber meintest du ab 10 kHz?


10-1000kHz lese ich als (10-1000)kHz, ergo 10kHz - 1MHz.

Alles andere macht keinen Sinn. Rauscharm  < 0.5nV/sqrt(Hz) bei 10Hz mit 
JFET, das wird nix ...

Hannes

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Matthias G. schrieb:
>> Eingangsrauschdichte 10-1000kHz
> Du schriebst ab 10 Hz, aber meintest du ab 10 kHz?
Das war jetzt keine schlaue Rückfrage. 10 Hz bis 1 MHz sind arg 
illusorisch für einen Trafo, also können nur 10 kHz bis 1 MHz gemeint 
sein.

Wenn du tatsächlich einen Trafo und einen Vorverstärker mit FETs im 
Eingang verwendest, spielt das Eingangsspannungsrauschen des 
Vorverstärker theoretisch keine Rolle mehr, denn du brauchst "nur" ein 
so hohes Transformationsverhältnis wählen, dass das thermische Rauschen 
der Quelle das Eingangsspannungsrauschen des Vorverstärker weit 
überragt. Die Frage ist dann nur noch, ob oder wie sich ein entsprechend 
hohes Transformationsverhältnis für den Frequenzbereich, auch unter 
Berücksichtigung anderer Aspekte, erreichen lässt.

Bei sog. Moving-Coil-Tonabnehmern bei Plattenspielern, die nur einige 
Ohm Innenwiderstand haben, wird das gerne so gemacht.

von Helge (Gast)


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Läßt sich ein Signalübertrager für so kleine Leistungen überhaupt 
verwenden? Da muß doch viel in der Hysterese des Kernmaterials hängen 
bleiben?

von Matthias G. (matthias_g796)


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Ja entschuldige 10 kHz

von Gerhard H. (ghf)


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Hannes schrieb:
> Alles andere macht keinen Sinn. Rauscharm  < 0.5nV/sqrt(Hz) bei 10Hz mit
> JFET, das wird nix ...

Wenn's vorkommt, muss es möglich sein.

Das hier sind 16 2N3910 von On Semi parallel. 60 Ohm = 1 nV/rtHz,
kurzgeschlossener Eingang = Eigenrauschen des Verstärkers.
Das läuft so auf 350pV/rtHz im flachen Teil hinaus.

Der begrenzende Faktor ist der LT3042 der die Vcc aus den
4 Li-Zellen macht. Mit mehr Zellen könnte man sich einen
größeren Drainwiderstand leisten, was mehr gain erzeugen
würde bevor das Rauschen der VCC dazukommt. Cset des LT3042
kann gerne 100u sein, auch wenn er dann beim Einschalten
träge wird.

Gerade bei einer induktiven Signalquelle muss man darauf
aufpassen, dass die Eingangsimpedanz des Verstärkers keinen
negativen Realwert zeigt. Das haben wir hier in anderen
threads schon erschöpfend diskutiert.

IF3602-FETs (Mouser) sind keine gute Geldanlage.

Gruß, Gerhard

von Gerhard H. (ghf)


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Oh, das das da im Beitrag obendrüber ist das Bild vom Vorgänger.

In Art Of Electronics ed 3 ist ein Verstärker für Bändchenmikrofone
der auf 70 pV/rtHz kommt. Der hat dann eben viel Rauschstrom.
Zetex/Diodes,INC Bipolar-Transistoren.

Die 70 pV/rtHz habe ich verifizieren können.

: Bearbeitet durch User
von Matthias G. (matthias_g796)


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Vielleicht nochmal zurück zum Thema:

Der Verstärker existiert schon, und durch die große Induktivität und das 
benötigte recht Breite Frequenzband hab ich BipolarTransistoren bisher 
ausgeklammert. Meist war es dann doch so, dass die oberhalb von 200 kHz 
mehr Rauschen über das Stromrauschen erzeugt haben aufgrund der dort 
hohen Impedanz der Quelle.

Aber eigentlich wollte ich weniger über gute Verstärker als eher über 
das Matching mittels Trafo sprechen. :-) Auch wenn die Diskussion sehr 
interessant ist.

