Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Bewerber Ghosting


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von Flo (linux_user)


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Dass der Arbeitsmarkt immer mehr zum Arbeitnehmermarkt wird, kommt so 
langsam auch bei den Unternehmen an. Die neue Sau die jetzt durchs Dorf 
getrieben wird ist das echauffieren über "Bewerber Ghosting". 
https://www.heise.de/news/Ghosting-Wenn-Bewerber-kommentarlos-aus-dem-Bewerbungsprozess-aussteigen-9063611.html

Genau mein Humor, am besten noch von den gleichen Unternehmen die selber 
nie Rückmeldung über Bewerbungen geben. 😂

Wie seht ihr das? Betreibt ihr auch "Bewerber Ghosting" oder erlebt das 
im Moment als Führungskraft?

von Herbert B. (hbmc)


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Ja klar, erst gestern wieder nen Termin platzen lassen, ups habe ich 
vergessen.

von DSGV-Violator (just4nothing)


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Och nö, schon wieder sinnloses Ghosting Palaver im Forum, das hatten wir 
schon:
Beitrag "Ghosting im Job"

Da die Jobangebote gerne so unkonkret sind, das nicht mal der Standort 
genannt wird, Gehaltsspanne sowieso nicht, bleibt einem garnichts 
anderes übrig sich erstmal zu bewerben um die Chance zu haben, 
irgendetwas substantielles zu erfahren. Und sind dann die Konditionen 
endlich auf den Tisch und damit klar das der Jobwechsel ein persönliches 
Verlustgeschäft wird gilt es den eigenen Schaden und die bereits 
entstandene Zeitverschwendung zu minimieren in dem man nach dieser 
Enttäuschung den Kontakt konsequent abbricht.

Und dann sind dann auch die Ausschreibungen, wo man den Eindruck hat, 
das der Name des erfolgreiche Kanditats schon feststeht aber man zur 
Wahrung des Anscheins der Auswahl noch ein/zwei mit einlädt. Nein Danke, 
wo keine Aussicht auf Erfolg besteht tritt man erst garnicht an, nicht 
mal als Sparringspartner.


Erlebt hat Cheffe alles:

-auf 90 Anschreiben an potentielle Bewerber grad mal 3 Rückmeldungen 
(und das Absagen)
-nach dem Vertragsangebot keine Rückmeldung, nicht mal Absage
-am ersten Arbeitstag gleich am Vormittag als AN gekündigt

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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DSGV-Violator schrieb:
> -am ersten Arbeitstag gleich am Vormittag als AN gekündigt

Kann Sinn machen weil in Arbeitsverträgen gelegentlich Vertragsstrafen 
stehen bei Nichtantritt; erscheint man aber am 1. Arbeitstag greift das 
nicht.

von Axel S. (Firma: Rexona) (axel_schweiss)


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DSGV-Violator schrieb:
> Da die Jobangebote gerne so unkonkret sind, das nicht mal der Standort
> genannt wird, Gehaltsspanne sowieso nicht, bleibt einem garnichts
> anderes übrig sich erstmal zu bewerben um die Chance zu haben,
> irgendetwas substantielles zu erfahren. Und sind dann die Konditionen
> endlich auf den Tisch und damit klar das der Jobwechsel ein persönliches
> Verlustgeschäft wird gilt es den eigenen Schaden und die bereits
> entstandene Zeitverschwendung zu minimieren in dem man nach dieser
> Enttäuschung den Kontakt konsequent abbricht.

Niemand hindert dich deine offenen Fragen direkt zum Anfang, z.B. auch 
per Telefon, zu stellen und, wenn keine zufriedenstellende Antwort 
kommt, höflich abzusagen.

Aber ich persönlich begrüße diesen Trend, macht es einfacher als 
professioneller Bewerber zu punkten.

von Ben S. (bensch123)


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Wenn die Firma sich unterirdisch schlecht gibt, warum nicht?
Auch eine Möglichkeit denen zu sagen, was von von denen hält.

: Bearbeitet durch User
von DSGV-Violator (just4nothing)


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Axel S. schrieb:
> DSGV-Violator schrieb:
>> Da die Jobangebote gerne so unkonkret sind, das nicht mal der Standort
>> genannt wird, Gehaltsspanne sowieso nicht, bleibt einem garnichts
>> anderes übrig sich erstmal zu bewerben um die Chance zu haben,
>> irgendetwas substantielles zu erfahren.

