Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik IGBT (mit Diode) geht immer wieder defekt


von David (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,
ich nutze einen IGBT (DG30X07T2 mit intern antiparallel geschalteter 
Diode zwischen Koll/Emitter), um eine PV Spannung (240VDC) , die an 
einer rein ohmschen Last (Ölradiator, ca. 50 Ohm) liegt zu schalten - 
momentan einfach nur an/aus schalten. Nachdem der IGBT einige Zeit 
durchgeschaltet ist, lässt er sich nicht mehr schalten, die Kollektor 
Emitter Strecke bildet einen Kurzschluss. Auch eine nachträgliche 
Messung der Kollektor/Emitter Strecke  des von der Schaltung 
abgeklemmten IGBTs zeigt einen Kurzschluss, was vor dem Einbau in die 
Schaltung nicht der Fall war. Offenbar verursacht die intern im IGBT 
antiparellel geschaltete Diode diesen Kurzschluss ? (Der Schalter ist 
ein einfacher manuell bedienbarer DC Schalter ,der die Steuerspannung 
von 15 V auf das Gate legt)

Ich habe schon 2 solcher IGBTs nun zerschossen, jeweils der gleiche 
Effekt - nach kurzer Laufzeit in der Schaltung stellt sich ein 
Kurzschluss der Kollektor/Emitter Strecke ein. Die gemessenene Werte 
liegen weit unter den Grenzwerten im Datenblatt des IGBTs (650 V, 30/60 
A).

Das einfache Schaltbild habe ich auch angehängt. Bin ratlos, warum die 
IGBs in dieser Anwendung den Geist aufgeben. Habt ihr eine Idee, was die 
Ursache sein könnte - mit der Diode ist nur eine Vermutung, aber auch 
wenn die Diode den Kurzschluss verursacht, weiss ich nicht wie es dazu 
kommen kann, da auch die Grenzwerte der Diode laut Datenblatt weit über 
den Werten in der Schaltung liegen....

Anlage: Schaltbild und Datenblatt

Vielen Dank
David

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Z-Diode zwischen Gate und Emitter anbringen.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

1MOhm zum Abschalten kommt mir sehr gross vor.

von Daniel V. (danvet)


Lesenswert?

Ich tippe mal auf fehlende Kühlung des IGBT.

von David (Gast)


Lesenswert?

Daniel V. schrieb:
> Ich tippe mal auf fehlende Kühlung des IGBT.

Daniel V. schrieb:
> Ich tippe mal auf fehlende Kühlung des IGBT.

Nein, definitiv nicht. Habe bewusst einen riesigen Kühlkörper, der IGBT 
wird nur lauwarm.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> 1MOhm zum Abschalten kommt mir sehr gross vor.
Und weil dann noch die Miller-Kapazität mit reinspielt, braucht der 
sicher ewig zum Abschalten und ist so lange auuserhalb der SOA:
https://recom-power.com/de/support/technical-resources/whitepaper/rec-n-designing-robust-transistor-circuits-with-igbts,-sic-mosfets-319.html?0

David schrieb:
> der IGBT wird nur lauwarm.
Der stirbt beim Abschalten durch einen Hotspot. Diese Wärme kommt gar 
nicht an den Kühlkörper.

David schrieb:
> Das einfache Schaltbild habe ich auch angehängt.
Wie sieht der reale Schaltungsaufbau aus?

: Bearbeitet durch Moderator
von David (Gast)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> 1MOhm zum Abschalten kommt mir sehr gross vor.

Der Massewiderstand sollte nur dazu dienen, die Gate-Spannung sicher 
beim Abschalten auf 0 Volt zu ziehen; unter 5 V sollte er laut 
Datenblatt schon abschlaten. Das Problem hier ist ja, dass er nach 
kurzer Zeit gar nicht mehr abschaltet und die Kollektor-Emitter Strecke 
einen Kurzschluss hat (auch im ausgebauten Zustand!). Das Ding ist 
danach einfach defekt.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

David schrieb:
> Der Massewiderstand sollte nur dazu dienen, die Gate-Spannung sicher
> beim Abschalten auf 0 Volt zu ziehen; unter 5 V sollte er laut
> Datenblatt schon abschlaten.
Er schaltet aber eben unheimlich langsam ab.

von David (Gast)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Und weil dann noch die Miller-Kapazität mit reinspielt, braucht der
> sicher ewig zum Abschalten und ist so lange auuserhalb der SOA:
> 
https://recom-power.com/de/support/technical-resources/whitepaper/rec-n-designing-robust-transistor-circuits-with-igbts,-sic-mosfets-319.html?0

Nein, der Kollektor-Emitterwiderstand ist in beide Richtungen 0 Ohm ! Er 
schaltet gar nicht mehr, egal welche Spannung ich mit oder ohen 
Widerstand an den Gate anlege. Wie erwähnt ist die Widerstandsmessung 
ausserhalb der Schaltung danach 0 Ohm (Kurzschluss zw. Koll/Emitter), 
was vorher nicht der Fall war.

von Ingo L. (corrtexx)


Lesenswert?

Statt des Schalters einen Treiber verwenden, dann wird das Gate 
zumindest symmetrische an und aus geschaltet. Taster entsprellen!

Der IGBT verheizt aber auch:
P_IGBT ~= 1V * (240V/50R) = 5W

Hast du ihn auf einem Kühlkörper montiert? Bei diesen Spannungen würde 
ich auf MOSFETs setzen, die haben deutlich bessere Eigenschaften.

von David (Gast)


Lesenswert?

H. H. schrieb:
> Z-Diode zwischen Gate und Emitter anbringen.

Meinst du, die max. erlaubte Gate/Emitterspannung würde irgendwie 
überschritten ? Es ist zumindest nicht bewusst eine Induktivität im 
Spiel. Der Schalter ist ein ganz einfacher mechanischer Schalter. 
Angeschaltet, abgeschaltet, angeschlatet - funktioniert, dann ein  ein 
paar Minuten an gelassen (IGBT die ganze Zeit nur lauwarm und an einem 
großen Kühlkörper) und dann schaltet der IGBT nicht mehr ab und ist 
defekt. Bin echt verzweifelt, weil die Werte in der Schaltung doch so 
weit unter den Grenzwerten im Datenblatt liegen.

von Ingo L. (corrtexx)


Lesenswert?

Ok, wenn du einen KK verbaust hast, dürfte es auf dem Chip selsbt zu 
lokalen Durchlegierungen kommen, da der Linearbereich aufgrund des 1MR 
zu langsam durchfahren wird und es zu Hot Spots kommt.

von David (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

s. neues Foto

von David (Gast)


Lesenswert?

Ingo L. schrieb:
> Hast du ihn auf einem Kühlkörper montiert? Bei diesen Spannungen würde

ja, s. neues Foto

von David (Gast)


Lesenswert?

Ingo L. schrieb:
> Bei diesen Spannungen würde
> ich auf MOSFETs setzen, die haben deutlich bessere Eigenschaften.

Wollte ich  zuerst, dann hat man mir im ersten Post hier einen IGBT 
empfohlen... 3 davon gekauft, 2 hintereinander wie oben beschrieben 
schon defekt... beim 3. traue ich mich gar nicht mehr

von Anselm 6. (anselm68)


Lesenswert?

Wenn dein Schalter ein Kipp(UM)schalter ist, dann mache den derzeit 
freien Kontakt auf GND. so hast du dann 15V oder GND am Gate ohne den 
1MOhm.

von David (Gast)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Er schaltet aber eben unheimlich langsam ab.

