Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Laser LED mit Peltier temperieren - Physik überlistet?


von peltier (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe eigentlich eine recht simple Aufgabe:
Betreibe eine Laser-Diode (DC) und halte diese mit einem Peltierelement 
(heizen/kühlen) auf einer konstanten Temperatur > Raumtemperatur (40°C).

Ich habe dazu einen simplen Aufbau.
Laser wird mit DC bestromt und ist auf einem Aluträger geklebt, dieser 
wiederum auf das Peltier.
Peltier wird mit DC bestromt und ist auf einem großen Kühlkörper 
montiert.

Laser
Aluträger (ca. 5x5mm)
Peltier (ca. 5x5mm)
Kühlkörper (ca. 40x40mm)

Ich messe die Temperatur am Aluträger des Lasers.

Der Laser läuft mit ca. 4V und 30mA = 120mW.

Ohne Peltier stiegt die Temperatur am Aluträger merklich an mit ca. 
1K/10s. Der passive Wärmetransport durch das Peltier-Element ist also 
gering.
Schalte ich das Peltier zu, wird der Aluträger erwartungsgemäß gekühlt 
und die Temperatur sinkt und pendelt sich irgendwo bei 26°C ein.

Das kuriose ist nun, dass ich das Peltier lediglich mit 3mW betreibe, um 
die 26°C zu erreichen.
Das Peltier wird also lediglich mit 100mV bei 30mA betrieben (Messwerte 
habe ich mit dem Multimeter nachgemessen). Drehe ich die Spannung am 
Peltier hoch, steigt auch der Strom und die Temperature sinkt weit unter 
Raumtemperatur. Das niedrige DC Setting des Peltier ist also dem 
stabilem Zustand bei 26°C geschuldet.

Wie kann es sein, dass eine sich merklich aufheizende Laser Diode mit 
lediglich so wenig Leistung gekühlt werden kann?
Was übersehe ich?

Wird der passive Wärmetransport im Peltier durch einen minimalen 
Stromfluss schon so viel verbessert, dass man kaum elektrische Leistung 
zuführen muss und somit der kleine Laser quasi thermisch direkt an den 
großen Kühlkörper angekoppelt wird und somit die Kühlleistung auch ohne 
"Wärmepumpeneffekt" groß genug ist?
Habe ich somit eine elektrisch aktivierte Wärmeleitpaste, mit der ich 
zur Not auch heizen kann?

Vielen Dank!

von Klaus S. (kseege)


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peltier schrieb:
> Habe ich somit eine elektrisch aktivierte Wärmeleitpaste, mit der ich
> zur Not auch heizen kann?

Ja, ein Peltier-Element funktioniert in beide Richtungen. Und wenn das 
Peltier-Element wirklich sowenig Leistung für den stabilen Zustand 
braucht, heißt das auch, daß nur wenig über 26 Grad Celsius auch mit 
passivem Kühler allein der Gleichgewichtszustand erreicht wird.

Gruß Klaus (der soundsovielte)

von Andrew T. (marsufant)


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Bist Du mir sehr böse wenn ich Dir so direkt sage:

Nix von dem was Du vermutest stimmt.

von peltier (Gast)


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Andrew T. schrieb:
> Nix von dem was Du vermutest stimmt.

Ok und wie kann man es dann erklären?
Und nein, böse bin ich nicht :)

Wenn das Peltier aus ist, erwärmt sich der Aluträger. Der Rth des 
Peltier ist also groß genug und der Wärmetransport zum Kühlkörper zu 
klein.

Schalte ich das Peltier ein, brauche ich 3mW für einen merklich besseren 
Wärmetransport zum Kühlkörper.
Das kann eigentlich nur bedeuten, dass sich mit der kleinen Spannung am 
Peltier der Rth erheblich reduziert?

Wenn der Rth konstant bleibt, müsste ich doch mindestens die 120mW vom 
Laser durch das Peltier "pumpen", was >120mW Leistung braucht?

Das ist der Punkt, an dem ich mit meinem Latein am Ende bin.

