Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu Schaltung an analoger Telefonleitung


von Micha (michael_schwaer)



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Hi,

ich möchte das Caller-ID-Signal auswerten und habe mir ein 
entsprechendes Board gekauft. Da ich keine vernünftigen Daten empfangen 
kann habe ich mich auf die Fehlersuche gemacht. Im "aufgelegten Zustand" 
muss laut Datenblatt des IC CMX865A ein Kondensator sein, der den "Hook 
on" überbrückt und somit die FSK-Signale (V.23) zum Übertrager 
durchlässt.

Im Orignalschaltplan konnte ich den Strompfad nicht entdecken. Ich habe 
die Eingangsschaltung entwirrt (siehe Anhang). Meiner Meinung nach 
müsste der grün eingezeichnete Pfad der gesuchte sein. Korrekt?

Was macht eigentlich der Elko C13? Beim Telefon ist am Stecker Pin 3 
Minus, Pin 4 Plus. Meiner Meinung nach ist der Elko falsch gepolt. Oder 
irre ich mich?

Noch ein paar Infos zur Funktion der Schaltung:
1) Im Ruhezustand liegt eine DC-Spannung am Eingang an.
2) Beim Klingeln kommt Wechselstrom, so wird der Pfad runter zum OC1 
bestromt und kann somit das Signal mit dem µC anfragen.
3) Wird "abgehoben" (µC-Signal am OP1), so wird ein entsprechender 
DC-Widerstand an der Eingangsleitung aktiv. Die Last ist hierbei die 
Schaltung auf der DC-Seite des Gleichrichters DR1.

Gruß
Micha

von Matthias S. (dachs)


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An der Anschlussleitung eines Analogtelefones gibt es keine Festlegung, 
wo Plus und Minus ist.

von Micha (michael_schwaer)


Angehängte Dateien:

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Matthias S. schrieb:
> An der Anschlussleitung eines Analogtelefones gibt es keine Festlegung,
> wo Plus und Minus ist.

Aber sicher gibt es das: Das ist in 1 TR 110-1 (Telefonanschlüsse ohne 
Durchwahl) geregelt.

von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Dennoch sind (und waren) Geräte für analoge Telefonanschlüsse immer so 
gebaut, daß die Polung egal ist.

von Micha (michael_schwaer)


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Sherlock 🕵🏽‍♂️ schrieb:
> Dennoch sind (und waren) Geräte für analoge Telefonanschlüsse immer so
> gebaut, daß die Polung egal ist.

Weil es Verpolungen auf dem Weg zwischen Vermittlungsstelle und 
TAE-Dosen geben kann.
Das macht schon Sinn, das Ganze polungssicher zu bauen. Desto mehr macht 
mich der Elko im Schaltplan stutzig. Was macht der genau? Der hängt ja 
nicht an einer Gleichrichtung, somit wird er die Polung wohl abhängig 
von der Zuleitung abbekommen.

von Thomas R. (thomasr)


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Soweit ich erinnere ist ein ungepolter 1µF 160Volt in jedem analogen 
FeTAp drin.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Thomas R. schrieb:
>Soweit ich erinnere ist ein ungepolter 1µF 160Volt in jedem analogen
>FeTAp drin.

So ist es, der hält die Gleichspannung von der Klingel fern.
Beim Anruf gibt es 60V Wechselspannung mit einer
Überlagerung von 60V Gleichspannung. Ein Elko bei einer
elektronischen Sprechschaltung kann nur hinter einer
Gleichrichtung kommen. Die Telefone mit elektronischer
Sprechschaltung haben alle einen Gleichrichter vor
der Sprechschaltung. Bei den alten Telefonen die
noch keine elektronische Sprechschaltung hatten,
spielt die Polung auch keine Rolle. Das die a-Ader minus
und die b-Ader plus ist, ist auch richtig, wenn es
unterwegs vom Amt keine Vertauschung gibt.

