Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ersatzschaltung für Simulation eines IEPE Beschleunigungssensor


von Kalle K. (ddkalledd)


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Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach einer Ersatzschaltung für einen IEPE 
Beschleunigungssensor die es mir ermöglicht das Signal eines IEPE 
Beschleunigungssensors (siehe 2) ) mittels Frequenzgenerator zu 
simulieren und es in den Signalpfad einzukoppeln um 
Frequenzgangsmessungen durchzuführen.
1
1)             2)                 3)                 4)                        5)
2
|Signal-  |    |Ersatz       |    |Konstantstrom|    |µC mit Übertragungs |    |    |
3
|Generator| -> |schaltung für| -> |mit Singal-  | -> |funktionen und      | -> |Oszi|
4
|(Oszi)   |    |IEPE Sensor  |    |auskopplung  |    |Leistungsverstärkung|    |    |
1) und 5) Oszi mit Signalgenerator und Frequenzganzsmessfunktion
2) Gesucht - Ersatzschaltung mit Mosfet oder OPV?
   - Ersetzt werden soll: IEPE Sensor (100 mV/g) (KS77C100 Firma Metra 
Mess- und Frequenztechnik)
   - Frequenzbereich: 1-3 Hz bis 500 Hz
   - Amplitude: 3-4 Volt peak; Ausgang (~ 50 g max) (der Arbeitsbereich 
liegt bei 1 V peak
3) Signalkonditionierung (M33 der Firma Metra Mess- und Frequenztechnik)
   - Konstantstromversorgung, gemessen ~3,4 mA bei einer Biasspannung 
von 13 Volt (obiger Sensor)
   - Verstärkung möglich von 1-1000
   - Tiefpass, Hochpass oder Intgrationsmodule möglich
4) PCB mit µC und analoger Leistungsverstärkung

Für erste Tests habe ich eine Konstantstromversorgung nachgebaut, die 
mit den Werten von 2) arbeitet.

Ich habe im Netz schon einiges an Übersichtsplänen gefunden, aber bei 
Schaltbildern mit OPVs zum Beispiel fehlt immer die Anbindung der 
Versorugungsspannung.

Kann hier jemand helfen mit Links oder einem Schaltplan?

Gruß und Dank im voraus.

kalle

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klara)


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Kalle K. schrieb:
> ich bin auf der Suche nach einer Ersatzschaltung für einen IEPE
> Beschleunigungssensor die es mir ermöglicht das Signal eines IEPE
> Beschleunigungssensors (siehe 2) ) mittels Frequenzgenerator zu
> simulieren und es in den Signalpfad einzukoppeln um
> Frequenzgangsmessungen durchzuführen.

Du kannst davon ausgehen das der Beschleunigungssensor ziemlich linear 
in Bezug zur Beschleunigung ist. Zumindest innerhalb seiner angegebenen 
Bandbreite.

Man sollte nur ggf. einen Überspannungsschutz für den ersten OPV 
vorsehen. Bei manchen Sensoren können auch ziemlich hohe Spannungen 
auftreten.

Habe noch etwas gefunden.
Beitrag "Re: Ladungsverstärker Piezo"
mfg Klaus

: Bearbeitet durch User
von Henrik V. (henrik_v)


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IEPE Simulatoren sind zwei Schaltungen in der DKD 3-2
Kalibrierung von Signalkonditionierern.
Download Bein DKD.

Link später

: Bearbeitet durch User
von Henrik V. (henrik_v)


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Hier der Link
https://www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/dienstleistungen/dkd/archiv/Publikationen/Richtlinien/DKD-R_3-2_2019.pdf

Piezo-Beschleunigungssensoren sind sehr linear.
Gute gerne über mehr als 6 Dekaden.
Das klappt jedoch nicht bei IEPE Sensoren wg. dem begrenztem 
Dynamikumfangs des eingebauten Verstärkers.
Sie haben jedoch keinen konstanten Übertragungsfaktor über den 
Frequenzbereich (wenn man genau genug messen kann ;) ). Das einfache 
Modell ist ein Einmassenschwinger mit Resonanz, bessere Modelle 
beinhalten noch eine zusätzliche Koppelmasse .... 
(Zweimassenschwinger).