Der Kommentar mit der Hysterese ist meiner Auffassung nach kein Problem. 
Da die Hysterese bei einem „minor Loop“ ja ganz anders ausfällt ist sie 
auch lang nicht so breit bei kleinen Amplituden verglichen mit den 
Datenblättern.

1. Frage: Kann man das Barkhausen Rauschen sinnvoll modellieren? Und 
wenn ja wie?
2. Frage: Gibt es weitere Rauschanteile?

Ich würde eben gerne mit meinem Spice Modell, dass den Verstärker sehr 
gut beschreibt verschiedene Kerne anhand ihrer Datenblätter integrieren 
um zu entscheiden welcher Kern mit welchem Wicklungsverhältnis meine 
Anforderungen am besten erfüllt. Es geht mir weniger um die konkrete 
Fragestellung als darum die Prozesse hier zu verstehen.

Danke an alle für die tolle Diskussion und euren Input!

von Matthias G. (matthias_g796)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:

> Es gibt fertige Vorverstärker und Schaltungsvorschläge mit z. T.
> kleinerem Eingangsrauschen, allerdings muss immer damit gerechnet
> werden, dass die Rauschdichte bei tieferen Frequenzen erheblich höher
> ist.

Das find ich interessant. In dem Frequenzbereich habe ich da wenig 
gefunden was in der Klasse spielt. Hast du da ne Referenz zur Hand?

von Helge (Gast)


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Matthias G. schrieb:
> Da die Hysterese bei einem „minor Loop“ ja ganz anders ausfällt ist sie
> auch lang nicht so breit bei kleinen Amplituden

Das stimmt schon, allerdings ist auch das Signal viel kleiner. Ich 
vermute, daß dadurch ein Auswertefehler reinkommt, den ich aber nur sehr 
schlecht schätzen kann. Daher die Frage. In der Literatur gibts dazu 
Bilder ähnlich diesem 
https://ars.els-cdn.com/content/image/3-s2.0-B9780120932702500507-f01-09-9780120932702.gif

Das Barkhausenrauschen sehe ich als die Hysterese in Krümelform, 
sozusagen. (korrigiere mich einer, wenn das falsch ist) Da spielt 
sicherlich auch die Korngröße des Kernmaterials rein, Temperatur, 
Homogenität, vergangene Magnetisierung, und was mir alles noch grad 
nicht einfällt. Dafür ein Modell wäre sehr interessant.

von Helge (Gast)


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Weitere Effekte im Kern: Je näher man sich von 0K an die Neel-Temperatur 
bewegt, verringert sich die Hysterese und zugleich erhöht sich das 
Rauschen durch spontane Ummagnetisierung. Diese Temperatur ist bei 
extrem kleinen Korngrößen niedriger. Ich halte das ganze für so komplex, 
daß höchstens ein aus Messungen abgeleitetes Modell eines Kerns möglich 
ist.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Eine Modellierung im Rahmen von SPICE sah ich für sowas noch nicht. Mal 
die wissenschaftliche Literatur checken.

Für die Hystereseschleife hat LTspice eine extra Modellierung und dazu 
hat Mike Engelhardt sogar ein Patent eingereicht. Kann man ja mal lesen

Aber wie weit sind Barkhausen und andere Mikroeffekte davon qualitativ 
weg?

Auf jeden Fall rauschen die Ersatzwiderstände des Übertragers!

: Bearbeitet durch User
von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Matthias G. schrieb:
> Hast du da ne Referenz zur Hand?
https://beis.de/Elektronik/LNPA60dB/LNPA60dB.html
müsste es nach deinen Spezifikationen tun.

Betr. Übertrager: Vielleicht wäre es für dich eine Option, die 
galvanische Trennung hinter dem VV zu machen. Die Stromversorgung über 
Akku oder einen DC-DC-Wandler, der genügend wenige Störungen macht. 
Oder, ganz primitiv, Netztrafo (50 Hz), linear geregelt, alle 
eventuellen Störungen weit unter 10 kHz... Das könnte klappen.

von Gerhard H. (ghf)


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C.D. Motchenbacher / J.A. Connelly haben auf Seite 198-202 eine kurze
Abhandlung über Rauschmodelle von Trafos, aber Hysterese und Weiß'sche
Bezirke werden nicht mal erwähnt. Und das im Standardwerk. Als rausch-
beitragend werden hauptsächlich die Abschlusswiderstände und der Draht
angeführt. Die Hysterese ist nun mal ein Großsignaleffekt, und wer nur
in der Größenordnung des thermischen Rauschens rumwühlt, der dürfte
davon kaum betroffen sein.

