Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Die harten 70er.


von Vanye R. (vanye_rijan)


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Schaut mal hier: (Reparatur eines steinalten Mischpults)

https://www.youtube.com/watch?v=D80BIUd6tf8

Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren. Das Teil muss 
ja gerauscht haben wie Hoelle. Aber ich denke mal das war nur eine 
Bastelkiste fuer den aufstrebenden Jungmusiker.

Was mich aber richtig erstaunt, keines der Potis hat gekratzt. Die 
scheinen wohl von guter Qualitaet gewesen zu sein.

Vanye

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Vanye R. schrieb:
> Was mich aber richtig erstaunt, keines der Potis hat gekratzt.

Da waren ordentliche Graphitschleiferlekroden dran. Irgendwo habe ich 
noch so eins mit Doppelgraphitschleifer.

von Oliver R. (orb)


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Vanye R. schrieb:
> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren.

Was wäre denn eine Alternative im kleinen bis mittleren Preisbereich 
gewesen?
Das Ding war überall.

von Peter D. (peda)


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Dieter D. schrieb:
> Irgendwo habe ich
> noch so eins mit Doppelgraphitschleifer.

In den alten RFT Röhren-Regietischen habe ich die auch als Fader (mit 
Seilzug) gesehen.
Das Mastervolume war ein Drehschalter (kurzschließend) mit 
Präzisionswiderständen für optimal logarithmische Kennlinie. Ich weiß 
aber nicht mehr, ob die Beschriftung in dB oder Np (Neper) war.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Genau dieses H||H Pult hatte ich auch mal. Das war nicht wirklich gute 
Qualität und nur etwas besser als die Pulte, die damals die 
Plattenjongleure benutzt haben.
Auf das Pult hat sich dann mal jemand draufgesetzt und 6 oder 7 Fader 
zerstört.
Das beste, was man von H||H sagen konnte, war die Beleuchtung der 
Instrumentenverstärker, bei denen eine EL-Folie die ganze Frontplatte 
von hinten beleuchtet hat. Sah sehr gut aus, aber die Verstärker selber 
waren auch nicht so dolle.

von Stefan M. (derwisch)


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Ich hatte mal einen "HiFi" Equalizer aus den 70ern.
Der hatte auch 741er drin und hat wirklich übel gerauscht.
Die Regeltiefe und der Klangeindruck waren dennoch sehr beeindruckend.
Das Schaltungsdesign (und übrigens auch die Qualität der sehr langen 
Potis) waren durchaus brauchbar.
Wenn ich das Ding noch hätte, würde es evtl. lohnen, die OPs gegen 
bessere zu tauschen.
Der Voteil der 70er war die "nicht Existenz" von schlechten, billig 
verarbeiteten Bauteilen.
Man konnte damals quasi keinen Schrott kaufen.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Vanye R. schrieb:
> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren.

Vor dem NE5532 war das der einzig erschwingliche

> Das Teil muss
> ja gerauscht haben wie Hoelle.

niederohmiger Line Pegel war erträglich

uA741 THD 0.06dB (1kHz 2Vpp), noise 23nV/sqrt(Hz) (100Ohm Rg)

Für Mikro- und Phonoeingänge eher nicht.

> Aber ich denke mal das war nur eine
> Bastelkiste fuer den aufstrebenden Jungmusiker.

Sicher, Markennamen wären Dynacord etc. gewesen.

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (sirnails)


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Oliver R. schrieb:
> kleinen bis mittleren Preisbereich

Schau mal, was der µA741 in den 70gern gekostet hat. Das war keine 
"preiswerte" Alternative, sondern ein notwendiges Übel, die Verstärker 
nicht diskret aufzubauen. Mit einem Preis von ca. 2 USD wären das mit 
Inflation 15 USD.

Diskret wäre weit schlechter gewesen vom Rauschverhalten.

von Enrico E. (pussy_brauser)


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Vanye R. schrieb:
> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren. Das Teil muss
> ja gerauscht haben wie Hoelle.

Michael B. schrieb:
> Für Mikro- und Phonoeingänge eher nicht.

Man konnte damals durch das Vorschalten eines Transistors sogar 
rauscharme Mikrofonverstärker mit dem 741 aufbauen.

