Das ist natürlich ein brisantes Thema, das politische Kommentare und jede Menge hitzige Diskussionen und Unsinnsgeschwätz hervorruft. Kann auch sein, daß der Thread sofort gesperrt oder gelöscht wird - nicht schlimm, da bin ich nicht sauer. Muß aber nach einem gestrigen kurzen Gespräch mit jemand ein paar Fragen loswerden. 1. Stand gestern war noch: Keiner "weiß" was über die Ursachen bzw. keiner will was rausrücken. Heute habe ich danach gegoogelt und zumindest heißt es jetzt vage, da wären also 15GW an solarer Einspeiseleistung weggefallen und das hätte das spanische Netz zerlegt. Jetzt die Fragen hierzu: Warum kursieren nicht mehr Diskussionen mit Daten und Erkenntnissen zum fraglichen Zeitraum? Es gibt doch sicher einen Haufen Leute, welche - vielleicht hobbymäßig - die Netzfrequenz protokollieren. Oder tun das nicht die besseren/größeren Wechselrichter? Was spricht dagegen, solche Protokollier-Stationen relativ engmaschig zu verteilen, um aus solchen Ereignissen zu lernen? Wo kann ich solche Daten bzw. Diskussionen zu dem aktuellen Ereignis finden? 2. Grundsätzliche Verständnisfrage: Wir sprachen gestern über die Netzfrequenz und von meinem Gesprächspartner kam der berechtigte Einwurf, die Netzfrequenz müsse doch ständig im ganzen europäischen Verbund gleich sein. Ich hab nochmal in Ruhe darüber nachgedacht und kann meine Verständnisfrage nochmal präzisieren: Es muß doch sogar die Phasenlage gleich sein? Es kann ja nicht sein, daß ein Teil des Netzes um 0,1Hz davonläuft - nach wenigen Sekunden ist man ja bei entgegengesetzten Phasenlagen und irren Kurzschlußströmen? Ich weiß nicht genau, wie das mit "stehenden Wellen" quer über die gut 3000km von Portugal bis Polen ist. Aber nach meinem naiven Verständnis muß in quasi derselben Millisekunde L1 im positiven Scheitel sein - in Polen wie in Portugal - sonst rauscht's gewaltig. Demnach müßte die erhöhte Frequenz wegen zu viel Solarstrom ja in ganz Europa aufgetreten sein, und überall zu Abschaltungen geführt haben? Oder gab es diesen kritischen Moment, wo ein Bereich vom Resteuropa getrennt wurde und dann die Frequenz dieses Bereichs aus dem Ruder lief? Aber genau diese Abfolgen von Abschaltungen und Verrückspielen von starken Einspeisern im getrennten Bereich, das muß sich doch nachvollziehen lassen? Und zwar nicht nur vom Netzbetreiber oder vom spanischen Staat, sondern auch von Hobby-Datensammlern? 3. Ist es denn wirklich so, daß auch die größten Solarparks und Windparks keinerlei Einrichtung haben, die Netzfrequenz zu beeinflussen? Ist das Simulieren träger rotierender Massen von elektrischen Maschinen tatsächlich immer noch nur Forschungsgegenstand? Selbst größte Erzeuger, oder die Einspeisepunkte aus HGÜ, die dann ins Wechselstromnetz einspeisen, machen das sturheil wie der kleine Balkonwechselrichter - Netzfrequenz erkennen und mit voreilender Phase draufbuttern?
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Tom H. schrieb: > Kann auch sein, daß der Thread sofort gesperrt oder gelöscht wird Nachdem das der x-undzwanzigste zu dem Thema ist, wahrscheinlich.
Tom H. schrieb: > Schade, hab die (x-1)zwanzig vorherigen hier alle nicht mitbekommen. Probier es mal da: Beitrag "Test aktuelle Netzfrequenz"
Tom H. schrieb: > Schade, hab die (x-1)zwanzig vorherigen hier alle nicht mitbekommen. Naja, die Medien und die Experten wollen vielleicht den Schuldigen keine Bühne bieten, wenn es welche geben sollte.
