Forum: HF, Funk und Felder Vermeidung von Mehrfachreflexionen auf einer Lecherleitung


von Sven H. (sven_h496)


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Hallo zusammen,

Ich analysiere derzeit einen Versuchsaufbau einer Lecherleitung (Z0 = 
225 Ohm; l = 1,5m) welcher stehende Wellen veranschaulichen soll. Als 
ich mit einem Puls auf die Leitung bin, ist mir ein Problem bei den 
Reflexionseigenschaften aufgefallen.

Der Puls trifft auf die Lecherleitung und wird wie erwartet am Ende 
vollständig reflektiert. Anschließend wandert der Puls zurück zum 
Eingang. Allerdings wird er dort nicht vollständig verbraucht, sondern 
bleibt mit einem negativen Reflexionsfaktor auf der Leitung.

Gebe ich eine Sinuswelle (f = 100MHz; lambda = 3m) auf die Leitung so 
beträgt die Amplitude der stehenden Welle gleich der Amplitude der 
Sinuswelle. Bei idealen Bedingungen müsste es eigentlich das doppelte 
sein. Demnach schließe ich daraus, dass sich durch die erneute Reflexion 
der reflektierten Welle die Amplitude senkt.

Meine Idee wäre nun diese Reflexion mit Hilfe eines Anpassungsnetzwerks 
zu eliminieren. Welches Netzwerk kommt dafür in Frage? Und mit welchen 
Werten rechne ich für die Eingangs- und Ausgangsimpedanz des Netzwerks?

Vielen Dank für Ihren Beitrag :)

P.S.: Im Anhang finden Sie eine LTSpice Simulation welcher den 
Versuchsaufbau veranschaulicht. Bei der Spannungsquelle handelt es sich 
um einen Frequenzgenerator mit Ri = 50 Ohm welches über ein Koaxialkabel 
mit der Lecherleitung verbunden ist. Zudem hab ich den Ozsiloskopverlauf 
der Pulsmessung angehängt. Ich denke der komische Verlauf entsteht durch 
die Einschränkungen des Frequenzgenerators, da dieser keine unendlich 
kurzen Pulse erzeugen kann. Ich denke man kann das Phänomen trotzdem gut 
erkennen.

: Verschoben durch Moderator
von Lu (oszi45)


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Da würde ich mal genauer nach dem Abschlusswiderstand sehen.

von Chris K. (kathe)


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Sven H. schrieb:
 Als
> ich mit einem Puls auf die Leitung bin, ist mir ein Problem bei den
> Reflexionseigenschaften aufgefallen.
>
> Der Puls trifft auf die Lecherleitung und wird wie erwartet am Ende
> vollständig reflektiert. Anschließend wandert der Puls zurück zum
> Eingang. Allerdings wird er dort nicht vollständig verbraucht, sondern
> bleibt mit einem negativen Reflexionsfaktor auf der Leitung.


Ist dein Abschlusswiderstand 1e6 bei "Z0 = 225 Ohm;" ?
Spiel mal mit dem Abschlusswiderstand.
Und HF nimmt unerklärliche Zustände an, da die "Simulation" nie der 
realität entspricht.
Und deine 100 MHz empfinde ich schon als DC. ;-)
PS: Simulation ist ja nett aber die Relaität zu den Bauteilen weicht bei 
HF immer ab.

: Bearbeitet durch User
von Sven H. (sven_h496)


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Es handelt sich um ein offenes Leitungsende. Die 10^6 hab ich nur in der 
Simulation gewählt. Z0 ist der Wellenwiderstand der Leitung. Den hab ich 
aus der geometrischen Anordnung ausgerechnet.

Die 100MHz eignen sich gut um die stehende Welle dazustellen da die 
Länge der Leitung dann genau lambda/2 entspricht. Man bekommt dann zwei 
Spannungs- und einen Strombauch. Zudem sind die Frequenzgeneratoren bei 
uns an der Hochschule nicht wirklich für mehr ausgelegt.

Ich habe dir noch ein Bild vom Versuchsaufbau angehängt. Falls du 
weitere Informationen brauchst kannst du dich gerne melden.

von Hp M. (nachtmix)


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Sven H. schrieb:
> Die 100MHz eignen sich gut um die stehende Welle dazustellen da die
> Länge der Leitung dann genau lambda/2 entspricht.

