Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Photodiode Messschaltung


von Patrick (Gast)


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Hallo,

ich würde gern mit einer Fotodiode die Beleuchtungsstärke einer LED 
vermessen.
Es gibt bereits einen Ähnlichen Beitrag im Forum, der mir zwar 
weitergeholfen, aber immer noch ein paar Fragen offen gelassen hat 
(Beitrag "Photodiode messen".).

Zur Vermessung gibt es mehrere Möglichkeiten (zu Nr. 1-3 siehe Anhang, 
zu Nr. 4 siehe obigen Link):
1. Direkte Messung des Fotostroms
2. Spannungsmessung an einem Widerstand
3. Spannungsmessung an einem Widerstand bei angelegter Sperrspannung
4. Umwandlung in eine messbare Spannung mit einem 
Transimpedanzverstärker

Im Datenblatt der Diode (siehe Anhang) ist auf Seite vier oben rechts 
ein Diagramm, in welchem man den eigentlichen Messwert, also lux (lx) 
anhand des gemessenen Fotostroms (0,7-200μA) bei 5V Sperrspannung (also 
nach Nr. 3) als auch durch Messung des Leerlaufstroms V0 (20-40mV) 
ablesen kann.

Bedeutet Zweiteres nicht, dass eine simple Spannungsmessung mit dem 
Multimeter (nach Nr. 2) ausreicht um V0 und damit den Messwert in lx zu 
bekommen? Mir kommt das zu einfach und womöglich zu ungenau vor, daher 
meine Frage.

Was denkt ihr ist in diesem Fall die beste und einfachste Methode um die 
Beleuchtungsstärke meiner LEDs zu vermessen?

LG und Danke im Voraus
Patrick

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Meines Erachtens nach ist es unwichtig, wie du misst - Hauptsache du 
machst es richtig.

Eine Fotodiode verhält sich identisch einer Konstantstromquelle mit 
einer parallelgeschalteten Diode. Der Strom der Konstantstromquelle ist 
natürlich proportional der Beleuchtungsstärke.

Das bedeutet: Solange die Spannung an der Photodiode nicht so groß ist, 
dass der Diodenstrom relevant wird (also wenige 100 mV), ergeben sich 
bei allen Messverfahren dieselben Werte. Vorspannung oder 
Transimpedanzverstärker werden zum Erreichen einer höheren Bandbreite 
verwendet. Beim Transimpedanzverstärker bleibt die Spannung an der Diode 
konstant, also muss ihre Kapazität nicht umgeladen werden, bei 
Vorspannung ist die Diodenkapazität kleiner. Das alles interessiert dich 
aber nicht.

von MaWin (Gast)


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Patrick schrieb:
> Was denkt ihr ist in diesem Fall die beste und einfachste Methode um die
> Beleuchtungsstärke meiner LEDs zu vermessen?

1.

Geht in dem man direkt ein  Multimeter anschließt, die üblichen 200mV 
sind fast Kurzschluß, aber bei Bereichswechsel kommt nicht derselbe 
Messwert raus, taugt also nur wenn man in 1 Bereich bleiben kann.

Aber noch besser ein Transimpedanzverstarker und dann die Spannung 
messen, der ist hochlinear.
Man braucht halt 1 OpAmp. Kann man aber aus der 
Voltmeterversorgungsspannung betreiben, weil In- mit COM verbunden ist 
und GND liefert.


2. ist unlinear, 3. wird gemacht wenn es schnell sein muss.

von Georg (Gast)


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Patrick schrieb:
> ich würde gern mit einer Fotodiode die Beleuchtungsstärke einer LED
> vermessen.

Und wie willst du deine Messeinrichtung kalibrieren? Ohne das kannst du 
nur Vergleichsmessungen machen, und das auch nur sehr beschränkt - LEDs 
unterscheiden sich sehr z.B. im Abstrahlwinkel, ohne den kann man die 
Leuststärke garnicht sinnvoll definieren. Wenn du LEDs mit 10 Grad 
Abstrahlwinkel vergleichst mit solchen mit 80 Grad haben deine Messungen 
keinerlei Aussagekraft.

Davon abgesehen, Messung des Kurzschlussstroms ist die beste Methode, 
der Zusammenhang ist über viele Dekaden linear.

Georg

von Purzel H. (hacky)


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Mit einer Photodiode misst man den Strom proportional zum Licht ueber 
die Flaeche integriert. Wenn man diese Phototodiode vor eine LED haelt 
laesst das den Anstrahlwinkel unberuecksichtigt, resp bei verschiedenen 
Abstrahlcharakteristiken misst man Mist.

von Wolfgang (Gast)


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Georg schrieb:
> Und wie willst du deine Messeinrichtung kalibrieren? Ohne das kannst du
> nur Vergleichsmessungen machen, und das auch nur sehr beschränkt - LEDs
> unterscheiden sich sehr z.B. im Abstrahlwinkel, ohne den kann man die
> Leuststärke garnicht sinnvoll definieren. Wenn du LEDs mit 10 Grad
> Abstrahlwinkel vergleichst mit solchen mit 80 Grad haben deine Messungen
> keinerlei Aussagekraft.

Unsinn, die Photodiode misst die Beleuchtungsstärke an der Stelle im 
Lichtfeld der LED, wo man sie positioniert.
Was hat das mit dem Öffnungswinkel der LED zu tun?
Wie die LED ihr Licht verteilt, spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Du solltest dir dringend die Grundlagen photometrischer Größen 
vergegenwärtigen.

von Patrick (Gast)


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Georg schrieb:

> LEDs unterscheiden sich sehr z.B. im Abstrahlwinkel, ohne den kann man die
> Leuststärke garnicht sinnvoll definieren.

