Forum: HF, Funk und Felder CW hören mit No-Name-Weltempfänger


von Herr_Mann (Gast)


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Tach Gemeinde,

habe hier einen No-Name-Weltempfänger mit durchgehendem KW-Bereich von 
5,95MHz bis 15,6MHz. Den würde ich gerne zum CW-Empfang umrüsten.
On Board hat er das IC TA8132AN von Toshiba.

Wenn ich es richtig verstehe, funktioniert CW folgendermassen: der 
Sender schickt im Morsetakt einen unmodulierten Träger in den Äther.
Der Empfänger stellt fest, ob der Träger vorhanden ist oder nicht und 
wenn er vorhanden ist, wird irgendwie ein Piepton erzeugt, der den 
Träger für das menschliche Ohr hörbar macht.

Problem: der oben erwähnte Weltempfänger besitzt kein S-Meter oder 
ähnliches, an dem das Trägersignal abgegriffen werden könnte.
Allerdings müsste man das gewünschte Signal doch auch direkt hinter der 
Mischstufe abgreifen können, oder?

Habe also das Datenblatt vom  TA8132 runtergeladen und das 
Blockschaldbild des ICs betrachtet. So richtig schlau bin ich daraus 
nicht geworden, aber ich vermute, dass man das gewünschte Signal an 
Pin23 = MixOut abgreifen könnte.

Was meint Ihr, kann man das prinzipiell (und auch konkret;)) so machen?

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

Du brauchst das Signal an Pun 9, IF-Out, das ist die ZF.
Dann brauchst Du einen Oszillator, der im hörbaren Bereich neben der ZF 
schwingt (sollte um 460kHz sein, Filterbeueichnung im Empfänger 
nachschauen).

Dazu jetzt noch einen CW/SSB-Demodulator, Produktdetektor o.ä.
http://www.dl5mgd.de/drmmischer/drmmischer.htm

Deep-Links sind zwar unhöflich, aber ich ahbe nichts anderes auf die 
Schnelle gefunden.

Für CW/SSB muß der Oszillator nicht 12kHz sondern so ca. 1kHz neben 
Deiner ZF schwingen, beim Sondkartenanschluß kommt dann das demodulierte 
CW/SSB-Signal raus Richtung Verstärker.

Gruß aus Berlin
Michael

von Matthias (Gast)


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Du benötigst einen BFO. Wenn deine ZF 455 kHz ist, dann sollte dein BFO 
auf 455,8 kHz schwingen. Dafür findet man zahlreicher Anregungen im 
Internet.

Deinen PC und die Soundkarte brauchst du gar nicht, wenn du Telegrafie 
hören möchtest.

Auch SSB Empfang ist mit BFO möglich. Dann sollte der BFO etwas 
verstimmbar sein.

von Herr_Mann (Gast)


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Auch SSB Empfang ist mit BFO möglich. Dann sollte der BFO etwas
verstimmbar sein.

>Auch SSB Empfang ist mit BFO möglich. Dann sollte der BFO etwas
>verstimmbar sein.
in welchem bereich denn in etwa?

man kann das doch auch einschleifen, um die weiteren verstärkerwege des 
weltempfängers zu nutzen, oder?

von Hewlett (Gast)


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Für SSB Empfang muß der BFO auf exakt der ZF schwingen. Für CW um 800 Hz 
daneben.
Schwieig wir die Ermittlung der ZF des Empfängers sein. Mal um 455 kHz 
mit einem Messsender probiern.
Lose Ankopplung mit einer Spule über den Empfänger oder dessen 
Stabantenne reicht.
Dann einfach einen Sender im KW-Bereich z.B. 6075 kHz Deutsche Welle 
einstellen. Nun mit dem Messsender die Frequenz um 455 kHz solange 
verstellen, bis man ein Schwebungsnull feststellt.
Dies ist dann die Empfänger ZF.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

wenn das Ding nicht zu verbaut ist, könnte ein Blick auf das 
Keramikfilter schon reichen.

NF wieder einkoppel: Kondensator zwischen Pin 18 und 19 am Pin 19 
auslöten, Umschalter dazwischen und die NF Richtung Elko/Pin 18 wieder 
rein.
Ob die Pegel zusammenpassen wirst Du probieren müssen.

Das natürlich vorausgesetzt, der Radiohersteller hat nahe an der 
Applikation aus dem Datenblatt gebaut. Erfahrungsgemäß machen die das, 
nußt Du eben nöglichst verfolgen, was wo hingeht.

