Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ladekurve Spule


von Rene M. (reneindd)



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Hallo an Alle,

ich hab mich heut mal mit Grundlagen Beschäftigt und versucht eine 
Ladekurve einer Spule am Oszi darzusellen.

Sollte ja eigentlich nicht so schwer sein, aber haut einfach nicht hin.
Statt hoher Spannung am Anfang und dann abfallend, Strom umgekehrt
macht die mir da solche Schwingungen?

Ich hab die gemeinsame Masse der beiden Oszikanäle zwischen Spule und 
Messwiderstand gelegt und den Kanal II für die Strommessung invertierend 
anzeigen damit die Stromrichtung wieder stimmt.

Was mache ich da falsch?

von Joachim B. (jar)


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Rene M. schrieb:
> Was mache ich da falsch?

alles nH oder H oder µH nicht so leicht zu erkennen!
Mit solchen Daten müßten wir die Glaskugel befragen.

Also besser mal präziser fragen, dann klappts auch mit den Antworten.

so könnte es auf dem Oszi aussehen, die e-Funktion des Stroms

: Bearbeitet durch User
von Jörg R. (solar77)


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Rene M. schrieb:
> ich hab mich heut mal mit Grundlagen Beschäftigt und versucht eine
> Ladekurve einer Spule am Oszi darzusellen.
>
> Sollte ja eigentlich nicht so schwer sein, aber haut einfach nicht hin.
> Statt hoher Spannung am Anfang und dann abfallend, Strom umgekehrt
> macht die mir da solche Schwingungen?

Deine Kurve zeigt einen abklingenden Schwingkreis.

Was ist das für eine Spannungsquelle? Wenn die 12V stabil sind und 
permanent anliegen müsste dein Kanal 1 diese Spannung als Gleichspannung 
anzeigen. Wenn du den Spannungsverlauf an der Spule darstellen möchtest 
sollte der Widerstand vor der Spule sitzen.

Die Ladekurve einer Spule sollte so aussehen wie die Entladekurve eines 
Kondensators.

Versuche erstmal nur den Spannungsverlauf darzustellen, also nur einen 
Kanal vom Oszi nehmen.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo an Rene,


Aufgrund des Anschlusses der Oszimasse in der Mitte zwischen den 
Bauteilen wird es vermutlich zusammen mit den Anschlußdrähten zum 
Netzgerät oder der wie auch immer gearteten Spannungsversorgung UND der 
sehr kleinen Induktivität zu einer angefachten Schwingung kommen beim 
Einschalten, weil durch den Aufbau ein Schwingkreis aufgebaut wurde. 
Indiz: die Angabe auf dem Oszi 1,67 MHz und 10 µs/Teil.

mfg

von Joachim B. (jar)


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Christian S. schrieb:
> Indiz: die Angabe auf dem Oszi 1,67 MHz und 10 µs/Teil.

für was denn nun?
330H, µ oder n H?

von Rainer W. (rawi)


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Rene M. schrieb:
> Was mache ich da falsch?

Du hast in deinem Aufbau/Schaltbild die parasitären Kapazitäten nicht 
berücksichtigt.

p.s.
> Ladekurve_Spule_330_H_an_12V_Ladekurve_n.i.o..bmp

Wichtige Regeln - erst lesen, dann posten!
Zeichnungen und Screenshots im PNG- oder
GIF-Format hochladen. Siehe Bildformate.

: Bearbeitet durch User
von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Rene M. schrieb:
> Was mache ich da falsch?

Von allem Anderen abgesehen: Es ist ueberhaupt keine gute Idee, direkt 
den Oszieingang an eine Spule zu haengen, bei der man vorhat, sie 
auszuschalten oder das irgendwann mal passiert.
Wenn man dann noch auf die wahnsinnige Idee kommt, den Eingang auf max. 
Empfindlichkeit zu schalten, muss man mindestens einen neuen (doppel)FET 
beim Hersteller bestellen und einloeten.
Warum weiss ich das nur so genau? :-)

Gruss
WK

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Joachim B. schrieb:

> so könnte es auf dem Oszi aussehen, die e-Funktion des Stroms

???

