Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum heißt ein Potentiometer Potentiometer?


von Sebastian W. (wangnick)


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Ein Potentio"meter" misst doch gar nichts. Warum heisst es trotzdem so?

LG, Sebastian

von Hmmm (hmmm)


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"The measuring instrument called a potentiometer is essentially a 
voltage divider used for measuring electric potential (voltage); the 
component is an implementation of the same principle, hence its name."

https://en.wikipedia.org/wiki/Potentiometer
https://en.wikipedia.org/wiki/Potentiometer_(measuring_instrument)

von Alexander (alecxs)


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Früher hat der Poti gemessen (kommt aus dem Lateinischen)

https://www.mikrocontroller.net/topic/goto_post/7873896

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von Wolf17 (wolf17)


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Hmmm schrieb:
> used for measuring electric potential (voltage)
Na wie man alleine damit elektrische Potentiale MESSEN kann, erschließt 
sich mir noch nicht. Das formuliert das englische Wiki etwas eigenartig.

Da finde ich die Erklärung hier mit dem elektrischen Potential besser:
"... bei der Schaltung als Spannungsteiler liegt jedoch die 
namensgebende Potentiometerschaltung vor. Dabei wird über den 
Mittel-Anschluss eine Teil-Spannung (Potentialdifferenz) abgegriffen."
https://de.wikipedia.org/wiki/Potentiometer

: Bearbeitet durch User
von Hmmm (hmmm)


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Wolf17 schrieb:
> Na wie man alleine damit elektrische Potentiale MESSEN kann, erschließt
> sich mir noch nicht.

Dann solltest Du auch den Teil hinter dem Semikolon lesen. Das 
Potentiometer (Bauteil) war ein elementarer Bestandteil des 
gleichnamigen Messgeräts.

Wolf17 schrieb:
> Da finde ich die Erklärung hier mit dem elektrischen Potential besser:
> "... bei der Schaltung als Spannungsteiler liegt jedoch die
> namensgebende Potentiometerschaltung vor.

Läuft auf dasselbe hinaus, die Schaltung findest Du im zweiten 
verlinkten Artikel:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2c/PotenCalibrate2.jpg

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Der deutschsprachige Wikipedia-Artikel ist insofern deutlich 
inkonsistenter als der englischsprachige, dass er nicht auf die 
poggendorffsche Kompensationsschaltung hinweist, die immerhin als 
eigenständiger Artikel existiert und den Sachverhalt besser beschreibt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Spannungs-Kompensation

Aber auch hier wird nicht explizit darauf hingewiesen, dass die Ablesung 
des Messwertes im kompensierten Zustand anhand der Potentiometerskala 
erfolgt. Dies setzt natürlich eine entsprechende Linearität des 
Potentiometers voraus, welche historisch bei drahtgewickelten durchaus 
machbar war.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Ach, all diese neumodischen Erklärungen :). Steigen wir mal in den 
Keller der Elektrotechnik, 113 Jahre zurück:

Brooks, Ernest Edward; Poyser, Arthur William: Magnetism and
electricity; a manual for students in advanced classes. London 1912. 
https://archive.org/details/cu31924003918798

Seite 303ff "Chapter XX. Measurement of Electromotive Force"

Die 14 Seiten sind ein bisschen zu lang um sie hier zu zitieren, daher 
nur die Beschreibung eines Potentiometers:

> Potentiometer Method. — This is undoubtedly the most accu-,
> rate method of comparing E.M.F.'s. The principle involved should
> be thoroughly understood, as the potentiometer, in its more refined
> forms, not only is of the utmost practical and commercial importance,
> but is the most generally useful measuring instrument we possess.
>
> In its simplest form, a potentiometer is merely a long piece of
> uniform wire of fairly high resistance provided with a scale of equal
> divisions. For the use of a student, a length of 400 to 500 centi-
> metres of 30-gauge platinoid wire is probably the most useful. Such
> a length of straight wire would naturally be inconvenient, and hence
> it is usual to zigzag it
> backwards and forwards on         [Schaltplan wie man mit dem
> a wooden base; but in doing           Potentiometer misst]
> this, special care must be
> taken not to introduce errors
> into the measurement of its
> length.
>                                        FIG. 232
>

Wie man lesen kann, das Messen mit dem Potentiometer war die wichtigste 
Methode die der Schüler gefälligst zu verstehen hatte. Das Potentiometer 
eines Schülers war nichts anderes als ein Holzbrett mit einer Skala und 
einem im Zickzack geführten halben Meter Widerstandsdraht.

