Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Nachhaltigkeit und Ingenieurswesen. Ein Widerspruch in sich?


von Paul (paul143)


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Hallo allerseits! Anders als die meisten hier studiere ich nicht 
Elektrotechnik, sondern Maschinenbau (Master, Richtung: Regelungstechnik 
& Automatisierung). Ich hoffe hier realistische Aussagen und vernünftige 
Tipps zu erhalten. In diesem Post geht es um meine Berufserwartung und 
die die Frustration, die mit Blick auf das Mögliche in der Praxis stetig 
steigt. Ich wäre euch für faire Hilfe sehr dankbar.

Konkret habe ich festgestellt, dass Umweltschutz für mich immer eine 
treibende Motivation war. Im frühen Kindesalter wurde mir das als eines 
der wichtigsten Ziele vermittelt. Folglich würde ich einfach gerne auf 
ein Nachhaltigkeitsziel hinarbeiten. Klassische 
Fertigungsautomatisierung scheint mir dafür jedoch nicht der richtige 
Weg zu sein.

Anfangs sah ich mein “Nachhaltigkeitsziel” mit meinem 
Maschinenbaustudium noch als gut realisierbar an. Ich habe Ingenieure 
überspitz als „kompetente Problemlöser für komplizierte technische 
Fragen“ mit bestenfalls gesellschaftlicher Relevanz gesehen. 
Beispielsweise aufgrund naiver Projekte wie The Ocean Cleanup. Später 
durch Forschungsprojekte, die einen gewissen nachhaltigen Effekt 
suggerierten. Beispielsweise optimale Regelungen von 
Klärschlammverbrennungsanlagen, von Windparks und von Wärmepumpen. Auch 
einige Projekte im Bereich Machine Learning fand ich aus demselben Grund 
interessant, z. B. Machine Learning für Energieprognosen, für 
Anomaliedetektion in Geräten oder für die Erkennung gefährdeter 
Vogelarten in der Nähe von neuen Standorten für Windenergie 
(https://www.iee.fraunhofer.de/de/presse-infothek/Presse-Medien/2023/artenschutz-und-windenergie-im-einklang--kuenstliche-intelligenz.html).

Dann wurde mein Gedanke der Realisierbarkeit meins 
“Nachhaltigkeitsziels” mit meinem Maschinenbaustudium gänzlich 
frustriert. Anstoß war der Austausch mit Personen aus der Praxis. 
Besonders der Austausch mit Personen aus dem Bereich der Entwicklung von 
Wärmepumpen zeigte mir, wie monoton die Arbeit wirklich ist (Embedded 
Coding, siehe auch Beitrag "Hohes Gehalt aber LANGWEILIG - zum Kotzen!"), wie 
gering man die Entwicklung beeinflussen kann (Ökonomie geht immer vor, 
Management entscheidet) und wie unrealistisch es ist irgendeinen 
nennenswerten Beitrag zu leisten. Nicht selten wurde mir gesagt, ich 
solle das doch in meiner Freizeit versuchen und den Job als reine 
Geldquelle sehen.

Es lässt sich festhalten: mein Interesse ist nicht der klassische 
Maschinenbau, die reine Regelungstechnik oder Maschine Learning. Die 
Themen finde ich zwar interessant. Viel wichtiger ist es für mich, an 
einem Thema mit Bedeutung zu arbeiten, bei dem ich bestenfalls einen 
eigenen Einfluss sehen kann und das einen Beitrag zum Umweltschutz 
leistet. Falls das hingegen nicht möglich ist, frustriert mich das 
zutiefst.

Jetzt die Frage an mich, aber auch an euch: Wie kann ich weiter 
vorgehen? Meint ihr, dass ich mit klassischen Ingenieursaufgaben und 
diesen Wünschen überhaupt glücklich werden kann? Eigentlich hat mir 
forschen bisher Spaß gemacht und ich kann mich gut in schwierige Themen 
einarbeiten. Eine Idee von mir wäre es, komplett auf Elektrotechnik (6 
Semester) zu wechseln. Schließlich lässt sich allgemein behaupten, dass 
Elektrifizierung einen allgemein guten Trend darstellt. Gleichzeitig 
fehlt es mir aktuell noch an einem intrinsischen Interesse. Womöglich 
aufgrund fehlender Einblicke und meiner allgemeinen Unsicherheit. Ich 
habe auch schon überlegt, in die Projektleitung, beispielsweise von 
Windkraftanlagen zu gehen. Hier scheint mir das Thema zwar attraktiv, 
die operativen Aufgaben mit Anträgen etc. aber eher langweilig. Fachlich 
wird man kaum gefordert.

Grundsätzlich ist mir auch aufgefallen, dass ich mich gerne für meine 
Überzeugungen auch politisch einsetze und gerne an Entscheidungen z.B. 
zur Produktstrategie beteiligt sein möchte. Dauerhaft hingegen ein 
Bauteil zu betreuen, stelle ich mir als sehr langweilig vor.

von Andreas K. (andreas_k209)


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Also in die Politik gehen oder ein eigenes Unternehmen (Consulting?) 
gründen?

: Bearbeitet durch User
von DSGV-Violator (Gast)


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Paul schrieb:
> Anders als die meisten hier studiere ich nicht
> Elektrotechnik, sondern Maschinenbau (Master, Richtung: Regelungstechnik
> & Automatisierung).

Die wenigsten hier haben Elektrotechnik studiert, und selbst der Anteil 
derjenigen die einen Hochschulabschluß (Pragraphenkunde, Physik, 
Numerik, Bindestrich-fach, ...) gemacht haben dürfte deutlich unter 50% 
liegen. Hier herrscht eher das Niveau Gamer und Opa der Enkel von der 
Daddelkiste wegkriegen will, vor.

> Grundsätzlich ist mir auch aufgefallen, dass ich mich gerne für meine
> Überzeugungen auch politisch einsetze und gerne an Entscheidungen z.B.
> zur Produktstrategie beteiligt sein möchte.

-> also Wichtigtuer ohne tatsächliches Interesse an Elektronik!
Warum belästigst Du das Forum  "mikrocontroller,net" mit deinem "Es ist 
Männertag, aber keiner bietet mir ein Bier ?!"- Geschwalle

von Roland E. (roland0815)


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Paul schrieb:
> ...

> Folglich würde ich einfach gerne auf
> ein Nachhaltigkeitsziel hinarbeiten. Klassische
> Fertigungsautomatisierung scheint mir dafür jedoch nicht der richtige
> Weg zu sein.
>

Warum nicht?