Gruß aus Berlin
Michael

von Hewlett (Gast)


Angehängte Dateien:

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Eine unschlagbar einfache Schaltung für einen BFO mit einem ZF-Filter 
455kHz aus einem "alten" Radio. Sehr gut geeignet sind alte Mini 
MW-Empfänger .
Man öffnet das Filter und entfernt die beiden Parallelkondensatoren.
Dann wird mit dem 500pF Drehko abgestimmt, die andere ZF-Filter Seite 
ist die Auskopplung.
Daran eine 1-2 Wdg. Koppel-Drahtschleife und in die Nähe des Empfängers 
bringen. Dies genügt für die BFO-Wirkung.
455kHz Filter gibt es oft als Ersatzteil in Ebay.

von Herr_Mann (Gast)


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@hewlett:
danke für den schaltplan, habe hier noch ein paar säcke mit 
restpostenfilterspulen rumliegen

>Dann wird mit dem 500pF Drehko abgestimmt, die andere ZF-Filter Seite
>ist die Auskopplung.
>Daran eine 1-2 Wdg. Koppel-Drahtschleife und in die Nähe des Empfängers
>bringen. Dies genügt für die BFO-Wirkung.
also muß im empfänger selber gar nichts mehr gelötet werden???

von Matthias (Gast)


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Richtig!
Du brauschst deinen Empfänger nicht öffnen. So ein BFO geht dann auch 
für andere Empfänger ( mit der gleichen ZF ). Das Teil muß natürlich 
etsprechend frequenzstabil sein, sonst hast du keine Freude beim 
Empfang.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

das Problem bei dieser Methode ist, daß das Signal relativ stark am 
ZF-Ausgang ankommen muß, gemischt wird im Demodulator.
Dort wird aber üblicherweise auch die Regelspannung gewonnen, so daß der 
Empfänger durch den BFO-Träger mehr oder weniger abregelt und 
unempfindlich wird.

Dazu kommt noch, daß sein IC keinen Zugang zum AM-Domdulator bietet, so 
daß die Kopplung wohl hauptsächlich am ZF-Eingang erfolgen wird. Das 
macht es nicht besser.

Aber da hilft ohnehin nur probieren. Ich habe auch schon ein 2. 
Kofferradio danebengestellt und auf gewünschte Empangsfreuenz - ZF 
eingestellt.
Gemischt wurde dann direkt irgendwo in den Eingangsstufen, ging auch 
irgendwie...

Gruß aus berlin
Michael

von Herr_Mann (Gast)


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kann man nicht das bfo-signal irgendwo direkt im empfänger dazumischen, 
also über "drahtbrücke" und masse?

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

man kann (mit meinen oben genannten Nebenwirkungen).
Pin 21 ist AM-ZF Eingang. Dort mit einem kleinen Kondensator (wenige pF) 
einkoppeln.

Simple-Version: dünnen Lackdraht vom BFO-Ausgang 2-3 Windungen um das 
Keramik.Filter wickeln sollte auch reichen.

Du muß den Aufbau Deines Gerätes schon selbst mit der 
Applikationsschaltung im Datenblatt des TA8132 vergleichen. Ich kann von 
hier aus nicht erkennen, ob der Hersteller Deines Radios da abweichende 
Wege gegangen ist. ;-)

Alternative, falls das nicht gut erkennbar ist: ca. 1cm isolierten Draht 
an Pin 21 löten, dünnen Lackdraht vom BFO isoliert drumwickeln, bis die 
Kopplung recht. Gibt einen gut abgleichbaren Kondensator...

Andere Einspeisepunkte gibt das IC nicht her, der AM-Demodulator ist bei 
diesem IC von außen offenbar nicht zugänglich.

Gruß aus Berlin
Michael

von Herr_Mann (Gast)


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so, hab jetzt noch mal nachgeschaut:

an pin15 hängt ein zweibeiniges quaderförmiges teil mit der aufschrift 
FRC455TDK, an Pin20 ein 12p-Kerko, an Pin21 wieder ein quaderförmiges 
Teil (dreibeinig) bezeichnet mit U450B14.

>Du brauchst das Signal an Pun 9, IF-Out, das ist die ZF.
also irgendwie raucht mir jetzt der kopf...

die beste möglichkeit ist also, das signal an pin9 abzugreifen, mit dem 
BFO-signal zu mischen und am elko an pin19 wieder einzuschleifen, ja?

