Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie lange darf ein 400V- Drehstrommotor im Stern laufen?


von Chris _. (chris_x)


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Liebe Leute,

Ich hoffe Ihr verzeiht meine vielleicht spezielle Frage.
Folgendes: eine 3-phasig auf 400V betriebene Jauchepumpe mit 12,5kW 
Nennleistung wälzt den Inhalt einer Jauchegrube um. Gesteuert via 
Siemens LOGO 230RC schalten die Schütze erst auf Sternschaltung und nach 
5 Sekunden zu bald auf Dreieck um - da fallen regelmäßig die LSS. Meine 
Frage daher an Euch: Wie lange darf ich einen Drehstrommotor auf Stern 
laufen lassen? Ich dachte an eine Minute, will aber auf keinen Fall, 
dass die Pumpe überhitzt!
Über Tipps würde ich mich sehr freuen und danke schon im Voraus recht 
herzlich!

Chris

: Bearbeitet durch User
von Marcel V. (mavin)


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Chris _. schrieb:
> Wie lange darf ich einen Drehstrommotor auf Stern laufen lassen?

Wenn der Motor nicht blockiert, kann er bis zum St. Nimmerleinstag im 
Sternbetrieb laufen, bzw. bis die Laufzeit der Wälzlager L10h 
überschritten wird.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Marcel V. schrieb:
> Wenn der Motor nicht blockiert, kann er bis zum St. Nimmerleinstag im
> Sternbetrieb laufen,

Der St. Nimmerleinstag kommt in dem Fall ratzfatz, schließlich fließt 
erheblich mehr Strangstrom, etwa der 1,7 fache.

Deshalb darf die Sternschaltung nur kurz, eben bis zum erreichen der 
Nenndrehzahl verwendet werden.

von H. H. (hhinz)


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Chris _. schrieb:
> dass die Pumpe überhitzt!

Um das zu verhindern gibt es hoffentlich einen Motorschutzschalter.

von Rainer D. (rainer4x4)


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H. H. schrieb:
> Deshalb darf die Sternschaltung nur kurz, eben bis zum erreichen der
> Nenndrehzahl verwendet werden.
Es wird etwa zu 2/3 der Nennleistung hochgefahren werden. Die 
Nenndrehzahl wird idR nicht erreicht. Wenn doch, dann ist der Motor zu 
groß dimensioniert.
Lesestoff gibts zB hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stern-Dreieck-Anlaufschaltung

von H. H. (hhinz)


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Rainer D. schrieb:
> Es wird etwa zu 2/3 der Nennleistung hochgefahren werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Drehstrom-Asynchronmaschine#Kennlinienbeispiel

Es handelt sich ja hier um genau so einen Pumpenantrieb.


> Die Nenndrehzahl wird idR nicht erreicht.

Aber fast.

von Chris K. (kathe)


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Wieso so ne umständliche Logo ?
https://www.schuetze24.com/schuetzkombinationen/sterndreieckschuetze
Ein einfaches SternDreieck Relais ist billiger zu bedienen wie die Logo 
umzuprogrammieren (Preislich gesehen)

Probier mal 10, 15, 20 Sekunden aus. (Mindestens 10 mal versuchen)
Nicht so viel Angst solche Motoren haben sicherlich genügend reserven 
(außer die aus dem lächelnden Land) damit sie nicht so schnell 
überhitzen.

Aber 5 Sekunden unter Last scheint mir sehr kurz eingestellt zu sein.
Ich kenn das noch aus dem Handgelenk (Heugebläse) und auch dort waren 
20-30 Sekunden normal. War ich zu schnell flogen die Sicherungen bzw. 
flackerten die Lichter in der Nachbarschaft.

von H. H. (hhinz)


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Chris K. schrieb:
> Ich kenn das noch aus dem Handgelenk (Heugebläse) und auch dort waren
> 20-30 Sekunden normal.