> Anfangs sah ich mein “Nachhaltigkeitsziel” mit meinem
> Maschinenbaustudium noch als gut realisierbar an. Ich habe Ingenieure
> überspitz als „kompetente Problemlöser für komplizierte technische
> Fragen“ mit bestenfalls gesellschaftlicher Relevanz gesehen.

Sind sie auch. Nur eben auch auf Ebenen, die nicht jedes studentische 
Spatzenhirn gleich schnallt.

Es geht immer und ausschließlich um den rationellsten Einsatz aller 
Ressourcen. Dazu gehören auch solche Luxusgüter wie Arbeitszeit und 
Energie. Nicht zu vergessen, der Service- und Reparaturaufwand mit 
Lagerhaltung, wenn das Gerät vor Ablauf der Garantie zickt.
Die Messlatte dafür ist der Preis der einzelnen Positionen. Dabei gilt 
im Wesentlichen: Der Umwelteinfluss ist auch im Preis abgebildet. Umso 
teurer, desto mehr Umwelteinfluss.
Bei der Nachhaltigkeit nur auf das Halbzeug/Produkt zu schielen ist eben 
nur ein Bruchteil des Gesamten.

> Beispielsweise aufgrund naiver Projekte wie The Ocean Cleanup. Später
> durch Forschungsprojekte, die einen gewissen nachhaltigen Effekt
> suggerierten.

An solchen Plakatprojekten ist mal gar nichts "nachhaltig". Dazu braucht 
man sich nur mal den Einsatz an Material und Energie ansehen, um zB ein 
paar Kilo Plastemüll von der Wasseroberfläche zu schöpfen.

Nachhaltig wäre zu verhindern dass er dort ankommt.

> Beispielsweise optimale Regelungen von
> Klärschlammverbrennungsanlagen, ...

Dir ist bekannt, dass deine "Klärschlammverbrennungsanlagen" 
üblicherweise Braunkohlekraftwerke sind?

> von Windparks und von Wärmepumpen. Auch
> einige Projekte im Bereich Machine Learning fand ich aus demselben Grund
> interessant, z. B. Machine Learning für Energieprognosen, für
> Anomaliedetektion in Geräten oder für die Erkennung gefährdeter
> Vogelarten in der Nähe von neuen Standorten für Windenergie
> 
(https://www.iee.fraunhofer.de/de/presse-infothek/Presse-Medien/2023/artenschutz-und-windenergie-im-einklang--kuenstliche-intelligenz.html).
>

Völlig überbewertet. Viel Energieeinsatz für kaum messbaren Nutzen. Und 
maschinelles Lernen ist auch wieder nur so ein neues Schlagwort für alte 
Verfahren. Bei solchen Abhandlungen darf man nicht vergessen, dass 
Institute wie Frauenhofer zum Selbstzeck existieren und in ihre arbeiten 
reinschreiben, was der Geldgeber bezahlt. Gilt auch für Arbeiten aus dem 
UBA...

Was glaubst du ist am Ende nachhaltiger: Ein Seelenverkäufer, der mit 
500to Schweröl im Bunker lostuckert um 50to Plaste aus dem Meer zu 
fischen, oder den Kompressor der Wärmepumpe XY von 79 auf 78,9W 
Leistungsaunahme bei gleicher Pumpleistung zu drücken?

> Dann wurde mein Gedanke der Realisierbarkeit meins
> “Nachhaltigkeitsziels” mit meinem Maschinenbaustudium gänzlich
> frustriert.
> Anstoß war der Austausch mit Personen aus der Praxis.
> Besonders der Austausch mit Personen aus dem Bereich der Entwicklung von
> Wärmepumpen zeigte mir, wie monoton die Arbeit wirklich ist (Embedded
> Coding, siehe auch Beitrag "Hohes Gehalt aber LANGWEILIG - zum Kotzen!"), wie
> gering man die Entwicklung beeinflussen kann (Ökonomie geht immer vor,
> Management entscheidet) und wie unrealistisch es ist irgendeinen
> nennenswerten Beitrag zu leisten. Nicht selten wurde mir gesagt, ich
> solle das doch in meiner Freizeit versuchen und den Job als reine
> Geldquelle sehen.
>

Das hat erst mal nichts mit dem Maschinenbau per se zu tun. Falschen AG 
erwischt. Solange es nicht ausartet, ist etwas "spielen und 
ausprobieren" in der F&E immer drin. Und ja, natürlich muss deine Arbeit 
genug Ertrag erwirtschaften, um den Verwaltungswasserkopf mit zu tragen. 
Im Studium bei BWL geschlafen?
Und zur Monotonie: Was hast du erwartet, was eine Firma, die Wärmepumpen 
baut, so entwickeln lässt? Vielleicht solltest du al bei einer Bude 
reinschnuppern, die Auftragsentwicklungen für andere Firmen macht. Da 
ist Abwechslung drin.

> Es lässt sich festhalten: mein Interesse ist nicht der klassische
> Maschinenbau, die reine Regelungstechnik oder Maschine Learning. Die
> Themen finde ich zwar interessant.

Dann hättest du wohl eher Informatik machen sollen. Mit Maschinenbau hat 
maschinelles Lernen nur den Namen gemein, und dass ein Gehäuse drum ist. 
Salopp gesagt.

> Viel wichtiger ist es für mich, an
> einem Thema mit Bedeutung zu arbeiten, bei dem ich bestenfalls einen
> eigenen Einfluss sehen kann und das einen Beitrag zum Umweltschutz
> leistet. Falls das hingegen nicht möglich ist, frustriert mich das
> zutiefst.
>

Jo. Die Physik interessiert es nicht im Geringsten, ob du frustriert 
bist oder nicht. Menschen mit Geltungsbedürfnis gehen eher in die 
Politik, oder nach dem Zeitgeist, kleben auf Straßen. Eine 
Entwicklungsabteilung ist für Poser nicht geeignet.

Eine Wärmepumpe zB ist eine Kraft/Wärmemaschine nach Linde. Was glaubst 
du denn, an welcher NAchkommastelle da nach >100 Jahren noch eine 
"Nachhaltigkeitssteigerung" drin ist?

> Jetzt die Frage an mich, aber auch an euch: Wie kann ich weiter
> vorgehen? ,,,

Frag Mama oder Papa, ob sie dir ein weiteres Studium finanzieren.

Ich habe mein Studium mit Bafög gemacht. Das schärft den Blick aufs 
Wesentliche.

