Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Asynchrongenerator aus einem Asynchronmotor 30kw (Inselbetrieb)


von Tobias .. (tobias_607)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hi Leute,

Ich weiß zu diesem Thema gibt es bereits viele Beiträge aber die meisten 
sind in Diskussionen ausgeartet und haben das Thema nicht wirklich 
vorangebracht. Ich hoffe hier wird es anders.

Und zwar bin ich zufällig und sehr günstig an einen WEG W22 
Asynchronmotor mit 30kw Nennleistung gekommen. Diesen möchte ich gerne 
als Notromaggregat im Zapfwellenbetrieb umbauen (PTO Generator).

Nun zu meinem Problem. Da ich ja keine zusätzlichen Erregerspulen habe 
welche ich benutzen kann muss ich die notwendige Erregung über die 
Hauptspulen erzeugen. Hier ist nun die Frage wie kann ich die notwendige 
Kondensatorgröße pro Phase berechnen? Zusätzlich stehe ich vor dem 
Problem da ich an dem Generator keine Drehzahländerungen vornehmen kann 
würde ich über mehrere Kondensatoren Bänke die Blindleistung erhöhen. 
Dadurch sollte er dann wiederum mehr Leistung bringen? Also ein 
Phasenüberwacher schält je nach Leistung Kondensatoren hinzu oder ab.
Würde das so überhaupt funktionieren oder brennt mir trotzdem im 
Leerlauf die Spulen des Motors durch?
Anbei ist auch ein Schaltplan wie ungefähr es später aussehen sollte.
Die 12V kommen direkt von der Batterie des Antreibenden Geräts.

Im Internet habe ich schon die unterschiedlichsten Angaben an uF pro 
Kondensator pro Kw gelesen am meisten habe ich etwas um 20uF pro KW pro 
Phase gelesen. Darum habe ich jetzt einfach mal ca. 600uF pro Phase 
ausgewählt. Der Generator ist in Sternformation geschaltet für die 
Abnahme eines Neutralleiters.

Ich weiß das es mit einem Synchronmotor besser und Stabiler funktioniert 
jedoch habe ich keinen und werde mir dafür auch keinen Kaufen. Die 
Verwendung besteht nur aus einem reinem Inselbetrieb. Als Last wird 
keine Hochkomplexe Elektronik angeschlossen eher nur Elektrowerkzeug 
(Schweißgerät, Bohrmaschine, Akkulader, Tauchpumpe, usw...).

Über einen Regen Austausch würde ich mich sehr freuen.

Gruß
Tobias

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

Im alten Schulbuch für die Berufsschule stand eine Faustformel.

Probiere es mal mit den Werten interpoliert:
https://www.transistornet.de/viewtopic.php?t=11536

Mit der Restmagnetisierung (nur Kondensatoren, keine Lasten) zieht sich 
dieser in der Regel selbst hoch. Wenn nicht, dann kann man auch mit 
einer kleinen Batterie vorgeladenen Kondensator nachhelfen.

Wenn der Kondensator zu groß wird, wird der Generator strommäßig 
überlastet.

Bei Überlastung bricht die Leistung stärker ein, als beim 
Synchrongenerator.
D.h. für alle Verbraucher, die Leistungspeaks höher als 70% der 
Nennleistung haben, ist der Asynchrongenerator nicht geeignet.

von Uwe (neuexxer)


Lesenswert?

> 30kw Nennleistung ...

Sportlich!

Von der Theorie könnte man über den Leistungsfaktor (Typenschild)
schon mal ein Gefühl für die Größenordnung der Kondensatoren
bekommen => "klein" sind die jedenfalls nicht!

Und bei induktiver und/oder Schieflast wird's unübersichtlicher...

von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?

Passt die Nenndrehzahl vom vorhandenen Motor und der Zapfwelle?

Ist die Automatisierung der Kondensatorsteuerung (Hardware, Software, 
Lernkurve...) nicht teurer wie eine gebrauchte Synchronmaschine?
Was kostet ein gebrauchter Zapfwellengenerator?

: Bearbeitet durch User
von Giovanni (sqrt_minus_eins)


Lesenswert?

