Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elektret Mikrofon Array Signal symmetrieren und robust-machen für Bühnen Einsatz


von Jan K. (jan_k776)


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Hallo zusammen,
hier ist ein follow-up zu Beitrag "Selbstbau Mikrofon Array für Akkordeon". 
Hoffe es gibt noch ein paar Audio Leute hier :)

Ich möchte nach wie vor mein Akkordeon live abnehmen und anstatt mir das 
Mikrofon Array selbst zu bauen, habe ich eine fertige Lösung genommen, 
die ich nun etwas verbessern möchte. Dafür habe ich eine Simulation 
gebaut, sodass wir hoffentlich alle über dasselbe reden werden.

Ist Zustand:

Mikrofonarray mit Elektret Kapseln, alle parallel geschaltet. Auf der 
Klaviaturseite ("Melodieseite") gibt's 5 Kapseln, auf der Bassseite nur 
eine. Melodieseite wird zu einem Kanal zusammengefasst, Bass ebenso. Per 
zwei Cinch Anschlüssen geht es in eine Battery Box, die wider Erwarten 
gar keine Verstärkung macht, sondern nur mit Hilfe einer 9 V Batterie 
die Bias Spannung und AC Kopplung der beiden Kanäle macht. Dazu kommt, 
dass ein Kanal ("adjustable input") mit einem Poti etwas getrimmt werden 
kann. Dann gibt's noch eine Lautstärkenregelung für die gesammelten 
Kanäle, eine LED und das war's. Ausgang zum Mischpult ist dann eine 
3-polige TRS Buchse, in die ein 2-poliger (!) TS Stecker gesteckt wird, 
um Batterie Ground mit Gehäuse Masse zu verbinden und damit das Gerät 
einzuschalten.

Ich möchte nun statt des unbalanced, 2 poligen TS Kabels über eine 
längere Strecke ein 3-poliges XLR Kabel nehmen, um Störungen zu 
vermeiden und weil der Stecker robuster (mit Arretierung) ist.

Das XLR geht dann in das Mischpult mit mic Verstärker auf der Bühne 
(d.h. Kabel so ca. 20 m) und von da zum FOH.

Ziele:
- TS auf XLR umbauen
- 48 V Phantomspannung, die aus Versehen aktiviert wurde überleben
- das Signal möglichst robust gegenüver Gleichtaktstörungen und anderer 
Störquellen auf der Bühne machen
- Es muss kompakt am Körper zu tragen sein, weshalb klassische DI Boxen 
(siehe z.B. 
https://www.musicstore.de/de_DE/EUR/Palmer-PAN-01-Passiv-DI-Box/art-ACC0000936-000) 
nicht in Frage kommen.
- Es muss nicht high-end sein, aber ausreichend robust, d.h. ich möchte 
keine vollwertige DI Box nachbauen, oder selbst Übertrager, oder aktive 
Differenzverstärker einbauen, falls es nicht notwendig ist.

Mein Plan momentan: Pin 1 und Pin 2 des TS Steckers mit XLR Pin 2 und 
Pin 3 verbinden. Damit habe ich ein "quasi" balanced signal, dass 
natürlich nicht differentiell ist, aber auch keinen ground bezug des 
Mischpultes hat.

Das XLR Kabel geht ins Mischpult, dort wird Pin 1 auf Mischpult GND und 
Kabelschirm gelegt, aber auch nur da.

Weiter geht's in die Mic Eingangsstufe und den Verstärker.

Jetzt ist es aber so, dass die ganzen "normalen" TS auf XLR Kabel (siehe 
z.B. hier: https://www.thomann.de/de/cordial_em_5_mp_elements.htm) Pin 3 
vom Stecker mit auf Pin 1, also GND gelegt werden.

