In meinem Arbeitszeugniss steht: Er programmierte selbständig in den Hochsprachen "C" und "Matlab" unter Teamwork und anderen Entwicklungsumgebungen. ... Akute Probleme wurden von Herrn X. eigenständig vor Ort in Korea beim Kunden analysiert und beseitigt. ... Besonders hervorzuheben waren seine sehr selbständige Arbeitsweise, seine Einsatzbereitschaft sowie seine Belastbarkeit. Ich finde, dass "selbständig" ueberbetont ist (3x!!!). Kann es ein Hinweis sein, dass ich mir ungern was sage lasse und kein guter Teamplayer bin? Ansonsten macht das Zeugnis eher einen positiv Eindruck.
Also, in Verbindung mit "vor Ort in Korea" liest sich das für mich OK. Meine Übersetzung: - Den kann man aus dem Käfig rauslassen und zum Kunden in die Welt senden - Vor Ort, beim Kunden bringt er Dinge zum Laufe ohne rumzuzicken oder uns beim Kunden zu blamieren. - Statt alle fünf Minuten nach Hause zu telefonieren und zu jammern hat er sich den Arsch abgearbeitet damit das Ding läuft - und es lief
Für mich klingt es auch positiv, aber kommt halt immer auch auf den Leser darauf an. Allenfalls kannst Du ja noch einen separaten Satz zum Thema Teamarbeit ergänzen lassen.
Wenn man als Einzelkämpfer zum Kunden fährt ist Teamarbeit nicht gefragt, sondern Selbständigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, diplomatisches Geschick etc. Die 'Gefahr' bei dieser Formulierung ist, dass du als optimaler Inbetriebnahme-Ingenieur klassifizierst wird.
>Besonders hervorzuheben waren seine sehr selbständige Arbeitsweise, >seine Einsatzbereitschaft sowie seine Belastbarkeit. Das könnte man auch so deuten: Hr.X ist ein eigenbrötler der sich in seine Entwicklerkammer zurückzieht und vor sich hinbastelt. Auf ihn kann man jeden Müll abladen, da er sehr leidensfähig ist und sich niemals über Arbeit beschwert - er kann halt nicht nein sagen. Aber vorsicht: er neigt zu selbstüberschätzung. Beim Kunden vor Ort trifft er eigenmächtig Entscheidungen - zum Glück hat er uns dadurch noch keinen Schaden zugefügt. @Jürgen: Ich würde Dich bei einem Bewerbungsgespräch ganz sicher darauf ansprechen. >Kann es ein Hinweis sein, dass ich mir ungern was sage lasse und kein >guter Teamplayer bin? Gut erkannt.
Ingenör schrieb: >>Besonders hervorzuheben waren seine sehr selbständige Arbeitsweise, >>seine Einsatzbereitschaft sowie seine Belastbarkeit. > > Das könnte man auch so deuten: > Hr.X ist ein eigenbrötler der sich in seine Entwicklerkammer zurückzieht > und vor sich hinbastelt. Auf ihn kann man jeden Müll abladen, da er sehr > leidensfähig ist und sich niemals über Arbeit beschwert - er kann halt > nicht nein sagen. Also, bis dahin ist es nicht unbedingt negativ. Die meisten Firmen brauchen Mitarbeiter, die nicht nur schlau herumreden und Vorschlaege machen, sondern die Arbeit auch tun. So verstehe ich meinen Job. > leidensfähig ist und sich niemals über Arbeit beschwert Das klingt doch super fuer jeden potentiellen Arbeitgeber > Aber vorsicht: er neigt zu selbstüberschätzung. > Beim Kunden vor Ort trifft er eigenmächtig Entscheidungen - zum Glück > hat er uns dadurch noch keinen Schaden zugefügt. Das konnte ich nicht aus dem Zeugnis rauslegen. Kann aber sein, dass manche das nicht haben wollen, andere aber schon.
>kein guter Teamplayer
Scheiss Teamarbeit, wir-Gefühl und wasweißich.
Ganz im Ernst, wenn ich jemanden vor mir sitzen hätte, der sich ständig
einen auf seine Teamfähigkeit einbildet, ich würd den nach Hause
schicken.
Natürlich ist es viel wert, mit anderen Leuten zusammenarbeiten zu
können.
Was mir allerdings gehörig gegen den Strich geht, sind Firmen, die alle
Leute in einem "Team" als eine Einheit betrachten, gleich schlecht
bezahlen und sich freuen, wie toll das "Team" arbeitet.
Das wird in der Realität nämlich nie passieren. In jedem Team wird es
einen geben, der nichts kann aber alle Leute herumkommandiert, einen
armen Kerl, der bestenfalls noch gemobbt wird und sowieso die ganze
Arbeit machen muss und einen Schwung Leute, die sich mit fremdem Feder
schmücken und beim Chef kriechen gehen.
