Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wozu braucht man "später" Umrechnung Spannungsquelle in Stromquelle?


von Student (Gast)


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Es gibt viele Übungsaufgaben, um Stromquellen in Spannungsquellen 
umzurechnen und umgedreht.

Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine 
weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie 
wieder?

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Schon mal dran gedacht auf Kunstgeschichte zu wechseln?

von MaWin (Gast)


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Student schrieb:
> hat das später noch eine weitere Anwendung

Klar, ständig bei der Schaltkreisentwicklung, wenn man wissen will, 
welcher Strom fliessen wird, welche Spannung nötig ist.

Und: Es wird noch komplexer wenn es um Spannungsteiler, 
Phasenverschiebung, Regelkreise geht.

Spice kann zwar viel simulieren und rechnet schnell, aber was man vorher 
abschätzen kann, baut man gar nicht erst falsch auf.

von A. S. (Gast)


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Es geht um einfachste Zusammenhänge im Stromkreis. Die muss man einmal 
durchdrungen haben. Nach Spannungsteiler die einfachste Rechnung 
überhaupt.

Wenn Du später im Kopf abschätzen kannst, welche Spannung mit welchem 
Innenwiderstand ein spgsteiler von 1k/10k an 10V ergibt, dann hat es 
sich gelohnt.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Du denkst zu sehr an Spannungsquellen als Energieversorgung. Denk mal an 
Antennen, Filter, Verstärker etc. als Quelle.

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan H. schrieb:

> Du denkst zu sehr an Spannungsquellen als Energieversorgung. Denk mal an
> Antennen, Filter, Verstärker etc. als Quelle.

Oder an sowas einfaches wie einen Fahrraddynamo.

Beitrag #7126255 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7126273 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Manfred (Gast)


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A. S. schrieb:
> Wenn Du später im Kopf abschätzen kannst, welche Spannung mit welchem
> Innenwiderstand ein spgsteiler von 1k/10k an 10V ergibt, dann hat es
> sich gelohnt.

Das scheint doch die Domäne der 'alten Säcke' zu sein, jene, die man in 
der Schule noch mit Kopfrechnen gequält hat. Heutige Leerlinge brauchen 
dafür eine App wie Elektrodroid oder simulieren das am PC.

Harald W. schrieb:
> Oder an sowas einfaches wie einen Fahrraddynamo.

Den empfinde ich nun garnicht als "sowas einfaches", da kommen 
Magnetismus und Draht ins Spiel.

von Jimbo (Gast)


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Student schrieb:
> Es gibt viele Übungsaufgaben, um Stromquellen in Spannungsquellen
> umzurechnen und umgedreht.
> Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine
> weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie
> wieder?

Habe das auch lernen müssen und mich dasselbe gefragt. Konnte mir auch 
niemand sinnvoll erklären. Die Prüfung habe ich jedenfalls bestanden. 
Bis heute habe ich es nie wieder gebraucht...

von A. S. (Gast)


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Jimbo schrieb:
> Bis heute habe ich es nie wieder gebraucht...

Machst Du denn irgendwas mit Analogtechnik? Wie gesagt, es fängt beim 
Spannungsteiler an, aber für Digitalschaltungen oder SW ist das weniger 
wichtig.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Manfred.

Manfred schrieb:

>> Wenn Du später im Kopf abschätzen kannst, welche Spannung mit welchem
>> Innenwiderstand ein spgsteiler von 1k/10k an 10V ergibt, dann hat es
>> sich gelohnt.
>
> Das scheint doch die Domäne der 'alten Säcke' zu sein, jene, die man in
> der Schule noch mit Kopfrechnen gequält hat.

Definitiv nicht. Wie gut man Kopfrechnen kann, bzw. abschätzen kann, ist 
für den Normalsterblichen eher eine Frage der Übung, und die ergibt sich 
automatisch, wenn man es oft braucht.

Die Übung geht aber verloren, wenn man es nicht regelmäßig braucht. Auch 
wenn man es in der Schule mühsam gelernt und dann gut trainiert hat.

> Heutige Leerlinge brauchen
> dafür eine App wie Elektrodroid oder simulieren das am PC.

Auch das ist falsch. Wer aus irgendeinem Grunde damit konfrontiert ist, 
dass ihm Kopfrechnen weiterhilft und das regelmäßig macht, der 
enteickelt halt eine Übung darin. Das ist jetzt unabhängig davon ob man 
als Buchhalter oder Kassierer Kassenstände prüft, oder in CAD-Systemen 
beim parametrischen Plazieren ständig herumrechnen muss.

Die viel gescholtenen "Maker" können das darum oft erstaunlich gut.

Ein Lehrling, der es nur für die Prüfung lernt und übt, es aber im 
täglichen Leben kaum benötigt tut sich damit ebenso schwer wie ein 
"alter Sack", der es auch nur selten benötigt.

Auf das was man in der Schule gelernt hat, kann man ein Jahrzehnt später 
sowieso nicht mehr setzten. Die Wissenshalbwertszeit beträgt irgendwas 
2-4 Jahre.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Stefan H. schrieb:
> Du denkst zu sehr an Spannungsquellen als Energieversorgung. Denk mal an
> Antennen, Filter, Verstärker etc. als Quelle.

Du siehst die Nachrichtentechnische Seite.

Auch in der Energieversorgung gibt es in Bereiche, wo mit 
Konstantstromquellen gearbeitet wird. ;O)

Und ein Solarpanel, das im MPP betrieben wird, ist irgendwie ein 
"Mittelding" aus Spannungs- und Stromquelle, das auch noch seine 
Eigenschaften in Abhängigkeit von Lichteinfall und Last ständig ändert.

Bei Anlagen mit sehr vielen Netzteilen gibt es experimentelle Systeme, 
die zur Vereinfachung/Einsparung der Verdrahtung mit Konstantstömen 
arbeiten. Alle Netzteile sind in Reihe, der Strom ist immer gleich, aber 
die Spannung über dem Netzteil ändert sich in Abhängigkeit der Last.

Mit Konstantsrömen arbeitest Du auch oft beim Akkuladen und wenn Du es 
mit Lichtbögen zu tun hast.