Das Lüfterrad hat ein sehr hohes Trägheitsmoment.

von Chris K. (kathe)


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>Pumpe mit geschlossenem Schieber.
Hmmm, so was wird wohl nicht vorhanden sein. Somit immer im Medium 
welches auch träge ist.
Einen Schieber der 100% abdichtet in der Jauchegrube möchte ich mal 
sehen. :-)

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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H. H. schrieb:

> Marcel V. schrieb:
>> Wenn der Motor nicht blockiert, kann er bis zum
>> St. Nimmerleinstag im Sternbetrieb laufen,
>
> Der St. Nimmerleinstag kommt in dem Fall ratzfatz,
> schließlich fließt erheblich mehr Strangstrom, etwa
> der 1,7 fache.

???

Hallo! Aufwachen!

Es geht um Stern-Dreieck-Umschaltung, NICHT um eine
Steinmetz-Schaltung!


> Deshalb darf die Sternschaltung nur kurz, eben bis
> zum erreichen der Nenndrehzahl verwendet werden.

Das gilt für die Steinmetzschaltung , nicht für den
Stern-Dreieck-Anlauf!

von H. H. (hhinz)


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Jetzt auch noch ein ganz großer Motorexperte...

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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Chris _. schrieb:

> Folgendes: eine 3-phasig auf 400V betriebene Jauchepumpe
> mit 12,5kW Nennleistung wälzt den Inhalt einer Jauchegrube
> um. Gesteuert via Siemens LOGO 230RC schalten die Schütze
> erst auf Sternschaltung und nach 5 Sekunden zu bald auf
> Dreieck um

Hmm.
Ist der Stern-Dreieck-Anlauf original?

Und darüberhinaus: Ist die Pumpe auch in der Zeit des Anlaufes
in Betrieb, oder wird die nachträglich irgendwie eingekuppelt?
(Kenne mich mit Jauchepumpen nicht so aus, wie man vielleicht
merkt...)


> - da fallen regelmäßig die LSS. Meine Frage daher an Euch:
> Wie lange darf ich einen Drehstrommotor auf Stern laufen
> lassen?

Das ist möglicherweise die falsche Frage.

Folgendes: Einen nackten Drehstrommotor ohne Last darfst
Du -- wie Marcel richtig festgestellt hat -- beliebig lange
im Stern laufen lassen. Im mechanischen Leerlauf passiert
nix Schlimmes.

Anders kann es sein, wenn die Pumpe fest mit dem Motor
gekoppelt ist -- dann kann es nämlich sein, dass die Pumpe
mit steigender Drehzahl überproportional mehr Leistung vom
Motor verlangt. Die kann der Motor aber im Stern nicht
liefern -- deshalb ist in solchen Fällen ein Stern-Dreieck-
Anlauf sowieso nicht zulässig. Daher meine Frage, ob das
original so ist...


> Ich dachte an eine Minute, will aber auf keinen Fall,
> dass die Pumpe überhitzt!

Hmm.
Versuch's doch erstmal mit 10 Sekunden statt 5 Sekunden.
So ewig lange dürfte das Hochlaufen ja nun auch nicht
dauern...

von H. H. (hhinz)


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Hippelhaxe schrieb:
> (Kenne mich mit Jauchepumpen nicht so aus, wie man vielleicht
> merkt...)

Und mit Motoren auch nicht.


Einfach die Finger still halten.

: Bearbeitet durch User
von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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H. H. schrieb:

> Jetzt auch noch ein ganz großer Motorexperte...

Auf jeden Fall. Da kannst Du Dir eine dicke Scheibe
von abschneiden.


Dennoch blicke ich voller Neid auf Deine landauf,
landab gerühmten kommunikativen Fähigkeiten...

Und besonders lobenswert finde ich, dass Du niemals
ad hominem argumentierst, wenn jemand anderer Meinung
ist als Du!

:-)

von H. H. (hhinz)


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Hippelhaxe schrieb:
> anderer Meinung

Du hast wohl alternative Naturgesetze.

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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H. H. schrieb:

> Hippelhaxe schrieb:
>> anderer Meinung
>
> Du hast wohl alternative Naturgesetze.

Nein -- andere soziale Normen.

Andere als Du. (Gott sei Dank...)

von H. H. (hhinz)


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Hippelhaxe schrieb:
> Nein -- andere soziale Normen.
>
> Andere als Du. (Gott sei Dank...)

Es stört dich nicht ahnungslos zu sein.

von Marcel V. (mavin)


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Hippelhaxe schrieb:
> Und besonders lobenswert finde ich, dass Du niemals
> ad hominem argumentierst, wenn jemand anderer Meinung
> ist als Du!

