Etwas für Farbspezialisten - mein Chemiker ist gerade im Urlaub - kommt in zwei Wochen wieder, also halb so wild... Meine betagte Mutter wünscht einen Fensteranstrich. Der letzte Anstrich war vor ca. 15 Jahren und nur die Wetterseite braucht Erneuerung - d.h. es gibt einige Falten und Risse... und ich fand noch zwei ältere Dosen von 2007, Zitate: Seidenglänzender, feuchtigkeitsregulierender Alkydharz-Weisslack. Ventilierendes Eintopfsystem für aussen und innen. Aromatenfrei. Eigenschaften: Grund- Zwischen- Schlußanstrich Holz Dauerelastisch, ausgezeichnete Deckkraft, schnelle Verarbeitung bis 2x am Tag. --- Habe die Dosen geschüttelt, hören sich voll und flüssig an. Frage: #1 Daß ein Eintopfsystem kein Kochgericht ist, gegessen - d.h. ich muß nichts mehr dazu tun - beim 2K-System gäbs noch einen Härter, hier nicht? #2 Zur Verwendbarkeit - ab wann beginnt die Haltbarkeit einer Farbe - nach der Herstellung im Werk oder nach der Trocknung auf dem Holz? #3 Auch für Metall verwendbar? Hätte da noch einige Elektronikgehäuse... (die klügsten Köpfe dürften noch blödere Fragen nicht beantworten...)
Venti ist der vor 20 Jahren, vor der Acrylschwemme, übliche Lack auf Fensterrahmen und anderen Holzoberflächen. Als Alkydharzlack hält er auch auf der Wetterseite einige Zeit, eben z.B. 15 Jahre. Vermutlich ist es genau der damals verwendete, und wenn nicht zu viel Hautbildung und feste Krümel drin sind, würde ich ihn nach gründlichem aufrühren verwenden. Eventuell sind wegen des Alters die Trocknungszeiten etwas kürzer, dann Waschbenzin als Verdünner reinmischen. Alten Anstrich anschleifen, aber abschleifen nicht nötig. Metall sollte man grundieren bevor man es mit Alkydharzlack streicht. Venti ist auf Metall nicht so klug, weil es keine rostverhindernde Schutzschicht bildet. Aber es wird halten. Fenster(rahmen)farbe ist allgemein recht widerstandsfâhig, weil es rüberrutschende Rahmen aushalten muss (und eben Bewitterung). Moderne Acrylfarbe aus dem Baumarkt taugt da nichts, ist nach wenigen Jahren runtergewittert. Es gibt aber teure professionelle Acrylfarbe - nur nicht im Baumarkt. Alte Alkydharzfarbe (ohne Venti) war wie aktuelle Metallfarbe wasserdampfdicht, das Holz verrottete dadrunter gerne. Noch früher hat man Ölfarbe, also Leinöl mit Pigmenten verwendet, die war von sich aus 'venti'. Ich habe schon Alkydharzfarbe verwendet die 50 Jahre rumstand. Voll ok. Und ich habe originalverschlossene Acryfarbe geöffnet, die völlig eingedickt war nach nicht mal 2 Jahren. Acrylfarbe ist wegen Wasser als Lösemittel zum streichen von Metall ungeeignet, das rostet schon beim trocknen. Ursprünglich sollte Alkydharz aka Kunstharz das teure Leinöl ersetzen. Inzwischen haben die unersättlichen Farbenferengies die Preise ihrer billigen Ersatzfarbe so weit hochgeschraubt, dass Leinöl wieder billiger ist. In das kann man Pigment nach Wunsch einrühren. Leinöl hat den Vorteil, dass man regelmässig nachölen kann um Risse zu verschliessen ohne dass das Öl auf der noch guten Oberfläche immer dicker aufträgt.
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Es hat aber den Nachteil, dass man gebrauchte Geräte in feuerfesten Gefässen aufbewahren muss, weil sich die bei längerem liegen an der Luft selbst entzünden können. Wobei ich das nie probiert habe, auf jeden Fall sollte man das beachten.
Uli S. schrieb: > Es hat aber den Nachteil, dass man gebrauchte Geräte in feuerfesten > Gefässen aufbewahren muss, weil sich die bei längerem liegen an der Luft > selbst entzünden können. Wobei ich das nie probiert habe, auf jeden Fall > sollte man das beachten. Du solltest deine 'Geräte' auf Putzlappen beschränken. Mit diesen trifft die Selbstentzündung natürlich zu! Durch die Vernetzung beim Aushärten (nicht trocknen!) entsteht Wärme, die mit Sauerstoff zur Selbstentzündung führen kann.
