Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Verockerungen/Rost entfernen


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von Thomas R. (thomasr)


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Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter? Das ist nicht 
nur einfacher Rost sondern sehr dicke Krusten verockerten Materials. Das 
Zeug lag 80 Jahre im Boden und wurde vor drei Wochen vom 
Kampfmittelräumdienst als großer Haufen Schrott hinterlassen.

von J. S. (jojos)


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Ein paar Tage in Essigsäure einlegen.

von Thomas R. (thomasr)


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Salzsäure hat allerdings nicht viel geholfen....

von Wastl (hartundweichware)


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Thomas R. schrieb:
> Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter?

Abschleifen.

von Mario M. (thelonging)


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Säuren greifen aber auch das blanke Metall an. Manche schwören ja auf 
elektrolytische Entrostung.

https://forum.zerspanungsbude.net/viewtopic.php?t=17077

von Thomas R. (thomasr)


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Wastl schrieb:
> Thomas R. schrieb:
>> Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter?
>
> Abschleifen.

Eine mechanische Bearbeitung soll nicht erfolgen weil ich hoffe noch 
Stempelungen zu finden. Außerdem geht das innendrin extrem schlecht...

von Wastl (hartundweichware)


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Thomas R. schrieb:
> Eine mechanische Bearbeitung soll nicht erfolgen

Salamischeibe. Wieviel kommen noch?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Laser. Leider teuer.

von Thomas R. (thomasr)


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Wastl schrieb:
> Thomas R. schrieb:
>> Eine mechanische Bearbeitung soll nicht erfolgen
>
> Salamischeibe. Wieviel kommen noch?

Beliebig viele, einfach fragen ;-))

Versucht habe ich es schon mit 25% Salzsäure aber wenig Erfolg. Der Rost 
löst sich damit schnell auf aber die Verockerungen bleiben 
unbeeindruckt. Natürlich hilft jede Art mechanischer Bearbeitung aber 
das gefährdet die möglichen Stempelungen. Etwas Erfolg hatte ich mit 
(Druckluft)Nadeln aber das ist recht brutal und wird auch feine 
Strukturen zerstören.

Mein nächster Versuch wäre Spülmaschinenreiniger.

von Thomas B. (thombde)


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Wenn es Stellen gibt die noch ein bisschen Strom durchleiten.
Vielleicht elektrolytisch mit Waschsoda.
Schrieb Mario weiter oben auch schon.
https://elektronikbasteln.pl7.de/elektrolytisches-entrosten-mit-soda

von Michael B. (laberkopp)


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Thomas R. schrieb:
> Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter

Einschmelzen im Hochofen.

Das ist Schrott. Zu nichts mehr nütze. Daher ist es klüger, neue Sachen 
draus zu machen.

Als historisches Sammlerstück ist es blank auch nutzlos.

Ein ähnlich vergammeltes Teil habe ich mal auf der Drehbank überdreht 
bis es fast überall blank wurde. Aber da gibg es mir ums Rohmaterial.

von Thomas R. (thomasr)


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Michael B. schrieb:
> Thomas R. schrieb:
>> Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter
>
> Einschmelzen im Hochofen.
>
> Das ist Schrott. Zu nichts mehr nütze. Daher ist es klüger, neue Sachen
> draus zu machen.
>
> Als historisches Sammlerstück ist es blank auch nutzlos.
>
> Ein ähnlich vergammeltes Teil habe ich mal auf der Drehbank überdreht
> bis es fast überall blank wurde. Aber da gibg es mir ums Rohmaterial.

Ob etwas Schrott ist oder ein Sammlerstück liegt doch im Auge des 
Betrachters? Vermutlich hättest du die Himmelscheibe von Nebra auch 
eingeschmolzen?

Das ist eine sehr seltene (abgefeuerte) Kartusche eines LG40. 
Tatsächlich ist so etwas zu oft im Schrott verschwunden so daß kaum noch 
Exemplare vorhanden sind. Das Ding (und seine Brüder) soll evtl. im 
Museum in einem Diorama verwendet werden.

von Hans (ths23)


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Frag dort https://museum-peenemuende.de mal nach, wie die das machen. 
Auf dem Bilde sieht man schön voher/nachher.

von Thomas R. (thomasr)


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Hans schrieb:
> Frag dort https://museum-peenemuende.de mal nach, wie die das machen.
> Auf dem Bilde sieht man schön voher/nachher.

Auch eine Idee, danke. In diesem Bild ist übrigens auch ein Teil zu 
sehen das sonst nach Fund oft einfach verschrottet wurde: ein 
Mitnehmerkolben einer V1 Startrampe. Die Dinger flogen in Peenemünde 
einfach ins Meer und konnten wieder verwendet werden. Wurden sie nicht 
direkt gefunden verblieben sie im Meer. Offensichtlich war es dem Museum 
wichtig genug um es gründlich zu reinigen. Und wir wollen dasselbe für 
das Museum in Hürtgenwald.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Thomas R. schrieb:
> Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter?

Sowas bekommt man am besten mit nem Nadelentroster herunter! 
Vorzugsweise für Druckluft.

von Thomas R. (thomasr)


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Rainer D. schrieb:
> Thomas R. schrieb:
>> Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter?
>
> Sowas bekommt man am besten mit nem Nadelentroster herunter!
> Vorzugsweise für Druckluft.

