Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Allpass-Filter-Oszillator


von Peter T. (Firma: schon lange insolvent) (wonderboy8051)


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Hi Leute, aus einem ur uralten Rundfunkempfänger ist mir ein 2-fach 
Drehkondensator zugewandert, er hat 2 x 50-500pF.
( Beitrag "Suche (historische) Oszillatorschaltung" )
Diese Schaltung im Anhang ist mir dazu eingefallen.
Mit f= 1 / (2 x PI x R x C)
ergibt sich bei 10M und 500pF als niedriegste Frequenz 31,8 Hz.
Mein Entwurf ist recht naiv, die 6 Frequenzbereiche (Lorlin-Schalter 2 x 
6 Positionen) von 31,8 Hz hoch bis 31,8MHz, da ist der TL084 doch sehr 
überfordert. Auch eine Amplitudenstabilisierung auf z.B. 1V müsste noch 
realisiert werden. Ich warte nun auf Zielführende Ratschläge...

von Uwe B. (uwe_beis)


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Ich gehe mal davon aus, dass du weißt, was ein Allpass tut. Also dass er 
bei einer bestimmten Frequenz 90° Phasendrehung verursacht, ohne die 
Signalamplitude zu ändern. Zwei Allpässe drehen also um 180°, der 
folgende Inverter um weitere 180° bei Verstärkung 1 - die 
Schwingbedingung wäre erfüllt, wenn sich alle Komponenten ideal 
verhalten würden (abgesehen davon, dass zum Anschwingen die 
Gesamtverstärkung etwas größer als 1 sein muss, aber dass nur für 
diejenigen, die meine vorhergehende Aussage sofort andernfalls scharf 
angreifen würden;-).

Bis 32 Hz herunter halte ich für gut möglich, denn da sollten sich die 
Komponenten hinreichend ideal verhalten. Lediglich die Parallelkapazität 
der 10 MOhm könnten etwas in die Suppe spucken. Bis 32 MHz halte ich 
dagegen für utopisch. Es gibt sehr breitbandige FET-Op-Amps, aber das 
wird auch damit nix. Um die Grenzen, und was da passiert, zu erforschen, 
ist eine Simulation ideal geeignet.

Bevor es mit der Amplitudenregelung losgeht, würde ich erst mal ein paar 
semi-praktische Erfahrungen mittels Simulation sammeln. Wenn du 
Simulation (noch) nicht beherrscht wäre das ein sehr guter Einstieg. 
Durch Änderung eines der 3 die Stufen koppelnden 220 Ohm-Widerständen 
änderst du die Verstärkung. Ich vermute, dass in der Simulation aber 
zuerst der die Schwingung "angestoßen" werden muss, vielleicht steckt 
aber auch da schon das Rauschen den Bauelemente drin, die in der Praxis 
für das Anschwingen sorgt.

Es gibt dann verschiedene Methoden für eine Amplitudenstabilisierung. 
Ich gehe davon aus, dass für jeden Bereich eine andere 
Regelzeitkonstante erforderlich sein wird.

von Lutz V. (lvw)


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Peter T. schrieb:
> Ich warte nun auf Zielführende Ratschläge...

Wofür? Amplituden-Stabilisierung ? Die kann "klassisch" erfolgen 
(Dioden, FET, NTC..)

von Peter T. (Firma: schon lange insolvent) (wonderboy8051)


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Uwe B. schrieb:
> Bis 32 MHz halte ich dagegen für utopisch.

Und so würde ich zurückrudern, den Entwurf auf 4 Bereiche beschränken. 
Ein anderer Lorlin-Schalter mit 3 x 4 Positionen muss bestellt werden. 2 
Ebenen schalten die Widerstände 10M, 1M, 100k, 10k und die dritte Ebene 
dient der Regelungszeitkonstante.

von Lutz V. (lvw)


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Uwe B. schrieb:
> Ich vermute, dass in der Simulation aber
> zuerst der die Schwingung "angestoßen" werden muss, vielleicht steckt
> aber auch da schon das Rauschen den Bauelemente drin, die in der Praxis
> für das Anschwingen sorgt.

