Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Rechtliche Rahmenbedingungen für Verkauf von Selbstbau Eurorack-Modulen


von Coding S. (csfx)


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Hallo zusammen,

ich möchte gerne aus Bausätzen selbst zusammengelötete Eurorack 
Synthesizer-Module verkaufen als kleinen Nebenerwerb.

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen muss ich da hinsichtlich 
Produktsicherheit etc. beachten?

Die Module verwenden ja üblicherweise max. 15V Spannung - da kann ja 
eigentlich nicht wirklich was passieren, oder?

Viele Grüße

von Thorsten S. (thosch)


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Du brauchst eine EMV Zertifizierung deiner Hardware aus einem 
akkreditierten Meßlabor, um ruhigen Gewissens die CE-Konformität 
deklarieren zu können.
Und du benötigst eine Anmeldung für die Entsorgung gemäß 
Elektroschrott-Verordnung (WEEE-Richtlinie).
Außerdem mußt du ein Gewerbe anmelden und Steuern zahlen...

: Bearbeitet durch User
von Coding S. (csfx)


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Klingt nicht so als sei der Aufwand erstrebenswert für ein kleines 
Sidebusiness

von Roland E. (roland0815)


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Coding S. schrieb:
> Klingt nicht so als sei der Aufwand erstrebenswert für ein kleines
> Sidebusiness

Das ist ja der Sinn dieser Regelungen.

Evtl als Bausatz anbieten.

von Michael B. (laberkopp)


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Roland E. schrieb:
> Evtl als Bausatz anbieten.

Wieso unterliegst du dem Irrtum zu glauben, dass ein Bausatz nicht so 
behandelt wird  wie ein daraus gebautes Fertiggerät ?

Wobei die Frage ist, ob Eurorackmodule überhaupt Geräte sind. Ich 
vermute, sie sind einzuordnen wie PC Einsteckkarten und damit CE 
pflichtig (RoHS, WEEE) aber nicht EMV messbar.

von Cyblord -. (cyblord)


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Michael B. schrieb:
> Wobei die Frage ist, ob Eurorackmodule überhaupt Geräte sind. Ich
> vermute, sie sind einzuordnen wie PC Einsteckkarten und damit CE
> pflichtig (RoHS, WEEE) aber nicht EMV messbar.

Richtig. Kein EMV. Das geht nur in Verbindung mit dem Rack als 
Gesamtgerät.

Und akkreditiert muss da gar nichts sein. Man muss dem Labor nur soweit 
vertrauen dass man seine Unterschrift unter CE leisten will.
Der Wettbewerb müsste hier ja erst mal selbst messen und dann klagen 
oder abmahnen. Ist sowieso unwahrscheinlich. Weil er da nix von hat 
dafür aber 100% Beweispflichtig ist und viel Aufwand und Ärger hat.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Cyblord -. schrieb:
> akkreditiert muss da gar nichts sein
Nicht mal Labor muss es sein.
Man muss aber wissen was man tut wenn man sich einen eigenen 
Precompliance Messplatz aufbaut. Reine Materialkosten liegen bei <2K€ 
mit China Speki + Selbstbau LISN.
Ein Testtag im Labor kostet schnell mehr.

Gestrahlt messen kann man aber vergessen.
Man sieht alles mögliche, von Radio Erewan bis Aussendungen des Gerätes 
aber ohne Absorberkammer und dem Equipment eines Labors sind das nur 
Werte ohne Bezug.

Liegt man Leitungsgebunden min. 5dB unter dem Limit, würde ich es wagen 
und ein CE Cert. dafür ausstellen.
Die BNA fragt ggf. nach Messprotokollen (inkl. detailierter Fotos des 
Aufbaus).
Liegt man doch etwas drüber wenn die Nachmessen reissen sie einem nicht 
unbedingt den Kopf ab.
Nur wenn man auf alles scheisst und meint das wird schon gehen ohne sich 
das irgendwie anzuschauen, könnten die recht schmallippig reagieren.

