Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisfrage vorgespannter Transistor


von A. B. (sfalbuer)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo!

Ich möchte eine Konstantstromquelle einbauen und der Hersteller schlägt 
vor diese mit einem vorgespannten Transistor zu schalten. (Unten links)

Kann mir jemand erklären welchen Zweck die Widerstände haben?

Lg

A.B

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Basisstrombegrenzung und sichere Sperrung falls In/Out offen (hochohmig) 
ist.

Das sind absolute Grundlagen. Mit denen solltest du dich befassen wenn 
du den ersten Transistor in die Hand nimmst.

von A. B. (sfalbuer)


Lesenswert?

Ja, das habe ich mir schon gedacht. Aber die beiden Widerstände bilden 
auch ein Spannungsteiler mit einem Verhältnis von 2.1

Ist das auch von belang?

von Klaus H. (hildek)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Kann mir jemand erklären welchen Zweck die Widerstände haben?

'Vorgespannt' kenne ich in dem Zusammenhang nicht.
Aber die Widerstände sind doch ganz üblich: ein Basisvorwiderstand und 
optional, je nach Art der steuernden Quelle (z.B. dessen LOW-Pegel) auch 
der R zwischen B und E. Wahrscheinlich soll das das Ersatzbild eines 
Digitaltransitors darstellen. Da sind diese Widerstände eh eingebaut.
Der Transistor ist eh nur notwendig, wenn du die Stromquelle ein- und 
ausschalten willst.
Falls man das von einem µC aus steuern will und VCC auch für die 
µC-Versorgung verwendet wird, dann braucht man den Transistor ebenfalls 
nicht.

von Gerald K. (geku)


Lesenswert?

Rext und sein Parallelwiderstand bestimmen den Strom der 
Konstantstromquelle.

0,7 ist der Spannungsabfall an der Diode (die zweite Diode kompensiert 
den Spannungsabfall an der Basis-Emitter-Strecker)

von Klaus H. (hildek)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Ja, das habe ich mir schon gedacht. Aber die beiden Widerstände bilden
> auch ein Spannungsteiler mit einem Verhältnis von 2.1
>
> Ist das auch von belang?

Nenne halt mal ein paar mehr Details: VCC, wer steuert an, mit welchen 
Pegeln, welche Widerstandswerte sind genannt usw.

von Gerald K. (geku)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Ja, das habe ich mir schon gedacht. Aber die beiden Widerstände
> bilden auch ein Spannungsteiler mit einem Verhältnis von 2.1
> Ist das auch von belang?

Wesentlich ist der Strom, der an der Basis des Transistors, aufgebracht 
werden muss, damit der Transistor sicher durch gesteuert wird.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Kann mir jemand erklären welchen Zweck die Widerstände haben?

Damit der Transistor nicht kaputt geht, und bei offenem Eingang sicher 
abgeschaltet ist.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?


von A. B. (sfalbuer)


Lesenswert?

> 'Vorgespannt' kenne ich in dem Zusammenhang nicht.

Mouser listet diese art der Transistoren,. also mit eingebauten 
Widerständen, unter diesem Begriff:

https://www.mouser.de/c/semiconductors/discrete-semiconductors/transistors/bipolar-transistors-pre-biased/

Daher dachte ich, die Dinger heißen so :D

Die Versorgungsspannung ist 24V und wenn der uC auf 5V schaltet dann 
fließt ja immer noch ein Strom und die LEDs werden nicht ausgehen (meine 
Annahme) daher der Transistor.

: Bearbeitet durch User
von A. B. (sfalbuer)


Lesenswert?


von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Aber die beiden Widerstände bilden auch ein Spannungsteiler mit einem
> Verhältnis von 2.1
> Ist das auch von belang?
Das ist eine übliche Transistorbeschaltung. Die Widerstandswerte hängen 
davon ab, womit der Transistor angesteuert wird und was er zu schalten 
hat.

Da gabs eine Diskussion zur Innenbeschaltung der ULN-Treiber. Im 
Beitrag "ULN2803 Widerstand" kannst du die Überlegungen 
zu solchen Widerständen und deren Werten mal nachvollziehen.

A. B. schrieb:
> einem vorgespannten Transistor
Hast du dir den Begriff selber ausgedacht? Denn technisch gesehen ist da 
nicht irgendwie "vorgespannt".