Herr HINZ ist nun mal eine Abkürzung für eine wandelnde elektronische 
Bauteilebibliothek in Botform und wird niemals müde und steht für:

H = Highperformance

I = Implanted

N = Number

Z = Zone

Es steigt sogar manchmal nachts heimlich aus dem Bett und hilft anderen 
Leuten im Forum. Selbst schon mehrfach erlebt.

👻

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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H. H. schrieb:
> Hippelhaxe schrieb:
>> Nein -- andere soziale Normen.
>>
>> Andere als Du. (Gott sei Dank...)
>
> Es stört dich nicht ahnungslos zu sein.

Ganz knapp daneben.

Erstens beschimpfe ich -- anders als Du -- meine
Gesrächspartner (i.d.R.) nicht.

Und zweitens liefere ich -- anders als Du -- für
meine Sachaussagen auch Begründungen . Solltest
Du vielleicht auch mal vers... ?!

von H. H. (hhinz)


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Hippelhaxe schrieb:
> Und zweitens liefere ich -- anders als Du -- für
> meine Sachaussagen auch Begründungen .

Garbage in, garbage out.

von Ralf X. (ralf0815)


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Ich verstehe hier einige Behauptungen bisher auch nicht.

Nur mal anhand eines Drehstrommotors mit 2kW Nennleistung bei 400V 
gerundet dargestellt:
Bei Nennleistung I = 1,7A pro Strang.

Bei Sternschaltung reduziert sich die Strangspannung auf 230V, bei der 
resultierenden Nennleistung' von dann 0,67kW der Nennstrom auf 1A.
Im Dauerlauf mit knapp 0,7kW passiert also gar nichts Schlimmes.

Jetzt stellt sich die Frage, was passiert, wenn man hier im Sternbetrieb 
2/3 der Leistung des Dreiecksbetriebes abruft?
Rein theoretisch steigt dann der Strangstrom auf 1,7A, also den 
Nennstrom des Dreiecksbetriebs.

Allerdings hält dann die Praxis oder auch tiefere Theorie noch einige 
Überraschungen bereit:
Drehzahl sinkt, Wirkungsgrad auch, logischerweise wirds dem Motor 
wärmer.
Was man dem einzelnen Motor wie lange zumuten darf, ist sehr 
unterschiedlich.
Aber bei einer Jaucheumwälzpumpe hätte ich keinerlei Sorge, diese einige 
Sekunden länger im Sternbetrieb zu lassen.

von Bruno V. (bruno_v)


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Chris _. schrieb:
> Ich dachte an eine Minute

Du hörst ja, wie lange sie braucht. Wenn die wirklich nach 50s noch 
heller wird, dann ist so wohl nicht für den Lastanlauf konzipiert.

Kannst Du sie vielleicht elektrisch abschiebern zum Anlauf? Oder 
verfahren? Ein Korngebläse startest Du ja auch nicht mit Korn.

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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Ralf X. schrieb:

> Jetzt stellt sich die Frage, was passiert, wenn man hier
> im Sternbetrieb 2/3 der Leistung des Dreiecksbetriebes
> abruft?

Da die Drehzahl im Großen und Ganzen durch die Synchron-
drehzahl diktiert wird (der Schlupf ist nicht so wahnsinnig
groß), geht die Leistung proportional zum Drehmoment.

Ich befürchte, dass man das Kippmoment überschreitet, wenn
man im Stern 2/3 der Nennleistung abruft.


> Drehzahl sinkt, Wirkungsgrad auch, logischerweise wirds
> dem Motor wärmer.
> Was man dem einzelnen Motor wie lange zumuten darf, ist
> sehr unterschiedlich.

Die Motorverluste sind im Wesentlichen I^2*R-Verluste. Beim
selben Strangstrom sind somit auch die Verluste identisch.


> Aber bei einer Jaucheumwälzpumpe hätte ich keinerlei Sorge,
> diese einige Sekunden länger im Sternbetrieb zu lassen.

