Forum: HF, Funk und Felder Settling-Time eines VCO vermessen


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von Jakob K. (jackl)


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Hallo zusammen!

Ich baue gerade einen RF-Signalgenerator. Basis ist natürlich ein VCO.

In den Datenblättern findet man teilweise keine Angaben für die 
"settling time", also wie lange der VCO braucht, um eine neu 
eingestellte Frequenz auszugeben.
Das ist aber eigentlich essentiell, da es natürlich beschränkt, wie 
schnell man sweepen kann, etc.

Wie kann ich diese mit "Hausmitteln" vermessen?

Im Prinzip müsste ich Sprünge auf die Control Voltage geben und das 
Spektrum am Ausgang anschauen:
Ich habe einen Siglent Spectrum Analyzer mit 20MHz "Realtime Bandwidth", 
damit kann ich das Spektrum anschauen, habe aber leider keine "Referenz" 
zum Sprung an der Control-Voltage.

Gibt es einen einfachen Weg, den ich übersehe?

Danke!
Jakob

von Wastl (hartundweichware)


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Jakob K. schrieb:
> Gibt es einen einfachen Weg, den ich übersehe?

Ein VCO hat keine Einschwingzeit, solange nicht künstlich
Verzögerungselemente in der Einspeisung der Tuning-Spanngung
eingebaut sind. Das wird der (vernünftige) VCO-Designer
auch nicht machen. Ein VCO ändert so schnell seine Frequenz
wie der frequenzbestimmende Schwingkreis seine Eigenschaften
ändert (üblicherweise durch eine Varaktor-Diode oder mehrere).

Wenn der VCO in eine PLL eingebunden ist wird die Einschwing-
zeit dominierend bestimmt durch das Loop-Filter. Mit einem
PLL-Tool wie ADIsimPLL von Analog Devices kann man so etwas
sehr sauber simulieren. Dort erkennt man auch dass für den
zu spezifizierenden VCOo keine Einschwingzeit angegeben wird
(weil er keine hat). Der VCO ist so schnell wie seine erste
HF-Schwingung einsetzt.

Jakob K. schrieb:
> Ich baue gerade einen RF-Signalgenerator.

Zeig doch mal.

Jakob K. schrieb:
> Wie kann ich diese mit "Hausmitteln" vermessen?

Du misst mit einem Oszilloskop die Tuning-Spannung. Sie ist
ein direktes Maß für die aktuelle Frequenz.

von Wastl (hartundweichware)


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Jakob K. schrieb:
> In den Datenblättern findet man teilweise keine Angaben für die
> "settling time", also wie lange der VCO braucht, um eine neu
> eingestellte Frequenz auszugeben.

Zeig doch mal ein Datenblatt eines VCO wo eine Einschwingzeit
angegeben bzw. spezifiziert ist.

von Motopick (motopick)


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Wastl schrieb:

> Ein VCO hat keine Einschwingzeit, solange nicht künstlich
> Verzögerungselemente in der Einspeisung der Tuning-Spanngung
> eingebaut sind. Das wird der (vernünftige) VCO-Designer
> auch nicht machen.

Es gibt VCO-Konzepte, bei denen ein Kondensator fuer das
schwingende System einen virtuellen Erdpunkt darstellt, und
ueber den auch, per Spannung moduliert wird. Da sitzt also
ein RC-Tiefpass. Das geht auch "vernuenftig" nicht anders.
Und die Zeitkonstante ist gross gegenueber der Frequenz des VCO.
Von "schnell" kann also keine Rede sein.
Es ist halt nicht alles so kapazitaetsarm wie Kapazitaetsdioden.

Wenn ich den Einschwingvorgang messtechnisch untersuchen wollte,
wuerde ich die Periodendauer der VCO-Schwingung messen, und
aehnlich wie ein Samplingoszi mir Messpunkte in Abhaengigkeit
von der Zeit beschaffen.

Ist das Messsystem schnell genug, koennte man auch direkt jede
Periodendauer messen und mit einem Zeitstempel versehen abspeichern.
In der enstehenden Tabelle haette man direkt den Einschwingvorgang.

: Bearbeitet durch User
von Jakob K. (jackl)


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Wastl schrieb:
> Der VCO ist so schnell wie seine erste
> HF-Schwingung einsetzt.

Danke! Das klingt alles sinnvoll und so, als ob das Thema evtl. nicht so 
relevant ist.

Wastl schrieb:
> Zeig doch mal ein Datenblatt eines VCO wo eine Einschwingzeit
> angegeben bzw. spezifiziert ist.

https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/hmc835.pdf 
Seite 11.

Ergänzung: Das ist ein VCO mit PLL. Mit deiner Erklärung oben tippe ich 
mal darauf, dass das eher die Einschwingzeit der PLL ist!