Wobei die Rauscharmut nicht unbedingt daher rührt, dass es sich bei dem 
Transistor um einen rauscharmen BC549B handelt. Mit einem BC548 ist die 
Schaltung fast genauso rauscharm!

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Damals war unter den Profis bekannt, welche 741er, welcher Hersteller, 
am wenigsten rauschen.

Dito galt auch fuer pinkompatible andere Typen.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Vanye R. schrieb:
> Schaut mal hier: (Reparatur eines steinalten Mischpults)
>
> https://www.youtube.com/watch?v=D80BIUd6tf8
Ich wundere mich das überhaupt noch irgend jemand diesen Werbekanal 
schaut.

Oliver R. schrieb:
> Vanye R. schrieb:
>> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren.
> Was wäre denn eine Alternative im kleinen bis mittleren Preisbereich
> gewesen?
Es gab doch noch diesen 709. Aber ob der besser war?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Oliver R. schrieb:
> Vanye R. schrieb:
>> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren.

> Das Ding war überall.

Er war auch nicht soo schlecht. Rauschen war gar nicht mal das Problem. 
Das vergleichsweise kleine Bandbreite-Verstärkungs Produkt und die 
geringe Slew-Rate schon eher. Mehr als V=10 war auch für Audio nicht 
drin. Und schon gar nicht bei hohem Pegel.

von H. H. (hhinz)


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Rainer D. schrieb:
> Es gab doch noch diesen 709. Aber ob der besser war?

Nö, der war auf gleichem Niveau wie der 741. Aber spezifiziert wurde das 
bei beiden nicht.

von Christian M. (likeme)


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Rainer D. schrieb:
> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren.

Damals hatte man noch die 3055 und 2955 in den Endstufen verbaut.... 
Leistung ohne Ende ;-)

von H. H. (hhinz)


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Christian M. schrieb:
> Rainer D. schrieb:
>> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren.
>
> Damals hatte man noch die 3055 und 2955 in den Endstufen verbaut....
> Leistung ohne Ende ;-)

2955 gabs noch nicht, die Endstufen waren quasikomplementär.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Rainer D. schrieb:
> Oliver R. schrieb:
>> Vanye R. schrieb:
>>> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren.
>> Was wäre denn eine Alternative im kleinen bis mittleren Preisbereich
>> gewesen?
> Es gab doch noch diesen 709. Aber ob der besser war?

Jein. Zumindest war er extern frequenzkompensiert und deswegen nicht so 
lahm wie der 741. In der Tätärä hatten wir genau die Wahl zwischen dem 
A109 (aka 709) aus einheimischer Produktion und dem MAA741 von Tesla. In 
Audio-Produkten habe ich beide nicht gesehen. Dafür viel diskrete 
Elektronik (für Neulinge: mit Einzeltransistoren). Die OPV waren wohl 
einfach zu teuer.

PS: in späteren Jahren gab es auch OPV in Audio-Zeugs. Aber eher B761 
(TAA761) und Verwandte. Und natürlich B074 (TL074).

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Vanye R. schrieb:
> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren. Das Teil muss
> ja gerauscht haben wie Hoelle.

Man kann ja nur die Eingangsstufen mit rauscharmen Transistoren aufbauen 
und den ganzen Rest auf +/-10V Pegel auslegen. Dann stört das Rauschen 
der OPVs nicht mehr.

von Thomas S. (thommi)


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Man kann das so mit heute nicht 1:1 vergleichen. der 709 oder 741 war 
damals aktuell, und damals hatten Radios noch die Quaderwürfel mit 
Ferritschrauben als Bandfilter, welche mancher mit dem Schraubenzieher 
zerstörte, bei dem Versuch, in den Polizeifunkbereich zu kommen :-)

Heute gibt es DSP und SDR, eine ganz andere Dimension, und die Ansprüche 
sind auch ganz andere, weil man es gewohnt ist.

Früher war das Grundrauschen als gegeben hingenommen, die 
Geschwindigkeit meines TI99/4A gegenüber meines 486/25 sehr lahm, füt TV 
brauchte man noch drei bis vier Antennen mit Weiche, wenn man ARD, ZDF, 
SDR, und BR empfangen wollte, heute reicht ein LNB für 100e Programme.