Na da würde ich auf eine höhere Frequenz gehen, damit du die Lage 
mehrerer Knoten genau vermessen kannst. Vllt ist im 70cm Band noch ein 
Eckchen frei. ;-)
Gewöhnlich will man doch die Reflexionen und den evtl Phasensprung bei 
Kurzschluss vom Ende her sehen.

Lediglich die Mehrfachreflexion stört, wenn der Eingang der Leitung 
nicht an den Generator angepasst ist.
Wie koppelst du ein?

Benutzt du wirklich noch ein Glühlämpchen als Nachweisinstrument?
Das braucht unverhältnismässig viel Leistung. Geht doch heute besser mit 
ner kleinen Schottky-Diode und ner LED. Als reflexionsarmen Abschluss 
für die Leitung würde ich mal ein 500R oder 1k Spindeltrimmer probieren.

In der Schule hatten wir mal einen solchen Aufbau mit einer 
Kleinsenderöhre QQE02/5 oder so, der machte 5W HF auf 70 cm.
Abgesehen davon, dass dieser Frequenzbereich heute nicht mehr leer ist, 
würden sich heutige Miniaturbauteile bei dieser Leistung in Rauch 
auflösen.

P.S.:

Sven H. schrieb:
> Der Puls trifft auf die Lecherleitung

Welcher Puls?
Die Lecherleitung wird mit CW betrieben. Wenn du da mit kurzen Impulsen 
reingehst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du keine 
Interferenzen siehst.

: Bearbeitet durch User
von Sven H. (sven_h496)


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Den Puls habe ich benutzt um die  Reflexionseigenschaften der Leitung zu 
charakterisieren. Erst alles lesen dann antworten ;)

von Hp M. (nachtmix)


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Sven H. schrieb:
> Leitung zu
> charakterisieren

Und warum betreibst du sie dann unsymmetrisch?

Kaum macht man's richtig, schon funktionierts.

von Sven H. (sven_h496)


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Hp M. schrieb:
> Sven H. schrieb:
>> Leitung zu
>> charakterisieren
>
> Und warum betreibst du sie dann unsymmetrisch?
>
> Kaum macht man's richtig, schon funktionierts.

Was meinst du mit unsymmetrisch? Bitte erläutern.

Die Reflexionseigenschaften am Ende sind bekannt und sollen ja auch so 
sein um eine stehende Welle zu erzeugen. Nur die Reflexionseigenschaften 
am Anfang sind zu ermitteln und dann anzupassen. Daher meine Frage wie 
ich das mache?

: Bearbeitet durch User
von Uwe (neuexxer)


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@ Hp M.:
> Als reflexionsarmen Abschluss für die Leitung
> würde ich mal ein 500R oder 1k Spindeltrimmer probieren.

Solch eine Leitung hat putzigerweise oft einen Wellenwiderstand
von um die 300 Ohm (in etwa reell), siehe
symmetrisches Antennenkabel von früher; oder auch 400 kV 
Drehstromleitung.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo Sven,
jetzt sei doch mal nicht so ruppig, alle wollen dir helfen, aber 
irgendwie reden wir immer aneinander vorbei.
-
Zu deinem Aufbau:
Wenn du wie ein Forscher (Uni) MESSEN willst, gehört dazu auch eine 
korrekte Messanordnung nach allen Regeln der Kunst!

1.) Deine Lecherleitung -> schickes Teil, prima gemacht.
Aber: Die Lecherleitung ist symmetrisch, und so wie es aussieht, hast du
sie mit 2 Drähten mit dem unsymmetrische Messsender verbunden. Da gehört 
ein Symmetrierglied dazwischen, wie auch immer es aussehen mag. Meine 
Anmerkung aus deinem ersten Beitrag hier im Forum kennst du ja.

Beitrag "Re: Prototypplatine für HF-Schaltung"

Das wäre eine einfache, breitbandige! Lösung; es gibt -zig andere.