> Niemand hindert dich deine offenen Fragen direkt zum Anfang, z.B. auch
> per Telefon, zu stellen und, wenn keine zufriedenstellende Antwort
> kommt, höflich abzusagen.

Aber damit es erst zum Telefonat/Videocall kommt, muß man diese 
Bewerbung verfassen und absenden. Das ist ein Aufwand den 
Personaler/Headhunter ignorieren. Da heisst es, schick uns CV, dann 
Details . Und genau das ist der Anfang vom Ghosting, einer 
unvewrbindlichen Bewerbung, einer Bewerbung, die man auf diese Stelle 
garnicht erst schreiben wollte.
Und die Anfragen nach dem Gehalt und sonstigen Rahmen werden selten im 
Telefonischen Vorstellungsgesüräch gemacht.
"Das behalten wir uns für das zweite Gespräch vor" Bei Berufsstartern 
mag das funktionieren, aber ein Wechsler muß nicht zuletzt wegen der 
langen Kündigungsfristen eigentlich gleich zu Beginn wisse, ob sich das 
Gehaltstechnisch rechnen könnte.

> Aber ich persönlich begrüße diesen Trend, macht es einfacher als
> professioneller Bewerber zu punkten.

Wie definiert man "professioneller Bewerber"? Das ist doch einer, der 
seine Karriere so plant das bei jedem Schritt mind. 10% Steigerung drin 
sind. Also gerade die Positionen ohne Rahmen-Angabe als 
Lockvogelangebote erkennt und  wegen "erwartbare Zeitverschwendung" 
aussortiert.

Manche definieren auch eine Fachkraft als eine solche Person, die sich 
von Headhuntern suchen lässt, anstatt selber wie ein Hausierer bei Hinz 
und Kunz "anzuklingeln". Oder eben sein eigene Netzwerk zu nutzen weiß.

von Stefan F. (stefanus)


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Ich finde das Ghosting sehr unfair und respektlos.

Aber die Firmen haben in der Vergangenheit ihre Bewerber ebenso 
behandelt, daher geschieht ihnen nun Recht.

: Bearbeitet durch User
von Gerald B. (gerald_b)


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Wenigstens lernen die Firmen ihre Leute, die sie bereits haben, 
wertzuschätzen, nachdem ihnen 3x ans Bein gep... wurde und der 4. sich 
dann als "Flachzange" entpuppte.

von DSGV-Violator (just4nothing)


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Gerald B. schrieb:
> und der 4. sich dann als "Flachzange" entpuppte.

Naja, es spricht auch nicht für die Firma, das sie es nicht geschafft 
hat eine "Flachzange" als sinnvolles Werkzeug einzusetzen. Irgendwelchen 
Routinekram wie Datenbankpflege o.ä. gibt es immer.
Eben neue Mitarbeiter mit ihren Erfahrungen zu integrieren statt nur 
einzuarbeiten. Oder Inhouse zu schulen resp. auszubilden.

jede Firma hat die Mitarbeiter die sie verdient ...
https://www.wipub.net/jeder-chef-hat-die-mitarbeiter-die-er-verdient-ueber-menschenbilder-und-ihre-auswirkung-auf-die-fuehrung/

von Max M. (zbmax)


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Gerald B. schrieb:
> Wenigstens lernen die Firmen ihre Leute, die sie bereits haben,
> wertzuschätzen, nachdem ihnen 3x ans Bein gep... wurde und der 4. sich
> dann als "Flachzange" entpuppte.

nein, die lernen da nichts draus.

von Xaver (xaverxavidorxamus)


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Stefan F. schrieb:
> Ich finde das Ghosting sehr unfair und respektlos.
>
> Aber die Firmen haben in der Vergangenheit ihre Bewerber ebenso
> behandelt, daher geschieht ihnen nun Recht.

Teilweise tun die das sogar mit aktiven Angestellten. Mitarbeiter sagt, 
er will sich weiterentwickeln, Chef antwortet, der Markt sei nicht reif. 
Der Mitarbeiter geht weg.

Nun verliert der Chef schlimmstenfalls 3 Mitarbeiter: Einen der seine 
Arbeit konnte, einen der die Schnittstellen kannte und einen, der bereit 
war sich weiterzuentwickeln.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Flo schrieb:
> Wie seht ihr das? Betreibt ihr auch "Bewerber Ghosting" oder erlebt das
> im Moment als Führungskraft?

