Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Instrumentenverstärker


von Jack S. (jack1505)


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Halo Forum,
ich habe ein Problem mit der Nutzung meines Instrumentenverstärkers 
(INA333). Dieser wird eingesetzt, um ein schwaches Spannungssignal zu 
verstärken (Einstabmesskette).
Ich betreibe diesen mit einem Single-Supply-Setup also +3,3V und GND. 
Ich habe einen Rg=33kOhm -> G=4. Beim Testen der Platine stell ich 
jedoch fest, dass ich die Verstärkung nicht mal ansatzweise erreiche. 
Beispielsweise habe ich an Vin- 1V anliegen und an Vin+ 1,7V anliegen 
und erhalte als Vout 1,3V. Ich denke ich habe einen Denkfehler durch die 
einseitige Spannungsversorgung, bin mir jedoch nicht sicher.

Ps: Wenn ich eine Spannung an Vref anlege ändert dies nichts an der 
Verstärkung

: Verschoben durch Moderator
von Hans (ths23)


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Jack S. schrieb:
> Halo Forum,
> ich habe ein Problem mit der Nutzung meines Instrumentenverstärkers
> (INA333). Dieser wird eingesetzt, um ein schwaches Spannungssignal zu
> verstärken (Einstabmesskette).
> Ich betreibe diesen mit einem Single-Supply-Setup also +3,3V und GND.
> Ich habe einen Rg=33kOhm -> G=4. Beim Testen der Platine stell ich
> jedoch fest, dass ich die Verstärkung nicht mal ansatzweise erreiche.
> Beispielsweise habe ich an Vin- 1V anliegen und an Vin+ 1,7V anliegen
> und erhalte als Vout 1,3V. Ich denke ich habe einen Denkfehler durch die
> einseitige Spannungsversorgung, bin mir jedoch nicht sicher.

Rechne Dir doch einfach mal aus was bei 1V*4 als Ausgangsspannung raus 
kommen müßte. Und dann überlege weiter ob dies mit 4V möglich ist.

Dann hast Du Dir mal das Datenblatt angesehen? Wahrscheinlich nicht, den 
dann hättest Du dies
ABSOLUTE MAXIMUM RATINGS(1)
INA333 UNIT
Supply voltage +7 V
Analog input voltage range(2) (V–) – 0.3 to (V+) + 0.3 V
lesen müssen. Da steht auch, daß er intern Schutzdioden verbaut hat und 
man den Eingangsstrom auf max. 10mA begrenzen muß. Vermutlich ist Dein 
INA nach dem 1V Experiment in die ewigen Jagdgründe eingegegangen.

Zudem solltest Du Dir mal die im Datenblatt gezeigten 
Anwendungsbeispiele anschauen.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Hans schrieb:
> Analog input voltage range(2) (V–) – 0.3 to (V+) + 0.3 V
> lesen müssen. Da steht auch, daß er intern Schutzdioden verbaut hat und
> man den Eingangsstrom auf max. 10mA begrenzen muß. Vermutlich ist Dein
> INA nach dem 1V Experiment in die ewigen Jagdgründe eingegegangen.

Moment. 1V und 1.7V liegen doch problemlos im Bereich zwischen -0.3V (0V 
- 0.3V) und 3.6V (3.3V + 0.3V). Also interessieren sich die Schutzdioden 
dafür nicht...

Hans schrieb:
> Rechne Dir doch einfach mal aus was bei 1V*4 als Ausgangsspannung raus
> kommen müßte. Und dann überlege weiter ob dies mit 4V möglich ist.

(1.7V - 1V) * 4 = 2.8V

Also auch im gültigen Bereich.

: Bearbeitet durch User
von Jack S. (jack1505)


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Sebastian R. schrieb:
> (1.7V - 1V) * 4 = 2.8V
>
> Also auch im gültigen Bereich.

Genau das hatte ich mir auch gedacht

von Jack S. (jack1505)


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Hans schrieb:
> Analog input voltage range(2) (V–) – 0.3 to (V+) + 0.3 V

passt doch: 0V-0,3V - 3,3V+0,3V = -0,3V - +3,6V
und 0,7V*4 =2,8V

von Hans (ths23)


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Sebastian R. schrieb:
> Moment. 1V und 1.7V liegen doch problemlos im Bereich zwischen -0.3V (0V
> - 0.3V) und 3.6V (3.3V + 0.3V). Also interessieren sich die Schutzdioden
> dafür nicht...
Sorry mein Fehler habe das Datenblatt falsch gelesen, Du hast natürlich 
recht. Irgendwie war ich da gedanklich auf einer anderen Schiene.