Ja.

von Wolf17 (wolf17)


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Ich versuche mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Gegeben sei ein Drehstrommotor einer Pumpe, die im Betrieb 12kW leistet. 
Wenn man die Verluste und cos Phi mal vernachlässigt, hat jede Wicklung 
im Dreieckbetrieb 400V 10A, Phasenstrom 17A.
Angenommen der Wicklungswiderstand wäre 1 Ohm, dann wäre der ohmsche 
Verlust 3x100W.
Beim Einschalten aus dem Stillstand im Dreieck ist der Anlaufstrom in 
der Wicklung 400A, in der Phase 680A. Lasse ich ihn im Stern anlaufen 
ist der Phasenstrom nur noch 230A.
Schalte ich nicht auf Dreieck, versucht der Motor trotzdem die 12kW Last 
zu treiben. Dafür nimmt er je Wicklung bei 230V 17A auf, was fast 
dreifachem ohmschen Verlust bringt.

Ist es eine gut gekühlte Tauchpumpe, kostet das nur Geld. Ist er 
luftgekühlt, wird er wärmer, die Lebensdauer sinkt. Bei zu knapper 
Auslegung ohne Thermoschalter könnte er überhitzen.

Also einfach die Umschaltzeit verlängern. Wenn man die Drehzahl nicht 
hört, kann man ja den Anlauf am Phasenstrom messen.

von H. H. (hhinz)


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Ralf X. schrieb:
> Rein theoretisch steigt dann der Strangstrom auf 1,7A, also den
> Nennstrom des Dreiecksbetriebs.

Falsch gerechnet. Damit hättest du ja ein Perpetuum Mobile.

von H. H. (hhinz)


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Hippelhaxe schrieb:
> Ich befürchte, dass man das Kippmoment überschreitet, wenn
> man im Stern 2/3 der Nennleistung abruft.

Falsch befürchtet.

von Reinhard T. (reinhard_t884)


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Kommt doch ganz auf die Belastung an.
Ich habe eine Brückensäge für Naturstein, da ist ein 10KW motor  mit 
einem Stern- Dreieckschalter verbaut.
Die fahre ich schon ewig in Sternschaltung, der fließende Strom ist 
minimal. Allerdings säge ich fast nur Platten mit 2 oder 3cm Stärke.
Wenn ich mal eine Blockstufe sägen muß (bis 20cm) und richtig Vorschub 
fahre, dann schalte ich auf Dreieck, weil der Strom sonst richtig 
ansteigt.
Bei Dreieck ist der Grundstrom ohne Last aber viel höher, das brauche 
ich nur selten.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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In der Sternschaltung nimmt der Motor weniger Strom auf. Drum auch 
Stern-Dreieck-Anlauf, der auch den Anlaufstrom so begrenzen soll.

Wenn dem Motor auch nur bis zu 50% des Nennmoments dauerhaft abgefordert 
wuerde, konnte dieser auch Dauerhaft im Stern so weiterbetrieben werden.

Das beim Umschalten der LS fliegt, bedeutet das dem Motor bereits 
einiges an Last abgefordert wird.

Die Anlage eines Bekannten hat daher einen Auslauf, der den Odel wieder 
zurueckfliessen lasst beim Startvorgang. Erst nach auf Dreieck 
umgeschaltet,wird das Ventil auf den Schlauch ins Fahrzeug umgestellt. 
Ansonsten fliegt der LS.

von Wolf17 (wolf17)


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Reinhard T. schrieb:
> Bei Dreieck ist der Grundstrom ohne Last aber viel höher, das brauche
> ich nur selten.

Ist auch die aufgenommene Wirkleistung höher, oder nur der Phasenstrom?
Weiß jemand, ob vielleicht im Leerlauf bei Dreieck der cos Phi 
schlechter ist?

von Reinhard T. (reinhard_t884)


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Wolf17 schrieb:
> Ist auch die aufgenommene Wirkleistung höher, oder nur der Phasenstrom?