: Bearbeitet durch Moderator
von Steve van de Grens (roehrmond)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Aber die beiden Widerstände bilden
> auch ein Spannungsteiler mit einem Verhältnis von 2.1

Das wäre nur der Fall, wenn beide Widerstände den gleichen Wert haben. 
Kann sein, muss nicht.

Allerdings: ab ca. 0,7V aufwärts leitet die B-E Strecke des Transistors, 
so dass die Spannung (am unteren Widerstand) nur minimal darüber 
ansteigen kann.

: Bearbeitet durch User
von Dietrich L. (dietrichl)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Mouser listet diese art der Transistoren,. also mit eingebauten
> Widerständen, unter diesem Begriff:
>
> 
https://www.mouser.de/c/semiconductors/discrete-semiconductors/transistors/bipolar-transistors-pre-biased/
>
> Daher dachte ich, die Dinger heißen so :D

Nach DeepL Translate kann man das auch als "Vorwiderstand" übersetzen:
https://www.deepl.com/translator#en/de/Biasing%20Resistor
Das würde den hiesigen Sprachgebrauch besser treffen...

von Steve van de Grens (roehrmond)


Lesenswert?

Pre-Bias = vorgespannt

Das kannte ich so auch noch nicht. Ich kannte solche Transistoren bisher 
als "mit integrierten Widerständen".

von Gerald K. (geku)


Lesenswert?

Steve van de Grens schrieb:
> Pre-Bias = vorgespannt
> Das kannte ich so auch noch nicht. Ich kannte solche Transistoren bisher
> als "mit integrierten Widerständen".

Pre-Bias würde ich verstehen wenn der Widerstand nicht zwischen 
Basis-Emitter sondern zwischen Basis-Kollektor sitzt. Dann ist die Basis 
mit einem Strom "Pre-biased".

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Daher dachte ich, die Dinger heißen so :D
Das bei Mouser ist einfach eine falsch und unglücklich gewählte 
Übersetzung. Denn "Bias" kann zwar als "Vorspannung" übersetzt werden, 
"biasing" aber auch als "beeinflussen" oder "beeinflussend":
- https://www.deepl.com/translator#en/de/bias
- https://www.deepl.com/translator#en/de/biasing

Und dann sind wir schon ganz nah dran, denn "Beeinflussen" tut das "bias 
resistor network" den Transistor tatsächlich:
- 
https://toshiba.semicon-storage.com/eu/semiconductor/knowledge/faq/mosfet_common/what-is-a-bias-resistor-built-in-transistor.html

Die Definition von "Bias" ist sowieso eine sehr Weitläufige:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Bias

Dabei ist dann Bias in der Elektronik eine "konstante Größe, die einem 
Nutzsignal überlagert wird". Und diese "Überlagerung" ist eben ein 
"Herunterteilen" statt eines zusätzlichen "Vorspannens".

: Bearbeitet durch Moderator
von Klaus H. (hildek)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
>> 'Vorgespannt' kenne ich in dem Zusammenhang nicht.
>
> Mouser listet diese art der Transistoren,. also mit eingebauten
> Widerständen, unter diesem Begriff

Naja, man kann den Begriff 'Built-In Biasing Resistors' der in einem 
Datenblatt steht, auch mit 'eingebaute (Vor-)Widerstände' übersetzen. 
Das trifft es besser.
Sagt man dazu 'Digitaltransistor' (der Begriff taucht bei Mouser auch 
auf), dann wissen deutlich mehr Leute, was gemeint ist :-).
Die Dinger gibt es, um für viele üblichen Anwendungen in der 
Digitaltechnik externe Widerstände und damit Layoutplatz und 
Bestückungsaufwand zu sparen. Rechnet sich dann bei großen Stückzahlen.

Das lässt sich funktionsgleich mit jedem Standardtransistor nachbauen; 
du brauchst deshalb keine Bestellung anleiern.

: Bearbeitet durch User
von A. B. (sfalbuer)


Lesenswert?

OK danke schonmal Leute!

Eine letzte Frage:

Der Hersteller empfiehlt diesen Transistor:

https://datasheet.lcsc.com/lcsc/2302131030_Nexperia-PDTC124XU-115_C426851.pdf

Funktioniert es damit am 5V I/O vom uC?