Der Teamplayer ist für mich ein Mensch, der genau da mitmacht. Selber
leistet er kaum was, aber alles was irgendwer geleistet hat, selbst wenn
er selber nie daran beteiligt war, haben "wir" geleistet.
Wenn der Chef dann kommt, haben "wir" natürlich auch ein Problem, wenn
er mit seiner verkorksten Idee vor die Wand gefahren ist.
Kurzum, sei froh, wenn du einer bist, der selber mal was auf die Reihe
bekommt und sich auch mal traut, den Mund aufzumachen...
Bzgl des Fragesteller: ich halte eher den passus "Er programmierte selbstständig" für fragwürdig . Diese Überbetonung selbstständig ist sicherlich eher ein Zeichen der eloquenten Hilflosigkeit .. ein häufig zu findenes Problem, was typische Auswahlorgane z.T. überhaupt nicht realisieren Meine Exfirma war u.a. nicht mal in der Lage wichtige Arbeitsspekren bei mir im Zeugnis zu kommunizieren - ohne darauf hier näher eingehen zu wollen nur dies: Nach nem halben Jahr "stand" der Laden -und noch mehr.... Da hier einige Nerds kommunizieren ,soviel . Ich kann programmieren aber vielleicht nicht so elegant und vorallem schnell genug, so daß mancher einen schnell als "Nichtskönner" einstuft... Mit dem Privileg lebe ich aber gerne ,weil der Gesamtverbund von allem wieder ganz anders aussieht - nur dazu benötigt man ein passendes Teamumfeld : Zu viele Firmen habe überhaupt nicht begriffen das man nicht die eierlegende Wollmilchlaus -also letzlich Alphatierchen nur einstellenkann bzw finden muß . Wer sagt denn das der sog "Nichtskönner" nichts kann ... gerade dieses aus einfältiger Sicht nichtskönnen ist es, was viele Arbeiten voranbringt. Heute heißt sowas Skills auf neudeutsch - nur diese wirklich wichtigen Skills werden defacto nicht abgefragt bzw Allgemein- plätzen nebengeordnet Wieviele Projekte werden an die Wand gefahren ,weil lauter "Könner" effektiv mit Knowhowzelt rumagieren und mit eben fragwürdigstem Fachdenken rudimentäre Dinge gar nicht anpacken können ?! Selbstverständlich muß sich der Einzelne im Sinne des Teams zurücknehmen können... leider lassen heutige Personalauswahlkriterien nur typische Ellbogenkandiaten und/oder Dummschleimer durchkommen... Das "Zocken" ist mittlererweile Allgemeingut , was "verzockt" wird hat nur den zu interessieren ,der den Saustall aufräumen soll. Somit sind Phrasen wie eben teamfähig nichts als heiße Luft . Dies zeigt auch , daß die Personalbüros Ihren wirklichen Aufgaben überhaupt nicht gewachsen sind - wie auch , wenn typischerweise dort sonstwo "durchgefallene" sitzen , also dritt- bis vierklassige Leute.... Die können gar nicht mit Erstklassigen umgehen ,geschweige denn erkennen , daß Ihre Aufgabe darin besteht , solche Einschleimer etc derart rauszufiltern ,daß die kapieren ,was teamfähig in praxi bedeutet. Da Agieren mit Checklistenworthülsen ist ebensowenig ein Qualitäts- kriterium wie eine hohe DFQ bei ner Klausur natürlich sollte ggfs auch der "Chef" hinhören , daß sein Agieren u.U. genau das Gegenteil dessen bewirkt was die Firma benötigt.
Gast schrieb: >>kein guter Teamplayer > > Scheiss Teamarbeit, wir-Gefühl und wasweißich. > Ganz im Ernst, wenn ich jemanden vor mir sitzen hätte, der sich ständig > einen auf seine Teamfähigkeit einbildet, ich würd den nach Hause > schicken. Fuer mich bedeutet Teamfaehigkeit lediglich normale soziale Kompetenz. Das umfasst Dinge wie: Kritikfaehigkeit, Fehler eingestehen, sein Leistung richtig einschaetzen, die Arbeit anderer wertschaetzen und loben, und vor allem ehrlich zu sein ... Wenn jemand ehrlich ist, dann ist er schon der beste Kandidat. D.h. Dinge die man in der Kinderstube lernt (oder nicht lernt). Ich wuesste nicht (?) was Teamfaehigkeit sonst noch bringen soll.
Jürgen G. schrieb:
> Ich wuesste nicht (?) was Teamfaehigkeit sonst noch bringen soll.
Du hast etwas ganz Entscheidendes weggelassen: Kommunikation.
Informationsfluss in beiden Richtungen, nicht nur in eine.
Es gibt exzellente Leute mit allen vor dir genannten sozialen
Kompetenzen, aus denen du ohne "Gewaltanwendung" nichts rauskriegst,
schon garnicht von alleine. Nicht teamfähig.
