Hallo zusammen,
ich versuche mir seit ein paar Tagen ein kleines
HelloWorld-Blink-Programm direkt in RISCV-Assembler für den CH32V003 zu
bauen und bekam es erst zum Laufen, als ich Verzögerungsschleifen, die
mit dem Pseudo-Befehl "CALL" aufgerufen wurden, direkt ins Hauptprogramm
eingebaut hatte und somit Unterprogramme vermieden hatte.
Ich habe inzwischen das Problem auf den folgenden "Zwei
Zeilen-Quelltext" reduzieren können, welcher bei mir falsch übersetzt
wird:
1
Start: CALL Subroutine
2
Subroutine: RET
Vorweg: Zum Übersetzen benutze ich das Paket
"xpack-riscv-none-elf-gcc-14.2.0-3", die Version des im Paket
enthaltenen Assemblers ist "GNU assembler (xPack GNU RISC-V Embedded GCC
x86_64) 2.43.1".
Wenn man die beiden Zeilen mittels "riscv-none-elf-as.exe myfile.s"
übersetzt und sich danach das Ergebnis mittels
"riscv-none-elf-objdump.exe -d a.out" anschaut, dann sieht man
folgendes:
1
a.out: file format elf32-littleriscv
2
3
Disassembly of section .text:
4
5
00000000 <Start>:
6
0: 00000097 auipc ra,0x0
7
4: 000080e7 jalr ra # 0 <Start>
8
9
00000008 <Subroutine>:
10
8: 00008067 ret
Der CALL-Befehl wird hier in zwei Befehle aufgeteilt (das ist auch noch
in Ordnung), es fehlt jedoch im zweiten Befehl (jalr) der notwendige
Offset, damit auch zum Unterprogramm gesprungen wird.
Richtigerweise sollte meiner Ansicht nach diese Zeile so aussehen:
1
4: 008080e7 jalr 8(ra) # 8 <Subroutine>
Wenn ich in meinem HelloWorld-Blink-Programm die übersetzten
CALL-Befehle derart patche (also die jalr-Befehle mit dem notwendigen
Offset versehe), dass sie auf das Unterprogramm mit der
Verzögerungsschleife zeigen, dann funktioniert auch alles, so wie es
soll...
Es ist also offensichtlich der CALL-Befehl, der nicht korrekt übersetzt
wird. Aber kann das sein? Ich habe auch ältere Versionen des Assemblers
getestet, es ist überall dasselbe Verhalten.
Fehlt vielleicht hier nur eine Option, die ich dem Assembler mitgeben
muss? Oder habe ich hier wirklich einen Fehler entdeckt? Das kann ich
mir aber bei so einem grundlegenden Befehl nicht vorstellen...
Habt ihr irgendwelche Ideen?
Gruß
Thomas
Dann siehst du, dass die erzeugte Objektdatei noch eine Relokation
enthält, die auf das Unterprogramm verweist. Die richtige Adresse setzt
dann der Linker ein.
>> Dann siehst du, dass die erzeugte Objektdatei noch eine Relokation> enthält, die auf das Unterprogramm verweist. Die richtige Adresse setzt> dann der Linker ein.
DANKE! Das ist ein wertvoller Hinweis! Ich hatte gedacht, ich komme ohne
einen Linker klar und der Assembler macht schon alles für mich. Da lag
also mein Denkfehler.
Vielleicht sind folgende Befehle ja eine Hilfe für Gleichgesinnte, die
ohne eine große IDE auf der Kommandozeile RISCV-Programme für den
CH32V003 assemblieren wollen:
Assemblieren mittels:
as erzeugt aus der Assembly-Quelle eine Object Datei, was aber kein
ausführbarer Code ist. Dazu muss mindestens Gelinkt werden, und evtl.
braucht's noch zusätzlichen Code (Startup Code, CRT, Device
Initialisierung, Vektor Tabellen, Linker Script, etc).
Am einfachsten bekommt man das, wenn man gcc als Treiber verwendet
(für.S oder.sx oder mit -x assembler-with-cpp).
Weiterer Vorteil ist, dass man dann auch den C-Präprozessor im asm
verwenden kann.
Wenn man ohne IDE arbeiten und den Kompiliervorgang etwas vereinfachen
möchte, kann man auch PlatformIO Core benutzen. Da kann man über die
Kommandozeile das Projekt erstellen, und statt einzeln die einzelnen
Programme aufzurufen, tut es ein "pio run".
https://github.com/Community-PIO-CH32V/platform-ch32v
Manuel H. schrieb:> Da kann man über die> Kommandozeile das Projekt erstellen, und statt einzeln die einzelnen> Programme aufzurufen, tut es ein "pio run".
Naja, ein simples Makefile würde genügen, da muss man nicht mit so einer
fetten Keule herumwedeln.
