Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Nochmal Speicherspulen-Wissen gesucht


von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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So denn, ich muss nochmal eine Anfrage zu dem Thema machen...

Hintergrund, der StepUp-Teil zu meinem PV-Lader ist im Wesentlichen 
funktionsfähig, zeigt aber Macken, die ich gerne für das aktuelle 
Anwendungsgebiet beheben möchte.

Das Hauptproblem ist, die Speicherspule wird heiß. Ich habe dafür eine 
Speicherspule aus der PFC-Stufe eines stärkeren PC-Netzteils genommen. 
Bis etwa 10..11A ist alles gut und die Spule bleibt praktisch kalt, 
oberhalb 11A beginnt sich offenbar der Kern überproportional stark zu 
erwärmen.

Für mich heißt das, daß ich dem Kern zuviele Ampere-Windungen 
abverlange... ist das korrekt oder liegt das an was anderem? Könnte man 
daraus schließen, daß ich wenn ich die Anzahl der Windungen halbiere, 
den doppelten Strom durch die Spule schicken könnte, ohne den Kern zu 
überfordern?

Mir ist auch klar, daß die Spule für den aktuellen Einsatzzweck an 
25..42V zu viele Windungen hat, die Spule würde in einer PFC-Anwendung 
die zehnfache Spannung erreichen und bekommt keine 10A (oder noch mehr) 
ab, wobei der Spitzenstrom noch darüber liegt. Ich habe sie nicht 
umgewickelt, müsste ich aber machen, bzw. einen entsprechenden Kern 
besorgen und bewickeln.

Das wäre auch die nächste Frage, wo bekomme ich große Kerne mit dem 
passenden Material? Am besten geeignet scheinen mir die komplett schwarz 
lackierten Kerne zu sein (Material 45). Standard-Material für solche 
Anwendungen ist wohl 26 (gelb/weiß), findet man oft in 
leistungsschwächeren PC-Netzteilen als Speicherdrossel. Ähnlich wie 
Material 26, nur mit weniger Verlustleistung soll Material 52 sein 
(grün/blau), dieses habe ich ebenfalls ausprobiert und das funktioniert 
viel schlechter als die komplett schwarzen Kerne.

Wer noch mehr zum Hintergrund wissen will, hänge ich mal zwei Bilder 
dran. Das ist ein StepUp-Wandler, der mit einem ESP32 auf eine 
Soll-Eingangsspannung geregelt werden kann. Schaltplan gibts leider nur 
in meinem Kopf (ich zeichne für solche relativ einfachen Prototypen 
keinen Schaltplan, bzw. nur wenn ich muss), die einzelnen Blöcke (StepUp 
mit TL494, ESP32 mit ADS1115 und MCP4725, ACS712) sind kein großes 
Geheimnis. Die PWM-Frequenz des Wandlers liegt bei 70kHz.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ben B. schrieb:
> wo bekomme ich große Kerne mit dem
> passenden Material?

Wandlertrafo aus Car Hifi Boostern?

von Arno R. (arnor)


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Ben B. schrieb:
> Könnte man
> daraus schließen, daß ich wenn ich die Anzahl der Windungen halbiere,
> den doppelten Strom durch die Spule schicken könnte, ohne den Kern zu
> überfordern?

Jain. Halbe Windungszahl ergibt zwar halbe Flussdichte bei gleichem 
Strom, aber die Induktivität sinkt auf ein Viertel und die 
Stromwelligkeit vervierfacht sich.

Edit: Bild angehängt

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Ben B. schrieb:
> wo bekomme ich große Kerne mit dem passenden Material?
Man kann die Ringe auch stapeln.
Reichelt hat bis 10cm
Digikey bis 14cm
Mouser bis 20cm
Im Amateurfunkbereich wird man auch fündig
https://de.aliexpress.com/w/wholesale-toroid-ferrit.html?

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Ben B. schrieb:
>Standard-Material für solche
>Anwendungen ist wohl 26 (gelb/weiß), findet man oft in
>leistungsschwächeren PC-Netzteilen als Speicherdrossel.

Ja, die sind dafür gedacht. Ansonsten stapeln,
wie schon geschrieben.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Siehe auch hier:

https://www.mikrocontroller.net/articles/Transformatoren_und_Spulen

(funktioniert die Darstellung der Formeln auf der Seite nur bei mir 
nicht?)

Gruß
Jobst

von Darius (dariusd)


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Hallo

Ob nur bei dir kann ich natürlich nicht beurteilen, aber bei mir, mit 
einem aktuell gehaltenen Windows10 PC (Desktop) unter einem aktuellen 
Mozilla den auch einige unabdingbare AddOns zugefügt worden und auch so 
einiges anderes angeklickt und (de-) aktiviert wurde, werden die Formeln 
korrekt angezeigt.

Einzig das Gefühl in einer "Internet" Zeitmaschine zu sitzen, die 
irgendwie im Jahr 2005 landet, werde ich bei der verlinkten Seite nicht 
los.