Es ist schon faszinierend, wie die Entwicklung exponentiell 
weiterschreitet.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Thomas S. schrieb:
> füt TV
> brauchte man noch drei bis vier Antennen mit Weiche, wenn man ARD, ZDF,
> SDR, und BR empfangen wollte,

Mein Vater hatte in einem ungenutzten Schornstein ein langes Rohr 
versenkt. Oben auf dem Schornsteinkopf ein Widerlager, oben am Rohr die 
Antenne, unten im Schornstein ein Winkelgetriebe. Hinterm Sofa sass ein 
Knopf mit dem man die Antenne 360 Grad drehen konnte ;-))

von Michael B. (laberkopp)


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Stefan M. schrieb:
> Der Voteil der 70er war die "nicht Existenz" von schlechten, billig
> verarbeiteten Bauteilen

Boh ey, das fällt schon unter Geschichtsfälschung, nicht bloss 
Geschichtsverklärung.

von Peter D. (peda)


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Thomas S. schrieb:
> füt TV
> brauchte man noch drei bis vier Antennen mit Weiche, wenn man ARD, ZDF,
> SDR, und BR empfangen wollte

Wir hatte mal um 1978 rum in der Storkower Straße auf einem Hochhaus 6 
Antennen montiert für ARD, ZDF, SFB3, DDR1, DDR2 und UKW. Über Kabel in 
den Kellern wurde dann alle Programme in die benachbarten Straßenzüge 
verteilt. DDR1 und DDR2 mußten umgesetzt werden, um Geisterbilder über 
Kabeleinstreuung zu vermeiden. Die 4 DDR Radiosender wurden über 
Sperrfilter herabgesetzt, damit alle UKW-Sender in etwa den gleichen 
Pegel hatten.
Auf dem Eckturm müßte das gewesen sein. Die Antennen sind natürlich 
längst weg.

: Bearbeitet durch User
von Thomas S. (thommi)


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Peter D. schrieb:
> Wir hatte mal um 1978 rum in der Storkower Straße auf einem Hochhaus 6
> Antennen montiert für ARD, ZDF, SFB3, DDR1, DDR2 und UKW. Über Kabel in
> den Kellern wurde dann alle Programme in die benachbarten Straßenzüge
> verteilt. DDR1 und DDR2 mußten umgesetzt werden, um Geisterbilder über
> Kabeleinstreuung zu vermeiden. Die 4 DDR Radiosender wurden über
> Sperrfilter herabgesetzt, damit alle UKW-Sender in etwa den gleichen
> Pegel hatten.

Das finde ich eh den Hammer, wie genial ihr das immer gelöst habt, so 
von wegen Ochsenkopfantenne etc..

von Peter D. (peda)


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Thomas S. schrieb:
> Das finde ich eh den Hammer, wie genial ihr das immer gelöst habt

Erich war das wohl peinlich, die vielen Westantennen an den Fenstern und 
daher wurden solche Projekte höchst offiziell genehmigt.

Die Aussicht von dort oben war natürlich der Hammer. Heutzutage 
undenkbar,  als Lehrling mal eben aufs Dach rauf.

von Ron-Hardy G. (ron-hardy)


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Peter D. schrieb:
> Auf dem Eckturm müßte das gewesen sein.

Das Ding wurde aber erst 1996 gebaut, 1978 gabs den Turm noch nicht, 
oder?
https://de.wikipedia.org/wiki/Landsberger_Arkaden

von Thomas U. (charley10)


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Thomas S. schrieb:
> Peter D. schrieb:
>> Wir hatte mal um 1978 rum in der Storkower Straße auf einem Hochhaus 6
>> Antennen montiert für ARD, ZDF, SFB3, DDR1, DDR2 und UKW. Über Kabel in
>> den Kellern wurde dann alle Programme in die benachbarten Straßenzüge
>> verteilt. DDR1 und DDR2 mußten umgesetzt werden, um Geisterbilder über
>> Kabeleinstreuung zu vermeiden. Die 4 DDR Radiosender wurden über
>> Sperrfilter herabgesetzt, damit alle UKW-Sender in etwa den gleichen
>> Pegel hatten.
>
> Das finde ich eh den Hammer, wie genial ihr das immer gelöst habt, so
> von wegen Ochsenkopfantenne etc..

