Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elko rauh in AEG-Stroboskop von 1955 ersetzen


von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe ein historisches AEG-Stroboskop aus den 50ern, bei dem ich mich 
angesichts des Glättungselkos am Eingang nichtmal traue, es probehalber 
einzustecken. Das weiße Gebrösel oben am Überdruckventil scheint nämlich 
nicht bloß der Rest des Gummistopfens, sondern eher der Rest des 
Elektrolyts zu sein. Kapazität messen geht nicht, weil die 
Anschlußdrähte "verschlaucht" unzugänglich sind und nicht ohne weiteres 
gelöst werden können.

Ungefähr passende Elkos aus der Bastelkiste hätte ich einige, aber ich 
weiß nicht, was das Stroboskop von dem "Elko rauh" C1, C2 mit 2x16µF 
450/550V erwartet.

Dem Schaltplan nach hängt C1 nicht direkt an Netzspannung, sondern an 
der 250V-Sekundärwicklung eines Trafos, siehe grünes Sternchen. Und der 
zweite an derselben Stelle hinter einem 10k Widerstand.

Der eigentliche Blitzstrom für die Entladung kommt dagegen von den 
(Folien?)-Kondensatoren mit 2,75 oder 3,75µF (ich nehme an S1 ist die 
Intensität) rechts beim roten Sternchen. Die über 4k eher gemütlich vom 
ersten Elko geladen werden.

Das Stroboskop kann bis 250 Hz, was dann wohl den Rippelstrom von C1 
bestimmt. Den auch nur zu schätzen fehlt mir jedoch der intellektuelle 
Zugang. Bzw. das nötige Fachwissen. :)

Ich habe alte axiale Elkos aus Neonröhren-Vorschaltgeräten. Siemens 
43588, extra für hohe Rippelströme, Longlife, Industrie pipapo. 
Datenblatt im Anhang ("Epcos" ist falsch, aber ich kann den Namen nicht 
mehr ändern) mit 450V Nennspannung und ausdrücklich angegebene 600V 
Spitze. Die Spannung ist gar nicht mehr im Datenblatt, aber es sagt für 
die 350V-Version bei 22µF einen ESR von grob 2 Ohm und einen Rippelstrom 
von 0,5A. (Der China-Transistortester bestätigt den ESR und die 
Kapazität.)

Wenn ich das laienhaft anwende, komme ich bei 0,5A * 200V auf 100W 
mögliche Dauerleistung, die die Blitzröhre wohl gar nicht kann. Die 
tatsächliche Leistung muß also niedriger liegen, und der Rippelstrom 
wiederum niedriger als diese.

*TLDR: Paßt also so ein 450V, 22µF Elko statt der 16µF? :)*

Ich habe leider nur welche mit 10 und 22µF. Das dürfte aber anstelle der 
16 unkritisch sein, sowohl bei C1 und erst recht beim C2, der ja nur 
eine Glättung für den Steuerteil macht?

Alternativ hätte ich auch aktuelle Rubycon BXA aus Schaltnetzteilen mit 
"nur" 400V, 10µF. Die sind aber winzig im Vergleich zu den Siemens.

Allzuviel will ich gar nicht basteln,denn sonst komme ich von Hölzchen 
auf Stöckchen und am Ende könnte man das ganze Stroboskop durch 
blitzende LEDs mit einem Mikrocontroller ersetzen.

: Bearbeitet durch User
von Torsten B. (butterbrotstern)


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Sehr schönes Gerät mit schöner Anleitung (AEG Messwesen: 
Bedienungsanweisung für Lichtblitz-Stroboskop LS3 und Zusatzgeräte 
TPW/V 56502  August 1955).

Es gibt 3 Blitzkondensatoren: C14 (0µ75), C13 (2µ0) und C12 (3µ0) laut 
Plan, bei Dir sind größere eingebaut.
250 Blitze pro Sekunde gehen sicher nur in Schalterstellung S1-7 / 
dunkel.
Die orange blitzende Lampe (Röhre 2: Sylvania / GeneralRadio Strobotron 
631-P1, FERRANTI NSP1 Cold Cathode Tetrode Gas Discharge Tube  oder 
Sylvania 1D21SN4) leuchtet dann wegen der geringeren Kondensatorspannung 
nur sehr dunkel, weil der W11 (4k0) "nicht mit dem Laden nachkommt". 
Weiß mit Xenon kam erst später.