Surge, Spike, ESD etc. pp. sollte man zwar messen, aber niemand wird 
sich mokieren wenn man es nicht tut.
Ggf. bekommt man defekte Geräte zurück die man ersetzen muss.
Aber die BNA wird nur tätig wenn man andere stört.

Coding S. schrieb:
> Klingt nicht so als sei der Aufwand erstrebenswert für ein kleines
> Sidebusiness
Ach?
Nicht mal eine Wurst braten als 'Sidebusiness' aka 'Nebenerwerb' kann 
man ohne Belehrung nach §43 Infektionsschutzgesetz und ohne sämtliche 
Regeln eines hygenischen Arbeitsplatzes zu kennen und einzuhalten + alle 
Unterlagen + Gerwerbeanmeldung.

Wann immer man etwas gewerblich tut, unterliegt man Regeln und Gesetzen 
die  für Mindeststandards sorgen.

Was Du aber tun könntest:
Du kannst Bausätze als Dienstleistung zusammenlöten.
Ein Bestücker macht auch kein CE.
Das ist Aufgabe des Kunden.
Da musst Du aber sehr sorgfältig formulieren damit das tatsächlich eine 
Dienstleistung ist die der Kunde Dir in Auftrag gibt.
Wird dann eher ein Mindestlohnjob.

von Christian M. (likeme)


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Ein Bauteil dem Kunden reinlöten oder stecken lassen und schon ist es 
ein Bausatz. Dazu einen IC Sockel verwenden und das fehlende IC 
beilegen.

von Cyblord -. (cyblord)


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Christian M. schrieb:
> Ein Bauteil dem Kunden reinlöten oder stecken lassen und schon ist es
> ein Bausatz. Dazu einen IC Sockel verwenden und das fehlende IC
> beilegen.

Da bist du leider falsch informiert.

von Michael B. (laberkopp)


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Michael schrieb:
> Reine Materialkosten liegen bei <2K€

Unsinn, ob das Modul im späteren Eurorack EMV einhält kann man gar nicht 
so genau ermitteln, weil jedes Rack anders aufgebaut und bestückt ist.

Aber die daneben montierten Module sind am empfindlichsten, so lange 
sein Modul eingebaut in sein Testrack keine Störungen in/durch daneben 
eingebaute Module unterschiedlicher Anordnung hat, ist für die 
Kundschaft alles in Ordnung. Ok, ausser der 1MHz Schaltregler stört das 
470+ MHz Bühnenmikrophon. Aber so wahrscheinlich ist das nicht dass er 
Leistung mit hohen Frequenzen schaltet.

Wer wie du beim Aufkleben des CE-Bapperls Skrupel hat, ist als 
Unternehmer charakterlich ungeeignet.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Christian M. schrieb:
> Ein Bauteil dem Kunden reinlöten oder stecken lassen und schon ist es
> ein Bausatz.
Der genau den gleichen Regeln unterliegt wie ein Fertiggerät.
Bausätze nicht mitnichten rechtsfreies Gedöhns.

Michael B. schrieb:
> Unsinn, ob das Modul im späteren Eurorack EMV einhält kann man gar nicht
> so genau ermitteln, weil jedes Rack anders aufgebaut und bestückt ist.

Aha.
Verträglichkeit einhalten...
Dann ist es also nach Ansicht des werten Laberkopfes Unsinn ein Netzteil 
mit Ohmscher Testlast auf den Messtisch zu legen, weil der spätere 
Aufbau mit realer Last ja Veränderungen mit sich bringt?

Oder ist es Unsinn das man für <2K€ einen EMI Precompliance Messplatz 
bauen kann? (Warum funzt der dann ganz ausgezeichnet bei mir?)

Jeder popelige Router hat übrigens je nach angeschlossenen Geräten ganz 
andere Messwerte.
Deswegen bekommt der Router eine Messung und jedes Gerät bekommt eine.
Und dann steckt man die zusammen und hofft das es schon passen wird.
Nur Messen muss man das dann nicht mehr, weil ansonsten jede 
individuelle Installation vermessen werden müsste, wenn man nur 2m 
längere Kabel nimmt.
Hat nämlich ALLES Auswirkungen.