Aber zugegeben, alles Bereiche, mit denen IT-Leute und Büroaffine wenig 
zu tun haben, genausowenig wie mit den dunklen Ecken der 
Nachrichtentechnik. ;O)

Die Nachrichtentechnik trifft sich mit der Energietechnik aber durchaus 
auch in Bereichen, wo es um sehr lange Leitungen geht. Was der 
HF-Techniker als Viertelwellenanpassleitung im mm oder cm Bereich kennt, 
dem Begegnet der Betreiber von (Wechselstrom) Hochspannungsleitungen 
über mehrere Hundert Kilometer als "Ferranti-Effekt".

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Wühlhase (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Definitiv nicht. Wie gut man Kopfrechnen kann, bzw. abschätzen kann, ist
> für den Normalsterblichen eher eine Frage der Übung, und die ergibt sich
> automatisch, wenn man es oft braucht.
>
> Die Übung geht aber verloren, wenn man es nicht regelmäßig braucht. Auch
> wenn man es in der Schule mühsam gelernt und dann gut trainiert hat.

Nicht unbedingt, es ist vor allem eine Frage wie man sich der 
Herrausforderung stellt. Meistens hat man die Wahl.

Und dann ist da immer noch der Unterschied zwischen repetativem Wissen 
und Verständnis. Ersteres gerät irgendwann in Vergessenheit, was man 
aber einmal verstanden hat bleibt sehr lange bzw. wenn man es wieder 
braucht, kann man sich das sehr schnell wieder aneignen.


Student schrieb:
> Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine
> weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie
> wieder?

Kommt darauf an was du später machst, aber wenn du schon fragst ob man 
das braucht, dann solltest du das Fach wechseln, dann ist Technik nichts 
für dich. In den ersten Semestern geht es vor allem darum, Verständnis 
aufzubauen. Da geht es nicht darum den aktuellen Stand der Technik 
auswendig zu lernen, sondern vor allem darum zu begreifen wie man 
überhaupt darauf gekommen ist.

Brich dein Studium ab und mach lieber was anderes.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Wühlhase.

Wühlhase schrieb:

>> Die Übung geht aber verloren, wenn man es nicht regelmäßig braucht. Auch
>> wenn man es in der Schule mühsam gelernt und dann gut trainiert hat.
>
> Nicht unbedingt, es ist vor allem eine Frage wie man sich der
> Herrausforderung stellt. Meistens hat man die Wahl.

Warum sollte sich jemand extra in Kopfrechnen trainieren, der es kaum 
braucht? Ok, Spass, Spiel und Sport, aber man muss sich bei den vielen 
Möglichkeiten schon beschränken, um sich nicht zu verzetteln.

Über das "wie", nein, das bildet man sich nur ein, dass man da eine Wahl 
hat. Bestenfalls hat man eine Wahl über Nuancen.

>
> Und dann ist da immer noch der Unterschied zwischen repetativem Wissen
> und Verständnis. Ersteres gerät irgendwann in Vergessenheit, was man
> aber einmal verstanden hat bleibt sehr lange bzw. wenn man es wieder
> braucht, kann man sich das sehr schnell wieder aneignen.

Nach Jahrzehnten ohne Nutzung ist das auch das Verständnis weg. Ok, man 
arbeitet sich möglicherweise schneller wieder ein, als jemand, der noch 
nie davon gehört hat. Aber das gleicht kaum aus, dass man mit 
zunehmendem Alter immer langsamer lernt.

Also darauf vertrauen ist Selbstbetrug.

> Da geht es nicht darum den aktuellen Stand der Technik
> auswendig zu lernen, sondern vor allem darum zu begreifen wie man
> überhaupt darauf gekommen ist.

Davon abgesehen sind Konstantstromquellen durchaus aktuell. Von Dezember 
2018 die Applikation Note 016 von Interfet: "JFET Implementations"

Siehe: https://www.interfet.com/jfet-datasheets/jfet-an-016-interfet.pdf

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Forennutzer (Gast)


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Hallo

Student schrieb:
> Es gibt viele Übungsaufgaben, um Stromquellen in Spannungsquellen
> umzurechnen und umgedreht.

Kann es sein das viele nicht verstanden haben worum es "Student" 
eigentlich geht?

Zumindest lese ich das aus seiner doch sehr klar beschriebenen Frage 
heraus...
Zwar bezüglich anderen Fragen ist mir nämlich ähnliches schon oft 
passiert: Entweder "Missverstehen" es die anderen ganz bewusst um ihre 
Meinung (und eben nicht hilfreiche Antwort) zu rechtfertigen, oder 
manchmal scheint tatsächlich ein Missverständnis vorzuliegen, dann habe 
ich mich oft gefragt:
Wie Detailliert muss "ich" denn Noch "mein" (der TO sein) Problem 
beschreiben, wie stark müssen Einschränkungen denn noch gegeben werden 
(was dann mal schnell überheblich und unfreundlich herüberkommt) das 
endlich mal genau nur auf "meine" Frage geantwortet wird und  eben keine 
Meinungsäußerungen oder Wertungen abgegeben werden?

Es geht ihm doch gut erkennbar ob diese Rechenaufgaben wo einfach ohne 
jeden Praktischen Grund Spannungsquellen in Stromquellen und umgekehrt 
umgerechnet werden.

Wie ich die typischen Lehrer und Lehrbücher kenne (wird im Universitären 
Umfeld in den ich allerdings nie war, wohl noch viel schlimmer sein als 
in Schule und Berufsschule) wird auch nichts wirklich erklärt und 
einfach irgendwelche Zahlen und (wenn überhaupt) sehr hypothetisch und 
Praxisferne Schaltungen vorgelegt.

Und diese Aufgaben haben so wie sie gestellt werden  halt mit der 
späteren Realität wenig bis überhaupt nichts zu tun.
Es handelt sich aber auch nicht um "nette" Knobelrätsel da sie gewertet 
und Noten (Punkte) mitbestimmen.
Diese theoretischen Widerstandswürfel (als nur ein Beispiel von 
hunderten https://www.fahrzeug-elektrik.de/iabcd.gif) mit der wohl jeder 
der irgendwas mit E-Technik zu tun hatte mindestens einmal gequält wurde 
spielen genau in der gleichen Liga.
und nochmals:
Im Lernumfeld sind das eben  keine netten Freizeit Knobelrätsel...