Wenn das wirklich ein Showstopper für rauscharme Verstärker wäre,
dann hätte das sicher mehr Beachtung gefunden.

Ich habe mal für einen Chopperverstärker Übertragerchen vom MACOM
und Pulse Engineering unterm Mikroskop umgewickelt, um für lau
etwas Spannungsverstärkung nach dem GaN-Chopper und vor dem 1.
Verstärker zu erbeuten. Das ging nicht gut. Extra-Rauschen habe ich
allerdings auch nicht gesehen.
Die Trafos waren dann aber wieder auf 1:4 zurück-gewickelt auch nicht
so gut wie im Originalzustand, was Bandbreite angeht. Da ist an-
scheinend mehr dran als man sieht.

Ich glaube auch nicht, dass bei den kleinen JFETs der Rauschstrom
bei 200 KHz so brutal zunimmt. Was soll da auf 600 MHz passieren?

Von M/C kann ich evtl. ein paar Photos machen. 4 Seiten aus einem
Buch sind wohl fair. Haben sollte man das Buch sowieso.
Gerhard

von hysterisch (Gast)


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Gerhard H. schrieb:
> Die Hysterese ist nun mal ein Großsignaleffekt,

Groß- & Kleinsignal ist aus Sicht eines Übertragers Auslegungssache.

Diese allgemeine Einteilung hätte den Hinweis vertragen können, daß
das nur dann gilt, wenn man sich von der Kernsättigung fern hält...

Und je weiter, je besser. (Natürlich hauptsächlich wegen Vermeidung
von Verzerrungen, denn je weiter man von der Sättigung entfernt ist,
desto eher läßt sich im ausgesteuerten Bereich der Verlauf besagter 
Hysteresekurve noch als "gerade" betrachten.)

Das sind natürlich sehr grundlegende Hinweise, und ich denke mal der
TO ist sich dessen bewußt (obwohl, sicher kann man nicht sein), aber
hier lesen immerhin VIELE Leute (/mit).

von Rolf S. (audiorolf)


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hysterisch schrieb:
> Und je weiter, je besser. (Natürlich hauptsächlich wegen Vermeidung
> von Verzerrungen, denn je weiter man von der Sättigung entfernt ist,
> desto eher läßt sich im ausgesteuerten Bereich der Verlauf besagter
> Hysteresekurve noch als "gerade" betrachten.)

Solche Übertrager sind nirgendwo wirklich linear. Rein optisch im 
Diagramm vielleicht, aber nicht in der Realität. Kerne dieser Art 
bringen immer fette Oberwellen.

von Gerhard H. (ghf)


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Ich habe mal eben gespiced, was mein FET-Verstärker zu 100 uH
in der Signalquelle sagt, und das ist durchaus unerfreulich.
Es bildet sich ein heftiger gain peak am oberen passband-Ende.

Und das, obwohl meine Eingangsstufe und Cascode ohne Gegenkopplung
durch einen lahmen Opamp in die Source arbeitet, was DAS Rezept
für negativen Realteil der Eingangsimpedanz bilden würde.
(haben wir hier in einem Nachbarthread ad nauseam diskutiert.)

Es kann durchaus sein, dass das, was Matthias sieht, kein
exzessives Rauschen sondern exzessive Verstärkung ist.

Von Trafos von unbekannter Quellimpedanz nach Leerlauf mit
Nebeneffekten halte ich mich mal lieber fern.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von ArnoR (Gast)


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Gerhard H. schrieb:
> Ich habe mal eben gespiced, was mein FET-Verstärker zu 100 uH
> in der Signalquelle sagt, und das ist durchaus unerfreulich.
> Es bildet sich ein heftiger gain peak am oberen passband-Ende.