>
> Grundsätzlich ist mir auch aufgefallen, dass ich mich gerne für meine
> Überzeugungen auch politisch einsetze und gerne an Entscheidungen z.B.
> zur Produktstrategie beteiligt sein möchte. Dauerhaft hingegen ein
> Bauteil zu betreuen, stelle ich mir als sehr langweilig vor.

Wie du das umsetzt, wurde dir im Sozialkundeunterricht und/oder Ethik 
beigebracht. Stichwort: Aktives/Passives Wahlrecht.
Viel Glück!

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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DSGV-Violator schrieb:
> Hier herrscht eher das Niveau Gamer und Opa der Enkel von der
> Daddelkiste wegkriegen will, vor.

Du beziehst Dich offenbar auf Deine Person.

von Reinhard S. (rezz)


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Roland E. schrieb:
> Es geht immer und ausschließlich um den rationellsten Einsatz aller
> Ressourcen. Dazu gehören auch solche Luxusgüter wie Arbeitszeit und
> Energie. Nicht zu vergessen, der Service- und Reparaturaufwand mit
> Lagerhaltung, wenn das Gerät vor Ablauf der Garantie zickt.

Das ist der Punkt. Man könnte die Dinge auch langliebiger und damit 
unterm Strich noch rationeller konstruieren, aber was lange hält bringt 
kein Geld. Damit ist zu dem Thema Nachhaltigkeit auch alles gesagt.

von Roland E. (roland0815)


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Reinhard S. schrieb:
> Roland E. schrieb:
>> Es geht immer und ausschließlich um den rationellsten Einsatz aller
>> Ressourcen. Dazu gehören auch solche Luxusgüter wie Arbeitszeit und
>> Energie. Nicht zu vergessen, der Service- und Reparaturaufwand mit
>> Lagerhaltung, wenn das Gerät vor Ablauf der Garantie zickt.
>
> Das ist der Punkt. Man könnte die Dinge auch langliebiger und damit
> unterm Strich noch rationeller konstruieren, aber was lange hält bringt
> kein Geld. Damit ist zu dem Thema Nachhaltigkeit auch alles gesagt.

Daran sieht man mal wieder, wie klein die Welt mancher Menschen ist.
Wir haben üblicherweise 10 Jahre, die unsere Geräte halten müssen.

Für Consumertechnik muss man den Satz wohl ergänzen:
Und mindestens so lange, bis der Kunde eh was Neues will, sonst kauft er 
die Konkurrenz.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Roland E. schrieb:
> Wir haben üblicherweise 10 Jahre, die unsere Geräte halten müssen.

Im professionellen Bereich geht noch mehr, da werden dann aber auch 
entsprechende Preise gezahlt.

> Für Consumertechnik muss man den Satz wohl ergänzen:
> Und mindestens so lange, bis der Kunde eh was Neues will, sonst kauft er
> die Konkurrenz.

Dazu habe ich eine Meinung: Die Großen haben keine Angst vor der 
Konkurrenz. Die Mitbewerber passen sich ebenfalls nach unten an, damit 
wandern unzufriedene Kunden zwischen diesen hin und her - in Summe 
bleibt der Umsatz gleich.

Ich bin von der Lebensdauer des BBB-Rasieres enttäuscht und kaufe als 
Ersatz PPP. Zeitnah sind PPP-Kunden sauer und wechseln zu BBB - ein 
Nullsummenspiel. Ein driter Anbieter, der besser als beide ist, 
existiert nicht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:
> wie unrealistisch es ist irgendeinen nennenswerten Beitrag zu leisten.
Huh, eine kleine Existenzkrise. Nicht so schlimm, die geht vorüber.

Kaum ein einzelner Mensch kann einen "nennenswerten" Beitrag zu 
irgendwas Globalem leisten (von dem mal abgesehen, der den roten Knopf 
für ein paar tausend Atomraketen drücken kann...).

Aber allein dadurch, dass wir unsere Maschine insgesamt effizienter 
fertigen und sparsamer betreiben können ud dafür weniger Bauteile 
brauchen, trage ich meinen Teil zur "Nichtverschlimmerung" bei.

> Ich habe auch schon überlegt, in die Projektleitung, beispielsweise von
> Windkraftanlagen zu gehen.
Verkäufer eben. Aber letztendlich geht es dort eben auch nicht um den 
Umweltschutz, sondern ums Geldverdienen.

> Konkret habe ich festgestellt, dass Umweltschutz für mich immer eine
> treibende Motivation war.
Umeltschutz machst du entweder selber (neben den üblichen 
Selbsteinschränkungen wie "18°C im Wohnzimmer" und "Urlaub am 
Baggerseee" kannst du dir einen Garten beschaffen und dort Obstbäume und 
eine Blumenwiese anpflanzen) oder du entscheidest ihn politisch. Beides 
kannst du aber neben deiner Arbeit her machen.

Das wars dann auch, was ich mal mit ein paar solchen städtischen 
Klimatikern vorgeschlagen habe, als die mich demonstrierenderweise am 
zügigen Vorankommen gehindert haben: "kommt nächstes Wochenende zu mir 
und helft mir, die Obstbäume auszuschneiden." Wen wunderts: keiner hat 
den Weg gefunden.

Roland E. schrieb:
> Wir haben üblicherweise 10 Jahre, die unsere Geräte halten müssen.
Ich muss für unsere Maschinen einen Lebenzyklus von >30 Jahren planen. 
Da sind dann 3-5 Steuerungsgenerationen drin.

von Rbx (rcx)


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Interessant, hier ist die Nachhaltigkeit der Motivation gefragt.

Wie in allen Bereichen ganz nützlich - kann man sich erstmal ein paar 
gute Vorbilder suchen.

Wie wäre es damit?:
https://www.youtube.com/watch?v=eP2PAZdWXBs

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Paul schrieb:

> Konkret habe ich festgestellt, dass Umweltschutz für mich immer eine
> treibende Motivation war. Im frühen Kindesalter wurde mir das als eines
> der wichtigsten Ziele vermittelt.

Anstatt an den Symptomen herumzudoktern, würde ich das Übel an der 
Wurzel packen und dieses Kindheitstrauma angehen.

Wir wurden in der Schule auch gezwungen, in "Umweltausstellungen" in 
städtischen Hallen etc. zu gehen, wo wir an Modellen die Tropfen 
tropfender Wasserhähne zählen und in Badewannenfüllungen umrechnen 
mußten.

