Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Platinenanalyse -- Kühlschrankfernsteuerung


von Florian (loetflo)


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Moin zusammen,

mein derzeitiges (Spaß-)Projekt ist es die Temperatureinstellung eines 
alten Kühlschranks fernzusteuern. Das habe ich mir anscheinend leichter 
vorgestellt, als es ist, da meine erste Lösung Störsignale hervorruft.

Aber im Detail: Ich habe ein kleines "Fernsteuermodul" aufgebaut aus 
einem Tasmota-bespielten Esp8266 und zwei Relaismodulen [1]. Die 
Plus/Minus Taster der Kühlschrankplatine habe ich parallel an (die 
Normally Open Eingänge) der Relais gehängt. Die Fernschaltung der Taster 
funktioniert auch einwandfrei, so dass die Solltemperatur nun 
einstellbar ist.

Das Problem: Nach einigen Minuten ohne Schaltvorgängen und offenen 
Relais, aber mit bestromtem "Fernsteuermodul" schaltet der Kühlschrank 
in den Supercool/Dauerkühl Modus, der einer weiteren Taste/LED 
entspricht. Nicht bestromt passiert dies nicht. Ich dachte, durch die 
galvanische Trennung mittels Relais sollte so etwas nicht vorkommen. 
Aber Essig.

Anbei findet ihr ein Bild der Platine mit der hinzugefügten Verkabelung. 
Die grüne Rückseite habe ich vertikal gespiegelt, so dass die 
Zusammenhänge zu den Bauteilen der Vorderseite leichter herzustellen 
sind. Die Tasterzuordnung ist:
1: Ein/Aus
2: Plus (Sollwert der Temperatur erhöhend)
3: Minus
4: Superfrost
5: Supercool

Die beiden länglichen ICs sind 74HC4094 Schieberegister.
Der kleine quadratische ganz rechts ist ein 24CO2WP Speichermodul.
Die graue 10-adrige Verbindung geht auf eine zweite Platine, hier findet 
sich ein ST72F 325 J6T6 Mikrocontroller.

Mir fehlen nun leider die Kenntnisse, um zu wissen, wo ich weitersuchen 
müsste, geschweige denn um das Problem zu lösen. Insbesondere kann ich 
nicht  nachvollziehen, wie die Tastendrücke (serialisiert?) ausgelesen 
werden. Es wäre auch akzeptabel den Supercool Modus komplett zu 
deaktivieren. Ich freue mich über Hilfe.





[1]: https://www.reichelt.de/d1-shield-relais-d1z-relais-p266083.html

von Harald K. (kirnbichler)


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Florian schrieb:
> Die Plus/Minus Taster der Kühlschrankplatine habe ich parallel an
> (die Normally Open Eingänge) der Relais gehängt.

Eingänge? Du meinst "Ausgänge", bzw. deren Schaltkontakte.

Wie lang sind die Leitungen zwischen Deinen Relais und den Tastern?

Die könnten wunderbar Antenne spielen und dafür sorgen, daß die Platine 
sich irgendwas einfängt.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Meinst du wirklich, dass man deine Frage ohne Schaltplan (zumindest von 
deinem Teil) klären kann?

Es könnte auch an der Software liegen. Was gerne mal vergessen wird: der 
Watchdog Reset und was dabei an den I/O Pins des ESP passiert.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Woher kommt der Saft für den ESP?

von David (hameg)


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Steve van de Grens schrieb:

> Es könnte auch an der Software liegen. Was gerne mal vergessen wird: der
> Watchdog Reset und was dabei an den I/O Pins des ESP passiert.


Das sollte aber wenn dann nur Einfluss auf die relais haben, die ja dann 
im "Normalfall" nur die + oder - taste betätigen. Der Fehler liegt ja 
darin, dass etwas geschaltet wird, das gar nicht mit den relais direkt 
verbunden ist.

Harald K. schrieb:
> Die könnten wunderbar Antenne spielen und dafür sorgen, daß die Platine
> sich irgendwas einfängt.

würde ich auch drauf tippen. "nach einigen minuten" klingt fast danach, 
dass der kompressor anspringt und durch den schalter/relais an dem der 
hängt dann ein impuls auf die anschlussleitungen eingestreut wird o.ä.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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David schrieb:
> Der Fehler liegt ja darin, dass etwas geschaltet wird,
> das gar nicht mit den relais direkt verbunden ist.

Was stark für Florians Vermutung bezüglich "Antennen" spricht. Da stimme 
ich zu.

: Bearbeitet durch User
von Florian (loetflo)


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Harald K. schrieb:
>
> Eingänge? Du meinst "Ausgänge", bzw. deren Schaltkontakte.

Genau, die Kabel aus dem Bild gehen natürlich an die Schaltkontakte.


> Wie lang sind die Leitungen zwischen Deinen Relais und den Tastern?
>
> Die könnten wunderbar Antenne spielen und dafür sorgen, daß die Platine
> sich irgendwas einfängt.

