Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Steuerung Bohrmaschine


von Joni (jonquil)


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Hallo,

vor einiger Zeit hatte ich hier schon mal gefragt, weil meine 
Bohrmaschine ein Problem hat:

Beitrag "Bohrmaschine: Identifikation Entstörkondensator"

Das defekte Poti wurde ersetzt. Die Maschine lief dann auch bei 
mittlerer Drehzahl - aber nur ca. 30 Sekunden lang. Dann hat es wieder 
geknallt und die Maschine ist seither tot.

Die Untersuchung zeigt folgendes:
- Das Poti ist OK
- Der Kondensator ist OK
- Der Schalter ist OK
- Die Maschine läuft auch nicht, nachdem der Kondensator entfernt wurde

Deshalb vermute ich jetzt, dass die Steuerung selbst hinüber ist. Die 
ist vergossen, da kann ich nicht rein schauen. Ich würde die Steuerung 
jetzt gerne komplett deaktivieren und die Bohrmaschine dann z.B. mit 
etwa halber Drehzahl betreiben (Festeinstellung). Nur, wie funktioniert 
das bzw. wie kann ich das erreichen? Ic habe ein Bild der Schaltung 
angehängt, wie sie auf der Innenseite des Gehäuses gezeigt wird. 
Vielleicht hat ja jemand eine Idee oder es gibt einen einfachen 
Bauvorschlag dazu.

Vielen Dank und Grüße

Joni

von Michael B. (laberkopp)


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Joni schrieb:
> Vielleicht hat ja jemand eine Idee

Der Motor ist kaputt.

Zu viel Bürstenfeuer killt den Kondensator, zu hohe Stromaufnahme die 
Elektronik.

von Joni (jonquil)


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Danke für den Hinweis, das würde ich gerne überprüfen.

Wie kann ich so einen Motor testen? Gibt es da Anleitungen, wonach muss 
ich suchen?

von Udo S. (urschmitt)


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Joni schrieb:
> Ich würde die Steuerung
> jetzt gerne komplett deaktivieren und die Bohrmaschine dann z.B. mit
> etwa halber Drehzahl betreiben (Festeinstellung).

Das geht nicht. Ohne Elektronik kannst du den Motor nur mit voller 
Drehzahl betreiben.

Joni schrieb:
> Wie kann ich so einen Motor testen?

Ohne Elektronik laufen lassen und mit einem Energiemonitor die 
Leistungsaufnahme ohne Last messen. Das sollen unbelastet nicht mehr als 
max. ein viertel der Nennleistung sein.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Zeig doch mal, wie der Motor am Schleifer aussieht.

von Joni (jonquil)


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Hier ein Bild der Bürsten. Die sind noch gut in dem Sinn, dass sie noch 
ordentlich Reserve haben und mit Druck anliegen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Motor abtrennen und mit Ohmmeter im niedrigen Bereich (200 Ohm) an den 
Kohlen messen. Motor langsam durchdrehen. Der Wert darf nur wenig 
springen. Wenn es deutliche Ausreisser nach unten gibt, hat der Motor 
Windungsschluss.

von Michael B. (laberkopp)


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Matthias S. schrieb:
> Motor abtrennen und mit Ohmmeter im niedrigen Bereich (200 Ohm) an
> den Kohlen messen. Motor langsam durchdrehen. Der Wert darf nur wenig
> springen. Wenn es deutliche Ausreisser nach unten gibt, hat der Motor
> Windungsschluss.

Vorsicht, die induzierte Spannung der Wicklungen verändert den Messwert 
erheblich.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Wenn du nur den Rotor misst bei stromloser Feldwicklung, wird da gar 
nichts induziert. Ausserdem schrieb ich 'langsam', also von Kollektor zu 
Kollektor.

von Joni (jonquil)


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Hallo,

es hat etwas gedauert, aber inzwischen habe ich den Motor getestet:

Motor eingebaut: Kohle - Kohle ca. 15 Ohm

Motor ausgebaut:
1. gegenüberliegende Kontakte: 5-6 Ohm
2. benachbarte Kontakte: 1,5-2 Ohm
3. Kontakte - Armatur : kein Durchgang

sieht also gut aus. Dann wurde der Motor wieder eingebaut und wie im 
Bild dargestellt an ein DC-Netzteil angeschlossen. Ergebnis: Der Motor 
läuft.

Also, das sieht jetzt alles danach aus, als sei der Motor OK und die 
Elektronik hinüber. Die ist vergossen, da kann man nichts machen. Der 
Platz reicht auch nicht für eine eigene Platine. Deshalb folgende Idee:

Ich würde gerne die Regelung extern haben, d.h.

Steckdose - Reglelung - Bohrmaschine

Ich dachte zuerst an einen alten Dimmer, wie man sie früher zur 
Beleuchtung gehabt hat. Das wird wohl aber nicht funktionieren, da die 
Bohrmaschine vermutlich (das Typenschild ist nicht mehr lesbar) 600 Watt 
hat oder mehr.