Ich habe nur eine Anzeige für dem Phasenstrom dran.

von Chris _. (chris_x)


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Vielen Dank für Eure zahlreichen Postings - und bitte nicht streiten!
Ein Motorschutzschalter ist selbstverständlich vorhanden. Warum der 
Hersteller in der Anlage eine SPS verbaut hat, die sehr wenig zu tun 
hat, soll uns nicht stören.
Es geht einfach darum, dass die Pumpe (je nach Konsistenz in der Grube) 
sofort auf Last stößt, aber nicht steckt und im Sternbetrieb den 
Grubeninhalt gut durchzumischen beginnt, leider von der SPS zu bald 
(nach 5 Sekunden) auf Dreieck umgeschaltet wird. Dann fliegen 
ärgerlicherweise gerne die Sicherungen. Darum will ich den Sternbetrieb 
verlängern und daher kam meine Frage auf, ob ich die Pumpe länger auf 
Stern laufen lassen darf (wie im Eingangspost erwähnt, ca. 1 Minute), 
ohne Motorschäden/Lebensdauereinschränkungen befürchten zu müssen. Ein 
"Ja!" oder "Nein!" reicht mir. Die Pumpe wird übrigens durch die teils 
recht flüssigen Exkremente der Stalltiere gekühlt.

Viele Grüße,
Chris

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Chris _. schrieb:
> ob ich die Pumpe länger auf
> Stern laufen lassen darf (wie im Eingangspost erwähnt, ca. 1 Minute),
> ohne Motorschäden/Lebensdauereinschränkungen befürchten zu müssen.

Miss den Aussenleiterstrom. Und wirf einen Blick aufs Typenschild des 
Motors.

von H. H. (hhinz)


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Wolf17 schrieb:
> Reinhard T. schrieb:
>> Bei Dreieck ist der Grundstrom ohne Last aber viel höher, das brauche
>> ich nur selten.
>
> Ist auch die aufgenommene Wirkleistung höher, oder nur der Phasenstrom?
> Weiß jemand, ob vielleicht im Leerlauf bei Dreieck der cos Phi
> schlechter ist?

Der Magnetisierungsstrom ist natürlich um Faktor 1,73 größer, die 
Grundlast durch Reibung und Kühlgebläse bleibt aber nahezu gleich.

von S. K. (hauspapa)


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H. H. schrieb:
> Hippelhaxe schrieb:
>> Ich befürchte, dass man das Kippmoment überschreitet, wenn
>> man im Stern 2/3 der Nennleistung abruft.
>
> Falsch befürchtet.

Da bin ich anderer Meinung und stimme Hippelhaxe zu. Sowohl das 
Anlaufmoment als auch das Kippmoment sind im Stern auf 1/3 der 
Dreieckswerte reduziert.
Ursache ist, das der Magnetisierungsstrom im Stern kleiner ist (als 
Folge von 230V statt 400V an der Wicklung).


Im Stern läuft der Motor darüber hinaus unter Belastung mit erheblich 
mehr Schlupf, was die Rotorverluste in die Höhe treibt.

Die thermischen Zeitkonstanten so eines Motors werden aber nicht in 
Sekunden gemessen sondern in XXmin. Es ist dem Motor egal ob 5s oder 30s 
Anlaufzeit.

Dauerbetrieb Leerlauf ist egal. Dauerlast >20% = Dreieck.

viel Erfolg
hauspapa

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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S. K. schrieb:
> Da bin ich anderer Meinung und stimme Hippelhaxe zu.

Dein Problem.

Hättest dir ja einfach mal die üblichen Betriebspunkte ansehen können.

von Rainer D. (rainer4x4)


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H. H. schrieb:
> Chris _. schrieb:
>> ob ich die Pumpe länger auf
>> Stern laufen lassen darf (wie im Eingangspost erwähnt, ca. 1 Minute),
>> ohne Motorschäden/Lebensdauereinschränkungen befürchten zu müssen.
>
> Miss den Aussenleiterstrom. Und wirf einen Blick aufs Typenschild des
> Motors.
Korrekt. Alles andere ist Glaskugellesen.
Im Leerlauf laufende Motoren halten das recht lange aus, klar. Aber 
unter Last sieht das ganz anders aus. Eine Tauchpumpe läuft immer unter 
Last.