Vielen Dank!

von MaWin (Gast)


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peltier schrieb:
> Peltier (ca. 5x5mm)

Sowas nennt man heut zu Tage Pelztierelement

von Udo S. (urschmitt)


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peltier schrieb:
> Schalte ich das Peltier ein, brauche ich 3mW für einen merklich besseren
> Wärmetransport zum Kühlkörper.

Wirklich? Bei 0,1V? TE gibt z.B. eine Betriebsspannung von ab 1V an.
https://telemeter.info/de/temperaturmanagement/peltier-technik/peltier-elemente
Messfehler?

Ansonsten: Das Peltier wird hier wohl sehr weit unterhalb seiner 
Grenzwerte und mit niedrigem deltaT betrieben. Insofern dürfte sein 
Wirkungsgrad sehr viel besser sein als der Nennwirkungsgrad.
Und Die Laserdiode hat nur 140mW. Nimmt man an dass ohne die zusätzliche 
Kühlung davon vieleicht schon mehr als die Hälfte so abgeführt wird muss 
das Peltier nicht mehr allzuviel leisten.
Mal ein willkürlich ausgewähltes Peltierelement Datenblatt:
https://quickcool-shop.de/pdf/peltier-element/QC-17-1.0-2.5-Datenblatt.pdf
Das kann im "unteren" Bereich bei ca. 0,6A und 0,4V also ca 240mW 
Aufnahmeleistung bei einer Temperaturdifferenz von 10K etwa 0,7W 
Kühlleistung.

Wenn die Diagramme stimmen :-)

: Bearbeitet durch User
von Klaus S. (kseege)


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peltier schrieb:
> Wenn der Rth konstant bleibt, müsste ich doch mindestens die 120mW vom
> Laser durch das Peltier "pumpen", was >120mW Leistung braucht?

Nein, da ist das Energieerhaltungsgesetz davor.
Wenn die 120mW der Laserdiode vom Peltierelement weggepumpt werden, 
bleiben der Montageblock und das Diodengehäuse auf Umgebungstemperatur 
und strahlen ihrerseits 0 Watt ab.
Bei 26 Grad Celsius wird der Alublock schon das Meiste abstrahlen. Mit 
120mW kann man keine Temperatur zum Bügeln erreichen.

Gruß Klaus (der soundsovielte)

von Patrick C. (pcrom)


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peltier schrieb:
> Aluträger (ca. 5x5mm)
> Peltier (ca. 5x5mm)

Das hoert sich als eine sehr kleine Konstruktion an.
Biste du sicher es ist nicht 50x50mm ?
Welcher type von Peltier benutzt du ?
Gerne foto von Messaufbau
Und wie messt man gut die temperatur der AluTraeger ?

von W.S. (Gast)


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peltier schrieb:
> Ohne Peltier stiegt die Temperatur am Aluträger merklich an mit ca.
> 1K/10s. Der passive Wärmetransport durch das Peltier-Element ist also
> gering.
> Schalte ich das Peltier zu, wird der Aluträger erwartungsgemäß gekühlt
> und die Temperatur sinkt und pendelt sich irgendwo bei 26°C ein.

Du hast eine eigentümliche Art, die Dinge zu sehen und daraus 
Schlußfolgerungen zu ziehen.

Also, ein Peltierelement kannst du dir vorstellen wie eine Pumpe ( also 
Stromquelle) mit parallelgeschaltetem Widerstand. Bloß eben nicht 
elektrisch, sondern thermisch. Fließt kein Strom durch das 
Peltierelement, dann pumpt die Pumpe nix und was da noch wirkt, ist der 
parallel geschaltete Widerstand. Läßt man einen Strom fließen, dann 
pumpt die Pumpe, aber die dadurch erzeugte Potentialdifferenz 
(elektrisch: Spannung, thermisch: Temperaturdifferenz) läßt eben auch 
das Gepumpte (hier eben Kalorien) über den Widerstand zurückfließen.
Fazit: für keine Temperaturdifferenz braucht man garnix zu tun, für 
jede davon abweichende Temperaturdifferenz muß man pumpen und das umso 
mehr, je größer die Differenz ist. Bis hin zur maximal erreichbaren 
Differenz, die eben so groß ist, daß die Pumpe zwar mit Volldampf pumpt, 
bloß die Wärme durch den parallelgeschalteten Widerstand komplett 
zurückfließt.