Habe ich doch schon versucht! Geht ansatzweise, zerstört aber die 
Oberfläche....

von Andreas M. (elektronenbremser)


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Hat er doch schon probiert!

von Maik .. (basteling)


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Um Stempelungen, Wasserschiebebilder oder verbliebene festgeniete 
Lederriemen an Helmen zu erhalten wird bei den Militaria-Ausbuddlern 
gern Oxalsäure verwendet. Die ist nicht so aggressiv,.aber natürlich 
immernoch gefährlich und giftig..
Damit kann man auch Alu schonend von Rostverfärbungungen befreien.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Na die Frage ist doch erstmal, was ist denn das? Ein Hülsenboden, wenn 
sich der KBD dafür interessiert hat? Die dürften anhand der Maße ganz 
gut wissen, worum es sich handelt bzw. was in dem Gebiet verschossen 
worden ist. In erhaltenswertem Zustand ist das eigentlich nicht und ich 
zweifle auch dran, daß man da nach der Entrostung noch lesbare Prägungen 
usw. dran findet.

von C. D. (derschmied)


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Thomas R. schrieb:
> Wie bekomme ich diese heftigen Rostanlagerungen runter?

Mario M. schrieb:
> Manche schwören ja auf elektrolytische Entrostung.

Jepp, kann ich bestätigen. Ist in 5 min allerdings auch nicht getan, da 
braucht es schon mehrere Tage. Und Du brauchst irgendein Stück Blech als 
Opferanode.

Ein wenig schwierig ist die Innenseite, da kann der Strom nicht wirklich 
angreifen. Mit einem Stück Rohr o.ä. lässt sich die Anode aber auch dort 
hinein verlängern. Kurzschluss aber vermeiden...!

Stromquelle bei mir ein altes, analoges Einhell-Batterie-Ladegerät. 
12V/8A. Soviel wirst aber nicht brauchen, 1-2A ist ausreichend. Alles in 
einen großen Eimer hängen, mit Wasser bedecken. Strom anschließen, 
danach durch einrühren von Abfluss-Reiniger den Strom auf 1-2A 
einstellen. Brille und Handschuhe nicht vergessen. An irgendeiner 
kleinen Stelle wirst aber vorab mechanisch den Rost abnehmen müssen um 
elektrischen Kontakt herzustellen, Rost isoliert. Minus ans Werkstück.

Nach 24 Std herausnehmen, mit der Drahtbürste unter fließend Wasser 
abschrubben. Vorgang wiederholen bis das Ergebnis passt. Grobe 
Rostplatten lassen sich nach 1-2 Tagen gut mit einem alten 
Schraubendreher abhebeln.

Nicht ungeduldig werden! Ich habe schon etliche vergleichbare Stücke auf 
diese Weise entrostet, es braucht nur Zeit. Im Anschluss sind 
eingeschlagene Buchstaben, Schriften udgl. wieder gut erkennbar.

Wennst Fragen hast, dann frag...

: Bearbeitet durch User
von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Kein Witz: Probier mal mit Original Coca-Cola, die soll Phosphorsäure 
enthalten ...

von Thomas R. (thomasr)


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Deine Antwort macht mir Mut, deine Kenntnisse der Eigenschaften von 
Metallen sind fundiert. Danke!

Trotz MaschBau Studium sind meine Kenntnisse doch ziemlich eingerostet 
;-))

von Randy N. (huskynet)


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Thomas R. schrieb:
> Trotz MaschBau Studium sind meine Kenntnisse doch ziemlich eingerostet
> ;-))

Da schon mit Salzsäure probiert? 😁😜

von Gerhard O. (gerhard_)


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Moin,

Ich möchte mich jetzt nicht aufdrängen, aber ich machte vor kurzem meine 
eigenen Erfahrungen mit der elektrolytischen Rostentfernung bei der 
Restauration eines Funkgerätes. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, 
guck hier:

Beitrag "Restauration und Rostentfernung eines Funkgeräts"

Gruß,
Gerhard

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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von C. D. (derschmied)


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Ben B. schrieb:
> und ich zweifle auch dran, daß man da nach der Entrostung noch lesbare
> Prägungen usw. dran findet.

Auf dem Bild der Hülsenboden einer 8.8 Flak-Granate, abgerissen durch 
Explosion. Verweildauer im Erdreich ca. 80 Jahre. Wurde im Zuge von 
Bauarbeiten vom Kampfmittelräumdienst geborgen und als nicht mehr 
gefährlich zum Stahlschrott gegeben.

Auf dem Bild nicht so deutlich erkennbar die Prägung 6347 ST

Meine Kamera gab nicht viel mehr her, Neugierige können sich mit diesem 
Code im Netz auf Bildersuche machen.

Was der Rost zerfressen hat lässt sich freilich nicht mehr 
herbeizaubern, und die Oberfläche gleicht einer Kraterlandschaft. 
Dennoch lassen sich nach dem Entrosten diverse Feinheiten sehr gut 
erkennen, der noch metallische Grundwerkstoff wird nicht zerstört.

Persönlich interessiert hat mich an diesem Teil nur ob das Verfahren 
taugt oder nicht, und ich muss sagen: JA, ES TUT. Am Fundstück hat 
ursprünglich nur der Außendurchmesser auf den möglichen Inhalt 
hingewiesen, das Teil von Thomas R. ist dem entgegen vergleichsweise gut 
erhalten.

Meines ist nicht mehr existent, mittlerweile im Hochofen gelandet. 
Neugier gestillt.