Reinhard T. schrieb:
> Bei Dreieck ist der Grundstrom ohne Last aber viel höher, das brauche
> ich nur selten.
Der Strom wird aber nicht bezahlt, sondern die Wirkleistung! Die wird 
sich wohl kaum ändern, denn ein unbelasteter Motor hat einen saumäßigen 
cosPhi.

von Thomas Z. (usbman)


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Es ist eigentlich ziemlich einfach:
Im Stern Betrieb hat der Motor nur 1/3 der Nennleistung. (Verluste, 
Schlupf mal außen vor gelassen) Wenn der Motor nun unter Last anlaufen 
muss was bei einer Jauchepumpe wohl so ist, wird der Motor irgendwann 
überlastet. Ein Motorschutzschalter hilft da auch nicht weiter der ist 
ja für Dreieck dimensioniert. Wenn regelmäßig die LS Schalter fliegen 
muss man die ändern. 5 sec sollten reichen um den Anlaufstrom in Grenzen 
zu halten.

von Rainer D. (rainer4x4)


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S. K. schrieb:
> Die thermischen Zeitkonstanten so eines Motors werden aber nicht in
> Sekunden gemessen sondern in XXmin. Es ist dem Motor egal ob 5s oder 30s
> Anlaufzeit.

Hättest mal alles lesen sollen, und nicht nur die letzten zwei Posts. Es 
ging darum ob ein belasteter Motor, wie im zweiten Post behauptet, bis 
zum St. Nimmerleinstag laufen könnte. Der wird völlig unbürokratisch 
verbrennen.

von H. H. (hhinz)


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Thomas Z. schrieb:
> Ein Motorschutzschalter hilft da auch nicht weiter der ist
> ja für Dreieck dimensioniert.

Man muss ihn nur richtig einbauen.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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In Stern-Schaltung hat der Motor einen kleinen Fluss und daher nur 1/3 
vom Kippmoment und auch einen größeren Schlupf.
Dass bedeutet, dass im Stern (bei gleicher Ausgangsleistung)
* der Strom in der Wicklung größer ist => mehr Verluste
* durch den größeren Schlupf aber auch die Verluste im Rotor massiv 
steigen. => Gefahr von Lagerschaden

===> Stern wirklich nur kurz

THEORIE:
Pumpen haben ein kleines Trägheitsmoment und die Leistung steigt mit 
Drehzahl^3.
Bei der Umschaltung von Stern->Dreieck fällt die Drehzahl daher schnell 
wieder ab, und bei der Zuschaltung von Dreieck kommt es zum Überstrom.

Kann man die Pumpe auf der Druckseite drosseln (NUR für den Start)? Dann 
wäre die Leistung kleiner und die Umschaltung sollte klappen.
Man muss leider bei der elektrischen Umschaltung etwas warten bis der 
Rotor entregt ist. Sonst gibt es auch Überstrom.

PS: einige Beiträge hier kann man direkt in die genannte Jauchegrube 
werfen.

: Bearbeitet durch User
von Stephan (stephan_h623)


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Ist aber schon ein 32A C-Automat, oder? Typ K gäbe es ja auch noch.

Zumindest grob hört man die Drehzahl auch. Wenn die Drehzahl kurz vor 
dem Umschalten noch zügig zunimmt ist die Anlaufzeit wohl zu kurz.

Wenn die aktuellen 5 Sekunden irgendeinen Sinn machen sollte die 
doppelte Zeit locker reichen. Und 10 Sekunden sollten unkritisch sein.
Strom messen ist aber sicher kein Schaden.

Hat die Pumpe sowas wie ein zusätzliches Rührwerk? Dann könnts 
vielleicht auch helfen, kurz vor und während dem Start per 
Wasserschlauch die Jauche am Rührer etwas zu verflüssigen.

von Chris _. (chris_x)