von Joachim B. (jar)


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Esmu P. schrieb:
> Joachim B. schrieb:
>
>> so könnte es auf dem Oszi aussehen, die e-Funktion des Stroms
>
> ???

für einen stepup wollte ich die Induktivität messen als ich noch kein 
LCR Meter hatte, also bin ich über die Zeitkonstanten (Tau = R * L) 
gegangen, mit der Exeldatei Spannung und Strom gemessen, mit dem Oszi 
dann nach gestellt.
Da beides für mich passte Rechnung und Test war es für mich OK.
Ich merkete erst später daß das Vorzeichen nicht passt, kann aber im 
Kopf das Bild umdrehen.

von Uwe (uhi)


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Ich hätte für dieses Experiment eine 1,5V-Batterie als Spannungsquelle 
genommen, das würde Masseschleifen und Regelungsschwingungen vom 
Netzteil schon mal ausschließen. Der Sinus weist auf einen Schwingkreis 
hin, da ist eine Kapazität noch irgendwo im Aufbau. Kann auch die 
parasitäre Kapazität der Wicklung sein.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Fragen:

- Woher kommen die 12V? Falls von einem Netzteil oder Netzgerät: Welches
  Modell?

- Im Schaltplan heißen die Oszikanäle I und II, auf dem Oszi-Screenshot
  2 und 3. Wie ist die Zuordnung? Ich vermute I→2 und II→3. Richtig?

- Du lässt Kanal II invertiert anzeigen. Ich vermute, dass Kanal I
  ebenfalls invertiert angezeigt wird. Richtig?

von Christoph M. (mchris)


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Rene M. (reneindd)
06.09.2025 01:27
>ich hab mich heut mal mit Grundlagen Beschäftigt und versucht eine
>Ladekurve einer Spule am Oszi darzusellen.

Wenn du dich für die Grundlagen intersierst, ist das hier sehr passend 
zur Spule:
Beitrag "Eine Frage, die 90% aller E-Techniker nicht oder falsch beantwortet"

von Jens G. (jensig)


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Bei 330µH und 510Ohm haste eine Zeitkonstante <1µs. D.h., die von Dir 
gesuchte e-Kurve versteckt sich vorn im langen Spike. Musste also mal 
zeitlich hineinzoomen.
Der Rest sind Schwingungen des Schwingkreises, die sich mit den 
parasitären Kapazitäten (der Spule, und der Spannungszuführung gegen 
Erde) bilden.
Oszi-Masse (=Erdung) zw. R und L ist daher sowieso schlecht, weil dann 
die ganze Netzteilschaltung sich gegenüber Erde "elektrisch bewegt", 
hier also parasitäre Kapazität erst recht voll zum Tragen kommen ...

: Bearbeitet durch User
von Rene M. (reneindd)


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Hallo Jörg

die Spannungsquelle ist ein lineares Netzteil (Basetech 305), kann das 
eventuell eine
Wechselwirkung  mit der Stabilisierung im Netzteil sein. Ich habs mal 
mit einem Akku versucht, das kommt dem Sollzustand schon näher, 
allerdings zappelt da am Anfang immer noch was rum. Und noch ein Bild 
vom Aufbau.
Der Messwiderstand ist allerdings schon vor deSpule geschalten, hatt ich 
auf dem Schaltplan falsch eingezeichnet.

Sollte das aber nicht egal sein?

von Uwe (uhi)


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Beim Anfangspeak ist die Summe aus beiden Spannungen deutlich über dem 
theoretischen Wert von ca. 3,8V. Heißt, es gibt neben dem gewünschten R 
und L noch weitere "Bauteile" in der Schaltung. Ich würde die Leitungen 
schrittweise verkürzen und den Effekt beobachten. Sowohl die auf dem 
Steckbrett, als auch die zum Oszilloskop. Am Ende der Optimierung hast 
du zwei BNC-Stecker mit unmittelbar angelöteten R und L, und ein schönes 
Einschwingbild. Wäre auch interessant, wie die Spannung am Akku aussieht 
beim Einschalten.

von Uwe (uhi)


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Für mich sieht es so aus, dass der Einschaltpeak im Wesentlichen von der 
Kapazität der beiden Koaxkabel bestimmt wird. Die bilden einen 
kapazitiven Spannungsteiler, d.h. wenn wir uns R und L weg denken, 
bekommt jeder Kanal beim Einschalten die halbe Akkuspannung. Da R und L 
"schwach" gegenüber diesen Kapazitäten sind, dauerts eine Weile, bis 
sich deren Verhalten durchsetzt.