> Und das, obwohl meine Eingangsstufe und Cascode ohne Gegenkopplung
> durch einen lahmen Opamp in die Source arbeitet, was DAS Rezept
> für negativen Realteil der Eingangsimpedanz bilden würde.

Das ist normal. Die Quellinduktivität bildet mit der Eingangskapazität 
des Verstärkers einen Parallelschwingkreis und dessen Resonanzüberhöhung 
erzeugt den Peak. Der Eingangswiderstand bedämpft (oder entdämpft, falls 
negativ) den Schwingkreis und bestimmt die Höhe der Resonanzspitze.

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Helge schrieb:
> Läßt sich ein Signalübertrager für so kleine Leistungen überhaupt
> verwenden? Da muß doch viel in der Hysterese des Kernmaterials hängen
> bleiben?
Das wird in sehr vielen älteren Mikrofonen und deren Ausgangsübertragern 
erfolgreich so gemacht, allerdings mit entsprechender 
Spannungsaussteuerung:

Man muss sich vergegenwärtigen, dass die Barkhausensprünge, bzw. deren 
Auswirkung auf das Signal sehr stark vom differenziellen Anstieg des 
Signals abhängen. Wenn man einen Verstärker baut, der eine entsprechende 
Kennlinie hat, welche dafür sorgt, dass auch die niedrigen Frequenzen 
ein entsprechendes du/dt haben, dann ist der Einfluss der Sprünge 
weniger groß, wenn später "rücktransformiert" wird. Es bleibt dann nur 
eine Art kapazitive Verzögerung und Phasenschieben bei hohen Frequenzen.

Um so mehr wirkt sich dann natürlich die Sättigung aus, die man 
allerdings auch berücksichtigen kann - jedenfalls in gewissen Grenzen. 
Das design solcher schlauen Übertrager-Ansteuer-Schaltungen war noch in 
den frühen 2000ern ein häufiger Gegenstand von Diskussionen im Netz. Ein 
Kunde von mir hat ein solches Model einer Schaltung, verbunden mit einem 
Modell für die ferromagnetische Sättigung in seiner Software drin.
http://www.96khz.org/oldpages/magnetichysteresis.htm

Damit kann man das Verhalten des Kernmaterials UND der Elektronik 
nachbilden. Grob gesagt lassen sich die negativen Effekte (sofern sie 
als negativ eingeschätzt werden und man sie nicht klangformend nutzen 
möchte) auf ein Zehntel und weniger einschränken und den Nutzbereich 
solcher Übertrager entsprechend erweitern. Das gilt für die Austeuerung, 
die Frequenz und eben die Oberwelleneffekte infolge der Sättigung.

Umgekehrt kann man mit einer entsprechenden Verstärkerschaltung, die vor 
dem Kernmaterial das Signal passend konditioniert (= verstärkt) und 
danach rekonstruiert (= wieder abschwächt) auch für kleine 
Aussteuerungen dieselben Verzerrungen addieren lassen, bzw vermeiden.

Leider gilt es auch für die rasternden Barkhausensprünge, was bei 
bestimmten Musik-Produktionen in jüngster Zeit exzessiv genutzt wird, um 
Stimmen zu verzerren, also genauer gesagt, einen Zerrklang beizumischen. 
Der ist dann stark amplitudenabhängig und nicht - wie ein Rastern der 
Bits - frequenzabhängig. Es kommen nicht die klassischen 
Spiegelfrequenzen hinein, sondern ein atonales Zerren. Erzeugt wird es 
mit "falschen" Einstellungen, indem die Aussteuerung auch hoher 
Amplituden künstlich abgesenkt wird. Bei niedrigen Aussteuerungen 
knistert es bekanntlich am Meisten.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Bei Papers über Festplatten-Schreibleseköpfe findet man vielleicht noch 
was zu dem Thema.

von Gerhard H. (ghf)


Angehängte Dateien:

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< 
https://www.researchgate.net/scientific-contributions/J-Lepaisant-30342571 
>

Aber der Verstärker von LePaysant e.a. ist explizit für kleine
Eingangswiderstände, auch wenn er trafo-gekoppelt ist. Er kommt auf
65 pV mit seinen Trafos.