Gut, dass Du nicht eingesteckt hast:
1: vorher von 220 auf 240 V umlöten
2: die Elkos haben die Formierung verloren, d.h. man muss sie sehr 
behutsam und langsam (mindestens eine Stunde) wieder an Spannung 
gewöhnen (Stelltrafo oder Vorwiderstand).
3. Macht man das nicht, kann Dir der Elko um die Ohren fliegen (selbst 
schon erlebt).

Ich kenne ein ähnlich altes Teil mit Neon-Blitzröhre, das leuchtet schön 
orange.
C1 ist sicher nur mit schwachem Rippelstrom belastet. Das Gerät hat 
maximal 35 VA (Pdf Seite 2 oben). Die Multivibratorröhre ist eine EDD11.

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Der 2x16µF Becher muß auf jeden Fall sofort raus, bevor das Gerät 
Spannung bekommt. Die ersatzweise 22µ 450V sollten vorher schon mal 
langsam formiert werden. Hintergrand ist, dass etwas höhere Stromspitzen 
zu erwarten sind, die die originalen Gleichrichter knechten könnten. Da 
frühere Elkos große Toleranzen +100/-50% hatten, hätte ich von der 
Kapazität her in der Siebung keine Sorgen.

von Hannes J. (pnuebergang)


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Wollvieh W. schrieb:
> Kapazität messen geht nicht, weil die
> Anschlußdrähte "verschlaucht" unzugänglich sind und nicht ohne weiteres
> gelöst werden können.

Zur Reparatur musst du den sowieso ausbauen. Als frisch ans Werk und in 
den sauren Apfel beißen.

von Frank L. (florenzen)


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Der Becherelko sieht aus als hätte er eine M18 Zentralbefestigung. Wenn 
du keine fliegenden Basteleien haben willst könnte ein F&T Serie SZ der 
passende Ersatz sein, allerdings als 22+22µF/450V. Ich hänge das DB mal 
an.

Gruß,
Frank

von Frank L. (florenzen)


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Asche auf mein Haupt. Ich bin zu doof für Attachments.
Gruß,
Frank

von Jens G. (jensig)


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Wollvieh W. schrieb:
> Ungefähr passende Elkos aus der Bastelkiste hätte ich einige, aber ich
> weiß nicht, was das Stroboskop von dem "Elko rauh" C1, C2 mit 2x16µF
> 450/550V erwartet.

Eigentlich nichts besonderes. Es ist einfach ein Doppelkondensator. Das 
"rauh" hat keine anwendungstechnische Bedeutung. Soll nur eine damalige 
"Hochtechnologie" andeuten, bei der die Elektroden-Folien angeraut 
wurden, um die wirksame Oberfläche zu vergrößern, bzw. die 
Kapazitätsdichte zu erhöhen, resultierend in kleineren geometrischen 
Abmaßen.

Ansonsten gehen sicherlich auch 22µF, denn die alten Elkos hatten ehh 
massiv große Toleranzen, so dass die 22µF keine sonderliche 
Herausforderung darstellen.

von Torsten B. (butterbrotstern)


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Anhang löschen können nur die Moderatoren, daher den ganzen Beitrag 
löschen und einen neuen schreiben.

von Nemopuk (nemopuk)


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Was bedeutet die Angabe "rauh" beim Elko?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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von Torsten B. (butterbrotstern)


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Die Bestellnummer des 450V-Doppelelkos von F&T heißt SZ22045025040, im 
alten Datenblatt (siehe unten) stimmt es noch, im neuen steht fälschlich 
S22045025040.

Datei: C:\eigen\kond\wüstens_SZ-ELKOS.pdf
Titel: Microsoft Word - FTCap2003.doc
Autor: js
Erstellt am: 15.01.2004 09:01:50
Geändert am: 15.01.2004 10:02:47
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Jan Wüsten verkauft die 550V-Version für gutes Geld, scheinbar eine 
Custom-Version, da sie nicht im Katalog steht.
https://www.die-wuestens.de/k1.htm
KON6616  SZ16055025040 Doppelelko 16+16uF 550V für 19 Euro
KON6632  SZ32055025054 Doppelelko 32+32uF 550V für 22 Euro
https://www.die-wuestens.de/kd/SZ-ELKOS.pdf
https://www.die-wuestens.de/kd/KON6616.pdf
https://www.die-wuestens.de/kd/KON6632.pdf

Die ähnliche SH-Serie hat 105°C, gibt es aber nur als Einzel-Elko.

