Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Mikroskop: Was brauche ich?


von RS440 O. (rs440_o)


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Hallo zusammen,

Ich möchte ein neues Mikroskop für SMD Verarbeitung und Reparatur.
Bisher hatte ich ein einfacheres USB Model,in eine 7"? Glotze 
integriert, an einem kleinen Stativ. Das Teil ist für €50.- überraschend 
gut aber wo Licht ist, gibt's eben auch Schatten.
Mich stört am allermeisten der eingeschränkte Arbeitsbereich/Abstand zum 
Objekt. Zum einen durch das fixe Stativ aber eben auch durch den 
geringen Abstand der Kamera in der Höhe.

Ich suche also eine Cam mit (Wechsel)Objektiv, welches mir maximale 
Bewegungsfreiheit ermöglicht. Es gibt die Wechselobjektive mit 25mm 
Schraubgewinde. Ich gehe davon aus, dass ich ein Objektiv mit dem 
höchsten Vergößerungsfaktor brauche? Oder übersehe ich hier was? 
Welchen Abstand kann ich davon erwarten? Wie steht es um die Lichtstärke 
und Tiefenschärfe? Dann gibt es noch Erweiterungslinsen die im 
Durchmesser größer gestaltet sind. Wo kommen die hin?
Welche Spezifikationen sind bei den Kameras wichtig? Empfehlung?

Einen Schwenkarm würde ich evtl. selbst bauen und das so, wie ich ihn 
brauche. Auf alle Fälle völlig entkoppelt. Vielleicht sogar von der 
Decke runter. Bedienung der Cam mit Fernbedienung oder Maus. Bloß 
möglichst keine Knöpfe auf der Cam drücken müssen.

Ich möchte mir also eine Kombination aus Objektiv und Cam anschaffen, 
maßgeschneidert.

Was könnt ihr empfehlen?

Ich hab auch dieses eher neuerer Model mit Autofocus gesehen. Das sieht 
in den Videos ja schon beeindruckend und nützlich aus. Aber da ist halt 
auch wieder alles fix ins Display integriert und ich habe keine Infos 
zum Arbeitsabstand gefunden.

Ein Stereomikroskop scheidet aus. Mit fehlt aufgrund der schlechten 
Augen das räumliche Sehen. Dazu Brillenträger und beidseitig wegen 
grauen Star neue Linsen eingebaut. Ich brauche ein Display und nur ein 
Display.

Für jeden Hinweis dankbar.

Beste Grüße,

Oliver

: Verschoben durch Moderator
von P. S. (sandl)


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Welches Budget schwebt dir vor? Habe mich nach längerer Recherche für 
ein Lapsun Mikroskop mit Sony IMX385 v2 Sensor entschieden, ca. 250€ bei 
Aliexpress - kann ich voll empfehlen.
Autofokus wäre nett, vermisse ich persönlich aber nicht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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RS440 O. schrieb:
> Mich stört am allermeisten der eingeschränkte Arbeitsbereich/Abstand zum
> Objekt.
Mich stört an Nicht-Stereo-Mikroskopen, dass ich nicht sehe, in welcher 
Höhe sich die Pinzette und die Lötkolbenspitze befinden.

> Mit fehlt aufgrund der schlechten Augen das räumliche Sehen.
Dann ist dieser Nachteil für dich ja schon mal für dich irrelevant.

> Es gibt die Wechselobjektive mit 25mm Schraubgewinde. Ich gehe davon
> aus, dass ich ein Objektiv mit dem höchsten Vergößerungsfaktor brauche?
Ich arbeite mit einem Mantis (das findet sich auch bei jedem unserer 
Fertiger in mehrfacher Ausführung) und nur 4-facher Vergößerung. Die 
6-fach Linse schränkt mir den Arbeitsbereich bereits zu sehr ein.

> Mich stört am allermeisten der eingeschränkte Arbeitsbereich/Abstand zum
> Objekt.
Wenn du weiter weg willst, dann brauchst du ein Teleobjektiv. Deren 
Nachteil ist die mit höherer Brennweite abnehmende 
Tiefenschärfe/Schärfentiefe. Mit hinreichendem Abstand ist dann evtl. 
nur ein Höhenbereich von 10mm halbwegs scharf.

