Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Infrarotzielsystem


von Benedikt I. (squeakyben)


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Guten Nachmittag,
Zum 61sten Geburtstag meines Vaters würde ich gerne versuchen für ihn 
eine kleine Spielerei zu bauen, nämlich ein Infrarotzielsystem (Auf 
englisch ein IRST, Infrared Search and Track) und habe dafür schon ein 
wenig Nachforschung betrieben.
Anscheinend gibt es kleine Wärmebildkameras (Auflösungen variieren 
zwischen 8x8 Pixel und 32x24 Pixeln mit verschiedenen Blickfeldern) 
welche dann auch locker auf einen Pan-Tilt-Servo passen.
Jetzt stellen sich mir aber ein paar Fragen hierzu.

Frage Nummer 1:
Würde gern eine 8x8 Kamera verwenden, denn 64 Werte von 1-2 Byte mit nem 
Arduino UNO im Griff zu haben ist wesentlich einfacher als bei größerer 
Auflösung dann auf einen Due oder gar noch mehr High End umzusteigen.

Leider hat die 8x8 die ich gefunden habe ein sehr breites Sichtfeld was 
sie mehr zum Bewegungsmelder als zur Wärmebildkamera macht (hatte 60° 
auf 60°, also ein Pixel sind 7,5°, was selbst auf 3 Meter Entfernung 
schon Kästchen mit 40 cm Seitenlänge macht, viel zu grob um z.B. eine 
Kerze gescheit zu verfolgen) und bräuchte deswegen ein kleineres 
Sichtfeld.

Wenn ich schätzen müsste, würde ich 20° als Minimum nehmen und 8° als 
optimal, denn 1 Pixel pro Grad ist etwas das mich merkwürdig 
zufriedenstellt.
Gibt es da entsprechend Sensoren die da in etwa in diese Sichtfelder 
fallen?

Frage Nummer 2:
Die Servos müssen nur maximal geringe zweistellige Gramm-gewichte durch 
die Gegend bewegen, stark werden sie also alle Male sein.
Allerdings weiß ich, dass Servos wie alle Elektromotoren gern sehr große 
Anlaufströme haben und dann auch nicht ansatzweise richtig fahren wenn 
die Stromversorgung mal eingebrochen ist.

Meine Idee zur Stromversorgung lautet nämlich über einen stinknormalen 
7805 mit 5 mF Elkos die Stromversorgung der Servos sicherzustellen.

Leider weiß ich aber nicht wie man eine Stromversorgung hier richtig 
dimensioniert und habe nur ein grobes elektronisches Bauchgefühl, wäre 
also auch hier über Feedback dankbar.

Den programmatischen Teil hoffe ich, dass ich halbwegs hinkriege, 
besonders wenn ich nur das Tracken von warmen Zielen erlaube (also 
einfach Punkt anvisieren und dann hält er den heißesten Punkt in der 
Mitte, vielleicht mit einem Laserkreuz um das etwas hübscher zu machen?) 
und nicht das Tracken einer bestimmten Temperatur.

von Jack V. (jackv)


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Benedikt I. schrieb:
> Gibt es da entsprechend Sensoren die da in etwa in diese Sichtfelder
> fallen?

Falls sich nix findet: es gibt Linsen für den Frequenzbereich, damit 
ließe sich das Sichtfeld einengen.

Benedikt I. schrieb:
> Allerdings weiß ich, dass Servos wie alle Elektromotoren gern sehr große
> Anlaufströme haben und dann auch nicht ansatzweise richtig fahren wenn
> die Stromversorgung mal eingebrochen ist.

Je nachdem, was für Servos du meinst. RC-Modellbauservos bekommen die 
absolute Position als Steuerungssignal – die steuern sie an, egal, wo 
sie vorher standen.

von Martin S. (sirnails)


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Zur Frage Nr. 2: Soweit ich diese kleinen Modellbauservos kenne, sind 
die enorm schlecht zu regeln bei kleinen Regelabweichungen. Ich hatte da 
mal so nervige Spielereien für einen Servo, den ich nehmen musste 
(Linearaktuator-Servo) - für den war es fast nicht möglich, gute 
PI-Werte zu finden, damit er nicht schwingt.

