Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Low Power WiFi Modul


von Marius (marius_s623)


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Hallo,

ich möchte eine Elektronik zur Ansteuerung eines Ventils entwickeln und 
suche dazu einen möglichst energiesparsamen Mikrocontroller mit 
WiFi-Funktschnittstelle (Funkmodul). Das Gerät soll mittels Akku 
betrieben werden, die meiste Energie benötigt bereits die 
Motoransteuerung des Ventils. Es soll später möglich sein das Gerät in 
ein vorhandenes Smart-Home-System einzubinden per WiFi bzw. Matter. Das 
Gerät soll für Kofigurationszwecke auch einen Webserver bereitstellen, 
dies womöglich aber nur nach Betätigen eines Knopfs bspw. für eine 
gewisse Zeit.

Hat jemand einen guten Tipp? Bspw. ein ESP32 würde zu viel Energie 
benötigen, bei aktiver WiFi Verbindung oder WiFi Verbindung mittels DTIM 
Intervall. Im Internet konnte ich noch den DA16200 finden, hat hiermit 
jemand Erfahrungen gesammelt?

: Bearbeitet durch User
von Helmut -. (dc3yc)


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Akku und Wifi schließen sich gegenseitig aus, wie du beim ESP32 bemerkt 
hast. Ventilansteuerung und Akku eigentlich auch. Als Schaltsystem in 
der Heimautomation würde ich etwas mit Zigbee empfehlen, da dieses 
Übertragungsprotokoll sehr stromsparend ist. Was willst du denn für ein 
Ventil ansteuern?

Ach, und dran denken: selber was mit HF zu machen erfordert immer eine 
CE-Erklärung, wenn man nichts fertiges benutzt. Und die kannst du nicht 
selber machen.

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klaus2)


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Helmut -. schrieb:
> Ventilansteuerung und Akku eigentlich auch.

Heizungsthermostat?

Kannst du Energy durch Wasserdruck harvesten? Led Duschkopf.

Klaus.

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Marius schrieb:

> ich möchte eine Elektronik zur Ansteuerung eines Ventils entwickeln und
> suche dazu einen möglichst energiesparsamen Mikrocontroller mit
> WiFi-Funktschnittstelle (Funkmodul). Das Gerät soll mittels Akku
> betrieben werden, die meiste Energie benötigt bereits die
> Motoransteuerung des Ventils.

Was heißt: "die meiste"? Das dürfte im Wesentlichen davon abhängen, wie 
oft und wie lange das Ventil betätigt wird. Ohne diesen Wert zu kennen, 
ist es völlig müssig, über den Verbrauch eines µC oder einer 
WLAN-Schnittstelle nachzudenken.

Fakt ist jedenfalls: WLAN ist völlig ungeeignet für wenig 
energiefressende Szenarios, dementsprechend auch µC-Lösungen, die darauf 
aufsetzen.

Dass diese ESP-Gülle also unter dem Energieaspekt überhaupt "tauglich" 
wird, könnte allenfalls dadurch bewirkt werden, dass schon die 
Ventilbetätigungen energetisch so teurer sind, dass die von Hause aus 
teuere WLAN-Gülle dagegen auch nicht mehr nennenswert auffällt.

von Rahul D. (rahul)


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Ob S. schrieb:
> Dass diese ESP-Gülle also unter dem Energieaspekt überhaupt "tauglich"
> wird, könnte allenfalls dadurch bewirkt werden, dass schon die
> Ventilbetätigungen energetisch so teurer sind, dass die von Hause aus
> teuere WLAN-Gülle dagegen auch nicht mehr nennenswert auffällt.

ESP32 können auch nicht nur WLAN.

von Rainer W. (rawi)


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Klaus R. schrieb:
> Kannst du Energy durch Wasserdruck harvesten? Led Duschkopf.

Druck erzeugt nur eine Kraft. Den Weg in einem inkompressiblen Medium 
kannst du vergessen. Da brauchst du dir mit "harvesten" gar keine Mühe 
zu geben. Für den Betrieb einer LED brauchst du Leistung. Ohne 
fließendes Wasser passiert da gar nichts.

von Christoph L. (skysurfer_14)


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Marius schrieb:
> Im Internet konnte ich noch den DA16200 finden, hat hiermit
> jemand Erfahrungen gesammelt?

