Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Simulation Stabilität OP-Schaltung


von Simulant (Gast)


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Hallo,
ich will die angehängte Schaltung in LTspice auf Stabilität untersuchen 
(Verstärkungs- und Phasenreserve ablesen). Ich versuche es nach diesem 
hier vorgestellten Prinzip: 
https://www.analog.com/en/education/education-library/videos/5579254320001.html. 
Würde ich nur den ersten Schaltungsteil mit dem OP495 simulieren, wäre 
ich mir recht sicher, dass die Simulation so stimmt. Probleme macht aber 
der zweite Teil mit dem Instrumentenverstärker. Wo muss ich meine 
AC-Quelle einfügen? Was muss ich plotten, um Verstärkungs- und 
Phasenreserve der gesamten Schaltung ablesen zu können?

Das Modell des INA828 gibt es von TI, keine Ahnung, ob ich das hier auch 
anhängen darf, aber ihr könnt auch die Schaltung mit dem diskreten 
Instrumentenverstärker simulieren, es geht mir erst mal nur ums Prinzip.

Ich scheitere bei solchen Schaltungen immer daran, den einfachen 
Standardfall auf mein Problem zu übertragen. Deswegen bin ich auch für 
Dokumente dankbar, die mich hier weiterbringen.

Grüße Simulant

von Udo K. (udok)


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Simulant schrieb:
> Das Modell des INA828 gibt es von TI, keine Ahnung, ob ich das hier auch
> anhängen darf, aber ihr könnt auch die Schaltung mit dem diskreten
> Instrumentenverstärker simulieren, es geht mir erst mal nur ums Prinzip.

Gar nicht, da du an die internen Knoten nicht rankommst.  Der INA828 ist 
ist auch nicht aus drei Opamps aufgebaut - so wie fast alle guten IVs.

Was du machen kannst:  Lege einen Rechteckpuls an den Eingang, und schau 
dir
die Sprungantwort an.  Wenn die überschwingt, dann hast du eventuell ein 
Problem.

Aber wozu die sinnlose Übung?  Der IV ist doch fertig und funktioniert.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7181701 wurde vom Autor gelöscht.
von Simulant (Gast)


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@Udo
> Aber wozu die sinnlose Übung?
Ich habe Messungen bekommen, auf denen man eine Oszillation mit 100kHz 
sieht und wollte überprüfen, ob sich darauf ein Hinweis in der 
Simulation finden lässt.

von Udo K. (udok)


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Dann zeige doch die richtige Schaltung her...

von Olaf (Gast)


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Ich wuerde schon denken das man auch mit dem einfügen einer 
Spannungsquelle die Phasenreserve einer komplexeren Schaltung bestimmen 
kann, allerdings denke ich das man daraus wenig Aussagen auf in der 
Praxis tatsaechlich stattfindenden Problemen bekommt. Erst recht wenn 
man sozusagen Rueckwaerts zu Erkenntnissen kommen will.

Von daher ist der Tip mit dem Impuls den Eingang hier sicherlich 
zielfuehrender. Das kann man sicher auch gut in der Simulation machen 
und mache ich auch gerne, aber bei deinem Problem waere es vermutlich 
noch sinnvoller es an der realen Schaltung zu testen. Es gibt immer auch 
mal Unterschiede zwischen Simulation und Realitaet.

Olaf

von Simulant (Gast)


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Udo K. schrieb:
> Dann zeige doch die richtige Schaltung her...

Abgesehen von 100nF Cs an der Spannungsversorgung ist die Schaltung 
genau so aufgebaut.

Olaf schrieb:
> Von daher ist der Tip mit dem Impuls den Eingang hier sicherlich
> zielfuehrender.

Impuls am Eingang ergibt sowohl in der Simulation als auch auf dem Tisch 
keine Oszillation. In der Anwendung scheint es Probleme zu geben, was 
aber nicht bedeuten muss, dass die Oszillation wirklich von der 
Schaltung kommt.