Das "Anstoßen" erfolgt in der Praxis nicht durch das Rauschen, sondern 
einfach durch das Einschalten der Betriebsspannung. Das gilt auch für 
die Simulation (also mind. eine der zwei Quellen bei der TRAN-Analyse 
mit einschalten) oder auch einfach dadurch, dass man einem Kondensator 
einen Anfangs-Ladung (initial condition) gibt.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Lutz V. schrieb:
> Das "Anstoßen" erfolgt in der Praxis nicht durch das Rauschen, sondern
> einfach durch das Einschalten der Betriebsspannung.
Im Kern hast du sicherlich Recht. Aber: Wenn du, z. B. durch K*V < 1 das 
System ausschwingen lässt, und zwar sehr lange, fängt es trotzdem bei 
K*V > 1 in endlicher Zeit wieder an zu schwingen.

Wenn in der Simulation dieser Effekt nicht zu beobachten ist, oder 
zumindest erst nach inakzeptabel langer Wartezeit, ist es sicherlich 
sinnvoll das System explizit anzustoßen. Am elegantesten durch die 
Initial Condition eines der Kondensatoren, wie du auch schreibst.

Peter T. schrieb:
> Und so würde ich zurückrudern, den Entwurf auf 4 Bereiche beschränken.

Mit der Simulation würde ich zunächst mit verschiedenen Op-Amps die 
Grenzen erkunden, wobei ich eine Parallelkapazität über den 
frequenzbestimmenden Widerstand vorsehen würde. Wie groß der sein 
müsste, kann ich jetzt schlecht schätzen. Das ist ja auch vom Layout 
abhängig. Aber max. 300 kHz scheint mir realistisch.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Peter T. schrieb:
> die 6 Frequenzbereiche (Lorlin-Schalter 2 x
> 6 Positionen) von 31,8 Hz hoch bis 31,8MHz, da ist der TL084 doch sehr
> überfordert. Auch eine Amplitudenstabilisierung auf z.B. 1V müsste noch
> realisiert werden.

Hallo,

von dieser Art habe ich zwei "Labor-Oszillatoren" für meine Hobbyzwecke 
etwa Ende des vergangenen Jahrtausends aufgebaut, allerdings mit 
Doppelpotentiometer und nicht mit Doppel-Drehkondensator.

Das Schaltbild stammte wohl aus Elektor, von Allpässen war die Rede in 
der Beschreibung. Direkt parat habe ich das Schltbild nicht (der Fundus 
ist groß und nach dem Umzug immer noch Chaos).

Zum Einsatz kommen TL084 und TL082, Frequenzen bis etwa 50 kHz sind 
erzeugbar, laut Anleitung sollte es bestenfalls bis 100 kHz gehen. Poti 
hat 47 k Ohm, Kondensatoren von 10 µF bis 220 pF etwa. Ich habe noch 
einen kleinen Ausgangsverstärker mit OPV und Transistoren dahinter 
angeordnet, um einen 50 Ohm-Ausgang zu erhalten.

Auf eine Amplitudenregelung kann man nicht verzichten. Ob im gezeigten 
Schaltbild mit den 220 Ohm-Widerständen das gut paßt, kann ich ohne 
Versuchsaufbau kaum beurteilen, vermutlich werden die Ausgänge der OPVs 
zu stark belastet, vor allem im Bereich mit 100 Ohm.

Im Bauvorschlag von Elektor war die Amplitudenregelung mit einem OPV als 
PI-Glied und einem Poti zur Einstellung, z-Diode als Referenz und FET 
als Stellglied realisiert. Eigentlich funktioniert die 
Amplitudenregelung gut, nur für die hohen Frequenzbereiche muß man 
nachjustieren und bei unter 10 Hz ist die Zeitkonstante des Integrierers 
zu klein. Man müßte sie per Relais umschaltbar realisieren, wenn man 
sonst nichts zu tun hat.

Wer es mit dem Frequenzbereich übertreiben möchte, kann z.B. die 
obsoleten LF357 mal probieren, ob damit weit über 100 kHz erzeugt werden 
können.

Mit diesem Typ ließ sich mal ein Tiefpassfilter mit 750 kHz Grenfrequenz 
aufbauen.

https://www.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/22740/STMICROELECTRONICS/LF357.html

mfg

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