>Im "aufgelegten Zustand"
>muss laut Datenblatt des IC CMX865A ein Kondensator sein, der den "Hook
>on" überbrückt und somit die FSK-Signale (V.23) zum Übertrager
>durchlässt.

Im aufgelegten Zustand gibt es gar keine Verbindung zur
Sprechschaltung. Da gibt es nur die Klingel in Reihe mit
den 1µF Kondensator auf a und b. Auf a b liegt dann
eine Gleichspannung von 60V. Beim Abheben fließt dann
ein Gleichstrom von etwa so 30mA bis 50mA und die
Spannung auf a b bricht dann zusammen auf etwa 10V bis 15V.

Was soll denn überhaupt detektiert werden, der Anruf?

von Andreas M. (andreas_m62)


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Die berüchtigten Zweier-Schaltungen nutzen die wechselnde
Polarität auf der Anschlussleitung aus.
Je nach Polung war der eine oder der andere Teilnehmer aktiv.

Die "elektronischen" Zweierschaltungen waren im Osten in den Telefonen
gesteckt und im Westen in die TAE-Dosen eingelegt.
Damit war im Westen der Austauch eines Telefones ohne weitere Folgen.
Im Osten hatte man im worst case Anrufe für beide Zweier
auf seinem Telefon und natürlich auch die Gebühren.

Nach der Wende haben sich viele im Osten ein neues Telefon gegönnt,
wo dann natürlich die Zweierschaltung nicht drin war
und haben damit ihrem Zweierpartner eine tolle Gebührenrechnung 
beschert.

von Micha (michael_schwaer)


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Günter L. schrieb:
> Was soll denn überhaupt detektiert werden, der Anruf?

Mit dem Board soll ermittelt werden, wenn ein Anruf kommt (das 
funktioniert auch). Zudem soll die Caller-ID aufgezeichnet werden, die 
zwischen dem ersten und zweiten Klingeln per FSK übertragen wird. 
Letzteres funktioniert leider nicht. Ich kenne die Ursache aber noch 
nicht. Daher die Frage, ob der grün eingezeichnete Pfad der ist, wo bei 
aufgelegtem Zustand die FSK-Frequenzen an den Übertrager kommen (und 
somit zum Auswerte-IC).

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Micha schrieb:
>Zudem soll die Caller-ID aufgezeichnet werden, die
>zwischen dem ersten und zweiten Klingeln per FSK übertragen wird.

Kannst du doch direkt auf a b abgreifen ohne ins Telefon
intern eingreifen zu müssen. Bei Schleifenstrom hört die Übertragung
natürlich sofort auf. Die NF hochohmig mit ein Hochpass und
Gleichstromtrennung abgreifen. Die NF 1400Hz und 1950Hz
kannst du doch dann zur Kontrolle abhören.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6f/CLIP-Ton.ogg

https://de.wikipedia.org/wiki/Multiple_Data_Message_Format

von Andreas M. (elektronenbremser)


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von Micha (michael_schwaer)


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Ich frage mich, ob der R4 mit 10k nicht zu hochohmig ist. Ob da noch 
genug FSK-Pegel am Übertrager ankommt? Es wäre doch sinnvoller, den C6 
nicht am Ende des RC-Glieds, sondern direkt oben anzuschließen, dann 
wäre der Opto-Mosfet mit dem C6 direkt überbrückt, wie im Datenblatt des 
IC vorgeschlagen.

Was der Elko C13 in der Schaltung macht, ist mir weiterhin unklar. Mir 
fällt gerade auf, dass der zusammen mit C12 parallel zum 
Brückengleichrichter auf der AC-Seite angeschlossen ist.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Micha schrieb:
>Ich frage mich, ob der R4 mit 10k nicht zu hochohmig ist.

Es soll möglichst hochohmig sein, die Leitung soll nur
wenig belastet werden.
Schau mal hier, wie hochohmig die ankoppeln:

https://media.elv.com/file/75617_cre100_schaltplan.pdf

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