Zusammengefasst:
Solange ich nur den VCO via seiner Control Voltage ändere gehts schnell, 
wenn meine Frequenzänderung eine Rekonfiguration der PLL braucht, habe 
ich eine Settling time?!

Motopick schrieb:
> Wenn ich den Einschwingvorgang messtechnisch untersuchen wollte,
> wuerde ich die Periodendauer der VCO-Schwingung messen, und
> aehnlich wie ein Samplingoszi mir Messpunkte in Abhaengigkeit
> von der Zeit beschaffen.

Klingt gut. Aber leider deutlich ausserhalb des Budgets!

Wastl schrieb:
> Zeig doch mal.

Aktuell alles nur Research und Konzepte!

von Wastl (hartundweichware)


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Jakob K. schrieb:
> Danke! Das klingt alles sinnvoll und so, als ob das Thema evtl. nicht so
> relevant ist.

Ja.

Jakob K. schrieb:
> Seite 11.

Klar, dort wird das Verhalten einer PLL dokumentiert. Nicht das
eines VCO.

Jakob K. schrieb:
> Zusammengefasst:

Ja. Wobei du selbst als Anwender "the master of desaster" bist,
der also die PLL (besser: das Loop-Filter) dimensioniert und
damit das Einschwingverhalten bestimmt.

Jakob K. schrieb:
> Aktuell alles nur Research und Konzepte!

Wenn du nicht genau weisst warum du evtl. den HMC835 verwenden
willst dann versuche doch deine ersten Schritte erst mal mit dem
ADF4351-Modul.

https://www.ebay.de/itm/395878983722

Dann noch das hier zum Nachlesen.

Beitrag "ADF4351 Steuerung mit BluePill"

Beitrag "ADF4351: offenes Interface mit AVR zum PC über Serial/USB"

Beitrag "ADF4351 Windows Applikation"
(dort ist auch ein Sweep eingebaut)

von Wastl (hartundweichware)


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Nachtrag:

Jakob K. schrieb:
> Ergänzung: Das ist ein VCO mit PLL.

Nein. Was du zeigst ist eine komplexe integrierte Schaltung mit
digitalen Schaltwerken, RF-Frequenzteilern, Phasendetektor,
VCO, HF-Verstärkern (Buffer) und HF-Umschaltern. Ein serielles
Interface ermöglicht die Steuerung der Schaltwerke. Es ist eine
integrierte PLL Schaltung bei der auch ein VCO dabei ist (es
gibt auch solche Schaltungen ohne VCO). Dabei ist der VCO noch
der kleinere Teil der Schaltung. "Der VCO" besteht meist aus
mehreren einzelnen (schmalbandigen) Oszillatoren die je nach
Frequenz umgeschaltet werden, in diesem Fall ein VCO mit
einer "Switched Capacitor Bank".

von Jens G. (jensig)


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Jakob K. schrieb:
> Wie kann ich diese mit "Hausmitteln" vermessen?

Hier musst Du zuerst festlegen, welche max. Abweichung Du als 
"gesettled" betrachten willst. Sonst settled sich das System u.U. ewig 
...
Aber das ganze kommt ja darauf an, nach welchem Prinzip dieser VCO 
arbeitet. Denn das bestimmt, ob es überhaupt eine Settling-Time gibt, 
die größer als eine halbe Periode ist. DDS oder RC-VCOs reagieren eher 
unmittelbar, VCO mit Varicap dagegen braucht schon etwas, da ja die 
Abstimmspannung der C-Diode üblicherweise über einen Rv  zugeführt wird, 
und damit einen RC-Tiefpass bildet.

von GHz N. (ghz-nerd)


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Der HMC835 hat eine "Lock detect" Logik eingebaut.
Ich würde vorschlagen, die Zeit zwischen dem letzten Schreibvorgang auf 
die IC Register und dem Setzen des Lock Detect Bits zu messen.
Das wäre aus meiner Sicht eine in der Praxis relevante Grösse und 
Methode, da man dazu eigentlich nicht einmal externe Messaparatur 
benötigt...

von Wastl (hartundweichware)


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GHz N. schrieb:
> Der HMC835 hat eine "Lock detect" Logik eingebaut.

Nicht nur der HMC835, sondern alle üblichen Verdächtigen
Synthesizer-Bausteine haben das.

von Ralph B. (rberres)


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GHz N. schrieb:
> Ich würde vorschlagen, die Zeit zwischen dem letzten Schreibvorgang auf
> die IC Register und dem Setzen des Lock Detect Bits zu messen.
> Das wäre aus meiner Sicht eine in der Praxis relevante Grösse und
> Methode,

Naja es besagt nur das die PLL eingerastet hat, aber noch nicht das der 
Einschwingvorgang beendet ist.
Dazu müsste man die Regelspannung oszillografieren, und dessen 
Einschwingzeit messen.