Jetzt beim genauen Lesen habe ich auch gesehen, wie Du das mit den 1V 
und den 1,7V meinst.

Wie hast Du diese Spannungen denn eingespeist? Mal mal die Schaltung 
auf, das ist besser als Prosa.
Zweitens wie hast Du die Spannungen festgestellt? Vermutlich mit dem 
Voltmeter zwischen den Eingängen und GND gemessen. Ich fürchte da kommt 
am Ende Murks raus. Interessant ist die Differenzspannung die an den 
Eingängen anliegt, also direkt an den Eingängen gemessen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Jack S. schrieb:
> Ps: Wenn ich eine Spannung an Vref anlege ändert dies nichts an der
> Verstärkung
... Funktion. Denn die Verstärkung ändert sich durch die Vref sowieso 
nicht. Bestenfalls der Offset der Ausgangsspannung.

Allerdings ist es schon sehr seltsam, dass sich da gar nichts tut, denn 
der Anschluss wirkt sich ja direkt auf den Ausgangsverstärker A3 aus.

> Beispielsweise habe ich an Vin- 1V anliegen und an Vin+ 1,7V anliegen
> und erhalte als Vout 1,3V.
Und wenn du da mal 1,0V und 1,1V anlegst? Was kommt heraus, wenn du an 
beiden Eingängen 1,0V anlegst?

Jack S. schrieb:
> Sebastian R. schrieb:
>> 2.8V
>> Also auch im gültigen Bereich.
> Genau das hatte ich mir auch gedacht
Kommt auf die Last an. Siehe Diagramm 26 im DB.

: Bearbeitet durch Moderator
von Hans (ths23)


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Ich würde mal die Brückenschaltung in Abb. 35 des Datenblattes aufbauen. 
Die 5 Widerstände sind doch schnell zusammen geknüppert. 1 Widerstand 
davon als Einstellregler. Messinstrumente an Eingang und Ausgang und mal 
ein bissel rum spielen. Da sieht man sofort ob er tut und ob er korrekt 
tut.

Gasnz profane Frage: Den Rg mal kontrolliert ob der wirklich 33kOhm ist? 
Ist mir auch schon passiert das ich versehentlich den falschen 
eingelötet habe.

von Heiner B. (karadur)


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Der Verstärker verstärkt erst die Eingangsspannungen und bildet dann die 
Differenz. Die Zwischenergebnisse dürfen also nicht zu groß werden.

von Udo S. (urschmitt)


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Heiner B. schrieb:
> Der Verstärker verstärkt erst die Eingangsspannungen und bildet dann die
> Differenz.

Du hst dir mal die Funktionsweise eines Instrumentenverstärkers 
angeschaut?

[ ] ja
[X] nein

https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentenverst%C3%A4rker

: Bearbeitet durch User
von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Heiner B. schrieb:
> Der Verstärker verstärkt erst die Eingangsspannungen und bildet
> dann die
> Differenz. Die Zwischenergebnisse dürfen also nicht zu groß werden.

Sicher? Bei einer Vollbrücke liegt U/2 an den Eingängen. Damit dürfte 
die Verstärkung niemals größer als 2 sein, womit der Verstärker bei 
Brückenschaltungen nutzlos und der Gedanke des differentiellen Einganges 
hinfällig wäre.

von Heiner B. (karadur)


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Datenblatt  Figure 20ff

Kapitel 7.4.2

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Heiner B. schrieb:
> Datenblatt  Figure 20ff
>
> Kapitel 7.4.2

Bitte verlinken, dass wir vom gleichen Datenblatt reden

von Heiner B. (karadur)


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von Harald W. (wilhelms)


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Udo S. schrieb:

>> Datenblatt  Figure 20ff
>>
>> Kapitel 7.4.2
>
> Bitte verlinken, dass wir vom gleichen Datenblatt reden

Wenn nichts anderes steht, dürfte das hier im µC.net verlinkte
Datenblatt gemeint sein

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Die gewünschten 2,8 V (oder rein rechnerisch sogar 2,82 V) können nicht
ganz erreicht werden, da vorher der OpAmp A₁ an die 0V-Rail stößt, aber
es sollten deutlich mehr als 1,3 V möglich sein.