Der Überschwinger entsteht, weil der Akku und seine Zuleitungen anfangs 
gegen den "Kurzschluss" der beiden Koaxkabelkapazitäten arbeitet. Das 
läd die Zuleitungsinduktivität auf, und dieser Strom fließt weiter, 
selbst wenn die Spannung am C schon die Akkuspannung erreicht hat. Es 
entsteht eine abklingende Sinuskurve. Müsste verifizierter sein, indem 
man die Zuleitungsinduktivität vom Akku ändert, zB Länge ändern oder 
Ferrite einbauen.

: Bearbeitet durch User
von Rene M. (reneindd)


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Hallo Uhi,

na du hast Recht, was die Abschirmung anbetrifft ist das Ganze hier eher 
ein fliegender Amateuraufbau, für so ein simples Experiment (was wie wir 
sehen, am Ende nun doch nicht ganz so simpel ist) sollte das aber 
reichen. Ich hab ja gar keine richtigen BNC-Kabel verwendet.

Ich hab leider nur RG58-Strippen, die sind aber für so kleine Aufbauten 
relativ steif und die BNC-Buchsen rutschen mir da schnell mal aus dem 
Steckbrett.

Also nehm ich bei so eher NF-Angelegenheiten Cinch Adapter & Kabel, ist 
easier aber abschirmungsmäßig ungünstig. Ich werd wohl besser mal auf 
RG316 umsteigen, da spar ich mir das Rumopern.

Aber lange Rede kurzer Sinn, die größte Spule die ich hier zu liegen hab 
ist 6,2 mH und seht mal was die für ne hübsche Kurve macht.

Wie im Bilderbuch, oder?

Na und für den parasitären Kram, leg ich mir mal neue Kabel zu..

Vielen Dank für die guten Tipps an Alle !!!!

von Rainer W. (rawi)


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Rene M. schrieb:
> Vielen Dank für die guten Tipps an Alle !!!!

Nur die Sache mit den Forenregeln will nicht klappen ;-)

Rene M. schrieb:
> dso_02_20_00_00_13.bmp

Rene M. schrieb:
> dso_02_20_01_24_46.bmp

Wichtige Regeln - erst lesen, dann posten!
Zeichnungen und Screenshots im PNG- oder
GIF-Format hochladen. Siehe Bildformate.

Zeichne dir einmal den kompletten Schaltplan mit den parasitären 
Elementen. In einer Simulation mit z.B. LTSpice ist es dann einfacher, 
irgendwelche Komponenten zu variieren und den Einfluss zu untersuchen.

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Hier ist eine Erklärung für die Schwingungen in der allerersten Messung
des TE.

Damit die im Screenshot

Rene M. schrieb:
> Ladekurve_Spule_330_H_an_12V_Ladekurve_n.i.o..bmp

gezeigte Schwingung entsteht, muss sich im Testaufbau irgendwo eine
Kapazität von ca. 20nF verbergen, die zusammen mit der Spule einen
Schwingkreis bildet. Für eine parasitäre Kapazität wäre dieser Wert
ziemlich hoch, so dass er eher einem oder mehreren bewusst verwendeten
Kondensatoren zuzuordnen ist.

Da die Schaltung keine Kondensatoren enthält und die Kapazitäten der
Oszieingänge mit 20pF viel zu niedrig liegen, fragte ich oben:

Yalu X. schrieb:
> - Woher kommen die 12V? Falls von einem Netzteil oder Netzgerät: Welches
>   Modell?