(Teure) Kameramikroskope z.B. von Keyence verstellen laufend die 
Fokusebene oder arbeiten mit mehreren Kameras und berechnen daraus ein 
Bild, das über einen großen Bereich scharf dargestellt wird.

von Harry L. (mysth)


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Ich steh aktuell vor der selben Frage.
Es wird wohl auf sowas hinauslaufen:
https://eu.amscope.com/products/3-5x-90x-trinocular-stereo-boom-microscope-w-14mp-digital-camera

von Thomas S. (thommi)


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Eine wirkliche Produktinformation kann ich nicht geben, habe da nur 
eines von DNT mit USB an den Rechner. Aber du solltest beachten, dass 
das Mikroskop die Bilder in Echtzeit und nicht verzögert auf den Monitor 
bringt, und du solltest auch Platz haben, eine Lötdampfabsaugung relativ 
nahe am Mikroskop platzieren zu können, um zu vermeiden, dass dieser 
Dampf an der Linse kondensiert.

Mir reicht noch eine Lupe mit Beleuchtung, wenn ich SMDs löte, aber ich 
merke schon, dass das nicht mehr lange so geht. OK, meine Brille ist 
durch das Augenlicht wahrscheinlich etwas matt geworden nach 17 Jahren, 
und eine Neue wäre fällig :-D

von Mobile (mobileteser)


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von Carsten W. (eagle38106)


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Als stark kurzsichtiger Brillenträger stehe ich bei (Löt-)Arbeiten mit 
einem Mikroskop immer vor dem Problem, dass ich schlecht mit der Brille 
durch ein optisches Mikroskop schauen kann. Bei den elektronischen 
Varianten brauche ich nicht auf die Brille zu verzichten. Entweder 
reicht der "eingebaute" kleine Bildschirm, oder auf dem Tisch steht noch 
ein 19"ller, der via HDMI angeschlossen wird.

Dafür habe ich dieses Teil bei Amazon erstanden: 
https://www.amazon.de/dp/B0CJ9C7339 und bin damit sehr zufrieden.

Klar ist nur "mono" und nicht 3D. Aber mit ein wenig Übung bekommt man 
das ganz gut hin.

von Carsten W. (eagle38106)


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Mobile schrieb:
> Ich verwende das in der Firma:
> 
https://www.pkelektronik.com/vision-stereomikroskop-mantis-compact-universal.html
> https://www.visioneng.de/produkte/stereomikroskope/mantis/#overview
> Sterosehen ohne auf Okulare zu fokussieren.

Sind das nicht die Betrachter aus der Krankenstation von Star Trek 
Voyager? Spaß beiseite. Die Teile sind natürlich Spitze. Aber nicht nur 
in der Funktion, sondern auch im Preis. Way off limits! Zumindest für 
den Privatgebrauch.

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Carsten W. schrieb:
> Als stark kurzsichtiger Brillenträger stehe ich bei (Löt-)Arbeiten mit
> einem Mikroskop immer vor dem Problem, dass ich schlecht mit der Brille
> durch ein optisches Mikroskop schauen kann.

Als ebenfalls recht stark kurzsichtiger Brillenträger (-6.5 dpt) nehme 
ich einfach die Brille ab. Kein Mikroskop, keine Lupe nötig. Genügend 
Licht ist wichtig, und besser keine Punktlichtquelle.

von Carsten W. (eagle38106)


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Ohne Brille löte ich vielleicht noch 0603, aber dann ist Schluss. 0,5er 
Finepitch bekommt ich ohne Vergrößerung nicht korrekt ausgerichtet. Und 
ohne Brille ganz nah beim Lötobjekt ist man immer der Gefahr ausgesetzt, 
dass einem mal was ins Auge spritzen kann.