Ein Aber gibt es dennoch:

Es macht elend Schweinkram, Rost & Bodenanhaftungen verwandeln sich in 
eine stinkende, schwarze Pampe die mit NICHTS mehr von Textilien sich 
entfernen läßt. Also: Alte Klamotten, und raus ins Freie.

von C. D. (derschmied)


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Ansicht von hinten, letzte Kleinigkeiten noch herauszupopeln war ich zu 
faul. Erkennbar ist aber, das bei Hinterscheidungen die Elektrolyse 
wirkungslos wird.

von C. D. (derschmied)


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Gerhard O. schrieb:
> Moin,
> Ich möchte mich jetzt nicht aufdrängen

Gerhard O. schrieb:
> guck hier:
> Beitrag "Restauration und Rostentfernung eines Funkgeräts"
> Gruß,
> Gerhard

Keine Sorge, tust Du nicht, ein sehr interessanter Beitrag!

Rainer D. schrieb:
> Sowas bekommt man am besten mit nem Nadelentroster herunter!
> Vorzugsweise für Druckluft.

Jo, geht prima, vor allem wenn am anderen Ende ein ausgewachsener 
Schraubenverdichter von KAESER schaufelt. Gut für Schiffsrümpfe & Co, 
selbst schon gemacht.

Dem Thomas geht es aber darum, das, was unter dem Rost ev noch vorhanden 
ist, wieder sichtbar zu machen. So detailliert als möglich. Gerhards 
Rostbefall ist weit entfernt von Thomas' Anliegen, da sind Jahrzehnte im 
Erdboden dazwischen. Geht er allzu grob vor, bleibt nur mehr ein Klumpen 
Eisen übrig, mit ein wenig Bedacht und Geduld herangegangen kann das 
Teil im Anschluss ganze Romane erzählen. Und darum wird es ihm gehen.

Ob diese Romane nun interessant sind oder nicht entscheidet der 
Betrachter, andere glotzen halt stupide Fußball.

Technisch finde ich es herausfordernd einen gangbaren und vor allem 
bezahlbaren Weg dorthin zu finden, die Elektrolyse ist hier durchaus 
wirksam.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Auf 6mm Schiffbaustahl super, bei Dünnblechen eher schädlich ;-))

NB: der "Bediener" war ich selbst, meine Frau hat gefilmt.

: Bearbeitet durch User
von Torsten B. (butterbrotstern)


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> danach durch einrühren von Abfluss-Reiniger den
> Strom auf 1-2A einstellen.
Abfluss-Reiniger gibt es viele verschiedene. Manche arbeiten mit NaOH 
(Ätznatron). Hier wird Natriumcarbonat (Na2CO3, Wasch-Soda), nicht 
Natriumbicarbonat = Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3, baking-soda E500) 
empfohlen:
The Chemistry of Cleaning Rusted Iron by Electrolysis
https://forum.shopsmith.com/download/file.php?id=6623

von C. D. (derschmied)


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Torsten B. schrieb:
> Abfluss-Reiniger gibt es viele verschiedene. Manche arbeiten mit NaOH
> (Ätznatron).

Korrekt. Da bei mir auch schon mal Öl/Fett/Teerverkrustete 
Maschinenteile im Bad waren, hab ich mich für die Männerversion, also 
Natronlauge entschieden.

Nach getaner Arbeit läßt sich die Lösung auch prima in ausgediente 
(Öl... etc)Kanister einfüllen und zum nächsten Zweck aufbewahren, sie 
klärt sich durch Absetzen von selbst und schäumt nicht.
Auch löst sie alte Anstriche mitunter sehr gut an.

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Sandstrahlen bzw. mit Eis strahlen...

von C. D. (derschmied)


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Mani W. schrieb:
> Sandstrahlen

Sand nimmt kein vernünftiger Mensch mehr zur Hand. Gängig sind Korund 
oder Glasperlen, vereinzelt auch Hochofenschlacke. Ist aber enorm 
aggressiv, zerstört alle verbliebenen Spuren aus der Zeit 
unwiederbringlich. Ist mehr etwas, wenn man eine verschimmelte 
Stahlkonstruktion wieder ertüchtigen und für die nächsten 20 Jahre vor 
heimlichen Rostfraß schützen will. Im Anschluss TZN oder Farbauftrag, 
beides nichts für unseren Thomas hier.

Mani W. schrieb:
> bzw. mit Eis strahlen...

Wird nichts werden, der Rost auf Thomas' Exponat wird sich langsam schon 
Richtung Hämatit umwandeln, glashart. Wennst so ein Bauteil in die 
Drehbank einspannst ist auch der beste Drehmeißel im Nu platt. Haut Dir 
jeder Kenner um die Ohren.

Hier in der Region steht oben am Berg noch eine echte Ritterburg, 
malerisch. Ein Teil der Räumlichkeiten dienen als Restaurant & 
Event-Kulisse, wurden vergangenes Jahr ('23) aufwändig restauriert. 
Trockeneis zum Strahlen des Gebälks viel sofort wg des absurden Preises 
flach, hergenommen wurde letztendlich ein Granulat aus Nussschalen. Top 
Ergebnis auf Holz, nahezu glatte Oberfläche, kaum ausgefranst. Aber auch 
dies KnowHow hat man sich fürstlich entlohnen lassen. Den Einblick habe 
ich, weil ich im Anschluss dort diverse Schmiedearbeiten ergänzen 
durfte.

So, nun ist Neujahr, ein gutes Neues also von mir an dieser Stelle. Ein 
kleinerer Löscheinsatz war vorhin noch, freu mich aufs Bett.

Over & Out,

DerSchmied

: Bearbeitet durch User
von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Frank E. schrieb:
> Kein Witz: Probier mal mit Original Coca-Cola, die soll
> Phosphorsäure
> enthalten ...