Nein, er schaltet gar nicht mehr ab, da der Koll/Emitter- Widerstand 
nach kurzer Zeit 0 ist (s. neues Foto mit Widerstandsmessung im 
ausgebauten Zustand); ein neuer IGBT hat einen unendlich hohen in die 
eine Richtung, in die andere schlägt die Diode zu mit ca. 0,6 V 
Durchlassspannung.. beides ist bei dem eingebauten IGBT nicht mehr der 
Fall - einfach dauernder Kurzschluss in beide Richtungen

von David (Gast)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Wie sieht der reale Schaltungsaufbau aus?

Genauso wie das Schaltbild ist der Aufbau, ganz einfach gehalten, um mal 
zu schauen, ob das Schalten funktioniert. Ein mechanischer Schalter , 
der den Gate ansteuert (mit +15V DC) und im Kollektor Emitterkreis ein 
Ölradiator der an eine 240 VDC PV Spannung angeschlossen ist (kein 
Wechselrichter o.ä. im Spiel).

von Arno R. (arnor)


Lesenswert?

David schrieb:
> Nein, er schaltet gar nicht mehr ab...

Du schnallst es einfach nicht, dabei ist es mehrfach gesagt worden!

Durch den 1M-Widerstand wird der Transistor zu langsam zugesteuert und 
verbleibt dadurch zu lange in einem Strom-Spannungs-Gebiet, das ihn 
überlastet. Mach aus dem 1M einen 1k-Widerstand, dann geht es wohl.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

David schrieb:
> Nein, der Kollektor-Emitterwiderstand ist in beide Richtungen 0 Ohm !
Ja, mir ist das völlig klar: Siliziumschmelze durch Hotspot.

> Er schaltet gar nicht mehr
Er ging vorher beim letzten Ausschaltvorgang kaputt, weil die Entladung 
der Gatekapazität unheimlich laaaaannnnnngggsssaaaammmm vor sich geht 
und deshalb der Transistor die SOA verlässt. Kurz: deine Gatebeschaltung 
ist viel zu hochohmig. Mach da mal einen 470R Widerstand (der muss 1/2 W 
aushalten) nach GND und einen 10R in Richtung Gate.

Nicht umsonst sind die Datenblattangaben bei einem Rg=15  Ohm. Und beim 
Abschalten hast du derzeit einen Rg von über 1 MOhm. Also 70000 mal zu 
hochohmig. Da wundert man sich eher, dass der nicht jedes Mal 
kaputtgeht.

: Bearbeitet durch Moderator
von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> 1MOhm zum Abschalten kommt mir sehr gross vor.

Glatt übersehen, das ist natürlich eine ganz große Schnapsidee.

von David (Gast)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Er ging vorher beim letzten Ausschaltvorgang kaputt, weil die Entladung
> der Gatekapazität unheimlich laaaaannnnnngggsssaaaammmm vor sich geht
> und deshalb der Transistor die SOA verlässt. Kurz: deine Gatebeschaltung
> ist viel zu hochohmig. Mach da mal einen 470R Widerstand (der muss 1/2 W
> aushalten) nach GND und einen 10R in Richtung Gate.

Ok, danke für den Tipp, das war mir völlig neu. Einen 
(funktionstüchtigen, neuen) IGBT hab ich noch, den riskier ich jetzt 
noch unter den Verbesserungsvorschlägen (werde Widerstände zum Gate und 
Masse deutlich reduzieren)...bin mal gespannt

von David (Gast)


Lesenswert?

Lothar, du hast das Rätsel gelöst... bis jetzt funktioniert es, mit der 
Änderung der Eingangswiderstände. Der 3. und letzte IGBT läuft noch, bis 
jetzt zumindest mal (nach ca. 10 Schaltvorgängen :-) )... Die Miller 
Kapa, war mir bisher echt unbekannt... Super, die Hilfe war goldwert !!

Vielen Dank !!!

von David (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
ich hatte ja kürzlich ein Problem gepostet, weil mir IGBTs beim 
langsamen Schalten (mittels mechanischer Schalter) aufgrund eines zu 
hohen Widerstandes im Eingangskreis des Gates kaputt gegangen sind ("Hot 
Spot", hat der Moderator es genannt, der mir darauf auch die Lösung des 
Problems gegeben hat).
Ganz klar ist mir der Sachverhalt leider immer noch nicht. Sorry an die 
gelangweilten Experten, aber warum gibt der IGBT in diesem Kontext so 
schnell den Geist auf. Ein IGBT arbeitet im Gatebereich MOS-like, also 
spannungsgesteuert. Laut Datenblatt kann mit einer Gatespannung zwischen 
+-20V/, einem UDS bis 650V, einem ID bis 60A etc. nichts passieren. Im 
Betrieb liegt die Gatespannung bei 15 V, nun wird abgeschaltet (und 
hierbei scheint sich der Transistor verabschiedet zu haben), allerdings 
mit hohem Gate-Widerstand zur Masse, so dass sich die Miller Kapa nur 
langsam entlädt. Aber die Gatespannung bleibt stets zwischen 0 und 15 V, 
auch beim Abschaltvorgang.  Damit sollte auch der ID nicht über die 
zulässigen 60 A kommen (zumal die Quelle das auch gar nicht hergibt, 
selbst bei Kurzschluss nicht). Also warum wird der IGBT trotzdem gekillt 
?
Und kann das auch bei einem reinen MOSFET (Power Mosfet) derart 
passieren (damit hatte ich das Problem noch nicht, obwohl ich da auch 
mit recht großem Gate-Massewiderstand arbeite) ?

Danke
Dave

von Flip B. (frickelfreak)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Das kann dir mit allen Transistoren passieren.

Du denkst bisher nur an die betriebszustände EIngeschaltet und 
Ausgeschaltet.

Ausgeschaltet: Spannung D-S 650V Strom ~0A -> Leistung 0W

Eingeschaltet: Spannung D-S 2V Strom 60A -> Leistung 0W

Dazwischen wird der transistor bei langsamer ansteuerung auch nur 
langsam hochohmig. Das heißt worst case

Spannung D-S 300V Strom 30A -> Verlustleistung 9000W. So, nun kann der 
Transistor nur 200W ab. Die 9kW kann er kurzzeitig einige microsekunden, 
bevor er durchbrennt. Deshalb muss die einschalt- und ausschaltdauer 
möglichst kurz gehalten werden. Siehe angehängtes bild, es ist eine 
höhere schaltleistung möglich je schneller geschaltet wird. Auch 
häufiges schalten durch zu hochfrequente PWM oder prellende taster 
können zu viel sein.

In deiner anwendung mit 1MOhm lagst du über 10ms, da reichen bei 240V 
schon 1-2A laststrom zum durchbrennen

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


Lesenswert?

David schrieb:

 Laut Datenblatt kann mit einer Gatespannung zwischen
> +-20V/, einem UDS bis 650V, einem ID bis 60A etc. nichts passieren. Im
> Betrieb liegt die Gatespannung bei 15 V, nun wird abgeschaltet (und
> hierbei scheint sich der Transistor verabschiedet zu haben), allerdings
> mit hohem Gate-Widerstand zur Masse,

EXTREM hohem "Gatewiderstand". 1 MEGAOHM!

> so dass sich die Miller Kapa nur
> langsam entlädt.

Die allein ist es nicht, wenn gleich sie einen hohen Anteil hat.
SCHALTtransistoren wollen SCHNELL geschaltet werden! Im Normalfall im 
Bereich von 10-50ns, in bestimmten Fällen vielleicht auch in 1-5us. Mit 
1MEGAohm Pull DOwn Widerstand als "gatetreiber" für ganz Arme,dauert das 
mehrere Millisekunden.

> Aber die Gatespannung bleibt stets zwischen 0 und 15 V,
> auch beim Abschaltvorgang.

Aber der Vorgang ist zu langsam!

>  Damit sollte auch der ID nicht über die
> zulässigen 60 A kommen

Das ist gar nicht das Problem.

> (zumal die Quelle das auch gar nicht hergibt,
> selbst bei Kurzschluss nicht). Also warum wird der IGBT trotzdem gekillt
> ?