Ich gehe mal davon aus, dass REF mit GND verbunden und nicht offen
gelassen wurde.

von Henrik V. (henrik_v)


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Stimmt schon, in der ersten Stufe ist A2 übersteuert.
Die Differenzspannung von 0.7V liegt über R_g , A2 muss 
0.7V/33k*50k=1.06V Differenz zu U- =1V aufbauen. Das kann er nicht.

U_ref auf GND?

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Henrik, ich muss mich bei dir entschuldigen. Du hast recht! Scheint so, 
dass ich mir die Innenschaltung des INA nicht genau angeschaut habe.

Einzige Entschuldigung von meiner Seite: Ich dachte du meinst mit

Heiner B. schrieb:
> Der Verstärker verstärkt erst die Eingangsspannungen

Dass z.B. 1V zuerst auf 4V verstärkt wird. Statt dessen wird eben nur 
die Differenz verstärkt, aber wie du korrekt schreibst

Henrik V. schrieb:
> Die Differenzspannung von 0.7V liegt über R_g , A2 muss
> 0.7V/33k*50k=1.06V Differenz zu U- =1V aufbauen.

kommt er hier auch an die Grenze.

von Henrik V. (henrik_v)


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Wie Xalu richtig und etwas schneller bemerkte ist es A1 und nicht A2 ;)

Mit dem INA188 könnte es noch klappen

: Bearbeitet durch User
von Heiner B. (karadur)


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Im Datenblatt INA188 Blockschaltbild 7.2 sieht man:
zuerst werden die Eingangssignale jeweils mit V/2 verstärkt und dann die 
Differenz gebildet.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Heiner B. schrieb:
> zuerst werden die Eingangssignale jeweils mit V/2 verstärkt und dann die
> Differenz gebildet.

Genauer gesagt: Das Differenzsignal wird mit ±V/2 verstärkt und jeweils
das Gleichtaktsignal hinzuaddiert. Durch den anschließenden Subtrahierer
wird das Gleichtaktsignal eliminiert. Dadurch, dass das Gleichtaktsignal
nur mit Faktor 1 in die Ausgangssignale der beiden Eingangs-Opamps
eingeht, ist der Aussteuerbereich größer als wenn beide Eingangssignale
völlig getrennt voneinander verstärkt würden.

von Jack S. (jack1505)


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Vielen Dank für die zahlreichen Antworten.
Ich erzeuge die Spannung von Vin+ mit einem Netzteil und einem einfachen 
Spannungsteiler (der Einfachheit halber) und die Spannung an Vin- wird 
über ein geglättetes PWM-Signal des Microcontrollers erzeugt (PWM + 
Spannungsfolger für stabiles Signal).
Das Ding hierbei ist, dass dieses PWM-Signal zum einen an den Vin- 
Eingang geht und zum anderen an den Vref-Eingang geht. Dies ist bedingt 
durch die Messschaltung der Einstabmesskette. Gemessen habe ich das 
Signal zum einen über den ADC des uC, ein Multimeter und ein Oszi und 
erhalte jeweils die gleichen Werte.
Anbei sind zum einen der Schaltplan und zum anderen ein Ausschnitt aus 
dem Layout (bitte seid nachsichtig mit mir dies ist meine erste Platine 
und ich weiß es könnte besser sein).
OPV_VREF ist in diesem Fall das stabilisierte PWM-Signal aus dem 
Spannungsfolger.

von Cartman E. (cartmaneric)


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> Instrumentenverstärker

Das Ding heisst "Instrumentierungsverstärker"!

Einen "Instrumentenverstärker" hängt man an seine E-Gitarre.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Cartman E. schrieb:
>> Instrumentenverstärker
>
> Das Ding heisst "Instrumentierungsverstärker"!

Es gibt nicht nur Musikinstrumente, sondern auch Messinstrumente. In
beiden werden mitunter Verstärker eingesetzt.