: Bearbeitet durch User
von Thomas S. (thommi)


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Oh, Kurzsichtigkeit ist schwieriger. Ich bin von Weitsichtigkeit 
ausgegegangen, die ich habe. Bei mir altersbedingt.

von Timo N. (tnn85)


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Bin auch gerade stark am Überlegen mir ein neues zuzulegen.
Hatte bisher auch nur so ein Teil von Aliexpress

720P 1080P HDMI VGA Industrielle Digital Video Mikroskop Kamera + 100X C 
mount Objektiv + 56 LED Ring licht + Stehen Für PCB Löten

von Eakins Micscope Store  (sic!)
Versand aus Spanien.
https://de.aliexpress.com/item/33044549714.html
Glaube genau das gibts nicht mehr aber so wie auf der Produktseite sieht 
es aus.

Ich vermisse einen auch in der Höhe sehr flexibel verstellbaren, 
stabilen Arm, mit dem ich auch etwas mehr Abstand zur Platine bekomme 
und freier bin und nicht die ganze Zeit diesen Tischständer auf meinem 
Arbeitsplatz zu haben. Da passen keine großen Platinen drauf.
Glaube auf Englisch heißt das Boom stand.

Viele von der Aliexpress-Stativen sehen aber nicht sehr stabil aus und 
sind teurer als wenn man eine neue Kamera gleich mit dazu kauft.
An meiner Kamera vermisse ich eine Speichermöglichkeit und einen simplen 
Ausschalter.

von Andreas S. (bastelmax)


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So was ähnliches mit externen Monitor nehme ich :

https://de.aliexpress.com/item/1005009401240752.html

ist kein 3D und kein Stereomikroskop reicht aber völlig aus.
Siehe auch hier :
Beitrag "Sehhilfe zum SMD-Löten"
u.a. Beiträge hier im Forum

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (bastelmax)


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Andreas S. schrieb:
> So was ähnliches mit externen Monitor nehme ich :

Sorry habe ein Bild vergessen - eine nachträgliche Bearbeitung ist nicht 
mehr möglich gewesen

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mobile schrieb:
> Ich verwende das in der Firma

Wolltest du nur Werbung machen, oder hast du den Beitrag des TE auch 
wirklich gelesen?

Mir scheint, nicht. Sonst hättest du dir deine Produktplatzierung 
komplett sparen können.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Thomas S. schrieb:
> Oh, Kurzsichtigkeit ist schwieriger.

Nö, eigentlich nicht. Wie Harald schon schreibt, einfach die Brille 
abnehmen.

Durch ein Mikroskop setze ich auch grundsätzlich die Brille ab, da 
stellt man die Schärfe ja ohnehin am Mikroskop ein.

Aber der TE hat andere Augenprobleme und daher andere Anforderungen.

von Harald K. (kirnbichler)


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Thomas S. schrieb:
> Oh, Kurzsichtigkeit ist schwieriger. Ich bin von Weitsichtigkeit
> ausgegegangen, die ich habe. Bei mir altersbedingt.

Das ist ja auch der Regelfall. Auch Kurzsichtige werden 
altersweitsichtig, nur wirkt sich das je nach Grad der Kurzsichtigkeit 
und individueller Disposition unterschiedlich aus.

Bei mir ist der Mindestabstand, den ich zum Scharfsehen brauche, größer 
geworden. Als Jugendlicher konnte ich meine Nasenspitze scharf sehen 
(was allerdings auch keinen besonderen Mehrwert hatte).
Jetzt (mit noch nicht ganz 60) liege ich bei ca. 15 cm. Aber jenseits 
von 20 cm ist dann auch schon wieder Schluss.

Das ist aber äußerst individuell. Ich kenne Leute, die deutlich stärker 
kurzsichtig sind als ich, und die ohne Brille überhaupt nicht mehr 
scharfsehen können, egal, auf welche Distanz.

Viele Kurzsichtige brauchen schnell eine Gleitsichtbrille, die dann im 
Nahbereich die Altersweitsichtigkeit kompensiert (d.h. vergrößert, also 
positive Brechungswerte hat) und im Fernbereich weiterhin die 
Kurzsichtigkeit kompensiert (d.h. verkleinert, mit negativen 
Brechungswerten).

Was auf jeden Fall hilft, egal, wie man nun sieht, und welche Hifsmittel 
man verwendet: Viel Licht.
Diffuses, indirektes und helles Licht, nicht flimmernd, und erst recht 
nicht mit Strahlern direkt aufs Objekt geleuchtet. Das gibt Schatten und 
Reflexionen, was anstrengen kann.