Daher:
Irgendwie hat es noch keine richtige Antwort auf die Frage des TOs 
gegen, sondern auf alles Mögliche was damit zusammenhängen könnte, 
teilweise sogar freche Meinungen und dumme "Empfehlungen"

von Udo S. (urschmitt)


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Forennutzer schrieb:
> Kann es sein das viele nicht verstanden haben worum es "Student"
> eigentlich geht?

Ich denke eher dass du nicht verstanden hast wobei es beim Lernen von 
Grundlagen geht.

von Christian B. (luckyfu)


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Manfred schrieb:
> Das scheint doch die Domäne der 'alten Säcke' zu sein, jene, die man in
> der Schule noch mit Kopfrechnen gequält hat.

das passiert auch heute noch. Meine Tochter hat immer noch Arbeiten, wo 
sie keinen Taschenrechner nutzen darf in der 7.Klasse. Das ist deshalb 
doof, weil sie sich eben wegen ihrer Dyskalkulie gern verrechnet und 
dabei wichtige Punkte verliert. Nach Rücksprache mit dem Lehrkörper 
wurde mir mitgeteilt, dass das Vorbereitend ist für die 
Realschulprüfung, in welcher es ebenfalls noch einen reinen 
Kopfrechenteil gibt.

von Senf D. (senfdazugeber)


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Christian B. schrieb:
> Nach Rücksprache mit dem Lehrkörper wurde mir mitgeteilt, dass das
> Vorbereitend ist für die Realschulprüfung, in welcher es ebenfalls noch
> einen reinen Kopfrechenteil gibt.

Dann sollte sie aufs Gymnasium wechseln, dort gibt es sowas nicht.

von Wühlhase (Gast)


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Forennutzer schrieb:
> Kann es sein das viele nicht verstanden haben worum es "Student"
> eigentlich geht?

Nein, ich denke das haben die meisten sogar sehr gut verstanden. Nur 
"Student" hat nicht begriffen um was es im Studium geht.


Forennutzer schrieb:
> Irgendwie hat es noch keine richtige Antwort auf die Frage des TOs
> gegen, sondern auf alles Mögliche was damit zusammenhängen könnte,
> teilweise sogar freche Meinungen und dumme "Empfehlungen"

Sicher nicht die Antwort, die er sich gewünscht hat, aber das ändert 
nichts daran daß da vieles Richtige dabei war, insbesondere einiger 
Empfehlungen bez. seines weitern Werdegangs.
Letztendlich ist ein Studium eher was für Leute, die es so richtig 
wissen wollen. Wer nur lernt was klausurrelevant ist und dessen 
praktsicher Einsatzzweck offensichtlich ist, den sehe ich anderswo 
besser aufgehoben. Es gibt schon genug unfähige Akademiker.



Aber sei's drum:
Das Ersatzquellenverfahren habe ich auch nur im Studium benutzt, 
praktisch angewandt noch nie (und ich wüßte auch nicht, wo die direkte 
Umrechnung Sinn ergeben könnte). Damit verwandte Aufgabenstellungen 
kommen aber durchaus häufiger vor, z.B. einen Strom steuern, wenn man 
aber nur eine steuerbare Spannungsquelle zur Verfügung hat.

Auch die Tatsache, das Quellen Innenwiderstände haben, wird damit 
eingebläut, und das wiederum ist oft nützlich: den Ladezustand von Akkus 
abschätzen, Kurzschlußstrom eines Generators berechnen, die maximale 
Leistung ermitteln die eine Solarzelle liefern kann (schau dir mal das 
ESB einer Solarzelle an), usw.

von Walter K. (walter_k488)


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Wühlhase schrieb:
>>…

Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine 
weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie 
wieder?
…<<<
>
> Sicher nicht die Antwort, die er sich gewünscht hat, aber das ändert
> nichts daran daß da vieles Richtige dabei war, insbesondere einiger
> Empfehlungen bez. seines weitern Werdegangs.
> Letztendlich ist ein Studium eher was für Leute, die es so richtig
> wissen wollen. Wer nur lernt was klausurrelevant ist und dessen
> praktsicher Einsatzzweck offensichtlich ist, den sehe ich anderswo
> besser aufgehoben. Es gibt schon genug unfähige Akademiker.
>

Woran erkennt man nun an der Fragestellung, dass eine bestimmte Antwort 
gewünscht war?
Welche pathologischen Gedankengänge muss man haben, um dann auch noch 
auf „unfähige Akademiker“ zu kommen?

Betonköpfe!!!

von ... (Gast)


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Student schrieb:
> Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine
> weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie
> wieder?

Na ja, ich bin seit knapp 20J dabei und verstehe die Frage sehr gut. Man 
wird im Studium mit sehr viel Theorie gefüttert, kennt am Ende, wenn man 
fertig ist, nur einfache oder auch komplexere Grundschaltungen, und 
selbst da macht man Fehler, weil ja in der Theorie nicht viel passieren 
kann. Theorie und Praxis sind nun mal zwei Paar Stiefel. Leider machen 
sich die HS/Unis nicht die Mühe, sich mit Theorie und Praxis 
gleichermaßen auseinanderzusetzen, Theorie muss dann eben reichen und 
Praxis kommt halt danach, ist ja nicht das Problem der Schule...

Oder sieht das jemand anders? Mal eine Frage:

- Wer von euch war nach seinem Studium in der Lage eine größere fremde 
Schaltung zu verstehen, die eigentlich nur aus Grundelementen besteht, 
nur eben aus vielen?
- Wer ist heute dazu in der Lage?

von Fabian_H84 (Gast)


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> Oder sieht das jemand anders?
> Mal eine Frage:
>
> Wer von euch war nach seinem Studium in der Lage eine größere fremde
> Schaltung zu verstehen, die eigentlich nur aus Grundelementen besteht,
> nur eben aus vielen?
> Wer ist heute dazu in der Lage?

Ich bin mit Lötkolben aufgewachsen und war quasi bei meinem Vater in 
Lehre. Mit zehn hab ich regelmäßig Elektor/Elrad/EAM/ELV-Magazin gelesen 
und Schaltungen begeistert nachgebaut. Mit zwölf meine ersten 
Leiterplatten entworfen und geätzt.

