Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Berührungssensorik mit Spannungsmessung durch µC


von Sindass (bernsteine)


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Hallo liebe Leute,

für eine Installation möchte ich Folgendes umsetzen:
Drei Metallskulpturen sind in einem Raum. Sobald Leute jeweils diese
Anfassen und einen weiteren zentralen Metallgegenstand berühren, wird
dies auf einem µC registriert. Der Trigger soll möglichst auch
funktionieren wenn die Pole über zwei Leute in Reihe gebrückt werden.
(deswegen würde ich eine kapazitive Lösung vorerst umgehen wollen)

Momentan hab ich dies folgendermaßen umgesetzt:
Ein Raspberry Pi ist die Zentrale und soll die Berührungen übermittelt
bekommen.

Ein Arduino registriert auf 3 analogen Eingängen die Spannungen der drei
Strompfade. (also Skulptur(ADC)->Gegenstand(5V)
ADCs habe ich mit 1k auf GND gezogen um die Eingänge zu definieren.
Der Testaufbau funktionierte wie gewünscht, leider hab ich dann beim
installieren gemerkt, dass da auf meinen längeren Leitungen (5m)
induktiv Spannungen eingekoppelt werden. Dieses "Rauschen" kam
periodisch aller 2 bis 5 Sekunden, wodurch ich den Schwellwert fürs
Registrieren erhöhen musste. Nun bin ich mit der Sensibilität nicht mehr
zufrieden.

folgende Ideen habe ich noch:

a)Ein ESP32 sitzt unter der Decke des Raumes und hat damit kürzere
Leitungen zu den "Sensoren". Per WLAN werden die Werte über MQTT ans
Raspberry übergeben.
Das funktioniert soweit ganz ok, leider sind die ESP32 am oberen und
unteren Spannungsbereich der ADCs etwas unempfindlich und haben im
Gegensatz zum Arduino lediglich 3,3V.

b) Die Spannung der Sensorik erhöhen (<12VDC) bzw. irgendwie mit
Spannungsteilern arbeiten?

c) Cat6-Kabel verwenden um die Antennenwirkung der Zuleitungen zu
unterbinden.

Nun hab ich mehr Ahnung vom Programmieren als von Elektronik,
wahrscheinlich sehe ich da ja eine einfachere Lösung nicht....hat da
jemand Ideen?
Schöne Grüße & insgesamt mal ein großes Dankeschön an das Forum und die
Community, durch die ich schon viel lernen konnte.

von Falk B. (falk)


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Sindass schrieb:
> Hallo liebe Leute,
>
> für eine Installation möchte ich Folgendes umsetzen:
> Drei Metallskulpturen sind in einem Raum. Sobald Leute jeweils diese
> Anfassen und einen weiteren zentralen Metallgegenstand berühren, wird
> dies auf einem µC registriert. Der Trigger soll möglichst auch
> funktionieren wenn die Pole über zwei Leute in Reihe gebrückt werden.

Wie es der Zufall (tm) will, macht dieses Projekt GENAU das!

Beitrag "LED-Gesellschaftspiel "Light Touch""

> (deswegen würde ich eine kapazitive Lösung vorerst umgehen wollen)

Die arbeitet ohmsch.

> a)Ein ESP32 sitzt unter der Decke des Raumes und hat damit kürzere
> Leitungen zu den "Sensoren". Per WLAN werden die Werte über MQTT ans
> Raspberry übergeben.
> Das funktioniert soweit ganz ok, leider sind die ESP32 am oberen und
> unteren Spannungsbereich der ADCs etwas unempfindlich und haben im
> Gegensatz zum Arduino lediglich 3,3V.

Reicht doch.

> b) Die Spannung der Sensorik erhöhen (<12VDC) bzw. irgendwie mit
> Spannungsteilern arbeiten?

Braucht man nicht.

> c) Cat6-Kabel verwenden um die Antennenwirkung der Zuleitungen zu
> unterbinden.

Kann man machen, muss dann aber den Schirm auf Masse auflegen. Muss kein 
CAT6 sein, CAT3 oder CAT5 reicht locker, Hauptsache geschirmt.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Du solltest die Leitungen auf jeden Fall gegen ESD sichern, indem du da 
noch 100k-220k Widerstände in Reihe legst. Als Empfänger selber eignen 
sich z.B. CMOS Gatter sehr gut, wie z.B. ein 74HC14 mit seinen 6 
Invertern. Da legst du die Eingänge über z.B. 1M-2M gegen Masse und 
schaltst noch ein paar nF parallel, um Störungen zu schlucken. In die 
Zuleitung einen 100k Widerstand und deine zentrale Kugel legst du auf 
Plus.

von Falk B. (falk)


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Matthias S. schrieb:
> Du solltest die Leitungen auf jeden Fall gegen ESD sichern, indem du da
> noch 100k-220k Widerstände in Reihe legst.