Die haben schon so 80cm und ist natürlich ungeschirmte Litze. Aber macht 
es dann Sinn, dass ohne bestromten ESP nichts passiert ?

Steve van de Grenz aus #7518814
> Meinst du wirklich, dass man deine Frage ohne Schaltplan (zumindest von
> deinem Teil) klären kann?
Der ESP8266 ist von der Wemos D1 Mini Bauart: 
https://www.reichelt.de/d1-mini-kompatibles-esp8266-board-v2-0-d1-mini-p253978.html
Da auch Reichelt Nachbauten verkauft, weiß man nicht unbedingt, ob dort 
das hier drin steckt: 
https://www.wemos.cc/en/latest/_static/files/sch_d1_mini_v4.0.0.pdf
Das Relais Shield sollte so aufgebaut sein: 
https://www.wemos.cc/en/latest/_static/files/sch_relay_v2.0.0.pdf
Das könnte ich zumindest mal verifizieren.

Die Relais hängen bisher an IO4/IO5, da diese beim Start nicht ungewollt 
gesetzt werden.

> Es könnte auch an der Software liegen. Was gerne mal vergessen wird: der
> Watchdog Reset und was dabei an den I/O Pins des ESP passiert.
Wie kann ich da weiter nachforschen?


Von H.H. #7518816
> Woher kommt der Saft für den ESP?
Der wurde tatsächlich nur mit einem 300mA Netzteil über den Micro-USB 
Port bestromt. Habs jetzt mal gegen eins mit 2A ersetzt.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Florian schrieb:
> Die haben schon so 80cm und ist natürlich ungeschirmte Litze. Aber macht
> es dann Sinn, dass ohne bestromten ESP nichts passiert ?

Jede Leitung ist eine Antenne. Ganz besonders Leitungen mit offenen 
Enden.

Also: ja.

Da die Taster vermutlich Bestandteil einer Matrix-Schaltung sind, kannst 
du da auch nicht einfach so Widerstände rein hängen. Deswegen würde ich 
abgeschirmte Kabel versuchen. Und zwar wo jede Ader einzeln abgeschirmt 
ist. Kürzer wäre sicher auch besser.

: Bearbeitet durch User
von David (hameg)


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>
> Die haben schon so 80cm und ist natürlich ungeschirmte Litze. Aber macht
> es dann Sinn, dass ohne bestromten ESP nichts passiert ?

Solche störungsprobleme sind oft nicht so ganz durchsichtig.
Wenn die Relaiskontakte komplett galvanisch von deinem ESP getrennt 
sind, sollte es ja EIGENTLICH keinen unterschied machen.

Tuts aber wohl doch.

Da hilft nur daneben sitzen und genau beobachten was es auslöst.
Ein motor, heizer, klimaanlage etc die anspringt....

von H. H. (Gast)


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Wenigstens die Adern paarweise verdrillen.

von Markus M. (adrock)


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Die Relais sind natürlich eigentlich viel zu fett für die Anwendung, 
zwei kleine Reed-Relais hätten es sicher auch getan.

Irgendwoher fängt sich die Kühlschrankplatine ja die Störungen ein.

Hast Du mal - testhalber - versucht den Abstand zwischen den Relais und 
Deiner ESP-Platine zu vergrößern, so dass er ESP weiter weg von der 
Kühlschrankelektronik entfernt ist?

Also eher den Abstand Relais -> Kühlschrankplatine verringern und den 
Abstand Relais -> ESP vergrößern.

Würdest Du Reed-Relais nehmen (auf die Isolation achten) könntest Du die 
sogar einfach mit Schrumpfschlauch einschrumpfen und nahe der Platine 
anbringen.

Immer aufpassen, solche Elektroniken sind oft NICHT galvanisch vom 
Stromnetz getrennt, d.h. an der Schaltung, auch wenn sie nur mit 5V 
läuft, können 230V gegenüber Erde anliegen.

: Bearbeitet durch User
von Steve van de Grens (roehrmond)


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Markus M. schrieb:
> Die Relais sind natürlich eigentlich viel zu fett für die Anwendung

Ich würde eher "größer als nötig" sagen, nicht "viel zu ...". Ich denke 
nicht, dass die Größe der Relais hier zu einem Nachteil führt.

> Also eher den Abstand Relais -> Kühlschrankplatine verringern
> und den Abstand Relais -> ESP vergrößern.

Super Vorschlag. In diesem Fall spielt die Größe dann wohl doch eine 
Rolle.

> Würdest Du Reed-Relais nehmen...

Wenn man Optokoppler (PC817) nimmt, passen sie vielleicht direkt auf die 
Rückseite Platine. Bei Optokoppler ist allerdings die richtige Polung (+ 
an Kollektor, - an Emitter) wichtig. Eventuell muss man sie Kopfüber 
auflöten.