Ok, ich revidiere: Zitronensäure ist der wirksame Bestandteil, hier 
nachzulesen:

https://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/08_12.htm

"Versuch 2: Getränke als Rostentferner
Wir geben in 6 Reagenzgläser je einen rostigen Nagel. Mit einer 
Tropfpipette geben wir z. B. folgende Flüssigkeiten bzw. Getränke zu:
- Leitungswasser
- Coca Cola®
- Sinalco®
- Sprite®
- 20%ige Lösung von Citronensäure
- Gerolsteiner® (Medium)
Nach einigen Stunden holen wir die Nägel aus den Flüssigkeiten, spülen 
sie ab und lassen sie trocknen."

von H. H. (hhinz)


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Frank E. schrieb:
> - 20%ige Lösung von Citronensäure

Ist natürlich ein unfairer Vergleich, in Getränken ist die Säure viel 
stärker verdünnt.

von Keks F. (keksliebhaber)


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Beliebiger Rostentferner, aber gleichzeitig im Ultraschallbad?

von C. D. (derschmied)


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H. H. schrieb:
> Ist natürlich ein unfairer Vergleich, in Getränken ist die Säure viel
> stärker verdünnt.

Richtig.

Eine warme Mischung aus Phosphor- und Citronensäure liefert wirklich 
gute Ergebnisse - wenn denn der Rostbelag noch relativ jung und nicht 
sehr ausgeprägt ist.

Keks F. schrieb:
> Beliebiger Rostentferner, aber gleichzeitig im Ultraschallbad?

Obacht hier. Es gibt diverse Rostentferner die zugleich mit einer 
Umwandlung in eine "stabile" Eisenverbindung werben, aus meiner Sicht 
unnütz. Ich will den Rost entfernt haben, und nicht unter neuem Namen 
als "geheilt" verkauft.

Kaltentroster, die wirklich tun was sie versprechen, sind etliche auf 
dem Markt. Meist auf Phosphorsäure-Basis. Aber auch die sind überfordert 
wenn es um mehrere mm starke Schichten geht, eben solche wie sie der TO 
gerne loshätte. Zumindest, wenn dies in einem vernünftigen Zeitrahmen 
geschehen soll.

Ultraschall ist eine feine Sache, aber für Thomas' Zweck bräucht es da 
schon ähnlich leistungsstarkes Gerät wie es in der Medizin zum 
Zertrümmern von Nierensteinen angewandt wird.

In der Summe bleiben unterm Strich also nicht wirklich viele Methoden, 
auf die man in solchen Fällen zurückgreifen kann - wenn denn etwaige 
Spuren von Herstellung und Bearbeitung erhalten bleiben sollen.

: Bearbeitet durch User
von Keks F. (keksliebhaber)


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C. D. schrieb:
> Rostentferner

Das ist wahr, zu meiner Verteidigung aber sagte ich nicht 
"Rostumwandler".
Ich will nicht unter den Schmiedehammer kommen.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Moin,

Wäre da nicht die elektrolytische Methode, die mit der größten Aussicht 
auf Erfolg, weil man die Elektroden günstig platzieren kann um bestimmte 
Zonen stärker oder schwächer zu behandeln? Diese Methode beruht ja auf 
Stromfluß und man hat durch Anodenplatzierung und Form Kontrolle wo er 
am besten fliessen soll. Das ist meiner Ansicht nach bei komplizierten 
Formen ein entscheidender Vorteil gegenüber rein chemischen Prozessen.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Carypt C. (carypt)


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Auf youtube mischt da jemand Citroensäure und Waschsoda zusammen, der 
Rostlöser Citronensäure löst auch das Eisen mit auf, das tun wohl alle 
Säuren, die Lauge soll die Agressivität der Säure, also den 
Metallverlust etwas mindern. Er hat Vergleichtests gemacht mit 
Wiegungen, hat mich überzeugt. Er arbeitet damit Militaria auf. ist dann 
wohl das güstigste.

von Thomas R. (thomasr)


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Ein gebrauchter Spargeltopf ist bei ebay geordert (als Behälter und 
Anode). Da dürfte die Hülse reinpassen, ggf mit einem Stück 
Edelstahlrohr innendrin (um auch die Innenseite bearbeitet zu bekommen). 
Ätznatron steht kiloweise zur Verfügung, auch das potente 12Volt 
Netzteil ist schon da.

Das Ganze dann draußen unter einer regensicheren aber sonst gut 
belüfteten Abdeckung (mögliche Knallgasbildung!). Wird wohl noch eine 
Weile dauern, der Topf kommt erst Anfang der Woche. Ich werde berichten.

von C. D. (derschmied)


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Thomas R. schrieb:
> Spargeltopf

Pragmatisch, praktisch, gut!

von Hans (ths23)


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Thomas R. schrieb:
> Ein gebrauchter Spargeltopf
Was es so alles gibt!

von Carolus (fufu)


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Versuche es mal mit starkem Salzwasser.

Salz enthält Natriumchlorid.
Chlor hat eine ätzende Wirkung.
Alte Münzen habe ich so erfolgreich "gereinigt".
Es dauert aber etwas länger.

von Udo S. (urschmitt)


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C. D. schrieb:
> Obacht hier. Es gibt diverse Rostentferner die zugleich mit einer
> Umwandlung in eine "stabile" Eisenverbindung werben, aus meiner Sicht
> unnütz. Ich will den Rost entfernt haben, und nicht unter neuem Namen
> als "geheilt" verkauft.
>
> Kaltentroster, die wirklich tun was sie versprechen, sind etliche auf
> dem Markt. Meist auf Phosphorsäure-Basis. Aber auch die sind überfordert
> wenn es um mehrere mm starke Schichten geht, eben solche wie sie der TO
> gerne loshätte. Zumindest, wenn dies in einem vernünftigen Zeitrahmen
> geschehen soll.