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

Pin 15 ist der Oszillator vom Stereo-Decoder -> uninteressant.
Pin 20 sollte eigentlich das Filter des Quadratur-Demodulators hängen, 
ist aber egal, ist FM.

Pin 21 ist das AM-ZF-Filter, ZF ist also offenbar 450kHz. Ich hoffe 
jetzt mal nicht, das B14 die Bandbreite in kHz ist. ;)

Da kannst Du zumindest Experimente machen, den BFO einzuspeisen.
Wie gesagt, kleiner Kondensator an Pin 21.

Mit Pin 9 klappt auch nicht, ich hab mir das Datenblatt inzwischen mal 
genauer angeschaut.
Die ZF kommt nur raus, wenn a) die Feldstärke reicht, um den LED-Treiber 
einzuschalten und wenn b) das Signal IF REQ an Pin 8 auf H liegt.

Das erledigt aber der Abstimmprozessor und auf dessen Verhalten hast Du 
keinen Einfluß...

Damit sind alle Versionen mit eigenem Demodulator hinfällig, läßt dieses 
IC einfach nicht zu, ist eben alles im Stück da drin.

Also zum Test irgendeinen LC-Oszillator aufbauen, der sich zwischen ca. 
445 und 455 kHz abstimmen läßt, lose an Pin 21 ankoppeln und 
ausprobieren.

Ob Dein Oszillator halbwegs passt kannst Du ja auf Mittelwelle testen, 
einfach danebem legen, die Gegend um 900kHz absuchen (1. Oberwelle), da 
muß der Träger an der Feldstärke-LED erkennbar sein.

Gruß aus Berlin
Michael

von Herr_Mann (Gast)


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wie wäre denn folgende variante:

den minimal-oszi nach hewlett, also Figure_03a.jpg aufbauen und am 
ausgang ein poti anschließen. unteres ende an masse, abgriff über einen 
C mit ein paar pF an pin21 einkoppeln?
dann könnte man sozusagen ein bisschen dosierter arbeiten.

ansonsten habe ich ein multimeter mit frequenzzähler bis 5MHz oder so, 
damit müsste man eigentlich die BFO-frequenz direkt nachmessen können. 
der bedämpft allerdings relativ stark... das mit dem mw-radio ist auch 
eine gute idee!

von Andy H. (vinculum) Benutzerseite


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Ich habe ganz früher beim Sony Captain 55 ein zweites Radio daneben 
geste4llt und auf 455 kHz unter der abgestimmten Frequenz eingedreht, 
das war mein BFO. Radios waren da noch wahre Spiegelfrequenzwunder, aber 
so konnte ich SSB hören (in den 70ern).

von Hewlett (Gast)


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OK, müsste gehen, über ein Poti an Pin 21 anzukoppeln.
Da hat man noch den Vorteil den optimalen BFO Pegel einstellen zu 
können.

von Herr_Mann (Gast)


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...so, habe mittlerweile den sack mit den filterspulen rausgekramt, da 
sind jetzt alle möglichen typen und farben dabei.

etwas in richtung 455 scheint aber nirgendwo aufgedruckt zu sein.

möglicherweise wäre es am besten, eine zu zerlegen und neu zu wickeln.
...also eine wicklung mit anzapfung für den oszi und eine wicklung zum 
auskoppeln.
fragt sich nur, wie die spule gewickelt werden muss, was sicher auch vom 
Al-wert des umgebenden materials abhängt.

ideen???

von Hewlett (Gast)


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zerlegen und schauen, wieviel pF die Parallelkondensatoren haben
Haben sie einige 100pF dann ist es sicher ein 455 kHz, bzw etwas darüber 
oder darunter.
Bei kleinen Kapazitäten um die 50pF ist es ein FM Filter für 10.7 MHz

von Herr_Mann (Gast)


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ok, dann schaue ich mal.glaube aber in erinnerung zu haben, dass die 
meisten filterspulen keinen kleinen kondensator unten eingebaut haben.

von Hewlett (Gast)


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Wenn kein Kondensator eingebaut, sieht man es auch an der Anzahl der 
Windungen. "Viele" Wdg. gehören zu 455kHz, wenige zu 10,7 MHz UKW ZF.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Herr_Mann schrieb:

> etwas in richtung 455 scheint aber nirgendwo aufgedruckt zu sein.