Ach ja, E.M.F ist die Abkürzung für Electromotive Force. Heute nennt man 
das Spannung (Voltage). Wer sich mal gefragt hat warum man in alten 
Schaltungen und Büchern E statt V (oder U) für eine Spannung findet weiß 
das jetzt auch.

: Bearbeitet durch User
von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Hannes J. schrieb:
> ein Holzbrett mit einer Skala und
> einem im Zickzack geführten halben Meter Widerstandsdraht.

5 Meter, nicht ein halber Meter.

von Andrew T. (marsufant)


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Wolf17 schrieb:
> Hmmm schrieb:
>> used for measuring electric potential (voltage)
> Na wie man alleine damit elektrische Potentiale MESSEN kann, erschließt
> sich mir noch nicht. Das formuliert das englische Wiki etwas eigenartig.
>


Alleien wie bereits von dne Vorpostern gesagt misst es nciht.
Nimm Dir bitte mal die Zeit und schau Dir an wie ein sog. 
"Nullvoltmeter" oder "Kompensationsmessung" aufgebaut ist -- da sit das 
Poti ein wesnetlicher Teil, und wenn mit Skala versehen auch das Elemnt 
zur Messung.

Alles, wirklich alles Wissenswerte zu Potentiometern in diesem schönen 
Handbuch zu finden:

https://www.bourns.com/docs/technical-documents/technical-library/corporate/OnlinePotentiometerHandbook.pdf

dort Kap. 2 für Deien Ausgangsfrage.

von Andrew T. (marsufant)


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Hannes J. schrieb:
> Hannes J. schrieb:
>> ein Holzbrett mit einer Skala und
>> einem im Zickzack geführten halben Meter Widerstandsdraht.
>
> 5 Meter, nicht ein halber Meter.

Sportlich für die damaligen Schüler. Heute ist denen alles was man nicht 
"swipen" kann von der Distanz zu gross.

Glücklich diejenigen, die später HELIPOT benutzen durften mit 10...30 
Turn.
sodass statt 5 Meter dann 3600...10800 Winkelgrad daruas wurden und man 
fleissig kurbeln durfte.

Ich habe da noch eine paar derart komplexe Potis von den Firmen Bourns 
und Contelec .-)

von Peter D. (peda)


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Es hat ne Weile gebraucht, bis man in der Lage war, einigermaßen 
reproduzierbare Anzeigeinstrumente zu bauen.
Man war also erstmal froh, mit einen Galvanometer Strom oder kein Strom 
zu erkennen. Um damit eine Spannung zu messen, benötigte man noch einen 
variablen Spannungsteiler, der sich als Drahtwiderstandsbahn relativ 
genau linear beschriften lies. Das Potentiometer war geboren.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> Ach, all diese neumodischen Erklärungen :). Steigen wir mal in den
> Keller der Elektrotechnik, 113 Jahre zurück:
>
> Brooks, Ernest Edward; Poyser, Arthur William: Magnetism and
> electricity; a manual for students in advanced classes. London 1912.
> https://archive.org/details/cu31924003918798
>
> Seite 303ff "Chapter XX. Measurement of Electromotive Force"

Danke für's Informationsteilen.
Für die Ursprünge des Potentiometers muß man sogar noch weiter zurück 
gehen, bis ca. 1833 als man einen einstellbaren Widerstand als 
wesentliches Bauteil der Wheatstoneschen Messbrücke nutzte:
https://en.wikipedia.org/wiki/Wheatstone_bridge