Nach einer richtigen Lehre hab ich ET studiert und sehr erfolgreich 
abgeschlossen. Jetzt arbeite ich seit über zehn Jahren in der 
Hardwareentwicklung für Schaltnetzteile und professionelle 
Audioverstärker im kW Bereich.

Ich würde sagen, ich war vor, während und nach meinem Studium in der 
Lage eine große fremde Schaltung aus Standardbauteilen zu verstehen.

Aufgabe eines Studiums / einer Hochschule ist es nicht, dich auf einen 
Wissensstand zu bringen, so wie es in der Schule passiert. In einem 
Studium soll dir beigebracht werden, wie du dir selber Wissen aneignest!

von M.A. S. (mse2)


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Senf D. schrieb:
> Dann sollte sie aufs Gymnasium wechseln, dort gibt es sowas nicht.
Falsch! Das war vor sehr langer Zeit einmal so.
Auch an Gymnasien ist heute zum Ende der 10. Klasse eine MSA-Prüfung 
angesagt, Bestehen derselben ist sowohl Voraussetzung, um nach der 10. 
mit Realschulabschluss abgehen zu können als auch zum weiteren Verbleib 
zum Erlangen des Abiturs.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Student schrieb:

> Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine
> weitere Anwendung?

Wozu lernt man eigentlich addieren und multiplizieren, wo doch
heutzutage jeder einen Taschenrechner benutzt?

von ... (Gast)


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Fabian_H84 schrieb:
> Aufgabe eines Studiums / einer Hochschule ist es nicht, dich auf einen
> Wissensstand zu bringen, so wie es in der Schule passiert. In einem
> Studium soll dir beigebracht werden, wie du dir selber Wissen aneignest!


Das siehst du absolut falsch. Wenn du deinen Vater nicht hättest, was 
hättest du denn ohne ein Studium überhaupt gekonnt? Die Aufgabe einer 
Schule, Ausbildung, Studiums, von mir aus eines Seminars, ist es eine 
Basis zu schaffen auf der man anschließend aufbauen kann. Wenn jeder 
jedes Mal bei Null anfängt, dann wird nichts und gar nichts vorwärts 
kommen.

Als Beispiel denkt man an die wissenschaftliche Errungenschaften der 
Vergangenheit. Wir heute meinen, wir sind ja so modern und aufgeklärt 
und unsere modernste Technik entstammt unserer Genialität und unserem 
weit entwickelten Gehirn. Die meiste heutige Technik hat ihre Wurzeln in 
der Vergangenheit, z.B. Römer hatten in ihrer Zeit bereits Beton 
eingesetzt, der in seinen Eigenschaften mit dem heutigen Beton mithalten 
kann, usw.

Das man nach dem Studium nicht mit dem Lernen aufhören darf, das ist 
klar, dass aber ein Studium dazu da ist, dass man nur lernt sich Wissen 
selbst anzueignen, ist quatsch bzw. es ist ein Teil des Studiums.

von Senf D. (senfdazugeber)


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M.A. S. schrieb:
> Falsch! Das war vor sehr langer Zeit einmal so.

Zu meiner Zeit gab es sowas nicht. Okay, ich bin schon alt, zumindest 
fühle ich mich manchmal so. Aber ein Boomer bin ich zum Glück nicht.

> Auch an Gymnasien ist heute zum Ende der 10. Klasse eine MSA-Prüfung
> angesagt,

MSA? Sagt mir nichts. Ich kenne es so, dass man mit Bestehen der 10. 
Klasse Gymnasium automatisch die Mittlere Reife erlangt, ganz ohne 
jegliche Extra-Prüfung.

von Egon D. (Gast)


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Jimbo schrieb:

> Bis heute habe ich es nie wieder gebraucht...

Natürlich nicht.

Als Physiker in ungekündigter Stellung ("Ketchup oder
Majo dazu?") muss man keine Spannungs- in Stromquellen
umrechnen...

von Egon D. (Gast)


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Bernd W. schrieb:

> Definitiv nicht. Wie gut man Kopfrechnen kann, bzw.
> abschätzen kann, ist für den Normalsterblichen eher
> eine Frage der Übung, und die ergibt sich automatisch,
> wenn man es oft braucht.

Wer "braucht" die Fähigkeit, ein Instrument zu spielen?

In meinem Umfeld "brauchen" das komischerweise immer nur
Leute, die tatsächlich ein Instrument spielen können...

von MaWin (Gast)


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Forennutzer schrieb:
> Es geht ihm doch gut erkennbar ob diese Rechenaufgaben wo einfach ohne
> jeden Praktischen Grund

Es sind die einfachsten Rechnungen die in der Elektrotechnik möglich 
sind, noch vor Spannungsteiler und belastetem Spannungsteiler und 
Wheatstone-Messbrücke.

Und Schneeflöckchen ist schon überfordert.

von Ex-Student (Gast)


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Student schrieb:
> Es gibt viele Übungsaufgaben, um Stromquellen in Spannungsquellen
> umzurechnen und umgedreht.
> Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine
> weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie
> wieder?

Dieses "Braucht man das später?" ist meiner Meinung nach eine Art zu 
zeigen, dass man keine Lust hat sich mit etwas zu beschäftigen und auch 
das "große Ganze" nicht vermittelt oder verstanden wurde.
Warum wird soetwas hier und nicht die Dozenten gefragt? Die müssten den 
Sinn hinter diesen Aufgaben wissen und erklären können.

Klar sind Übungsaufgaben oft sehr konstruiert. Aber wer schon mal eine 
solche Aufgabe oder sogar Klausuraufgaben erstellt hat, weiß um den 
Aufwand den man betreibt um Lernziele, Anspruch, Eindeutigkeit, 
Klarheit, etc unter einen Hut zu bekommen.
Eine einfache Umrechnung ist halt zum Anfang besser geeignet.
Außerdem richtet sich die Anzahl der Aufgaben zu einem bestimmten Thema 
häufig nach dem Erfolg vorheriger Jahrgänge mit diesem Thema ;)

von M.A. S. (mse2)


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Senf D. schrieb:
> M.A. S. schrieb:
>> Falsch! Das war vor sehr langer Zeit einmal so.
>
> Zu meiner Zeit gab es sowas nicht.