Und Überaschung:
Wenn man zwei mal hintereinader das gleiche Setup vermisst, bekommt man 
leicht geänderte Werte raus.

von Michael B. (laberkopp)


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Michael schrieb:
> Aha.
> Verträglichkeit einhalten

Welche Behinderung hast du, Leseinkompetenz ?

Michael schrieb:
> EMV einhält

bedeutet ausgeschrieben für die erkennbar Dümmsten unserer Gesellschaft: 
die Anforderungen nach EMV einhält

Und Precompliance ist nun eben KEINE Messung nach CE Anforderungen, 
sondern nur um sich nutzlose Wege zum Labor zu sparen. Zudem gibt es 
unterschiedliche Anforderungen je nach Einsatzgebiet, und damit 
unterschiedlich nötige Ausstattung, mit/ohne leitungsgebundene 
Störungen, bis 1.5 oder 3 GHz, 10GHz, etc. kostet unterschiedlich.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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DU lieber Dummschwatz, bist der erste der unflätigste Beleidigungen 
raushaut wenn jemand unscharf formuliert.
Ist Dir etwa deine eigene Medizin zu bitter?

Michael B. schrieb:
> die erkennbar Dümmsten unserer Gesellschaft:

Glauben wohl auch das CE mehr wäre als eine Selbsterklärung.
Niemand fordert das man ein Labor beauftragt.
Man müsste es nicht mal selber messen.
Man sollte nur schlüssig erklären können warum man behauptet es hielte 
die Forderungen ein.

von Uwe B. (uwebre)


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Michael schrieb:
> Glauben wohl auch das CE mehr wäre als eine Selbsterklärung.
> Niemand fordert das man ein Labor beauftragt.
> Man müsste es nicht mal selber messen.
> Man sollte nur schlüssig erklären können warum man behauptet es hielte
> die Forderungen ein.

Eben. Ich würde erstmal schauen wie es die "amtlichen" Mitbewerber so 
halten. Pappen die einen CE-Sticker auf ihre Module? (Ist es ein "Gerät" 
oder ein Bauteil?) Wenn ja, auf welche Normen beziehen die sich bei 
ihrer Erklärung. Das wäre schon mal eine Vorlage.

Ich vermute es geht um analoge Schaltungstechnik? Da würde ich das Thema 
EMV doch recht entspannt sehen.

Die EAR-Registrierung ist "mittelfristig" leider nicht zu umschiffen 
wenn an Verbraucher verkauft wird. Da gibt es Dienstleister für, wurde 
in diesem Forum des öfteren behandelt.

Aber: Was meint "aus Bausätzen zusammengelötet"? Dann wärest du, Coding 
S, imho nicht der Inverkehrbringer und hättest mit den genannten Punkten 
nichts am Hut.
Ob das dann ein lohnenswertes Geschäftsmodell ist wird eine andere Frage 
sein.

Uwe

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Uwe B. schrieb:
> Da würde ich das Thema
> EMV doch recht entspannt sehen.

Man kann auch mit einem LM7805 mit Bausch und Bogen durchfallen.
Letzlich ist es eben so das diejenigen die am meisten Fragen zur EMV 
haben auch am wenigsten Ahnung mitbringen.
Und die können ein gutes Design nicht von einem schlechten unterscheiden 
und sind prädestiniert dafür Störquellen zu bauen, weil sie es nicht 
besser wissen und die Probleme völlig falsch einschätzen.

Ich mache seit vielen Jahren Elektronik Entwicklung und habe schon viele 
Geräte durch den Test gebracht.
Und auch ich werde immer wieder überrascht was doch alles Probleme 
machen kann.
Völlig ohne Test irgendwas zusammenklöppeln das auch noch ein anderer 
entwickelt hat, weil ich selbst das nicht kann, auch noch ohne die 
Rechtslage und die anzuwendenden Normen zu kennen ist im besten Fall 
Naiv.
Geht wahrscheinlich lange gut, weil man einfach Glück hat.
Aber wenns dann scheppert, dann richtig.
Wie besoffen Fahren.
Wenns keiner merkt und nix passiert könnte man meinen es sei okay.
Aber wehe wenn.

von A. F. (chefdesigner)


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Coding S. schrieb:
> ich möchte gerne aus Bausätzen selbst zusammengelötete Eurorack
> Synthesizer-Module verkaufen als kleinen Nebenerwerb.