Genau, Phosphorsäure wandelt den Rost in eine Phosphatschicht um, die 
das darunter liegende Eisen schützt. Funktioniert aber nur wenn der Rost 
nur eine dünne Schicht ist.

Das elektrolytische entrosten klingt interessant. Kann aber eigentlich 
nur den Rost angreifen der noch elektrisch leitfähig mit dem 
Metallkörper verbunden ist, nicht mehr die dicken Rostplatten.

Was auch noch gehen könnte wäre Strahlen mit Glaskugeln oder 
Nussschalen.
Das beschädigt das Metall weniger als die Nadelpistole und man kommt 
auch in den Innenbereich.

von Christian M. (likeme)


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Thomas R. schrieb:
> Zeug lag 80 Jahre im Boden


Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen das unter Umständen die ersten 
3-5mm des Materials im Grunde nur noch Eisenoxid ist. Bei meinen 
Fundstücken aus dem Wald blieb nach dem Sandstrahlen fast nichts mehr 
übrig. Teilweise zerbrachen die Teile in der Hand.

von Thomas R. (thomasr)


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Tatsächlich habe ich Antwort von einem Museum bekommen das ähnliche 
Fundstücke restauriert. Da war der wichtigste Hinweis die Fundstücke 
möglichst lange in entmineralisiertem Wasser (oder Aqua dest) einzulegen 
weil das schonend die dicken Verkrustungen löst. Nach wenigen Wochen 
würden die einfach abfallen bzw. abgeschoben werden können. Mal sehen.

Die Elektrolyse hat noch nicht begonnen, der Spargeltopf ist noch nicht 
da.

von C. D. (derschmied)


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Udo S. schrieb:
> Das elektrolytische entrosten klingt interessant. Kann aber eigentlich
> nur den Rost angreifen der noch elektrisch leitfähig mit dem
> Metallkörper verbunden ist, nicht mehr die dicken Rostplatten.

Ich kann es nur empfehlen, nach wie vor. Dicke Rostplatten werden 
unterwandert und fallen meist von selbst schon ab. Bei Thomas' Stück 
bleiben ev ein paar kleinere, hartnäckige Rostpickel in den 
Vertiefungen. Mit einem sehr spitz geschliffenen Körner & Hämmerchen 
kann man die im Nachgang aber noch gezielt und behutsam absprengen.

Elektrolyt muss nicht zwingend Natronlauge sein, in der Hauptsache geht 
es schlicht darum, Wasser leitfähig zu bekommen. Ich habe sie gewählt um 
zeitgleich auch Öl & Fett zu lösen.

Udo S. schrieb:
> Was auch noch gehen könnte wäre Strahlen mit Glaskugeln oder Nussschalen.

Weiter oben hatte ich meine Bedenken hierzu geäußert, würde abraten.

Christian M. schrieb:
> Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen das unter Umständen die ersten
> 3-5mm des Materials im Grunde nur noch Eisenoxid ist.

In diesem Fall nicht. Sagt mir mein Kennerblick.

Thomas R. schrieb:
> Tatsächlich habe ich Antwort von einem Museum bekommen das ähnliche
> Fundstücke restauriert. Da war der wichtigste Hinweis die Fundstücke
> möglichst lange in entmineralisiertem Wasser (oder Aqua dest) einzulegen
> weil das schonend die dicken Verkrustungen löst.

Naja... Das kommt nun ganz darauf an was man unter Restaurierung 
versteht, und welchen Aufwand man treiben möchte.

An einen Wikinger-Dolch geht man sicher anders heran als an Objekt, das 
nicht ganz so einzigartig ist. Weiterer Aspekt ist die Legierung: Was 
vormals vornehmlich aus Eisen war, ist im 20. Jahrhundert bei 
Kriegsgerät aus Stahl oder Guss(Stahl). Also weit dauerhafter, härter. 
Meine Fotos weiter oben lassen das gut erkennen, trotz der 80 Jahre im 
Boden ist selbst der Hülsenrand noch vorhanden. Man bedenke, dass der 
Rest der Hülse durch den Druck der Explosion vollständig zerrissen 
wurde.

Ein Objekt aus Weicheisen von Früher™ bestünde tatsächlich nur mehr aus 
Rost, wie von Christian M. angemerkt. Um solche, ev unwiederbringliche 
Dinge zu erhalten lohnt sich dann tatsächlich der Aufwand den 
Restauratoren betreiben: Dest. Wasser, Röntgen, Ultraschall, Werkzeug 
wie beim Uhrmacher.

Thomas R. schrieb:
> Die Elektrolyse hat noch nicht begonnen, der Spargeltopf ist noch nicht
> da.

...also doch der Wassereimer aus Plastik? Ich wäre an Deiner Stelle ein 
ganzes Stück ungeduldiger :-)

: Bearbeitet durch User
von Torsten B. (butterbrotstern)


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> auch das potente 12Volt Netzteil ist schon da.
In einem der oben genannten Videos wird mit einer großflächigen 
Edelstahlanode und sehr geringem Strom (Stromdichte) und mit viel Zeit 
gearbeitet. Das hat den Vorteil, dass der Edelstahl und seine giftigen 
Bestandteile (Chrom) nicht in Lösung gehen.
Versuch macht kluch. Einfach Versuche mit alten rostigen Gegenständen 
anstellen.

