Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Maximale Bus-Frequenzen auf Lochraster


von Christian (christian_j178)


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Hallo,
ich frage mal in die Runde: Mein ESP32 bespielt einen SPI Bus, der auf 
eine Reihe 74HCT595er Port Expander geht. Der Stein kann bis 80Mhz 
takten laut Datenblatt. Der Esp32 schaltet noch deutlich schneller einen 
Pin, die SPI taktet den Bus bis 80 Mhz.

Frage: Bei 5cm langen 0,2CuL Leitungen, die unter der Platine laufen, wo 
läge da die Grenzfrequenz ab der sich die Rechteck-HF im Raum ausbreitet 
und die Signale immer mehr verfälscht werden? Und fahre ich mit 
Terminator-Widerständen vielleicht besser, die am Ende der Leitung gegen 
Masse gelötet werden? So dass etwas mehr Strom fliesst. Sagen wir mal 
10kOhm?

Gruss,
Christian

von Harald K. (kirnbichler)


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CuL-Leitungen verhalten sich nicht signifikant anders als Leiterbahnen. 
Leiterbahnen machen es einem nur einfacher, eine Groundplane etc. zu 
bekommen.

Was bei Lochrasteranwendungen kritisch ist, ist die Stromversorgung, da 
sollte man mit SMD-Keramikelkos direkt an den Pins der ICs nicht geizen, 
und für die Stromversorgungsleitungen auch anderen als CuL-Draht 
verwenden.

Christian schrieb:
> wo läge da die Grenzfrequenz ab der sich die Rechteck-HF im Raum ausbreitet
> und die Signale immer mehr verfälscht werden?

Man kann auch über längere Leitungen sehr viel höherfrequente Signale 
übertragen, ohne daß die dadurch verfälscht werden.

Bei nur 5cm Leitungslänge dürftest Du Dir um Abschlusswiderstände o.ä. 
noch keine Gedanken machen müssen.

von Motopick (motopick)


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> mit
> Terminator-Widerständen vielleicht besser, die am Ende der Leitung gegen
> Masse gelötet werden?

Ueblicherweise benutzt man eine Serienterminierung die am
Einspeisepunkt, also an einem Ausgang, sitzt.
Die Groesse des Widerstandes ermittelt man experimentell.
Erfahrungsgemaess sind ca. 20 Ohm eine gute Wahl.

Ist ein Signal bidirektional, kann man auch auf beiden Seiten
seriell terminieren. Oder einmal in der Mitte. :)

Ich hoffe mal du hast ein schnelles Oszi und genug Erfahrung,
solche Signale auch richtig zu messen.

Edith:
Man braucht bei wirklich schnellen Signalen auch einen aktiven
Tastkopf mit wirklich niedriger Eingangskapazitaet.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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Christian schrieb:
> Hallo,
> ich frage mal in die Runde: Mein ESP32 bespielt einen SPI Bus, der auf
> eine Reihe 74HCT595er Port Expander geht. Der Stein kann bis 80Mhz
> takten laut Datenblatt.

Welcher Stein? Meinst du das Schieberegister? Das kann keine 80MHz.

> Der Esp32 schaltet noch deutlich schneller einen
> Pin, die SPI taktet den Bus bis 80 Mhz.

Schön, aber nicht praxisrelevant.

> Frage: Bei 5cm langen 0,2CuL Leitungen, die unter der Platine laufen, wo
> läge da die Grenzfrequenz ab der sich die Rechteck-HF im Raum ausbreitet

Ohje! Was für eine Esotherik!

> und die Signale immer mehr verfälscht werden?

Für eine paar Schieberegister auf Lochraster braucht es keine 80MHz, 
bestenfalls 8MHz. Und das Kritische ist nicht die Frequenz, sondern die 
minimale Anstiegszeit. Siehe Wellenwiderstand.

> Und fahre ich mit
> Terminator-Widerständen vielleicht besser, die am Ende der Leitung gegen
> Masse gelötet werden?

Ja, aber.

> So dass etwas mehr Strom fliesst. Sagen wir mal
> 10kOhm?

Unsinn. Eine HF-Terminierung muss immer im Bereich des Wellenwiderstands 
sein. Alles was Faktor >3 davon weg ist, ist HF-technisch nicht wirksam. 
Typische Wellenwiderstände liegen bei ca. 20-200Ohm, je nach 
Leitungsgeometrie.

von Michael B. (laberkopp)


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Christian schrieb:
> Mein ESP32 bespielt einen SPI Bus, der auf eine Reihe 74HCT595er Port
> Expander geht. Der Stein kann bis 80Mhz takten laut Datenblatt

Aber nicht der 595.

Damit hat sich deine Frage erübrigt.

Bei zu schneller Anstiegsrate des ESP Ausgangs kann ein 
Serien-SMD-Widerstand helfen, Klingeln und Reflektionen zu bedämpfen.

Lochraster hat ja ublicherweise Leiterbahnabstande um 2.5mm und dicke 
Leitungen aus Lot oder Draht.