Tobias .. schrieb:
> Und zwar bin ich zufällig und sehr günstig an einen WEG W22
> Asynchronmotor mit 30kw Nennleistung gekommen. Diesen möchte ich gerne
> als Notromaggregat im Zapfwellenbetrieb umbauen (PTO Generator).

Ein paar Problemzonen:
1) Nehme an, der Traktor liefert eine halbwegs konstante Drehzahl. 
Getriebe ist vorhanden? Welche Drehzahl hat der Motor? => Typenschild 
wäre nicht schlecht.

2) Spannungsreglung: In diesem Fall NUR durch Zu- Wegschalten von Kapa.
Die Kos liefern die Blindleistung für die Last UND für die ASM (diese 
ist abhängig von der Last). Wird spannend.

3) Unsymmetrische Last: Produziert ein Drehmoment mit 100Hz und wenn zu 
groß, dann bricht die Spannung ein. Wie groß soll die Last sein? 
Zuschalten von Motoren oder Geräten? Schweißgerät welche Leistung?

4) Start: ASM haben eher wenig Remanenz. Daher irgendwas für 
Initialzündung notwendig.

5) Sicherheit: Falls bei Entlastung die Drehzahl hoch geht, dann geht 
auch die Spannung hoch ==> Totalschaden.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

Tobias .. schrieb:
> Im Internet habe ich schon die unterschiedlichsten Angaben an uF pro
> Kondensator pro Kw gelesen am meisten habe ich etwas um 20uF pro KW pro
> Phase gelesen.

Das könnte zum Beispiel dort gewesen sein:
https://www.fingers-welt.de/phpBB/viewtopic.php?t=13090

von Andreas M. (elektronenbremser)


Lesenswert?

Tobias .. schrieb:
> Über einen Regen Austausch würde ich mich sehr freuen.

Möchtest du deinen Motor gegen Regen tauschen?

von Darius (dariusd)


Lesenswert?

Willkommen im Forum...
Wenn du auf einen interessanten Austausch (Diskussionen, die fachlich in 
die Tiefe gehen, Aufmunterungen ("Mache es" und nicht ein generelles 
"Lass es sein") , Lösungen, Beispiele, gegenseitigen Lernen und einfach 
nette Gespräche gehofft hast...

Dann bist du leider hier falsch.

Bedenkenträger, Neider, generelle Miesepeter, Schwarzseher, 
Vorschriftenreiter, Besserwisser im schlechten Sinn, recht haben wollen, 
dumme (schlechte) Witze, persönliche Anmache sind hier leider gehäuft 
vertreten.


Es gibt wenige Ausnahmen, die sich aber nahezu nie als Erstes melden, in 
der Masse untergehen, oder seit 2011 nicht mehr hier im Forum aktiv 
sind.

Alternativen kann ich dir bedauerlicherweise auch nicht nennen, denn 
gerade im technischen Bereich bei dem man eigentlich ein gewisses Niveau 
auch im Umgang miteinander und echte Begeisterung am Machen, "forschen" 
und inhaltlichen Austausch (ohne Bedenkenträgertum oder 
Vorrschriftenreiterei, bzw. direkt schlecht denken) glaubt, wird man in 
der Onlinewelt schon seit Newsgroup Zeiten eines anderen (schlechten) 
belehrt.

Siehe ganz aktuell z.B. hier

Beitrag "Wie öffnet man einen Segway?"
oder generell (fast) alle Fragen bezüglich Hauselektrik, Veränderungen 
an Fahrzeugen, irgendwas an Gerätschaften machen, die man typischerweise 
nicht bei sich zu Hause herumstehen hat bzw. aus dem Verleih, von 
behörden und ähnlichen stammen...

Schade - ich hatte mir ganz zum Anfang auch andere Vorstellungen zu 
diesen Forum und technischen Newsgroups (sehr lange her - ich war halt 
naiv und hoffte in Kreise hinein zukommen, zu den ich im echten Leben 
keinen Zugang hatte, zu Nerds im besten Sinne, zu Machern, Hobbyisten, 
guten geduldigen  "Lehrern" usw.
Was wurde ich (vor nun schon über 30 Jahren) geerdet...

Und auch wenn es wie alter Mann klingt:
Es ist tendenziell eher noch schlimmer (man nennt es "heute" treffend 
toxisch) geworden.

