Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ersatzbauteil - BMS incl. Balancer


von Philipp L. (viech)


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Hallo zusammen,

kennt jemand ein Batterieschutz-IC für 3 LI-Ionen Zellen in Reihe inkl. 
Balancer (am liebsten mit externen Fets für höhere Balanceströme).

Ich habe nur einen älteren Typ gefunden, welcher wohl nicht beschaffbar 
ist:
- BM3451: Über/Unterspannung, Überstrom, Temperatur, Balance mit ext. 
fet

Dieser wäre eigentlich perfekt für meine Anforderung, gibt es sowas 
aktuell nicht mehr ?
Es werden fertige Platinen auf Bsis BM3451tndc angeboten, wobei es die 
tndc variante im Datenblatt scheinbar nicht gibt.

Eigentlich wäre mir auch etwas von z.B. TI,Max,LT,.. lieber.

Bei z.B. Digikey finde ich nur Schutz-IC`s ohne Balancer:

https://www.digikey.de/de/products/filter/energieverwaltung-pmic/batteriemanagement/713?s=N4IgjCBcpmAMVQGMoDMCGAbAzgUwDQgD2UA2iAMxgAcALAOzUgC6hADgC5QgDKHATgEsAdgHMQAX0I0aiECkgYcBYmUrUATJoCcLdl0i8BI8VJABaDXIUCAripKRyAVhYT3QA

Unter der Rubrik Balancer ist ebenfalls nichts passendes dabei.

Ich wäre dankbar für eure Unterstützung !

: Bearbeitet durch User
von Paul (Gast)


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Philipp L. schrieb:
> Batterieschutz-IC für 3 LI-Ionen Zellen

Beispielsweise BQ77905xxx. Das xxx ersetzt du mit dem was du an 
Abschaltspannungen so brauchst, Details im Datenblatt. Erledigt dir die 
Einzelzellüberwachung auf Über und Unterspannung, Überstrom und passt 
auf, dass nur bei korrekten Temperaturen geladen und entladen werden 
kann und gönnt sich dabei nur knapp 10µA. Aber der hat KEINEN Balancer.

Philipp L. schrieb:
> inkl.
> Balancer

Woran könnte es liegen, dass du so viele Spannungswächter wie den oben 
genannten findest, aber nur chinesische Exoten das Balancing anbieten?
Richtig, es braucht in der Leistungsklasse wo diese Chips zum Einsatz 
kommen keiner.
Ab einer bestimmten Größe des Akkus (und da kann man deinen schon mit 
rein zählen) ist ein BMS in der Regel ein lebendes Bauteil mit einem µC, 
(Drahtlos)-Kommunikation und Co.
Also all das, was niemand beim Tauchen haben will, da es anfälliger ist 
als reine (gut gemachte) Hardware Lösungen.
Wenn es dir dennoch zutraust, dann layoute einen sparsamen µC mit auf 
die Platine, setzt einen Mess-IC für Li Zellen mit drauf und mach das 
Balancing da drin.

Wenn es unbedingt mit Balancer sein muss und ohne µC, nimm das Board von 
Amazon aus dem anderen Beitrag und layoute es auf deine 
Platz-Bedürfnisse um. Erwarte keine Präzision, Sparsamkeit oder eine 
Funktionsgarantie. Ich habe mir mit so einem "BMS" schon mal paar AKKUs 
totgelegt....

Oder du ziehst dir das hier vollumfänglich rein + der oben genannte 
Spannungswächter:
https://pure.unileoben.ac.at/portal/files/2417660/AC11613412n01vt.pdf

Aus was soll die Lampe denn bestehen? Gibt es eine Art Hauptschalter der 
dann Elektronik aktiviert und den Ausgang freigibt? Hast du mal ein 
Bild/Link von einer kommerziellen Lösung?

VG Paul

von Paul (Gast)


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Achja, eins noch. Wie lebensnotwendig ist denn so ein heizbarer 
Gummianzug da unten? Was passiert wenn der Akku ausfällt? Als Backup die 
Zellen ohne Schutzbeschaltung direkt auf den Ausgang schalten? Oder 
entspannt auftauchen?

Was für Stecker planst du für + und -?

VG Paul

von Philipp L. (viech)


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Hallo Paul,

vielen Dank für deine Antwort.
Ja, den BQ77xxx hatte ich gefunden und oben im Link angehangen.

Anbei ein Foto einer kommerziellen Lösung.
Unsere wird ähnlich aufgebaut.

Der 35AH Akku soll 2 Platinen bekommen.
- Eine im Tank mit Schutzschaltung und Balancer (wo dann auch das 
ladegerät angeschlossen wird)
- Eine im Deckel mit Aktivierung der Last über Piezotaster

Wie gesagt mache ich mir keine Sorgen um die Deckelelektronik mit 
Ein/Ausschalten und Abschaltung bevor die Schutzschaltung greift.
Ich kenne mich nur nicht mit dem Batteriemanagement aus.