2.) Erklärungen zu deinem Oszillogramm fehlen. Man kann ja noch nicht 
mal die Einstellungen lesen!
Ist der erste, dicke Puls das Eingangsignal oder schon die erste 
Reflektion? Egel wie, du siehst die Reflektion am offenen Ausgang und 
dem wie auch immer etwas besser angepassten Aus/Eingang des Messsenders 
und hin und her wandern und in der Amplitude immer kleiner werden.

Fang doch mal mit 220 Ohm am Ausgang an und taste dich vor. Widerstand 
ein bisschen rauf-runter, Kurzschluss-offen, Frequenz genauso; sieh zu, 
was passiert. Da lernst du etwas.
Mit Fragen stellen, über dir scheinbar/anscheinend unpassende Antworten 
zu maulen, das bringt dich nicht weiter.
Die Lecherleitung ist eine Messeinrichtung und hat mit einem offenen- 
oder kurzgeschlossen Ausgang keine praktische Bedeutung.
Die Älteren hier im Forum kennen das noch von früher:
Von der symmetrischen Antenne (Faltdipol, 240 Ohm) über die 240 Ohm 
Zweidrahtleitung bis zur Glotze. Das war in den 50er und auch noch 
Anfang der 60er Jahre Standard. Das war die praktische Anwendung.

Viel Spass
73
Wilhelm

von Sven H. (sven_h496)


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Hallo Wilhelm,

Danke für deine Antwort. Das Problem ist nur dass ich nur begrenzt Zeit 
habe Messung an der Lecherleitung zu machen (Arbeit, Klausuren, 
Vorlesung, etc.). Deshalb kannst du wahrscheinlich verstehen dass es 
mich nicht weiterbringt ein bisschen herumzuspielen (dafür habe ich das 
Simulationsmodell) und am Ende habe ich keine bzw. wenige Erkenntnisse 
gewonnen.

Ich dachte vielleicht gibts unter euch Profis schon gängige Methoden wie 
man das schnell und einfach lösen kann oder vielleicht hat jemand sogar 
das gleiche Problem schon vorher gelöst. Ich kenn mich leider bei 
HF-Anwendungen nur bedingt aus (nur aus der Vorlesung).

Bei Antennen wird ja auch nicht immer die volle Leistung abgestrahlt 
sondern einiges in den Sende zurück reflektiert was man nicht haben will 
oder? Da müsste es doch dafür auch Lösungsansätze geben dass eine Welle 
die ganze Zeit auf der Leitung hin und her pendelt.

von Bernhard S. (gmb)


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Wilhelm S. schrieb:
> Die Lecherleitung ist symmetrisch, und so wie es aussieht, hast du
> sie mit 2 Drähten mit dem unsymmetrische Messsender verbunden. Da gehört
> ein Symmetrierglied dazwischen

Ketzerische Frage: Ist das wirklich so?

Symmetrisch vs. unsymmetrisch bedeutet am Ende doch nur ob einer der 
beiden Leiter Massepotential hat oder ob beide gegen Bezugsmasse 
spannungsführend sind. Was hindert Sven jetzt daran, eine "in der Luft 
hängende" Lecherleitung unsymmetrisch zu betreiben?

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Sven H. schrieb:
> Bei Antennen wird ja auch nicht immer die volle Leistung abgestrahlt
> sondern einiges in den Sende zurück reflektiert was man nicht haben will
> oder? Da müsste es doch dafür auch Lösungsansätze geben dass eine Welle
> die ganze Zeit auf der Leitung hin und her pendelt.

Hallo Sven,
sri, aber ich denke, du begreifst es nicht.

Es gibt keine reflektierte Welle, deren Impedanz du messen und/oder 
anpassen könntest. Welch praktischen Nutzen hätte es, eine rücklaufende 
Welle zu messen, um sie dann an den Sender anzupassen?
Der normale Weg: Sender -> Kabel -> Antenne
Der Sinn einer Antenne ist doch, die volle Leistung abzustrahlen. 
Fehlanpassung (SWR, rücklaufende Wellen, Verluste) versucht man doch zu 
minimieren. Dazu arbeitet man ja auch nicht am Sender-ein/ausgang, 
sondern daran, die Anpassung an der Antenne möglichst optimal zu 
gestalten.
Mehr weiss ich auch nicht.