Hallo Tom H. schrieb: > Warum kursieren nicht mehr Diskussionen mit Daten und Erkenntnissen zum > fraglichen Zeitraum? Es gibt doch sicher einen Haufen Leute, welche - > vielleicht hobbymäßig - die Netzfrequenz protokollieren. Meine Vermutung: Weil den wildesten (dümmsten, "aufregendsten", politischen, "böser Feind") Theorien dankenswerterweise durch die verantwortlichen Netzbetreiber bzw. spanischen Energielieferanten der Wind aus den Segeln genommen wurde. Die Leute, die selbst (und nicht einfach die bekannten Internetservices) und bewusst die Netzfrequenz protokollieren, sind erstens doch relativ wenige und vor allem technisch meist überdurchschnittlich gebildet und zum Glück mehr an Technik, Physik und Astronomie (Sonnenstürme etc.) als an Politikbashing, den "bösen Feind" oder die "unfähigen Betreiber" und anderen Quark aus Laberkreisen interessiert. Sie würden sich in ihrer Gemeinde und bei ihrem erwünschten Publikum mit typischen Theorien bei solchen Ereignissen nur lächerlich machen. Das überlassen sie zum Glück den Hetz- und Schrei Medien und privaten Wirrköpfen. Tom H. schrieb: > Wo kann ich solche Daten bzw. Diskussionen zu dem > aktuellen Ereignis finden? Erstmal Allgemeine und ältere Fachpublikationen und Paper? Dann einfach mal einige Monate abwarten und auf entsprechende Paper und dann (in einigen Monaten) technisch wissenschaftliche Publikationen zum aktuellen Vorfall lesen und verstehen: Die sind generell allerdings eher schwer verdaulich, nicht medial aufregend (unterhaltsam) und vermutlich (vorerst) auf Spanisch / Portugiesisch verfasst. Tom H. schrieb: > Es muß doch sogar die > Phasenlage gleich sein? Es kann ja nicht sein, daß ein Teil des Netzes > um 0,1Hz davonläuft - nach wenigen Sekunden ist man ja bei > entgegengesetzten Phasenlagen und irren Kurzschlußströmen? Ich weiß.... Ich sehe es ähnlich, aber wenn man ernsthaft anfängt (mehr als "Die Sendung mit der Maus" oder "Galileo" oder auch was man vielleicht in der Schule gehört hatte) sich mit dem Verbundnetz und der realen Verteilung von elektrischer Energie zu befassen und den Feinheiten der Wechselstromlehre versucht nachzuvollziehen, stellt man schnell fest, dass das alles sehr anspruchsvoll ist und viele, nur schwer verständliche Faktoren, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis mit ins Spiel kommen. Also kann es durchaus sein, das unsere "einfache Denke" und "Fachwissen" nicht ausreicht, nicht umsonst ist Energietechnik ein eigenes sehr breites und verzwicktes Gebiet in der sowieso schon anspruchsvollen (wenn es in das Ingenieurniveau geht) E-Technik. Über tiefe Einblicke und verständliche(Der Knackpunkt) Erklärungen zu den Details hätte ich auch Interesse. Wenn es in die Details der Praxis geht wird es auch schwierig an aktuelle Informationen zum realen Verbundnetz zu kommen (Bestandteile: Was, von wem, wann, wo, warum, welche Werte) - das große WWW wird da dann doch recht klein... Tom H. schrieb: > 3. Ist es denn wirklich so, daß auch die größten Solarparks und > Windparks keinerlei Einrichtung haben, die Netzfrequenz zu beeinflussen? Zumindest Windkraftanlagen sind sogar auf das Netz (und zwar nicht nur zur Abgabe der Leistung, sondern damit die Generatoren überhaupt funktionieren) angewiesen und die Frequenz wird rein physikalisch / technisch aufgezwungen. Soweit zumindest mein Verständnis von dem, was man an "Laienerklärungen" zu Windkraft Generatoren findet - in den Details kann ich durchaus einiges missverstanden haben und es sind halt (relative) Laienerklärungen....
