Forum: PC-Programmierung Commodore 128 – 80 column colour mode


von Norbert (der_norbert)


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Im Falles des 8563 Video Controllers, seinerzeit eingesetzt im C128, 
zeigt sich einmal mehr, zu welch' schlimmen mentalen Verwüstungen der 
unkontrollierte Konsum Bewusstseins-verändernder Drogen während des 
Designprozesses führen kann.

Der 8563 besaß 16KiB (konnte bis zu 64KiB) eigenständiges, von außen 
nicht adressierbares RAM, welches indirekt über einen Satz von 37 
Registern angesteuert wurden.

Aber bei dieser ersten Indirektion beließ man es natürlich nicht. In 
typischer ›Hold my beer‹ Manier kam man auf die verwegene Idee, diese 37 
Register lieber noch durch eine zweite Indirektionsebene zu schleusen.

Und so findet man 2 (zwei!) direkt adressierbare Register, durch den der 
Prozessor das gesamte Geraffel steuert.

Nach Einnahme mehrerer Blättchen Löschpapiers besann man sich zudem auf 
eine in seiner Cleverness schon richtungweisende Arbeitsweise.

Man muss in kontinuierlich pollender Weise die Fertigmeldungen jeder 
Registermanipulation des Video Controllers abfragen. Schließlich wären 
Interrupts ja doch nur Teufelszeug.

Aber schließlich zählt nur das Ergebnis.
* Es sollte umständlich sein. CHECK
* Es sollte langsam sein. CHECK
* Es sollte RGB (Richtig Geil Bunt) können. CHECK

Angehängt ein kleines Stück Assembler-Code (schlechtes Wetter und 
Langeweile) zur Demonstration. Teile hätte man evtl. auch in BASIC 
schreiben können, aber wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Quellen zu 
hören war, wird sich unsere Sonne in geschätzten fünf Milliarden Jahren 
zu einem roten Riesen aufblähen. Also bleibt für BASIC nicht genug Zeit.
1
$ make clean && make
2
rm -f *.o *.hex *.prg
3
ca65 -t none -o col80.o col80.s
4
ld65 -t none -o col80.prg col80.o
5
-rw------- 1 norbert norbert 113 11. Okt 15:26 col80.prg
6
rm col80.o
7
$

Das ›col80.prg‹ habe ich mal zur Bequemlichkeit (für die ›nicht selber 
Bauer‹) mit angehängt.
Kann man in ›vice‹ mit Alt-A … select col80.prg … Autostart testen.

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Norbert schrieb:

> Der 8563 besaß 16KiB (konnte bis zu 64KiB) eigenständiges, von außen
> nicht adressierbares RAM, welches indirekt über einen Satz von 37
> Registern angesteuert wurden.
>
> Aber bei dieser ersten Indirektion beließ man es natürlich nicht. In
> typischer ›Hold my beer‹ Manier kam man auf die verwegene Idee, diese 37
> Register lieber noch durch eine zweite Indirektionsebene zu schleusen.
>
> Und so findet man 2 (zwei!) direkt adressierbare Register, durch den der
> Prozessor das gesamte Geraffel steuert.
[...]

Also, so vor 35 Jahren hätte mich das vielleicht interessieren können. 
Aber heute nicht mehr. Und auch vor 35 Jahren wäre es mehr 
interessehalber gewesen, da war Atari für mich relevant. Commodore wurde 
erst interessant, als dort die ehemaligen Atari-Entwickler den Amiga 
geschaffen haben.

Übrigens ein schönes Beispiel dafür, das Firmen und deren Manager 
austauschbar und irrelevant sind. Wirklich relevant sind die Leute, die 
die Produkte entwickeln.

von Cartman E. (cartmaneric)


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Ich habe doch neulich tatsächlich daran gedacht, den C128D
wieder mal einzuschalten. Um nicht zu sehr überrascht zu werden,
habe ich, glücklicherweise!, erst einmal den VICE C128 Emulator
bemüht. Und zum Spass von einer emulierten 1541 Disk CP/M gebootet.
Als mir dann die ersten Bildschirmbuchstaben förmlich einzeln
entgegentropften, habe ich den richtigen C128D weiter in Ruhe
gelassen.
Beim CP/M haben andere schon herausgefunden, dass die Software
im Default-Fall immer die längstmögliche Codesequenz bemüht.
Da kommt es dann auf die paar Indirekt-Zugriffe kaum noch an.

Immerhin kann man im 80 Zeichen-Modus die CPU auf FAST schalten.
Da ist der 6502-Abkömmling dann doppelt so schnell, weil ihm die
Grafik nicht in die Quere kommt. ☺

von Björn W. (bwieck)


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Hier kennen sich ein paar Leute mit dem VDC aus:
https://www.youtube.com/watch?v=R8bEgX6n-QM

von Frank D. (Firma: LAPD) (frank_s634)


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Sollte halt billig sein und billig bleiben,
die Kinder hat das wenig interessiert was unter der Haube für ein 
Gemurkse angestellt wurde. Die Entwickler haben halt das letzte 
rausgeholt aus der Kiste, da muss man dann mit solchem Gemurkse 
arbeiten, alles kostenoptimiert. Ne bunte Schachtel dazu viele Spiel, 
viel Werbung in den Homecomputermagazinen, … Das Ding sollte Profit 
bringen.

Den paar Kindern die auch mal mit der Kiste programmierten verkaufte man 
das Gemurkse auch noch als geniale Lösungen, die kannten ja nix anderes, 
für die war das normal und kamen sich ganz wichtig vor wenn sie sich in 
endlosen Frickelsessions darin eingearbeitet hatten und das Gemurkse in 
und auswendig  kannten oder den nächsten "geheimen" Frickeltrick auf dem 
Schulhof präsentieren konnten.