Ja, sowas war bei den Spulen nie aufgedruckt, nur bei den
Keramikfiltern.  Nimm also besser gleich sowas hier:

http://www.reichelt.de/?;ACTION=3;LA=2;GROUP=B43;GROUPID=3175;ARTICLE=6870

Meine ersten SWL-Versuche habe ich auch mit einem alten Röhrenradio
gemacht, in das ich einen BFO auf Basis eines 455-kHz-Keramikfilters
nachgerüstet habe.  Die Oszillatoramplitude des BFOs habe ich mit
einem Poti einstellbar gemacht, sodass man von Fall zu Fall das
Optimum suchen konnte.

Um die 800 Hz Unterschied zwischen SSB- und CW-Empfang musst du dir
bei der üblichen Breitbandigkeit der AM-Filter keine Gedanken machen.
Für SSB-Empfang (eigentlich DSB-Empfang, da du das andere Seitenband
nicht durch ein steilflankiges Filter wegblenden kannst) stimmt man
dann den Hauptoszillator exakt auf die Gegenstation ein, während man
für CW-Empfang 800 Hz daneben abstimmt.  Auf welcher Seite die 800 Hz
daneben sind, ist dir dabei überlassen (bzw. suchst du dir danach
aus, auf welcher Seite weniger QRM zu hören ist), d. h. du empfängst
jede CW-Station zweimal.

von Gästchen (Gast)


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Das würde in diesen Thread gut reinpassen: der Empfänger Xhdata D-808, 
der ist Noname und taugt was. Der ist komplett auf DSP, hat zahlreiche 
digitale Filter und kostet dafür fast nix, um die 80 Euro. Dazu noch 
Flugfunk, RDS und Lithium-Batterie drin.

Der größte Nachteil: Tunning Mute.
Der größte Vorteil: digitale Filter (auch im Flugfunk-Bereich).

PS: Im Grunde kann er vieles was Tecsun PL-880 kann, SSB kann er 
definitiv besser (wegen AGC-Problem bei Tecsun). AGC-Problem bei Tecsun 
lässt sich angeblich durch kleine Harndware-Änderung beseitigen.

Mit freundlichem Gruß.

von herbert (Gast)


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Michael U. schrieb:
> Für CW/SSB muß der Oszillator nicht 12kHz sondern so ca. 1kHz neben
> Deiner ZF schwingen, beim Sondkartenanschluß kommt dann das demodulierte
> CW/SSB-Signal raus Richtung Verstärker.

BFo neben RX Stellen ist ok. Er sollte +-1kHz von der Zf einstellbar 
sein um das Seitenband wechseln zu können und weil die Differenz die 
Mithör-Tonhöhe bestimmt.Üblich und angenehm sind 400 bis 800Hz.

von Marek N. (Gast)


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Ich hatte vor über 20 Jahren zur Firmung auch so einen kleinen 
Mini-Weltempfänger geschenkt bekommen und er überstrich auch die 
Amateur-Bänder.
Mit sehr viel Feingefühl konnte ich gelegentlich auf 40 m etwas Piepsen 
entlocken, mehr aber auch nicht. Klar, das Teil war als AM-Empfänger so 
breit, dass es vermutlich das ganze CW-Segment auf ein Mal empfangen und 
alle Signale gegeneinander demoduliert hat. SSB-Signale konnte ich 
natürgemäß so nicht empfangen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Marek N. schrieb:
> Klar, das Teil war als AM-Empfänger so breit, dass es vermutlich das
> ganze CW-Segment auf ein Mal empfangen und alle Signale gegeneinander
> demoduliert hat.

Ich habe meine (damals in der DDR auf dem Weg zum Sendeamateur 
obligatorische) SWL-Zeit mit einem Röhrenradio *) mit nachgerüstetem BFO 
(Oszillator mit 455-kHz-Piezo-Filter) bestritten und habe dazumals 
einige schöne CW-QSOs hören können. Eins der interessantesten gleich am 
Anfang dieser Zeit war ein QSO von P29EJ (Papua-Neuguinea), der mir auch 
tatsächlich „postwendend“ meine SWL-Karte im beigelegten Rückumschlag 
mit einer QSL-Karte bestätigt hat.

Klar, bei dichter Bandbelegung im Contest-Betrieb hat man mit so einem 
breiten Filter keine Chance, aber zu „normalen Zeiten“ geht das schon.

*) „Erfurt 4“

https://www.radiomuseum.org/r/stern_sonn_erfurt_4_1014970wu.html

Wirklich von Vorteil hier war für diese Nutzung die „Kurzwellen-Lupe“.

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