Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Klirrfaktor/THD ideale Rechteck- oder Dreieckfunktion


von Michael B. (auchduliebergott)


Lesenswert?

Hat jemand eine Tabelle, ein Nachschlagewerk oder sogar einen Rechner, 
mit dem man entnehmen kann, wie hoch die Klirrfaktoren und die THD-Werte 
einer jeweils idealen, zur Nulllinie symmetrischen Rechteck- und 
Dreieckfunktion sind?

Mit diesen Idealwerten könnte man mal (mit Einschränkungen) 
vergleichsweise untersuchen, was dagegen ein Klirrfaktormessgerät 
(Panasonic VP7721P) anzeigt...

von J. S. (engineer) Benutzerseite


Lesenswert?

Das darfst du dir in MATLAB selber ausrechnen lassen, weil du nämlich 
einige Randbedingungen einspeisen musst:

Das wären zumindest die Grundwellenfrequenz und die maximale Frequenz 
bis zu der du rechnen möchstest, weil nämlich durch diese Diskrepanz 
erst festgelegt wird, welche Frequenzen überhaupt "Oberwellen" sind und 
damit in die Rechnung gelangen sollen.

Als Beispiel kannst du 1000Hz nehmen und bis 16000Hz / 20000Hz 
integrieren. Die Fourierkoeffizienten für Dreieck und Rechteck, die dann 
zu addieren wären, sind hinlänglich bekannt.

Man könnte aber auch das Vollspektrum nehmen und für Bässe ab 16Hz 
rechnen.

Im Weiteren wäre interessant, was ein Verstärker oder ein Eingang oder 
eine Syntheseschaltung an Oberwellen im Ultraschall erzeugt, weil die 
zwar unhörbar sind, aber praktische Auswirkungen auf die Folgeschaltung 
haben.

Für meinen Synthesizer rechne ich z.B. 10Hz Wellen als unterste 
Spektralgrenze und integriere bis zur halben Nyquistfrequenz der 
Samplerate, was konkret 96kHz/192kHz sind, weil darauf die 
bandbegrenzenden Filter ausgelegt sind.

Wenn du jetzt noch Vergleiche zu deinem Gerät herstellen möchtest, musst 
du berücksichtigen, welche Frequenz da angenommen oder eingespeist wird 
und wohin das konkret integriert. Wahrscheinlich macht es 1kHz und läuft 
bis maximal 20kHz.

Ich wünsche viel Spass. Die Thematik ist als solche aber interessant, 
weil dann nämlich mal evident wird, welchen Klirr AMPs tatsächlich 
erzeugen, wenn sie saubere Bässe übertragen sollen. Ab 1000Hz gerechnet 
fehlt ja das halbe Sepktrum.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang D. (blitz_f)


Lesenswert?

Lieber Gott,
ich nehme an, Du hast kein E-Technik Studium absolviert.
Falls doch: Au Backe!!
In den einschlägigen Lehrbüchern stehen die Fourier-Koeffizienten für 
Deine gewünschten Signale. Die Reihe kannst Du abbrechen, wenn Dir die 
Genauigkeit des Ergebnisses reicht....
Gruß, Wolfgang

von J. S. (engineer) Benutzerseite


Lesenswert?

Ein Nachtag noch: Es gibt Meßgeräte und Audioanalystoren, die in der Tat 
Rechtecke und Dreiecke abgegeben. Diese sind aber oft ebenfalls 
bandlimitiert. Im einfachsten Fall geschieht das durch die Elektronik, 
im speziellen Fall aber auch durch das Verwenden bandlimitierter Wellen, 
d.h. da werden nur die Frequenzen abgestrahlt, die wirklich im 
Sollspektrum liegen.

Auch da gibt es wieder 2 Möglichkeiten:

Man nimmt einfach LaPlace: 
Digitaler LaPlace-Funktionsgenerator im FPGA

oder man nimmt angepasste Koeffizienten, die z.B. im Fall des Rechtecks 
ein flaches Top bilden können: 
Beitrag "Re: bandlimitierte Rechteck-Signale erzeugen"

von Michael B. (auchduliebergott)


Lesenswert?

Vielen Dank für den Tipp.
Ja, so weit ich das übersehe, kann man ab einer bestimmten Frequenz die 
höheren weglassen, weil sie sich dann nicht mehr signifikant auf das 
Ergebnis auswirken. Dies ist natürlich von der jeweiligen Kurvenform 
abhängig.

Ist MATHLAB kostenlos für jeden frei zugänglich?
Ist die Einarbeitung hier sehr aufwändig?
Eigentlich benötige ich nur die Werte der idealen Kurvenformen und ich 
bin erstaunt, dass man sie im Internet nicht finden kann.

Die Fourierkoeffizienten kann man in der Tat nachlesen, aber ich würde 
gerne wissen, ob ich bei der mit Hilfe der Koeffizienten errechneten 
Klirrfaktoren / THD Fehler gemacht habe:

Bei der Berechnung bin ich bis zur 25.ten harmonischen Frequenz gegangen 
und meine Ergebnisse lauten:

Rechteck:
Klirrfaktor = 42,02 %
THD = 46,31 %

Dreieck:
Klirrfaktor = 14,78 %
THD = 14,94 %

von Michael B. (auchduliebergott)


Lesenswert?