Weil beim langsamen Umschalten VIEL Verlustleistung im IGBT entsteht, 
denn der ist dann halt nur halb auf oder zu.

> Und kann das auch bei einem reinen MOSFET (Power Mosfet) derart
> passieren

Sicher.

>(damit hatte ich das Problem noch nicht, obwohl ich da auch
> mit recht großem Gate-Massewiderstand arbeite) ?

Was so oder so Murks ist. Ein IGBT/MOSFET sollte SCHNELL geschaltet 
werden, um die hohe Verlustleistung beim Umschalten so kurz wie möglich 
zu halten.
Zum schnell Schalten braucht man viel Strom, sprich niederohmige 
Treiber. Alles über 100 Ohm ist im Normalfall zuviel, die meisten 
Treiber, selbst die schwachen, haben 20 Ohm und weniger!

von Dietrich L. (dietrichl)


Lesenswert?

Flip B. schrieb:
> Eingeschaltet: Spannung D-S 2V Strom 60A -> Leistung 0W

Um David nicht zu verwirren: in deinem Beispiel wären es nicht 0W 
sondern 120W.

von Falk B. (falk)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Siehe Anhang.

Die Kurven sehen beim Ein- und Ausschalten sehr ähnlich aus, mit einer 
Spitzenleistung von ~3kW im MOSFET. ABER die Zeitskala ist um 
Größenordnungen anders! Beim Einschalten dauert es ~100ns, bei 
Ausschalten um die 10ms! Und das bei einer eher gemächlichen 
Anstiegszeit des Gatesignals von 1us. Die meisten Treiber für MOSFETs 
schalten in 100ns und weniger!

Die Schaltverluste beim Einschalten sind hier ca. 300uJ sowie 19J(!) 
beim Abschalten! diese Wärme wird in der kurzen Zeit (10ms) nur auf dem 
kleinen Siliziumchip und teilweise auf dem Kupferträger gespeichert. 
Wärmeleitung findet hier nur wenig statt. Dadurch steigt die Temperatur 
IMMENS!

Abschätzung. Ein TO220 Transistor hat einen Kupferträger mit ca. 
10x15x1mm Abmessungen, macht 150mm^3 bzw. 0,15cm^3. Das ergibt mit der 
Dichte Kupfer rho = 8,9g/cm^3 -> 1,3g
Wärmekapazität von Kupfer 385 J/kg/K
-> 0,5 J/K bzw. 2 K/J

bei 20J -> 40K

Hmm, das kann nicht sein, 40K Temperaturerhöhung sind deutlich zu wenig, 
um dem MOSFET Probleme zu machen. Wo liegt mein Fehler?

von Flip B. (frickelfreak)


Lesenswert?

Dietrich L. schrieb:
> nicht 0W sondern 120W.

Danke, da war ich kurz unachtsam.

Falk B. schrieb:
> Wo liegt mein Fehler?

in 10ms findet die energie nicht ihren weg ins Kupfer. rechne nochmal 
mit 6x8x0,7mm Silizium.

von Nils S. (wall-e)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> Siehe Anhang.

>
> Abschätzung. Ein TO220 Transistor hat einen Kupferträger mit ca.
> 10x15x1mm Abmessungen, macht 150mm^3 bzw. 0,15cm^3. Das ergibt mit der
> Dichte Kupfer rho = 8,9g/cm^3 -> 1,3g
> Wärmekapazität von Kupfer 385 J/kg/K
> -> 0,5 J/K bzw. 2 K/J
>
> bei 20J -> 40K
>
> Hmm, das kann nicht sein, 40K Temperaturerhöhung sind deutlich zu wenig,
> um dem MOSFET Probleme zu machen. Wo liegt mein Fehler?


Der "Transient Thermal Resistance" ist im DB angegeben.
Beim IXTH88N10 z.B. sind es ca. 0,1 °C/W bei einem 10ms Impuls.
Bei einer Kühlkörpertemperatur von z.B. 25°C und eine Rth von 0,1°C/W 
hat der Chip nach einem 10ms-Impuls mit z.B. 3kW eine Temperatur von ca. 
325°C.

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


Lesenswert?

Nils S. schrieb:
> Bei einer Kühlkörpertemperatur von z.B. 25°C und eine Rth von 0,1°C/W
> hat der Chip nach einem 10ms-Impuls mit z.B. 3kW eine Temperatur von ca.
> 325°C.

Vergiss Rth. Bei so kurzen Pulsen erreicht die Strecke keinen 
stationären Zustand. Die Wärmeenergie wird innerhalb so kurzer Zeit noch 
nicht einmal beim Kühlkörper angekommen sein. Bei deiner Rechnung fehlt 
die Tiefpasswirkung durch die spezifische Wärmekapazität.

: Bearbeitet durch User
von David (Gast)


Lesenswert?

Super ! Vielen Dank euch allen für die tollen Erklärungen, inbesondere 
Falk für die super Simulation des Schaltvorgangs. Es ist also die 
Verlustleistung, die über relativ lange Zeit (auch wenn es nur 
Millisekunden sind) ansteht und der IGBT so den SOA Bereich verlässt. 
Boahhh...

Aber es war auch die Rede, dass dies auch bei MOSFETs passieren kann. 
Aber MOSFETS sind doch auch als Linearregler oder Verstärker nutzbar. 
Ein IGBT würde als solcher (Linearregler/Verstärker) dann nicht 
überleben, wenn so kurzzeitige Spannungsabfälle (unter Stromfluss) so 
einen Einfluss haben. Wie machen es dann MOSFETS im Linearbetrieb ? 
Überstehen diese so hohe Verlustleistungen ?

Vielen Dank nochmals, echt toll die Unterstützung hier !!!
Schönes Wochenende
David

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

David schrieb:

> Aber es war auch die Rede, dass dies auch bei MOSFETs passieren kann.

MOSFETs und IGBTs sind hier sehr ähnlich.

> Aber MOSFETS sind doch auch als Linearregler oder Verstärker nutzbar.

IGBTs auch, wenn gleich das nur selten gemacht wird.

> Ein IGBT würde als solcher (Linearregler/Verstärker) dann nicht
> überleben, wenn so kurzzeitige Spannungsabfälle (unter Stromfluss) so
> einen Einfluss haben.

Doch.

>Wie machen es dann MOSFETS im Linearbetrieb ?
> Überstehen diese so hohe Verlustleistungen ?

So wie IGBTs. Die Verlustleistung bei linearen Spannungsreglern oder 
linearen Verstärkern muss halt innerhalb der SOA liegen. Und bei 
Dauerlasten (DC) ist das halt deutlich weniger als im Pulsbetrieb.

https://www.mikrocontroller.net/articles/FET#SOA_Diagramm

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Flip B. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Wo liegt mein Fehler?
>
> in 10ms findet die energie nicht ihren weg ins Kupfer. rechne nochmal
> mit 6x8x0,7mm Silizium.

34mm^3 = 0,034cm^3
Dichte von Silizium : 2,3g/cm^3
-> m = 79mg
Wärmekapazität von Siliuzium 703 J/kg/K
-> 55mJ/K -> 18K/J
-> 20J * 18K/J = 360°C Übertemperatur, + 25°C Umgebung = 385°C

Da schmilzt zwar noch kein Silizium, aber die Halbleiterstrukturen geben 
auf. PUFFFF!

Jetzt passen die Zahlen.

Die meisten Leistungshalbleiter sind auf max. 150°C, manchmal 175°C 
Sperrschichttemperatur spezifiziert. Im Test halten die ach schon mal 
200°C und mehr aus und löten sich selber aus. Aber irgendwann ist auch 
das beste Bauteil mal am Ende.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

David schrieb:
> ich hatte ja kürzlich ein Problem gepostet
Ich habe die beiden Threads zusammengeführt.