Dabei ist der passive Wärmetransport (also das Zurückfließen) alles 
andere als gering, aber von der Differenz abhängig. Was du da zu sehen 
geglaubt hast, ist bloß der Effekt, daß du einen größeren "Kondensator" 
(den Kühlblock auf der anderen Seite des Peltierelements) zugeschaltet 
hast und nun siehst, daß dein Laser sich recht viel langsamer aufheizt 
als ohne.

W.S.

von Michael (Gast)


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W.S. schrieb:
> Was du da zu sehen geglaubt hast, ist bloß der Effekt, daß du einen
> größeren "Kondensator" (den Kühlblock auf der anderen Seite des
> Peltierelements) zugeschaltet hast und nun siehst, daß dein Laser sich
> recht viel langsamer aufheizt als ohne.

Ist das nicht genau das, was der TO geschrieben hat, d.h. ohne 
Ansteuerung bildet das Pelztier eine effektive Wärmebarriere, 
angesteuert (auch ohne viel Leistung) ermöglicht es (auch passiven) 
Wärmeaustausch in beide Richtungen; mit entsprechender Leistung zwingt 
man eine Richtungen

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Kann es sein, dass du mit dem Multimeter 100 mV an der Quelle bzw. am 
Peltier misst, dann das Multimeter in die Zuleitung legst und im 200 
mA-Bereich 30 mA misst?

Oder hast du 2 Multimeter, das eine für die Strommessung und das andere 
für die Spannungsmessung nicht am der Quelle, sondern direkt am 
Peltier(!)?

von peltier (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Kann es sein, dass du mit dem Multimeter 100 mV an der Quelle bzw. am
> Peltier misst, dann das Multimeter in die Zuleitung legst und im 200
> mA-Bereich 30 mA misst?
>
> Oder hast du 2 Multimeter, das eine für die Strommessung und das andere
> für die Spannungsmessung nicht am der Quelle, sondern direkt am
> Peltier(!)?

Ich habe Strom und Spannung einzeln gemessen, einfach nur um die 
Anzeigewerte des Labornetzteils zu prüfen und die Werte haben 
übereingestimmt.

W.S. schrieb:
> Also, ein Peltierelement kannst du dir vorstellen wie eine Pumpe ( also
> Stromquelle) mit parallelgeschaltetem Widerstand. Bloß eben nicht
> elektrisch, sondern thermisch.

Diese Analogie finde ich ziemlich verwirrend und hilft mir beim Erfassen 
des Sachverhaltes nicht wirklich. So wie ich es herauslese, könnte sich 
die Analogie und meine "Sichtweise" aber eventuell decken. Die 
elektrisch aktivierte Wärmeleitpaste wäre also dann zutreffend.

Michael schrieb:
> Ist das nicht genau das, was der TO geschrieben hat, d.h. ohne
> Ansteuerung bildet das Pelztier eine effektive Wärmebarriere,
> angesteuert (auch ohne viel Leistung) ermöglicht es (auch passiven)
> Wärmeaustausch in beide Richtungen; mit entsprechender Leistung zwingt
> man eine Richtungen

Auch eine gute Umschreibung meiner "Idee".

Patrick C. schrieb:
> Das hoert sich als eine sehr kleine Konstruktion an.
> Biste du sicher es ist nicht 50x50mm ?
> Welcher type von Peltier benutzt du ?
> Gerne foto von Messaufbau
> Und wie messt man gut die temperatur der AluTraeger ?

Ja, 5x5mm passen.
Ich habe einfach einen TypK Fühler in ein Loch im Aluträger geschoben.
Fotos kann ich liefern, wenn ich wieder im Labor bin. Bin heute und 
morgen erstmal zu Hause.

Danke an alle Antworten!

von H. H. (Gast)


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peltier schrieb:
> Auch eine gute Umschreibung meiner "Idee".