Paul schrieb:
> Ab einer bestimmten Größe des Akkus (und da kann man deinen schon mit
> rein zählen) ist ein BMS in der Regel ein lebendes Bauteil mit einem µC,
> (Drahtlos)-Kommunikation und Co.
> Wenn es dir dennoch zutraust, dann layoute einen sparsamen µC mit auf
> die Platine, setzt einen Mess-IC für Li Zellen mit drauf und mach das
> Balancing da drin.

Ich habe keine Probleme mit uC´s, aber ich dachte für das Balancing gibt 
es fertige,sparsame,erprobte IC`s ohne das ich das Rad neu erfinden 
muss.
Meinst du also bei der Leistungsklasse sollte es also schon aktives 
Balancing sein?

Was ich mich nämlich schon beim passiven gefragt habe:
Was bringt ein Parallelwiderstand der ein paar hundert mA verbrät, wenn 
ich doch weiterhin mit ca.5A die 3 Pakete lade.
Die volle Zelle nimmt doch bis zur Überspannungsabschaltung trotzdem 
weiter Strom auf, solange dieser Widerstand nicht auf den vollen 
Ladestrom ausgelegt ist, oder irre ich mich da ?

Vielen Dank für die Unterstützung.

von Gssz (Gast)


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Islp4202

von Paul (Gast)


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Philipp L. schrieb:
> Meinst du also bei der Leistungsklasse sollte es also schon aktives
> Balancing sein?

Nein, aktives Balancing muss nicht sein. Ich kenne auch nur sehr wenige 
Anwendungsfälle wo man diesen Aufwand wirklich treibt. Auch Automotive 
Großbatterien verwenden fast nur passives Widerstandsbalancing. Ich 
meinte eher das BMC mit "aktiv". Ich würde beim passiven bleiben, der 
Einfachheit halber.

Kleine Akkuspacks werden eben meist nur mit den Spannungswächtern 
ausgestattet und ein Ladegerät kümmert sich um laden + balancen.

Mittlere Akkupacks z.B vom EBike (zu der Kategorie zähle ich deinen mit 
dazu) kann man entweder genauso behandeln wie die Kleinen (das möchtest 
du ja nicht) oder man gibt ihnen ein Hirn. Das besteht aus einem uC und 
einem Mess IC. Für dich geeignet wäre sowas wie der BQ76920. Der misst 
3-5 Zellen, wird per I2C angesprochen und anhand der Zellspannungen kann 
dein uC dann die Balancing Fets aktivieren. Die größeren Brüder der BQ 
Reihe (76PL455 usw) haben dann noch Ausgänge für die Balancing FETs, da 
man sonst am uC zu viele Pins bräuchte. Für 3-5s macht das aber noch 
keinen Sinn, da kann man direkt im uC schalten.

Philipp L. schrieb:
> Was bringt ein Parallelwiderstand der ein paar hundert mA verbrät, wenn
> ich doch weiterhin mit ca.5A die 3 Pakete lade.

Tust du nicht, wenn dein Akkus immer voller wird, wird dein Ladestrom 
immer kleiner. Sagen wir dein Balancing Widerstand schafft 100mA aus 
einer vollen Zelle zu ziehen. Wenn dein Akku fast voll ist, dann fließen 
irgendwann nur noch 100mA in den Akku und die vollste Zelle bekommt den 
Widerstand aktiviert und wird damit quasi nicht mehr weiter geladen. 
Wenn die zweite Zelle an den Punkt kommt dann wird auch bei ihr der 
Widerstand aktiviert und es steigt dann nur noch die Zellspannung an der 
letzten Zelle weiter an. Die anderen bleiben quasi stehen. Wenn die 
dritte Zelle auch soweit ist dann kann man das laden beenden.

Eine andere (sinnvollere) Möglichkeit ist, du balanced schon in der 
Ruhephase und nicht nur während des Ladens. Also immer wenn deine Akku 
gerade keinen Strom liefert aktivierst du das Balancing, sofern der 
Bedarf besteht. Beim Laden hast du dann keinen Balancing Bedarf mehr. 
Falls doch, kommt Methode 1 wieder zum Einsatz. So macht man es bei 
großen Auto Batterien (100-200 Zellen in Reihe). Die Steuergeräte wachen 
kurz auf während das Farzeug steht, checken den Bedarf und aktivieren 
die FETs an den Mess ICs. Diese bleiben dann 1-2h wach, balancen und 
dann schaut das BMS wieder mal nach wie es allen so geht.