Das ist für mich auch gerade interessant, ich habe Holzfensterrahmen, die durch Bewitterung beschädigt sind. Die wurden 1963/64 eingebaut und seither soweit ich mich erinnere nur noch einmal gestrichen. Der Fensterkitt bröckelt auch. Der wird laut Datenblatt aus Leinöl und Rügener Kreide hergestellt. Ich hoffe, zum 250. Geburtstag vor drei Tagen von C.D.Friedrich werden die nicht die berühmten Kreidefelsen abtragen, damit ich meine Fenster renovieren kann. Was sagt Lotta dazu? Beitrag "Re: 2m FM Ausbildungscontest" Was gibt es außer Acrylfarbe noch besseres im Baumarkt zu kaufen?
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Beitrag #7733226 wurde vom Autor gelöscht.
> gibt es außer Acrylfarbe
Farbe mit PUR-Anteil wäre auch möglich. Allerdings bin ich mir nicht
sicher, ob jede Mischung elastisch genug ist, um arbeitendes Holz ewig
zu schützen.
Christoph db1uq K. schrieb: > Was gibt es außer Acrylfarbe noch besseres im Baumarkt zu kaufen Im Bsumarkt gibt es nur Verarschung teuer und so schlecht, dass du es nach 2 Jahren mühsam runterschleifen musst. https://www.victor-stahl-shop.de/de/brillux-impredur-ventilack-822-weiss https://www.bauchemie24.de/krautol-kunstharz-weisslack-venti-lack.html https://www.meinonlinelager.de/farben-kissel/caparol-capalac-venti-fensterlack-ral-9001-cremeweiss-p-3309.html Immerhin haben sie Fensterkitt https://www.hornbach.de/p/glaserkitt-1-kg/3208331/
Christoph db1uq K. schrieb: > ... > > Was gibt es außer Acrylfarbe noch besseres im Baumarkt zu kaufen? Im sehr gut aufgestellten Baumarkt gibts Ölfarben in der Künstlerecke. Für Holzfenster gibt es nicht besseres. Bleiweiß war sogar befallhemmend, heute gibts das nur noch unter dem Tresen auf Darfschein für den Denkmalschutz. Als Ersatz gehen Titanweiß, ggf in einer Mischung mit Zinkweiß. Der Nachteil ist die längere Trocknung, die uU auch liegende Fenster erfordert. (Also Flügel aushängen). Und uU sieht der Anstrich "fleckig" aus, weil das Holz unterschiedlich saugt. Ölfarben ziehen sehr gut ein... Vorteil: Tragen normalerweise nicht auf und blättern nicht ab. Manche Baumärkte haben unter der Rubrik "Fensterlack" auch Ölfarben im Topf... Leinölkitt gibt es nach wie vor, auch im Baumarkt.
Michael B. schrieb: > Christoph db1uq K. schrieb: >> Was gibt es außer Acrylfarbe noch besseres im Baumarkt zu kaufen > > Im Bsumarkt gibt es nur Verarschung Es gibt ja nicht nur einen Baumarkt. In sofern scheint pauschales Bashing, ohne konkrete Namen zu nennen, einfach kindisch. Selbstverständlich gibt es auch im Baumarkt besseres, im Zweifelsfalle sogar immer noch Venti-Lack. Vor dem Blick auf Gebindegröße und Preis solle man sich allerdings einen festen, sicheren Sitzplatz suchen: https://www.hornbach.de/p/remmers-venti-decklack-weiss-5-l/8842481/ oder auch, wie oben "3 in 1" für Grund-, Zwischen- und Schlussanstrich: https://www.possling.de/preisliste/Farbe%2C_Kleber_und_Malerbedarf/Lacke/Wei%C3%9Flacke/Wei%C3%9Flack_-Capalac-_seidenglanz/katalog/721032/galerie/1/artikel.php Ja, Possling ist ein regionaler Baumarkt, den Lack gibts aber überall.
"boff" wie der Franzose sagt, "bass erstaunt" über die Preise. Aber mit 5 Litern kann ich auch eine Menge Fenster streichen. Danke für die Tipps. Ich werden mal suchen, was ich bekommen kann. Die "Rügener Naturkreide" findet sich hier: https://media.cdn.bauhaus/m/1699055/BH_DOC_1699055.pdf
Michael B. schrieb: > Noch früher hat man Ölfarbe, also Leinöl mit Pigmenten verwendet, Gibt es heute auch noch Osmo Landhausfarbe z.b..