David schrieb:
> Wie machen es dann MOSFETS im Linearbetrieb ?
Meiner Schätzung nach werden bestenfalls 0,01% der Mosfets im linearen 
Bereich betrieben. Und da sind dann ganz andrre Zahlen interessant als 
der maximale Sttom und der Rdson.

David schrieb:
> Und kann das auch bei einem reinen MOSFET (Power Mosfet) derart
> passieren
Ja, natürlich.

Mosfets und IGBT im Schaltbetrieb werden im Idealfall von einem aktiven 
Treiber angesteuert, damit das Umschalten in beide Richtungen schnell 
geht und keine zu hohen Schaltverluste auftreten.

> (damit hatte ich das Problem noch nicht, obwohl ich da auch
> mit recht großem Gate-Massewiderstand arbeite) ?
Glück gehabt. Mein Tipp: im Datenblatt schauen welcher Gatewiderstand 
für die Datenblattwerte verwendet wurde.

: Bearbeitet durch Moderator
von Nils S. (wall-e)


Lesenswert?

Rainer W. schrieb:
> Nils S. schrieb:
>> Bei einer Kühlkörpertemperatur von z.B. 25°C und eine Rth von 0,1°C/W
>> hat der Chip nach einem 10ms-Impuls mit z.B. 3kW eine Temperatur von ca.
>> 325°C.
>
> Vergiss Rth. Bei so kurzen Pulsen erreicht die Strecke keinen
> stationären Zustand. Die Wärmeenergie wird innerhalb so kurzer Zeit noch
> nicht einmal beim Kühlkörper angekommen sein. Bei deiner Rechnung fehlt
> die Tiefpasswirkung durch die spezifische Wärmekapazität.

Lies noch einmal meine ganze Antwort und nicht nur den letzten Satz! Und 
versuch zu verstehen!
Ich rechne mit dem dynamischen Rth und nicht dem stationärem!

Natürlich kommt die Wärme in 10ms nicht im Leadframe oder sogar im 
Kühlkörper an. Das geht in 10ms nicht. Daher gibt es das Diagram im 
Datenblatt was genau diesen Fall angibt.
Zu dem Thema gibt es reichlich App-Notes. Einfach mal lesen.

von Arno R. (arnor)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> 34mm^3 = 0,034cm^3
> Dichte von Silizium : 2,3g/cm^3
> -> m = 79mg
> Wärmekapazität von Siliuzium 703 J/kg/K
> -> 55mJ/K -> 18K/J
> -> 20J * 18K/J = 360°C Übertemperatur, + 25°C Umgebung = 385°C

Man darf bei diesem Schaltvorgang nicht nur die Energie und die 
Erwärmung des Chips gleichmäßig über das Volumen bzw. die Fläche 
betrachten. In Falks Simu sieht man, daß die Leistungsspitze bei Ugs<7V 
auftritt. Damit ist man laut Datenblatt (Fig. 7) sicher im Bereich des 
positiven TK der Id/Ugs-Kennlinie, also dort, wo thermische Mitkopplung 
auftritt und sich lokale Hotspots bilden.

von David (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
nun eine neue Situation: Nachdem durch zu hohe Eingangswiderstände im 
Gatekreis sich 2 IGBTs verabschiedet hatten, hat es nach Verringerung 
der Widerstände wie berichtet funktioniert. Nun ist der 3. IGBT kaputt 
gegangen, und zwar derart , dass nicht nur zwischen Kollektor und 
Emitter ein Kurzschluss ist, sondern zwischen allen 3 Pins.
Ich habe in die nun laufende Schaltung (mit niederohmiger 
Gateansteuerung) in den Kollektorkreis eine DC-Sicherung 
(Sicherungsautomat) eingebaut und diesen im laufenden Betrieb 
(Gatespannung konstant auf +15V, Kollektorstrom ca. 2A ) zum Test 2 Mal 
ein und aus geschaltet. Dabei wurde er wieder gekillt. Aber warum dieses 
Mal, welche Kenngröße könnte nun aus dem SOA gelaufen sein ?? (Wie 
erwähnt weisen nun sogar alle 3 Pins einen Schluss auf)

Die Betriebssppannung (PV Spannung) lag nach wie vor bei ca. 230V DC 
(Leerlaufspannung) , da aber die Sonneneinstrahlung gering war, ist aber 
bei Lastzuschaltung (IGBT schaltet durch) auf ca. 50V abgefallen.

????????????????????????????????????
Danke
David

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

David schrieb:
> Ich habe in die nun laufende Schaltung (mit niederohmiger

Wie niederohmig?

> Die Betriebssppannung (PV Spannung) lag nach wie vor bei ca. 230V DC
> (Leerlaufspannung) , da aber die Sonneneinstrahlung gering war, ist aber
> bei Lastzuschaltung (IGBT schaltet durch) auf ca. 50V abgefallen.

Und wovon speisen sich die 15V Gatespannung?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

David schrieb:
> weisen nun sogar alle 3 Pins einen Schluss auf
Nennt sich "durchlegiert".

Wie sieht die Schaltung jetzt aus? Und wie (geräumig) sieht der 
zugehörige reale Schaltungsaufbau aus? Was spricht dagegen, einen 
richtigen Gatetreiber für die Ansteuerung des IGBT zu verwenden?

von David (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Wie sieht die Schaltung jetzt aus? Und wie (geräumig) sieht der
> zugehörige reale Schaltungsaufbau aus? Was spricht dagegen, einen
> richtigen Gatetreiber für die Ansteuerung des IGBT zu verwenden?

Die Schaltung sieht genauso aus wie im ersten Postbeitrag - nur mit 
niederohmigem Gatekreis (wie von dir empfohlen). Nun aber ist im 
Kollektorkreis noch ein DC Sicherungsautomat eingebaut, den ich 2 Mal 
betätigt habe. Als der IGBT damit kaputt ging, sah die Schaltung wie 
folgt aus (s. Anlage). Der Schalter im Gatekreis war geschlossen, 
Gatespannung (15V) lag konstant an,  IGBT sollte in dem Moment 
durchgeleitet haben, lediglich der Kollektorkreis habe ich 2 Mal mit dem 
DC Automaten manuell abgeschaltet. Die Betriebsspannung ist wie erwähnt 
um die 230 V DC (PV Panels, Leerlaufspannung bzw. starker 
Sonneneinstrahlung), die aber bei Belastung (Lastwiderstand im 
Kollektorkreis ca. 50 Ohm) auf etwa 50 V DC absackt.

Danke
David

von David (Gast)


Lesenswert?

Jens G. schrieb:
> Und wovon speisen sich die 15V Gatespannung?

Die 15 V DC Gatespannung kommen von einem externen Schaltnetzteil 
(kompletter Schaltplan s. meinen Post/Antwort davor). Die Schaltung ist 
minimal verdrahtet (2 Widerstände des Gatekreises direkt an IGBT 
verlötet), IGBT auf einem großen Kühlteil angeschraubt.

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Zeig deinen Aufbau, sonst hat sich das erledigt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

David schrieb:
> DC Sicherungsautomat eingebaut, den ich 2 Mal
> betätigt habe. Als der IGBT damit kaputt ging,

Vielleicht war es einer der Klassiker in Verbindung mit prellendem 
Schalter (flackernder LiBo) und parasitären L&C-Kopplungen des Aufbaus.

von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?


von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


Lesenswert?

Dieter D. schrieb:
> Vielleicht war es einer der Klassiker in Verbindung mit prellendem
> Schalter (flackernder LiBo) und parasitären L&C-Kopplungen des Aufbaus.

Zum einen das (nicht nur Schalter, Sicherungen sind da auch nicht immer 
ganz sauber bei Handbetätigung), und dazu noch:

David schrieb:
> einer rein ohmschen Last (Ölradiator, ca. 50 Ohm)

Bei sowas ist nicht selten der Widerstandsdraht gewendelt und hat 
garnicht so wenig Induktivität.