> Okay, ich bin schon alt,
Ich auch.

> zumindest fühle ich mich manchmal so.
Das sowieso.

> MSA? Sagt mir nichts. Ich kenne es so, dass man mit Bestehen der 10.
> Klasse Gymnasium automatisch die Mittlere Reife erlangt, ganz ohne
> jegliche Extra-Prüfung.
MSA = Mittlerer Schulabschluss. Ich weiß sowas, da ich mit einer 
Lehrerin verheiratet bin. Wie gesagt: heute hat man als Gymnasiast nicht 
mehr automatisch nach der zehnten Klasse die mittlere Reife.

von M.A. S. (mse2)


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Ex-Student schrieb:
> Dieses "Braucht man das später?" ist meiner Meinung nach eine Art zu
> zeigen, dass man keine Lust hat sich mit etwas zu beschäftigen und auch
> das "große Ganze" nicht vermittelt oder verstanden wurde.
Das wird sicherlich oft so sein, muss aber nicht, eine solche Frage kann 
auch mal aus reinem Interesse gestellt werden.

> Warum wird soetwas hier und nicht die Dozenten gefragt? Die müssten den
> Sinn hinter diesen Aufgaben wissen und erklären können.
Evtl. weil man befürchtet, die Dozenten interpretieren das genauso wie 
Du. ;)

Um das klarzustellen: ich habe Verständnis für derlei Fragen, was NICHT 
heißt, ich wäre gegen den Erwerb von Grundlagenwissen!

von Ex-Student (Gast)


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Der Ton macht die Musik. Gegen ein "warum?" ist nichts einzuwenden, im 
Gegenteil. Aber das Mitschwingen der vermuteten Sinnlosigkeit der Frage 
nach "später" ist für mich ablehnend negativ behaftet.

von Egon D. (Gast)


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M.A. S. schrieb:

> Ex-Student schrieb:
>> Dieses "Braucht man das später?" ist meiner Meinung nach
>> eine Art zu zeigen, dass man keine Lust hat sich mit
>> etwas zu beschäftigen und auch das "große Ganze" nicht
>> vermittelt oder verstanden wurde.
>
> Das wird sicherlich oft so sein, muss aber nicht, eine
> solche Frage kann auch mal aus reinem Interesse gestellt
> werden.

Naja, meiner Meinung nach kommt es da auf Nuancen an.

Die Frage "Wozu brauche ich das mal?" suggeriert, dass es
für eine gestellte Arbeitsaufgabe stets einen -- und nur
einen -- richtigen Lösungsweg gibt. Wenn die Aufgabe nicht
von meinem Arbeitsvertrag und meiner Gehaltsklasse abgedeckt
ist, muss ich den Weg nicht kennen -- dann geht mich das
nix an. Problem anderer Leute.

So sollte aber ein angehender Ingenieur m.E. nicht denken.


Die Frage "Was nützt mir das?" oder "Was kann ich damit
praktisch anfangen?" ist eine andere Sache; die verrät
Interesse am Fach.
Ich denke, als Dozent ist man in der Gefahr, betriebsblind
zu werden. Man selbst kennt ja dutzende von potenziellen
Anwendungsfällen für jede theoretische Aussage -- darüber
verliert man leicht aus dem Blick, dass die Studenten
halt noch nicht so viele Beispiele aus der Praxis kennen
können...

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

... schrieb:
> Oder sieht das jemand anders? Mal eine Frage:
>
> - Wer von euch war nach seinem Studium in der Lage eine größere fremde
> Schaltung zu verstehen, die eigentlich nur aus Grundelementen besteht,
> nur eben aus vielen?
> - Wer ist heute dazu in der Lage?

Das sehe ich ganz anders.
1.) Ich war auch schon deutlich vor meinem Studium dazu in der Lage - 
gluecklicherweise waren frueher in TVs und Radios vom Sperrmuell sehr 
oft Schaltplaene drinnen und es gab in der Stadtbuecherei 
hochinteressante Buecher (z.b. von Heinz Richter: Fernsehen fuer alle / 
Farbfernsehen fuer alle).
2.) Im Studium selbst halte ich es auch nicht fuer erstrebenswert, sowas 
im Rahmen von Lehrveranstaltungen zu vermitteln. Es sind ja Hochschulen 
und keine Berufsschulen.
3.) Ich hoffe mal, ich schaffs auch immer noch ;-) aber jetzt brauch ich 
ne Brille dazu, das war im Studium noch nicht der Fall.

Gruss
WK

von Egon D. (Gast)


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Dergute W. schrieb:

> 2.) Im Studium selbst halte ich es auch nicht fuer
> erstrebenswert, sowas im Rahmen von Lehrveranstaltungen
> zu vermitteln. Es sind ja Hochschulen und keine
> Berufsschulen.

Da steckt ein dickes Problem.

Meiner Erfahrung und Meinung nach ist es in der Regel nicht
sinnvoll, eine Ingenieurdisziplin zu studieren, ohne vorher
eine technische Berufsausbildung absolviert zu haben.

Wer will aber eine Lehre machen, wenn er sowieso studieren
will?
Und welcher Betrieb will Leute ausbilden, die später sowieso
nicht als Facharbeiter im Unternehmen anfangen?

von Elektrofan (Gast)


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> ... Stromquellen in Spannungsquellen umzurechnen und umgedreht.
> Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie
> wieder?

Schon krass.

Der Herr Ohm reicht also schon aus?
Die Herren Siemens, Kirchhoff;
Stern-Dreieck-Umwandlung (bzw. vice versa),
das alles ist nur unnötiger Ballast?

Was soll diese blöde "komplexe" Rechnung?
Wofür mühten wir uns damals in Energietechnik mit
"Symmetrischen Komponenten" ab,
wofür malten wir den Heyland-Kreis?

Aber es stimmt:
Vieles davon brauchte man nie wieder;
aber zum Aussortieren weniger geeigneter Kandidaten wurde das
gerne verwendet ...

---
In der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker oder Kfz-Mechatroniker
kommen wohl auch (noch?) Otto- und Dieselmotor vor?!

von Ex-Student (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> 2.) Im Studium selbst halte ich es auch nicht fuer erstrebenswert, sowas
> im Rahmen von Lehrveranstaltungen zu vermitteln. Es sind ja Hochschulen
> und keine Berufsschulen.