Du meinst wohl Fädeltechnik, eventuell sogar mit Kupferlackdraht. 
Verlegt man den kreuz und quer, ist das Übersprechen gering, aber die 
Hin-Strom sollte räumlich nahe am Rück-Strom liegen und die Enden gut 
abgeblockt sein.

Das gilt aber auch fur schnelles Leiterplattenlayout.

von Christian (christian_j178)


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Habe mich vertan, 15 Mhz taktet der 595er maximal. Oszi habe ich, bis 
40Mhz.  Schaue mir das Signal einfach mal an, wie es sich verändert mit 
der Frequenz. Hatte gehofft da gäbe es Faustregeln.

Grad gefunden:
https://www.mikrocontroller.net/articles/Wellenwiderstand

Meine Leitung ist nicht als lang zu betrachten und unter 2-3 Mhz dürfte 
alles im grünen Bereich sein.

: Bearbeitet durch User
von Motopick (motopick)


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> 15 Mhz taktet der 595er maximal

Ja schade das es keine AC595 gibt. Da waeren 100 MHz gar kein Problem. 
:)

von Zino (zinn)


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74AHC595 gibt es aber, unter gewissen Randbedingungen (wie immer) kommt 
der auf 120 MHz.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Ich hatte mal an einer schmalen Seite einen AVR und dann über die 
Platine verteilt 6 Schieberegister. 16 MHz ging in meinem Fall so gerade 
eben. Sicherheitshalber bin ich deutlich darunter gegangen.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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Christian schrieb:
> Habe mich vertan, 15 Mhz taktet der 595er maximal. Oszi habe ich, bis
> 40Mhz.

Naja, besser als nix, aber viel sehen wird man da nicht. Sprich, die 
kritischen Signalstörungen der Flanke liegen meist deutlich höher.

> Meine Leitung ist nicht als lang zu betrachten und unter 2-3 Mhz dürfte
> alles im grünen Bereich sein.

Lies den Artikel Wellenwiderstand noch einmal und überdenke diese 
Aussage.

von Christian (christian_j178)


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Zino schrieb:
> 74AHC595 gibt es aber, unter gewissen Randbedingungen (wie immer) kommt
> der auf 120 MHz.

Nope, 50Mhz tackert der maximal:

https://www.ti.com/lit/ml/scla013d/scla013d.pdf

von Christian (christian_j178)


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Falk B. schrieb:
> Lies den Artikel Wellenwiderstand noch einmal und überdenke diese
> Aussage

habe ich schon. Die Flankensteilheit ist das Maß der Dinge, denn wie wir 
alle wissen ist ein Rechtecksignal eine Fourierreihe und je steiler die 
Flanke, desto höher gehen die Frequenzanteile.

von Motopick (motopick)


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> Nope, 50Mhz tackert der maximal

Wenn du so ein treuer Datenblattleser bist, dann bleib bei den 50 MHz.

Postfaktisch:
Saemtliche synchronen Zaehler der AC-Serie schaffen leicht mehr
als 100 MHz. Da sollte ein "popliges" Schieberegister das ja wohl
auch schaffen.

Welchen SPI-Takt traust du einem chinesischen ILI9341 LCD denn so zu? :)

von Zino (zinn)


Angehängte Dateien:

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Christian schrieb:
> Nope, 50Mhz tackert der maximal:

Unter gewissen Bedingungen sogar 170 MHz.
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/sn74ahc595.pdf

von Harald K. (kirnbichler)


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Christian schrieb:
> Nope, 50Mhz tackert der maximal:
>
> https://www.ti.com/lit/ml/scla013d/scla013d.pdf

Du hast gesehen, von wann das ist? Februar 2000.

Dem würde ich weniger Stellenwert geben als einem aktuellen Datenblatt.

von Daniel S. (supernova01)


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Christian schrieb:
> Grad gefunden:

Den Link dazu hattest du schon lange vorher inkl. wichtiger Hinweise von 
Falk bekommen, einfacher wird es, wenn man die Antworten auf seine 
Fragen auch liest...

Beitrag "Re: Maximale Bus-Frequenzen auf Lochraster"

ansonsten wäre es unlogisch zu fragen...

Christian schrieb:
> Nope, 50Mhz tackert der maximal:

Zum tackern nimmst du am besten einen Tacker.

: Bearbeitet durch User
von Zino (zinn)


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Ja, das SN74AHC595-Datenblatt von meiner Festplatte, das ich zuerst 
erwischte, sagte noch 120 MHz. Das war, wenn die Erinnerung nicht trügt, 
von 2003 und ist jetzt durch die aktuelle Version überschrieben.

Üblicherweise sind Logikbausteine, die einen Takt verarbeiten 
(Flip-Flops u.ä.) sowie Pegelwandler (z.B. '8T245) schneller als andere 
Bausteine derselben Familie. Auch gibt es Logikfamilien, bei denen 
manche Bausteine 5 V am Eingang tolerieren, obwohl die Logikfamilie es 
im Allgemeinen nicht tut. Ich habe eine dunkle Erinnerung an eine 
Familie, bei der '1G14 (Solo) 5-V-tolerant ist, '14 (Sechserpack) aber 
nicht.