Wenn man von der ersten Resonanzstelle (steht üblicherweise im 
Datenblatt) weit genug weg bleibt, überwiegen jedoch die Einflüsse der 
Montage und man darf den Übertragungsfaktor als konstant ansehen. Will 
und kann man besser als (ich sag mal so grob)  2% rel Unsicherheit 
werden, kommt man je nach Sensor (Piezomaterial) und Frequenzbereich 
nicht um eine Frequenzkompensation herum.

: Bearbeitet durch User
von Henrik V. (henrik_v)


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Hab Deinen Artikel noch mal im Detail gelesen. Wenn Du bis ein paar Hz 
runter willst, schlägt bei normalen IEPE Sensoren der interne Hochpass 
zu, da macht eine Kompensation des Frequenzgangs absolut Sinn. ... 
Wenn man denn unbedingt den vorhanden Sensor verwenden will/muss.  Je 
nach geforderten Unsicherheiten und Dynamikumfang würde ich einen 
MEMS-Sensor in Erwägung ziehen.

Hier mal eine IEPE Simulatorschaltung die ich verwendet habe.
Ziel war bis auf DC runterzukommen und einen BIAS unter  9V zu haben um 
die Transferfunktion des Simulators im 10V Messbereich checken zu 
können. (bei <=1V Amplitude)
Ja ja ein Transistor reicht eigentlich ... ...

: Bearbeitet durch User
von Kalle K. (ddkalledd)



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Tag auch und danke für die bisherigen Anworten.

Ich versuche mal auf ein paar Aspekte näher einzugehen, sofern ich das 
angesprochene richtig verstanden habe...

Klaus R. schrieb:
> Du kannst davon ausgehen das der Beschleunigungssensor ziemlich linear
> in Bezug zur Beschleunigung ist. Zumindest innerhalb seiner angegebenen
> Bandbreite.

Henrik V. schrieb:
> Wenn Du bis ein paar Hz
> runter willst, schlägt bei normalen IEPE Sensoren der interne Hochpass
> zu, da macht eine Kompensation des Frequenzgangs absolut Sinn.

Der Frequenzbereich, in dem die Regelung arbeiten soll und die zu 
dämpfenden mechanischen Zielfrequenzen, liegen im Bereich von ca. 5-120 
Hz.
(Die untere Grenze ändert sich recht stark, je nach momentaner 
mechanischer Aufstellung).

Mechanische Frequenzen von 120 Hz bis 500 Hz interessieren mich zwar aus 
wissenschaftlicher Sicht, für die Regelung sind sie eher hinderlich 
(Stichwort: Nichtkollokierte Regelung) - ich werde sie wohl ausfiltern 
müssen.

Der lineare Bereich des Sensor sollte eigentlich ausreichen, so unsere 
Einschätzung. Probleme bereitet eher das verrauschte Signal.
Hier ein Auszug aus einer Messung für den verwendeten Sensors, die wir 
in Auftrag gegeben haben:
1
Frequenz [Hz] |Übertragungskoeffizient [mV/g] | Phase [°]
2
5             |100,75                          | 0,6
3
10            |100,44                          | 0,0
4
100           |98,95                           |-0,9
5
500           |97,86                           |-2,2
Gerade die Phase bzw. das nicht verlieren der Phase ist für uns wichtig.
Link zum Datenblatt des Sensors:
https://www.mmf.de/datasheet/ks77c100_de.pdf

Henrik V. schrieb:
> Je nach geforderten Unsicherheiten und Dynamikumfang würde ich einen
> MEMS-Sensor in Erwägung ziehen.
Bei den MEMS-Sensoren, die ich bis dato gesehen habe (je nach 
Messbereich), fällt die Phase schon bei kleinen Frequenzen schon recht 
stark ab.
Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

Es geht also momentan vornehmlich um die Signalkonditionierung.
Wir wollen in diese einen analogen Integrator (Link zum PDF unten -> 
Bild 6) einsetzen, um Integration "auszulagern". Der Amplitudengang des 
Integratormoduls fällt laut Bedienungsanleitung ab ca. 5 Hz mit 20 
dB/Dek ab.
Also müssen wir kompensieren.

Link zum PDF -> Bild 6 -> https://www.mmf.de/manual/m33man.pdf

Henrik V. schrieb:
> Hier der Link
> 
https://www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/dienstleistungen/dkd/archiv/Publikationen/Richtlinien/DKD-R_3-2_2019.pdf
Super, nach sowas hatte ursprünglich gesucht.
Die Schaltung "Abbildung 16: IEPE-Sensorsimulation mit Hochpass und 
Impedanzanpassung" wäre noch etwas für den schnellen Nachbau.