David schrieb:
> Die 15 V DC Gatespannung kommen von einem externen Schaltnetzteil
> (kompletter Schaltplan s. meinen Post/Antwort davor).

Nö, da ist nicht vollständig. Da ist weder die Sicherung drin, noch kann 
man erkenne ob du das 15V Netzteil auch darüber führst. Und es fehl, was 
eventuell sonst noch für Verbraucher an dem ganzen hängen.

Falk B. schrieb:
> Siehe Anhang.
> Die Kurven sehen beim Ein- und Ausschalten sehr ähnlich aus...

Interessant wäre das vielleicht auch mal mit einem typischen Prellen
und zu dem R parallel auch noch etwas L:-)
Dann die Berechnung mit nur einem Teil der Silizium Fläche und der 
Schmelzpunkt dürfte schon recht nahe sein, bzw. an Hotspots 
überschritten sein.

von Achim H. (pluto25)


Lesenswert?

Selbst mit riesigem L hätte ihn nichts passieren dürfen da er die ganze 
Zeit komplett durchgeschaltet war und die Quelle nur 1A lieferte.
Auch hätte er nicht warm werden dürfen als noch mehr Leistung vom Modul 
kahm.
Vermutlich ein Fake-Typ oder falsch beschriftet? Hatten die Gate Strom?

von Roland D. (roland_d284)


Lesenswert?

Moin,

David schrieb:
> Jens G. schrieb:
>> Und wovon speisen sich die 15V Gatespannung?
>
> Die 15 V DC Gatespannung kommen von einem externen Schaltnetzteil
> (kompletter Schaltplan s. meinen Post/Antwort davor). Die Schaltung ist
> minimal verdrahtet (2 Widerstände des Gatekreises direkt an IGBT
> verlötet), IGBT auf einem großen Kühlteil angeschraubt.

Ich würde auf die Auswirkung parasitärer Induktivitäten tippen. Also 
lange Leitungen und sowas. Zudem in Kombination mit parasitären 
Kapazitäten von irgendwelchen Schaltungsteilen auf Masse.

Beim Schlagartigen Abschalten entsteht wegen der Induktivität eine 
Spannungsspitze über dem Schalter. In einem Stromkreis muss die Summe 
aller Spannungen aber Null sein. Das heißt, dass das Gegenstück zu 
dieser großen Spannung irgendwo anders noch mal auftritt, nur mit 
anderem Vorzeichen. Und das kann dazu führen, dass zumindest ein Teil 
dieser Spannung plötzlich zwischen Gate und Source vom IGBT anliegt. So 
eine kurze Spannungsspitze kann der 470Ohm-Widerstand nicht ableiten. 
Vielleicht das Netzteil auch nicht, weil zu weit weg 
(Kabelinduktivität). Oftmals verbaut man dicht beim IGBT für solche 
Fälle noch eine Z-Diode. Die begrenzt die Gate-Source-Spannung dann auf 
in deinem Fall vielleicht 20V.

Also: Für eine Ergründung dieses neuerlichen Problems ist es 
erforderlich, die gesamte Schaltung zu kennen. Längen und Art von 
Kabeln, wo ist was mit Erde verbunden, ..... Z.B. hast du in deinem 
Schaltplan zwei Massensymbole drin. Wie sind die untereinander 
verbunden?

Gruß, Roland

von Monk (Gast)


Lesenswert?

Ja scheiße, der Teufel steckt im Detail. Jetzt haben wir den Transistor 
mühsam dazu gebracht, schneller zu schalten damit er nicht mehr kaputt 
geht, und nun soll genau das schon wieder die Problemursache sein?!

Leider hast Recht, das kann durchaus sein.

Roland D. schrieb:
> Für eine Ergründung dieses neuerlichen Problems ist es erforderlich, die
> gesamte Schaltung zu kennen.

Ich glaube das wird nichts mehr. Ist bestimmt wieder so ein 
Geheimprojekt, damit niemand die Idee klaut.

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Die Schaltung ist – egal ob mit 1MΩ oder 470Ω – ein totaler Murks. Das 
notorische Kaputtgehen der Transistoren ist einfach nur eine passende, 
gerechte Antwort/Reaktion darauf und das finde ich auch völlig in 
Ordnung so, wenn es passiert. Auch einen reinen Leistungs-MOSFET oder 
-NPN würde man so niemals ansteuern. So könnte man vielleicht eine LED 
als Last bis 24V schalten können, aber nicht eine größere Last unter 
200-300V. Was verbessert und geändert werden sollte, wurde im Thread 
teilweise schon gesagt, ansonsten gibt es (leider oder zum Glück) 
Fachbücher und – hier vermutlich der entscheidende Faktor – Erfahrung 
oder praktisches Wissen, um eine robuste Schaltung zu entwickeln. Sowohl 
das Suchen/Lesen/Studieren des Stoffs als auch die praktische Erfahrung 
erfordert Arbeit von den Beteiligten (sowohl der Antwortsuchenden als 
auch der -gebenden), die geleistet werden muss – ohne diese Dinge ist 
nix und wird niemals etwas sein, was Hand und Fuß hat, was ich übrigens 
auch nur als gerecht empfinde.

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?

Wenn jemand genau weiß, warum der IGBT trotz der schnelleren Ansteuerung 
kaputt gegangen ist, wäre es nett, wenn er das auch genau erklären 
würde.

Mein Verdacht ist, dass auch mit 10/470R ein mehrere ms prellender 
Schalter zusammen mit der Gatekapazität den IGBT immer noch nicht 
schnell genug steuert.
240V 4,8A (50R Last) erfordert unter etwa 200µs zu bleiben, falls das 
das SOA vom DG30X07T2 ist: 
https://www.mikrocontroller.net/attachment/preview/639030.jpg

Wenn es unbedingt ein IGBT statt des 13€ Relais sein soll, muss ein 
entprelltes Steuersignal und eine Treiberschaltung mit genügend Strom 
zur schnellen Gateumladung verwendet werden. Ein paar parallele 15V CMOS 
Gatter sollten reichen.

Darf man da mit dem Treiberstrom und den 3,35nF aus dem Datenblatt 
rechnen, oder geht das nur über die 0,22µC Gatecharge?
https://www.reichelt.com/index.html?ACTION=7&LA=3&OPEN=0&INDEX=0&FILENAME=A100%2FDG30X07T2.pdf

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?


Beitrag #7694987 wurde vom Autor gelöscht.
von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Taster- oder Schalterprellen ist kein Mythos – je nach Aufbau, Alter und 
Zustand der Kontakte ist es mal mehr, mal weniger, was generiert wird, 
und es ist auch nicht jedes mal so schön oft wie auf dem Screenshot aus 
einer meiner Arbeiten. Hängt genauso vom Zufall ab wie z.B. das Fallen 
einer Nadel bei einem Wurf auf ein kariertes Stück Papier – mal bleibt 
sie nur auf einem Feld liegen, mal auf zwei, manchmal auf mehreren. Ein 
bloßes Entprellen wird hier aber nicht reichen – das nur so vorab als 
Info. Man sollte sich darüberhinaus auch mal überlegen, ob ein IGBT hier 
überhaupt notwendig ist und nicht eventuell durch einen Leistungs-MOSFET 
ersetzt werden könnte, der gewisse Nachteile nicht beinhaltet – bei 
IGBTs kann es nämlich zu einem Latch-UP-Effekt kommen.

------
Wolf17 schrieb:
> Wenn es unbedingt ein IGBT statt des 13€ Relais sein soll, muss ein
> entprelltes Steuersignal und eine Treiberschaltung mit genügend Strom
> zur schnellen Gateumladung verwendet werden. Ein paar parallele 15V CMOS
> Gatter sollten reichen.