Nö. Dafür gibt es ESD-Dioden.

> Als Empfänger selber eignen
> sich z.B. CMOS Gatter sehr gut, wie z.B. ein 74HC14 mit seinen 6
> Invertern. Da legst du die Eingänge über z.B. 1M-2M gegen Masse und
> schaltst noch ein paar nF parallel, um Störungen zu schlucken. In die
> Zuleitung einen 100k Widerstand und deine zentrale Kugel legst du auf
> Plus.

Naja, so ähnlich funktioniert es in dem Projekt oben auch.

von Sindass (bernsteine)


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Danke für die Infos, ich werde mich da mal reinfuchsen. Gerade mit 
Gattern habe ich noch nie gearbeitet...ich werde auch Idee a+c 
vorantreiben, die Leitungen sind ja scheinbar Kern des Problems. Wegen 
EMV-Schutz: Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ich den analogen 
Eingang direkt am ESP32 auf GND ziehe, oder mitführe und erst nach 
5m(cat-twistedpair)Leitung kurz vor dem Sensor über Widerstand "erde"?

Falk B. schrieb:
>> Du solltest die Leitungen auf jeden Fall gegen ESD sichern, indem du da
>> noch 100k-220k Widerstände in Reihe legst.
>
> Nö. Dafür gibt es ESD-Dioden.

Ok, ist das das gleiche wie EMV? Oder schütze ich da gegen sowas wie 
Blitzinduktion auf meiner Leiterschleife?

Hattest du es bei dem Gesellschaftsspiel letztendlich mit Transistoren 
oder anderweitig verstärkt?

Und falls ich die Spannung höhersetzen wöllte, ein Optokoppler LLC (z.B. 
DST-1R4P-N) ist von der Auflösung fein genug für sowas?

Schönen Abend

von Peter D. (peda)


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Sindass schrieb:
> leider hab ich dann beim
> installieren gemerkt, dass da auf meinen längeren Leitungen (5m)
> induktiv Spannungen eingekoppelt werden.

Du kannst natürlich nicht nur einer Messung vertrauen, sondern mußt über 
mehrere Messungen filtern (z.B. Median). Minimal über 20ms (50Hz).

von Falk B. (falk)


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Sindass schrieb:
> Danke für die Infos, ich werde mich da mal reinfuchsen. Gerade mit
> Gattern habe ich noch nie gearbeitet...ich werde auch Idee a+c
> vorantreiben, die Leitungen sind ja scheinbar Kern des Problems. Wegen
> EMV-Schutz:

EMV-Schutz gibt es nicht. Siehe EMV.

> Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ich den analogen
> Eingang direkt am ESP32 auf GND ziehe, oder mitführe und erst nach
> 5m(cat-twistedpair)Leitung kurz vor dem Sensor über Widerstand "erde"?

???

> Falk B. schrieb:
>>> Du solltest die Leitungen auf jeden Fall gegen ESD sichern, indem du da
>>> noch 100k-220k Widerstände in Reihe legst.
>>
>> Nö. Dafür gibt es ESD-Dioden.
>
> Ok, ist das das gleiche wie EMV?

Weißt du überhaupt, wofür die Abkürzung EMV steht? Und was sie bedeutet?

> Oder schütze ich da gegen sowas wie
> Blitzinduktion auf meiner Leiterschleife?

Jaja, Blitzinduktion. Für Blitzmerker.

> Hattest du es bei dem Gesellschaftsspiel letztendlich mit Transistoren
> oder anderweitig verstärkt?

Nein. Dort ist ein Schaltplan drin.

> Und falls ich die Spannung höhersetzen wöllte, ein Optokoppler LLC (z.B.
> DST-1R4P-N) ist von der Auflösung fein genug für sowas?

So ein Unsinn!

von Falk B. (falk)


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Peter D. schrieb:
> Du kannst natürlich nicht nur einer Messung vertrauen, sondern mußt über
> mehrere Messungen filtern (z.B. Median). Minimal über 20ms (50Hz).