Bei den elektrischen Verbindungen darauf achten, dass keine anderen 
Metalle wie Messing oder Kupfer nass werden (den Elektrolyten berühren). 
Diese würden ebenfalls in Lösung gehen und sich auf die Kathode ablagern 
und nach der Elektrolyse schnell Lokalelemente bilden, also wieder 
rosten.
Also zum Verbinden Eisendraht nehmen.

Den Stromdichte kann man über die Elektrolytkonzentration, den Abstand 
der Elektroden und die Spannung einstellen. Also darauf achten, dass 
auch in Hohlräumen ein Anodenteil hineinragt.

: Bearbeitet durch User
von C. D. (derschmied)


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Kompromissvorschlag an Thomas:

Du bist doch nicht selten auf dem Wasser unterwegs, nicht wahr? Falls Du 
Dir Sorgen um Dein Exponat machst:

Nimm eine Wurfleine zur Hand, via Palstek einen fetten Magnet 
dranpopeln, und ab ins Wasser damit. Wird nicht lange dauern, und Du 
hast eine ganze Kiste rostiger Klumpen beinander. Immer schön dort 
angeln, wo über lange Jahre öffentlicher Zugang herrschte. Den 
vielversprechendsten Fund pickst Dir heraus, und traktierst ihn mit der 
Elektrolyse. Als Übungsobjekt. Derweil kann Dein ursprüngliches ja gerne 
im destillierten Wasser schlummern, schadet ihm nicht, und Du kannst 
Erfahrung schöpfen. Oder, alternativ aber dafür weniger spaßig, die 
Augen bei Ausflügen offenhalten und nach entsprechendem Material suchen. 
Findet sich immer irgendwas. Zur Not lasse ich Dir was aus meinem Fundus 
zukommen.

Deine bessere Hälfte wird Dir zwar den Vogel zeigen und keifen wasses 
Zeug hält, aber manchmal muss ein Mann eben tun was ein Mann tun muss.

: Bearbeitet durch User
von Carypt C. (carypt)


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Rostentferner   100g Citronensäure (+ 40g NaOH ) + bissi Spüli , in 
Wasser

von Thomas R. (thomasr)


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Es sprudelt!

von Thomas R. (thomasr)


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Carypt C. schrieb:
> Rostentferner   100g Citronensäure (+ 40g NaOH ) + bissi Spüli , in
> Wasser

Das ist das Rezept von Backyard Ballistic, scheint ja gut zu sein. Werde 
ich parallel mal probieren, geht ja ohne Stahlbehälter ;-)

von Gerhard O. (gerhard_)


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Thomas R. schrieb:
> Es sprudelt!

Genau wie bei mir. Aufpassen: das zu entrostende Teil muß Minus 
Polarität haben und die Anode an PLUS.

Gesprudelt hat es bei mir nicht. Nur viele kleinste Bläschen an den 
Roststellen. Wo kein Rost vorhanden ist, sieht man keine 
Bläschenenstehung. Die Bläschen entstehen in rascher Folge.

Wieviel Strom fliesst? Bei mir waren es zwischen 2-5A.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Wie auf dem Bild: Minus an Plus und schwarz auf rot ;-)

Ich mußte mit dem NaOH sehr sparsam sein, wenige Körnchen genügten um 
bei 12Volt auf ca. 6A zu kommen. Natürlich würde auch weniger Spannung 
genügen aber das 12volt Netzteil war gerade da....

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Thomas R. schrieb:
> Wie auf dem Bild: Minus an Plus und schwarz auf rot ;-)
Spassvogel!
>
> Ich mußte mit dem NaOH sehr sparsam sein, wenige Körnchen genügten um
> bei 12Volt auf ca. 6A zu kommen. Natürlich würde auch weniger Spannung
> genügen aber das 12volt Netzteil war gerade da....

Man braucht nur ein zwei Teelöffel bei ein paar Liter Wasser. Der Strom 
wird hauptsächlich durch die Fläche und Elektroden-Geometrie bestimmt.

Mit Wasser alleine, waren 0.24A feststellbar.

Nimm mal das Teil raus, spüle es ab und inspiziere es. An den 
Roststellen bildet sich ein schwarzer Belag, Magnetit. Der muß 
wegeschrubbt werden. Wenn Du Plastikstreifen damit beschichtest, kannst 
Du damit Musik speichern:-)

von Thomas R. (thomasr)



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Heute morgen:

Der Edelstahltopf war nur noch halb voll!!

Erst dachte ich das wäre "übergekocht" aber dann: ich wollte auch im 
Inneren der Kartusche eine Elektrolyse haben und hatte da deshalb einen 
Edelstahlring eingestellt der auf dem Boden des Topfes aufstand = 
Kontakt. Leider wirkte das aber wohl wie eine Funkenerosion und hat den 
Boden des Topfes durchbohrt. Ganz winzige Löcher, kaum sichtbar. Grr.

Nun muß ich erst einen neuen Topf finden.

Trotzdem war das Resultat zufriedenstellend, siehe Bild rechts.