Ich befürchte, dass hier „ein paar parallel geschaltete CMOS-Gatter” 
nicht ausreichen werden – ich tippe hier eher auf einen MOSFET-Treiber, 
der ca. 1-2A im Peak liefern kann.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gregor J. schrieb:
> Ich befürchte, dass hier „ein paar parallel geschaltete CMOS-Gatter”
> nicht ausreichen werden
Oh doch, die werden das schaffen. Denn hier geht es nicht um den 
Schaltbetrieb mit hoher Frequenz.

Der DG30X07T2 hat eine Gatekapazität von 3,5nF. Mit 6 parallel 
geschalteten CMOS-Gattern bekommt man locker einen Bahnwiderstand unter 
100 Ohm zusammen. Damit ergibt sich eine Zeitkonstante von 350ns. Nach 
3tau = 1µs ist der Gatekondensator auf über 12V aufgeladen und der IGBT 
leitet.

Der andere Ansatz geht über die Gateladung von 0,22µC. Das sind 0,22µA, 
die 1s fließen müssen, um den IGBT einzuschalten. Oder eben 22µA, die 
1ms fließen müssen. Oder eben 22mA, die in (der eben erwähnten) 1µs 
fließen müssen. Und die parallel geschalteten CMOS-Ausgänge schaffen 
diesen Strom locker.

> einen MOSFET-Treiber, der ca. 1-2A im Peak liefern kann.
Der könnte die 0,22µC dann in 110ns umladen, was für hohe 
Schaltfrequenzen und niedrige Schaltverluste sinnvoll ist. Hier ist das 
aber nicht nötig.

> Taster- oder Schalterprellen ist kein Mythos – je nach Aufbau, Alter und
> Zustand der Kontakte ist es mal mehr
Dazu ein paar Bilder im 
Beitrag "Re: LM8705 gegen Rückspannung absichern". Dort sterben auch 
Bauteile durch derartiges Schalterprellen. Und dieses "Prellen" kommt 
von einem Relaiskontakt, der einigermaßen definiert und zügig 
einschaltet. Ein manuell betätigter Kontakt brutzelt da ganz anders vor 
sich hin.

: Bearbeitet durch Moderator
von Enrico E. (pussy_brauser)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Oder eben 22mA, die in (der eben erwähnten) 1µs fließen müssen.

220mA!

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Oh doch, die werden das schaffen. Denn hier geht es nicht um den
> Schaltbetrieb mit hoher Frequenz.

Wir sehen, wie die IGBTs es mit Euren Ideen da oben im Thread 
schaffen...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gregor J. schrieb:
> Wir sehen, wie die IGBTs es mit Euren Ideen da oben im Thread
> schaffen...
Zu Beginn ging der IGBT beim Abschalten kaputt. Das passiert jetzt nicht 
mehr. Jetzt passiert was gnaz anderes.

Zumindest mir ist völlig klar, dass das Problem woanders liegt als im 
Treiber.

Enrico E. schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Oder eben 22mA, die in (der eben erwähnten) 1µs fließen müssen.
> 220mA!
Stimmt, Kommafehler. Trotzdem schnell genug.

: Bearbeitet durch Moderator
von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Wolf17 schrieb:
> Wenn jemand genau weiß, warum der IGBT trotz der schnelleren Ansteuerung
> kaputt gegangen ist, wäre es nett, wenn er das auch genau erklären
> würde.

Zuviel Induktivität in der Source-Leitung.

Der IGBT war ja eingeschaltet und kann damit nicht über die D-S-Strecke 
demoliert worden sein.
Es gibt aber noch einen schnellen Schalter: Den Sicherungsautomat.
Wenn der abschaltet, kann in einer langen Zuleitung zur Source eine hohe 
Spannung induziert werden, -100V mögen reichen-, die über den 
Steuerkreis das Gate-Dielektrikum  durchschlägt.

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Zu Beginn ging der IGBT beim Abschalten kaputt. Das passiert jetzt nicht
> mehr. Jetzt passiert was gnaz anderes.

Dass die IGBTs beim Abschalten kaputtgehen, war anfangs nur die Annahme 
und Erzählung des Eigentümers der Teile, die sich immer wieder in 
Schrott verwandeln. Später haben andere diese Erzählung aufgegriffen und 
fortgeführt – das muss nicht so sein, möglich ist ebenfalls, dass der 
IGBT beim Einschalten einen Durchbruch in der CE-Strecke bekommt oder 
generell zu diesem Zeitpunkt schon Schaden nimmt, dann den Augen nach 
funktioniert, weil alles schön leitet, und sich dann dementsprechend 
nicht abschalten lässt und man fälschlicherweise annimmt, dass der 
Defekt grundsätzlich beim Abschalten passierte. Was genau dort passiert, 
weiß man nicht und wird es nicht wissen können, solange man z.B. nicht 
ein Oszilloskop dranklemmt und sich das alles am Gate und Kollektor 
anschaut und für eine Analyse aufzeichnet, aber auf die Idee ist noch 
keiner hier gekommen. Ohne eine adäquate Aufbereitung des Signals vom 
Schalter, ohne die dafür vorgesehenen Treiber (gemeint ist nicht ein 
Pfusch mit Gattern) und ohne den richtigen Überspannungsschutz (auf 
beiden Seiten des IGBTs!) weiß man aber schon, was weiter passieren 
wird.

Auch die Annahme, dass ein Teil kaputtgegangen ist, ist nur eine Annahme 
und Erzählung des Inhabers der IGBTs, die auch falsch sein kann, denn 
beim Messen des Teils muss man etwas beachten, aber bei diesem 
Schaltungsentwurf könnte diese Annahme sogar zutreffen. Ich würde sagen, 
ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg!

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gregor J. schrieb:
> Dass die IGBTs beim Abschalten kaputtgehen, war anfangs nur die Annahme
> und Erzählung des Eigentümers der Teile
Nein, der hat das nicht angenommen. Andere haben es gesagt und
Falk hats noch ausgerechnet.

> Was genau dort passiert, weiß man nicht
Was denn sonst als das, was diskutiert und berechnet wurde. Das kann nan 
sogar simulieren.

> möglich ist ebenfalls, dass der IGBT beim Einschalten einen Durchbruch
> in der CE-Strecke bekommt
Jaja, der Konjunktiv. Allerdings müsste zum Durchbruch eine hohe 
Spannung induziert werden. Und ich sehe nicht, wo das sein könnte. Im 
Besonderen dann, wenn ja extra langsam geschaltet wird.

> ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg!
Dir auch.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

Hp M. schrieb:
> Zuviel ...

Steht zwar in einer verlinkten Literatur, wird aber abgelehnt, wie man 
erkennen kann.

von David (Gast)


Lesenswert?

Hallo zusammen,
vielen Dank mal für die weiteren Antworten. Es wurde als mögliche 
Ursache für das Durchlegieren des IGBTs hier nun wieder die 
Gateansteuerung angesprochen. Das war im ersten Szenario ganz sicher so, 
als die Gateansteuerung zu hochohmig war und das Gate auch beschaltet 
wurde. Nachdem die beiden Widerstände niederohmig gemacht wurden , hat 
es ja auch wunderbar funktioniert.Insbesondere die Simulation von Falk 
hat gezeigt, dass der IGBT  zu lange ausserhalb SOA verweilen musste 
(Kennzahl Ptot wurde zulange überschritten, weil das Gate zu langsam 
geschaltet hatte).