Viel Erfolg
73
Wilhelm

PS:
Wenn dich das Thema weiter interessiert, such mal unter 'Slotted Line' 
oder auf deutsch 'geschlitzte Messleitung' Das ist die unsymmetrische 
Version der Lecherleitung. Da gibt es schicke Sache, aber viel Mathe 
dabei.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Bernhard S. schrieb:
>> Die Lecherleitung ist symmetrisch, und so wie es aussieht, hast du
>> sie mit 2 Drähten mit dem unsymmetrische Messsender verbunden. Da gehört
>> ein Symmetrierglied dazwischen
>
> Ketzerische Frage: Ist das wirklich so?

Wollen wir wissenschaftlich arbeiten oder hudeln wir ein bisschen?
In der Praxis geht vieles.
Ansonsten bin ich raus!

73
Wilhelm

von Georg S. (randy)


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> Was meinst du mit unsymmetrisch? Bitte erläutern.

Der Koax-Ausgang deines Signalgenerators is unsymmetrisch, d.h. du hast 
einen expliziten GND und einen Innleiter mit dem Signal.
Deine Lecherleitung ist symmetrisch, d.h. beide Leiter sind 
gleichberechtigt.

Bei Gleichstrom macht das keinen unterschied. Aber bei HF tut es das. 
Woher weiß die HF ob sie auf einer symmetrischen oder unsymmetrischen 
Leitung ist? Der Unterschied ist "die Kapazität ins Unendliche", bzw. 
die zum GND-Potential weit weg (feuchte Erde, Stahlbeton-Wand, etc.)
Bei der Lecherleitung haben beide Leiter die selbe Kapazität gegen den 
GND im unendlichen. Beim Koaxkabel hat der Innenleiter nur Kapazität zum 
Außenleiter, aber so gut wie keine ins Unendliche.

Die Kapazität ins Unendliche ist real vorhanden, es ist die Kapazität 
des Kugelkondensators bei elektrostatischen Versuchen. Man kann sie 
berechnen und messen.

von Uwe (neuexxer)


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> Der Sinn einer Antenne ist doch, die volle Leistung abzustrahlen.
> Fehlanpassung (SWR, rücklaufende Wellen, Verluste) versucht man doch zu
> minimieren.

Ja, klar.
Aber speziell beim Reflexionsfaktor "0" kann man auf solch einer
Lecherleitung die Wellenlänge schlecht bestimmen...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hp M. schrieb:
> Na da würde ich auf eine höhere Frequenz gehen, damit du die Lage
> mehrerer Knoten genau vermessen kannst. Vllt ist im 70cm Band noch ein
> Eckchen frei. ;-)

434 MHz – genau dafür gemacht. ;-) Ist ja ein ISM-Band, und was er vor 
hat, ist eben das "S" aus dem "ISM".

Sven H. schrieb:
> Das Problem ist nur dass ich nur begrenzt Zeit habe Messung an der
> Lecherleitung zu machen (Arbeit, Klausuren, Vorlesung, etc.).

Ein praktischer Versuch geht trotzdem oft schneller als ein Dutzend 
Simulationen. Dass man einen praktischen Versuch auch in einer halben 
Stunde hinbekommen kann (und dann zumindest so einigermaßen weiß, ob's 
überhaupt geht wie gedacht), hatte ich dir eigentlich im Nachbarthread 
zeigen wollen.

von Hp M. (nachtmix)


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Bernhard S. schrieb:
> Symmetrisch vs. unsymmetrisch bedeutet am Ende doch nur ob einer der
> beiden Leiter Massepotential hat oder ob beide gegen Bezugsmasse
> spannungsführend sind. Was hindert Sven jetzt daran, eine "in der Luft
> hängende" Lecherleitung unsymmetrisch zu betreiben?

Er hat sich doch darüber beklagt, dass die Amplitude der Stehwelle zu 
gering sei:

Sven H. schrieb:
> Gebe ich eine Sinuswelle (f = 100MHz; lambda = 3m) auf die Leitung so
> beträgt die Amplitude der stehenden Welle gleich der Amplitude der
> Sinuswelle. Bei idealen Bedingungen müsste es eigentlich das doppelte
> sein.

So ist das eben, wenn die Leitung strahlt. Was weg ist, kommt nicht mehr 
zurück.

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