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Tom H. schrieb: > Ich weiß > nicht genau, wie das mit "stehenden Wellen" quer über die gut 3000km von > Portugal bis Polen ist. Aber nach meinem naiven Verständnis muß in quasi > derselben Millisekunde L1 im positiven Scheitel sein - in Polen wie in > Portugal - sonst rauscht's gewaltig. Auf eine Besonderheit Spaniens und Portugals im Stromnetz wurde in früheren Threads schon hingewiesen: Das spanisch-/portugiesische Netz ist nur schwach über Frankreich an das übrige Europäische Netz angebunden, nur mit rund 3GW. Dann habe das spanische Netz innerhalb von nur fünf Sekunden 15GW Leistung verloren. https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/stromausfall-spanien-portugal-anfaellig-stromnetz-100.html Mehr ist offenbar bis jetzt nicht bekannt und darüber zu diskutieren, wäre reine Spekulation. Und weil das passiert ist und ausuferte, wurden die früheren Threads (zu schnell) gesperrt.
Hallo, Na ja Putin, Chinesische Staatshacker, das böse "Spanische RWE", die bösen erneuerbaren Energien und Parteien (Leute und deren Einstellungen, welche diese bejubeln oder als das böse schlechthin darstellen), die Politiker an sich und das jammern über die Energiepreise sind halt unterhaltsamer und jeder hat da eine Meinung. Außerdem muss man sich nicht mit anstrengender Physik und Technik auseinandersetzen... Dass so manches bei den "Diskussionen" und Theorien gar nichts mit dem Vorfall zu tun haben kann, bzw. in keinerlei Zusammenhang steht (z.B. Energiepreis) interessiert gerade die lautesten Schreier nicht. Und was man von den allgemeinen Reichweiten starken Medien in einem solchen Themengebiet zu erwarten hat, dürfte in diesem Forum eigentlich fast jeden bekannt sein. Da reicht ja der typische 15000 Volt Stromschlag einer regionalen Meldung aus....
Tom H. schrieb: > muß in quasi derselben Millisekunde L1 im positiven Scheitel sein - in > Polen wie in Portugal - sonst rauscht's gewaltig. Nein, rechnerisch ist die Phasenlage quer durch Europa betrachtet fast einmal um 360° gedreht.
Tom H. schrieb: > das muß sich doch nachvollziehen lassen Frequenzverlauf vom Montag in DE: https://www.energy-charts.info/charts/frequency/chart.htm?l=de&c=DE×lider=1&hour=12&datetimepicker=28.04.2025&interval=day&stacking=sparkline&timezone=utc&legendItems=1&print-type=extremevalues&boost=1 Ob die 3GW Spanienverbindung über die Pyrenäen nach Frankreich zu unserem Verbundnetz frequenzstarr oder über HGÜ Kurzkupplung erfolgt, kann man hier sehen, sobald die spanischen Frequenzmesswerte wieder online sind: https://gridradar.net/charts/map/map.php?lang=de
Auf Linkedin hat Artjoms Obusevs https://www.linkedin.com/in/artjoms-obusevs-3b456135/recent-activity/all/# eine CSV-Datei mit einer Stunde Netzfrequenzen aus Litauen, Schweiz, Spanien, Kroatien, Deutschland und nochmal Litauen verlinkt, die die inter-area oscillations zeigen: https://drive.google.com/file/d/1b9XK0LCIJer6t2Nexj-Og4miqN4r6YYp/view?usp=sharing Er sagt zu Recht: "We need to wait official reports from ENTSO-E, all news are only guesses"
Tom H. schrieb: > Aber nach meinem naiven Verständnis muß in quasi > derselben Millisekunde L1 im positiven Scheitel sein - in Polen wie in > Portugal - sonst rauscht's gewaltig. Der Scheinwiderstand von Hochspannungsleitungen ist hauptsächlich induktiv. D h. dass ein Wirkstrom über die Leitung hauptsächlich eine Phasenverschiebung hervorruft, weniger einen Spannungsabfall
Tom H. schrieb: > () > jede Menge hitzige Diskussionen und Unsinnsgeschwätz hervorruft. Die vielen unsinnigen Threads nicht zu vergessen..