Die Schaltung aus Deinem Bild (simIEPE.png) hab ich noch nicht ganz 
durchdrungen. ;)

Hatte gestern noch etwas (nach)gebastelt und dabei kam die Schaltung aus 
dem Anhang raus, bei der ich den "Bias Resistor" weggelassen habe, dafür 
aber mit einem Poti "R6_Bias_Adjust" die Biasspannung eingestellt habe.
Ausgangsbasis für die Bastellei:
https://www.allaboutcircuits.com/technical-articles/piezoelectric-accelerometers-iepe-type-vs-charge-output-sensors/

Grüße

Editgrund: Quelle vergessen

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klara)


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Hallo Kalle,
C_not_meassure und R3 haben eine Zeitkonstante von 100 Sekunden. Ist das 
so gewollt?
mfg Klaus

von Henrik V. (henrik_v)


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Wieso lasst ihr Messungen in nicht SI Einheiten machen?
(Sorry, der musste musste sein)
Benutzt ihr für die Kraft noch Pound oder Pont?

Welche Amplituden in v [m/s] oder a [m/s^2] erwartet ihr?

Warum kein Geschwindigkeitssensor
zB Schwingspule, Seismometer? Wo ihr Euch die Integration sparen könnt.

Was ist das Ziel der Regelung?
Die richtig guten Sensoren zur Lageregelung fallen halt schnell unter 
ITAR.

: Bearbeitet durch User
von Franko P. (sgssn)


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Henrik V. schrieb:
> Warum kein Geschwindigkeitssensor
> zB Schwingspule, Seismometer? Wo ihr Euch die Integration sparen könnt.

Es ist mir neu, dass es Geschwindigkeitssensoren gibt. Geschwindigkeit 
ist eine abgeleitete Größe. Auch eine Schwingspule ist nur ein 
Beschleunigungssensor.

Gruß

von Franko P. (sgssn)


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Unterschied zwischen ICP und IEPE

Ist ja schon lange her, dass ich mich mit Beschleunigungssensoren 
beschäftigen musste. Aber damals wars so, dass ICP einfach 
Beschleunigungssensoren mit 2 Anschlüssen und Konstantstromversorgung 
waren. Dann kamen die IEPE-sensoren auf und die hatten als Zusatzfeature 
die Abfrage, welchen Messrange sie haben. Kann man also mit einer 
elektrischen Erstzschaltung, wie hier besprochen, einen IEPE-Sensor 
ersetzen/simulieren oder doch nur einen ICP-Sensor?

Gruß

von Henrik V. (henrik_v)


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Franko P. schrieb:
> Es ist mir neu, dass es Geschwindigkeitssensoren gibt. Geschwindigkeit
> ist eine abgeleitete Größe. Auch eine Schwingspule ist nur ein
> Beschleunigungssensor.

No Sir ;)
Beschleunigung und Geschwindigkeit sind abgeleitete Größen des Weges 
(zweimal bzw einmal) ;)

Schwingspulensensoren (Siehe Geophone) sind Geschwindigkeitssensoren.
(Werden zB gerne in den Gondeln der Windkraftwerke eingesetzt und als 
Geophone /Seismometer). Analog der nach meinem Eindruck (den bisherigen 
Angaben) der für den Fragesteller bessere Sensor.

Die (DC fähigen) Servosensoren sind wieder Beschleunigungssensoren. Da 
wird die Spule zur Einprägung der Gegenkraft verwendet um eine Masse 
'ruhig' zur Referenzfläche zu halten.

Auch die sehr empfindlichen Seismometer arbeiten heutzutage überwiegend 
mit Servosensoren und eingebautem Integrator, bei Empfindlichkeiten von 
gerne 2000 V/(m/s).