Deshalb nun die Frage:
Wo finde ich eine einfach Schaltung, ähnlich einem Lichtdimmer, wie ich 
so einen Regler aufbauen kann. Zur Not wäre auch z.B. die halbe Drehzahl 
OK, also ohne Einstellmöglichkeit.

Oder gibt es dafür auch fertige Bausteine? Ich habe gerade das hier 
gefunden: https://www.ebay.de/itm/185914369786

Da ist ja nicht viel dran, teuer ist es auch nicht. Könnte funktionieren 
- oder?

Danke und Grüße
Joni

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Regelelektronik eines alten Staubsaugers.
Oder nach Drehzahlregler 230V suchen, Es gibt Module ab ca. 2 Euro.
Nimm eines das mindestens 1500W kann, chinesische Watt sind weniger als 
europäische.
Achtung: 230V können ziemlich klein, hässlich und tot machen.

von H. H. (hhinz)


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Udo S. schrieb:
> Regelelektronik eines alten Staubsaugers.
> Oder nach Drehzahlregler 230V suchen, Es gibt Module ab ca. 2 Euro.

Haben alle keine Lastausreglung.

von Joni (jonquil)


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Ja, das ist klar, dass so ein Modul nicht nachregelt. Aber immer noch 
besser als immer volle Drehzahl.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Joni schrieb:
> Ja, das ist klar, dass so ein Modul nicht nachregelt. Aber immer noch
> besser als immer volle Drehzahl.

Millionen Geräte haben seit grauester Vorzeit immer gleich los gegröhlt,
wenn der Motor Strom bekam.

von Udo S. (urschmitt)


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●DesIntegrator ●. schrieb:
> Millionen Geräte haben seit grauester Vorzeit immer gleich los gegröhlt,
> wenn der Motor Strom bekam.

Und ich habe als 15 jähriger eine dumme Vollwellensteuerung für unsere 
Bohrmaschine gebastelt. Mein Vater war begeistert. Die hatte auch keine 
Lastausregelung, aber dadurch konnte man wenigstens auch mal sinnvoll 
einen Forstnerbohrer oder einen Senker benutzen.

von Bastian N. (bastian_n934)


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Habe gerade die Schaltung von ELV, "lastabhängige Drehzahlregelung für 
Bohrmaschinen", PDF Datei von 1980, ELV, frei downloadbar, gebaut. Die 
Datei findest Du sofort mit Google. Funktioniert. Max Drehzahl soll etwa 
50% sein, da Halbwellenbetrieb, stabilisiert.  Benutzter Thyristor = 
BT145. Sowas suchtest Du doch!?

Da ich damit meine Kappsäge mit 2100 Watt Metallsägeblatt-tauglich 
machen wollte, konnte ich nur eine 10A Drossel in Reihe hängen (bei 
Amazon gefunden), die also sehr wenig Induktivität hat, 10 µH.

Habe gelesen, dass die Induktivität mit N² anwächst. Da sind aber nur N 
= 11 Windungen mit 1,7 mm Draht drauf, es passen aber bestimmt 22 
Windungen drauf, dann wäre ich nach Adam Riese bei 40 µH.

Frage mich, ob die Regelung etwas gleichmäßiger wird, jedenfalls im 
Leerlauf, wenn die Induktivität größer wäre  und lohnt sich das Erhöhen 
der Induktivität??

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Bastian N. schrieb:
> Habe gerade die Schaltung von ELV, "lastabhängige Drehzahlregelung für
> Bohrmaschinen", PDF Datei von 1980, ELV, frei downloadbar, gebaut.

https://files2.elv.com/public/downloads/journal/elvjournal_1980_11.pdf


Die Funkentstördrossel ist bei einem Reihenschlussmotor nicht nötig, das 
erledigt die Feldwicklung gleich mit.

: Bearbeitet durch User
von Thomas W. (goaty)


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von H. H. (hhinz)


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Thomas W. schrieb:
> Hier gibts auch noch eine:
> 
https://files2.elv.com/public/20/2022/202272/Internet/1998_05_02_drehzahlregler.pdf

Allerdings wird der U210B schon lange nicht mehr hergestellt.

von Bastian N. (bastian_n934)


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H. H. schrieb:
> Bastian N. schrieb:
>> Habe gerade die Schaltung von ELV, "lastabhängige Drehzahlregelung für
>> Bohrmaschinen", PDF Datei von 1980, ELV, frei downloadbar, gebaut.
>
> https://files2.elv.com/public/downloads/journal/elvjournal_1980_11.pdf
>
>
> Die Funkentstördrossel ist bei einem Reihenschlussmotor nicht nötig, das
> erledigt die Feldwicklung gleich mit.