Das ist so allgemein nicht korrekt. Es KANN sein, daß Mehrfachmessungen 
und Mittelwertbildung (= Tiefpassfilterung) nötig ist. Es KANN sein, daß 
diese besonders zur 50 Hz Unterdrückung ganzzahlige Vielfache von 20ms 
(50Hz) sein muss. Aber das sind alles KANN-Bedingungen, nicht zwingend.

von Peter D. (peda)


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Falk B. schrieb:
> Es KANN sein

Es WIRD mit Sicherheit so sein, sonst hätte er ja die beschriebenen 
Probleme nicht.
Generell habe ich keine einzige Anwendung, wo ich bei Entscheidungen nur 
einer einzigen ADC-Messung vertraue. Die ADCs sind in der Regel auch 
schnell genug und SRAM ist auch genug vorhanden.
Alle Signale, die von außen reinkommen, versuche ich zu validieren.

: Bearbeitet durch User
von Sindass (bernsteine)


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Peter D. schrieb:
> Alle Signale, die von außen reinkommen, versuche ich zu validieren.

Ok danke, dass werde ich auch nochmal versuchen. Ich hatte lediglich mit 
jeweils 2 aufeinanderfolgenden Messungen mit 10ms Versatz herumprobiert.

von Falk B. (falk)


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Peter D. schrieb:
> Es WIRD mit Sicherheit so sein, sonst hätte er ja die beschriebenen
> Probleme nicht.

Du bist dir sicher, wo du weder die Schaltung noch den realen Aufbau 
kennst?
RESPEKT!

> Generell habe ich keine einzige Anwendung, wo ich bei Entscheidungen nur
> einer einzigen ADC-Messung vertraue.

Das KANN schon sein, ist aber nicht die Regel.

> Die ADCs sind in der Regel auch
> schnell genug und SRAM ist auch genug vorhanden.

Mag sein, aber manchmal will oder kann man keine digitale 
Mittelwertbildung machen. Es ist auch falsch, den Eindruck zu 
vermitteln, daß das immer nötig oder sinnvoll ist! Das ist es nicht! 
Wenn man weiß was man tut und die Eingangsbeschaltung des ADC sowie die 
davor liegende Sensorik stimmt, KANN man auf einzelnen ADC-Messungen 
vertrauen. Hab ich mehrfach getan.

> Alle Signale, die von außen reinkommen, versuche ich zu validieren.

Jaja, du großer Validator. Solche Mittelwertbildungnen sind oft nur der 
Workaround für eine schlechte oder gar fehlende 
Eingangsbeschaltung/Filterung.

Und der OP ist ein Laie/Bastler, da gibt es REICHLICH Luft nach oben für 
Verbesserungen des Analogteils. Seien es kürzere Kabel, geschirmte Kabel 
whatever.

von Sindass (bernsteine)


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Falk B. schrieb:
> EMV-Schutz gibt es nicht. Siehe EMV.
>> Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ich den analogen
>> Eingang direkt am ESP32 auf GND ziehe, oder mitführe und erst nach
>> 5m(cat-twistedpair)Leitung kurz vor dem Sensor über Widerstand "erde"?
>
> ???

Danke auch an Mr. Crumpy.
Ich dachte da an Ähnlichkeiten zu den Leiterschleifen  meiner PV-Anlage, 
die durch die Wechselrichter-Thyristorenoberwellen Störungen in z.B. 
Netzwerkkabel einkoppeln. In dem Zusammenhang bin ich öfter über das 
unsinnige Wort-EMV-Schutz gestolpert..aber hier gehts eher um 
elektrostatische Entladungen, wa...

Ich versuche die Frage mal besser zu stellen:
Macht es einen Unterschied ob ich den analogen Eingang direkt am µC mit 
Widerstand auf GND bringe, oder mit Cat-Kabel (ADC und GND über jeweils 
einen Draht einer twistedpair-Leitung) 5m zum Sensor führe und vor dem 
Anschluss über Widerstand auf GND bringe. Mit dem Schirm würde ich das 
ja so machen, oder?
Dass somit auch GND die Störeinkopplung erfährt und der µC   den 
analogen Eingang definierter lesen kann?