An mir ging das relativ spurlos vorüber, da ich das lediglich als eine 
weitere merkwürdige Rechenaufgabe begriff (nach Mengenlehre in der 
ersten Klasse Grundschule kann einen nichts mehr überraschen), aber wer 
die damit transportierten unbewußten Botschaften (solche, die man in 
"Sie leben" nur mit der Spezialbrille sehen kann, die aber auf alle 
wirken) aufgenommen hat, nämlich daß wir alle sterben werden, aber 
vorher sind wir noch schuld daran, daß die Negerkinder verhungern und 
verdursten, hat natürlich einen Knacks fürs Leben davongetragen.

Verkapselung wie bei Kriegserlebnissen funktioniert nicht, da das Trauma 
alle naslang wieder aufgebrochen wird, zuletzt mit dem Selberwickeln von 
Ohrenstäbchen und nun der Neuinstallation aller Heizungen.

von Purzel H. (hacky)


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Wenn Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltschutz ein Thema ist, 
sollte man sich auch langsam dorthin bewegen. Nicht vergessen, alle 2-3 
Jahre, nachdem "man's gesehen hat" den Job wechseln, dabei jeweils 
30-50% Aufschlag mitnehmen. Und sich in die gewuenschte Richtung 
bewegen. Man kann auf jeder Ebene auch in dieser Richtung wirken. Ich 
bin zB derjenige, welcher unnoetige Lampen abloescht.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wie viele schon nannten, muss sich die Nachhaltigkeit auch lohnen. Wenn 
eine Firma deshalb Verluste macht oder den Mitarbeitern nur sehr wenig 
Gehalt zahlen kann, ist es ganz schnell vorbei damit. Es bringt auch 
nichts, wenn andere Länder in der Welt nicht gleichzeitig mitziehen. Die 
Umwelt kennt schließlich keine Grenzen und ist wie ein Konto, von dem 
jeder abheben kann, aber keinem auf die Finger gehauen werden kann, die 
das abräumen.

Zum Beispiel hilft die geplante Zwangsumrüstung großen Immobilienfirmen 
bei der Durchsetzung der Luxussanierungen in den großen Städten. Aus dem 
aktuellen Entwurf lassen sich Kündigungen zum Einbau von 
Fußbodenheizungen, Isolierung und Wärmepumpen begründen. Für diese 
Branche rentiert sich die Nachhaltigkeit und auf den Zug aufzuspringen. 
Vor einigen Tagen hatte ich bereits einen Telefonwerbungsanruf einer 
Kaptitalanlegerungsvermittler, der mir solche Immobilienanteile anbot, 
weil er mich für einen Landsmann hielt. Im Nachhinein war es ein Fehler 
nicht meine Adresse herauszugeben um mir die Unterlagen zusenden zu 
lassen. Vielleicht habe ich noch mal eine Chance das nachzuholen.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Benutzername   paul143
Vorname   Paul
Nachname
Firma
Angemeldet seit   18.05.2023 17:10
Beiträge   1

Hallo Paule,
Lass es sein!

Paul schrieb:
> Grundsätzlich ist mir auch aufgefallen, dass ich mich gerne für meine
> Überzeugungen auch politisch einsetze und gerne an Entscheidungen z.B.
> zur Produktstrategie beteiligt sein möchte. Dauerhaft hingegen ein
> Bauteil zu betreuen, stelle ich mir als sehr langweilig vor.


Genau deswegen solltest du ratz fatz dich an der nächsten Teerdecke 
medienwirksam festkleben!

von Peter S. (psblnkd)


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@Paul (paul143)
Laß Dich von dem dummen Geschwafel mancher Zeitgenossen hier in diesem 
Forum nicht verunsichern!
Es ist immer mal wieder überraschend gut zu erfahren, daß es noch Leute 
gibt, die sich Gedanken über die eigene Zukunft machen, ohne dabei die 
der Menschheit außer Acht zu lassen.
Vielleicht habe ich da was für Dich.
Schon vor vielen Jahren zum Ende meiner Berufstätigkeit hatte ich 
nochmal den Ansatz was "Weltbewegendes" zu tun. Auch damals ging es 
schon um die Klimakrise und die Möglichkeiten der so genannten 
"Regenerativen Energieerzeugung". In einem Vortrag stellte ich das am 
13.11.2014 im www.industriesalon.de (ISS) der Öffentlichkeit vor und 
sollte der Abspann  meiner Berufstätigkeit sein -> 
http://www.ps-blnkd.de/Regenerative_Energiegewinnung.pdf. (Die Bilder 
sind aus Urheberrechtsgründen nicht enthalten).
Im Vortrag wurde ein allgemeiner Überblick gegeben – allerdings mit 
einem Schwerpunkt auf die zukunftsträchtige Algen-Technologie innerhalb 
des Bereichs Bioenergie.
Für den Aufruf zur Etablierung einer völlig neuen Branche, z.B. 
"Verfahren und Anlagen für die CO2-Kreislauf-Wirtschaft“ innerhalb der 
Regenerativen Energien siehe auch -> 
http://www.biomasse-nutzung.de/algenkultivierung-algenforschung-wildau/.

Falls Du also Interesse an diesem Thema haben solltest - ich stehe Dir 
gern für weitere Infos zur Verfügung -> eMail siehe meine Impressum 
meiner HP.

Grüsse aus Berlin

PSblnkd

von M. T. (restfet)


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Ich weiß nicht, ob du mit deiner Frage hier richtig bist. Hier wimmelt 
es nur so von Boomern, die keinen Gedanken an Nachhaltigkeit verlieren 
wollen und dementsprechend dein Dilemma auch nicht verstehen.

Wie wärs mit einem Unternehmen, das Eisenbahnen oder Elektrofahrzeuge 
herstellt oder dafür als Zulieferer tätig ist? (dabei eher E-LKW oder 
E-Busse statt noch mehr MIV)

Oder vielleicht etwas, das sich mit Wasserstoff in irgendeiner Form 
befasst? Mit den Themen Herstellung, Speicherung, Nutzung bzw. 
Transformation von industriellen Prozessen in Richtung 
Wasserstoffwirtschaft gibts da eh einiges an Themen zu bearbeiten. Obs 
die entsprechenden Firmen auch in deiner Nähe gibt, weiß ich nicht.

Ich denke, in dieser Richtung kann man  noch am ehesten was reißen. Ist 
jedenfalls besser, als den nächsten Consumerschrott mitzuentwickeln.

von -gb- (Gast)


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M. T. schrieb:
> Ich weiß nicht, ob du mit deiner Frage hier richtig bist. Hier wimmelt
> es nur so von Boomern, die keinen Gedanken an Nachhaltigkeit verlieren
> wollen und dementsprechend dein Dilemma auch nicht verstehen.