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Ich muss mich vielmals entschuldigen - nachdem das System einem 
befreundeten Landwirt gehört und er elektrotechnisch nicht so bewandert 
ist, sprach er von einer "Pumpe" - ich frug gerade noch mal genau nach. 
Es handelt sich um ein Rührwerk, das den Inhalt der Grube durchmischen 
und auflockern soll, quasi um einen großen Motor mit 
Untersetzungsgetriebe und vorderseitigem Propeller.
Ich sah davon leider nichts, als ich mich um das Problem angenommen 
habe, da das 205kg schwere Teil via Absenkvorrichtung in der Sch***** 
versenkt war. Darum konnte ich auch keinen Blick auf das Typenschild 
werfen. Es fiel nur auf, dass die Jauche-/Strohmischung im Sternmodus 
leichter gefördert werden konnte und die Umschaltung auf Dreieck zu bald 
kam und daher verzögert werden sollte, wenn das Zeugs bereits etwas 
leichtgängiger ist und die LS nicht abschalten. Leider lässt sich mit 
dem Wasserschlauch die Viskosität des
Güllegrubeninhalts nicht deutlich senken, weil die Grube echt riesig 
ist, nun aber mehr Material aufnehmen muss, da die Anzahl an Rindern 
zugenommen hat und auch Stroh... darin landet. Abgesichert ist die 
Anlage mit 3x25A-C (ja, das ist nicht viel!) und die Anlaufzeit dürfte 
zu kurz sein, da die Drehzahl nach der Stern --> Dreieckumschaltung 
deutlich zunimmt, das hört man. Ich versuchs mal mit 20-30 Sekunden. 
Wichtig war mir, von Euch zu erfahren, ob der Motor Schaden nehmen kann, 
wenn er zu lange unter Last auf Stern läuft - Motorschutzschalter hin 
oder her, man will ja nix provozieren. Vielen Dank für Eure Inputs!

von Ralf X. (ralf0815)


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H. H. schrieb:
> Marcel V. schrieb:
>> Wenn der Motor nicht blockiert, kann er bis zum St. Nimmerleinstag im
>> Sternbetrieb laufen,
>
> Der St. Nimmerleinstag kommt in dem Fall ratzfatz, schließlich fließt
> erheblich mehr Strangstrom, etwa der 1,7 fache.
>
> Deshalb darf die Sternschaltung nur kurz, eben bis zum erreichen der
> Nenndrehzahl verwendet werden.

Irgendwie etwas eigenartig.
Der Drehstromer in Beitrag "400V Motor - Sicherung fliegt raus" hat 
immerhin 60 Jahre fest als Stern verschaltet seinen Dienst versehen.
Und nicht einmal Hinz hat darüber geklagt...

von Rainer D. (rainer4x4)


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Chris _. schrieb:
> Abgesichert ist die
> Anlage mit 3x25A-C

Ich würde Sicherungen mit D (oder K) Kennlinie empfehlen
https://library.e.abb.com/public/a273e99608575e0ec125761100343ab8/2CDC400002D0103.pdf

von H. H. (hhinz)


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Ralf X. schrieb:
> Irgendwie etwas eigenartig.
> Der Drehstromer in Beitrag "400V Motor - Sicherung fliegt raus" hat
> immerhin 60 Jahre fest als Stern verschaltet seinen Dienst versehen.
> Und nicht einmal Hinz hat darüber geklagt...

Dabei handelt es sich ja auch um einen Motor für 230V Strangspannung.

von H. H. (hhinz)


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Chris _. schrieb:
> Abgesichert ist die
> Anlage mit 3x25A-C

Das ist zu knapp für einen 12,5kW Motor.

von Stephan (stephan_h623)


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Chris _. schrieb:
> Leider lässt sich mit
> dem Wasserschlauch die Viskosität des
> Güllegrubeninhalts nicht deutlich senken, weil die Grube echt riesig
> ist

Sicher? es geht ja nicht drum die ganze Grube zu verdünnen. Das wäre ja 
auch vom Volumen sehr unerwünscht.
Ich dachte da eher dran direkt am Rührer das ganze zu verdünnen. 
Vielleicht so 50-100 Liter Wasser.
Wenns am Rührer flüssig ist und drumrum breiig wird erstmal nur das 
flüssige beschleunigt, der Brei wirkt quasi als "Verstopfung". Wenn der 
Rührer dann 1-2 Minuten läuft und das Wasser wieder aus ist wird der 
Brei immer weiter angelöst, das Wasser dicker und es zieht immer mehr 
Brei an den Rührer.
Ähnlich wie wenn du ne Wanne mit eher zähem Mörtel hast und in die Mitte 
eine Kuhle mit Wasser machst und dort das Rühren anfängst.