> Wir sprachen gestern über die Netzfrequenz und von meinem > Gesprächspartner kam der berechtigte Einwurf, die Netzfrequenz > müsse doch ständig im ganzen europäischen Verbund gleich sein. Also in der Hoffnung, daß das nicht sofort gelöscht wird... ist sie auch. Deswegen kann man solche "Probleme" in Spanien von Deutschland aus merken. Die Netze der westeuropäischen Länder sind nicht so stabil aufgebaut wie das in Deutschland. Spanien ist nur über wenige und nicht besonders starke Hochspannungsleitungen über die Pyrenäen mit Frankreich verbunden. Fallen diese aus (z.B. aufgrund von Überlast), dann bildet Spanien zusammen mit Portugal eine Insel, die stärker ist als die Netzverbindung zum Rest Europas. Das hat den Ausfall sicherlich begünstigt. Bei Ausfall von Erzeugern muss man sehr schnell handeln und am besten automatisiert nachregeln. Wenn man nicht schnell genug weitere Erzeuger bereitstellen kann (Pumpspeicherkraftwerke können Volllast in wenigen Sekunden erreichen, Gasturbinen abhängig vom vorherigen Lastzustand in wenigen Minuten), dann muss man zwangsweise Last abwerfen, also genügend Verbraucher abschalten, so daß sich Erzeugung und Verbrauch wieder die Waage halten. Macht man das nicht, setzen sehr schnell Kettenreaktionen durch Netzschutzeinrichtungen ein, die Betriebsmittel wegen Überlastung abschalten. Das kann das Netz binnen Sekunden komplett außer Betrieb setzen. wie schnell man das Netz dann wieder aufbauen kann, hängt davon ab, welche Kraftwerke stehen zur Verfügung, welche haben sich im Eigenbedarf fangen können, sind evtl. Schäden entstanden, die zunächst behoben werden müssen. Das ist nichts, was man mal eben so nebenbei macht. Warum die Spanier (ob nun angeblich oder tatsächlich mal komplett außen vor gelassen) nicht wissen woran das lag, spielt doch keine Rolle. Wichtig ist, sowas in Zukunft zu vermeiden. Hochspannungsleitungen verhalten sich kapazitiv, besonders Höchstspannungsleitungen. Als Gegenmaßnahme wird das in den großen Umspannwerken durch Drosselspulen wegkompensiert. Andernfalls bewirkt das einen Anstieg der Spannung, besonders in schwach belasteten Teilen des Netzes.
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Darius schrieb: > Theorien dankenswerterweise durch die verantwortlichen Netzbetreiber Der Unterschied ist, dass Netzbetreiber belangt werden koennen, JournalistInnen in der Regel nicht. Daher wird dort nur preisgegeben, was auch von deren juristischen Abteilung freigegeben wurde.