Wenn du mit vermitteln meinst "bis zum Erbrechen üben" stimme ich dir 
zu. Aber ansonsten ist eine reale Schaltung vereinfachen, verstehen und 
berechnen doch genau der Schritt, der beispielhaft das "warum" 
verdeutlicht. Die Anwendung der zuvor hergeleiteten Theorie. Was soll 
ein Ingenieur (m w d) sonst können? Stur auswendig gelernte Formeln und 
Herleitungen bringen niemanden weiter.

von W.S. (Gast)


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Walter K. schrieb:
> Woran erkennt man nun an der Fragestellung, dass eine bestimmte Antwort
> gewünscht war?

Ganz einfach: an der Frage selbst. Wenn jemand fragt, ob man Bildung im 
späteren Leben braucht, dann sieht man daraus, daß er Zweifel hat und 
sich am liebsten mit einer Antwort "nein, man braucht Bildung nie wieder 
im Leben" bestätigt fühlt.

Nochwas: Bildung ist etwas anderes als Ausbildung.

W.S.

von Dergute W. (derguteweka)


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Egon D. schrieb:
> Meiner Erfahrung und Meinung nach ist es in der Regel nicht
> sinnvoll, eine Ingenieurdisziplin zu studieren, ohne vorher
> eine technische Berufsausbildung absolviert zu haben.

Keine Regel ohne Ausnahmen ;-)
Mir hat schon das Vorpraktikum gereicht: mit Grauguss und Werkzeugstahl 
saegen und feilen und aehnlichem Mumpitz. Da kann man sich dann 
tatsaechlich fragen, ob man das spaeter nochmal fuer irgendwas brauchen 
kann...
Ist das immernoch so?

Gruss
WK

von Martin H. (horo)


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Dergute W. schrieb:
> Keine Regel ohne Ausnahmen ;-)
> Mir hat schon das Vorpraktikum gereicht: mit Grauguss und Werkzeugstahl
> saegen und feilen und aehnlichem Mumpitz. Da kann man sich dann
> tatsaechlich fragen, ob man das spaeter nochmal fuer irgendwas brauchen
> kann...
> Ist das immernoch so?

Ich hab's auch gehasst, aber der Vergleich bei Metallbearbeitung war 
doch eine gute Erfahrung:

Vorher: „1mm Toleranz ist doch sehr exakt.“

Nachher: „Ist nur auf 1/10 genau - halt Q'n'D.“

Hilft sehr bei Diskussion mit Werkstatt, Musterbau, etc.
Auch wenn additive Fertigung mit 3D-Druck en vogue ist, so stelle ich 
heute noch vieles per subtraktiver Fertigung mit Säge, Bohrer und Feile 
in guter Passgenauigkeit her, wenn ich gerade keinen Zugriff auf eine 
Werkstatt habe.

von Senf D. (senfdazugeber)


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Dergute W. schrieb:
> Mir hat schon das Vorpraktikum gereicht: mit Grauguss und Werkzeugstahl
> saegen und feilen und aehnlichem Mumpitz.

Oh, da sagst du was. Ich habe es mir damals fast noch überlegt mit dem 
Elektrotechnik-Studium, nur aufgrund des Vorpraktikums. Das war echt 
abschreckend, und hatte mit dem späteren Studium so gar nichts zu tun. 
Vom späteren Berufsalltag möchte ich erst gar nicht anfangen, davon war 
es inhaltlich noch viel weiter entfernt.

von Egon D. (Gast)


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Dergute W. schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> Meiner Erfahrung und Meinung nach ist es in der Regel nicht
>> sinnvoll, eine Ingenieurdisziplin zu studieren, ohne vorher
>> eine technische Berufsausbildung absolviert zu haben.
>
> Keine Regel ohne Ausnahmen ;-)
> Mir hat schon das Vorpraktikum gereicht: mit Grauguss und
> Werkzeugstahl saegen und feilen und aehnlichem Mumpitz.

Nee, das lasse ich nicht gelten. Was ist denn an Sägen und
Feilen "Mumpitz"?

Mein eigener Weg ging (leider) vom Abi zum Studium (mit
einem kurzen Umweg über die Armee); einen Beruf habe ich
erst als Erwachsener gelernt. Und was soll ich sagen: Ich
habe "manuelles Spanen" GELIEBT... :)


> Da kann man sich dann tatsaechlich fragen, ob man
> das spaeter nochmal fuer irgendwas brauchen kann...

Natürlich braucht man das: Für eine schnelle und
überschlägige Abschätzung, mit welchem Aufwand und
welchem Fertigungsverfahren welche Genauigkeit
erreichbar ist.

Wenn ich schon auf ein halbes Zehntel genau feilen
kann, dann ist klar, dass man mit Fräsen irgendwo
bei wenigen Hundertsteln und mit Schleifen im
Mikrometerbereich landet.
Es genügt nicht, dass das mal jemand kurz vor Acht in
irgend einer Vorlesung sagt -- die Erfahrung muss man
selbst GEMACHT haben.

Unser technischer Chef war Physiker. Seine teils
abstrusen Gerätekonstruktionen wurden gar nicht selten
dadurch verursacht, dass er eben NICHT einschätzen
konnte, was mit welchen Kosten bei welcher Stückzahl
herstellbar ist -- und dass er auch zu sehr von sich
überzeugt war, als dass er uns einfach mal gefragt
hätte.

von Wühlhase (Gast)


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Ex-Student schrieb:
> Dergute W. schrieb:
>> 2.) Im Studium selbst halte ich es auch nicht fuer erstrebenswert, sowas
>> im Rahmen von Lehrveranstaltungen zu vermitteln. Es sind ja Hochschulen
>> und keine Berufsschulen.
>
> Wenn du mit vermitteln meinst "bis zum Erbrechen üben" stimme ich dir
> zu. Aber ansonsten ist eine reale Schaltung vereinfachen, verstehen und
> berechnen doch genau der Schritt, der beispielhaft das "warum"
> verdeutlicht. Die Anwendung der zuvor hergeleiteten Theorie. Was soll
> ein Ingenieur (m w d) sonst können? Stur auswendig gelernte Formeln und
> Herleitungen bringen niemanden weiter.