: Bearbeitet durch User
von Arno H. (arno_h)


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Den Eingangsspannungswähler würde ich auf 240V setzen.

Arno

von Andreas M. (elektronenbremser)


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Torsten B. schrieb:
> Gut, dass Du nicht eingesteckt hast:
> 1: vorher von 220 auf 240 V umlöten

Arno H. schrieb:
> Den Eingangsspannungswähler würde ich auf 240V setzen.

von Andreas M. (elektronenbremser)


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Jens G. schrieb:
> Das "rauh" hat keine anwendungstechnische Bedeutung. Soll nur eine
> damalige "Hochtechnologie" andeuten, bei der die Elektroden-Folien
> angeraut wurden, um die wirksame Oberfläche zu vergrößern, bzw. die
> Kapazitätsdichte zu erhöhen, resultierend in kleineren geometrischen
> Abmaßen.

Nemopuk schrieb:
> Was bedeutet die Angabe "rauh" beim Elko?

von Nemopuk (nemopuk)


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Andreas, ich wurde bereits darauf hingewiesen. Dennoch danke für's 
heimliche Nachtreten.

von Silvester (syntro)


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Arno H. schrieb:
> Den Eingangsspannungswähler würde ich auf 240V setzen.

Japp.

Wollvieh W. schrieb:
> Ungefähr passende Elkos aus der Bastelkiste hätte ich einige, aber ich
> weiß nicht, was das Stroboskop von dem "Elko rauh" C1, C2 mit 2x16µF
> 450/550V erwartet.

Dann nutze doch Deine Passenden, ansonsten steht alles im Plan - da 
gibts zwei Eich- und ein Regelwiderstand, das Gerät läuft netz- oder 
fremdsynchron, erwartet demnach keine spiegelglatten Experimente, aber 
auch keinen allzu rauen Wechselstrom. Das damalige rauh betrifft nur die 
interne Elektrodenoberbläche und ist obsolet bzw. irreführend bei der 
Wahl.

Ich bliebe bei den Werten im Schaltplan und nähme heute z.B. 2x16/400 
aus 2x(10 + 5) parallel, ein µ gehört der Toleranz. Danach würde ich das 
Gerät nach Anleitung nachjustieren und gut ist. Die Stahlröhren 
vertragen das locker.

Wem auch die historische Optik was bedeutet kann sich spielen und den 
Originalbecher aushöhlen, neu beschriften, lackieren usw.

: Bearbeitet durch User
von Dieter W. (dds5)


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Zur Unterscheidung von Elkos mit geätzter (rauh) Anodenfolie stand auf 
den Typen mit ungeätzter Folie gelegentlich auch "glatt" drauf.

Kann man auch gut sehen wenn so ein Elko zerlegt wird. Die alten glatten 
Folien glänzen wie Haushalts-Alufolie und die geätzten sind mattgrau und 
fühlen sich wie feines Schleifpapier an.

von Silvester (syntro)


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Dieter W. schrieb:
> Kann man auch gut sehen wenn so ein Elko zerlegt wird. Die alten glatten
> Folien glänzen wie Haushalts-Alufolie und die geätzten sind mattgrau und
> fühlen sich wie feines Schleifpapier an.

Oh, als Lametta für Weihnachtsdeko also noch gut, oder für Sinnvolleres?
Der Elkoböller ist ja bekannt. Mir ist einer im Zimmer explodiert - war 
ein Sonderangebot, da lernte ich lautstark, keinem Sonderangebot zu 
trauen, das nicht sofort verzehrt werden kann.

BTW wärs interessant ob Elektrolyt berührungsgiftig ist...

: Bearbeitet durch User
von Thomas W. (goaty)


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Curious Marc repariert gerade was ähnliches:
https://youtu.be/6zEnetFmy00

von Karl B. (gustav)


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Dieter W. schrieb:
> Kann man auch gut sehen wenn so ein Elko zerlegt wird.

Ein gemeinsame Minus-Wickel und zwei Plus-Wickel.
Und Elektrolyt riecht wie Salmiakgeist.

ciao
gustav

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