Was hättest du denn da so anzubieten, würde mich interessieren?

Es gibt diesbezüglich ja mit Behringer und Döpfer etablierte Hersteller, 
die solche Systeme anbieten und einen B unterbietest du nicht in Finanz 
(und den Dieter wahrscheinlich nicht in Qualität).

von Coding S. (csfx)


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Ich habe den Gedanken mittlerweile aufgegeben. In Deutschland/EU sind 
einige Dinge einfach zu Tode reguliert

Mit Deiner Annahme bezüglich Preis und Qualität hast Du noch einen 
wichtigen Punkt aufgeworfen (wobei ich - so gut Doepfer auch sein mag - 
Doepfer sehr overpriced finde. Die haben nichtmal verpolungssichere 
Connectoren für die Spannungsversorgung - was soll der Quatsch?)

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Coding S. schrieb:
> Die haben nichtmal verpolungssichere
> Connectoren für die Spannungsversorgung

interessant. Allerdings werden die doch in deren Chassis gesteckt und da 
sollte die Spannung doch festliegen.

von Thomas H. (thomash2)


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Coding S. schrieb:
> Ich habe den Gedanken mittlerweile aufgegeben. In Deutschland/EU sind
> einige Dinge einfach zu Tode reguliert
>

das ist schade, sofern das erste Gerät Geld abwirft würde ich es auf 
jeden Fall weiter verfolgen. Bezüglich CE schadet es auch nicht das 
Ganze mal durchgespielt zu haben, eventuell einen Vorabtest gemacht zu 
haben und dann kann man ja immer noch die Konformitätserklärung machen. 
Seien wir ehrlich bei vielen Dingen kräht kein Hahn danach ob ein CE 
Logo angebracht ist.
Es ebnet den Weg weiter und mehr zu lernen, wenn Du Dir die Chance 
entgehen lässt wer weiß ob die Chance nochmal kommt.
Was auch sehr wichtig ist beim Vertrieb von Elektronik ist der 
Zeitpunkt. Produkte verjähren, du kannst zu früh auf den Markt gehen, 
passend oder auch zu spät.

> Mit Deiner Annahme bezüglich Preis und Qualität hast Du noch einen
> wichtigen Punkt aufgeworfen (wobei ich - so gut Doepfer auch sein mag -
> Doepfer sehr overpriced finde. Die haben nichtmal verpolungssichere
> Connectoren für die Spannungsversorgung - was soll der Quatsch?)

von Coding S. (csfx)


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Nicht jeder kauft sich ein Original Doepfer Chassis. Die rufen ja 
ziemliche Phantasiepreise dafür auf

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Coding S. schrieb:
> In Deutschland/EU sind
> einige Dinge einfach zu Tode reguliert

Lieferkettennachweise nicht vergessen für alle Teile und für alle die 
daran gearbeitet haben. Das brauchst Du bald auch für den Verkauf auf 
Ebay.

Siehe dort:
Beitrag "EPR/erweiterte Herstellerverantwortung Ebay gestützte Petition"

Thomas H. schrieb:
> kein Hahn danach ob ein CE Logo angebracht ist.

Spätestens ab dem ersten Schadensfall. Nur in Asien sind die Ansprüche 
so gut wie nicht durchzusetzen.

von Andreas M. (amesser)


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Coding S. schrieb:
> wobei ich - so gut Doepfer auch sein mag - Doepfer sehr overpriced
> finde. Die haben nichtmal verpolungssichere Connectoren für die
> Spannungsversorgung - was soll der Quatsch?)

So teuer finde ich Döpfer jetzt nicht, immerhin bestehen deren Module 
oft aus recht vielen Bauteilen. Da finde ich die Hersteller wo nen 
Mikrocontroller und nen DAC drauf packen, die Frontplatte aus FR4 machen 
und da dann 200+ für verlangen schlimmer..

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