Ich habe irgendwo gelesen, dass von Philips Medical ein Verstärker
mit 320-400 BF862 gebaut wurde, für eine induktive Quelle.

ed. , doch noch gefunden:
< 
https://www.researchgate.net/publication/268204428_Low-noise_Broadband_Receive_Amplifier_for_Real-Time_Magnetic_Particle_Imaging 
>

In der usenet-Gruppe sci.electronics.design war auch mal eine
Unterhaltung zu dem Thema. Lustig, wie Sites wie electronicspoint
und  googlegroups das usenet ausschlachten und die Teilnehmer
als Gäste bezeichen. Als ob sie dort jemals zu Gast gewesen wären.

< 
https://www.electronicspoint.com/forums/threads/transformer-thermal-noise-small-signal.26680/ 
>
Ich glaube, da habe ich auch den LePaisant her.
Die Teilnehmer sind dort noch von Zeit zu Zeit zugange.
google groups ist ein wenn auch schlechter Zugang.

: Bearbeitet durch User
von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Gerhard H. schrieb:
> usenet-Gruppe sci.electronics.design

Ja, die gute alte Zeit aus den 90ern mit den news-readern, wo es nur 
Informationen ohne nutzlose Grafiken, Emojis und Avatare gab sowie 
massenhaft Blitz-Werbung auf der Seite und Ausspähen von Nutzern.

Und: Es posteten nur die die auch einen Zugang hatten, also Doktoranden 
und Studenten. Da gab es noch echte Infos.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Naja, MaWin war noch ruhiger aber auch schon damals etwas aggro.

Passiert da überhaupt noch was? War schon lange nicht mehr drin. Keine 
Bilder posten, nervte mich zunehmend.

Beim Rest gebe ich dir aber gerne recht. Das Internet verkommt und ist 
fast tot. Bevölkert von BWLern und Idioten.

von Purzel H. (hacky)


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Abdul K. (ehydra)
>   [ hau richtig drauf ]

ich fand den thread sehr interessant. Ich kannte den Barkhausen Effekt 
nicht, obwohl es sofort einleuchtet. Bisher habe ich Trafos als 
rauschfrei betrachtet...
Und habe bisher alle meine AC-Kleinsignal Eingange. zB von Lock-ins 
Trafo gekoppelt. Obwohl die erzeugten Frequenzen ein rechtes Stueck 
oberhalb der Signalfrequenz sind, koppelt man so auch Rauschen ins 
System.

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Purzel H. schrieb:
> Bisher habe ich Trafos als
> rauschfrei betrachtet...
Das kommt halt alles auch auf das Kernmaterial und die Aussteuerung an.
"Trafo" ist nicht gleich "Übertrager".

von Rolf S. (audiorolf)


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Abdul K. schrieb:
> Bei Papers über Festplatten-Schreibleseköpfe

Arbeiten die mit denselben Materialien? Ich denke nicht, oder?

von Jens G. (jensig)


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Rolf S. schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Bei Papers über Festplatten-Schreibleseköpfe
>
> Arbeiten die mit denselben Materialien? Ich denke nicht, oder?

die arbeiten (beim lesen) doch schon lange nicht mehr induktiv ...

von Bernd (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Rolf S. schrieb:
>> Abdul K. schrieb:
>>> Bei Papers über Festplatten-Schreibleseköpfe
>>
>> Arbeiten die mit denselben Materialien? Ich denke nicht, oder?
>
> die arbeiten (beim lesen) doch schon lange nicht mehr induktiv ...

Zumindest arbeiten die nicht im Kilohertzbereich :-)

Vor 20 Jahren hat man schreiben noch induktiv gemacht (der magnetische 
Fluß ging über ein breites zurück Joch, um die anderen Bits nicht zu 
zerstören).
Gelesen hat man da mit GMR-Köpfen: 
https://de.wikipedia.org/wiki/GMR-Effekt

https://www.youtube.com/watch?v=xb_PyKuI7II
https://de.wikipedia.org/wiki/Perpendicular_Recording

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