Keine Bilder, Videos, keine aktive Rückfrage- oder 
Diskussionsmöglichkeiten, Links wie Anhänge in gedruckten Büchern....

Mmmhh für 2005 normal, für 2025... na ja... man kann es ja positiv durch 
die rosarote Brille sehen und es als Nostalgie und "Ein Buch" einfach 
auf den Bildschirm transferiert "verkaufen"...

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Jobst M. schrieb:
> (funktioniert die Darstellung der Formeln auf der Seite nur bei mir
> nicht?)

Bei mir sehen die Formeln aus wie Bruchrechnung auf dem Papier. Alter 
Firefox,  Jahre altes Laptop.

mfg

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Danke für die Antworten, die Tabelle mit den Verlustleistungen finde ich 
interessant. Demzufolge wäre das Material 52 noch besser geeignet als 
das 45.

> Wandlertrafo aus Car Hifi Boostern?
Das sind Ferritringkerne ohne Luftspalt, eignet sich gut als Trafo,
aber weniger gut als Speicherspule.

Reichelt hat leider nur das -26 Material, nicht 45 und 52.

Okay, andere Frage - was passiert, wenn ich einen Ferritkern aus einem 
Schaltnetzteil nehme und diesem einen Luftspalt von 0,5 oder 1mm 
verpasse? Sperrwandlertrafos sind so aufgebaut (der innere Schenkel ist 
kürzer als die beiden äußeren) und Eisenpulver-Ringkerne haben den 
Luftspalt im Kern verteilt - aber ich gebe dem trotzdem recht wenig 
Chancen, daß das gut funktioniert. Aber wieso nicht?

Aus dem PC-Netzteil habe ich noch eine Siebdrossel mit -45 Kern 
(schwarz) und deutlich weniger Windungen (14 Windungen) als die 
PFC-Drossel. Ich werde mal probieren, ob ich die unbeschädigt von der 
Platine bekomme und mal in den PV-Lader einbauen. Was 12V mit 62,5A kann 
(allerdings als StepDown-Schaltung), kann vielleicht auch 25->42V mit 
20A als StepUp. Der Kern ist allerdings kleiner bzw. von gleicher Größe 
als der der PFC-Drossel, aber die PFC-Drossel sieht so aus, als wären 
dort zwei Kerne gestapelt.

Ich schau mal ob ich den heil raus kriege und vermesse den Kern mal.

von Rainer W. (rawi)


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Jobst M. schrieb:
> (funktioniert die Darstellung der Formeln auf der Seite nur bei mir
> nicht?)

Schwer zu sagen, bei mir funktioniert sie.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Darius schrieb:
> Ob nur bei dir kann ich natürlich nicht beurteilen,

Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen auf meine nebenbei 
gestellte Frage. Ich wollte den Thread nicht kapern.
Nur soviel noch: Sowohl in Firefox, als auch in Chrome (Brave) das selbe 
Ergebnis. Wurde in beiden aber schon mal korrekt angezeigt. Da werde ich 
wohl mal forschen müssen.


Gruß
Jobst

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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Ben B. schrieb:
> wo bekomme ich große Kerne mit dem passenden Material?

Hier, große Auswahl, Material 26 sind die Gelb-Weißen.

http://www.amidon.de/contents/de/d628.html#p5249

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ben B. schrieb:
> Speicherspule aus der PFC-Stufe eines stärkeren PC-Netzteils genommen.

Wenn das ein 800W...1000W Netzteil fuer 230V war, dann sind die 10A am 
Limit durchaus plausibel.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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So, das Netzteil hat die Speicherdrossel bereitwillig gespendet. Der 
Kern hat 42mm Außendurchmesser und 20mm Dicke, Material 45, umwickelt 
mit 12 oder 13 Windungen 4fach paralleler Draht. Man könnte also relativ 
leicht zwischen 12/13 oder 24/26 Windungen wählen. Ich bin am Überlegen, 
ob ich den Kern einfach mal mit den vorhandenen 12/13 Windungen einbaue 
und morgen einen neuen Testlauf damit mache... Meint ihr, das macht 
Sinn?

von Mark S. (voltwide)


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Ich weiß es nicht, ich bin kein Huhn (Loriot)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Und trotzdem legst mir hier Eier in den Thread? ;)

von Bernd K. (bmk)


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Molypermalloy (MPP) Kerne zeichnen sich durch herausragende magnetische 
Eigenschaften aus und bieten die geringsten Kernverluste aller 
Pulverkernmaterialien. (Zitat)

Beispiel:
https://www.spulen.com/eisenpulverringkern-48mm-mpp-al281.html

Ich hatte vor einigen Jahren einem Anwender dieses Kernmaterial 
empfohlen.
Es ging um einen Step-Up-Wandler. Er hatte damit einen Wirkungsgrad von 
95%
erreicht.

Soweit meine Erinnerung. Hoffentlich ohne Eier.

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