Beim "Ochsenkopf" gab es u.A. noch ein weiteres Problem!
Dieser lag frequenzmäßig im UKW-Band der CSSR (OIRT!). Je nach Lage 
wurde dadurch der Farb- oder Tonträger gestört.
Die Lösung waren ein oder zwei Sektkühler mit Topfkreis (16mm2 Cu und 
8204) / "Russentot"!
Bei sauberer Abstimmung war die Farbe dann stabil. Da das Gebilde nicht 
soo temperaturstabil war, wurden manche Kopfstationen klimatisiert.
Diese Sperrkreise passten in einen Kühlschrank und waren damit 
ausreichend stabil.

von Jens G. (jensig)


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Axel S. schrieb:
> Und natürlich B074

Den gabs nicht ...

von Peter D. (peda)


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Ron-Hardy G. schrieb:
> Das Ding wurde aber erst 1996 gebaut, 1978 gabs den Turm noch nicht

Kann gut sein, daß es ein anderes Hochhaus war oder zwischenzeitlich 
abgerissen wurde. Es wurden ja nach der Wende viele Plattenbauten 
abgerissen. Es ist nicht einfach, nach über 40 Jahren sich noch genau zu 
erinnern.

von Gerald B. (gerald_b)


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Jens G. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Und natürlich B074
>
> Den gabs nicht ...

Der B074 kam erst Ende der Achziger, zuvor gab es zwar den B084, aber 
der kam auch erst Anfang/Mitte der Achziger und zeitgleich die anderen 
bipolaren OVs, mit 6er und 7er Bezeichungen und teils offenen 
Kollektoren.
In den 70ern gab es wirklich nur den A 109 aus einheimischer Produktion.

von Peter D. (peda)


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Ron-Hardy G. schrieb:
> Das Ding wurde aber erst 1996 gebaut, 1978 gabs den Turm noch nicht,

Ja, das ist es nicht, die Plattenbauten waren alle viel höher. Und die 
Nebenhäuser nahmen vom Eckhaus in mehreren Stufen ab.
Einmal war der Fahrstuhl defekt und ich bin durch einen Verbindungsgang 
zu einem anderen Fahrstuhl. Aber der hatte die Etage nicht mehr, zu der 
ich mußte.
Man findet leider nur sehr wenig über Abrisse und das Baugeschehen nach 
der Wende.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Na dann ich auch noch eins...

Gekauft als Halbleiche ohne Netzteil und ohne irgendwelche Unterlagen.
Beim Zerlegen und Aufarbeiten habe ich dann festgestellt, dass viele 
DDR-BEs verbaut waren, aber auch welche aus dem Westen. Letztlich bekam 
ich in einem Musikerforum den Hinweis, dass diese Dinger wohl in den 
80er Jahren in Ungarn (oder Jugoslawien) gefertigt wurden.

Ich habe mich aus nostalgischen Gründen drangesetzt und sämtliche 
Schaltungen neu aufgenommen und auch mögliche Ergänzungen (die auf den 
Platinen schon vorgesehen sind) eingezeichnet. Geholfen haben dabei 
Unterlagen von Studiomaster (Engl.), welche in vielen Baugruppen fast 
identisch aufgebaut sind.
Selbstverständlich sämtliche Potis ausgebaut, zerlegt, gereinigt und 
wieder rein. Bei den diversen Tastern und Schaltern ebenso... ;-)))

Natürlich ist das kein Studiogerät, die OPVs halt auch 071-074 (etwas 
besser als die 741er), doch den unter Kopfhörer wahrnehmbaren 
Rauschteppich hört bei meheren 100W im "Tanzschuppen" kein Mensch mehr. 
Solche Mixer sind für "geile Mugge" auf der Bühne gebaut und nicht für 
feinzisilierte Tonaufnahmen im Studio. ;-)

Old-Papa

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Old P. schrieb:
> Solche Mixer sind für "geile Mugge" auf der Bühne gebaut und nicht für
> feinzisilierte Tonaufnahmen im Studio.