Vllt. hab ich sogar mal "Bewerber Ghosting" schon vor Jahren gemacht.
Aber reuen tut es mich nicht!

von Bruno V. (bruno_v)


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Das gab es doch immer schon. Nur dass es heute weh tut, weil es keine 
zweite oder dritte Wahl mehr gibt.

von Gustl B. (-gb-)


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Nun, wann lohnt sich freundliches/höfliches Verhalten? Wenn man vom 
Gegenüber etwas erwartet oder damit rechnen muss ihm nochmal zu 
begegnen.

Man trifft Jeden zweimal im Leben.

Das war mal oder das ist auf dem Land/Dorf/Kleinstadt noch so, aber es 
ist anonymer geworden. Man bewirbt sich in einem größeren Radius, man 
wechselt Wohnorte, ...
Man kann sich sehr oft ohne Nachteil sehr arschig verhalten wenn man 
sowieso keinen weiteren Kontakt wünscht.

von Ben S. (bensch123)


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Gustl B. schrieb:
> Man trifft Jeden zweimal im Leben.

Und wenn schon, ist doch egal.

von Herbert B. (hbmc)


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Gustl B. schrieb:
> Man trifft Jeden zweimal im Leben.
Dann werden sie wieder geghosted, wenn es nicht passt. Nach 2 Jahren 
weiss sowieso keiner mehr, dass man sich dort schon mal beworben hat, 
weil heute generell öfters die Stelle gewechselt wird. Da hockt in der 
HR ne andere Praktikantin, in der Entwicklungsabteilung ein anderer 
Teamleiter, …

von DSGV-Violator (just4nothing)


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Erzwungenes "Ghosting" wird auch immer häufiger.

Da schreibt man dem Job-jongleur aus UK das man kein Interesse (am 
Umzug)hat, aber der hört nicht auf wie der Staubsaugervertreter ein 
Scheinargument nach dem anderen in den Briefkasten zu legen (my client 
permits hybrid, remote, ...). Wo ein einfaches Nein nicht genügt, 
antwortet man garnicht mehr.

Aber das scheint ohnehin ein der Problem der Personalvermittler und 
nicht der suchenden Firmen zu sein. Personalvermittler braucht sowieso 
keiner, 12k+ € für ein bißchen Kontaktanbahnung, das klingt schon nach 
Wucher und gewerbsmäßige Kuppelei in einem.

: Bearbeitet durch User
von Jan H. (j_hansen)


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Flo schrieb:
> Dass der Arbeitsmarkt immer mehr zum Arbeitnehmermarkt wird, kommt so
> langsam auch bei den Unternehmen an.

Mit der Erkenntnis bist du aber auch spät dran. Seit mindestens einem 
halben Jahr schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung zurück. Ich 
meine die Zeten für Arbeitnehmer sind nicht schlecht, aber waren schon 
besser. Die Unternehmen haben sich still darauf verständigt, sich nicht 
zu überbieten sonder lieber weiter händezuringen.

Die Großen bauen fleißig ab/um, die Inflation zwingt viele wieder mehr 
zu arbeiten - die "Flausen" von Teilzeit sind daher auch am Rückzug. Die 
Politik arbeitet auch eher daran die Arbeitszeit zu erhöhen als zu 
senken.

von Rick M. (rick-nrw)


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DSGV-Violator schrieb:
> Personalvermittler braucht sowieso keiner ...

Naja - das Problem ist das die vielen Firmen, die eigentlich suchen und 
die die sich umschauen, um sich zu verändern / verbessern sich nicht 
finden.

Sichtbar in den Stellenforen (Monster, Stepstone, XING,...) sind die 
bekannten Dienstleister (Crunel, Gerschau, Elten, Certrandt), die 
anderen sind unsichtbar.

Firmen suchen mit Stellenanzeigen auf Ihrer Homepage, die keiner kennt, 
nach neuen Mitarbeitern und rufen dann Fachkräftemangel, bei uns bewirbt 
sich keiner.

Die potentiellen Bewerber treffen auf Leihbuden und seltsame 
Personalvermittler.
Stellenvorschläge ohne eine Ortsangabe des potentiellen Arbeitgebers 
sind bei Personalvermittlern fast schon die Regel.
Genauere Stellenbeschreibungen sind die Ausnahme.

Vernünftige Antworten bekomme ich auch nicht nach zweimal nachfragen.
Ich verzichte auf weitere Nachfragen.

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