Schmeiss das Ding in die Tonne, beim nächsten nostalgischen Anfall gehts 
du in den Keller und putzt die Kellerschächte, ist sinnvoller und hast 
mehr davon.

von Norbert (der_norbert)


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Tja, da kann ich kaum zustimmen. Für die damalige Zeit waren all die 
verschiedenen Heimcomputer – im Rahmen der für Familien tragbaren Kosten 
– wirklich gut gemacht. Man sollte nicht den Fehler machen, dass was 
damals gebaut wurde mit dem Wissen von heute zu vergleichen.

Vor den Heimcomputern gab es SC/MP, KIM-1 und ähnliche, nur für eine 
sehr kleine Gruppe gemachter Computer.

Dieser spezielle Chip, der 8563 Video Controller, ist allerdings einer 
von wenigen, bei dem man sich besonders viel Mühe gegeben hat es 
möglichst schlecht zu machen. Oder jemanden zu Beauftragen der es 
möglichst schlecht macht, was ja auch gelungen ist.

Frank D. schrieb:
> Schmeiss das Ding in die Tonne, beim nächsten nostalgischen Anfall gehts
> du in den Keller und putzt die Kellerschächte, ist sinnvoller und hast
> mehr davon.

Unsinn, keines Kommentars würdig.

von Thomas S. (thommi)


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Norbert schrieb:
> Unsinn, keines Kommentars würdig.

Genau so. Ich halte meinen TI99/4A mit Extended Basic auch in Ehren. Die 
Bootzeit ist verglichen mit den heutigen Rechnern unschlagbar :-)

von Cartman E. (cartmaneric)


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Thomas S. schrieb:
> Genau so. Ich halte meinen TI99/4A mit Extended Basic auch in Ehren. Die
> Bootzeit ist verglichen mit den heutigen Rechnern unschlagbar :-)

In der Kategorie "Von hinten durchs Auge in die Brust", setzt der
TI99 aber auch Massstäbe. Details sind mir glücklicherweise entfallen.
Nicht das Mann es womöglich genauso macht. ☺

Den Z80 bekam der C128 spendiert, weil der so kompatible C64-Modus
mit dem C64 CP/M-Cartridge nicht zurechtkam. Bei allen IO-Zugriffen
die der Z80 nicht kennt, ist er auf die Hilfe der 6502* CPU angewiesen,
und so stellen sie sich gegenseitig ein Bein. ☺


*) Gemeint ist das jeweilige Derivat.

von Joachim B. (jar)


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Ob S. schrieb:
> da war Atari für mich relevant

für mich auch mit dem ST4 KAOS und Syquest 44 Megafile 44

von Rbx (rcx)


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Ob S. schrieb:
> Commodore wurde
> erst interessant, als dort die ehemaligen Atari-Entwickler den Amiga
> geschaffen haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ghosts_’n_Goblins

Da hatten die Entwickler von Capcom ganze Arbeit geleistet - aber nicht 
nur da.
(dass die aktuelle KI keine Verwandtschaften zwischen Skyrim und Breath 
of Fire findet, halte ich doch für etwas nachlässig)

Meine Schwester hatte sich damals gleich einen c128 gekrallt und sie und 
ihre Arbeitskollegin hatten mich mit in einen BASIC-Kurs an der VHS 
geschleppt. Pascal wurde da auch noch angeboten. Happy Programming-World 
on the go damals also schon ;)
(etwas später kamen dann noch die C16 - auch mit einem gar nicht so 
schlechten BASIC-Einstiegskurs auf Cassette.)

von Tim (timgabinski)


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Ich habe so einen C128D auch noch irgendwo rumliegen. Ich war damals 
auch zuerst mal vom 80-Zeichen Modus etwas enttäuscht, aber ich denke, 
man muss das Design im Kontext der Zeit sehen. Für memory mapping der 
16k war im 64k Adressraum kein Platz, und für die professionellen 
Anwendungen, für die der 80-Zeichen Modus gedacht war, ist der 
umständliche und langsame SPeicherzugriff kein echtes Problem. Im 
C64-wiki steht, dass für eine Erweiterung des VIC keine Kompetenzen mehr 
im Haus vorhanden waren, daher die Lösung mit zwei Chips. Der 6502 hat 
ja auch nur ein sehr rudimentäres Interruptsystem, daher wohl das 
polling. Ich denke, viel mehr war nicht drin.

von Norbert (der_norbert)


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Tim schrieb:
> für memory mapping der
> 16k war im 64k Adressraum kein Platz,

Der C128 besitzt doch schon Vorkehrungen für ›memory mapping‹
Wäre es nicht so, dann hieße er bestenfalls C64. 😎

Es hätte aber zumindest schon etwas geholfen, wenn man die 37 VDC 
Register direkt in den Adressraum gemappt hätte.
Denn bei 16 Banks à 64KiB hätte man sich da nicht wirklich strecken 
müssen.

Tim schrieb:
> Der 6502 hat
> ja auch nur ein sehr rudimentäres Interruptsystem, daher wohl das
> polling.

Richtig. Und bei Einzelbyte Operationen geht das auch noch. Aber wehe 
man nutzt die Block-Operationen. Da kann man nur ›Fire and forget‹ 
machen, etwas anderes parallel rechnen und dann rechtzeitig auf 
Fertigstellung pollen. Elegant ist anders, aber so isses nun mal. ;-)

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