Tom H. schrieb: > Es muß doch sogar die > Phasenlage gleich sein? Es kann ja nicht sein, daß ein Teil des Netzes > um 0,1Hz davonläuft - nach wenigen Sekunden ist man ja bei > entgegengesetzten Phasenlagen und irren Kurzschlußströmen? Nicht Frequenz und Phasenlage verwechseln oder in einen Topf schmeißen. Die Frequenz muß natürlich gleich sein, während die Phasenlage durchaus (geringfügig) anders sein kann. Dies wird sogar mit Phasenschiebertransformatoren absichtlich gemacht, um die Stromflüsse in einem vermaschten Netz gezielt zu steuern. https://de.wikipedia.org/wiki/Phasenschiebertransformator
Icke ®. schrieb: > Nicht Frequenz und Phasenlage verwechseln oder in einen Topf schmeißen. > Die Frequenz muß natürlich gleich sein, während die Phasenlage durchaus > (geringfügig) anders sein kann. Um eine Phasenverschiebung zu erreichen, muss sich auch die Frequenz für eine gewisse Zeit ändern. Bei einer Differenz von 0,01Hz dauert es über 10s bis sich die Phase um 90° verschoben hat
Danke für alle Antworten. Alle bleiben bei technischen Spekulationen und Fragestellungen und sprechen den Populismus höchstens dahingehend an, daß sie ihn kritisieren und von sich weisen. Hoffe, es bleibt hier so. Also erstens der Verlauf der Netzfrequenz. Sieht ja nicht so aus, als hätte es europaweit um 12:33 Uhr einen großen Ausschlag gegeben. Wenn die iberische Halbinsel tatsächlich nur so schwach oder gar durch HGÜ mit dem Rest Europas verbunden ist, dann ist schon ein gewisser Teil meiner Fragen beantwortet. Ja, dann kanns bei denen turbulent zugehen, ohne daß wir etwas davon abbekommen. Für mein Verständnis von weitgespannten Wechselstrom-Netzen (das natürlich echt fast auf Sendung-mit-der-Maus-Niveau) ist das mit den Phasendrehungen sehr interessant. Gerne darüber mehr Info! Oder nen Link zum Nachlesen. Und bei den großen Einspeisern und die dort verwendete Technik würde ich auch gerne mehr lernen. Zu HGÜ gibts Wikipedia, ist aber tatsächlich schon etwas anstrengend. Müßte ich mehrmals lesen. Windkraftanlagen, arbeiten die echt auf Generatorenbasis netzsynchron? Also das Windrad muß eine konstante Drehzahl fahren, höchstens in ein paar Stufen mit Polumschaltung veränderbar? Oder ist da nicht längst fette Leistungselektronik involviert, um mit angepasster Geschwindigkeit jeweils das beste aus der Windsituation rauszuholen? Sonst wärs ja toll! Rotierende elektrische Maschinen an den Windrädern, also Massenträgheit, und könnte ein netzsynchron an einem Windrad laufender Generator nicht nahtlos zum Motor werden, der Überschußleistung im Netz in Wind verwandelt? Das klingt jetzt total naiv, aber ein bißchen was hab ich mir schon dazu überlegt: Während andere Turbinen wie die Dampf- und Wasserturbinen doch recht starr als Stromerzeuger arbeiten, sie haben nunmal den Druck des Mediums auf den starren Schaufeln, und der läßt sich nicht so schnell wegnehmen oder gar umkehren, könnte man Windräder doch recht schnell durch Flügelanstellung zu einem Luftquirl verwandeln, der überschüssige Energie aus dem Netz verbrät? Oder?
Tom H. schrieb: > sie haben nunmal den Druck des Mediums auf den > starren Schaufeln, und der läßt sich nicht so schnell wegnehmen Dampf lässt sich sehr schnell kontrolliert an der Turbine vorbei direkt in den Kondensator schicken, oder notfalls auch ausblasen. Vor den Turbinen der Wasserkraft sind natürlich Ventile.
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R. L. schrieb: > Um eine Phasenverschiebung zu erreichen, muss sich auch die Frequenz für > eine gewisse Zeit ändern. Bei einer Differenz von 0,01Hz dauert es über > 10s bis sich die Phase um 90° verschoben hat Schau doch einfach auf https://gridradar.net/charts/map/map.php?lang=de oder https://www.swissgrid.ch/de/home/operation/grid-data/current-data.html#wide-area-monitoring nach, wie sich die Frequenzen und Phasenwinkel gegeneinander, bzw. der Referenz in einem steten Wechsel befinden. Alleine wenn man sich mal alle Induktivitäten und Kapazitäten wegdenkt: Die Signallaufzeit über 3.000 km beträgt rechnerisch bei 0,75 C schon gut 0,0133 s, was bei 50 Hz einer Phasenverschiebung von 240 Grad entspricht.
