Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bootstrapping ohne NPN-Transistor


von Jolina (jolina2705)


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Hallo,

ich bin ziemlich neu hier im Forum und habe eine Frage zum Thema 
Bootstrapping.

Kann ich nicht, statt das gleiche PWM-Signal zum oberen und unteren 
MOSFET zu führen, direkt ein invertiertes Signal aus dem Komparator 
verwenden, um den oberen MOSFET anzusteuern?

Es ist ja eine Verschwendung von Bauteilen, wenn ich das PWM-Signal über 
einen NPN-Transistor invertiere, wenn ich stattdessen einfach das 
invertierte PWM-Signal aus dem Komparator nehme.

Leider kommt bei der Simulation nur Humbug raus. Eventuell kann mir 
jemand sagen, warum man das unbedingt mit diesem NPN-Transistor machen 
muss.

In den angehängten Dateien kann man eventuell besser verstehen, was ich 
meine.

LG

: Verschoben durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Jolina schrieb:
> In den angehängten Dateien kann man eventuell besser verstehen, was ich
> meine.

Ähm, nein.

Offensichtlich zeigst du nur einen Ausschnitt, nšmlich nur den high side 
MOSFET einer Halbbrücke.

Den darf man natürlich nicht mit GND bezogener Gate-Spannung ansteuern, 
wie es Q1 machen würde. Auf welche Masse sich dein PWM V invert bezoeht 
sicht man ja in deinem Heschnippel nicht. Guck dir einen IR2110 an.


Sein Source-Potential springt ja mit der Last zwischen GND und 
(wasauchimmervonobenkommt) hin und her, genau dadurch lädt sich ja C2 
auf 15V auf und springt dann auf (wasauchimmervonobenkommt)+15V damit 
man den high side MOSFET durchsteuern kann.

Was übrigens nur funktioniert, WENN er durchgesteuert wird und nicht zu 
lange denn irgendwann entlädt R7 ihn ja. Keine 100% PWM Einschaltdauer 
möglich.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Jolina schrieb:
> Eventuell kann mir
> jemand sagen, warum man das unbedingt mit diesem NPN-Transistor machen
> muss.

Weil am oberen Mosfet ein ganz anderes Potential herrscht, als am 
Komparator. Der NPN hat nur nebenbei die Funktion des Negators, seine 
Hauptaufgabe ist die Pegelwandlung.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Jolina schrieb:
> um den oberen MOSFET anzusteuern
muss man nicht seine "Gate-Spannung" betrachten, sondern seine 
"Gate-Source-Spannung". Nicht umsonst heißt es z.B. Ugsth und eben nicht 
Ugth. Relevant fürs Ein- und Ausschalten des Mosfets ist also die 
Spanungsdifferenz zwischen Gate und Source. Und weil man in deinem 
Schaltplan nicht sieht, wohin die Source führt, kann man nicht sagen, ob 
der Mosfet irgendwas sinnvolles macht.

Aber stell dir einfach mal vor, die Source soll dank PWM mal 0V und mal 
Vcc haben. Was muss dann am Gate anliegen, dass der Mosfet 
durchschaltet?

Richtig: einmal 0V+Ugs und einmal Vcc+Ugs mit Ugs>>Ugsth. In Zahlen sind 
das dann mit z.B. Ugs=5V und Vcc=12V je nach PWM-Zustand einmal 5V und 
das andere mal 17V.

: Bearbeitet durch Moderator
von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Jolina schrieb:
>In den angehängten Dateien kann man eventuell besser verstehen, was ich
>meine.

Nein, kann man nicht.

Hier sind mal Beispiele von Bootstrapschaltungen,
im ersten Beispiel C damit der Eingang sehr hochohmig
wird, im zweiten Beispiel R9 damit der untere Transistor
kräftiger durchgesteuert werden kann.

https://www.elektroniktutor.de/analogverstaerker/bootstrp.html

https://www.mwelsner.de/wp-content/uploads/1watt-verst%C3%A4rker.png

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Jolina (jolina2705)


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Hallo :)

Erstmal vielen Dank für eure ganzen Antworten! Man kann durch das Fragen 
ja nur mehr dazu lernen. :D

Ich hab anbei Mal die gesamte Schaltung angehängt. Bei Phase V habe ich 
den NPN-Transistor weggelassen und direkt das invertiere PWM-Signal an 
das Gate angeschlossen.

Phase U und Phase W sind die ursprünglichen Schaltungstopologien, wie es 
auch funktioniert.

Mir ist schon bewusst, dass das Gate-Potential höher sein muss als das 
des Source. Mir ist auch bewusst, dass sich der Kondensator idealerweise 
(hier) auf ca. 15V auflädt und diese Spannung auf das anliege 
Source-Potential addiert wird um eine höhere Spannung am Gate zu 
generieren, damit eben der MOS eingeschaltet werden kann.

Ich verstehe nicht, warum man das PWM Signal über einen NPN-Transistor 
invertieren muss, denn das macht ja genau dieser. Mein Komparator gibt 
ja direkt schon das invertiere PWM-Signal aus, warum kann ich dann den 
NPN nicht weglassen und einfach das invertierte Signal (wie im Anhang 
bei Phase V zu sehen) am Gate anschließen?

Ich denke, ich stehe hier etwas auf dem Schlauch.

Danke!