Bei einem solchen Akku würde persönlich schon gern wissen wie es ihm 
geht, daher würde ich die Variante mit Hirn gehen, Bluetooth LE 
hinzufügen und für Unter Wasser 5 LEDs als Ladestandsanzeige. Dazu einen 
INA226 und du hast Strom und Gesamtspannung recht genau im uC und kannst 
sie rausfunken lassen um an Land und vor dem Einsatz dein Equipment zu 
checken.

VG Paul

von Michael B. (laberkopp)


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Philipp L. schrieb:
> Was ich mich nämlich schon beim passiven gefragt habe:
> Was bringt ein Parallelwiderstand der ein paar hundert mA verbrät, wenn
> ich doch weiterhin mit ca.5A die 3 Pakete lade.

Man lädt nicht 24 Stunden, 365 Tage.

Wenn man die Zeit umrechnet, das Balancing ist dauernd dran, das Laden 
erfolgt nur 1% der Zeit, ist klar, daß 50mA Balancing ausreichen (ausser 
bei Modellbauladern, wo der Balancer im Lader steckt und abgetrennt wird 
wenn er voll ist).

Zudem erfolgt das übliche Balancing nicht durch umladen per 
MAX1044/ETA3000, sondern durch entladen. Das sollte aber nur bei 
(über)vollen Akkus passieren.

Daher Balancing a la HY2213.

Für 3 Zellen auch MC33351. Wohl auch schwer beschaffbar.

von Philipp L. (viech)


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Vielen Danke für die Hilfestellung !
Ich mache mir damit jetzt erstmal ein paar weitere Gedanken und melde 
mich wieder.

Einen schönen Abend !

von Philipp L. (viech)


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Hallo zusammen,

@Paul
Ich habe deine Gedanken weitestgehend übernommen und mich für die 
Variante mit "Hirn" entschlossen.
Die Strommessung via INA226 habe ich nicht eingebunden, da der BQ76920 
den Strom ja ebenfalls über I2C übermittelt.
ich habe 20mV bei 20A, was mein Maximum darstellt.
Zwar ist der INA226 mit seinen 16 bit auf +-81mV anstatt +-200mv des 
BQ76920 etwas genauer, aber das soll reichen.

Die Übermittlung via Bluetooth ist zwar eigentlich nicht so relevant, 
jedoch wollte ich schon länger mal einen STM32 einsetzen und was mit 
Bluetooth machen.
Daher wird dies nun mein erstes Projekt mit dem Zerg.
Habe sonst immer ATMEGA`s eingesetzt.
Die CubeIDE sieht schonmal recht übersichtlich aus.

Bei den oberen 3 Layern ist alles ungenutzte GND.
Das untere Layer muss bei Volllast folgende Wärme ableiten:
- 0,8W Gesamt von: den zwei N-Fet`s (je 0,47mOhm) und R-Sense (1mOhm)
oder
- 3W über den Entladewiderstand (bei Bedarf)

Ich messe aber an beiden Stellen die Temperatur und kann abschalten.

Der BQ76920 kann ja auch balancen, man muss ihm nur per I2c den Befehl 
geben Zelle xy zu entladen.

Was mir überhaupt nicht gefällt:
Bei diesen BMS IC's wie BQ76920 scheinen die Fets "immer" im GND Pfad zu 
sitzen ?
Dadurch habe ich zwei Bezugspotentiale mit je größeren Flächen und kann 
die Platine nicht so schön mit GND-Via's "durchtackern" wie ich das 
sonst gern mache.
Gibt es (kennt jemand) auch welche, deren Fets im VCC-Pfad sitzen ?

Anbei mal der aktuelle Stand.
Gibt es Anmerkungen eurerseits ?

: Bearbeitet durch User
von Philipp L. (viech)


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Ich werde noch ein BQ76200 einbauen und die Fet's in den + Pfad setzen.

Weiterhin fliegt der Entladewiderstand raus und wird gegen einen 
Widerstandsdraht ausgetauscht, den ich mehrfach um den ganzen Akkupack 
wickele.
Falls ich den Akku dann mal bei -10°C im Auto vergesse, kann der sich im 
Kunststoffgehäuse ziemlich lange auf Temperatur halten.

Wird ja ein 14.8V / 35Ah Pack.

: Bearbeitet durch User
von Kilo S. (kilo_s)


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Philipp L. schrieb:
> Wird ja ein 14.8V

3S LiIon mit 14,8V?

Seit wann gibt's denn solche Akkus?

4S ja, aber 3S?

: Bearbeitet durch User
von Philipp L. (viech)


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Wird jetzt 4S, siehe Schaltplan.

von Kilo S. (kilo_s)


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Philipp L. schrieb:
> Wird jetzt 4S, siehe Schaltplan.

Ah, OK. Um das PDF auf zu machen war's mir einfach zu spät gestern.

;-)

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