"Instrumentierung" ist ein Begriff aus der Musik und bezeichnet die
Verteilung der Stimmen einer musikalischen Komposition auf die einzelnen
Instrumente:

  https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentation

"Instrumentierungsverstärker" ist eine schlechte Übersetzung (ein so
genannter falscher Freund) des englischen "instrumentation amplifier".
Im Englischen bezieht sich der Begriff "instrumentation" tatsächlich
meist auf Messinstrumente

  https://en.wikipedia.org/wiki/Instrumentation

und seltener auf die musikalische Instrumentierung.

> Einen "Instrumentenverstärker" hängt man an seine E-Gitarre.

Diese Dinger nennt man gemeinhin nicht Instrumentenverstärker, sondern
Gitarrenverstärker. Es kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden,
dass im Inneren des einen oder anderen modernen Gitarrenverstärkers ein
Instrumentenverstärker werkelt, der dann dann seinem Namen sogar doppelt
Ehre macht ;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Jack S. schrieb:
> Das Ding hierbei ist, dass dieses PWM-Signal zum einen an den Vin-
> Eingang geht und zum anderen an den Vref-Eingang geht.

Da Vref zum Ausgangssignal addiert wird, müsste die Ausgangspannung rein
rechnerisch

  4 · (1,7V - 1,0V) + 1,0V = 3,8V

sein. Dann übersteuert snicht nur A₁, sondern auch A₃.

von Jack S. (jack1505)


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Wenn ich nun jedoch die 1,7V auf beispielsweise 1,3V o.ä. verringere, 
erhalte ich stets nicht die gewünschte Verstärkung.

von Michael (bastler2)


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Jack S. schrieb:
> dies ist meine erste Platine

Wie sieht die Platine so aus? Kann der OPV auch einfach kaputt sein? 
Überall die richtigen Bauteile drin? Den korrekten MCP6001R aufgelötet? 
Den gibt's mit verschiedenen Buchstaben und Pinouts.


Jack S. schrieb:
> Ich erzeuge die Spannung von Vin+ mit einem Netzteil und einem einfachen
> Spannungsteiler (der Einfachheit halber)

Was hat der Spannungsteiler für einen Widerstand? Und wo hast Du den 
angeschlossen?


Jack S. schrieb:
> Wenn ich nun jedoch die 1,7V auf beispielsweise 1,3V o.ä. verringere,
> erhalte ich stets nicht die gewünschte Verstärkung.

Du musst systematisch vorgehen. Ich würde:

- R9 entfernen.
- Die Leiterbahn vom REF-Eingang, die unterm INA333 vorkommt, kurz vor 
der Verzweigung trennen.
- Die Leiterbahn vom INA333 nach dem Testpoint trennen, so dass nur der 
Testpunkt am Ausgang hängt.
- C13 durch Brücke ersetzen.
- An PGND 1,5 Volt anlegen.
- An PRB 1,7 Volt anlegen.

Dann musst Du folgende Werte messen können:

- Direkt am Pin 2 und 1 müssen 1,5 Volt sein.
- Direkt am Pin 3 und 8 müssen 1,7 Volt sein.
- Vom Pin 8 zu Pin 1 müssen logischerweise 0,2 Volt sein. Die müssen 
auch am Widerstand R4 so vorhanden sein.
- Am Ausgang müssen dann 0,8 Volt sein.

: Bearbeitet durch User
von Jack S. (jack1505)


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Richtig verlötet sind die Bauteile. Ob sie defekt sind muss ich an den 
anderen Platinen austesten.

Den Spannungsteiler habe ich aus einem Poti (max. 8,8kOhm) und einem 
10kOhm Widerstand aufgebaut.

Michael schrieb:
> Du musst systematisch vorgehen. Ich würde:

Das probiere ich dann auch mal. Ich wollte zuerst versuchen einen Fehler 
ohne Demontage zu identifizieren. Ich hatte anfangs erst angenommen, 
dass ich aufgrund der einseitigen Spannungsversorgung einen falschen Rg 
berechnet habe. Ich denke aber nicht dass dies das Problem ist. Durch 
den Poti kann ich auch Ud verändern wobei mir auffällt, dass die 
Verstärkung bei zunehmender Ud abnimmt was mir auch komisch vorkommt.

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