Ich kam mal bei einem Logikbaustein vorbei, bei dem die Tolerierung von 
5 V vom Hersteller abhängt (bei Diodes Inc war das im Datenblatt 
garantiert, bei den anderen Herstellern nicht). Ebenso hängt es manchmal 
vom Hersteller ab, ob die Eingänge Schmitt-Trigger haben oder nicht. 
Leider ist mir gerade kein Beispiel für diese beiden Fälle präsent.

Worauf ich hinaus will: Datenblatt des Bausteins lesen, nicht das 
Datenblatt für die Logikfamilie! Und zwar vom Hersteller des Chips.

von Joachim B. (jar)


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Zino schrieb:
> Worauf ich hinaus will: Datenblatt des Bausteins lesen

das wird aber nicht immer aktualisiert, wenn der Wafer Prozess wechselt 
und die Strukturen schrumpfen kann es sein das der Baustein höhere Takte 
verträgt aber das muss nicht unbedingt ins Datenblatt einfliessen.

Selbst erlebt beim WD1772-2, das Datenblatt hielt immer noch am Takt 
8MHz fest obwohl die 2te Revision 16MHz vertrug.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Saemtliche synchronen Zaehler der AC-Serie schaffen leicht mehr
> als 100 MHz.

Mit UHC Gattern hab ich schon lustige Stoerungen bei um die 300Mhz 
gesehen, allerdings brauchst du da auch wenigstens ein 500Mhz Oszi und 
einen entsprechenden aktiven Tastkopf. Mit einem 40Mhz Oszi wie vom TO 
kann man jede weitere Messung vergessen weil das Signal auf dem Oszi 
immer super aussehen wird.

Noch was zur Machbarkeit, ich hab vor vielen Jahren mal einem DSP auf 
Lochraster mit Faedeldraht externes Sram mit 40MHz Zugriffraten 
verpasst. Hat wunderbar funktioniert. Haette aber vermutlich in der EMV 
den Messempfaenger gesprengt. :-D

Vanye

von P. S. (namnyef)


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Wenn man auf Dinge achtet wie:
- Saubere Führung von Hin- und Rückleiter
- Geeignete Entkopplung der beteiligten ICs
- Verlangsamung der Schaltflanken so weit wie möglich durch 
Serienwiderstände am Beginn der Leitung
- Terminierungswiderstände, falls nötig

... sollte jeder mit einem ESP32 realisierte SPI-Bus auch auf Lochraster 
machbar sein.

von Harald K. (kirnbichler)


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Joachim B. schrieb:
> Selbst erlebt beim WD1772-2

Das ist jetzt aber auch schon ein paar Jahrhunderte her, damals, als 
Datenblätter noch auf Papier gedruckt wurden.

Woher hast Du dann eigentlich die Information genommen, daß auch 16 MHz 
funktionieren? Mund-zu-Mund-Propaganda?

von Ge L. (Gast)


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Harald K. schrieb:

> Woher hast Du dann eigentlich die Information genommen, daß auch 16 MHz
> funktionieren? Mund-zu-Mund-Propaganda?

Einen Atari ST-Besitzer gefragt? Wenn man den FDC-Chip übertaktet hat, 
dann konnten die Rechener auch HD-Laufwerke bedienen.

von Harald K. (kirnbichler)


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Soul E. schrieb:
> Einen Atari ST-Besitzer gefragt? Wenn man den FDC-Chip übertaktet hat,

Und jetzt erklärst Du bitte noch, was "übertakten" mit /zugesicherten 
Eigenschaften/ eines Bauteils zu tun hat.

Danke.

von Motopick (motopick)


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Huch. In meinem 10 MHz "Turbo"-XT steckt auch ein 5 MHz 8087er.
Den hab ich nicht gefragt ob er will. Bis jetzt, und das seit
einigen Jahren, rechnet er die Sinuesse doppelt so hurtig aus,
als bei 5 MHz.

Oder mein erster 386er. Da war ich mit einem Kumpel zusammen
"einkaufen".  Aergerlicherweise steckte in seinem Board ein 20 MHz
Oszillator. In meinem nur die 16 MHz Variante. :(
Aber der Oszillator war ja gesockelt und ein 24 MHz rasch bescahfft.

Erlaubt ist im privaten Umfeld, was gefaellt...

von Harald K. (kirnbichler)


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Motopick schrieb:
> Huch. In meinem 10 MHz "Turbo"-XT steckt auch ein 5 MHz 8087er.

Oh, ein Troll. Sag' das doch gleich.

Du brauchst keine Datenblätter. Du hältst Dich ja sowieso nicht an das, 
was da drinsteht.

Machst Du das mit der Betriebsspannung der von Dir verwendeten Bauteile 
auch so, und wenn nein, wieso eigentlich nicht?

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