Naja, ja..nein. Ein Studium ist weitgehend auch Selbststudium und 
gewisse Dinge muß man sich einfach auch außerhalb beibringen. Vor allem 
sehe ich auch eine intrinsische Motivation und Interesse als unbedingt 
erforderlich an und wer die hat, der hat normalerweise schon etwas 
Bastelerfahrung.
Auf jeden Fall sollte ein Student im ersten Semester im Labor definitiv 
ein Multimeter nicht zum ersten Mal sehen.

Eine Berufsausbildung am Anfang finde ich dagegen eher weniger gut. 
Meine Kommillitonen, die damals bereits eine Berufsausbildung hatten, 
haben sich dann öfter mal eigentlich interessante Fragen mit "Weil es so 
im Tabellenbuch steht" beantwortet. Oder mit "Braucht man nicht, dafür 
gibt's Programme". In der Ausbildung mag sowas ok sein, aber diese 
Einstellung sollte man sich zum Studium abgewöhnen.

Dennoch: Nichts gegen die praktischen Versuche, die wir im Studium 
gemacht haben, die würde ich keineswegs missen wollen wenn ich das 
nochmal machen würde. Ich habe das gerne auch mal genutzt um abseits der 
Versuchsanleitung mal etwas auszuprobieren, und von dem Laborequipment 
hat man sowieso kaum etwas daheim. Und fackelt sich nicht die eigene 
Bude ab, wenn man zu übermütig wird.

von Wühlhase (Gast)


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Egon D. schrieb:
> Unser technischer Chef war Physiker. Seine teils
> abstrusen Gerätekonstruktionen wurden gar nicht selten
> dadurch verursacht, dass er eben NICHT einschätzen
> konnte, was mit welchen Kosten bei welcher Stückzahl
> herstellbar ist -- und dass er auch zu sehr von sich
> überzeugt war, als dass er uns einfach mal gefragt
> hätte.

Jap, Physiker sind da oft etwas speziell, das kann ich bestätigen. Diese 
übertrieben vielen Nachkommastellen im Endergebnis (und dann später in 
den Fertigungsunterlagen).

von Andreas S. (marais)


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Dergute W. schrieb:

> Mir hat schon das Vorpraktikum gereicht: mit Grauguss und Werkzeugstahl
> saegen und feilen und aehnlichem Mumpitz. Da kann man sich dann
> tatsaechlich fragen, ob man das spaeter nochmal fuer irgendwas brauchen
> kann...
> Ist das immernoch so?

Ich hab's auch gehasst. Jetzt, fast 40 Jahre später, weiss ich, dass es 
sinnvoll war. Wenn man das selbst mal gemacht hat, kann man ganz anders 
mit den Leuten in der Werkstatt reden, weiss ihre Arbeit zu schätzen, 
und kann auch einschätzen, was wie schnell in welcher Genauigkeit geht.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ich hab' ja nicht gesagt, dass man ueberhaupt keine Mechanik braucht.
Aber ich konnte durchaus auch vor dem Vorpraktikum schon z.b. saegen, 
(auch kleine) Loecher (in Pertinax, Epoxidharz, Alu... ) bohren und 
Gewinde schneiden.
Was man halt daheim so braucht, wenn man "mal was bastelt".
Dazu haett' ich nicht unbedingt noch den Graugrussklotz in Spaene und 
den Werkzeugstahl in einen Hammer verwandeln muessen. Aber mangels 
Nachweis einer einschlaegigen Berufsausbildung...
Dieses Ding hatte ich z.b. ein paar Monate vor dem Vorpraktikum 
geschnitzt:
Beitrag "Re: Sound auf IC speichern und auf befehlt abspielen lassen"

OK, es hat mir jetzt auch nicht geschadet, klar. Aber der Nutzen fuer 
mich war/ist anzweifelbar. Und im Gegensatz dazu war mir der Nutzen von 
Umwandlung von Spannungs- auf Stromquellen hin und zurueck voellig klar.

Gruss
WK

von Egon D. (Gast)


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Wühlhase schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> Unser technischer Chef war Physiker. Seine teils
>> abstrusen Gerätekonstruktionen wurden gar nicht selten
>> dadurch verursacht, dass er eben NICHT einschätzen
>> konnte, was mit welchen Kosten bei welcher Stückzahl
>> herstellbar ist -- und dass er auch zu sehr von sich
>> überzeugt war, als dass er uns einfach mal gefragt
>> hätte.
>
> Jap, Physiker sind da oft etwas speziell, das kann ich
> bestätigen. Diese übertrieben vielen Nachkommastellen im
> Endergebnis (und dann später in den Fertigungsunterlagen).

Ach, das waren bei ihm weniger die Nachkommastellen -- ich
würde es eher "selektive Wahrnehmung" nennen.

Er hat die Technik immer als die "Magd der Physik" behandelt:
Wenn er sich darauf versteift hatte, dass dieses oder jenes
aus PHYSIKALISCHER Sicht von ENTSCHEIDENDER Bedeutung ist,
dann war er anderen Argumenten nicht zugänglich.

Dass für ein technisches Gerät nicht nur die Physik wichtig
ist, sondern auch die Zuverlässigkeit, die Fertigungskosten
und die bequeme Handhabung beim Anwender wichtig sein könnten,
das war ihm nicht zugänglich.

von Andreas S. (marais)


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Dergute W. schrieb:

> OK, es hat mir jetzt auch nicht geschadet, klar. Aber der Nutzen fuer
> mich war/ist anzweifelbar. Und im Gegensatz dazu war mir der Nutzen von
> Umwandlung von Spannungs- auf Stromquellen hin und zurueck voellig klar.
>
> Gruss
> WK

Gewinde schneiden konnte ich vorher nicht; habe ich erst im Praktikum 
gelernt. Toll fand ich die Drehbank. Das Schweissen war auch nützlich. 
Aber, wie gesagt, ich habe lange gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu 
kommen.

von Egon D. (Gast)


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Dergute W. schrieb:

> OK, es hat mir jetzt auch nicht geschadet, klar. Aber der
> Nutzen fuer mich war/ist anzweifelbar.