Der Triac sitzt aber AUßERHALB der Feldwicklungen der Bohrmaschine, so 
dass deren Parallel-Kapazität eine gewisse Leitfähigkeit für die Impulse 
des Triacs bewirkt, ansonsten hätte ELV diese Drossel auch nicht 
eingebaut..... oder?

Ich habe aber noch eine andere Frage. In der Schaltung ist ein 
Widerspruch, ei Fehler.
Der Widerstand R3 zum Ansteuern des Gates des Thyristors wird in der 
Zeichnung mit 500 Ohm angegeben,
in der Bauteil-Liste aber mit 500 Kilo-Ohm, das scheint mir viel zu hoch 
zu sein.
ich habe 500 Ohm eingebaut....

: Bearbeitet durch User
von Bastian N. (bastian_n934)


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H. H. schrieb:
> Thomas W. schrieb:
>> Hier gibts auch noch eine:
>>
> 
https://files2.elv.com/public/20/2022/202272/Internet/1998_05_02_drehzahlregler.pdf
>
> Allerdings wird der U210B schon lange nicht mehr hergestellt.

Gibt es bei ELW aber noch für 6€ das Stück.

von H. H. (hhinz)


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Bastian N. schrieb:
>> Allerdings wird der U210B schon lange nicht mehr hergestellt.
>
> Gibt es bei ELW aber noch für 6€ das Stück.

Noch 9 Stück...

von H. H. (hhinz)


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Bastian N. schrieb:
> Der Triac sitzt aber AUßERHALB der Feldwicklungen der Bohrmaschine, so
> dass deren Parallel-Kapazität eine gewisse Leitfähigkeit für die Impulse
> des Triacs bewirkt, ansonsten hätte ELV diese Drossel auch nicht
> eingebaut..... oder?

Die Drossel ist überflüssig.



> Ich habe aber noch eine andere Frage. In der Schaltung ist ein
> Widerspruch, ei Fehler.
> Der Widerstand R3 zum Ansteuern des Gates des Thyristors wird in der
> Zeichnung mit 500 Ohm angegeben,
> in der Bauteil-Liste aber mit 500 Kilo-Ohm, das scheint mir viel zu hoch
> zu sein.
> ich habe 500 Ohm eingebaut....

Offensichtlicher Fehler.

von Bastian N. (bastian_n934)


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Bastian N. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Thomas W. schrieb:
>>> Hier gibts auch noch eine:
>>>
>>
> 
https://files2.elv.com/public/20/2022/202272/Internet/1998_05_02_drehzahlregler.pdf
>>
>> Allerdings wird der U210B schon lange nicht mehr hergestellt.
>
> Gibt es bei ELW aber noch für 6€ das Stück.

Meine Frage ist, ist die Begrenzung auf 600 Watt nur durch  den 
Thyristor  gegeben,
oder müsste das mit einem leistungsstärkerem Triac  (Und ggf anderen 
Shunt-Widerstand) auch für höhere Leistung funktionieren?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Bastian N. schrieb:
> Meine Frage ist, ist die Begrenzung auf 600 Watt nur durch  den
> Thyristor  gegeben,
> oder müsste das mit einem leistungsstärkerem Thyristor (Und ggf anderen
> Shunt-Widerstand) auch für höhere Leistung funktionieren?

Solange der Gatestrom ausreicht...

von Bastian N. (bastian_n934)


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wenn ich es richtig ergoogelt habe, macht man das heutzutage mit einem 
Atmel  U2008B Low cost motor control with soft start,
damit wird ein TIC 226 Triac 8 A angesteuert.... das reicht dann aus von 
der Leistung her.
Ist das nur ein Softstart? (ich übersehe  es noch nicht so genau)

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Bastian N. schrieb:
> U2008B

Wird auch schon lange nicht mehr hergestellt.


Man nimmt heute einen µC.

von Bastian N. (bastian_n934)


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Zitat:

Load Current Detection, Pin 1
......

An increase of mains voltage causes an increase of the control angle α.
HIER DAS SIEHT AUS wie eine DREHZAHLSTABILISIERUNG:
An increase of load
current results in a decrease of the control angle.
This avoids a decrease in revolution by
increasing the load as well as an increase of revolution by the 
increment of mains supply voltage.

: Bearbeitet durch User
von Bastian N. (bastian_n934)


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H. H. schrieb:
> Bastian N. schrieb:
>> U2008B
> Wird auch schon lange nicht mehr hergestellt.
> Man nimmt heute einen µC.

den man dann programmieren muss?

von H. H. (hhinz)


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Bastian N. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Bastian N. schrieb:
>>> U2008B
>> Wird auch schon lange nicht mehr hergestellt.
>> Man nimmt heute einen µC.
>
> den man dann programmieren muss?

Klar, ist aber dennoch billiger als ein Sonderlockenchip, und viel 
flexibler.

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