Oh, da wäre ich mal vorsichtig: Bei den Jungtypen, die fridays immer for 
ihre future demonstrieren, sehe ich eine gewaltige Menge an Personen, 
die sich von Mammi in die Schule fahren, statt zu laufen oder ein 
Fahrrad zu benutzen. Wir sollten erst mal alle aufs Auto verzichten, 
damit mehr Platz fürs Fahrrad ist und die dann sicher fahren können. Mit 
einem E-bike versteht sich.

>Nachhaltigkeit und Ingenieurswesen. Ein Widerspruch in sich?
Es wird gebaut, was man verkaufen kann und verkaufen kann man alles, was 
billiger ist, als das was der Wettbewerb baut. Da der Wettbewerb im 
Ausland mit weniger Umweltauflagen und billiger Energie produziert, 
erledigt sich das Problem bei uns von ganz alleine.

Beitrag #7417897 wurde vom Autor gelöscht.
von Michael O. (michael_o)


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Ich fahr gern mit meinem E-Bke, verzichte auch gern mal auf ein Auto - 
kein großes Ding ich hab schliesslich 5 davon. Ich fahre auch gern 
E-Auto seit 10 Jahren. Das erste ist jetzt 11 Jahre alt und hat 
127.000km runter.

MfG
Michael

von U. B. (Gast)


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> Nachhaltigkeit und Ingenieurswesen. Ein Widerspruch in sich?

Wes' Brot ich ess', des' Lied ich sing.

von Michael O. (michael_o)


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Genau da ist der Hebel dazu sich einen Job zu suchen, der uns nicht  mit 
Volldampf in den Abgrund führt.

MfG
Michael

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Paul schrieb:
> Nachhaltigkeitsziel hinarbeiten. Klassische
> Fertigungsautomatisierung scheint mir dafür jedoch nicht der richtige
> Weg zu sein.

Aber nachhaltige Produkte müssen doch auch produziert werden?!

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Michael O. schrieb:
> Genau da ist der Hebel dazu sich einen Job zu suchen, der uns nicht  mit
> Volldampf in den Abgrund führt.

Das funktioniert aber nur, wenn dort auch weniger verdient wird. Das 
sagte der Gewerkschaftsboss im Radiointerview zwischen 6-7 Uhr morgens 
und er wolle sich dafür einsetzen. Nur bei den Streiks in dieser 
Branche, hier die Luftfahrtbranche, war davon nichts zu hören, dabei 
hätte die Gewerkschaft die einmalige Chance gehabt, umzusetzen. Statt 
dessen wurde für unter diesem Aspekt für umweltunwürdige zehn Prozent 
mehr Lohn gekämpft. Tja, so sieht er aus der Widerspruch zwischen Reden 
und tatsächlichem Handeln.

von Michael O. (michael_o)


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Stellt sich die frage, ob die Luftfahrt bis zum Ende klimafeindlich 
verhalten muß, oder ob CO2 neutraler Flug möglich ist, wenn sich Politik 
und Technik mal ohne Kostenpriorität darüber einig werden wann das Ziel 
in Sicht kommen soll.

Mfg
Michael

von Cyblord -. (cyblord)


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M. T. schrieb:
> Oder vielleicht etwas, das sich mit Wasserstoff in irgendeiner Form
> befasst?

Früher: "Irgendwas mit Medien".
Heute: "Irgendwas mit Wasserstoff. Hauptsache nachhaltig, grün, woke und 
nonbinär".

von Rainer Z. (mrpeak)


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Paul schrieb:
> Viel wichtiger ist es für mich, an einem Thema mit Bedeutung zu
> arbeiten, bei dem ich bestenfalls einen eigenen Einfluss sehen kann und
> das einen Beitrag zum Umweltschutz leistet. Falls das hingegen nicht
> möglich ist, frustriert mich das zutiefst.

Ich glaube du gibst dich Illusionen hin. Der Beitrag eines einzelnen 
Durchschnittsmenschen ist global gesehen ein Sandkorn in der Wüste. Es 
wird nicht messbar sein, ob du ein kärgliches von selbstauferlegten 
moralischen Dogmen und Entbehrungen geprägtes Leben am Rande der 
Mehrheitsgesellschaft geführt hast, oder hedonistisch und rücksichtslos 
dem maximalen Konsum gefröhnt hast. Anders formuliert: Angenommen der 
Zeitpunkt eines möglichen globalen ökologischen Kollabses ließe sich 
zeitlich genau bestimmen. Wen interessiert es, ob durch deinen positiven 
Beitrag dieser um 2 Sekunden verzögert wird?

von Cyblord -. (cyblord)


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Michael O. schrieb:
> CO2 neutraler

Also heute scheint doch schon alles CO2 neutral zu sein. Auf jeder 
Cornflakes Packung und auf jedem Hipstergerät steht "CO2 neutral 
produziert".
Wenn es danach ginge müsste D schon heute CO2 neutral sein.
Im Zweifel halt theoretisch, rechnerisch über Zertifikate oder 
gepflanzte Bäume.
Was will man noch mehr?

Rainer Z. schrieb:
> Wen interessiert es, ob durch deinen positiven
> Beitrag dieser um 2 Sekunden verzögert wird?

Deshalb arbeiten bessere Weltuntergangssekten mit einem Leben nach dem 
Tod. Dort wird man dann für die guten Taten belohnt.
Die Ökosekte bringt diesen Aspekt über die "nachfolgenden Generationen" 
rein. Du hast zwar nix davon, aber deine Enkel womöglich.
Gleichzeitig liegt der Kollaps aber gerade so weit in der Zukunft dass 
du ihn nicht mehr mitbekommst, aber fest daran glauben darfst, ihn 
verhindert zu haben in dem du Käfer futterst und Lastenrad fährst.

Für Außenstehende wirkt so was immer absolut eindeutig verrückt. Ist man 
aber erst mal drin, klingt das logisch. Ist bei allen Sekten so.

: Bearbeitet durch User
von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Stefan H. schrieb:
> Aber nachhaltige Produkte müssen doch auch produziert werden?!

Schon die Degradation des Wortes "nachhaltig"  zum Öko-Buzz-Wort sollte 
einen stuzig machen.