Ach so, der Kurt ist das.

von Rüdiger B. (rbruns)


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Wenn du das durchliest:
https://www.situs-tec.de/app/download/5794666408/Grundlagen-Peltier.pdf
siehst du das das Peltier einen Cop von 5 bis 0,2 hat.
Also kansst du unter optimalen bedingungen das 4 fache der elektrischen 
Leistund als Wärme abführen.

von Gerald B. (gerald_b)


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Bei roten LEDs erhöht sich bei Kühlung auf Minusgrade deren Wirkungsgrad 
ganz beträchtlich. Die Funzeln vor 30 Jahren haben bei -40 Grad in den 
Augen geblendet. Nicht ganz so stark, aber doch wahrnehmbar war es bei 
winterlichen Temperaturen.
Im Prinzip ist es das Gegenstück zum Thermal Runaway, wo Erwärmung zur 
Abnahme des Wirkungsgrades und damit zu noch stärkerer Erwärmung führt.
Das das bei einer Laserdiode auch so ist, liegt nahe.
Somit ist es denkbar, das du mit wenig Kühlleistung einen 
Effizienzgewinn und damit zu weniger Wärmeabstarahlung, als auf passive 
Art erreichbar sind, feststellen kannst.

von Klaus S. (kseege)


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Rüdiger B. schrieb:
> Also kansst du unter optimalen bedingungen das 4 fache der elektrischen
> Leistund als Wärme abführen.

Ja, aber auch mit der einfachen Daumenformel "Faktor 3" käme man hier 
problemlos hin. Das Peltierelement führt mit 3mW irgendwas um die 10mW 
Wärme ab und die restlichen 110mW heizen den Alukörper auf. Die 
Differenz von 26Grad zur Umgebungstemperatur hat einen 10mal so großen 
Einfluß auf die Rechnung. Hätte der TO mal ein bißchen mehr gemessen, 
statt zu spekulieren (Physik überlistet?), hätte er festgestellt, daß 
sich das Ganze bei durchaus für eine Laserdiode annehmbaren Temperaturen 
einpendelt. Hätte er statt der Hausnummer von 1K/10s für die 
Anstiegsgeschwindigkeit der Temperatur mal die Umgebungstemperatur 
gemessen, hätte ich ihm ausrechnen können, wo diese Endtemperatur ohne 
Peltierkühlung liegt. Für 20 Grad Umgebungstemperatur wird es irgendwo 
bei 26,6 Grad Celsius sein. Erst wenn das nicht stimmt, darf man über 
seltsame Effekte spekulieren.

Just my 2 cents

P.S. Zum Thema Wärmewiderstand scheint es praxisferne Vorstellungen zu 
geben, siehe z.B.: Beitrag ""normale" Wärmeentwicklung von NE5532"

von Werner H. (werner45)


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Typ K Fühler haben nahe der Raumtemperatur einen viel zu großen 
Anzeigefehler (nur µV Differenz zur RT).
Wiederhole das mal mit einem NTC-Fühler (oder Pt1000), dann bekommst Du 
andere (realere) Werte.

von Klaus S. (kseege)


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Werner H. schrieb:
> Typ K Fühler haben nahe der Raumtemperatur einen viel zu großen
> Anzeigefehler (nur µV Differenz zur RT).
> Wiederhole das mal mit einem NTC-Fühler (oder Pt1000), dann bekommst Du
> andere (realere) Werte.

Da nur Differenzwerte hierbei wichtig sind, ist die absolute 
Meßgenauigkeit völlig unerheblich, nur die Linearität zählt. Jedes 
billige Taschenbolometer für 10 Euro sollte reichen.

Gruß Klaus (der soundsovielte)

von Hp M. (nachtmix)


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Gerald B. schrieb:
> Im Prinzip ist es das Gegenstück zum Thermal Runaway, wo Erwärmung zur
> Abnahme des Wirkungsgrades und damit zu noch stärkerer Erwärmung führt.
> Das das bei einer Laserdiode auch so ist, liegt nahe.

Ist auch tatsächlich so.
Bei gleichbleibender Ansteuerung für Zimmertempertatur habe ich mit 
Kältespray
schon sowohl CW-Laserdioden als auch Impulslaser ruiniert.

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