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Erstmal sollte die Mechanik funktionieren. Falls der Motor noch frei 
stehend sein sollte, kommt es auf die Lager an, ob dieser sich von Hand 
drehen läßt. Bei einer Betriebsbesichtigung durfte man einen sehr 
leichtgängigen Motor über 100kW per Hand drehen.

Wenn die Achse bereits angedreht werden kann, dann kannst Du mit einem 
Kondensator von wenigen µF an einer Phase testen, ob der Motor mit dem 
Restmagnetismus selbst hochläuft.

Hinter dem Motor sollte ein Motorschutzschalter sein, der auch auf zu 
hohen Dauerleistungscheinstrom anspricht und idealerweise gibt es noch 
einen Temperaturfühler.

Für den Fall, dass ein Kondensator durchschlägt, gibt es noch 
Sicherungsautomaten/LS-Schalter.

Eine Abstufung, also größere Änderung der Kapazität durch Umschalten, 
wäre bei Betrieb nahe dem Resonanzpunkt, also Nutzung der 
Spannungsüberhöhung besonders kritisch.

Beziehungsweise nach:
R. Fischer: Elektrische Maschinen; Carl Hanser Verlag, 1979
"Als Generator werden Asynchronmaschinen wie in Abbildung 7-8 
dargestellt mit einer Kondensatorbatterie kombiniert. Da der 
Blindleistungsbedarf über den Betriebsbereich nicht konstant ist werden 
sie mit Sättigungsdrosseln kombiniert, der Effekt aus dieser Kombination 
wird in Abbildung 7-9 gezeigt."
https://www.bmlv.gv.at/pdf_pool/publikationen/02_2022_s_zentdok_stromversorgung_webversion.pdf

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

Bei Asynchrongeneratoren für den Inselbetrieb sind entweder 
Sättigungsdrosseln vorgesehen, oder die Auslegung ist bereits so, dass 
diese bei Generatoren kleiner Leistung nicht benötigt werden.

Quelle:
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/1031396

Textausschnitt:
Asynchrongeneratoren lassen sich im Inselbetrieb ohne Netzführung 
betreiben, wenn über Kondensatoren ein phasenverschobener Strom 
(Blindleistung) erzeugt wird (siehe Drehstrom-Asynchronmaschine). Zum 
Hochlauf muss eine Rest-Remanenz in der Maschine vorhanden sein. 
Einphasige Asynchrongeneratoren sind sehr beliebt bei kleineren 
Stromaggregaten (bis ~2,5 kVA), da sie sehr preisgünstig sind. Läuft ein 
solcher Generator nicht mehr hoch, so magnetisiert man die Maschine 
leicht durch Anlegen von Gleichspannung aus einer Batterie (9 V Block 
oder Mono-Zelle). Die Asynchronmaschine kann kaum Blindleistung 
bereitstellen, der Betrieb von entsprechenden Geräten kann daher 
beeinträchtigt bis nicht möglich sein. Solche Generatoren sind daher 
bevorzugt für ohmsche Lasten geeignet, wie Heizung oder Beleuchtung.

von Tobias .. (tobias_607)



Lesenswert?

Abend zusammen,

Einmal vielen Dank für die vielen Infos. Anbei habe ich auch nun Bilder 
vom Typenschild hochgeladen.

Ja der Motor lässt sich ohne Probleme mit der Hand durchdrehen. Er hat 
eine Nenndrehzahl von 980. Somit müsste ich in ja Knapp über 1000 
Umdrehungen bringen, dies wäre kein Problem, Getriebe wäre zur Not auch 
vorhanden.

Wenn ich euch richtig verstanden habe soll ich nur drei Kondensatoren im 
Dreieck schalten und zusätzlich dazu dann noch drei Sättigungsdrosseln. 
Diese werden ja auch zwischen den Phasen im Dreieck Parallel zu den 
Kondensatoren geschlossen.

Bei der Auslegung der Kondensatoren habe ich immer noch Fragezeichen. 
Aber wahrscheinlich muss ich mich hier rantasten. So ab 150uF aufwärts.

Die Drehzahl steigt bei Lastabfall nicht weiter sondern ist gleich wie 
beim Starten. Das einzigste was passieren könnte wäre bei zu großer Last 
das die Drehzahl sinkt und beim Abschalten der Last steigt die Drehzahl 
ja wieder auf die vorherige Drehzahl.