Weil ich mich allgemein für das Thema interessiere, dachte ich, es wäre 
möglich die Phasenreserve zu simulieren, wenn man weiß, wo die Quelle 
eingefügt werden muss. Wenn das Quatsch ist, dann nehme ich das erst mal 
so hin.

Grüße Simulant

von Udo S. (urschmitt)


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Was mir auffällt ist der 10nF Kondensator der direkt am Ausgang des 
OP495 liegt.
Viele OPs mögen solche kapazitiven Lasten am Ausgang nicht.
Was soll der bewirken? Für einen Tiefpass fehlt hier noch ein 
Serienwiderstand am Ausgang des OPs.

von Udo K. (udok)


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Simulant schrieb:
> Weil ich mich allgemein für das Thema interessiere, dachte ich, es wäre
> möglich die Phasenreserve zu simulieren, wenn man weiß, wo die Quelle
> eingefügt werden muss. Wenn das Quatsch ist, dann nehme ich das erst mal
> so hin.

Das ist auch möglich, aber du musst an die internen Knoten ran.
Ein IV besteht ja aus mehreren ineinander verschachtelten Schleifen,
und jede einzelne kann Probleme machen.

Die 10 nF sind ja nur über den Feedback-R. Wie schaut es mit der Last 
aus, gibt es da 100 Ohm zum Entkoppeln (Tastkopf Kapazität)?

Aber wenn ich nochmal auf die Schaltung schaue: Warum ist der IV Eingang 
nur am R1?  Was soll das bringen?

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Simulant schrieb:
> Weil ich mich allgemein für das Thema interessiere, dachte ich, es wäre
> möglich die Phasenreserve zu simulieren, wenn man weiß, wo die Quelle
> eingefügt werden muss. Wenn das Quatsch ist, dann nehme ich das erst mal
> so hin.

Es ist kein Quatsch, die Methode, die  im AD-Tutorial beschrieben wird, 
funktioniert. Und die Quelle muss in die Rückkopplung, also so wie in 
deiner Simu geschehen.

Wenn du tatsächlich eine Oszillation von 100kHz siehst kommt kaum der 
OP495 als Quelle in Frage, da dessen GBW grade mal 75kHz beträgt. Zeig 
halt mal die Messergebnisse und ein Foto des Aufbaus - vielleicht hast 
du ja doch irgendwas falsch verschaltet. Oder mit einer zu großen 
Kapazität am Ausgang des INA828 gemessen (welchen Tastkopf verwendest 
du?) Oder sonstwas, was man in der Simu halt nicht erkennen kann.

Udo S. schrieb:
> Was mir auffällt ist der 10nF Kondensator der direkt am Ausgang des
> OP495 liegt.

Er liegt ja in der Rückkopplung, nicht als Last des OPV-Ausgangs gehen 
ein festes Potential. Er ist damit auch nicht kritisch bezüglich 
Oszillationsneigung.

von Simulant (Gast)


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@Udo
> Was soll der bewirken?
Das habe ich mich auch gefragt. So ist es jetzt aber aufgebaut.

von Achim S. (Gast)


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noch zwei Ergänzungsfragen: womit hast du denn die "5,49kOhm" für die 
Verstärkung des INA828 eingestellt? Irgendein Poti (das evtl. viel 
unerwünschte parasitäre Eigenschaften mit sich bringt)? Hast du dich an 
die Layout-Vorgaben im Datenblatt des INA828 gehalten?

von Simulant (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Wenn du tatsächlich eine Oszillation von 100kHz siehst kommt kaum der
> OP495 als Quelle in Frage, da dessen GBW grade mal 75kHz beträgt. Zeig
> halt mal die Messergebnisse und ein Foto des Aufbaus - vielleicht hast
> du ja doch irgendwas falsch verschaltet. Oder mit einer zu großen
> Kapazität am Ausgang des INA828 gemessen (welchen Tastkopf verwendest
> du?) Oder sonstwas, was man in der Simu halt nicht erkennen kann.