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Florian schrieb:
> Die Relais hängen bisher an IO4/IO5, da diese beim Start nicht ungewollt
> gesetzt werden.

>> Es könnte auch an der Software liegen. Was gerne mal vergessen wird: der
>> Watchdog Reset und was dabei an den I/O Pins des ESP passiert.

> Wie kann ich da weiter nachforschen?

GPIO4 und 5 werden beim Reset inaktiv (hochohmig) und danach von deinem 
Programm angesprochen. Im Gegensatz zu vielen anderen Pins bereiten 
diese beiden hier keine Sorgen.

von Gerald B. (gerald_b)


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Die Relais sollten so kurz wie irgendmöglich an die Kühlschrankplatine 
angebunden werden. Die Länge der Ansteuerleitungen der Spulen ist 
wesentlich unkritischer. Kontaktprellen bzw. Antenneneffekte kann man 
auch mit einem kleinen Kondensator über dem Taster/Schaltkontakt 
unterdrücken. Effektiver wäre eine RC-Kombination, aber da unklar ist, 
ob die Tasten analog, um Eingänge zu sparen, oder gemultiplext abgefragt 
werden, muß man da etwas experimentieren. 100n parallel zu jedem Kontakt 
ist erstmal eine gute Startbasis. Treten dann immer noch Störungen auf, 
dann 1µ versuchen. Reagiert die Steuerung nicht mehr oder nur sporadisch 
auf Tastendrücke, dann C verkleinern.
Wozu ist eigentlich der Reedkontakt SW6? Kommt man damit in eine Art 
Servicemode als "geheimer" Taster, den nur Eingweihte von außen per 
Magnet auslösen können?

von Mobile (mobileteser)


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Das wird der Türkontakt sein, um die Lampe einzuschalten und vermutlich 
den Kompressor auszuschalten.

von Florian (loetflo)


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Gerald B. schrieb:
> [...] Antenneneffekte kann man
> auch mit einem kleinen Kondensator über dem Taster/Schaltkontakt
> unterdrücken.
> Wozu ist eigentlich der Reedkontakt SW6? Kommt man damit in eine Art
> Servicemode als "geheimer" Taster, den nur Eingweihte von außen per
> Magnet auslösen können?

Das ist der Türkontakt.

Danke auch allen anderen für eure Analysen und Lösungsansätze.

*Nun ist es tatsächlich so, dass der Effekt mit dem 2A Netzteil (und ca. 
10Jahre jünger) nicht mehr oder zumindest um einige Größenordnungen 
seltener auftritt. Der Langzeittest läuft.*

Alternativ oder als Absicherung bin ich aber auch an einer Lösung der 
Signalstörung interessiert. Per Kondensator zu entstören oder mittels 
eines kleinerem Bauteil direkt auf der Originalplatine zu schalten sind 
beides feine Ideen. Hab noch KB817 Optokoppler hier, die auch gegenüber 
einem etwaigen 230Volt Potential isolieren müssten. Ich konnte so eine 
hohe Differenz zwar nicht messen, aber danke für den Hinweis. Die 
Möglichkeit hatte ich bisher nicht auf dem Schirm.

Bevor ich da was ändere, würde ich gerne noch verstehen, wie die Platine 
bisher funktioniert. Ich habe es mal so gut ichs kann ausgewertet und 
nachgezeichnet. K1 und K2 sind die neuen, externen Relais. Die Leitung X 
geht auf der zweiten Kühlschrankplatine an den Mikrocontroller. Leider 
ist aber genau diese Leiterbahnen unter ihm versteckt, so dass ich das 
Ziel nur schätzen kann: PB3 ein CMOS I/O (Datenblatt: 
https://datasheetz.com/data/Integrated%20Circuits%20(ICs)/Microcontrollers/497-5603-datasheetz.html)
Ich konnte mir nur leider noch nicht stimmig erschließen wie da mittels 
der 4 Ausgänge die 6 Taster ausgelesen werden können. Wie nennt sich 
diese Art Schaltung?

von Gerald B. (gerald_b)


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Die Türkontakte werden gemultiplext abgefragt. Der 74HC4094 schliebt ein 
Bit durch, wie ein Lauflicht. Der µC erzeugt dessen Taktimpulse, lauscht 
auf X und zählt mit, beim wievielten Takt ein Auslöseimpuls reinkommt.
Ein simples serielles Protokoll, ähnlich, wie Morsen ;-)

von Rainer W. (rawi)


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Gerald B. schrieb:
> Ein simples serielles Protokoll, ähnlich, wie Morsen ;-)

Der Mikrocontoller wird allerdings gleich lange Impulse verwenden. Es 
gibt bei dem Prinzip keinen Grund, unterschiedlich lange Pulse 
durchzutakten. Mit einem Oszi oder einem LA sollte das gut zu sehen 
sein.

: Bearbeitet durch User
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