Was spräche denn gegen einen kleinen Stepper-Shield und kleinen 
Schrittmotoren? Da hast Du wenigstens nicht das Problem mit dem großen 
Losbrechmoment.

von Benedikt I. (squeakyben)


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Martin S. schrieb:
> Zur Frage Nr. 2: Soweit ich diese kleinen Modellbauservos kenne, sind
> die enorm schlecht zu regeln bei kleinen Regelabweichungen. Ich hatte da
> mal so nervige Spielereien für einen Servo, den ich nehmen musste
> (Linearaktuator-Servo) - für den war es fast nicht möglich, gute
> PI-Werte zu finden, damit er nicht schwingt.
>
> Was spräche denn gegen einen kleinen Stepper-Shield und kleinen
> Schrittmotoren? Da hast Du wenigstens nicht das Problem mit dem großen
> Losbrechmoment.

Hauptsächlich, dass ich absolute unerfahren bin wenn es um 
Schrittmotoren geht. Bei Servos weiß ich, dass ich die in die 
Mittenposition fahren kann indem ich über die Library 90° sende (also 
zumindest in der Theorie) aber bei Schrittmotoren erinnere ich mich nur 
vage daran, dass die garnicht wissen in welche Richtung die grad 
schauen.

Kann natürlich sein, dass ich da wieder sehr veraltete Informationen 
habe, denn das letzte mal, dass ich wirklich großartig elektronisch 
gebastelt hab, das war zu meiner Ausbildung vor gut 10 Jahren.

von Michael B. (laberkopp)


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Benedikt I. schrieb:
> Wenn ich schätzen müsste, würde ich 20° als Minimum nehmen und 8° als
> optimal

Er hat wohl 10° gekauft

Beitrag "Wärmebildkamera für Arme"

aber eigentlich reichen 4 Pixel (2x2).

Üblicherweise nutzt man auch keine Modellbauservos oder Schrittmotore, 
sondern VoiceCoil Antriebe (Kopf einer Festplatte) oder GimbalBLDC.

Und ganz üblicherweise steuern die die Ruderflossen einer Rakete, dafür 
sind die billigen Wärmebildkameras aber zu langsam.

von Martin S. (sirnails)


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Benedikt I. schrieb:
> dass die garnicht wissen in welche Richtung die grad
> schauen.

Müssen sie auch nicht. Wenn Bild oben, laufe Schritte nach unten, wenn 
Bild unten, laufe Schritte nach oben. Du möchtest ja mit dem 
IR-Empfänger eine Regelschleife aufbauen. Was interessiert da die 
Absolutposition?!

von Udo S. (urschmitt)


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Benedikt I. schrieb:
> Leider hat die 8x8 die ich gefunden habe ein sehr breites Sichtfeld was
> sie mehr zum Bewegungsmelder als zur Wärmebildkamera macht (hatte 60°
> auf 60°, also ein Pixel sind 7,5°, was selbst auf 3 Meter Entfernung
> schon Kästchen mit 40 cm Seitenlänge macht, viel zu grob um z.B. eine
> Kerze gescheit zu verfolgen) und bräuchte deswegen ein kleineres
> Sichtfeld.
>
> Wenn ich schätzen müsste, würde ich 20° als Minimum nehmen und 8° als
> optimal, denn 1 Pixel pro Grad ist etwas das mich merkwürdig
> zufriedenstellt.

Bei 1Grad pro Pixel hast du gerade mal +-3,5 Grad Sichtfeld.
Du musst dein "Tracking" System also schon fast perfekt ausrichten dass 
es das Ziel "sehen" kann.
Ansonsten brauchst du eine für den interessierenden Wellenlängenbereich 
durchsichtige Optik.
Das dürfte das größere Problem sein, es hat seinen Grund dass 
Wärmebildkameras mit verstellbarem Focus oder gar Autofocus meines 
Wissens mindestens 4stellig kosten.

von Jack V. (jackv)


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Udo S. schrieb:
> Ansonsten brauchst du eine für den interessierenden Wellenlängenbereich
> durchsichtige Optik.
> Das dürfte das größere Problem sein

ZnSe-Linsen sind eigentlich nicht so schwer zu beschaffen. Dass IR-Cams 
mit verstellbarem Fokus ziemlich teuer sind, dürfte deren hoher 
Auflösung anzurechnen sein. Bei den hier relevanten Auflösungen tut’s 
Fixfokus ab einem bestimmten Abstand.

von Joachim B. (jar)