Wie schon im Titel geschrieben ging es mir mehr um die Simulation. Beim 
realen Aufbau gibt es bei mir auf dem Tisch auch keine Probleme. In der 
Anwendung habe ich jetzt einen fall mit einer Oszillation bei 100khZ. Ob 
die Oszillation von dieser Schaltung kommt, oder sonstwo her ist unklar. 
Vielleicht ist auch die Messung murks. Ich wollte hier eigentlich auch 
gar nicht mögliche Probleme der Schaltung besprechen, sondern nur 
lernen, wie man die Phasenreserve einer solchen Schaltung simuliert.

von Simulant (Gast)


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Achim S. schrieb:
> womit hast du denn die "5,49kOhm" für die
> Verstärkung des INA828 eingestellt?

Festwiderstand. Ausschnitt des Layouts im Anhang.

Um das praktische Problem muss ich mich selbst kümmern. Da sind aber 
noch so viele Fragezeichen, dass Spekulationen hier nichts bringen.

Mit der Simulation wollte ich erstens lernen, wie man das macht und 
zweitens sehen, ob die Schaltung dafür verantwortlich sein kann.

Grüße Simulant

von Simulant (Gast)


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Anhang vergessen...

von Udo K. (udok)


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Simulant schrieb:
> Vielleicht ist auch die Messung murks. Ich wollte hier eigentlich auch
> gar nicht mögliche Probleme der Schaltung besprechen, sondern nur
> lernen, wie man die Phasenreserve einer solchen Schaltung simuliert.

Du kannst in erster Näherung V_Ausgang / V_Error plotten.  V_Error = 
V(V+,V-)
Das ist bei den hochohmigen Eingängen ca. die Open-Loop-Gain.
Nur bringt dir das in der Praxis nix.

Wenn dich das Thema interessiert, ist der Jerald Graeme Optimizing 
OP-Amp Performance der richtige Einstieg.

: Bearbeitet durch User
von Simulant (Gast)


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Udo K. schrieb:
> Wenn dich das Thema interessiert, ist der Jerald Graeme Optimizing
> OP-Amp Performance der richtige Einstieg.

Das Buch ist nicht so einfach zu bekommen. Hast du noch einen Tipp?

> Das ist bei den hochohmigen Eingängen ca. die Open-Loop-Gain.
Eine ganz blöde Frage :D Um die Phasenreserve abzulesen plottet man doch 
den Loop-Gain? Wieso soll ich jetzt den Open-Loop-Gain simulieren? Oder 
soll ich den Loop-Gain aus Open- und Closed-Loop-Gain berechnen?

Mir mangelt es etwas am Verständnis der Grundlagen und dann vor allem, 
wie man diese auf Schaltungen anwendet, die nicht dem Standardfall 
entsprechen. Beispielsweise auch die Simulation eines analogen 
Regelkreises, wie z. B. eines Spannungsreglers. Wenn ich mir dann die 
Application Notes anschaue, verstehe ich es und komme beim Simulieren 
auch auf die Ergebnisse. Sobald meine Schaltung aber davon abweicht, bin 
ich mir jedes Mal unsicher und versenke darin super viel Zeit, bis ich 
ein Ergebnis habe, welches ich nachvollziehen kann.

Grüße Simulant

von Udo K. (udok)


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Simulant schrieb:
> Eine ganz blöde Frage :D Um die Phasenreserve abzulesen plottet man doch
> den Loop-Gain? Wieso soll ich jetzt den Open-Loop-Gain simulieren? Oder
> soll ich den Loop-Gain aus Open- und Closed-Loop-Gain berechnen?

Du hast ja nur einen Widerstand im Rückkoppelkreis - der ist 
frequenzunabhängig.
Also sieht du die Phasenreserve am Open-Loop Plot vom Opamp bei 20 dB, 
wenn deine Schaltung 20 dB Verstärkung hat...
Wichtig ist da immer der Punkt wo die Schleifenverstärkung 1 (0 dB) ist.