Wolfgang D. schrieb:
> Lieber Gott,
> ich nehme an, Du hast kein E-Technik Studium absolviert.
> Falls doch: Au Backe!!
> In den einschlägigen Lehrbüchern stehen die Fourier-Koeffizienten für
> Deine gewünschten Signale. Die Reihe kannst Du abbrechen, wenn Dir die
> Genauigkeit des Ergebnisses reicht....
> Gruß, Wolfgang

Vielleicht könnte Wolfgang meine Werte einmal nachrechnen und vielleicht 
sogar bestätigen?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

> MAT(H)LAB kostenlos?
nein, aber es gibt freie Alternativen, Octave und Scilab
https://octave.org/download
https://www.scilab.org/

von J. S. (engineer) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Bei der Berechnung bin ich bis zur 25.ten harmonischen Frequenz gegangen
> und meine Ergebnisse lauten:

Ab wo gerechnet?

Was ich auswändig ohne Blick in meine Unterlagen sagen kann: Bei einem 
nicht bandbegrenzten Rechteck von - erzeugt von einem idealen Komparator 
(also faktisch "Vorzeichen" vom Sinus) liegen rund 45% der Energie im 
Ultraschall zwischen ca. 20kHz und 200kHz. Diese sind für alle 
nichtlinearen Folgemodule in einer Kette klangrelevant. In einem 
konventionellen Audiosystem wären die vor einer Ausgabe zu eliminieren, 
weil sie sich sonst gfs wieder nach unten falten.

von Michael B. (auchduliebergott)


Lesenswert?

J. S. schrieb:
> Ab wo gerechnet?

Ab 1 KHz

von Uwe (neuexxer)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

So, mal ausgerechnet, bis zur 75. Harmonischen (Schrittzahl=150):

Rechteck:
von -Pi bis 0    (Funktionswert= -1)  und
von  0  bis Pi   (Funktionswert= +1)

Dreieck:
von  0  bis Pi   (Funktionswert steigend von -1 bis +1)
von  Pi bis 2*Pi (Funktionswert  fallend von +1 bis -1)

s. Anhang.

von Rolf (rolf22)


Lesenswert?

Man kann den Klirrfaktor in diesen einfachen Fällen auch exakt 
berechnen:

https://learnweb.getsoft.net/_fouriertest/ger/beispiele/beispiel7/beispiel7.html
"Für tF = 0 (Rechteckfunktion) folgt k% = 43,5 %; für tF = T/4 
(Dreieckfunktion) ist k% = 12,0 %".

von Michael B. (auchduliebergott)


Lesenswert?

Rolf schrieb:
> Man kann den Klirrfaktor in diesen einfachen Fällen auch exakt
> berechnen:
>
> https://learnweb.getsoft.net/_fouriertest/ger/beispiele/beispiel7/beispiel7.html
> "Für tF = 0 (Rechteckfunktion) folgt k% = 43,5 %; für tF = T/4
> (Dreieckfunktion) ist k% = 12,0 %".

Hallo Rolf,

herzlichen Dank. Das ist genau das, was ich gesucht habe.

Dann lag ich mit meinen Berechnungen beim Dreieck ziemlich falsch:
Beim Rechteck -3,5 % Fehler.
Beim Dreieck leider + 23 % Fehler.

von Michael B. (auchduliebergott)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Rolf schrieb:
>> Man kann den Klirrfaktor in diesen einfachen Fällen auch exakt
>> berechnen:
 Hallo Rolf,
  herzlichen Dank. Das ist genau das, was ich gesucht habe.

 Dann lag ich mit meinen Berechnungen beim Dreieck ziemlich falsch:
 Beim Rechteck -3,5 % Fehler.
 Beim Dreieck leider + 23 % Fehler.

von Michael B. (auchduliebergott)


Lesenswert?

Uwe schrieb:
> So, mal ausgerechnet, bis zur 75. Harmonischen

Hallo Uwe,

herzlichen Dank für Deine Berechnung! Sie bestätigt auch die Zahlen, die 
ich von Rolf erhalten habe und sie sind sogar noch eine Stelle genauer!
Wunderbar! Herzlichen Dank für Euere Hilfe!
Diese Berechnungen solltest Du im Internet veröffentlichen. Ich habe 
lange gesucht und merkwürdigerweise nichts gefunden!

Mal sehen, was mein Panasonic Audio-Analyzer anzeigt. Er kann zwar nur 
bis 160 kHz, aber darüber werden die Beträge ja immer kleiner und der 
Wert wird vermutlich etwas geringer sein.

von Robert K. (Firma: Projektleiter Medizinsoftware) (robident)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> MATHLAB
Ich kenne nur das ohne "H" und das ist nicht kostenlos. Es gibt jedoch 
eine home Version für arme Leute die nicht kommerziell arbeiten.

Um solche Berechnungen für daheim durchzuführen, empfielt sich ohnehin 
GNU / OCTAVE.

Uwe schrieb:
> So, mal ausgerechnet, bis zur 75. Harmonischen (Schrittzahl=150):
Ganz richtig wäre, es bis zum Unendlichen zu rechnen, was durch ein 
Integral leicht zu lösen ist.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Die Fourierkoeffizienten kann man in der Tat nachlesen, aber ich würde
> gerne wissen, ob ich bei der mit Hilfe der Koeffizienten errechneten
> Klirrfaktoren / THD Fehler gemacht habe:

Dazu solltest du vor allem die Definitionen beachten.
k und THD ist nicht dasselbe, Spannungen bzw. Fourierkoeffizienten sind 
keine Leistungen, und Amplituden sind etwas anderes als Effektivwerte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Klirrfaktor

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.