Also Last würde ich jetzt mal sagen so 16 - 30A je nachdem, eine 
wirklich notwendigkeit für einen Generator existiert auch nicht. Will 
dieses Projekt eher aus Eigeninteresse an der Materie machen.

Bezüglich der Schieflast dies wird ja schon gemindert in dem du 
Verbraucher auf einzelne Phasen schälst und nicht alle auf L1. 
Desweiteren könnte man das über den Phasenwächter kontrollieren und zur 
Not die Last oder Generator abschalten.

Gruß Tobi

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Mit einer 1000er Zapfwelle sollte das funktionieren.

Die 230/400V werden aber erst recht nahe der Nenndrehzahl erreicht, bei 
Generatorbetrieb wird das Ding etwa 1020 Umdrehungen brauchen, Wenn er 
genau 1000 Umdrehungen bekommt, ist die Frequenz etwas geringer als die 
angepeilten 50Hz, aber das interessiert nur wenige Verbraucher. Es gibt 
ja heute praktisch keine Uhren mehr, die die Netzfrequenz zur 
Zeitmessung benutzen.

Und wenn das Ding den Schlepper abwürgt... naja sorry, aber dann 
brauchst Du einen größeren Schlepper. Ich vermute aber, daß Du mehr 
haben wirst als 30kW an der Zapfwelle.

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?

Tobias .. schrieb:
> Typenschild

Da Du den N benötigst, kommst Du um die Sternpunktschaltung nicht 
vorbei. Aber Du bist so weit von der magnetischen Sättigung weg, dass 
Dir die Spannung zwischen N und Phasen auf 400V und zwischen den Phasen 
auf fast 700V hochsaust. Und 20kW statt 30kW als Grenze.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Na mit 660V Y wird das natürlich nichts. Da passt die Spannung des 
Motors wohl doch nicht so gut, wie der TE das behauptet hat.

660V Y Trafos runter auf 230V Y sind auch keine Massenware.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

In den Griff zu bekommen wäre das nur über jede Halbwelle abgestufte 
Kapazität, wodurch sich eine verrundeten Kurvenform zwischen Sinus und 
Trapez einstellen wird. Das geht nicht mehr mit Schützen sondern muss 
mit Mosfets geschaltet werden, so wie in der Skizze. Damit begibt man 
sich auf Neuland.

Als maximale Leistung liegt man eher noch unter der Häfte.

Es gibt noch die Methode, dass die Anlage erst mal mit 
Sättigungsdrosseln in Betrieb gesetzt wird, dann aber für die 
Feinregelung ein Synchronmotor mit regelbarer Fremderregung als 
leerlaufende Last hinzugeschaltet wird. Mittels Über- und Untererregung 
wird die Blindleistung geregelt und damit auch die Spannung. Das ist 
nicht so stark verlustbehaftet, wie mit einfachen Sättigungsdrosseln, 
die auch den Sinusverlauf verbiegen. Es verbessert das Verhalten bei 
Lasten mit höheren Anlaufströmen.

Bei der Masterarbeit für eine Asynchronanlage in Nepal werden 
Widerstände geschaltet. Passende Sättigungsdrosseln sind halt nicht so 
einfach zu bekommen.
https://mediatum.ub.tum.de/doc/1518161/1518161.pdf

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Noch eine Idee, mit einem dicken 400V/230V-Trafo würde man das 
hinbekommen, wenn man die 400V-Wicklung auf Dreieck und die 
230V-Wicklung auf Stern klemmen oder umbauen kann. Dann kann der Motor 
bzw. Generator in Dreieck laufen und der Trafo macht mir daraus mit der 
Stern-Wicklung 230V/400V mit Nullleiter.

Drei dicke einphasige 400V/230V-Trafos würden auch gehen, die kann man 
sich passend verschalten.

Dürfen nur alles keine Spartrafos sein,
die Dinger brauchen getrennte Wicklungen.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


Lesenswert?


von H. H. (hhinz)


Lesenswert?

Einfach die Maschine in Y-Schaltung nicht so stark magnetisieren, dann 
kommen da die 230/400V raus.

Ändert aber nichts daran, dass Inselbetrieb mit einer Asynchronmaschine 
Murks ist.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.