Ich denke schon, wollte nur mal auf Nummer sicher gehen.

Lg

A.B

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Die Versorgungsspannung ist 24V und wenn der uC auf 5V schaltet dann
> fließt ja immer noch ein Strom und die LEDs werden nicht ausgehen (meine
> Annahme) daher der Transistor.

Ja, so ist das in dem Falle auch.
Und da das ein bipolarer Transistor ist (npn bzw. pnp), mit einer 
pn-Strecke zw. B und E, hat man da ein Dioden-Verhalten. Also 
exponentiell mit der Ube steigender Strom "bis ins Unendliche". Daher 
der eine R. Der andere R gegen Masse macht daraus noch einen 
Spannungsteiler, was immer ganz gut ist, wenn der L-Pegel (welcher ja 
nicht unbedingt genau 0V ist) der Quelle für den Transistor immer noch 
zu hoch ist. Ansonsten eigentlich nicht nötig, bzw. nur in spezielleren 
Fällen.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Eine letzte Frage:
>
> Der Hersteller empfiehlt diesen Transistor:
>
> https://datasheet.lcsc.com/lcsc/2302131030_Nexperia-PDTC124XU-115_C426851.pdf
>
> Funktioniert es damit am 5V I/O vom uC?
>
> Ich denke schon, wollte nur mal auf Nummer sicher gehen.

Eigentlich kannste an der Stelle jeden Kleinleistungs-T nehmen. Er muß 
eben npn sein, die paar mA oder µA in C und Basis, die durch die 
Schaltungsumgebung vorgegeben werden, und Vcc lässig vertragen.
Da Deine Wahl ein Digital-T ist, drauf achten, daß bei 5V-Ansteuerung 
auch wirklich auch wirklich voll durchgeschaltet werden kann, bzw. der 
nötige Strom für die Ansteuerung des oberen T aufgebracht werden kann 
(hängt von Dimensionierung der oberen R bzw. auch Last ab - wir wissen 
ja nicht, um welche Ströme es hier so geht ...

von Klaus H. (hildek)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Funktioniert es damit am 5V I/O vom uC?

Im Prinzip ja, aber du hast nicht gesagt, welche Konstantstromquelle du 
einsetzen willst. Da steht im Datenblatt, welchen Steuerstrom benötigt 
wird. Den muss dein Transistor (auch unbekannt) eben können, wobei es 
sehr aber wahrscheinlich ist, dass es kleine Ströme sind. Es wäre 
generell sinnvoll, alle verwendeten Bauteile schon im Eröffnungsbeitrag 
zu benennen.
Außerdem: so ein Digitaltransistor ist genau dafür gedacht, dass er 
direkt von 5V oder auch 3.3V angesteuert werden kann.
Und wie schon mehrfach gesagt, du kannst jeden normalen NPN nehmen 
(BC547 o.ä.) und die Widerstände extern anbringen.

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

A. B. schrieb:
>> 'Vorgespannt' kenne ich in dem Zusammenhang nicht.
>
> Mouser listet diese art der Transistoren,. also mit eingebauten
> Widerständen, unter diesem Begriff:
>
> 
https://www.mouser.de/c/semiconductors/discrete-semiconductors/transistors/bipolar-transistors-pre-biased/
>
> Daher dachte ich, die Dinger heißen so :D
>


Und Nexperia listet sie unter RET auf:

https://www.nexperia.com/products/bipolar-transistors/resistor-equipped-transistors-rets/

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Klaus H. schrieb:
> Das lässt sich funktionsgleich mit jedem Standardtransistor nachbauen;
> du brauchst deshalb keine Bestellung anleiern.

Insbesondere weil die RET bzw. digitaltransistoren eine sehr grosse 
Streubreite der integrierten Widerstände (+/- 30%) haben:
Für Einzelstücke lohnt es eher das diskret mit Standardtransistoren 
aufzubauen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

A. B. schrieb:
> Der Hersteller empfiehlt diesen Transistor:
Der hat laut DB
1
                                min  typ   max
2
R1    bias resistor 1 (input)  15.4   22  28.6 kΩ
3
R2/R1 bias resistor ratio       1.7  2.1   2.6

Andrew T. schrieb:
> Insbesondere weil die RET bzw. digitaltransistoren eine sehr grosse
> Streubreite der integrierten Widerstände (+/- 30%) haben
... sollte man da ggfs. genau nachrechnen.
Im schlimmsten Fall beginnt der Transistor also bei 0,6V*2,6 = 1,6V am 
Eingang zu leiten. Passt soweit.