Moin Marius,
ich habe den DA16200 mal evaluiert und kann sagen, dass der für eine 
WLAN-Verbindung schon ziemlich stromsparend ist. Bei einer Reaktionszeit 
von max. 2 Sekunden hat der in meinem Aufbau etwa 100 µA an mittlerem 
Ruhestrom gebraucht. Dies fand ich erst mal enttäuschend, ist aber für 
eine WLAN-Verbindung schon ganz gut. Die gemessene Stromaufnahme hängt 
sehr stark vom verwendeten Access Point ab. Mit neueren Chips als dem 
DA16200, die die stromsparenden Funktionen von WiFi6 nutzen, müsste man 
die Stromaufnahme noch deutlich reduzieren können.
Der DA16200 ist auch mit einer Firmware mit AT-Commands verfügbar und 
lässt sich damit einfach an den LowPower-Prozessor deiner Wahl 
anschließen. Oder du programmierst deine Applikation in den DA16200 
zusammen mit der Radio-Firmware. Bei längeren Reaktionszeiten kannst du 
die Stromaufnahme noch weiter reduzieren, allerdings darf die Zeit nicht 
so lang werden, dass der AP den DA16200 "vergisst".
Die Kommunikation kannst du sehr schön über MQTT-Befehle machen, das 
wird von der Firmware des DA16200 sehr gut unterstützt.

Weitere Gedanken zu deinem Projekt:
- Wenn du keinen Aktor hättest, sondern einen Sensor, der nur 
gelegentlich etwas sendet, kannst du auch mit WLAN einen niedrigen 
Stromverbrauch hinbekommen. Da wird WLAN einfach immer wieder 
abgeschaltet. Ich habe für einen Öltanksensor einen ESP32 eingesetzt, 
der 2 Mal am Tag aufwacht, eine Messung (über TOF-Sensor) macht, das 
WLAN einschaltet und die Messwerte über MQTT abschickt und danach wieder 
schlafen geht. Der ESP32 braucht in der 99% Ruhezeit nur etwa 5 µA.
- Der Akku könnte problematisch sein wegen seiner hohen Selbstentladung. 
Eine LiMnO2-Zelle (CR2 oder CR123) ist vielleicht besser geeignet.

von Harald A. (embedded)


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@Marius
Der ESP32 könnte es grundsätzlich schon hinbekommen, nur sind die 
üblichen Software-Packages nicht auf Stromsparen ausgelegt. Und wenn Du 
dazu auch Funkstandards wie Matter unterstützen willst läge vor Dir eine 
wirklich riesige Aufgabe. Die Art deiner Fragestellung lässt vermuten, 
dass das evtl. ein paar Nummern zu groß sein könnte. Mit anderen Worten: 
Wenn Du den Kenntnisstand für eine solche Aufgabe hättest würdest Du 
derlei Fragen hier nicht stellen.

Vielleicht ist ja das neue Arduino Matters etwas für Dich, da ist 
jedenfalls mal zu vermuten, dass Low Energy und Matter ansich schon gut 
unterstützt werden:
Beitrag "Arduino Nano Matter final, Einplatinencomputer mit HDMI-Eingang und andere Hardware"

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Wieso kann man zu einem Gerät, das ein Ventil bedient, eigentlich kein 
Kabel legen? Ist das diese Kabelphobie, an der manche Leute leiden? Eine 
Aversionstheraphie kann hier helfen; man muss ja nicht so weit gehen, 
daß man sich Schlangen als Haustiere hält.

von Rainer W. (rawi)


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Harald K. schrieb:
> Wieso kann man zu einem Gerät, das ein Ventil bedient, eigentlich kein
> Kabel legen?