Leider wird ja die Kommunikation im Zeugnis-Deutsch eher negativ bewertet: Er suchte das Gespraech mit den Kollegen = Klatsch-Tante
Das war von mir eher als Bestandteil des Begriffs "Teamfähigkeit" gemeint, nicht so sehr als eigener Punkt im Zeugnis: Wer von Natur aus eigenbrötlerisch arbeitet und aus dem die Kollegen alles Nötige immer erst aus der Nase ziehen müssen, wird die Teamfähigkeit nicht oder nur schlecht qualifiziert um Zeugnis finden. Wenn du natürlich einen Job hattest, in dem du sowieso immer allein arbeiten musstest, dann kann das Zeugnis nicht gut qualifiziert darüber aussagen.
Bei Kommunikation waere bei mir wichtig: Qualitaet anstatt Quantitaet. Leider hat ja die Quantitaet durch den Einsatz der elektronischen Kom.-Mittel schlagartig zugenommen. Ich habe selten eine Verbesserung darin gesehen, eher eine Zeitverschwendung (z.B. Durchlesen von unendlichen nicht-relevanten E-mails). Bei meinem 1. Job gab es noch kein Handy, Email schon - aber wurde wesentlich spaerlicher eingesetzt. Ich schaetze es, wenn Kollegen ihre Aussage auf die wesentlichen Punkte zusammenfassen und keine Romane erzaehlen.
Diese ganzen Zeugnisgeschichten sollte man als Klopapier recyceln. Mehr Wert hat das ganze nämlich nicht. Nur Lug und Trug. Ein Trauerspiel für eine zivilisierte Gesellschaft.
> Ein Trauerspiel für eine zivilisierte Gesellschaft.
Die Unternehmen machen das ja nicht um Leute zu ärgern, sondern, weil
denen gerichtlich untersagt wird, die angebliche oder tatsächliche
Wahrheit reinzuschreiben.
Je mehr die Arbeitswelt verrechtlicht wird, umso mehr werden die
Arbeitgeber mit Tricks arbeiten.
Helfen tut das niemanden, im Zweifelsfall wird auf die Besetzung einer
Stelle verzichtet.
Es würde reichen wenn die Bildungsnachweise und eine selbst verfaßter Erfahrensbericht ohne Namensnennung vorgelegt würde. Ich weiß selbst was ich kann, welche Erfahrung ich hab und ein Arbeitszeugnis hilft bei der Jobsuche nicht wirklich, gleich wie wohlwollend es klingt. Entscheidend ist, ob ich es mir zutraue die geforderte künftige Tätigkeit erfolgreich auszuüben zu können, finde ich. Wenn ich schon allein das Wort "Nachweis" in Stellenbeschreibungen lese, wird mir ganz übel. Arbeitszeugnisse von Inkompenten nutzen in erster Linie der Unternehmenslobby und bevormunden den AN unangemessen. Menschen werden dadurch nur auf das Niveau eines Joghurt reduziert. Leider wehrt sich kaum einer und alle machen bereitwillig mit. Tatsächlich ist das ganze System hochgradig BEDINGUNGSFEINDLICH für den AN.
Garagentoröffner schrieb: > Je mehr die Arbeitswelt verrechtlicht wird, umso mehr werden die > Arbeitgeber mit Tricks arbeiten. > > Helfen tut das niemanden, im Zweifelsfall wird auf die Besetzung einer > Stelle verzichtet. Das scheint nicht nur eine D-typische Eigenheit zu sein. Ich habe mal in GB gearbeitet und auch dort ein Zeugnis bekommen mit den entsprechenden Formulierungen: Mr xyz is very diligent and reliable in his work and completed the tasks he worked on to our full satisfaction.
Ja, ich finde "sehr selbstständig" wird besonders betont, d.h. die Softskills waren nicht so wie gewünscht oder erhofft, ist aber bei Entwicklern mehr oder weniger üblich, ich habs auch in Zeugnissen drin stehen, auch wenn nicht so intensiv wie in deinem.
Das ist ja ein uralter Thread von mir! Kann mich gar nicht mehr erinnern, dass ich das geschrieben habe ...
Beitrag #4937858 wurde von einem Moderator gelöscht.
Jürgen W. schrieb: > Das ist ja ein uralter Thread von mir! > Kann mich gar nicht mehr erinnern, dass ich das geschrieben habe ... dann kannst du da darüber berichten obs deiner Karriere genutzt hat oder nicht. So was interessiert die Massen schon.
> dann kannst du da darüber berichten obs deiner Karriere genutzt hat > oder nicht. So was interessiert die Massen schon. Das obige Zeugnis ist leider schon zu uralt, dass es noch jemand ließt. Es gilt grundsätzlich, dass man keine älteren Sachen als 8 Jahre in seiner Bewerbungsmappe drinhaben darf. Zum Zeitpunkt des Threads (2009) war das Zeugnis auch schon an der Grenze der 8-Jahre.
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