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Ein Bindestrich könnte die Lesbarkeit verbessern, ich lese immer 
Infrarotz

: Bearbeitet durch User
von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Ich habe mal für ein Museum einen 2-Achsen-Servo-gesteuerten 
Laserpointer gebaut, um auf kleine Exponate an einer Wand synchron zu 
einem akustischen Vortrag hinzweisen. Dazu habe ich digitale Mini-Servos 
genommen (ca. 2x2x1cm). Digitalservos haben den Vorteil, dass sie ihre 
Position halten, wenn die PWM-Impulse nicht regelmäßig kommen oder 
ausbleiben, lediglich die Breite zählt.

Mit dem Trick, bei ausgeschaltetem Laser, immer aus der gleichen 
Richtung auf den Zielpunkt zu fahren, habe ich bei einer Entfernung von 
ca. 3m eine Wiederholgenauigkeit von unter 2cm bei einem Raster von ca. 
5...6cm hinbekommen. Ein Positionswechsel dauert damit (Laser aus, Fahrt 
zu Nullpunkt, Fahrt zu neuem Ziel, Laser an) ca. 1s.

Gesteuert habe ich die Servos zeitlich nacheinander direkt von den Pins 
eines Wemos D1 Mini, ohne Lib, mit selbst generierten Impulsen. Trotz 
der 3,3V des 8266 hat es einwandfrei funktioniert. Die Vcc der Servos 
hingen einfach am 5V-Pin des Wemos, der vom USB-Anschluss kommt ...

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (sirnails)


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Michael B. schrieb:
> aber eigentlich reichen 4 Pixel (2x2).

Wie willst Du mit 4 Pixel eine qualitative aussage über die notwendige 
Richtung treffen? Meinem Dafürhalten nach braucht es mindestens 9 Pixel.

von Jack V. (jackv)


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Martin S. schrieb:
> Wie willst Du mit 4 Pixel eine qualitative aussage über die notwendige
> Richtung treffen? Meinem Dafürhalten nach braucht es mindestens 9 Pixel.

Das gilt aber auch nur bei einem Bit pro Pixel. So Wärmebildkameras 
haben allerdings mehr davon.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Benedikt I. schrieb:
> Den programmatischen Teil
So ein Wort wird bei den Angelsachsen als "false friend" bezeichnet. 
Denn "programmatisch" meint was völlig anderes als z.B. 
"programmtechnisch" oder "softwareseitig":

- https://de.wiktionary.org/wiki/programmatisch
- 
https://german.stackexchange.com/questions/5675/welches-wort-anstelle-von-programmatisch

[/OT]

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Martin S. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> aber eigentlich reichen 4 Pixel (2x2).
>
> Wie willst Du mit 4 Pixel eine qualitative aussage über die notwendige
> Richtung treffen? Meinem Dafürhalten nach braucht es mindestens 9 Pixel.

Wie jeder Heliostat: gleiche Infrarotmenge pro Pixel.

von Martin S. (sirnails)


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Jack V. schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Wie willst Du mit 4 Pixel eine qualitative aussage über die notwendige
>> Richtung treffen? Meinem Dafürhalten nach braucht es mindestens 9 Pixel.
>
> Das gilt aber auch nur bei einem Bit pro Pixel. So Wärmebildkameras
> haben allerdings mehr davon.

Guten morgen...

Hast recht.

von Peter D. (peda)


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Benedikt I. schrieb:
> Den programmatischen Teil hoffe ich, dass ich halbwegs hinkriege,

Wieviel Jahre sind es noch bis zum 61., das klingt ja alles recht 
aufwendig.
Gerade Programmieren kostet immer die meiste Zeit.
Ich hab irgendwie überhaupt keine Vorstellung, wie das konstruktiv 
aussehen soll und was da wie bewegt werden soll von den (wieviel?) 
Servos.

von Rahul D. (rahul)


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Es gibt doch "haufenweise" Projekte, mit der Nindtendo 
WII-Fernbedineung, die auch eine IR-Kamera verwendet.
Allerdings steckt da "etwas mehr Bums" drin als in einem AVR-Arduino.

Peter D. schrieb:
> von den (wieviel?) Servos.
Ein Pan-Tilt-Dingens braucht zwei Servos: Eins für die horizontale und 
eins für die vertikale Bewegungsrichtung.
Das eine wird auf der Drehachse des anderen montiert.