Ralph Berres

von GHz N. (ghz-nerd)


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Ralph B. schrieb:
> Naja es besagt nur das die PLL eingerastet hat, aber noch nicht das der
> Einschwingvorgang beendet ist.
> Dazu müsste man die Regelspannung oszillografieren, und dessen
> Einschwingzeit messen.

Hm, ich verstehe nicht ganz, was der Unterschied zwischen den beiden 
Vorgehensweisen ist, insbesondere weil es in beiden Fällen ein Stück 
weit Definitionssache ist.
Wann gilt die VCO-Spannung als "eingeschwungen"? Analog dazu: wieviele 
PFD-Zyklen mit welchem "lock detwct window" wählt man als 
Einrastkriterium?

von Jens G. (jensig)


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Ralph B. schrieb:
> Dazu müsste man die Regelspannung oszillografieren, und dessen
> Einschwingzeit messen.

Wie ich schon weiter oben schrieb, müsste erst definiert werden, was man 
unter Einschwingzeit versteht.

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Jens G. schrieb:
> Wie ich schon weiter oben schrieb, müsste erst definiert werden, was man
> unter Einschwingzeit versteht.

Die Zeit die es benötigt, bis sich die VCO Spannung nicht mehr ändert.

Ralph Berres

von Jens G. (jensig)


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Ralph B. schrieb:
> Jens G. schrieb:
>> Wie ich schon weiter oben schrieb, müsste erst definiert werden, was man
>> unter Einschwingzeit versteht.
>
> Die Zeit die es benötigt, bis sich die VCO Spannung nicht mehr ändert.
>
> Ralph Berres

Also unendlich ...

von Ralph B. (rberres)


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Jens G. schrieb:
> Also unendlich ...

gut dann definieren wir es anders.

Wenn die maximal zulässige Abweichung der eingestellten Frequenz 
unterschritten wird, und die Frequenz nur noch um einen Mittelwert 
variiert.

Man kann es auch Störhub nennen. Also den maximal zulässigen Störhub 
unterschreitet.

Ralph Berres

von Gerhard O. (gerhard_)


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Moin,

Ich kann mich noch dunkel an irgendeinen renommierten Hersteller 
erinnern der in den 80er Jahren eine Methode propagandierte, die er 
"Lock and Roll" benannte.

Die Start- und Endfrequenzen eines abstimmbaren Oszillators (YIG, VCO) 
wurden anfänglich mit PLL Genauigkeit bestimmt, um während der 
Wobbelphase dann freischwingend mittels DAC Führung über den gewünschten 
Abstimmbereich abgestimmt zu werden. Das hatte angeblich den Vorteil, 
nicht vom zeitlichen Verhalten des Loop Filters so abhängig zu sein.

Dieses Verfahren hat durchaus Sinn, weil die Eckfrequenzen quarzgenau 
eingehalten werden können. Während des Wobbelvorgangs wäre dann nur die 
Linearität von Bedeutung, die sich ja mit LUTs linearisieren lässt. 
Abgesehen sind YIG Oszillatoren (YTO) von Haus aus sehr linear, wenn 
auch wegen der Induktivität der Abstimmspule inhärent langsamer als ein 
VCO.

Mittels abgestimmter schellen PLLs (mit hoher Vergleichsfrequenz) und 
Zusammenspiel mit DDS könnte man beachtliche Systemabstimm-Performanz 
erzielen.

Mit den heutigen modernen Möglichkeiten hat man ziemlich viel Spielraum 
innovative Problemlösungen zu finden.

Gerhard

https://xdevs.com/doc/HP_Agilent_Keysight/HP%2085660B%20RF%20Section%20%20Troubleshoot%20and%20Repair.pdf

: Bearbeitet durch User
von Wastl (hartundweichware)


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Hier geht's mal wieder vom Hundertsten ins Tausendste, drunter
und drüber. Mit akademischen und ausschweifenden Betrachtungen.
Dabei will der TO was ganz Anderes. Und er hat noch nicht einmal
ein kleinstes Stück Hardware in der Hand.

Ich fasse mal zusammen:

Jakob K. schrieb:
> Ich baue gerade einen RF-Signalgenerator. Basis ist natürlich ein VCO.

Jakob K. schrieb:
> Aktuell alles nur Research und Konzepte!

Man erkenne bitte die Diskrepanz(en), von erster Aussage zur
zweiten, und von seinen Angaben/Aussagen zu den akademischen
Diskussionen die darauf folgen.

Und ich dachte da wird schon munter der Lötkolben geschwungen ;-)
Oh weh, oh weh ....

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