Und es fließen schlimmstenfalls bei 5V aus dem µC-Pin bis zu 
(5V-0,7V)/15,4 kΩ + 0,7V/(15,4 kΩ/2,6) = 400µA. Dürfte auch jeder µC 
Ausgang "hinreichend" schaffen.

Wo man allerdings aufpassen muss ist die Übersteuerung des Transistors 
als Schalter (und das ist ja der eignetliche Zweck dieser digitalen 
Transistoren): wenn man bei einem Basisstrom von mindestens 
(5V-0,7V)/28,6 kΩ - 0,7V/(28,6 kΩ/2,6) = 90µA die Fig. 2 im Datenblatt 
anschaut, dann passt das wegen Ic/Ib=20 mit der niedrigen Ucesat sicher 
nur bis 90µA*20 = 18mA Kollektorstrom. Auch wenn der Transistor an sich 
bis zu 100mA spezifiziert ist...

Kurz: da mag zwar "digital" dranstehen, das Ding ist und bleibt aber ein 
analoger Transistor mit allen Freiheitsgraden.

: Bearbeitet durch Moderator
von Klaus H. (hildek)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> das Ding ist und bleibt aber ein
> analoger Transistor mit allen Freiheitsgraden.

Eben nicht mit allen Freiheitsgraden! Man kann doch die Widerstände 
nicht den Bedürfnissen anpassen ...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Hmm, richtig, schlechte Wortwahl.

Streiche "Freiheitsgrade", setze "Eigenarten, Unzulänglichkeiten und 
Toleranzen".

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
>     Der hat laut DB                 min  typ   max
>     R1    bias resistor 1 (input)  15.4   22  28.6 kΩ
>     R2/R1 bias resistor ratio       1.7  2.1   2.6
> ...
> Wo man allerdings aufpassen muss, ist die Übersteuerung des Transistors
> als Schalter (und das ist ja der eignetliche Zweck dieser digitalen
> Transistoren): wenn man bei einem Basisstrom von mindestens
> (5V-0,7V)/28,6 kΩ - 0,7V/(28,6 kΩ/2,6) = 90µA
  (5V-0,7V)/28,6 kΩ - 0,7V/(28,6 kΩ * 1,7) = 140µA

Denn R2/R1 = 1,7 und somit ist R2 = R1 * 1,7 = 28,6 kΩ * 1,7.

> wenn man bei einem Basisstrom von mindestens
> (5V-0,7V)/28,6 kΩ - 0,7V/(28,6 kΩ/2,6) = 90µA die Fig. 2 im Datenblatt
> anschaut, dann passt das wegen Ic/Ib=20 mit der niedrigen Ucesat sicher
> nur bis 90µA*20 = 18mA Kollektorstrom.
Sogar nur 90µA*20 = 1,8 mA Kollektorstrom!

Wenn man sich Fig. 3 anschaut, kommt man wohl mit einer Steuerspannung 
von 5V bis max 30 mA Kollektorstrom bei Ucesat = 0,3V. Aber so richtig 
sicher spezifiziert ist das nicht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Alexander S. schrieb:
> (5V-0,7V)/28,6 kΩ - 0,7V/(28,6 kΩ * 1,7) = 140µA
Richtig, der R2 ist ja hochohmiger als der R1 und der niederohmigste R2 
(also der, der am meisten Basisstrom vom höchstohmigen R1 nach Masse 
"abzweigt") ist dann 48 kΩ.

> Sogar nur 90µA*20 = 1,8 mA Kollektorstrom!
Stimmt, Zehnerpotenz verrutscht. Und korrekterweise auch deine 140µA 
statt 90µA.

Allerdings brauchen wir hier in der Anwendung keine vollständige 
Durchsteuerung/Sättigung des Transistors, sodass es hier auch bei 
höheren Kollektorströmen noch gut geht und wir mit hfe=100 rechnen 
können.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.