Manche Leute wollen das eben gerne per Funk erledigen, weil sie keine 
für die Verdrahtung nutzbaren Leerrohre zur Verfügung haben und statt 
Haustiere zu päppeln, sich lieber um ihre Akkus kümmern.

von Harald A. (embedded)


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Wer Funk kann, nimmt Funk
SCNR

: Bearbeitet durch User
von Marius (marius_s623)


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Helmut -. schrieb:
> Akku und Wifi schließen sich gegenseitig aus, wie du beim ESP32
> bemerkt hast.
Türschloss, Kamera, ...
> Ventilansteuerung und Akku eigentlich auch.
Heizungsthermostat, Bewässerungscomputer, ...
> Als Schaltsystem in der Heimautomation würde ich etwas mit Zigbee
> empfehlen, da dieses Übertragungsprotokoll sehr stromsparend ist.
Dann wäre ein zusätzliches Gerät als Bridge von Zigbee auf WiFi 
notwendig.
> Was willst du denn für ein Ventil ansteuern?
Angesteuert wird ein Absperrventil mit max. 3 Zyklen pro Tag, da 
Zwischenstellungen angefahren werden müssen mittels Schrittmotor.
Als Akku denke ich an zwei INR21700 mit jeweils 5000 mAh, halten müssen 
diese über ca. 1 Jahr.


Klaus R. schrieb:
> Kannst du Energy durch Wasserdruck harvesten? Led Duschkopf.
Danke für den Tipp, Energy Harvesting mittels kleiner Turbine, sprich 
durch Wasser-Volumenstrom, wäre denkbar.


Ob S. schrieb:
> Was heißt: "die meiste"? Das dürfte im Wesentlichen davon abhängen, wie
> oft und wie lange das Ventil betätigt wird. Ohne diesen Wert zu kennen,
> ist es völlig müssig, über den Verbrauch eines µC oder einer
> WLAN-Schnittstelle nachzudenken.
Ca. 80% der Energie der beiden INR21700 Akkus geht für die 
Ventilansteuerung drauf.


Christoph L. schrieb:
> Moin Marius,
> ich habe den DA16200 mal evaluiert und kann sagen, dass der für eine
> WLAN-Verbindung schon ziemlich stromsparend ist. Bei einer Reaktionszeit
> von max. 2 Sekunden hat der in meinem Aufbau etwa 100 µA an mittlerem
> Ruhestrom gebraucht. Dies fand ich erst mal enttäuschend, ist aber für
> eine WLAN-Verbindung schon ganz gut. Die gemessene Stromaufnahme hängt
> sehr stark vom verwendeten Access Point ab. Mit neueren Chips als dem
> DA16200, die die stromsparenden Funktionen von WiFi6 nutzen, müsste man
> die Stromaufnahme noch deutlich reduzieren können.
> Der DA16200 ist auch mit einer Firmware mit AT-Commands verfügbar und
> lässt sich damit einfach an den LowPower-Prozessor deiner Wahl
> anschließen. Oder du programmierst deine Applikation in den DA16200
> zusammen mit der Radio-Firmware. Bei längeren Reaktionszeiten kannst du
> die Stromaufnahme noch weiter reduzieren, allerdings darf die Zeit nicht
> so lang werden, dass der AP den DA16200 "vergisst".
> Die Kommunikation kannst du sehr schön über MQTT-Befehle machen, das
> wird von der Firmware des DA16200 sehr gut unterstützt.
Vielen Dank für die sehr qualifizierte Aussage!
100 µA hört sich bereits sehr gut an, ist dieser Messwert bei 
periodischer WiFi Verbindung?
AT-Commands würde ich gerne vermeiden, wenn sich alles direkt auf dem 
DA16200 umsetzen lässt. Die Motoransteuerung via TMC Treiber welcher den 
Schrittmotor ansteuert sollte für den DA16200 kein Problem darstellen. 
Außerdem hat das Modul 4 MB Flash für Logdaten und einen HTTP-Server 
bereitzustellen via AccessPoint sollte auch umsetzbar sein oder?
Screenshot anbei zeigt die Sleep Modes des DA16200, bei Sleep 3 (3.5 µA) 
kann dieser eine WiFi Verbindung aufrecht erhalten.