Tom H. schrieb: > Rotierende elektrische Maschinen an den Windrädern, > also Massenträgheit, und könnte ein netzsynchron an einem Windrad > laufender Generator nicht nahtlos zum Motor werden, der > Überschußleistung im Netz in Wind verwandelt? Ich habe schon mal gejuxt, dass man notfalls die hiesigen Windkraftwerke umdreht und den Franzosen bei einem Super-GAU den Fallout wieder zurück bläst. Leider wurde die Anregung bisher nicht aufgenommen. ;)
Ralf X. schrieb: > Die Signallaufzeit über 3.000 km beträgt rechnerisch Aus diesem Grunde gibt es Länder, bei denen gibt es schon viel länger HGÜ-Anlagen (HGÜ: HochspannungsGleichspannungsÜbertragungs...).
Der Swissgrid-Link ist ja interessant. Also da treten auch auf kurzen Distanzen, vom einen zum anderen Eck der Schweiz, schon mal 15 oder 20° Phasendifferenz auf. Nun, das ergibt nach meinem begrenzten Verständnis, mächtigen Stromfluß. 90° oder gar 180° sind es natürlich noch nicht. Das mit der Signallaufzeit: Ja, aber von wo nach wo gilt die Signalübertragung? Ist der Start in Portugal in einem Wasserkraftwerk, wo das Potential von L1 gerade von Null auf positiven Scheitelwert anschwillt? Während in Polen die um 240° verzögerte Information ankommt, also L1 gerade bei der vorherigen Vollwelle über den negativen Scheitelwert ist? Oder ist es andersherum? Woher weiß die Information oder der Strom das? Oder gälte das nur für den Sonderfall, daß die Erzeugung ausschließlich an einem Punkt stattfindet und der Verbrauch nach Durchleitung über 3000km (Verlust vergessen wir mal) ganz am anderen Ende? Da das ja nicht so ist, ist es vielleicht doch so, daß ganz Europa mehr oder weniger synchron sein muß? Fragen über Fragen.
Der andere Link, gridradar, gibt mir Rätsel auf: Sind Inseln wie die Balearen, Kreta, Zypern echt ins Wechselspannungs-Netz integriert? Das gridradar gibt für diese Orte Frequenzwerte und auch eine Phasenbeziehung an? Selbst bei Großbritannien wär ich mir nicht sicher, ob das über Wechselspannung oder HGÜ verbunden ist mit dem europäischen Festland.
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Hallo Tom H., neben dem anscheinend unterdimensionierten Interconnector von Spanien gen Frankreich gibt es anscheinend noch Spezialaspekte bei der wechselrichterbasierten Stromerzeugung: https://www.youtube.com/watch?v=oF5rHr0qapg [... Prof. Dr.-Ing. Stefan Krauter interviewt den Netzspezialisten Dr.-Ing. habil Michael Fette, der sich sehr intensiv mit Netz-Systeminstabilitäten beschäftigt hat. 2 Tage nach dem Blackout eine ersten Stellungnahme, Sobald weitere Daten (z.B. Spannungsverlauf) vorliegen kommt ein update. ...]
Und nochmal zu den Denkmodellen mit den Wind- Wasser- und Dampfturbinen. Klar, man kann den Dampf oder das Wasser an der Turbine vorbei leiten ins Nichts oder in den Kondensator. Das geht natürlich nicht unendlich schnell. Einfach "zudrehen" geht sicherlich nicht: Was mit dem Dampfdruck passieren würde, kann man sich vorstellen, und beim Waser habe ich von einer Art "Rückschlag" gehört, nach meiner laienhaften Vorstellung weil das Wasser in den Rohren ja eine gewisse Bewegungsenergie hat. Da muß man wohl sehr behutsam und langsam zudrehen. Aber gut, Bypass geht, vielleicht innerhalb von wenigen bis wenigen zehn Sekunden. Was aber nicht geht: Außer mit der Rotationsträgheit kann die Wasser- und Dampfturbine keine Energie aufnehmen. Aber das Windrad könnte doch tatsächlich dazu übergehen, aktiv Wind zu erzeugen? Natürlich ist die Rotorblatt-Verstellung auch nicht sehr schnell. Ich weiß nicht einmal, ob es bei heutigen Windkraftanlagen eine Rotorblattverstellung gibt.