Nun im 2. Szenario ist es aber so, dass die Gatespannung (+15V per 
separaten Schaltnetzteil) permanent anlag. Die Masse des Netzteils ist 
mit der (Masse-) Betriebsspannung (reine PV Spannung) galvanisch 
gekoppelt - es gab  keinen Schaltvorgang am Gate als sich der IGBT 
auflöste. Im 2. Szenario hatte ich "nur" den Kollektorkreis geschaltet 
(via DC Sicherungsautomat). Dieser hat auch beim 
(Ausschalt)Schaltvorgang jeweils kurz gezischt bis die Löschung des 
Funkens stattgefunden hat. Lange Leitungen liegen bei der Zuführung der 
Betriebsspannung vor (Leerlauf PV = 230V, unter Last wegen fehlendem MPP 
und stark bedeckten Himmel waren es ca. 50 V Betriebsspannung). Auch die 
Last (Heizung) ist über eine ca. 1 Meter lange Netzleitung an die 
Betriebsspannung bzw. Kollektor des IGBT angeschlossen. Denkbar ist 
sicher, dass durch die kurzen Schaltvorgänge im Kollektorkreis zu einer 
Induktionsspannung führen, aber die sollten doch durch die interne Diode 
des IGBT am IGBT abgefangen werden. In diesem Szenario bekamen -im 
Gegensatz zum ersten als das Gate (falsch/zu hochohmig) geschaltet- 
wurde alle 3 Pins einen Schluss, was sich dadurch auch bemerkbar machte, 
dass der kleine 10 Ohm Widerstand am Gate beim Schalten der Sicherung 
durchgebrannt ist.  Also, lange Leitungen an Emitter /Kollektor , ja, 
wie beschrieben. Aber Gateteil permanent unter 15V Spannung. Warum 
sollte dann immer noch der Gate bzw. falscher Gatetreiber schuld an der 
Durchlegierung sein ?

Der Aufbau ist auch kein Geheimprojekt. Ich will nur Schritt für Schritt 
auf möglichst einfache Weise überschüssige PV Leistung (die nicht ins 
Netz eingespeist werden DARF) in geregelte Raumtemperatur umsetzen. Da 
Schalten via AC-Thermostat nicht möglich ist, soll ein Halbleiter dies 
übernehmen. Hatte mit MOSFETs mit Schaltvorgängen in der Vergangenheit 
unter Niederspannung (bis ca. 15 V) nie Probleme; nun bie PV 
Stringspannung von ca. max. 230 V diese Probleme.... Ein DC Relais wäre 
sicher auch eine Alternative, aber jeder, der vielleicht auch mal mit 
solchen Problemen zu kämpfen hatte, weiss sicherlich auch, wie gerne 
dann doch eine funktionierende Halbleiterlösung wäre, insbesondere das 
Verständnis, warum etwas so und nicht so klappt...

Danke euch allen !!!
David

von Gregor J. (Firma: Jasinski) (gregor_jasinski)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

David schrieb:
> Im 2. Szenario hatte ich "nur" den Kollektorkreis geschaltet
> (via DC Sicherungsautomat). Dieser hat auch beim
> (Ausschalt)Schaltvorgang jeweils kurz gezischt bis die Löschung des
> Funkens stattgefunden hat.

Wenn Du so eine Nummer mit einem rabiaten Abschalten ohne 
Überspannungsschutz machst, wo Funkenbildung entsteht, dann kein Wunder, 
dass da etwas plattgemacht wird – für Halbleiter ohne Schutz ist so eine 
Funkenbildung meistens sofort beim ersten mal tödlich. Sollte die 
PV-Anlage über keinen Schutz verfügen, kannst Du die damit auch 
erledigen – das nur so nebenbei, damit Du Dir darüber im Klaren bist, 
was Du da machst.

----
> Hatte mit MOSFETs mit Schaltvorgängen in der Vergangenheit
> unter Niederspannung (bis ca. 15 V) nie Probleme; nun bie PV
> Stringspannung von ca. max. 230 V diese Probleme

Bei 15V darf man sich sehr viele Anfänger- oder Designfehler erlauben, 
bei 230V wird das sofort bestraft, was Du ja bereits erfahren durftest 
und weiterhin erfahren wirst, wenn Du nicht die drei Maßnahmen 
ergreifst, von denen ich gesprochen habe – 230V sind einfach eine ganz 
andere Hausnummer. Du müsstest hier klein anfangen und sich die besagten 
Effekte beim Schalten mit einem Oszilloskop anschauen, erstmal bei 24V 
einen Verbraucher absichtlich mit einer längeren Zuleitung schalten 
(z.B. zwei 21W-KfZ-Glühlampen in Reihe), dann z.B. mit entsprechend 
angepasstem Verbraucher auf 48V, 100V usw. gehen, bis Du bei Deiner 
Anlagenspannung angekommen bist. Solltest Du über kein Oszilloskop 
verfügen, wird es ohne langjährige Erfahrung schwierig sein, hier die 
Ursache zu finden, um entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. 
Ja, überhaupt zu begreifen, was da auf diesen Leitungen wirklich 
passiert.

----
> Ein DC Relais wäre sicher auch eine Alternative

Im Anhang zwei Screenshots. Es gibt signifikante Unterschiede beim 
Schalten von AC und DC – für DC bei dieser Spannung und dieser 
Stromstärke müsstest Du zu einem sehr guten Relais greifen. Im Anhang 
ein Auszug aus dem Datenblatt eines Relais für ~230V 6A 1,5kW (FTR LYCA 
012V) – bei Wechselspannung darf man 6A bis 250V schalten, im 
Gleichspannungsbetrieb (DC) mit 6A darf man das nur bis maximal ca. 30V 
machen! Durch die Lichtbogenbildung werden nämlich sehr schnell die 
Kontakte abgebrannt. Ich glaube aber, dass das am Ende für Dich die 
einzige Notlösung für das Jetzt und Heute sein wird, um Deinen 
Ölradiator zu schalten, da man aus dem, wie Du alles im Thread 
dargestellt hast, leider entnehmen muss, dass Du momentan anscheinend 
über keinerlei Kenntnisse und Erfahrung verfügst, wie man die Sache 
angehen sollte. Und wo keine Kenntnisse, da ist auch kein Plan, und eine 
planlose Vorgehensweise gleicht dem Lauf eines Huhns ohne Kopf – das 
wird nicht gut ausgehen.

von Roland D. (roland_d284)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Moin,

David schrieb:

> In diesem Szenario bekamen -im
> Gegensatz zum ersten als das Gate (falsch/zu hochohmig) geschaltet-
> wurde alle 3 Pins einen Schluss, was sich dadurch auch bemerkbar machte,
> dass der kleine 10 Ohm Widerstand am Gate beim Schalten der Sicherung
> durchgebrannt ist.

Das ist allerdings ein starker Hinweis. Mit regulären Gateströmen kannst 
du so einen Widerstand kaum rösten. Der wird erst durchgebrannt sein, 
nachdem das Gate mit Source schon durchlegiert war.

Das Bild zeigt ein mögliches Szenario, wie das passieren kann. Die Frage 
ist, wie die Massenverbindung zwischen 15V-Netzteil und Lastkreis genau 
aussieht. Bzw. wo genau der Lastkreis geerdet ist und wo das Netzteil. 
Auch ein Schutzleiter hat nicht immer und überall das gleiche Potenzial, 
weil allein schon das Kabel Induktivität hat.

Wie schon angemerkt, in solchen Fällen kann eine Z-Diode helfen, siehe 
zweites Bild im Anhang.

Gruß, Roland

von Monk (Gast)


Lesenswert?

David schrieb:
> Denkbar ist sicher, dass durch die kurzen Schaltvorgänge im
> Kollektorkreis zu einer Induktionsspannung führen, aber die sollten doch
> durch die interne Diode des IGBT am IGBT abgefangen werden.

Überlege dir, wohin diese Dioden den Strom ableiten: In die 
Stromversorgung der Schaltung! Wie stark beeinträchtigt das ihre 
Stabilität und wie reagiert die Schaltun darauf?