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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> E.M.F ist die Abkürzung für Electromotive Force
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromotorische_Kraft
"Urspannung" "gilt als veraltet" "keine Kraft im physikalischen Sinn"

von Teo D. (teoderix)


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Bradward B. schrieb:
> Für die Ursprünge des Potentiometers muß man sogar noch weiter zurück
> gehen, bis ca. 1833 als man einen einstellbaren Widerstand als
> wesentliches Bauteil der Wheatstoneschen Messbrücke nutzte:

Ich denke, dass das "messen"/vergleichen von Chemischen-Spannungsreihen 
etc. weit vor der Anwendung in einer Wheatstoneschen-Messbrücke von 
Interesse war.

: Bearbeitet durch User
von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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>> Für die Ursprünge des Potentiometers muß man sogar noch weiter zurück
>> gehen, bis ca. 1833 als man einen einstellbaren Widerstand als
>> wesentliches Bauteil der Wheatstoneschen Messbrücke nutzte:
>
> Ich denke, dass das "messen"/vergleichen von Chemischen-Spannungsreihen
> etc. weit vor der Anwendung in einer Wheatstoneschen-Messbrücke von
> Interesse war.

Galvani lebte von 1737 bis 1789, gut möggliche das das Erstellen von 
Listen zur Galvanischen Spannungsreihe älter ist. Man muss dazu m.E. 
kein Potentiometer verwenden, ein Voltameter/Galvanometer genügt. Die 
sollten schon früher erfunden wurden sein.

von Walter T. (nicolas)


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Andrew T. schrieb:
> Heute ist denen alles was man nicht
> "swipen" kann von der Distanz zu gross.

Ich würde das Messen mit einem Schiebepotenziometer durchaus auch als 
"swipen" bezeichnen. Insofern sehe ich da kein Problem.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Bradward B. schrieb:
>>> Für die Ursprünge des Potentiometers muß man sogar noch weiter zurück
>>> gehen, bis ca. 1833 als man einen einstellbaren Widerstand als
>>> wesentliches Bauteil der Wheatstoneschen Messbrücke nutzte:
>>
>> Ich denke, dass das "messen"/vergleichen von Chemischen-Spannungsreihen
>> etc. weit vor der Anwendung in einer Wheatstoneschen-Messbrücke von
>> Interesse war.
>
> Galvani lebte von 1737 bis 1789, gut möggliche das das Erstellen von
> Listen zur Galvanischen Spannungsreihe älter ist. Man muss dazu m.E.
> kein Potentiometer verwenden, ein Voltameter/Galvanometer genügt. Die
> sollten schon früher erfunden wurden sein.

Bedarf fürs Messen war sicher von Anfang an da. Von Volta (ja, dem 
Volta) wird berichtet dass er mangels anderer Mittel seine Finger oder 
seine Zunge in seine Volta'schen Säulen gesteckt hat. Wenn es richtig 
zwirbelte war es gut.

Volta hat sich auch mit Galvani rum gestritten. Galvani glaubte dass 
seine Froschschenkel die Batterie aus machten, nicht die Metalle. Volta 
war hingegen der Meinung es wären die Metalle mit denen Galvani in den 
Froschschenkeln rumpopelte. Soll heißen Galvani glaubte (anfangs?) nicht 
an die Galvanischen Spannungsreihen.

Ganz so feindlich müssen sie sich aber nicht gewesen sein. Es war Volta 
der den elektrochemischen Prozess und die Forschung dazu zu Ehren 
Galvanis Galvanismus nannte.

von Sebastian W. (wangnick)


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Ok, als Widerstandsdraht mit Skala am Abgriff kann ich den Namensanteil 
"meter" (also Meßgerät) historisch nachvollziehen. Dank an Alle für die 
Erläuterungen!