Links das Ergebnis nach einer Nacht im Bad von Backyard Ballistic. War 
heute morgen gefroren ;-) Auch nicht schlecht aber nicht ganz so gut wie 
die Elektrolyse und verbraucht mehr Ressourcen (200gr Zitronensäure und 
60gr NaOH).

von Gerhard O. (gerhard_)


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Thomas R. schrieb:
> Heute morgen:
>
> Der Edelstahltopf war nur noch halb voll!!
>
> Erst dachte ich das wäre "übergekocht" aber dann: ich wollte auch im
> Inneren der Kartusche eine Elektrolyse haben und hatte da deshalb einen
> Edelstahlring eingestellt der auf dem Boden des Topfes aufstand =
> Kontakt. Leider wirkte das aber wohl wie eine Funkenerosion und hat den
> Boden des Topfes durchbohrt. Ganz winzige Löcher, kaum sichtbar. Grr.
>
> Nun muß ich erst einen neuen Topf finden.
>
> Trotzdem war das Resultat zufriedenstellend, siehe Bild rechts.
Ja, das ist schon sehr ermutigend. Nicht vergessen den Magnetit-Belag 
vorsichtig abzubürsten.
>
> Links das Ergebnis nach einer Nacht im Bad von Backyard Ballistic. War
> heute morgen gefroren ;-) Auch nicht schlecht aber nicht ganz so gut wie
> die Elektrolyse und verbraucht mehr Ressourcen (200gr Zitronensäure und
> 60gr NaOH).

Hallo Thomas,

So wie ich das Verfahren verstehe, hat Edelstahl bei dieser Art von 
Elektrolytischen Verfahren nichts zu suchen. Die Anode, Dein Topf, soll 
ideal aus reinem Eisen bestehen, wie z.B. gezogenes einfaches Eisenblech 
oder zusammengeschaltete pure Eisennägel ohne Galvanisierung. Der 
Behälter sollte nichtleitend sein. Die Anode wird ja durch den Prozess 
beeinflusst. Bei mir zeigte sich ein starker gleichmässiger Rostanfall. 
Ich würde auf alle Fälle mit einem Plastikbehälter arbeiten.

Ob Edelstahl hier Probleme prinzipiell verursacht, kann ich Dir leider 
aus mangelndem Detailwissen nicht sagen. Es ist aber bestimmt am Besten, 
nur mit dem reinen Basismetal zu arbeiten, wo die Anode aus Eisen 
besteht. In den Referenzen wurde auch vorgeschlagen, elektrische 
Verbindungen mit einfachem Eisendraht zu bewerkstelligen.

Chromhaltige Materialien sind extrem schädlich und erzeugen angeblich 
sehr giftige Verbindungen im Elektrolyt. Da muß man aufpassen.

Wenn es richtig arbeitet, sind die Blasen extrem fein und zahlreich und 
enstehen nur an den Roststellen. Wo kein Rost ist, gibt es keine 
Gasbildung.

Gruß,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
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Thomas R. schrieb:
> Eine mechanische Bearbeitung soll nicht erfolgen weil ich hoffe noch
> Stempelungen zu finden. Außerdem geht das innendrin extrem schlecht...

da hilft nur das Verfahren, das man nach dem Auffinden
der "griechischen Uhr" (Mechanismus von Antikythera)
auch genutzt hat.
Der Verfall sieht ja schon ähnlich aus.

von Wolf17 (wolf17)


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Thomas R. schrieb:
> Nun muß ich erst einen neuen Topf finden.
Es reicht doch jetzt den Topf in einen Pastikeimer zu stellen.

von Thomas R. (thomasr)


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Gerhard O. schrieb:
>
> Hallo Thomas,
>
> So wie ich das Verfahren verstehe, hat Edelstahl bei dieser Art von
> Elektrolytischen Verfahren nichts zu suchen. Die Anode, Dein Topf, soll
> ideal aus reinem Eisen bestehen, wie z.B. gezogenes einfaches Eisenblech
> oder zusammengeschaltete pure Eisennägel ohne Galvanisierung. Der
> Behälter sollte nichtleitend sein. Die Anode wird ja durch den Prozess
> beeinflusst. Bei mir zeigte sich ein starker gleichmässiger Rostanfall.
> Ich würde auf alle Fälle mit einem Plastikbehälter arbeiten.

> Wenn es richtig arbeitet, sind die Blasen extrem fein und zahlreich und
> enstehen nur an den Roststellen. Wo kein Rost ist, gibt es keine
> Gasbildung.
>
Die Blasen wären eigentlich auch fein gewesen, nur war mir der Strom 
herzlich egal weil das ganze draußen stattfand. Da ist die unmittelbare 
Gefahr der Wasserstofferzeugung nicht vorhanden und daher habe ich 
einfach ein "entbehrliches" 12Volt Netzteil verwendet mit dann ca. 6 A. 
DAS gibt dann größere Blasen (den Wasserstoff/Sauerstoff).

Nach der Literatur ist die Anode aus irgendeinem leitfähigen Material, 
also auch Edelstahl (hier vermutlich 1.4301 oder 1.4404) Der Lochfraß 
war ausschließlich im Bereich des aufstehenden Ringes, nirgends sonst. 
Ein klares Zeichen für Funkenerosion, nichts weiter. Der Rest des Topfes 
war (nach dem Abwischen) sauber. Auch hat es keine Ablagerungen auf dem 
Stahl der Kartusche gegeben, entweder blanker Stahl oder schwarzes 
Magnetit.

Danke für den Hinweis mit möglichen Chromverunreinigungen. Das sehe ich 
aber nach der Ansicht des Topfes als unwahrscheinlich an. Andere 
Meinungen?

Natürlich kann ich den Topf als reine Anode in einem Kunststoffeimer 
weiter benutzen aber mir kam es auf eine möglichst geringe Menge Lauge 
an. Aber auch das ist ja jetzt nicht mehr so wichtig weil man wirklich 
sehr wenig NaOH benötigt.

Derzeit geht es wegen Frost nicht weiter ;-))

von Wolf17 (wolf17)


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Thomas R. schrieb:
> Derzeit geht es wegen Frost nicht weiter ;-))
Na mit 72W bestromte Natronlauge wird schon nicht einfrieren.

von C. D. (derschmied)


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@Thomas:

Magst Bilder vom Boden hier einstellen? Würd mich tatsächlich 
interessieren.