Nachhaltigkeit hatte ja ursprünglich schon eine eindeutig Bedeutung 
(wording) nur wurde es zum allerwelts Pfurz des ökobeseelten 
Wohlstandsbürgertums. Das z.B.  Straßenkleber (Fürs Klima Pendler 
drangsaliern, aber "just for fun" nach Thailand jeten) toll findet, mehr 
ÖPN fordert aber mit den E-Hybrid am liebsten an den Büro-Tisch fahren 
würde oder als  Elterntaxis  seine "Brut" ins Gymie tagtäglich 
transportiert!
Mir hängt das Word "Nachhaltig" aber so aus dem Hals, aber so was!!!!!!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Michael O. schrieb:
> Stellt sich die frage, ob die Luftfahrt bis zum Ende klimafeindlich
> verhalten muß, oder ob CO2 neutraler Flug möglich ist, wenn sich Politik
> und Technik mal ohne Kostenpriorität darüber einig werden wann das Ziel
> in Sicht kommen soll.

Eigentlich wäre der Einsatz von Wasserstoff im kommerzielen Flugbetrieb 
die alternative zu Kerosin&Co . Da der Verbrauch zeitnah, erfolgt ist 
auch keine großartige Lagertechnik nötig und man könnte fast schon 
"direkt" CO2-frei produzierten Wasserstoff zur Betankung der Flugzeuge 
nutzen.
Pluspunkt "extra" von Wasserstoff.
Bei Flugzeugcrash (bei der Landung) gibt es nicht mehr die Gefahr von 
Horror-Bränden des Treibstoffes, Wasserstoff verbrennt als Flamme die 
sich wie eine Säule über den Boden hält. Sehr gering Strahlungswärme hat 
eine H2-Flamme dazu auch noch!

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Cha-woma M. schrieb:
> Pluspunkt "extra" von Wasserstoff.

Minuspunkte von Wasserstoff wäre, wenn diese in die Atmosphere 
entweicht, hat dieser einen indirekten hohen Treibhauseffekt. Damit dies 
nicht passiert, muss es in dem Falle dann auch immer brennen, damit das 
vermieden wird.

Es gab mal eine ganz zynische Berechnung basierend auf der Annahme, dass 
die Fluggesellschaft die gesparten CO2-Belastungen ausbezahlt bekäme, 
wenn Passagiere vorzeitig aus dem Leben durch einen Crash ausscheiden 
würden. Das war eine Glosse auf übertriebenes "Think Positiv", d.h. 
überall nur noch positive Aspekte zu sehen und war anscheinend doch zu 
harter Tobac für die bekannten Videoportale.

von Michael B. (laberkopp)


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Paul schrieb:
> Wie kann ich weiter vorgehen? Meint ihr, dass ich mit klassischen
> Ingenieursaufgaben und diesen Wünschen überhaupt glücklich werden kann?
> Eigentlich hat mir forschen bisher Spaß gemacht

Ingenieure forschen nicht.

Ingenieure erfinden vielleicht, aber forschen tun die Forscher, das gibt 
es nach dem Master und Dr.

Die meisten Ingenieure erfinden aber nichts, Bachelors rechnen nur 
folgend dem Stand der Technik das durch eas der Auftraggeber will. Zum 
erfinden braucht es schon den Master.

Es ist dafür egal, ob du E-Technik oder Maschbau studierst.

Grundsätzlich ist deine Theorie falsch. Ingenieure sind durchaus 
nachhaltig. Fangen wir ganz vorne an: die Jäger und Sammler: sind nicht 
nachhaltig. Sind die Früchte abgeerntet  die Bisons erlegt, war's das. 
Erste Erfindung ist der Bauer, der Früchte anbaut und Tiere züchtet, als 
quasi Agraringenieuer. Nächste Stufe ist die Zucht von grösseren 
Früchten die unter widrigeren Umgebungsbedingungen klar kommt und 
Wollmilchsäue. Quasi Bioingenieur. Haben die den Wald abgeholzt und 
verheizt bzw. in Gebäude- und Schiffbau gesteckt (wie Spanien und 
Libanon), muss umgeschwenkt werden auf Kohle im Bergbau, Ziegelsteine 
und Stahl, klare Erfindungen von Ingenieuren. Jeder Mangel würde sonst 
zur Bevölkerungsreduktion führen: keine Wale mehr für Tran wäre ein 
Problem wenn man danach nicht Erdöl gefunden hätte.

So braucht die Welt heute Maschinen, beispielsweise in der 
Landwirtschaft die Spargelerntemaschine damit es Spargel noch gibt, wenn 
der polnische Spargelstecher nicht mehr kommt, weil er einen besser 
bezahlten Job gefunden hat, oder die Maschine die Kirschen pflückt.

Es gäbe für dich genug zu tun, wenn du WIRKLICH ein Erfinder wärst, und 
nicht bloss ein Gebrauchsingenieuer.

BWL sorgt nur dafür, dass längst Erfundenes heute billiger mit weniger 
Aufwand umgesetzt werden kann damit sich mehr Leute das leisten können, 
BWL erfindet nichts. Mit BWL alleine geht es nicht weiter.

von Rbx (rcx)


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Was wäre heutzutage ein würdiger Nachfolger von Traktorenausstellungen?

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Michael B. schrieb:
> Es gäbe für dich genug zu tun, wenn du WIRKLICH ein Erfinder wärst, und
> nicht bloss ein Gebrauchsingenieuer.

Gebrauchsingenieure werden auch gebraucht, steckt ja schon in der 
Bezeichnung.

Wie häufig erfinden denn Ingenieure etwas, das man als "Erfindung" 
bezeichnen könnte? Die meisten Dinge sind eher eine kontinuierliche 
Evolution. Ingenieure "entwickeln" eigentlich eher.

Die Begriffe "Erfindung" oder "Erfinder" spielen gefühlt kaum noch eine 
Rolle. Gibt man diese Begriffe in die Suche einer beliebigen 
Online-Plattform ein (YouTube, Facebook, Twitter usw.) gibt es kaum 
aktuelle Inhalte. Es beschränkt sich eher auf Unterhaltung, Werbung oder 
Reportagen über Edison.

Generell scheint der Begriff "Erfinder" nicht mehr allzu positiv besetzt 
zu sein. In vielen Fällen, wo über eine "Erfindung" berichtet wurde, 
stellte es sich hinterher schnell als Betrug heraus: Nebenstromfilter, 
Heizungsblut, Neckermann-Energy, Lilium-Flugziegelstein. Oft gibt es 
auch Berichte, von vermeintlich genialen Erfindern, die angeblich keine 
Investoren oder Produzenten für ihren Kram finden.

Der Begriff "Erfindung" soll eben einen erheblichen technologischen 
Sprung darstellen, während "Entwickeln" der logisch nächste Schritt ist.