Ja gut... das Problem hat man aber bei jeder beliebigen
Ausbildung: Wer's schon kann, dem erzählt man nix Neues,
und das ist dann für diesen armen Menschen langweilig :)

Das hat doch aber nix damit zu tun, dass die vermittelte
Fähigkeit an sich sinnvoll und nützlich ist.

von Egon D. (Gast)


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Andreas S. schrieb:

> Gewinde schneiden konnte ich vorher nicht; habe ich erst
> im Praktikum gelernt. Toll fand ich die Drehbank. Das
> Schweissen war auch nützlich. Aber, wie gesagt, ich habe
> lange gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.

Es geht meiner Meinung nach nur zum Teil um die konkreten
Fähigkeiten, die man selbst erwirbt. Es geht auch darum,
andere Arbeitswelten im Unternehmen kennenzulernen und zu
verstehen, wie die Leute ticken, die dort arbeiten.

von Dergute W. (derguteweka)


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Egon D. schrieb:
> Es geht auch darum,
> andere Arbeitswelten im Unternehmen kennenzulernen und zu
> verstehen, wie die Leute ticken, die dort arbeiten.

Den Punkt kann ich zwar schon nachvollziehen; hab' aber in der 
Vergangenheit doch auch schon mitkriegen koennen, dass das bei einigen 
Leuten anscheinend so ueberhaupt nix gehelft hat.
Und so gesehen, war der Wehrdienst auch eine tolle Sache: Endlich lernt 
man mal richtige Kriminelle kennen (gilt sicher nicht allgemein, war 
aber z.b. bei mir so).
Ich wollt da jetzt eigentlich auch nicht sooo auf der Bedeutung des 
Vorpraktikum rumreiten; ordne es aber eben im Vergleich zur Bedeutung 
von Quellenvereinfachung im E-Technikstudium eher weiter hinten ein.

Gruss
WK

Beitrag #7131042 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7131376 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Ralf (Gast)


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In RLP hat man mit dem Bestehen der 10. Klasse automatisch die mittlere 
Reife. In NRW muss eine Prüfung ablegen. Jedes Bundesland handhabt das 
individuell. Ob das Sinn macht ist eine andere Frage.
Zum Thema Ersatzstromquelle bzw die Umrechnungen: damit kann Schülern 
ganz gut aufzeigen, dass es Rechenmethoden gibt, die einem das Leben 
leichter machen können wenn man zB zwei Spannungsquellen (Solar, primär, 
Sekundär..) parallel schalten möchte. Wo das vorkommt? ESB von parallel 
geschalteten Transistoren fällt mir spontan ein.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Dergute W.

Dergute W. schrieb:

> Und so gesehen, war der Wehrdienst auch eine tolle Sache: Endlich lernt
> man mal richtige Kriminelle kennen (gilt sicher nicht allgemein, war
> aber z.b. bei mir so).

Bei meinem Wehrdienst habe ich überhaupt nichts neues kennengelernt, 
weil Schweralkoholiker und mobbende Arschlöcher kannte ich auch schon 
von vorher aus Umfeld und Schule.

> Ich wollt da jetzt eigentlich auch nicht sooo auf der Bedeutung des
> Vorpraktikum rumreiten; ordne es aber eben im Vergleich zur Bedeutung
> von Quellenvereinfachung im E-Technikstudium eher weiter hinten ein.

Ich habe statt "Vorpraktikum" eine komplette einschlägige 
Berufsausbildung mit Facharbeiterprüfung gemacht. Hat mir im Studium 
aber nur sehr eingeschränkt weiter geholfen.

Letztlich war ich durch die Lehre nur ein paar Jahre später dran und 
hatte schon einen Teil meiner Lernfähigkeit altersbedingt verloren.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Ex-Student.

Ex-Student schrieb:

>> Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine
>> weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie
>> wieder?
>
> Dieses "Braucht man das später?" ist meiner Meinung nach eine Art zu
> zeigen, dass man keine Lust hat sich mit etwas zu beschäftigen und auch
> das "große Ganze" nicht vermittelt oder verstanden wurde.
> Warum wird soetwas hier und nicht die Dozenten gefragt? Die müssten den
> Sinn hinter diesen Aufgaben wissen und erklären können.

Nun, diese Fragestellung stellt sich fast automatisch bei den Leuten, 
die, wie es die Wirtschaft wünscht, in erster Linie an 
betriebswirtschaftlichen-ökonomischen Fragen interessiert sind, und 
E-Technik studieren, weil sie hoffen, das Fachwissen daraus Gewinn 
maximierend verwenden zu können.

Diese Fragestellung stellt sich keinesfalls bei den Nerds, die aus 
Interesse an den technischen Fragestellungen E-Technik studieren. Für 
die ist das selbstverständlich und die können auch was damit anfangen.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7144439 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Walter K. (walter_k488)


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Dr. med. Hans Wurst (Priv.Doz.) schrieb im Beitrag #7144439:
> Student schrieb:
>> Es gibt viele Übungsaufgaben, um Stromquellen in Spannungsquellen
>> umzurechnen und umgedreht.
>> Braucht man das nur zur Ausbildung/Studium oder hat das später noch eine
>> weitere Anwendung? Oder lernt man das nur einmal und braucht es dann nie
>> wieder?
>
> Du brauchst das nie wieder wenn du sofort nach dem Studium ins
> Management einsteigst und andere für dich die Arbeit machen lässt.

Und wenn es dazu auch nicht reicht … bliebe noch das Qualitätsmanagement

von Andreas S. (marais)


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Egon D. schrieb:
>> Gewinde schneiden konnte ich vorher nicht; habe ich erst
>> im Praktikum gelernt. Toll fand ich die Drehbank. Das
>> Schweissen war auch nützlich. Aber, wie gesagt, ich habe
>> lange gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.
>
> Es geht meiner Meinung nach nur zum Teil um die konkreten
> Fähigkeiten, die man selbst erwirbt. Es geht auch darum,
> andere Arbeitswelten im Unternehmen kennenzulernen und zu
> verstehen, wie die Leute ticken, die dort arbeiten.

Ja, absolut richtig. Ich hätte diesen wichtigen Punkt erwähnen müssen.

Beitrag #7145817 wurde von einem Moderator gelöscht.
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