Vom Graeme gibt es auch Application Notes:
https://www.ti.com/lit/an/sboa015/sboa015.pdf?ts=1662369016970
https://linearaudio.nl/sites/linearaudio.net/files/graeme%20feedback%20generalization_0_0.pdf

Die sind aber sehr "komprimiert", und für Anfänger ungeeignet.  Das Buch 
geht da mehr in die Tiefe.  Ich kenne kein vergleichbares Buch, das das 
Thema Opamp und Feedback so gut behandelt.  Auch die anderen Bücher wie 
Designing with OPVs sind sehr gut und wegen dem Thema leichter zu 
verstehen.

Simulant schrieb:
> Mir mangelt es etwas am Verständnis der Grundlagen und dann vor allem,
> wie man diese auf Schaltungen anwendet, die nicht dem Standardfall
> entsprechen. Beispielsweise auch die Simulation eines analogen
> Regelkreises, wie z. B. eines Spannungsreglers. Wenn ich mir dann die
> Application Notes anschaue, verstehe ich es und komme beim Simulieren
> auch auf die Ergebnisse. Sobald meine Schaltung aber davon abweicht, bin
> ich mir jedes Mal unsicher und versenke darin super viel Zeit, bis ich
> ein Ergebnis habe, welches ich nachvollziehen kann.

Ohne grundlegendes Verständnis geht da eben nichts...
Ich würde die Phasenplots nicht überwerten.  Überlege dir das im 
Zeitbereich (Sprungantwort), das ist anschaulicher und meist auch 
wichtiger.
Gerade bei Spannungsregler (LDO), hast du ja noch das Problem, dass die 
Stabilität ganz entscheidend von der Last abhängt...
So eine PNP Ausgangstufe ist ja ein Verstärker mit dem Lastwiderstand im 
Kollektor.  Die Verstärkung ist also direkt proportional zur Last.

: Bearbeitet durch User
von Simulant (Gast)


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Udo K. schrieb:
> Also sieht du die Phasenreserve am Open-Loop Plot vom Opamp bei 20 dB,
> wenn deine Schaltung 20 dB Verstärkung hat...
> Wichtig ist da immer der Punkt wo die Schleifenverstärkung 1 (0 dB) ist.
Alles klar, das habe ich verstanden: log(A0)-log(1/beta)=log(beta * A0)

> Ich würde die Phasenplots nicht überwerten.
Warum? Wenn ich nach diesem Thema suche kommen immer zwei Punkte: 
Sprungantwort und Verstärkungs-/Phasen-Reserve.

von Udo K. (udok)


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Simulant schrieb:
>> Ich würde die Phasenplots nicht überwerten.
> Warum? Wenn ich nach diesem Thema suche kommen immer zwei Punkte:
> Sprungantwort und Verstärkungs-/Phasen-Reserve.

- Die Spice Modelle sind im Zeitbereich meist besser, die Phasenplots 
sind schon in den Datenblättern nicht richtig, bzw. stark von der Last 
und der Impedanz des Generators abhängig.
- Die AC Analyse linearisiert die Schaltung im Arbeitspunkt.  Das geht 
bei einem einfachen Leistungsverstärker schon schief, wenn der Ruhestrom 
nahe 0 ist.  Oder wenn der Arbeitspunkt nahe der Versorgung ist, weil da 
die Kollektor-Basis Kapazität deutlich höher ist...
- Meist interessiert das Zeitverhalten mehr als das Frequenzverhalten.
- Im Zeitverhalten siehst du auch nichtlineare Effekte (Slewrate etwa, 
oder irgendwelche Stufen gehen in die Sättigung...)

von Simulant (Gast)


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@Udo
Dankeschön! Deine Ausführungen haben mich schon etwas weiter gebracht.

Grüße Simulant

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