Ja, das ist aber trotzdem schon eine andere Klasse als das H||H aus dem 
Ausgangsposting. Das HH hat nur Klinkeneingänge, null Phantomspeisung 
und eben die 741. Bei uns reichte das HH gerade für den Übungsraum, für 
ab und zu mal Gesang und Mitschnitte auf Cassettenrecorder.
Behringer gabs damals noch nicht und auch nicht Thomann. HH hat die 
Lücke gefüllt zwischen dem Selbstbaumixer von Conrad und den Anlagen, 
die sich keiner leisten konnte, sowas wie Orange oder Ampeg. Mein 
Bassverstärker damals war ein Selmer, die man eher von Saxophonen kennt, 
mit 4 * EL34.
https://www.vintagehofner.co.uk/selmer/amps/sel53.html

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (keksstein)


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Vanye R. schrieb:
> Es ist kaum zu glauben das da ueberall 741er drin waren. Das Teil muss
> ja gerauscht haben wie Hoelle. Aber ich denke mal das war nur eine
> Bastelkiste fuer den aufstrebenden Jungmusiker.

Die "legendären" Schallplattenwiedergabemaschinen (Plattenspieler) von 
EMT, die fand man nur in gehobenen Tonstudios oder beim Rundfunk, 
verwenden im MC Tonabnehmer Vorverstärker haufenweise 741er. Der 950 
z.B., ein unbezahlbar teures Teil, verwendet nach dem Tonabnehmer 
Übertrager, einen NE5533 als low noise Stufe, der Rest sind 741er.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Jan K. schrieb:
> Die "legendären" Schallplattenwiedergabemaschinen (Plattenspieler) von
> EMT,

Also der da:

https://emt-archiv.de/emt-950/

"Der Plattenspieler EMT 950 ist eine Schallplatten- Wiedergabemaschine 
nach dem neuen Konzept umgekehrter Massenanordnung durch federleichten 
Epoxyteller und schwere Grundplatte mit verripptem Motorkorb aus 
Grauguß."


"Durch die geringe rotierende Masse wird das rumpelfreie Hauptlager kaum 
belastet und ein silbengenauer Sofortstart des Tellers ermöglicht. Eine 
elektrische Scheibenbremse bewirkt schnelles Anhalten des Tellers "

Jan K. schrieb:
> einen NE5533 als low noise Stufe,

So richtig schlecht wird der mit dem NE55XX sicher nicht gewesen sein.

mfg

von Manfred P. (pruckelfred)


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Old P. schrieb:
> Natürlich ist das kein Studiogerät, die OPVs halt auch 071-074 (etwas
> besser als die 741er)

Na ja ... Der führende Anbieter für Tonstudiotechnik war Telefunken mit 
dem 4-Band-Compander c4F weit vorne, dessen aktive Teile TL074 waren. 
Die haben kein grundsätzliches Rauschproblem, sind aber nur so gut, wie 
der Entwickler sie sachgerecht beschaltet.

Telefunken hat dann noch eine mechanische Variante c4D gebaut, die 1:1 
in vorhandene Dolby-Gestelle passte und besser war.

Jan K. schrieb:
> z.B., ein unbezahlbar teures Teil, verwendet nach dem Tonabnehmer
> Übertrager, einen NE5533 als low noise Stufe, der Rest sind 741er.

Übertrager sind eine heikle Kiste, Haufe hatte ein Ringkernmaterial, was 
von der Vacuumschmelze exclusiv für sie hergestellt wurde. Für sehr 
kleine Pegel war Mikrofonie ein Thema, was der Konkurrent Pikatron nicht 
annähernd so gut beherrschte.

Nach einer "low noise Stufe" 741 einzusetzen klingt für mich nach 
Bastelkram, der kann nichts, was ein 5534 nicht besser könnte. 
HiFi-Voodoo, die Kunden können's ja nicht nachmessen.

Christian S. schrieb:
> So richtig schlecht wird der mit dem NE55XX sicher nicht gewesen sein.

Die NE5532 / 5534 sind für Audio richtig gut. Für spezielle Anwendungen 
haben wir zusätzlich auf geringes Funkelrauschen selektiert.

von Tim (tieger)


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Oliver R. schrieb:
> Was wäre denn eine Alternative im kleinen bis mittleren Preisbereich
> gewesen?

vlt. LF356?
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/lf356-mil.pdf?ts=1745712424311

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Manfred P. schrieb:
> Die NE5532 / 5534 sind für Audio richtig gut.