Und was das Spritzen angeht:
Müsste ich mit Lötzinn/Flussmittel löten, bei dem es besonders stark in 
der Gegend herumspratzelt, würde ich eine simple Schutzbrille aus dem 
Laborbedarf aufsetzen, die verschlechtert nicht meinen Nahsehbereich.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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Ich wollte ja erst sagen, was soll der Scheiss, hier gibt es doch 
bereits 2-3 Threads welche diese Thematik in allen Ausfuehrungen 
beleuchten. :-D
Aber hier gibt es ja doch neue Aspekte..

> Ich arbeite mit einem Mantis (das findet sich auch bei jedem unserer
> Fertiger in mehrfacher Ausführung) und nur 4-facher Vergößerung. Die
> 6-fach Linse schränkt mir den Arbeitsbereich bereits zu sehr ein.

Interessant, das ist mir so noch nicht aufgefallen und ich arbeite auch 
gelegentlich mit Mantis, aber meistens doch mit "normalen" 
Stereomikroskopen.

Mein Eindruck ist der folgende, wenn man bei einem herkoemmlichen 
Stereomikroskop die Helligkeit der Beleuchtung aufdreht, dann gehen 
irgendwann die Pupillen im Auge zu, also die Blende unseres eingebauten 
Objektiv. Damit steigt dann die Tiefenschaerfe. Die Mantis arbeiten IMHO 
mit einer Zwischenmatscheibe auf die man fokussiert. Da mag das anders 
sein.

Und natuerlich wuerde ich jedem Normalsichtigen immer ein 
Stereomikroskop empfehlen damit man die Tiefenwahrnehmung hat. 
Jedenfalls wenn man darunter auch arbeitet. Aber wenn man sowieso kein 
Stereo sieht dann mag das anders sein.

Wenn man also eine Kamera hat dann gilt auch da, wenn man die Helligkeit 
hat und im Objektiv der Kamera abblenden kann, dann steigt auch da die 
Tiefenschaerfe. Ich bin geneigt das als Vorteil zu sehen, aber 
vielleicht kann jemand der nicht Stereo sieht aus den Schaerfeebenen 
zumindest grob die Vertikalposition ableiten. Ich habe aber noch kein 
Kameramikroskop gesehen wo man abblenden konnte, aber das mag daran 
liegen das mich diese Technologie wegen ihrer Nachteile nicht 
interessiert hat. Ueblicherweise schalten die einfach nur die 
Verstaerkung zurueck, haben also bei wenig Licht mehr Rauschen.

Ich wuerde jedenfalls empfehlen das mal auszuprobieren. Ich wuerde 
nichts kaufen was ich nicht vorher ausprobiert haette. Also vielleicht 
mal irgendeine Messe fuer sowas besuchen.

Ansonsten gilt natuerlich das die Bildwiederholrate von Kameras 
moeglichst hoch sein sollte. Wenigstens 25B/s, aber es gibt vermutlich 
Gruende wieso manche Zocker mit noch hoeheren Bildraten spielen. Man 
kann nicht arbeiten wenn man da einen Timelag zwischen hat.

Vanye

von Harald K. (kirnbichler)


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Vanye R. schrieb:
> Die Mantis arbeiten IMHO
> mit einer Zwischenmatscheibe auf die man fokussiert.

Nee, genau das tun sie nicht. Die erlauben eine Veränderung der 
Focusebene mit den Augen; wäre da eine Mattscheibe, ginge das nicht.

Den Effekt der "Zwischenmattscheibe" hat man bei Kameras, die 
Bildschirme ansteuern.

Man könnte ein elektronisches Stereomikroskop konstruieren, das mit zwei 
AF-Kameras und zwei Displays arbeitet, und die Augen mit einer weiteren 
Kamera betrachtet, die die Position der Pupille auswertet, um damit den 
AF-Punkt der Kameras zu steuern.

Es gibt Digitalkameras, die eine entsprechende Steuerung 
vorsehen:https://www.canon.de/pro/stories/eye-control-af/

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