Anbei Bilder der ganzen Prosa. Die y-achsen sind in Volt, x-Achse in 
Sekunden. Eingang ist ein Sine Sweep. Auf den ersten Blick scheint es zu 
funktionieren, aber natürlich kann ich so Sachen wie platzende Elkos 
nicht simulieren ;)

Fragen:
- sollte ich das mit dem nicht verbundenen GND so machen?
- Hilft diese Verkabelung überhaupt, oder brauche ich einen 
transformer/Übertrager oder eine aktive Schaltung um von der balanced 
Übetragung Vorteile zu bekommen?
- Überlebe ich die 48 V? Falls nein, was ist eurer Meinung nach der 
empfindliche Teil? Die AC Kondensatoren, oder die Kapseln selbst? In 
einem anderen Forum stand, dass wenn ich keinen GND Bezug habe, mir die 
48 V nicht schaden können, aber stimmt das so?
- andere Vorschläge?

Vielen Dank!

PS: Die Mikrofone funktionieren auf kurze Strecke sehr gut, ich habr nur 
Bedenken bei Bühneneinsatz.

PPS: es scheint einen Markt für Phantom Blocker zu geben, die sind aber 
ganz schön teuer: 
https://www.thomann.de/de/tritonaudio_phantom_blocker.htm

PPPS: Ich möchte vor allem nicht meine jetzige Hardware killen. 
Mikrofonsysteme für Akkordeons sind nicht einfach zu bekommen und sind 
teuer.

Edit: habe gerade das hier gefunden: 
https://www.thomann.de/de/neutrik_na2mjtx.htm Im Prinzip will ich das 
nachbauen denke ich. Die Variante hier besitze ich: 
https://www.thomann.de/de/pro_snake_tpa_mp.htm

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Jan K. schrieb:
> - Es muss kompakt am Körper zu tragen sein, weshalb klassische DI Boxen
> (siehe z.B.
> 
https://www.musicstore.de/de_DE/EUR/Palmer-PAN-01-Passiv-DI-Box/art-ACC0000936-000)
> nicht in Frage kommen.

Davon abgesehen, das diese Box viel zu teuer ist, bietet sie allerdings 
ein robustes Gehäuse für dein Geraffel und die Speisung. Die Thomann-Box 
ist viel billiger und klingt sehr gut. Oder einen Übertrager als Schnur:
https://www.thomann.de/de/pro_snake_bxj_102_1.htm
Hier die Millenium DI-Box:
https://www.thomann.de/de/millenium_die_dibox_passiv.htm
Die habe ich vielseitig eingesetzt und immer ohne Probleme.

von Achim M. (minifloat)


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Hi,

Jan K. schrieb:
> um Störungen zu vermeiden und weil der Stecker robuster (mit
> Arretierung) ist.

Von Neutrik gibt es TRS-Buchsen mit Verriegelung. 
https://www.neutrik.com/en/neutrik/products/plugs-jacks/jacks/locking-1-4-chassis-jacks

Darüber hinaus täte es auch ein Schalter und ein 5m...7m langes gut 
geschirmtes Gitarrenkabel. Das könnte in deinem Kästchen fest 
angeschlossen und mit Knickschutz PG Verschraubung einigermaßen robust 
sein. Damit in eine Aktiv- oder Passiv-DI, die schmeißt du einfach auf 
den Boden und musst sie nicht herumtragen. Wäre die günstigste Variante 
und überlebt bzw. braucht 48V.

Jan K. schrieb:
> Mein Plan momentan: Pin 1 und Pin 2 des TS Steckers mit XLR Pin 2 und
> Pin 3 verbinden. Damit habe ich ein "quasi" balanced signal, dass
> natürlich nicht differentiell ist, aber auch keinen ground bezug des
> Mischpultes hat.

Die Leitungen von den Elektretkapseln fangen dir genug Störungen ein, 
die dann über Pin2 des XLR einen schönen Rasierapparat draus machen. Ne, 
bitte nicht. Ganz zu schweigen von 48V auf der eigentlichen Masse deiner 
Mics.

Jan K. schrieb:
> Hilft diese Verkabelung überhaupt, oder brauche ich einen
> transformer/Übertrager oder eine aktive Schaltung um von der balanced
> Übetragung Vorteile zu bekommen

Irgendeine Phasenumkehr wirst du benötigen, um aus TS-Jack unbalanced 
ein differentielles Signal zu machen.

Dein Thomann-Adapter ist nur ein Adapter. Die Neutrikschachtel hat einen 
Trafo drin, ist also eine DI-Box und überlebt bzw. trennt die 
Phantomspeisung.

mfg mf

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