Die NE 5532 sind beim Denon DCD 1500 MK2 im Ausgangsfilter nach dem 
vierfach-oversampling verbaut ohne Spulen als Filter. Die 1500 DM in 
1986 dürften seinerzeit relativ viel GEld gewesen sein.

mfg

von 900ss (900ss)


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Christian S. schrieb:
> Die NE 5532 sind beim Denon DCD 1500 MK2 im Ausgangsfilter nach dem
> vierfach-oversampling verbaut

Auch im Philips CD650. Dessen Inhalt ist wiederrum im Mission PCM7000 
verbaut. Nur das dieser eine Mission eigene Ausgangsplatine hat, die 
auch NE5532 enthält. Klingt sehr gut.

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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Gerald B. schrieb:
> Jens G. schrieb:
>> Axel S. schrieb:
>>> Und natürlich B074
>>
>> Den gabs nicht ...
>
> Der B074 kam erst Ende der Achziger, zuvor gab es zwar den B084, aber
> der kam auch erst Anfang/Mitte der Achziger und zeitgleich die anderen
> bipolaren OVs, mit 6er und 7er Bezeichungen und teils offenen
> Kollektoren.

Es gab B08x, später B06x. Aber von B07x keine Spur in den HFO-Listen bis 
1990. Und mein altes Sortiment kennt den auch nicht. Wo willst du also 
sowas gesehen haben?
Außerdem sind das nicht einfach nur bipolare Typen, sondern werden gern 
als BiMos bezeichnet, da die ja JFet-Eingangsstufen haben

von H. H. (hhinz)


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Jens G. schrieb:
> Es gab B08x, später B06x. Aber von B07x keine Spur in den HFO-Listen bis
> 1990.

Es gab ja noch den B411. Wo ist der denn einzuordnen?

von Johannes F. (jofe)


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Jens G. schrieb:
> keine Spur in den HFO-Listen bis 1990

Vielleicht wurde er ja nicht in Frankfurt/O. produziert, sondern 
woanders?

von Jens G. (jensig)


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H. H. schrieb:
> Es gab ja noch den B411. Wo ist der denn einzuordnen?

Gab es den wirklich in der Realität? In "Aktive elektronische 
Bauelemente 1990" und einem anderen Datenbuch von etwa 1990 steht der 
noch als in Entwicklung befindlich.
Aber um Deine Frage zu beantworten: der ist möglicherweise auch nur ein 
080-Typ (zumindest ähnlich), aber intern auf geringere Drift und kleinen 
Offset abgeglichen. Vergleichstyp könnte der LF411 sein ...

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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Johannes F. schrieb:
> Jens G. schrieb:
>> keine Spur in den HFO-Listen bis 1990
>
> Vielleicht wurde er ja nicht in Frankfurt/O. produziert, sondern
> woanders?

Als (vorrangig) bipolarer Typ dürfte im HFO angedacht gewesen sein.
Aber gut, ich erweitere jetzt auf "DDR-Listen" ...

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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Jens G. schrieb:
> Außerdem sind das nicht einfach nur bipolare Typen, sondern werden gern
> als BiMos bezeichnet, da die ja JFet-Eingangsstufen haben

Könnte auch BiFet geheißen haben ...

von H. H. (hhinz)


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Jens G. schrieb:
> Vergleichstyp könnte der LF411 sein ...

Plausibel.

Mir sind die nur auf der Messe in Leipzip begegnet. Damals stand die 
Mauer gerade noch.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Manfred P. schrieb:
> Christian S. schrieb:
>> So richtig schlecht wird der mit dem NE55XX sicher nicht gewesen sein.
>
> Die NE5532 / 5534 sind für Audio richtig gut. Für spezielle Anwendungen
> haben wir zusätzlich auf geringes Funkelrauschen selektiert.

Die NE5532 sind ja nach eigenem Datenblatt auch für rauscharme 
Anwendungen gedacht.
------Zitat--------
Description
The NE5532 is a internally compensated dual low noise
OP-AMP. The high small signal and power bandwidth
provides superior performance in high quality AMP, all
control circuits, and telephone applications.
------Zitat-Ende-----

Diese habe ich woanders in Tontechnik auch sehr gut verwursten können.