Rene M. schrieb:
> die Spannungsquelle ist ein lineares Netzteil (Basetech 305)

Sehr gut, denn dazu hat Conrad sogar einen Schaltplan veröffentlicht:

  https://asset.conrad.com/media10/add/160267/c1/-/en/000513812CD01/schaltplan-513812-basetech-bt-305-labornetzgeraet-einstellbar-0-30-vdc-0-5-a-150-w-anzahl-ausgaenge-1-x.pdf

Die Ausgänge des Basetech BT-305 sind zwar potentialfrei, aber über
100nF-Kondensatoren nach PE geschaltet. Da das Oszi über PE geerdet ist,
sind die Ausgänge des Netzgeräts somit kapazitiv mit der Oszimasse
gekoppelt. Die Oszimasse wiederum ist am Knotenpunkt zwischen der Spule
und dem Widerstand angeschlossen, womit die Kondensatoren tatsächlich zu
einem relevanten Bestandteil des Testaufbaus werden und zusammen mit der
Spule den gesuchten Schwingkreis bilden.

In diesem Schwingreis sind die beiden Kondensatoren effektiv parallel
geschaltet, da die Ausgänge des Netzgeräts niederohmig sind und deswegen
AC-mäßig als kurzgeschlossen betrachtet werden können. Zusammen haben
die beiden Kondensatoren daher 200nF, was deutlich über dem erwarteten
Wert von 20nF liegt.

Da auch nirgends ein dazu in Serie geschalteter Kondensator zu finden
ist, der die Gesamtkapazität verringern würde, vermute ich, dass die
100nF im Schaltplan nicht stimmen. Vielleicht werden in anderen
Board-Revisionen stattdessen 10nF bestückt, ohne dass ein aktualisierter
Schaltplan veröffentlicht wurde.

Ich habe das Ganze mal simuliert (s. Anhang) und mich durch Anpassen der
Kapazitätswerte und Hinzufügen einiger parasitärer Elemente an die
Signalformen im Oszi-Screenshot herangetastet. Um den Vergleich zu
erleichtern, habe ich die Signale in derselben Skalierung dargestellt
wie auf dem Oszibildschirm.

Wie man sieht, lassen sich die Signale in der Simulation mit sehr hoher
Genauigkeit nachbilden, vorausgesetzt, die beiden Kondensatoren des
BT-305 haben jeweils 11nF. Dies lässt vermuten, dass tatsächlich
10nF±20% bestückt sind.

Ein wichtiges Detail des Testaufbaus ist übrigens der auf dem Foto

Rene M. schrieb:
> IMG_3141.JPG

leicht zu übersehende Taster. Lässt man diesen weg und startet den
Prozess stattdessen mit dem Power-Schalter des Netzgeräts, sehen die
Signalformen anders aus, da die beiden PE-Kondensatoren anfangs noch
nicht vorgeladen sind.


Und was lernen wir aus dem Ganzen:

Bei einer von einem Netzgerät versorgten Schaltung sollte man die
Masseklemme(n) des Oszis nicht irgendwo in der Schaltung, sondern immer
an der Schaltungsmasse (also dem Potential des 0V-Ausgang des
Netzgeräts) anschließen. Sind Netzgerät und Oszi beide PE-geerdet, kann
es sonst zu bösen Kurzschlüssen über die PE-Leitung kommen. Aber auch
bei einem potentialfreien Netzgerät können seltsame Effekte entstehen,
wie dieser Thread zeigt.

Im konkreten Fall würde man die Messleitungen also folgendermaßen
anschließen:
1
                                     GND─
2
       CH3             CH2          Klemme
3
        │     _____     │             │
4
────────┴────┤_____├────┴────UUUUU────┤
5
                R              L      │
6
                                     GND

Auf dem Oszi lässt man sich dann CH2 und CH3-CH2 anzeigen.

PS: Mir war ehrlich gesagt selber nicht bewusst, dass man sich mit einem
potentialfreien Netzgerät derart ins Knie schießen kann. Bei meinem
eigenen sind die PE-Kapazitäten zwar nur 2·1nF, aber auch diese können
bei höheren Frequenzen schon gewaltig stören, wenn man die Masseklemmen
des Oszi ungeschickt anschließt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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du bist ein kompetenter Moderator. :-)

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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und jetzt nur noch den richtigen Betreff angeben anstelle von: Ladekurve 
Spule

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