Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik QTouch mit "großer" Kapazität


von Der D. (derdaniel)


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Hallo zusammen,

ich muss den Flüssigkeitsstand in einem Behälter mittels eines 
kapazitiven Sensors (zwei nahe beieinander liegende Kupferflächen) 
messen. Leider sind der Sensor und die Kabel nicht abänderbar.

Da ich mit den Pins sparsam sein muss, dachte ich als Messmethode an die 
QTouch-Methode von Atmel, welche nur einen Pin braucht. Was ich den 
QTouch Dokumenten und Beispielen entnehme, unterscheiden sich die 
Kapazität des Sensors und des Sample/Hold-Kondensators dort nur um den 
Faktor 10 und man kann aus einer Messung den Ladungstransfer hinreichend 
genau ablesen. In meinem Fall ist es aber mehr der Faktor 200.

Gemessene Kapazitäten sind:
- C_Leads = 165pF
- C_Dry = 134pF
- C_Wet = 1892pF

In der Theorie kein Problem, Sensor auf VCC laden und einfach
- dauernd ADC-Messungen machen, bis der ADC-Wert einen Schwellwert 
unterschreitet -> diskrete Füllstände
- ODER
- eine vorher festgelegte Anzahl ADC-Messungen machen und bei der 
letzten auswerten, auf welche Spannung der Sensor entladen ist -> 
kontinuierlicher Füllstand

Eine Kombi aus beidem geht natürlich auch.

Praktisch wird einem die Selbstentladung aufgrund Leckströme irgendwann 
ein Problem machen. Ich habe Leckströme noch nicht gemessen, gehe aber 
Stand jetzt mal davon aus, dass sie sich im Rahmen halten und relativ 
konstant bei wechselnden Umwelteinflüssen sind.

Meine Frage daher: hat jemand mit einer derartigen Messmethode, bei 
welcher C_s/h <<< C_t, schon Erfahrungen gesammelt? Oder alternative 
Ideen?

von Harald K. (kirnbichler)


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Der D. schrieb:
> Oder alternative Ideen?

Bau einen RC-Oszillator mit dem kapazitiven Sensor als 
frequenzbestimmendem Teil und miss dessen Frequenz.

Laut 
https://www.digikey.com/en/resources/conversion-calculators/conversion-calculator-555-timer 
(Astable) sollte das mit einem NE555 möglich sein.

Bei R1 = 10 kΩ und R2 = 100 kΩ
ergeben sich folgende Frequenzen
1
C       Frequ.
2
3
100 pF  68.6 kHz
4
200 pF  32.3 kHz
5
500 pF  13.7 kHz
6
  1 nF   6.9 kHz
7
  2 nF   3.4 kHz

Das sind jetzt willkürlich zusammengeklickte Werte, das lässt sich 
sicherlich optimieren.

von Εrnst B. (ernst)


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Der D. schrieb:
> In der Theorie kein Problem

Schau dir die Theorie hinter "QTouch" an, der ADC hat da nix verloren.

z.B.

Beitrag "qtouch - sekt oder selters"

: Bearbeitet durch User
von Der D. (derdaniel)


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Harald K. schrieb:
> Bau einen RC-Oszillator mit dem kapazitiven Sensor als
> frequenzbestimmendem Teil und miss dessen Frequenz.
Ein Schwingkreis war auch schon meine Idee, aber ich wollte nicht 
unbedingt mehr Chips dafür drauf bauen.

Εrnst B. schrieb:
> Schau dir die Theorie hinter "QTouch" an, der ADC hat da nix verloren.
Da habe ich wohl zwei Sachen vermischt. Ich bezog mich auf das hier 
https://ww1.microchip.com/downloads/en/Appnotes/doc8497.pdf QTouch*ADC*.

Das "klassische" QTouch verlässt sich auf die Langzeitstabilität der 
V_IH des Pins. Da die Hersteller hier nur Bereiche angeben und nicht 
über Stabilität sagen, ist mir der S/H Kondensator als "Referenz" dann 
doch lieber. Außerdem braucht es 2 Pins.

von Peter D. (peda)


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Der D. schrieb:
> Praktisch wird einem die Selbstentladung aufgrund Leckströme irgendwann
> ein Problem machen.

Die Messungen sind kurz genug, das sollte kein Problem sein.
Du brauchst nichtmal messen, sondern immer nur dem MUX zwischen GND und 
Eingang umschalten und etwas warten. Z.B. 100 mal und dann die Messung 
machen.

von Fred R. (Firma: www.ramser-elektro.at/shop) (fred_ram)


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von Der D. (derdaniel)


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Peter D. schrieb:
> Du brauchst nichtmal messen, sondern immer nur dem MUX zwischen GND und
> Eingang umschalten und etwas warten.

Das bringt mich auf eine Idee:
Kann man bei dem ATtiny 202 einen Pin gleichzeitig als ADC-Pin und 
AC-Pin schalten? Ich habe das Datenblatt durchsucht und nichts gefunden, 
was dagegen spricht. Aber da das kein Sandart-Fall ist, würde es mich 
nicht wundern, wenn das nicht beschrieben ist.

Die Idee ist, dass man den Spannungspegel am Pin per AC überwacht und 
den Sensor sukzessiv über den S/H-Kondensator, wie von Peter 
beschrieben, entlädt...

Peter D. schrieb:
> Die Messungen sind kurz genug, das sollte kein Problem sein.
Ich habe gerade mal den Leckstrom bei 10V gemessen: 1,25µA. Unter der 
Annahme, dass der linear mit der Spannung abnimmt, gibt das ein τ_dry 
von 1,6mS. Viel Zeit, da realistisch was zu messen, ohne die Ergebnisse 
vom vermutlich schwankenden Leckstrom versaut zu bekommen, bleibt da 
nicht.

Evtl. muss ich doch auf die alte QTouch-Methode umsteigen, mit größerem 
Kondensator, aber den AC zur Pegelmessung nehmen und nicht den V_IH.

: Bearbeitet durch User
von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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In Beitrag "Re: Was ist bzw. war Atmel QTouch?" hatte ich mit 
folgender Methode experimentiert:

Ausgangslage: Port auf Ausgang, alle Bits Null.
Messung startet: Port auf Eingang, interner Pullup aktiviert.
Nach einer von dir bestimmten Zeit (die bestimmt den 
Kapazitätsschwellwert) Port einlesen.
Danach wieder Ausgangslage, siehe oben.

Die Bits, die Null gelesen wurden, hatten die Kapazität überschritten.

von Peter D. (peda)


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Der D. schrieb:
> Ich habe gerade mal den Leckstrom bei 10V gemessen: 1,25µA.

Das sind ja nur 8MΩ, da ist die Isolation schon ziemlich schlecht.

Bei 250kHz ADC-Takt beträgt die S&H-Zeit 6µs, das könnte noch klappen, 
aber nicht mehr für 100 Umladungen.

von Klaus H. (hildek)


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Ingo W. schrieb:
> mit folgender Methode experimentiert ...

Ich auch mal. Den Ablauf hatte ich mal zusammengetragen, siehe Anhang.
Die Methode in der grünen Spalte scheint mir die bessere zu sein, weil 
es evtl. Störungen über die Elektrode verhindert.

Man muss die Schleifendurchläufe zählen, die ein Maß für die Kapazität 
am Touchbutton ist.

: Bearbeitet durch User
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