Benedikt I. schrieb:
> nämlich ein Infrarotzielsystem (Auf
> englisch ein IRST, Infrared Search and Track)

Wozu braucht man sowas zum Geburtstag?
Automatische Kerzenauspustmaschine?

Ein Fadenkreuz bei 4 oder 9 Pixeln? Wo soll das angezeigt werden?

von Benedikt I. (squeakyben)


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Rahul D. schrieb:
> Wozu braucht man sowas zum Geburtstag?

Relativ simpel:
Mein Papa ist, genau wie ich, ein großer Fan von Kampfflugzeugen.
Zusätzlich bin ich jemand der gern unterschiedliche technische Gizmos 
hat, also hab ich es mir als eine schöne, wenn auch wenig sinnvolle, 
Spielerei vorgestellt.

von Benedikt I. (squeakyben)


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Martin S. schrieb:
> Benedikt I. schrieb:
>> dass die garnicht wissen in welche Richtung die grad
>> schauen.
>
> Müssen sie auch nicht. Wenn Bild oben, laufe Schritte nach unten, wenn
> Bild unten, laufe Schritte nach oben. Du möchtest ja mit dem
> IR-Empfänger eine Regelschleife aufbauen. Was interessiert da die
> Absolutposition?!

Ich will ja, dass sich meine Kamera am Anfang in eine Ausgangsposition 
fährt.
Soweit ich das weiß, geht das aber nicht bei normalen Schrittmotoren, 
denn die wissen nicht wo sie gerade stehen. Bei Servos ist es simpler, 
da diese ja auf eine Position fahren die an ihrem PWM festgelegt ist.
Für das eigentliche Nachführen ist dann die Position nur noch insofern 
von Relevanz, dass mir nicht das Kabel zum Sensor abgerissen wird, wenn 
der Schrittmotor meinen würde 720 Grad zu fahren.

von Wollvieh W. (wollvieh)


Angehängte Dateien:

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Michael B. schrieb:
> Benedikt I. schrieb:
>> Wenn ich schätzen müsste, würde ich 20° als Minimum nehmen und 8° als
>> optimal
>
> Er hat wohl 10° gekauft
>
> Beitrag "Wärmebildkamera für Arme"
>
> aber eigentlich reichen 4 Pixel (2x2).

Ich habe mal ein Ding gefunden, das wie ein früher Prototyp für eine 
Totalmeßstation ausah. Dreh- und schwenkbarer Laseremitter, 
Reflektorprisma und Empfänger.

Der Emfänger war eine viergeteilte Fotodiode. Also im Prinzip eine 
Webcam mit begrenzter Auflösung. :)

Die gibt's auch heute noch, man will sie nur nicht bezahlen müssen:
https://www.edmundoptics.de/p/196mmsup2sup-four-element-segmented-photodiode-09b974e4/27685/

Der Astrokompaß der B52-Bomber hatte drei Empfänger. Sollte genausogut 
funktionieren. Große gleichartige Fotodioden gibt es übrigens in 
Rauchmeldern. Besonders in den Sorten von 10-Jahres-Meldern, die nach 2 
Jahren ausfallen.

: Bearbeitet durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Benedikt I. schrieb:
> Ich will ja, dass sich meine Kamera am Anfang in eine Ausgangsposition
> fährt.
> Soweit ich das weiß, geht das aber nicht bei normalen Schrittmotoren,
> denn die wissen nicht wo sie gerade stehen. Bei Servos ist es simpler,
> da diese ja auf eine Position fahren die an ihrem PWM festgelegt ist.
> Für das eigentliche Nachführen ist dann die Position nur noch insofern
> von Relevanz, dass mir nicht das Kabel zum Sensor abgerissen wird, wenn
> der Schrittmotor meinen würde 720 Grad zu fahren.

Dann verwendet man Endschalter. Am Anfang fährt alles in die 
Ausgangsposition, welche durch Endschalter erkannt wird. Vgl. 3D 
Drucker.

von Michael B. (laberkopp)


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Wollvieh W. schrieb:
> Die gibt's auch heute noch, man will sie nur nicht bezahlen müssen:

Och, die gab es neulich auch mal bei Pollin, reagieren aber auf 
sichtbares Licht, sind keine Thermopiles.

: Bearbeitet durch User
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