Bei allen fortschrittlichen Technologien wird von "Entwicklung" oder 
"Forschung" gesprochen.

von Ernest (ernest)


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Um Menschen (kommenden Generationen) auch in Zukunft ein Leben auf 
dieser Welt zu ermöglichen, gibt es wahrscheinlich zwei Wege:
1. Auf einen technischen Status wahrscheinlich vor der ersten 
industriellen Revolution zurückgehen (vor der Dampfmaschine), das geht 
wahrscheinlich nur für deutlich weniger Menschen auf dieser Erde.
2. Technische Innovation.

1. War nun in Nordeuropa, gerade im Winter, sicherlich nicht immer 
angenehm, daher wird 2. wohl eher mehrheitsfähig sein. Und bei 2. können 
sich durchaus Ingenieure engagieren. Ob als Selbstständige, ob 
nebenberuflich als Ehrenamtliche oder ob bei Firmen oder Einrichtungen 
(auch Behörden), bei denen Nachhaltigkeit tatsächlich zu den Kernzielen 
gehört, ist jedem selber überlassen. Das man dabei unter Umständen nur 
ein kleines Rad in einem großen Uhrwerk ist - es gibt ja auch die 
Selbständigkeit, da ist man dann das größte Rad in einem sehr kleinen 
Uhrwerk und muss dafür Käufer für die eigenen Produkte finden. Aber auch 
das kann mit nachhaltigen Produkten funktionieren.

-> Als junger Master hat man schon sehr sehr viele Möglichkeiten.

: Bearbeitet durch User
von DSGV-Violator (Gast)


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> Ingenieure forschen nicht.
>
> Ingenieure erfinden vielleicht, aber forschen tun die Forscher, das gibt
> es nach dem Master und Dr.

Nope, gerade die Erfinder forschen, siehe Edison: „Erfinden: ein Prozent 
Inspiration (Genius)– neunundneunzig Prozent 
Transpiration.(Forscherfleiß)“

Für den Faden der Glühlampe hat Edison die Eigenschaften des Fadens über 
Jahre an einer langen Testreihe erforscht.

Vielleicht meinst die Ingenieure die als Technologen/Entwickler tätig 
sind. Also die, die völlig uninspiriert aber nach TGL/DIN/ISO-Standard 
irgendwelche Dokumente (Risszeichnungenen, 
Stücklisten,Montage-Anleitungen) verfassen. Da wird wirklich nicht 
geforscht.

Zu Zeiten vor den Mauerfall soll ja Produktionsunterstützung der 
Schwerpukt der Ingenieursausbildung im Osten gewesen sein.. Heut ist 
sowas wohl eher bei den ausgebildeten Wirtschaftsingenieuren zu finden, 
in deren Hochschuzl-fächer passt das auch rein.

https://www.econstor.eu/bitstream/10419/112555/1/208417.pdf

von Michael B. (laberkopp)


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DSGV-Violator schrieb:
> Nope, gerade die Erfinder forschen

Sicher, Oma Nolte forscht auch: welche Bahnverbindung sie nehmen muss.

> siehe Edison: „Erfinden: ein Prozent
> Inspiration (Genius)– neunundneunzig Prozent
> Transpiration.(Forscherfleiß)“

Forscherfleiss hast du hinzuerfunden um mit fake-Zitaten deine falsche 
Erwiderung zu begründen.

Transpiration heisst hier Arbeit, schlichte stumpfe Arbeit, macht jeder 
Bauarbeiter, und der forscht auch nicht.

Es gibt nicht ohne Grund die Unterteilung in Forschungsinstitute und 
Ingenieurbüros.
Und die Forschungsinstitute stellen, neben Handlangern, bevorzugt 
Doktoren ihres Fachs ein, nicht Ingenieure.

Denn Bologna unterteilt sehr sauber, wie die US Universitäten, nach dem 
Bachelor Gebrauchsingenieuer "ihm wurde der Stand der Technik in seinem 
Fach beigebracht" und Master "er kann über den Stand der Technik hinaus 
denken, denn man hat ihm das Handwerkszeug beigebracht was Neues zu 
erfinden" und ist damit Ingenius. Damit ist man immer noch nicht bei 
Forschung, erst der PhD ist neben der Lehrbefähigung (hier Habitilation) 
das "wissenschaftliche  Forschungsdoktorat" dabei, daher stellt man zur 
Forschung bevorzugt Dr. ein.

Und manche Firmen leisten sich eine F&E, Forschung und Entwicklung, um 
deutlich zu machen, dass nicht nur Entwicklung stattfindet mit 
Ingenieuren.

Auch wenn du dich bauchpinselnd gern als forschend ansiehst, zum Cern 
ist es noch weit, und Datenblattlesen gilt nicht als forschen.

von Percy N. (vox_bovi)


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Ernest schrieb:
> Auf einen technischen Status wahrscheinlich vor der ersten industriellen
> Revolution zurückgehen (vor der Dampfmaschine), das geht wahrscheinlich
> nur für deutlich weniger Menschen auf dieser Erde.

Möglicherweise auch eher vor die neolithische Revolution. Die Aborigines 
hätten damit wohl keine Probleme; ebenso manche isolierte indigene 
Gesellschaften in Asien und Südamerika.

von DSGV-Violator (Gast)


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Michael B. schrieb:

> Transpiration heisst hier Arbeit, schlichte stumpfe Arbeit, macht jeder
> Bauarbeiter, und der forscht auch nicht.

Sosos wenn es stumpfe Arbeit ist, dann ist es kein "Forschen"?! Dann 
sind die Astronomen die am Teleskop hocken und Sterne 
zählen/katalogisieren keine Himmelsforscher sondern stumpfe Arbeiter ?! 
Oder der Agrarwissenschaftler der durch Selektion neue Arten/Sorten 
züchtet ist kein Forscher sondern nur Gärtner resp. Tierhalter?!

> Es gibt nicht ohne Grund die Unterteilung in Forschungsinstitute und
> Ingenieurbüros.

Naja, die Unterteilung ist eher steuerrechtlicher Natur. Viele 
Professoren führen ihr Ingenieurbüro nebenher um mit ihrer Forschung 
Geld zu verdienen.
Beispielsweise indem sie den beauftragenden staatlichen Institutionen 
sagen wie sie auf ihren Kriegsschiffen die Antennen/Leitungen zu 
platzieren haben das grad der Empfangen des  Wettertelegramm nicht den 
Feuerleitrechner stört.

> Und die Forschungsinstitute stellen, neben Handlangern, bevorzugt
> Doktoren ihres Fachs ein, nicht Ingenieure.