Thomas T. (knibbel)
08.06.2025 13:01
>ich versuche mir seit ein paar Tagen ein kleines>HelloWorld-Blink-Programm direkt in RISCV-Assembler für den CH32V003 zu>bauen und bekam es erst zum Laufen, als ich Verzögerungsschleifen, die>mit dem Pseudo-Befehl "CALL" aufgerufen wurden, direkt ins Hauptprogramm>eingebaut hatte und somit Unterprogramme vermieden hatte.
Eine sehr interessante Idee, sich bei diesem Prozessor auf die
Assemblerebene zu begeben.
Kannst du ein einfaches Blink-Programm für den Einstieg posten?
Christoph M. schrieb:>> Eine sehr interessante Idee, sich bei diesem Prozessor auf die> Assemblerebene zu begeben.> Kannst du ein einfaches Blink-Programm für den Einstieg posten?
Da der Thread noch nicht zerredet wurde, kann ich das gerne machen. Hier
kommt also ein sehr einfaches Programm, was bei der Adresse 0 startet
und auch keinerlei Rücksicht auf irgendwelche Vektortabellen für
Interrupts nimmt. Normalerweise erfolgt wohl zuallererst bei Adresse 0
ein Jump-Befehl zum Einsprungspunkt und dann folgen erst mal eine Reihe
von Vektoren, falls man mit Interrupts arbeitet. Und den Stack-Pointer
habe ich auch nicht gesetzt, das Speichern der Rücksprungadressen beim
CALL-Befehl funktioniert hier etwas anders und auch nur für eine Ebene.
Bei mehreren Unterprogramm-Ebenen muss man sich dann was eigenes
basteln...
Thomas T. (knibbel)
09.06.2025 14:51
>Da der Thread noch nicht zerredet wurde, kann ich das gerne machen.
Wieso ist doch super. Auf die Art lernt man einen Prozessor in der Tiefe
kennen (inclusive der Toolchains).
Johann L. (gjlayde)
> weil es eben nicht die> absolute Adresse des nächsten Kommandos setzt.
Kannst du das mal genauer ausführen?
Johann L. schrieb:> Auf .org würde ich komplett verzichten, weil es eben nicht die> absolute Adresse des nächsten Kommandos setzt.
Ich denke, man sollte hier einen Mittelweg finden...
.org setzt nicht immer die absolute Adresse des nächsten Befehls. Wenn
man allerdings die Einschränkungen berücksichtigt, dann sollte man .org
nicht komplett ablehnen.
Ein Grund wäre beispielsweise folgender:
Sobald ich für Interrupts eine Vektortabelle am Anfang des Flash
hinterlege, bin ich gezwungen diese zu umgehen, da der Programmstart
immer bei 0 beginnt und dort dann ein Jump-Befehl stehen muss. Auch wenn
man gewöhnlich dem Linker den Programmstart vorgeben kann (oder er
selbst _start nimmt), funktioniert dies beim Mikrocontroller nicht mehr.
Ich will die Led an PD4 als nächsten Schritt mittels eines
Timer-Interrupts blinken lassen und bereite den Quelltext so vor, damit
die Adresse der Interrupt-Routine auch korrekt hinterlegt ist:
1
.org 0x00000000
2
Coldstart: j Warmstart
3
4
.org 0x00000090
5
TIM1TRG_Vector: .dc.l Irq_Routine
6
7
.org 0x00000100
8
Warmstart: nop
Ich werde am nächsten Wochenende mal versuchen, die Interrupt-Routine
auszuformulieren und die Werte für den Timer zu setzen.
Was alternativ allerdings funktionieren könnte, wäre folgendes: Ich baue
mir eine separate Vektortabelle, in der ich zu Anfang einen Jump-Befehl
auf das Ende der Vektortabelle setze. Genauer gesagt, direkt hinter dem
letzten Eintrag der Vektortabelle. Wenn ich diese Datei dann assembliere
und vor meine eigentliche Objektdatei linke, dann könnte es auch ohne
.org funktionieren...
Gruß
Thomas
Warum lässt du den Linker nicht einfach seine Arbeit machen?
Die Grösse der Vektortabelle ist bekannt, und gehört neben ihrer
Adresse einfach in eine Section der Linkdefinitionen.
Dazu dann eine Assemblerquelle, die den Inhalt aufdröselt und
genau dieser Section zugeordnet wird.
Die braucht dann eventuell auch eher Aligns statt Org.
Genauso wie der Main- und der Interruptcode in eine Section
gehören. Die richtigen Adressen setzt dann schon der Linker ein.
Die Sections wiederum liegen in Regions der Linkertabelle.
Deine Beispiele werden nicht immer so einfach bleuben, und
willst du ernsthaft in grösseren Projekten immer mit Absolutadressen
hantieren?
Also mach es gleich richtig.
Cartman E. (cartmaneric)
11.06.2025 01:10
>Deine Beispiele werden nicht immer so einfach bleuben,
Ich finde es besser, erst einfach anzufangen und sich nicht auf die
Komplexität des Link-Prozesses zu verlassen.