Aber Rührwerk dürfte deutlich schwerer anlaufen als eine Pumpe. Das Zeug 
ist am Anfang ziemlich zäh und es muss auch ordentlich Masse bewegt 
werden.
Leistung beim Rührwerk sollte aber auch mit Drehzahl^3 skalieren. Ich 
vermute das gilt aber erst wenn das ganze eher flüssig ist.

H. H. schrieb:
> Chris _. schrieb:
>> Abgesichert ist die
>> Anlage mit 3x25A-C
>
> Das ist zu knapp für einen 12,5kW Motor.

Definitiv.
Neues Kabel und 32er-Automat rein.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Stephan schrieb:
> Definitiv.
> Neues Kabel und 32er-Automat rein.

Oder den Kühen mehr Dünnschiss verordnen lassen, damit das Rührwerk 
nicht so viel Kraft aufwenden muss.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Fragen an @chris_x:
* Ist die Anlage NEU?
* Ist der Motor schon einmal in Dreieck gelaufen?
* schaut es etwa so aus? : 
https://growi-maschinenbau.de/statischer-elektromixer-taifun-1/
* kann man das "Rührwerk" für den Start rausheben?

Ich vermute:
Stern/Dreieck ist für diesen Antrieb ungeeignet, weil:
* Schwungmasse ist klein - nur Motor (Propeller wird über Getriebe 
reduziert)
* Gegenmoment beim Start kann wahrscheinlich nicht beeinflusst werden
* Drehmoment steigt mit n^2 - Propeller ohne Förderhöhe
* ==> daher Drehzahlabfall bei der Umschaltung. => hoher Strom

LÖSUNG:
Raus mit Stern/Dreieck. Rein mit einem Frequenzumrichter 15kW

von Re D. (Gast)


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Dieter D. schrieb:
> Stephan schrieb:
>> Definitiv.
>> Neues Kabel und 32er-Automat rein.
>
> Oder den Kühen mehr Dünnschiss verordnen lassen, damit das Rührwerk
> nicht so viel Kraft aufwenden muss.

Dieter, wenn du die Kühe mit deinem geistigen Dünnschiss bearbeitest, 
dann wird es sicher funktionieren.

von H. H. (hhinz)


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Giovanni schrieb:
> LÖSUNG:
> Raus mit Stern/Dreieck. Rein mit einem Frequenzumrichter 15kW

Das ist allerdings die maximal teure Lösung.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Stephan schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Chris _. schrieb:
>>> Abgesichert ist die
>>> Anlage mit 3x25A-C
>>
>> Das ist zu knapp für einen 12,5kW Motor.
>
> Definitiv.
> Neues Kabel und 32er-Automat rein.
Kann man so pauschal nicht sagen. Erst mal schauen was auf dem 
Typenschild steht! Der C Automat ist allerdings überfordert.

von Ralf X. (ralf0815)


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Noch sind wichtige Fragen offen, ggf. ergeben sich aus den Antworten 
weitere:
Wie alt ist die Anlage?
Hat sie jemals zufriedenstellend gearbeitet?
Wenn ja, was hat sich geändert?

von Thomas B. (thomas2)


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Chris _. schrieb:
> Wichtig war mir, von Euch zu erfahren, ob der Motor Schaden nehmen kann,
> wenn er zu lange unter Last auf Stern läuft

Kann er natürlich schon, das ist abhängig vom Strom. Wenn ich dich 
richtig verstanden habe, beträgt die Stromaufnahme im Sternbetrieb 17 A, 
das dürfte ein gutes Stück über dem Nennstrom sein, also ist ein 
dauerhafter Betrieb nicht möglich. Genaueres verrät das Typenschild.

> Motorschutzschalter hin oder her, man will ja nix provozieren.

Auf den Motorschutzschalter kann man sich hier auch nicht unbedingt 
verlassen, weil er je nach Einbau im Stern unwirksam ist. Vor zu 
gewagten Experimenten würde ich das unbedingt überprüfen.

Ansonsten halt die Hochlaufzeit nur wenige Sekunden verlängern und den 
Strom messen. Wenn er sich eh nicht mehr verändert, schafft es der Motor 
im Stern einfach nicht, eine ausreichende Drehzahl zu erreichen. Wenn er 
sich noch verändert, muss man sich halt langsam rantasten an die 
benötigte Zeit, das aber möglichst mit funktionierendem Motorschutz.

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