Nope, jedenfalls FhG-Institute stellen vornehmlich (befristete) 
Doktoranden an, also Ingenieure die (noch) keine Doktoren ihres Faches 
sind und IMHO einen Trend zur Industrie-Anstellungs-vermeidung zeigen. 
Bei MaxPlanck-Intituten mag das anders sein, aber da geht es ja auch 
eher um Physiker also Naturwissenschaftler nicht um 
Ingenieurwissenschaften/Technik.

> Auch wenn du dich bauchpinselnd gern als forschend ansiehst, zum Cern
> ist es noch weit,

Naja, du stellst hier Forschung mit brotloser grundlagenforschung aka 
Verbrennung von Steuergelder gleich. Das klingt so, das jeder, der was 
Gebrauchsfähiges herstellt per Definition kein Forscher sein kann.

Dem widerspreche ich vehement und verweise bspw. auf das Experiment als 
Mittel der Erkenntnisgewinnung in der Forschung. Natürlich soll es 
Ingenieure geben, die nicht "Experimentieren" (Prüfung zähle ich jetzt 
mal nicht zu den "Forschungsexperimenten) Aber jede bspw. CostReduction, 
also Experimente/konzepte zur Verminderung des Material/Beuteilaufwandes 
ist Forschung: die Analyse wo "Reserven sind" und Analysen wo es andere 
(billigere) Realisierungen gibt.

Und wie weit ist es tatsächlich zum Cern, wenn man KiCAD meisterhaft 
einsetzt, was ja bekanntlich am Cern entwickelt wurde? httpd als 
Grundlage des modernen Internets entstand übrigens auch am CERN.
1
Laut Wörterbuch ist ein Forscher: 
2
Person, die Erscheinungen der Welt und ihre möglichen Zusammenhänge
3
 wissenschaftlich untersucht und somit möglichst 
4
valide Erkenntnisse über die Welt gewinnen möchte.

Also forscht ein (Elektro-)Ingenieur wenn er an die von ihm konstruierte 
Schaltung ein Scope hängt undschlussfolgert, wo Änderungen nötig sind, 
damit die Konstruktion auch in echt das tut, was sie soll.

> und Datenblattlesen gilt nicht als forschen.
Ein Ingenieur macht mehr als "Datenblatt lesen" wahrscheinlich haste 
nicht wirklich ins Ingenieurleben reingeschnuppert. "Kids Day" und 
andere events das Ingenieurleben kennenzulernen geschwänzt?!

Der Ingenieur forscht auch, wenn er vor dem Schaltungsaufbau das ganze 
simuliert. Forschung ist Erkenntnisgewinn und als solche nicht an die 
Zugehörigkeit zu einem Institut oder irgendeiner 
Elfenbeinturm-Wohngemeinschaft gebunden.

von Percy N. (vox_bovi)


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Michael B. schrieb:
> Es gibt nicht ohne Grund die Unterteilung in Forschungsinstitute und
> Ingenieurbüros.
> Und die Forschungsinstitute stellen, neben Handlangern, bevorzugt
> Doktoren ihres Fachs ein, nicht Ingenieure.

Interessant.

Wo bleiben dabei die armen Dr.-Ings?

: Bearbeitet durch User
von DSGV-Violator (Gast)


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>> Und die Forschungsinstitute stellen, neben Handlangern, bevorzugt
>> Doktoren ihres Fachs ein, nicht Ingenieure.

> Wo bleiben dabei die armen Dr.-Ings?

In dem Zusammenhang findet sich ein amüsantes Detail in der Geschichte 
des Ingenieurwesens an den Akademien:

"Wegen des damaligen Widerstandes der klassischen Universitäten gegen 
das Promotionsrecht im Bereich Ingenieurwissenschaften wurde für den 
Grad die Schreibweise mit Bindestrich und in Fraktur festgelegt, im 
Gegensatz zu den Abkürzungen der sonstigen „lateinischen“ Doktorgrade in 
lateinischer Schrift ohne Bindestrich." (aus: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Doktoringenieur)

Vielleicht kennt deswegen die Schweiz und andere den Dr.sc.techn. .

von Michael B. (laberkopp)


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DSGV-Violator schrieb:
> Dem widerspreche ich vehement

Tust du gerne, bar jeder Ahnung.

DSGV-Violator schrieb:
> Der Ingenieur forscht auch, wenn er vor dem Schaltungsaufbau das ganze
> simuliert

Eben gerade NICHT, aber den Unterschied hast du nicht verstanden, das 
aber mit ganzer Vehemenz.

Nach Gravitationswellen forscht man, man forscht nicht wenn man 
rausfinden will warum die eigene Schaltung nicht funktioniert. Dazu sagt 
nur Oma Nolte forschen.

Man muss nicht superklug sein, um zu forschen, früher reichte es, fremde 
Länder zu bereisen um Dinge zu entdecken, die jeder dort Einheimische 
schon lange kannte, schon war man Forschungsreisender. Aber man muss 
wenigstens was für den Stand der Wissenschaft völlig neues finden, nicht 
den hunderttausendsten falsch eingelöteten Transistor 'entdecken'

von DSGV-Violator (Gast)


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> Nach Gravitationswellen forscht man, man forscht nicht wenn man
> rausfinden will warum die eigene Schaltung nicht funktioniert.

Doch, beides ist forschen siehe Definition oben. Forschen bedeudet 
"Erkenntnisgewinn aus der Naturbeobachtung".

> Dazu sagt nur Oma Nolte forschen.

Nö, jeder Gebildeter (ausser die durch pathologischen Standesdünkel 
Verblendeten) nennen methodischen Erkenntisgewinn Forschung.

> Aber man muss
> wenigstens was für den Stand der Wissenschaft völlig neues finden, nicht
> den hunderttausendsten falsch eingelöteten Transistor 'entdecken'

Hier verwechselst du Debugging ("falsch eingelötet") mit Optimierung 
("Ersatz durch kostengünstigere Lösung"). Ja das passiert eben wenn man 
die Ingenieurstätigkeiten nur aus der Ferne (Blickwinkel Oma Nolte) 
kennt.

Und "Nö!", es geht beim Forschen nicht um völlig Neues,  siehe 
Wettbewerb "Jugend forscht".
("Neu" gilt es eh meist nur wegen der individuellen Ignoranz. Bspw. 
wurde auch Einstein mit seiner RT in Teilen vorweggenommen (durch Ernst 
Mach, 1883)) sondern um die Anwendung einer wissenschaftlichen Methodik.
Und Ingenieurswissenschaften bedienen sich derselben Methoden und 
Hilfswissenschaften (i.e. Mathematik) wie die Koryphäen in ihren 
think-tanks.

https://www.jugend-forscht.de/

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