Old-Papa

von Jobst M. (jobstens-de)


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Der NE/SA5534A ist zwar nur single, aber etwas schneller und noch 
rauschärmer als der NE/SA5532A. Dafür benötigt er allerdings externe 
Kompensation.

Auch aktuelle Audio-DAC werden z.T. im Referenzdesign mit NE5534A 
vorgesehen. z.B. beim PCM1796

Wer weniger Klirr möchte, nimmt heute z.B. OPA1611/12.

Gruß
Jobst

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Jobst M. schrieb:
> Auch aktuelle Audio-DAC werden z.T. im Referenzdesign mit NE5534A
> vorgesehen. z.B. beim PCM1796
>
> Wer weniger Klirr möchte, nimmt heute z.B. OPA1611/12.

Wer mit dem 5534 den Klirrgrad nicht in den Griff bekommt, hat ein 
anderes Problem. Diese tollen OPA_irgendwas werden von Leuten 
eingesetzt, die dran glauben anstatt real messen zu können.

von Benjamin K. (bentschie)


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Braucht noch jemand B084 und ähnliches für authentische Reparaturen?
Ich glaube ich hab noch mehrere Schachteln mit verschiedenen Typen 
rumliegen die bei mir nur rumoxidieren.
Bei Interesse PN an mich.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Manfred P. schrieb:
> Wer mit dem 5534 den Klirrgrad nicht in den Griff bekommt, hat ein
> anderes Problem.

Aha. Nicht in den Griff bekommen… Wenn die gewünschten Spezifikationen 
höhere Anforderungen an ein Bauteil stellen als dieses erfüllen kann, 
dann liegt es nicht am Bauteil.

> Diese tollen OPA_irgendwas werden von Leuten
> eingesetzt, die dran glauben anstatt real messen zu können.

Meinst Du. Den Klirr vom NE5534 kann ich messen. Den vom OPA1611 nicht.
Liegt auch Faktor 100 dazwischen. Abgesehen von vielen weiteren 
Verbesserungen.
Und warum soll man keine neuen, besseren Teile verwenden, wenn man kann 
und alles drum herum auch immer besser wird? Die Technik bleibt ja nicht 
stehen. ... Naja, zumindest bei den Meisten.

Gruß
Jobst

von Jan K. (keksstein)


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>Nach einer "low noise Stufe" 741 einzusetzen klingt für mich nach
>Bastelkram, der kann nichts, was ein 5534 nicht besser könnte.
>HiFi-Voodoo, die Kunden können's ja nicht nachmessen.

Gerade in Tonstudios wird nachgemessen, die Idee ist ja auch nicht dumm. 
Die 741er arbeiten schon mit höheren Pegeln sodass ihr Rauschen nicht 
mehr stört, ich bin sicher die Platte verzerrt auch mehr als diese 
Chips.

Wir reden über die 70er Jahre, der NE5533 war ganz neu, den 5532 gabs 
glaube ich erst ab den 80ern (?)
Der NE5532 war anfangs ein extrem teurer Chip, den fand man nur in 
besseren HiFi und Studio Geräten. Ich hatte irgendwo mal gelesen das die 
in den 80ern 20DM pro Stück kosteten, finde ich gerade aber nicht mehr. 
Heute würden da sicherlich NE5532 drin stecken. :-)

von Jens G. (jensig)


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Jan K. schrieb:
> mehr stört, ich bin sicher die Platte verzerrt auch mehr als diese
> Chips.

Na, das darfst Du doch nicht schreiben. Das ist Klang, keine Verzerrung 
...

von Jobst M. (jobstens-de)


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Jan K. schrieb:
> Der NE5532 war anfangs ein extrem teurer Chip, den fand man nur in
> besseren HiFi und Studio Geräten. Ich hatte irgendwo mal gelesen das die
> in den 80ern 20DM pro Stück kosteten

Habe gerade mal die Preislisten in ein paar Elektor 1982/83 
durchgeschaut:
Da liegt der zwischen 5 und 9 DM.

Gruß
Jobst

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