Bist du ganz sicher, dass die Leitung am Emitter zu GND keine zu hohe 
Induktivität hat? Hier kommt es auf Nano-Henry und Zentimeter an!

von Rüdiger B. (rbruns)


Lesenswert?

Und die Induktivität des Sicherungsautomaten ?

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

David schrieb:

> Nun im 2. Szenario ist es aber so, dass die Gatespannung (+15V per
> separaten Schaltnetzteil) permanent anlag. Die Masse des Netzteils ist
> mit der (Masse-) Betriebsspannung (reine PV Spannung) galvanisch
> gekoppelt - es gab  keinen Schaltvorgang am Gate als sich der IGBT
> auflöste.

Trotzdem kann das Gate durch induktiv eingekoppelte Überspannung kaputt 
gehen. Eine Z-Diode DIREKT an Gate-Emitter ist praktisch ein MUSS!

> Im 2. Szenario hatte ich "nur" den Kollektorkreis geschaltet
> (via DC Sicherungsautomat). Dieser hat auch beim
> (Ausschalt)Schaltvorgang jeweils kurz gezischt bis die Löschung des
> Funkens stattgefunden hat. Lange Leitungen liegen bei der Zuführung der
> Betriebsspannung vor

Da reichen 1-2m Kabel mit 1-2uH, um bei Abschalten ausreichend 
Induktionsspannung aufzubauen, um den IGBT dadurch zu zerstören. Denn 
IGBTs sind NICHT avalanchefähig, wenn die einmal durch Überspannung in 
den 2. Durchbruch gehen, wa'r das. SOwas hatte ich mal in einem 
Testaufbau. Ein IGBT schaltete hart einen Lastwiderstand mti 12A an 400V 
DC ab, Das ging ein paar mal, nach ca. 20 Schaltvorgängen war der IGBT 
dauerhaft durchgeschaltet. Eine 400V TVS-Diode zwischen Kollektor und 
Emitter brachte ausreichend Schutz.

> sicher, dass durch die kurzen Schaltvorgänge im Kollektorkreis zu einer
> Induktionsspannung führen, aber die sollten doch durch die interne Diode
> des IGBT am IGBT abgefangen werden.

NEIN! Schau genau hin! Das ist eine antiparallele Diode, welche nur in 
einer Halbbrücke was sinnvolles machen kann! Bei einem einzelnen IGBT 
sowie bei dir ist sie praktisch nutzlos! Und es ist eine normale Diode, 
KEINE Z-Diode! Die kann so oder so keine Überspannung begrenzen!

> In diesem Szenario bekamen -im
> Gegensatz zum ersten als das Gate (falsch/zu hochohmig) geschaltet-
> wurde alle 3 Pins einen Schluss, was sich dadurch auch bemerkbar machte,
> dass der kleine 10 Ohm Widerstand am Gate beim Schalten der Sicherung
> durchgebrannt ist.

Schwein gehabt, denn beim Durchschlag des Gates hast du die volle 
Kollektorspannung dort. Das raucht ordentlich, wenn da ausreichend Last 
dranhängt!

>  Also, lange Leitungen an Emitter /Kollektor , ja,
> wie beschrieben. Aber Gateteil permanent unter 15V Spannung.

Statisch.

> Der Aufbau ist auch kein Geheimprojekt. Ich will nur Schritt für Schritt
> auf möglichst einfache Weise überschüssige PV Leistung (die nicht ins
> Netz eingespeist werden DARF) in geregelte Raumtemperatur umsetzen.

First World Problems.

> dann doch eine funktionierende Halbleiterlösung wäre, insbesondere das
> Verständnis, warum etwas so und nicht so klappt...

Pack eine 15V Z-Diode dicht an Gate-Emitter dran.
Pack eine 250V TVS-Diode ala 1.5KE300A zwischen Kollektor und Emitter.
Dann könnte dein IGBT überleben.

Ergo. Auch fette Leistungshalbleiter wollen wohldefiniert benutzt und 
geschützt sein, denn die kriegt man DEULICH leichter kaputt als ein 
vergleichbares mechanisches Relais.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Monk schrieb:
> Bist du ganz sicher, dass die Leitung am Emitter zu GND keine zu hohe
> Induktivität hat? Hier kommt es auf Nano-Henry und Zentimeter an!

Sicher nicht bei DEN Schaltgeschwindigkeiten.

von Enrico E. (pussy_brauser)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

David schrieb:
> Der Aufbau ist auch kein Geheimprojekt.

So stelle ich mir den Aufbau vor. Über R1, C1 und D1 kann man noch 
weiterdiskutieren und was passieren soll, wenn die 15V plötzlich 
ausfallen.

von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?

Wenn der Schalter 10ms prellt, wird es knapp!

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Wolf17 schrieb:
> Wenn der Schalter 10ms prellt, wird es knapp!

Man kann es ja auch einfach richtig machen.

von David (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
nochmals vielen Dank zunächst an alle hier. Bin echt beeindruckt von den 
Antworten und Zeit, die ihr euch nehmt, um zu helfen !!!!
Die meisten sehen also wiederum eine zu hohe lang anliegende Spannung an 
der Gate/Emitterstrecke als Ursache für die Durchlegierung beim 2. 
Szenario, als nur der Kollektorkreis mechanisch/manuell geschaltet 
wurde. Also müsste dort irgendwie eine Induktionsspannung entstanden 
sein durch den Schaltvorgang. Das würden auch die Simulationen (vielen 
Dank an Roland !!) schön zeigen. Also wäre in beiden Fällen der 
vermurkste Gatetreiber der Schuldige. Abhilfe dann für alle Fälle ein 
entsprechender Treiber wie oben schon mehrfach sogar im Detail 
beschrieben (vielen Dank insbesondere an Falk und Enrico dafür !!).
Werde mir sowas zusammen bauen; hilft sicher auch bei Niederspannung und 
im Power MOSFET Umfeld. (Mein einzigstes Bedenken -gegen eine zu 
hohe/lange Induktionsspannung am Gate als Schuldiger- bei dem 
Simulationsbeispiel von Roland und einigen Kommentaren und 
Rechenbeispielen oben ist, dass hierbei der dämpfende Effekt des 
Netzteiles (250W Schaltnetzteil von Laptop) , das sicher einen geringen 
Ausgangswiderstand mit spannungsstabilisierender Filterwirkung am 
Ausgang hat, nicht berücksichtigt wurde.)

Vielen Dank also nochmals an alle Beteiligten !!

Aber noch eine Bitte an ein paar Wenige hier: Bleibt bitte trotz aller 
dummen Fragen und Kommentaren/Bastlereien und was auch immer hier an 
Problemen beschrieben wird, respektvoll. Nobody ist allwissend, es sind 
alle (zum Glück noch) Menschen hier, die fragen, antworten und helfen 
und alle sitzen in einem Boot. Ich bin zwar auch vom Fach, wenn es auch 
oft nicht so erscheint, aber kein Experte in der (Leistungs)elektronik.
Also nochmals abschließend vielen Dank!!

von Thomas (kosmos)


Lesenswert?

ich hätte auch einen Schmitt-Trigger gegen das Prellen empfohlen z.B. 
CD4093 dahinter könnte man auch einen Push/Pull Stufe mit 2 BCxxx 
schalten um etwas mehr Power fürs Gate zu haben.

Als Treiber habe ich früher immer gerne den ICL7667 genommen, der hatte 
zwar nicht die größte Leistung war aber mit 1€ recht günstig. Gerade 
sehe ich das der inzwischen aber fast 6€ kostet (Reichelt).

Ein Schaltnetzteil bringt aber immer ein weiteres Risiko mit rein.

Edit: In diesem Radiator wird ja bestimmt eine Heizwendel drin sein, 
deswegen denke ich schon das da etwas Induktivität zusammenkommt. Mach 
doch zur Not einen Freilaufdiode antiparallel zur Heizung rein.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.