Tom H. schrieb: > Das geht natürlich nicht unendlich schnell. In 0,5 Sekunden ist dicht, las ich dazu. > beim Waser habe ich von einer Art "Rückschlag" gehört Trifft zu, muss die Technik aushalten. Aber wenn man nicht nach jeder Schnellabschaltung die Turbine austauschen will, muss man damit zurecht kommen.
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Es gibt eine Netzzeit und diese kann man auch in "Inselnetzen" regeln, die lediglich über eine HGÜ mit dem kontinentalen Netz verbunden sind. Die Schnellschlussventile in Dampfkraftwerken bewirken, daß sich das Kraftwerk ganz sicher nicht im Eigenbedarf fängt und somit für den Netzwiederaufbau nicht zur Verfügung steht, bzw. ein paar Stunden Vorlaufzeit erfordert und meistens nicht schwarzstartfähig ist. Das ist ein reiner Anlagenschutz gegen Überdrehzahl und kein normales Regelsystem. Bei Atomkraftwerken bewirkt eine Turbinenschnellabschaltung auch gleichzeitig eine Reaktorschnellabschaltung. Atomkraftwerke können normalerweise bis zu zwei Drittel der Reaktornennleistung an der Turbine vorbei direkt in den Kondensator ableiten und das würde man zuerst versuchen (zusammen mit einer schnellen Leistungsabsenkung des Reaktors), um die Anlage im Eigenbedarf zu fangen. Kohlekraftwerke können mindestens Dampf abblasen und im Notfall können sie die Leistung der Brenner sehr schnell reduzieren, auch wenn sie dann evtl. ihre Abgas-Grenzwerte überschreiten. Das ist bei Netz in Gefahr erstmal nicht mehr ganz so wichtig. Edit: Bei Wasserkraftwerken gibt es Ausgleichsräume, sonst würde der Schlag durch den Wasserhammer-Effekt (die kinetische Energie der sich in den Druckstollen bewegenden Wassermenge) die Anlage zerstören.
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(prx) A. K. schrieb: > Ich habe schon mal gejuxt, dass man Tja, ich habe auch schon mal gejuxt in der Vergangenheit: Wenn man sich überlegt, wie viele Geizhalsende und Leitende, bezahlt aus den den Rundfunkgebühren, dort unten ihre Villa haben. Wenn das dort unten der erste schöne heiße Tag gewesen wäre und zufällig gleichzeitig mittags die Klimaanlage starten würde, dann ergäbe das schon mal einen schönen schwingungsanregenden Impuls ins Netz.
Ben B. schrieb: > um die Anlage im Eigenbedarf zu fangen Dieses Diagramm legt nahe, dass eine Reduktion auf Eigenbedarf nicht stattfand. Denn die KKWs waren noch nicht wieder mit von der Partie. Beitrag "Re: Test aktuelle Netzfrequenz" Ist es tatsächlich möglich und betrieblich zulässig, ein übliches ziviles KKW bei schlagartigem Wegfall des Netzes auf Eigenbedarf zu drosseln? Ich bin da nicht im Bilde, aber doch etwas skeptisch. Zum Einen braucht es dazu eine sehr hohe Reaktivitätsreserve, zum Anderen dürfte man in solche Features früher nicht allzu viel investiert haben. Auch die Aussage "laufen auf Diesel" spricht dagegen, dass dies stattfand.
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