Das Zwischenergebnis scheint mir gar nicht mal so schlecht, gut die 
Hälfte ist schon blank. Nur: den Rost in der Kante zum Boden hin wirst 
wohl mechanisch abtragen müssen, die Elektrolyse wird sich da nicht 
hinzwängen lassen wollen. Geht mit Hammer und spitzem Körner / 
Schraubendreher ganz passabel.

von Martin L. (makersting)


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Carypt C. schrieb:
> Rostentferner   100g Citronensäure (+ 40g NaOH ) + bissi Spüli ,
> in Wasser

Klingt interessant.

Denn so wird die Zitronensäure ca. zu 2/3 neutralisiert, aber die Lösung 
bleibt noch leicht sauer. So liegt die Säure großteils als Citrat-Anion 
vor. Und Citrat bildet den hier wirkenden wasserlöslichen Komplex mit 
den Eisen(III)-Ionen des Rostes.

Der noch leicht saure pH dürfte wichtig sein, damit der Citrat-Ligand 
nicht durch Hydoxid ersetzt wird. Denn mit Letzterem wäre Eisen(III) 
wieder schwerlöslich.

von Carypt C. (carypt)


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Ähm, ja, das ist die Rezeptur, wie auch schon Thomas richtig erkannt aus 
dem youtube-video, ich hatte bloß keine Lust den Videolink anzuschauen 
und auf meine Aufzeichnung aus dem gleichen Video vertraut. ich hätte 
also nichts mehr sagen brauchen. ich hab es nicht ausprobiert, aber der 
Typ in dem Video und Versuche ausgewertet, fast wie Wissenschaft.
Danke aber für deine chemische interpretation.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


Angehängte Dateien:

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Hier mal ein paar Bilder. Eigentlich reicht mir das nun weil man 
(leider) keine Stempelungen etc. wird erkennen können. Es fuchst mich 
aber schon, daß man innen und in der Kehle nicht wirklich weiter kommt, 
egal mit welchem Verfahren. Zum Schluß habe ich schon den Hammer benutzt 
um große Placken Ocker/Rost abzuschlagen und die Kehle mit dem 
Fliesenhämmerchen bearbeitet :-)

Und ein Bild um zu zeigen in welch "brisanter" Gegend wir hier sind: da 
ist eine Sherman Panzerkette als Mäuerchen im Vorgarten keine 
Besonderheit ;-)

: Bearbeitet durch User
von ●Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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In einem Buch

https://www.amazon.de/Feuerwerker-Namenlose-Helden-Bombenn%C3%A4chte-Tatsachenbericht/dp/B0029C19BQ

über Feuerwerker stand mal, dass Leute voll schmerzbefreit waren.

So wurde auf einem Bauernhof eine scharfe Granate gefunden,
die als Stopper für ein Scheunentor diente O_°

Was ist dagegen schon die Panzerkette :-]

von Thomas R. (thomasr)


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●Des|ntegrator ●. schrieb:
> In einem Buch
>
> 
https://www.amazon.de/Feuerwerker-Namenlose-Helden-Bombenn%C3%A4chte-Tatsachenbericht/dp/B0029C19BQ
>
> über Feuerwerker stand mal, dass Leute voll schmerzbefreit waren.
>
Oder es nicht anders kannten/mussten! Mein alter Herr war Feuerwerker in 
der Wehrmacht bei der Artillerie und mußte nach dem Krieg als POW in 
Hamburg die Blindgänger entschärfen. Der hatte jedes mal die Hosen voll 
aber wenn du in einen Gewehrlauf schaust....

Offensichtlich ist mein Interesse an solchen Dingern "ererbt" ;-)

: Bearbeitet durch User
von C. D. (derschmied)


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Thomas R. schrieb:
> Hier mal ein paar Bilder. Eigentlich reicht mir das nun weil man
> (leider) keine Stempelungen etc. wird erkennen können.

Ja, tatsächlich schade. Hatte mir mehr erhofft.

Ich hab dem Ding ein wenig hinterher gegoogelt, viel ist darüber nicht 
zu finden. Entwicklung & Produktion fanden mitten im Krieg statt, gut 
mögllich dass Deine Exemplare überhaupt nicht bestempelt wurden. 
Geschütz & Munition wurden unter enormen Leistungs- und Zeitdruck 
entwickelt / produziert, und die Bestempelung ev. einfach auf den 
Bakelit-Deckel verlegt, der die Öffnung im Boden verschlossen hatte. 
Diente als Explosionsdeckel um Teile des Drucks in die entgegengesetzte 
Richtung entweichen zu lassen, damit das Geschütz leichter und vor allem 
rückstossarm wurde. Von diesen Deckeln wird nichts mehr übrig sein.

Aber immerhin bist jetzt eine ganze Ecke schlauer, zumindest was die 
Sache mit den Entrosten anbelangt. Nur Versuch macht hier kluch, und ich 
finde das Ergebnis in der Tat nicht ganz scheiße. Die Elektrolyse ist 
ein recht guter Kompromiss zw. Chemie, grobem Werkzeug und forensischer 
Akribie mit dem Mikroskop.

Abschließend kannst ja noch in eine Schüssel etwas (guten) Kaltentroster 
geben und den Hülsenboden darin für etliche Tage bis Wochen baden. Als 
direkten Vergleich, wer weiß was Dir in Zukunft noch alles vor die Füße 
fällt...

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