Das mit dem Optokoppler ist quatsch weil LLCs nur für Digitale-Signale 
da sind, oder warum? Wie gesagt bin kein Elektrotechniker...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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EMV = Elektromagnetische Verträglichkeit
EMI = Elektromagnetische Interferenz
ESD = Elektrostatic Discharge (Entladung statischer Elektrizität)

ESD betrifft also den Eingang deiner Vorrichtung, wenn die Leute mit 
knisterndem Wollpullover deine Mimik anfassen.
EMV solltest du soweit beachten, als das du keine Fehlauslösungen 
einfämgst. Das können Tiefpässe oder so lösen.

von Falk B. (falk)


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Sindass schrieb:
> Danke auch an Mr. Crumpy.
> Ich dachte da an Ähnlichkeiten zu den Leiterschleifen  meiner PV-Anlage,
> die durch die Wechselrichter-Thyristorenoberwellen Störungen in z.B.
> Netzwerkkabel einkoppeln.

Kann passieren.

> In dem Zusammenhang bin ich öfter über das
> unsinnige Wort-EMV-Schutz gestolpert..aber hier gehts eher um
> elektrostatische Entladungen, wa...

Nicht unbedingt. Denn deine Störungen sind ja auch schon da, wenn keiner 
anfasst. Also kein ESD-Problem in dem Moment.

> Ich versuche die Frage mal besser zu stellen:
> Macht es einen Unterschied ob ich den analogen Eingang direkt am µC mit
> Widerstand auf GND bringe, oder mit Cat-Kabel (ADC und GND über jeweils
> einen Draht einer twistedpair-Leitung) 5m zum Sensor führe und vor dem
> Anschluss über Widerstand auf GND bringe.

Wenig. Aber so oder so fängst du dir mit den langen Leitungen diverse 
Störungen ein.

> Mit dem Schirm würde ich das
> ja so machen, oder?

Mein Vorschlag. Platziere den ESP32 so nah wie irgend möglich an deines 
Skulptur, sodaß die Leitungen <500mm werden. Dann kannst du per Kabel 
oder WiFi das ausgewertete Signal weitergeben, denn das ist dann digital 
und damit sehr robust. Ich empfehle die Eingangsbeschaltung aus meinem 
Projekt oben. Die ist getestet und funktioniert sehr gut.

> Dass somit auch GND die Störeinkopplung erfährt und der µC   den
> analogen Eingang definierter lesen kann?

Nein, so einfach ist es nicht. Die Schirmung kann helfen.

> Das mit dem Optokoppler ist quatsch weil LLCs nur für Digitale-Signale
> da sind, oder warum?

Was sind denn LLCs?
Dein Konzept mit höherer Spannung und Nutzung von Optokopplern (wofür) 
ist unsinnig.

> Wie gesagt bin kein Elektrotechniker...

Tja, dann solltest du dich so weit wie irgend möglich an bestehende, 
getestete, funktionierende Schaltungen halten und nicht versuchen, das 
Rad dreieckig neu zu erfinden.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Und der OP ist ein Laie/Bastler, da gibt es REICHLICH Luft nach oben für
> Verbesserungen des Analogteils.
Ich würde auch vorschlagen, ein halbwegs namhaftes Netzteil mit guter 
Potentialtrennung für die Versorgung der Mimik zu verwenden. Nicht grade 
den billigsten Steckernetzteilchinaböller von der Resterampe.

Sindass schrieb:
> Sobald Leute jeweils diese Anfassen
Wäre ja irgendwie ungeschickt, wenn die dann bei einem Defekt des 
Netzteils körperlichen Schaden davontrügen.

> Sobald Leute jeweils diese Anfassen und einen weiteren zentralen
> Metallgegenstand berühren, wird dies auf einem µC registriert.
> Der Trigger soll möglichst auch funktionieren wenn die Pole über
> zwei Leute in Reihe gebrückt werden.
Wie schnell muss diese Sensorik denn auf Berühungen reagieren? Hast du 
mal einfach mit einem Multimeter die resultierenden Übergangswiderstände 
gemessen? In welchem Bereich spielt sich der Widerstand ab?

Sindass schrieb:
> Das mit dem Optokoppler ist quatsch weil LLCs nur für Digitale-Signale
> da sind, oder warum?
Optokoppler verwendet man nur, wenn man eine galvanische Trennung 
braucht und mit der entsprechenden Versorgung eine glvanische Trennung 
auch sicherstellen kann.

> Wie gesagt bin kein Elektrotechniker...
Heiße Kiste.

: Bearbeitet durch Moderator
von Sindass (bernsteine)


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Vielen Dank, ich versuche die Schirmung und die ESP32 Variante. Durch 
einen zweiten ESP32 kann ich die Kabel dann auch deutlich kürzer halten.

@Lothar, wg. Potentialtrennung und Gefahrenpotential:
ESP32 läuft derzeit im Testaufbau und dann vorraussichtlich vor Ort auf 
Akku.

Grüße

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