BZGL MEMS: U.a. Analog Devices baut auch nicht so billige BS als MEMS, 
die gar nicht soo schlecht sind. Vieles in diesem Bereich hat aber 
DUAL-USE (Trägheitsnavigation)


Franko P. schrieb:
> Unterschied zwischen ICP und IEPE

Sind nur die Herstellerbezeichnungnen

ICP (PCB), Deltatron (B&K) sind Herstellerbezeichnungen, bei IEPE bin 
ich mir nicht sicher (Kistler?, Endevco?), CCLD (Constant Current Line 
Drive) gibts auch noch.  Es hat sich ein Quasistandard eingebürgert, es 
gibt dazu keine Norm.
Was Du beschreibst nennt sich TEDS (IEEE 1451), dabei wird bei IEPE 
Sensoren die Stromrichtung umgedreht und in diesem Betriebsmodus können 
Sensordaten gelesen (und geschrieben) werden. Nicht alle IEPE Sensoren 
können das, und einen TEDS-fähigen IEPE-Simulator müsste man sich bauen 
(lassen). Da ist der Bedarf zu gering :D . Ich würde aber nicht 
ausschließen, dass bei den Herstellern der Auslesegeräte (sprich TEDS 
fähigen IEPE-Verstärkern bzw Erfassungsgeräten) solche Teile in der 
Entwicklung stehen.

: Bearbeitet durch User
von Franko P. (sgssn)


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Bei Beschleunigungssensor und Geschwindigkeitssensor muss ich dir 
nochmals widersprechen. Wenn du einen Beschleunigungssensor auf etwas 
montierst und beschleunigst, bekommst du ein Signal so lange sich die 
Geschwindigkeit ändert. Sobald sich der gegenstand mit konstanter 
Geschwindigkeit bewegt, bekommst du kein Signal mehr. Damit sind das 
eben Beschleunigungssenosren und keine Geschwindigkeitssensoren. Welchen 
Geschwindigkeitssensor kennst du, der auch bei konstanter 
Geschwindigkeit ein Signal liefert?

Gruß

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Wenn es noch relevant ist...
Ich habe mal vor einiger Zeit das Modell eines KD35 (Metra
Mess- und Frequenztechnik) erstellt.
Bei Fragen dazu, einfach melden.

von Henrik V. (henrik_v)


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Weg- und Geschwindigkeitssensoren brauchen ein Bezugssystem. Der BS 
nicht, dem reicht die Kraft auf eine bekannte Masse.

Ein Doppler-(Radar/Laser)system wäre ein DC-fähiges Beispiel für einen 
Geschwindigkeitssensor. Funktioniert auch ohne Echo wenn die 
Sendefrequenz bekannt ist.
Oder eben ein Geophon, dessen Ruhemasse zwar nur eine begrenzte Strecke 
über funktioniert, gehöhrt auch dazu. Rege ein Geophon mit einem 
dreieckförmigen Wegverlauf an (im Rahmen der Wegbegrenzung also 
überwiegend konstante Geschwindigkeiten) und man erhält ein (etwa) 
rechteckiges, geschwindigkeitsproportionales Ausgangssignal. :)
Wie die Ecken aussehen sei mal egal, die dürfen auch Rund sein ;)

von Franko P. (sgssn)


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Vielleicht haben wir ja nur unterschiedliche Vorstellungen von einem 
Geschwindigkeitssensor. Klar kann man einen Radarsensor als einen 
Geschwindigkeitssensor ansehen, und der kommt der Vorstellung ja auch am 
Nächsten. Denn Geschwindigkeit als Größe Distanz/Zeit benötigt ein 
Bezugssystem. Aber die Sensoren, die eben nur bei Beschleunigung ein 
Signal liefern, und dazu gehört aber auch die Richtungsänderung, da 
unbeschleunigte Bewegung immer geradeaus ist, ist eben ein 
Beschleunigungssensor. ich habe mich im Rahmen meiner letzten Arbeit im 
Prüfstandsbau lange mit dem Thema abgequält....

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ein übliches Sensorprinzip besteht aus einer elastisch gelagerten 
seismischen Masse. Wird eine sehr steife Lagerung gewählt, ist die 
Trägheitskraft und damit bei bekannter seismischer Masse die 
Beschleunigung proportional zu Beschleunigung des Gehäuses 
(Gehäuseerregung). Bei einer sehr geringen Elastizität (weiche Lagerung 
der seismischen Masse) ist der Weg proportional zu Trägheitskraft. Bei 
einem Geophon wird die Bewegung der seismischen Masse über das 
Induktionsprinzip gemessen. Da die Lorentzkraft proportional zur 
Geschwindigkeit ist, wird also die Schwinggeschwindigkeit in eine 
proportionale Spannung gewandelt.
Wie wir sehen, ist die Bauform für alle drei Größen (Beschleunigung, 
Geschwindigkeit, Weg) im Prinzip gleich, nur die Dimensionierung bzw. 
die Gewinnung einer proportionalen Spannung unterscheidet sich.

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