LG, Sebastian

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Hannes J. schrieb:
> Galvani glaubte dass
> seine Froschschenkel die Batterie aus machten,

Ganz unrecht hatte er damit auch nicht, denn darauf basieren 
letztendlich EKG und EMG.

> Ganz so feindlich müssen sie sich aber nicht gewesen sein.

Das ganze nennt sich wissenschaftlicher Diskurs und nicht Feindschaft.

Erst die Verrohung der heutigen "Internetsprache" führt ja dazu, dass 
heuzutage niemand mehr kritisiert, sondern nur noch "zerstört". Oder es 
wird gefordert/behauptet, dass wissenschaftliche Theorien eh nur 
Meinungen seien, die aus der Luft gegriffen und damit als gleichwertig 
anzusehen sein.

von Walter T. (nicolas)


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Das Gasometer misst übrigens auch nichts. (Auch wenn Google behauptet, 
dass es bis zu 100 Meter im Durchmesser misst.)

von Hmmm (hmmm)


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Walter T. schrieb:
> Das Gasometer misst übrigens auch nichts.

Auch da hat der Begriff historische Gründe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gasbeh%C3%A4lter#Begriff_Gasometer

Beitrag #7886593 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Klaus R. (klara)


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The potential at the third terminal can be adjusted to give any fraction 
of the potential across the ends of the resistor.
mfg Klaus

von H. H. (hhinz)


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Man denke an den Potilator...

von Alexander (alecxs)


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Das ist wohl so ein Insider vor meiner Zeit. Das Forum hatte schon immer 
ne echte Cybermobbing Trollkultur.

Gu. F. schrieb:
> https://www.mikrocontroller.net/attachment/290149/Ladatio_auf_Kurt_Bindl.pdf

von Klaus R. (klara)


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von Klaus R. (klara)


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Klaus R. schrieb:
> The potential at the third terminal can be adjusted to give any fraction
> of the potential across the ends of the resistor.
> mfg Klaus

Ich finde dieser Beitrag hat keine -1 verdient. Zunächst ist der Text 
nicht von mir erstellt worden, sondern er ist kopiert worden. Und die 
Beschreibung finde ich schlüssig.

Neue Frage: Warum heißt eine Kippstufe Flip-Flop?
mfg Klaus

von Ralf X. (ralf0815)


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Klaus R. schrieb:
> Neue Frage: Warum heißt eine Kippstufe Flip-Flop?

Warum nicht?
Ist doch ok...

von Klaus R. (klara)


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Ralf X. schrieb:
> Klaus R. schrieb:
>> Neue Frage: Warum heißt eine Kippstufe Flip-Flop?
>
> Warum nicht?
> Ist doch ok...

Finde ich auch.
mfg Klaus

von Thomas S. (thommi)


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Wenn ich mir da so vorstelle, die damaligen Forscher wären damals 
schockgefrostet worden, und würden heute aufgeweckt...

Galvani vs LiFePO4, Zuse vs aktueller Prozessor/Smartfone, Marconi, 
Hertz vs PMR, Smartfone, Satellitenverbindung, MRT, Smarthome, Radar, 
IFR, Radioastronomie, GPS, Otto und Diesel mit µP-gesteuerten Motoren...

Vielleicht hätten die den gleichen Gedanken, wie Alfred Nobel: Fluch und 
Segen der Technik.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Klaus R. schrieb:
> Warum heißt eine Kippstufe Flip-Flop?

Amerikanisches Englisch, "to flip-flop".

von H. H. (hhinz)


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Thomas S. schrieb:
> Vielleicht hätten die den gleichen Gedanken, wie Alfred Nobel: Fluch und
> Segen der Technik.

Der Spruch ist viel älter.

von Thomas S. (thommi)


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H. H. schrieb:
> Thomas S. schrieb:
>> Vielleicht hätten die den gleichen Gedanken, wie Alfred Nobel: Fluch und
>> Segen der Technik.
>
> Der Spruch ist viel älter.

Das mag durchaus sein, er ist aber immer noch aktuell.

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