Ich will lediglich an definierten Punkten mit fixierten Abstand von der 
Lichtquelle (insg. 64 blaue hochleistungs LEDs mit kombiniert 300W) bei 
verschiedenen Dimmstufen die lux messen und über das bekannte 
Emissionsspektrum die Bestrahlungsleistung in W/m^2 bestimmen. Hierbei 
sollte die Vergleichbarkeit gewährleistet sein.
Eigens Kalibrationsmessungen durchzuführen habe ich nicht vorgesehen, da 
ich mich auf das Datenblatt verlassen hätte.


> Davon abgesehen, Messung des Kurzschlussstroms ist die beste Methode,
> der Zusammenhang ist über viele Dekaden linear.

Das entspräche dann Methode Nr. 1 oder?

Kann ich dann nicht auch direkt die Leerlaufspannung messen, die laut 
Diagramm im Datenblatt ebenfalls linear zu sein scheint?

von Achim S. (Gast)


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Patrick schrieb:
> Kann ich dann nicht auch direkt die Leerlaufspannung messen, die laut
> Diagramm im Datenblatt ebenfalls linear zu sein scheint?

Du meinst das Diagramm auf S. 4 rechts oben? Denk daran, dass die Achsen 
dort doppellogarithmisch skaliert sind. Die Leerlaufspannung ändert sich 
um einen Faktor 2 wenn die Beleuchtungsstärke um mehrere Größenordnungen 
wächst.

Der Zusammenhang ist schwach und nichtlinear. Und kleine 
Temperaturschwankungen können die Leerlaufspannung evtl. stärker 
beeinflussen als deine Beleuchtungsunterschiede. Der Fotostrom ist schon 
die korrekte Messgröße.

von Patrick (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:

> Das bedeutet: Solange die Spannung an der Photodiode nicht so groß ist,
> dass der Diodenstrom relevant wird (also wenige 100 mV), ergeben sich
> bei allen Messverfahren dieselben Werte.

Laut Datenblatt beläuft sich die Leerlaufspannung sowieso im linearen 
Messbereich lediglich auf 200-400mV. Wie bestimme ich ab wann der 
Diodenstrom berücksichtigt werden muss und meine Linearität bei der 
blanken Spannungsmessung nach Methode Nr. 2 stört?

Und habe ich den Begriff Leerlaufspannung aus der Graphik im Datenblatt 
überhaupt richtig verstanden (direkt an der Diode anliegende Spannung in 
linearer Abhängigkeit zur Beleuchtungsintensität)?

von Jens G. (jensig)


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Patrick schrieb:
>> Davon abgesehen, Messung des Kurzschlussstroms ist die beste Methode,
>> der Zusammenhang ist über viele Dekaden linear.
>
> Das entspräche dann Methode Nr. 1 oder?

Und Nr. 3.

> Kann ich dann nicht auch direkt die Leerlaufspannung messen, die laut
> Diagramm im Datenblatt ebenfalls linear zu sein scheint?

Lt. welchem Diagramm ist die denn linear?

von Klaus R. (klara)


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Patrick schrieb:
> ich würde gern mit einer Fotodiode die Beleuchtungsstärke einer LED
> vermessen.

Ich habe gerade eine gute Seite zu Deinem Thema entdeckt.

https://homepages.uni-regensburg.de/~erc24492/Photodioden_TIA/Photodioden_TIA.html

mfg klaus

von Jens G. (jensig)


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Patrick schrieb:
> Laut Datenblatt beläuft sich die Leerlaufspannung sowieso im linearen
> Messbereich lediglich auf 200-400mV. Wie bestimme ich ab wann der

Nein. Das sieht in dem Diagramm nur so aus, weil logarithmisch. Das ist 
ganz einfach eine normale Dioden-Charakteristik, und die ist nunmal 
nichtlinear.

> Diodenstrom berücksichtigt werden muss und meine Linearität bei der
> blanken Spannungsmessung nach Methode Nr. 2 stört?

Du berücksichtigst nur den Strom, nicht die Spannung, denn die hat einen 
linearen Zusammenhang zw. Strom und eingefangenem Lichtstrom. Die PD ist 
nur eine Stromquelle.

> Und habe ich den Begriff Leerlaufspannung aus der Graphik im Datenblatt
> überhaupt richtig verstanden (direkt an der Diode anliegende Spannung in
> linearer Abhängigkeit zur Beleuchtungsintensität)?

Nochmal - da ist nix linear.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Patrick schrieb:
> Kann ich dann nicht auch direkt die Leerlaufspannung messen, die laut
> Diagramm im Datenblatt ebenfalls linear zu sein scheint?

Keine gute Idee. Sie scheint linear, auf den ersten Blick. Während 
sich der Strom praktisch linear über mehr als 2 Größenordnungen ändert, 
ist die Änderung der Spannung vergleichsweise gering. Der Strom ist also 
die Meßgröße.

von MaWin (Gast)


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Patrick schrieb:
> Laut Datenblatt beläuft sich die Leerlaufspannung sowieso im linearen
> Messbereich lediglich auf 200-400mV. Wie bestimme ich ab wann der
> Diodenstrom berücksichtigt werden muss und meine Linearität bei der
> blanken Spannungsmessung nach Methode Nr. 2 stört?

Ab sofort.

Die Kurve ist exponentiell und stark temperaturabhängig, also zum Messen 
völlig ungeeignet.

Patrick schrieb:
> Das entspräche dann Methode Nr. 1 oder?

Nein, 4. Transimpedanzverstärker.

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