: Bearbeitet durch User
von Rahul D. (rahul)


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Harald K. schrieb:
> Eine Aversionstheraphie kann hier helfen; man muss ja nicht so weit gehen,
> daß man sich Schlangen als Haustiere hält.

Ich habe zwar keine Ahnung, ob Schlangen Kabel anknabbern, aber 
Kaninchen und Kleinpapageien sind darin sehr gut...

Wenn man unbedingt Funk nehmen will / muss, gibt es definitiv 
stromsparendere Systeme als WiFi (notfalls LoRa...).
Bluetooth / BLE hat der ESP32 ja auch integriert.
WLAN ist hierbei wieder so eine einfache Lösung (für faule Menschen).

von Christoph L. (skysurfer_14)


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Marius schrieb:
> 100 µA hört sich bereits sehr gut an, ist dieser Messwert bei
> periodischer WiFi Verbindung?

Bei den verwendeten Einstellungen bleibt die Verbindung zum AP bestehen, 
wobei der DA16200 nur alle 2s aufwacht. Also Reaktionszeit auf Befehle 
über das Netz bis zu 2s. Dies lässt sich aber auch anders einstellen.

> Außerdem hat das Modul 4 MB Flash für Logdaten und einen HTTP-Server
> bereitzustellen via AccessPoint sollte auch umsetzbar sein oder?

Ein Web-Interface wird nicht unterstützt, soweit ich weiß. Selber 
programmieren würde ich mir nicht zutrauen.

> Screenshot anbei zeigt die Sleep Modes des DA16200, bei Sleep 3 (3.5 µA)
> kann dieser eine WiFi Verbindung aufrecht erhalten.

Wobei der mittlere Ruhestrom von den sehr hohen Peaks der Funkativität 
bestimmt wird, da geht der Ruhestrom-Sockel von 3.5 µA unter.

: Bearbeitet durch User
von Marius (marius_s623)


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Christoph L. schrieb:
>> Außerdem hat das Modul 4 MB Flash für Logdaten und einen HTTP-Server
>> bereitzustellen via AccessPoint sollte auch umsetzbar sein oder?
>
> Ein Web-Interface wird nicht unterstützt, soweit ich weiß. Selber
> programmieren würde ich mir nicht zutrauen.

Ich habe grade einmal in den Dokumenten von Renesas gestöbert und 
gesehen, dass der DA16200 den HTTP-Server lwIP unterstützt. Dieser kommt 
meines Wissens nach auch bei den ESP's zum Einsatz.

von Christoph L. (skysurfer_14)


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Dieser Reddit Thread zum Themenkomplex ESP32, Zigbee, ESPHome könnte 
interessant sein, wenn du dein Ventil in Home Assistant einbinden 
willst:

https://www.reddit.com/r/homeassistant/s/arQWqnrW0W

Weil Zigbee stromsparender ist als WLAN.

: Bearbeitet durch User
von Marius (marius_s623)


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Christoph L. schrieb:
> Dieser Reddit Thread zum Themenkomplex ESP32, Zigbee, ESPHome
> könnte
> interessant sein, wenn du dein Ventil in Home Assistant einbinden
> willst:
>
> https://www.reddit.com/r/homeassistant/s/arQWqnrW0W
>
> Weil Zigbee stromsparender ist als WLAN.

Danke für die Info, ich schaue mir aber mal den DA16200 bzw. DA16600 
(mit BLE) genauer an. Wenn man nach "Ultra-Low Power WiFi Chips" sucht 
findet man ebenfalls Module wie den SiWX917M von Silicon Labs oder den 
QCC730M von Qualcomm, die beiden scheinen neuer zu sein.

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klaus2)


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...wäre es nicht denkbar man packt die "ToDo Liste" auf einen server und 
der ESP macht nur alle 5min das WLAN kurz an und schaut ob da eine neue 
Liste liegt und führt die dann aus und geht wieder pennen? Nachts muss 
man zudem eh nicht wässern, wenns regnet auch nicht und und und...da 
lässt sich doch sicher 30-50% sparen durch etwas "Reglementierung"?

Klaus.

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