ok, gibts auch bei obi https://www.obi.de/p/7905649/osmo-landhausfarbe-weiss-750-ml 33,99€ für den dreiviertel Liter - ich werde wohl etwas mehr ausgeben müssen. "5 Jahre und länger haltbar". Datenblatt: https://bilder.obi.de/c2d4c464-3033-4327-9504-f74995661a98/178015_3227_landhausfarbe_042016.pdf
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Kolja L. schrieb: > Michael B. schrieb: >> Noch früher hat man Ölfarbe, also Leinöl mit Pigmenten verwendet, > > Gibt es heute auch noch Osmo Landhausfarbe Nein, Osmo ist natürlich keine Leinölfarbe, sondern einfacher Kunstharzlack. Kunstharz ist hydrolisiertes Pflanzenöl. Für Ölfarbe muss man schon zu den Profis https://www.kreidezeitshop.de/holz-und-metallbehandlungen/holzbehandlung-aussen-und-innen/standoelfarbe-halbfett/ oder eben selber anrühren. Und immer dran denken: da Leinöl vergilbt, gibt es kein dauerhaftes Weiss, sondern nur Altweiss.
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Wir haben hier Fichte mit der sau teuren Schwedenfarbe von Osmo gestrichen. Nach fünf Jahren war ein neuer Anstrich nötig. Das Holz darunter hat teilweise das faulen angefangen. Nach dem zweiten Anstrich und Tausch der schadhaften Balken war es allerdings sehr gut und die Farbe hält seitdem ohne jegliche Verschlechterung.
Christoph db1uq K. schrieb: > Die "Rügener Naturkreide" findet sich hier: Wenn man keinen 25-kg-Sack für Kitt benötigt, geht da jede profane Schlämmkreide, also CaCO3 - Calciumcarbonat. Damit wurden u.a. Innenräume geweißt.
Ich finde es nur witzig, dass man mit "Rügener Naturkreide" wirbt. Als ob jemand Schildkrötensuppe oder Walöl anpreisen würde, alles Bio, reines Naturprodukt. Aus deutschen Landen frisch an die Fensterscheibe. Egal, Holzanstrich scheint eine Wissenschaft zu sein, über die sich die Gelehrten streiten.
Michael B. schrieb: > Christoph db1uq K. schrieb: >> Die "Rügener Naturkreide" findet sich hier: > > Wenn man keinen 25-kg-Sack für Kitt benötigt, geht da jede profane > Schlämmkreide, also CaCO3 - Calciumcarbonat. Damit wurden u.a. > Innenräume geweißt. Stimmt (fast!). Dem Abbau von Kalkgestein folgt das Brennen: CaCO3 --> CaO + CO2 (als stark endotheome Reaktion) Erst das 'Löschen' macht den Branntkalk zum Baumaterial. Hier ist der Kreislauf sehr gut dargestellt: https://de.wikipedia.org/wiki/Calciumhydroxid Nach dem 'Weißen' bindet der Löschkalk mit dem CO2 der Luft wieder zu CaCO3 und Wasser ab. Da der Löschkalk auch als Bindemittel im Kalkmörtel verwendet wird/wurde, macht das Ausheizen von Neubauten mittels offenem Feuer Sinn. Dabei wird die Luft erwärmt, CO2 freigesetzt und das beim Abbinden entstehende Wasser aus den Wänden verdunstet.
Die Holzfarbe aus der Kreidezeit wird mit "vegan" beworben. Dafür musste keine Schildlaus oder Purpurschnecke sterben. Political Correctness treibt seltsame Blüten.
danke - Lack war OK + die nächsten 15 Jahre sind gesichert :)
[@ kleinhirngesteuerten Negativbewerter]
es. gibt. keine. dummen. Fragen.
Es gibt ein todsicheres Patent auf Akkus mit Idiotenenergie.
Ihr werdet unbemerkt geistig angezapft und bleibt daher dumm.
>>Widerstand ist zwecklos.<<
Kein Borg - nur ein 08/15 Hans ;)
Ich würde die alte Farbe entsorgen. Für Anstriche an Fenstern nehme ich nur : https://www.imparat.de/de/shop/bautenlacke/weiss-und-buntlacke-loesemittelbasiert/samt-opal-hs/samt-opal-hs/26560/samt-opal-hs?c=20706 Ist schweineteuer, aber ich kenne nicht besseres. Aber gut anschleifen muß mann schon. Nein, ich bekomme keine Provision Imparat und Brillux bieten auch Beratung und Verkauf an Privat an. Imparat und Brillux sind mit einer Haßliebe verbunden. Gruß HolgerR
Ein erfahrener, alter Maler meinte zu mir, dass er höchst ungern Fenster streicht, weil 2 Jahre Gewährleistung schnell vorbei sind und manche Farbe kaum länger hält. Wenn ich oben den Preis von fast 100€ pro Dose lese, sollte die benutzte Farbe schon gut sein. Jede Arbeitsstunde kostet auch viel Geld!
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