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7519275 wurde vom Autor gelöscht.
von Jolina (jolina2705)


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Uwe S. schrieb:
> Jolina schrieb:
>> Eventuell kann mir
>> jemand sagen, warum man das unbedingt mit diesem NPN-Transistor machen
>> muss.
>
> Weil am oberen Mosfet ein ganz anderes Potential herrscht, als am
> Komparator. Der NPN hat nur nebenbei die Funktion des Negators, seine
> Hauptaufgabe ist die Pegelwandlung.


Okay, das klingt schon eher nach einer sinnvollen Antwort!

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Jolina schrieb:
> gesamte Schaltung angehängt.
Du hast verinnerlicht was Lothar schrieb?
Um einen Nmos zu verwenden muss dessen Gate Source Spannung GRÖßER sein 
als die 36V die er schalten soll.

Außerdem schaltet ein Fet mit 4K7 Gatewiderstand extremst gemütlich.
Du must bei LTspice auch hinsehen.
Simulieren alleine reicht nicht.
Du kannst jedes Detail sehen, wenn du nur willst.

von Jolina (jolina2705)


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Michael schrieb:
> Jolina schrieb:
>> gesamte Schaltung angehängt.
> Du hast verinnerlicht was Lothar schrieb?
> Um einen Nmos zu verwenden muss dessen Gate Source Spannung GRÖßER sein
> als die 36V die er schalten soll.
>
> Außerdem schaltet ein Fet mit 4K7 Gatewiderstand extremst gemütlich.
> Du must bei LTspice auch hinsehen.
> Simulieren alleine reicht nicht.
> Du kannst jedes Detail sehen, wenn du nur willst.

Das bedeutet, das invertierte Signal vom Komparator hat eine zu niedrige 
Spannung, selbst, wenn ich die Spannung vom Kondensator (15V) dazu 
addiere, komme ich nicht höher als 36V. Verstehe ich das so richtig?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Jolina schrieb:
> Verstehe ich das so richtig?

Ja. Wenn die Highside z.B. 36V auf den Ausgang legen soll, dann wirst du 
am Gate z.B. 45-48V brauchen. Dafür haben Highside Treiber entweder 
Ladungspumpen oder DC/DC Wandler. Sowohl Ladungspumpen als auch DC/DC 
Wandler benutzen als Bezugspunkt ("Masse") dazu die Source der Highside, 
also den Ausgang der Halbbrücke.

von Jolina (jolina2705)


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Matthias S. schrieb:
> Jolina schrieb:
>> Verstehe ich das so richtig?
>
> Ja. Wenn die Highside z.B. 36V auf den Ausgang legen soll, dann wirst du
> am Gate z.B. 45-48V brauchen. Dafür haben Highside Treiber entweder
> Ladungspumpen oder DC/DC Wandler. Sowohl Ladungspumpen als auch DC/DC
> Wandler benutzen als Bezugspunkt ("Masse") dazu die Source der Highside,
> also den Ausgang der Halbbrücke.

Vielen Dank! :)

von Jolina (jolina2705)


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Warum kann ich dann quasi nach dem Signal aus dem Komparator keinen 
Widerstand anlegen, der mir die Spannung auf 36V erhöht?

Mir ist noch nicht ganz klar, wie genau der Transistor die Spannung so 
erhöht?


Und was wäre mit der Möglichkeit, einen anderen Komparator zu verwenden, 
der genau die Spannung bereitstellt, die ich für die PWM benötige? 
Könnte ich dann den NPN weglassen und direkt das invertiere Signal 
anschließen?

: Bearbeitet durch User
von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Jolina schrieb:
> Widerstand anlegen, der mir die Spannung auf 36V erhöht?

Bitte?
Magst Du uns bitte mal erklären wie ein Widerstand die Spannung erhöht?

Um es abzukürzen, damit Du trotzdem zum Ziel kommst.
Suche nach Halbbrückentreibern mit Bootstrap Schaltung z.B. den IR2104.

von Nico (nico26plus1)


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Jolina schrieb:
> Mir ist noch nicht ganz klar, wie genau der Transistor die Spannung so
> erhöht?

Das Stichwort zum Verständnis wäre Open-Collector.

Wenn der Transistor durchschaltet liegt das Gate auf 0V. Gegenüber 
Source wäre die Spannung negativ und somit der Mosfet aus. (Wobei die 
meisten Mosfets nur +/-20V vertragen, bei 36V wäre das so eigentlich 
nicht zu empfehlen)

Wenn der Transistor sperrt ist es, als wäre er nicht vorhanden und das 
Gate wird sich über die 4k7 auf die Kondensatorspannung aufladen. Mosfet 
schaltet ein.

Bei der direkten Ansteuerung vom Komparator bleibt das Gate auf dessen 
Ausgangsspannung. Sowohl Low als auch High führen zu negativer 
Gate-Source-Spannung. Mosfet bleibt gesperrt.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Jolina schrieb:
> der mir die Spannung auf 36V erhöht?

Und dann? 36V reichen doch nicht, um einen N-Kanal, der an der Source 
36V liefern soll, durchzusteuern. Da musst du nochmal so 9-12V 
aufstocken.

Jolina schrieb:
> Unbenannt3.PNG

Das würde vermutlich funktionieren, wenn du den Massebezug der drei 
Highside Spannungsquellen auf den Phasenausgang (also die Sources der 
Highside N-Kanaler) und nicht auf generelle Masse legst. Damit 
simulierst du praktisch einen galvanisch getrennten DC/DC Wandler zur 
Speisung der Highside Gates.

: Bearbeitet durch User
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